Schamlose Puff-Werbetafeln in HH's City
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Schamlose Puff-Werbetafeln in HH's City
Aus der BILD-Zeitung vom 07.01.2016
POLITIKER KRITISIEREN...
PORNOISIERUNG IN DER CITY IMMER SCHAMLOSER
Von Nadja Aswald
(Hamburg) City -
Gespreizte Beine vorm Kino, nackte Brueste an der Kieler Strasse, suendige Blicke an der Eiffestrasse...
Auf etlichen Werbetafeln in der ganzen Stadt wird schamlos fuer Sex-Clubs und Bordelle geworben: Porno pur an Hamburgs Bordsteinen!
Erst vor wenigen Wochen hatte BILD ueber die Porno-Saeule vorm Hauptbahnhof berichtet. Jetzt geht die Plakatierung weiter: Sogar fuer den von Rockerbanden umkaempften "Atmos"-Club wird geworben, auch ein Etablissement im fernen Erkrath (bei Duesseldorf) wird angepriesen!
Warum greifen Sie nicht ein, Herr Oberbaudirektor, wenn Schmuddel-Werbung die City ueberflutet? Denn: In alle Entscheidungen, die die Stadtgestaltung betreffen, ist Planer Joern Walter (58) eingebunden.
FDP-Stadtentwicklungsexperte Jens P. Meyer (44) ist alarmiert. "Wenn die Werbeflaechen in Hamburg zunehmend fuer Bordellwerbung genutzt werden, sollte sich die Stadt ueberlegen, ob und inwieweit sie annaehernd pornografische Inhalte im oeffentlichen Raum duldet. Diese Bilder verletzen Frauenrechte und das Anstandsgefuehl vieler Menschen."
Die Firmen, die die Flaechen zur Verfuegung stellen, duerfen die Motive nur ablehnen, wenn sie verletzende oder diffamierende Abbildungen zeigen. Heisst: Hier ist die Stadt gefragt!
In der CDU-Buergerschaftsfraktion reagiert man entsetzt auf die Porno-Flut. Joerg Hamann (50, CDU): "Diese Plakate verschandeln Hamburg. Hier muss die Stadt sofort handeln und anstoessige Motive verbieten!"
www.bild.de/regional/hamburg/pornografi ... .bild.html
____________________________________________
IRRE!
NOCH MEHR PUFF-WERBUNG FUER DUESSELDORF
www.bild.de/regional/hamburg/bordell/no ... .bild.html
POLITIKER KRITISIEREN...
PORNOISIERUNG IN DER CITY IMMER SCHAMLOSER
Von Nadja Aswald
(Hamburg) City -
Gespreizte Beine vorm Kino, nackte Brueste an der Kieler Strasse, suendige Blicke an der Eiffestrasse...
Auf etlichen Werbetafeln in der ganzen Stadt wird schamlos fuer Sex-Clubs und Bordelle geworben: Porno pur an Hamburgs Bordsteinen!
Erst vor wenigen Wochen hatte BILD ueber die Porno-Saeule vorm Hauptbahnhof berichtet. Jetzt geht die Plakatierung weiter: Sogar fuer den von Rockerbanden umkaempften "Atmos"-Club wird geworben, auch ein Etablissement im fernen Erkrath (bei Duesseldorf) wird angepriesen!
Warum greifen Sie nicht ein, Herr Oberbaudirektor, wenn Schmuddel-Werbung die City ueberflutet? Denn: In alle Entscheidungen, die die Stadtgestaltung betreffen, ist Planer Joern Walter (58) eingebunden.
FDP-Stadtentwicklungsexperte Jens P. Meyer (44) ist alarmiert. "Wenn die Werbeflaechen in Hamburg zunehmend fuer Bordellwerbung genutzt werden, sollte sich die Stadt ueberlegen, ob und inwieweit sie annaehernd pornografische Inhalte im oeffentlichen Raum duldet. Diese Bilder verletzen Frauenrechte und das Anstandsgefuehl vieler Menschen."
Die Firmen, die die Flaechen zur Verfuegung stellen, duerfen die Motive nur ablehnen, wenn sie verletzende oder diffamierende Abbildungen zeigen. Heisst: Hier ist die Stadt gefragt!
In der CDU-Buergerschaftsfraktion reagiert man entsetzt auf die Porno-Flut. Joerg Hamann (50, CDU): "Diese Plakate verschandeln Hamburg. Hier muss die Stadt sofort handeln und anstoessige Motive verbieten!"
www.bild.de/regional/hamburg/pornografi ... .bild.html
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IRRE!
NOCH MEHR PUFF-WERBUNG FUER DUESSELDORF
www.bild.de/regional/hamburg/bordell/no ... .bild.html
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"Annähernd pornographische Inhalte", nee is klar. Es gibt nackte Beine und Füße in High Heels zu sehen, ungeheuerlich! Und weibliche Brüste, die nur von langen Haaren (vollständig) bedeckt sind! Entblößte Rücken! Leere Bars mit Beleuchtung! Und so obszöne Texte wie Adressen und Öffnungzeiten und das Wort "FKK & Nightclub"! Somdom und Gomhorra! Schützt Frauen und Kinder!!!!eins!!!elf!!!
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RE: Schamlose Puff-Werbetafeln in HH's City
Es geht auch darum
Die Bewirtschaftung der Scham
als Instrument der Herrschaftssicherung zurückzugewinnen.
Die Impementierung von Scham, insbesondere die Impelementierung von Scham bezüglich des eigenen Begehrens, die damit verbundene Abwehr des Begehrens, also auch des Körpers und seiner Phänomene der Lust, die Beherrschung dieses Körpers durch Verkehrung seiner Begehrensenergie gegen das Subjekt, durch die Degradierung der leiblichen Existenz zum Objekt antileiblichen Willens, zur Körperlichkeit die Wert nur hat, sofern sie funktioniert, wird zum internalisierten Mechanismus der Herrschaft, der die Schlüsselreize der Beschämung nutzend, menschenfeindliche Haltungen etabliert und menschenverachtende Handlungen induziert.
Beispiele der internalisierten Beschämung sind z. B. Ideologien der religiösen oder nationalen oder familiären Ehre, für die zu sterben, der Wille dem Körper befiehlt. Die Bereitschaft zu dieser Entkörperlichung hat, so möchte ich als These behaupten, sehr viel mit der Beschämung des individuellen Begehrens zu tun. Insofern ist die Bewirtschaftung der Scham ein Herrschaftsinstrument. Unter Missachtung des eigenen Lebens, erst Recht unter Missachtung des Lebens Anderer - Fremder kann der über Beschämung gesteuerte Wille bis zur Auslöschung der bioligischen Substanz, die ihn trägt, wirkmächtig sein. Die Vernichtung der physischen Existenz ist quasi Vorraussetzung des Überlebens menschenverachtender sozialer Ordnungen und Sinnsysteme (Religion / Nation / Clan ...). Diese Art von Sozialem als unserer zweiten Natur, ich möchte sie als faschitoide Persönlichkeitsstruktur benennen, hat ihre ultima Ratio in der fast vollständigen physischen Vernichtung der Anderen und zugleich der Vernichtung aller Formen dessen, was als Menschlich-Psychisches verstanden werden kann.
In diesem Zusammenhang ist es interessant zu sehen, mit welchen Bewertungen die geschilderten Tatsache der auch überregionalen Plakatwerbung für
Sex Clubs und
Bordelle
im öffentlichen Raum Hamburgs verknüpft werden und dabei zu bedenken, dass sofern solche Verknüpfungen wiederholt im öffentlichen Diskurs hergestellt werden und sie unwidersprochen bleiben, sie den öffentlichen Diskurs bestimmen, in dem dann das eine sagbar, das andere unsagbar da schambesetzt wird. Es geht um einen Normalisierungsdruck innerhalb des Diskurses (Nölle Neumann: Schweigespirale https://de.wikipedia.org/wiki/Schweigespirale ), mit dem die Entwicklung in Richtung der diskursdominierenden Begrifflichkeiten vorgeben wird. Dessen Ergebnis sieht in den USA, in denen Moral Crusades (R. Weitzer) Tradition haben und diese aktuell besonders virulent im rechten Spektrum sind und dort die Zustimmung zu den Trumps unserer Welt fördern, so aussehen:
«In den USA hat sich die sexuelle Selbstbestimmung indes nicht als breites Organisationsprinzip sexueller Beziehungen durchgesetzt, weil die sexuelle Liebralisierungswelle der 1960er Jahre einen grundsätzlich anderen Verlauf als in Europa nahm. Schon den ersten Erfolgen der Homosexuellen und Frauenbewegung stemmte sich die religiöse Rechte entgegen, die es zunehmend schafft, eine antiliberale Sexualpolitik durchzusetzen. Die Konzepte der Selbstbestimmung und Konsenzmoral haben sich so nie etablieren können, ebensowenig wie das später international durchgesetzte Konzept der sexuellen Rechte als Teil der allgemeinen Menschenrechte (Herzog 2007:314 f)» (1)
Der Bild Artikel operiert gegenüber dem Phänomen der Werbung für Bordelle und Sex Clubs im öffentlichen Raum, vielleicht auch motiviert durch den Einnahmeverluste bei den Anzeigen in der Bild-Zeitungs Rubrik Kontakte etc, mit folgenden Beschämungen und dieses Operieren, so meine These, zielt gegen das Recht auf sexuelle Selbstbestimmung:
(in Reihenfolge der Verwendung der Begriffe im Text des Artikels)
sündig,
schamlos,
von Rockerbanden umkämpft,
überflutete,
schmuddel,
alarmiert,
annähernd pornografische Inhalte,
verletzen Frauenrechte,
verletzen Anstandsgefühl,
entsetzt,
Porno Flut,
verschandeln,
anstössig
Der Bild-Zeitungsartikel ist dabei nur ein Beispiel des laufenden Diskurses um
- Sexualität im Allgemeinen (sexuelle Übergriffe in Köln und anschliessende Debatte, schärferes Strafrecht), die, so meine These deswegen exorbitante Aufmerksamkeit erhalten, weil sie rassistisch konnotiert sind, und
- Sexualität in Form von SW im Besonderen (aktuell: «Ware Mädchen»),
in denen das Narrativ der Schamlosigkeit, der Sünde, der Kriminalität Diskurshoheit bereits erlangt hat, zumindest aber erlangen soll.
Besonders die rassistische Knüpfung sexuelle Gefahr an die Anderen, dieses Spiel mit Gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit, mit Feindbildern, ist bemerkenswert und es ist historisch nicht neu (entartete hakennasige Rassenschänder ...) wie W. Reich ausführlich analysiert (Massenpsychologie des Faschismus), wie K. Theweleit in seinen «Männerphantasien» faktenreich spezifiziert, und auch Mecheril mit Bezugnahme auf ein Titel und Titelbild des Fokus beschreibt:
«"Nach den Sex-Attacken von Migranten: Sind wir noch tolerant oder schon blind?"
Da bleibt mir die Luft weg:
Rassistische Darstellungen und Reden sind im postnationalsozialistischen Deutschland des 21. Jahrhundert wieder salonfähig. Denn diese Darstellung des Fokus ist rassistisch, weil in reißerischer und aufdringlicher, Affekte generierender Art und Weise Migranten mit Hilfe sexualisierter Darstellungen dämonisiert werden und darin zugleich ein Wir (Sind wir noch tolerant oder schon blind?) errichtet wird, das weiß ist. Das Titelbild spielt das schwarz–weiß Spiel. Die Anderen: schwarz, handgreiflich, gesichtslos, schamlos, gefährlich, schmutzig. Wir: weiß, rein, gefährdet, zivilisiert, schamvoll, erhaben. Das Wir, das sich fragt, ob es tolerant oder nicht schon blind ist und an das sich der Fokus wendet, besteht aus weißen Frauen, die von schwarzen Migrantenhänden begrapscht werden, und weißen Männer, die "unsere Frauen" schützen müssen. Der Schutz "unserer Frauen" vor der Sexualität der anderen Rasse war immer schon Bestandteil rassistischer und zugleich rassistisch-patriachaler Traditionen, unter anderem ein wichtiges Moment beim Lynchen von Schwarzen in Nordamerika.» (2)
Es gibt einen in tiefe Schichten der Persönlichkeit reichenden Zusammenhang zwischen Begehrensbeschämung und menschenfeindlichen Haltungen. Meine These wäre, auch mit Bezug auf das Beispiel USA, dass die Verwicklung in Kriegshandlungen, die Zustimmung zu diesen, die Mordquote, die Inhaftierungsquote z. B. in den USA ihre psychische Basis im Erfolg der religiösen Rechten haben, der dazu führte, dass in den USA «Die Konzepte der [sexuellen] Selbstbestimmung und Konsenzmoral ... sich so nie [haben] etablieren können, ebensowenig wie das später international durchgesetzte Konzept der sexuellen Rechte als Teil der allgemeinen Menschenrechte«. (1)
Diesen Thesen folgend meine ich, dass in der Aufzählung "Zuerst die SW, dann die LGBTIQ, dann die ..." das Zitat von Niemöller (siehe: http://www.sexworker.at/phpBB2/viewtopi ... 869#149869) vielleicht nicht notwendig aber wenigstens zulässig ist, wenn es von mir als Pro-SW-Aktiven und in diesem Zusammenhang persönlich von durch Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit induzierter (neofaschistischer, so sage ich) psychisch-verbaler und sozial-relationaler Gewalt Betroffenem geäussert wird.
(1) zitiert nach:
D. Klimke,
Risikosexualität und das sichere Spiel der Sadomasochisten,
in (Hrsg) F. Mildenberger,
Die andere Fakultät,
Hamburg 2015,
S. 301
(2)
P. Mecheril
Gastrede beim Neujahrsempfang des Bürgermeisters von Bremen
am 14.01.2016
http://www.weser-kurier.de/bremen/breme ... 91009.html, abgerufen am 22.01.2016 ca 15:00
Die Bewirtschaftung der Scham
als Instrument der Herrschaftssicherung zurückzugewinnen.
Die Impementierung von Scham, insbesondere die Impelementierung von Scham bezüglich des eigenen Begehrens, die damit verbundene Abwehr des Begehrens, also auch des Körpers und seiner Phänomene der Lust, die Beherrschung dieses Körpers durch Verkehrung seiner Begehrensenergie gegen das Subjekt, durch die Degradierung der leiblichen Existenz zum Objekt antileiblichen Willens, zur Körperlichkeit die Wert nur hat, sofern sie funktioniert, wird zum internalisierten Mechanismus der Herrschaft, der die Schlüsselreize der Beschämung nutzend, menschenfeindliche Haltungen etabliert und menschenverachtende Handlungen induziert.
Beispiele der internalisierten Beschämung sind z. B. Ideologien der religiösen oder nationalen oder familiären Ehre, für die zu sterben, der Wille dem Körper befiehlt. Die Bereitschaft zu dieser Entkörperlichung hat, so möchte ich als These behaupten, sehr viel mit der Beschämung des individuellen Begehrens zu tun. Insofern ist die Bewirtschaftung der Scham ein Herrschaftsinstrument. Unter Missachtung des eigenen Lebens, erst Recht unter Missachtung des Lebens Anderer - Fremder kann der über Beschämung gesteuerte Wille bis zur Auslöschung der bioligischen Substanz, die ihn trägt, wirkmächtig sein. Die Vernichtung der physischen Existenz ist quasi Vorraussetzung des Überlebens menschenverachtender sozialer Ordnungen und Sinnsysteme (Religion / Nation / Clan ...). Diese Art von Sozialem als unserer zweiten Natur, ich möchte sie als faschitoide Persönlichkeitsstruktur benennen, hat ihre ultima Ratio in der fast vollständigen physischen Vernichtung der Anderen und zugleich der Vernichtung aller Formen dessen, was als Menschlich-Psychisches verstanden werden kann.
In diesem Zusammenhang ist es interessant zu sehen, mit welchen Bewertungen die geschilderten Tatsache der auch überregionalen Plakatwerbung für
Sex Clubs und
Bordelle
im öffentlichen Raum Hamburgs verknüpft werden und dabei zu bedenken, dass sofern solche Verknüpfungen wiederholt im öffentlichen Diskurs hergestellt werden und sie unwidersprochen bleiben, sie den öffentlichen Diskurs bestimmen, in dem dann das eine sagbar, das andere unsagbar da schambesetzt wird. Es geht um einen Normalisierungsdruck innerhalb des Diskurses (Nölle Neumann: Schweigespirale https://de.wikipedia.org/wiki/Schweigespirale ), mit dem die Entwicklung in Richtung der diskursdominierenden Begrifflichkeiten vorgeben wird. Dessen Ergebnis sieht in den USA, in denen Moral Crusades (R. Weitzer) Tradition haben und diese aktuell besonders virulent im rechten Spektrum sind und dort die Zustimmung zu den Trumps unserer Welt fördern, so aussehen:
«In den USA hat sich die sexuelle Selbstbestimmung indes nicht als breites Organisationsprinzip sexueller Beziehungen durchgesetzt, weil die sexuelle Liebralisierungswelle der 1960er Jahre einen grundsätzlich anderen Verlauf als in Europa nahm. Schon den ersten Erfolgen der Homosexuellen und Frauenbewegung stemmte sich die religiöse Rechte entgegen, die es zunehmend schafft, eine antiliberale Sexualpolitik durchzusetzen. Die Konzepte der Selbstbestimmung und Konsenzmoral haben sich so nie etablieren können, ebensowenig wie das später international durchgesetzte Konzept der sexuellen Rechte als Teil der allgemeinen Menschenrechte (Herzog 2007:314 f)» (1)
Der Bild Artikel operiert gegenüber dem Phänomen der Werbung für Bordelle und Sex Clubs im öffentlichen Raum, vielleicht auch motiviert durch den Einnahmeverluste bei den Anzeigen in der Bild-Zeitungs Rubrik Kontakte etc, mit folgenden Beschämungen und dieses Operieren, so meine These, zielt gegen das Recht auf sexuelle Selbstbestimmung:
(in Reihenfolge der Verwendung der Begriffe im Text des Artikels)
sündig,
schamlos,
von Rockerbanden umkämpft,
überflutete,
schmuddel,
alarmiert,
annähernd pornografische Inhalte,
verletzen Frauenrechte,
verletzen Anstandsgefühl,
entsetzt,
Porno Flut,
verschandeln,
anstössig
Der Bild-Zeitungsartikel ist dabei nur ein Beispiel des laufenden Diskurses um
- Sexualität im Allgemeinen (sexuelle Übergriffe in Köln und anschliessende Debatte, schärferes Strafrecht), die, so meine These deswegen exorbitante Aufmerksamkeit erhalten, weil sie rassistisch konnotiert sind, und
- Sexualität in Form von SW im Besonderen (aktuell: «Ware Mädchen»),
in denen das Narrativ der Schamlosigkeit, der Sünde, der Kriminalität Diskurshoheit bereits erlangt hat, zumindest aber erlangen soll.
Besonders die rassistische Knüpfung sexuelle Gefahr an die Anderen, dieses Spiel mit Gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit, mit Feindbildern, ist bemerkenswert und es ist historisch nicht neu (entartete hakennasige Rassenschänder ...) wie W. Reich ausführlich analysiert (Massenpsychologie des Faschismus), wie K. Theweleit in seinen «Männerphantasien» faktenreich spezifiziert, und auch Mecheril mit Bezugnahme auf ein Titel und Titelbild des Fokus beschreibt:
«"Nach den Sex-Attacken von Migranten: Sind wir noch tolerant oder schon blind?"
Da bleibt mir die Luft weg:
Rassistische Darstellungen und Reden sind im postnationalsozialistischen Deutschland des 21. Jahrhundert wieder salonfähig. Denn diese Darstellung des Fokus ist rassistisch, weil in reißerischer und aufdringlicher, Affekte generierender Art und Weise Migranten mit Hilfe sexualisierter Darstellungen dämonisiert werden und darin zugleich ein Wir (Sind wir noch tolerant oder schon blind?) errichtet wird, das weiß ist. Das Titelbild spielt das schwarz–weiß Spiel. Die Anderen: schwarz, handgreiflich, gesichtslos, schamlos, gefährlich, schmutzig. Wir: weiß, rein, gefährdet, zivilisiert, schamvoll, erhaben. Das Wir, das sich fragt, ob es tolerant oder nicht schon blind ist und an das sich der Fokus wendet, besteht aus weißen Frauen, die von schwarzen Migrantenhänden begrapscht werden, und weißen Männer, die "unsere Frauen" schützen müssen. Der Schutz "unserer Frauen" vor der Sexualität der anderen Rasse war immer schon Bestandteil rassistischer und zugleich rassistisch-patriachaler Traditionen, unter anderem ein wichtiges Moment beim Lynchen von Schwarzen in Nordamerika.» (2)
Es gibt einen in tiefe Schichten der Persönlichkeit reichenden Zusammenhang zwischen Begehrensbeschämung und menschenfeindlichen Haltungen. Meine These wäre, auch mit Bezug auf das Beispiel USA, dass die Verwicklung in Kriegshandlungen, die Zustimmung zu diesen, die Mordquote, die Inhaftierungsquote z. B. in den USA ihre psychische Basis im Erfolg der religiösen Rechten haben, der dazu führte, dass in den USA «Die Konzepte der [sexuellen] Selbstbestimmung und Konsenzmoral ... sich so nie [haben] etablieren können, ebensowenig wie das später international durchgesetzte Konzept der sexuellen Rechte als Teil der allgemeinen Menschenrechte«. (1)
Diesen Thesen folgend meine ich, dass in der Aufzählung "Zuerst die SW, dann die LGBTIQ, dann die ..." das Zitat von Niemöller (siehe: http://www.sexworker.at/phpBB2/viewtopi ... 869#149869) vielleicht nicht notwendig aber wenigstens zulässig ist, wenn es von mir als Pro-SW-Aktiven und in diesem Zusammenhang persönlich von durch Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit induzierter (neofaschistischer, so sage ich) psychisch-verbaler und sozial-relationaler Gewalt Betroffenem geäussert wird.
(1) zitiert nach:
D. Klimke,
Risikosexualität und das sichere Spiel der Sadomasochisten,
in (Hrsg) F. Mildenberger,
Die andere Fakultät,
Hamburg 2015,
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(2)
P. Mecheril
Gastrede beim Neujahrsempfang des Bürgermeisters von Bremen
am 14.01.2016
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RE: Schamlose Puff-Werbetafeln in HH's City
Klaus, du hast eine ganze Reihe von Themen/Kategorien gut herausgearbeitet.
Die Bild-Zeitung ist dafür nicht der Gesprächspartner. Sie ist es selbst, die die Pornografisierung betreibt. Sie lädt die Fotobeispiele in der üblichen Erregungstechnik ("Porno pur") erst auf, macht aus der Mücke einen Elefanten, vermengt bewusst alle Diskursebenen, so dass außer der medialen Erregung keine sachliche Verständigung mehr möglich bleibt. Die Bild macht das bewusst und gewollt; es ist ihr Geschäftsmodell, sie lebt davon.
Wollte man über die "Sache" reden, müsste man wenigstens unterscheiden:
Wie rede ich über Sexarbeit und die P6-Branche als Teil der gesellschaftlichen Realität?
Wie rede ich über Schutzinteressen Minderjähriger?
Wie rede ich über Ursache-Wirkungszusammenhänge von Darstellung, Menschenbilder und Sexualisierung?
Dann erst kann eine Diskussion stattfinden, denn zu den unterschiedlichen Ebenen gibt es unterschiedliche Erfahrungen und Haltungen. Dann erst wird der feministische Beitrag interessant.
Es ist mir sympathisch, wenn man der Bild entgegenhält "Make love not war" oder auf den Vergleich mit Heidi Klum hinweist. Aber ich denke, es reicht nicht, denn sofort steht der Gegenvorwurf im Raum, dass dies eine Verharmlosung sei. Es fehlt die Pointe der Position: Werbung für P6-Angebote ist einer offenen Gesellschaft zumutbar, ähnlich wie Satire über Religion. Eine behauptete "Anstößigkeit" ist kein stärkeres Argument.
Es ist der Jugendschutz, über den zu reden es sich lohnt. Hier bin ich der Meinung: Nicht die offene Darstellung über den Fakt, dass ein Teil der Erwachsenen Sexarbeit leistet oder in Anspruch nimmt, ist jugendgefährdend. Hier fehlt sehr eine Kenntnis von den Erzählungen vieler Sexworker, wie sie mit ihren Kindern über ihre Arbeit sprechen und davon, wie Kinder damit umgehen können. Jugendgefährdend sind dagegen vielmehr die interessengeleiteten Darstellungen, die auf eine Identifikation der Kinder und Jugendlichen abzielen: Rollenmodelle, ästhetische Standards etc. Aber dafür gibt es viel relevantere Beispiele als die Puff-Werbungen.
PS an Klaus:
Deiner Erklärung zu deiner Verwendung des Niemöller-Zitats (als "Betroffener") kann ich gut zustimmen. Jedoch bist gerade du jemand, der in besonders ausgeprägter Weise in zwei Rollen - als "Betroffener" und als Analyst - spricht. Selbst innerhalb deiner Erklärung wechselst du den Kontext ("zulässig" - "notwendig"). Ob sich daraus ein Konflikt ergibt, kannst nur du selbst entscheiden. Als Zuhörer mache ich allerdings die Unterscheidung: Als "Betroffener" hat er recht, als "Analyst" nicht.
Die Bild-Zeitung ist dafür nicht der Gesprächspartner. Sie ist es selbst, die die Pornografisierung betreibt. Sie lädt die Fotobeispiele in der üblichen Erregungstechnik ("Porno pur") erst auf, macht aus der Mücke einen Elefanten, vermengt bewusst alle Diskursebenen, so dass außer der medialen Erregung keine sachliche Verständigung mehr möglich bleibt. Die Bild macht das bewusst und gewollt; es ist ihr Geschäftsmodell, sie lebt davon.
Wollte man über die "Sache" reden, müsste man wenigstens unterscheiden:
Wie rede ich über Sexarbeit und die P6-Branche als Teil der gesellschaftlichen Realität?
Wie rede ich über Schutzinteressen Minderjähriger?
Wie rede ich über Ursache-Wirkungszusammenhänge von Darstellung, Menschenbilder und Sexualisierung?
Dann erst kann eine Diskussion stattfinden, denn zu den unterschiedlichen Ebenen gibt es unterschiedliche Erfahrungen und Haltungen. Dann erst wird der feministische Beitrag interessant.
Es ist mir sympathisch, wenn man der Bild entgegenhält "Make love not war" oder auf den Vergleich mit Heidi Klum hinweist. Aber ich denke, es reicht nicht, denn sofort steht der Gegenvorwurf im Raum, dass dies eine Verharmlosung sei. Es fehlt die Pointe der Position: Werbung für P6-Angebote ist einer offenen Gesellschaft zumutbar, ähnlich wie Satire über Religion. Eine behauptete "Anstößigkeit" ist kein stärkeres Argument.
Es ist der Jugendschutz, über den zu reden es sich lohnt. Hier bin ich der Meinung: Nicht die offene Darstellung über den Fakt, dass ein Teil der Erwachsenen Sexarbeit leistet oder in Anspruch nimmt, ist jugendgefährdend. Hier fehlt sehr eine Kenntnis von den Erzählungen vieler Sexworker, wie sie mit ihren Kindern über ihre Arbeit sprechen und davon, wie Kinder damit umgehen können. Jugendgefährdend sind dagegen vielmehr die interessengeleiteten Darstellungen, die auf eine Identifikation der Kinder und Jugendlichen abzielen: Rollenmodelle, ästhetische Standards etc. Aber dafür gibt es viel relevantere Beispiele als die Puff-Werbungen.
PS an Klaus:
Deiner Erklärung zu deiner Verwendung des Niemöller-Zitats (als "Betroffener") kann ich gut zustimmen. Jedoch bist gerade du jemand, der in besonders ausgeprägter Weise in zwei Rollen - als "Betroffener" und als Analyst - spricht. Selbst innerhalb deiner Erklärung wechselst du den Kontext ("zulässig" - "notwendig"). Ob sich daraus ein Konflikt ergibt, kannst nur du selbst entscheiden. Als Zuhörer mache ich allerdings die Unterscheidung: Als "Betroffener" hat er recht, als "Analyst" nicht.
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RE: Schamlose Puff-Werbetafeln in HH's City
Grins ...
Super, lust4fun ...
Du findest immer so tolle Worte ...
Meine Zustimmung hast Du.
Schoene Gruesse von Hamster
Super, lust4fun ...
Du findest immer so tolle Worte ...
Meine Zustimmung hast Du.
Schoene Gruesse von Hamster
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RE: Schamlose Puff-Werbetafeln in HH's City
Signatur: Klaus Fricke, Dipl. SozPäd FH,
Lobbyist für Vermietung von Betriebsstätten an selbstbestimmt tätige Sexarbeitende,
SIB-SWinfoBremen[at]gmx.de (Eingabe zwecks Auffindbarkeit über google etc)
Lobbyist für Vermietung von Betriebsstätten an selbstbestimmt tätige Sexarbeitende,
SIB-SWinfoBremen[at]gmx.de (Eingabe zwecks Auffindbarkeit über google etc)
Singularität
Hallo lieber lust4fun,
danke für die Hinweise und Überlegungen.
Der oben von mir erwähnte Artikel v. Prof. a.D. PA, Dr. Daniela Klimke streift das Thema des Jugendschutzes, das Du hier ansprichst in interessanter Weise. Ich denke ich werde ihn hier, sofern ich Gelegenheit erhalte mit ihr zu sprechen (kommt hier aus der Region) und sie meine Ideen zu Ihrem Artikel nicht entkräftet, kurz vorstellen und besprechen.
Die Spannung, die sich aus der Tatsache ergibt, dass ich als Pro-SW-Aktiver Betroffener von sozialer Schmähung bin, ich für SW spreche, die zudem von rassistischer Schmähung betroffen sind, für die diese Schmähungen, da fortgesetzt erlebt, körperverletzende Qualiät hat, sie also - rassistisch mitbegründet - in ihrem Leben benachteiligt und beeinträchtigt bis hin zur Traumatisierung sind, macht es der Aufrichtigkeit und Transparenz halber notwendig, die Position des "neutralen" Analysten (die es natürlich sowieso nicht wirklich gibt), in meinen Ansätzen zu Analysen kontextwechselnd und (hoffentlich) habituell gesichert zu konterkarieren.
Ein Spagat also, sicher nicht immer intrapersonal konfliktlos, vielleicht auch nicht letztlich begründbar richtig, aus der Sicht des Darbietenden jedoch eher kein Amüsement, sondern eine (?Kunst-?) Fertigkeit, darüber zu amüsieren, erst recht grinsend, vielleicht unangemessen, jedoch kaum diskursfördernd ist.
Die von mir im Öffentlichen des Weser-Kurier genutzte Signatur
Klaus Fricke, Dipl. SozPäd FH,
Lobbyist für Vermietung von Betriebsstätten an selbstbestimmt tätige Sexarbeitende
signalisiert die gehaltene Spannung nicht nur, sondern wird von anderen Kommentierenden genutzt, um analytische Inhalte im Sinne der Akademikerfeindlichkeit, der Bevorzugung dessen, was gesunder Menschenverstand genannt oder als Stimme des kleinen Mannnes (nicht Frau) stilisiert wird, Gruppenbezogen Menschenfeindlich, zu schmähen. Ein Mechanismus, der auch das Faschistische zu erzeugen imstande ist. Nicht nur mir sollte dabei das Lachen im Halse stecken bleiben. Mir seien @ Hamster diese Worte daher, es geht ums Wehren gegen die Anfänge, erlaubt.
Analytisch vertrete ich daneben die Auffassung, dass die Naziherrschaft ein singuläres Ereignis ist, das zum Vergleich mit anderen Erscheinungen der entfesselten Barbarei nicht taugt, dass, und das wollte ich im Text oben verdeutlichen, es jedoch Mechanismen gibt, die im Konzept der Gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit oder im Konzept des Othering gut beschrieben werden, die auch aktuell wirksam sind und die fortdauernd, - als psychosoziale Struktur - unterschiedlichste Formen der zulässigen Entwertung von Menschen gebären, die, zur politischen Gewalt im Sinne einer organisierten Bewegung sich organisiernd, von mir als neofaschistisch bezeichnet werden und diese Kennzeichnung nicht, mit dem Verweis auf Singulariät unterbunden, zum Unsagbaren wird.
Den Grundtonus des Othering, der Gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit, von dem SW bestimmt wird, ohne dass das Wie, Wieviel, Welche Folgen bisher empirisch in den Blick genommen wurde, diese Leerstelle der Aufarbeitung von Verbrechen an Menschen, die Aktiv in der SW sind, ordne ich in das ein, was ich als historisches Kontinuum der Gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit bezeichne, dessen eine Ausprägung die Naziherschaft war, die uns aber nicht zwangsläufig gegen andere Singularitäten der Barbarei immunisiert, sofern wir die zugrundeliegenden Mechanismen, zu denen Othering, und Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit grundlegend gehören, zu denen die Bewirtschaftung der Scham einen wesentlichen Beitrag leistet, nicht verstanden, benannt und in ihrer barbarischen Konsequenz offengelegt haben.
Das banal Böse des deutschen Faschismus hatte seine Quellen auch in Mechanismen der Erniedrigung und der sexuellen Beschämung, die einer rassistischen Ideologie folgend, Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit zum sozialen Konsenz werden ließen und sich in der Lust an der Tötung der Untermenschen, die aus den Objektiven der Wehrmachtsoldaten spricht (Klaus Theweleit zitiert vom Historiker Hannes Heer auf einem Vortrag zum 20. Jahrestag der Wehrmachtsaustellung in Bremen am 21.01.2016), state of the art des gesunden Volksempfindens in Abermillionen Momentaufnahmen von der Front, offenbart. Diese Lust glimmt auf in Hoyerswerda und seinen von uns als SW-Aktiven überlebten deja vus in Bremen.
Der Furor gegen das Fremde / Andere / sexuell Bedrohliche, seine Parteiwerdung und Parteienduchdringung, seine Abschottungs- und Ausgrenzungsphrasologie, seine auch tötliche Gewaltwerdung an den EU Aussengrenzen, die globale Spaltung in Arm-Entwertet-Süd und Reich-Privilegiert-Nord, sind, so wir es auf der Grundlage des vorhandenen Reichtums von uns Privilegierten des Nordens und der Tatsache des Elends und des millionenfachen Sterbens im Süden betrachten, eine andere Form der Barbarei, für die wir die Verantwortung tragen. 56 Millionen Tote durch Unterernährung und Hunger in ca einem Jahr bemerkt J. Ziegler (https://de.wikipedia.org/wiki/Jean_Ziegler), Bezug nehmend auf die Leichenberge des Deutschen Faschismus, die Weltordnung des Neoliberalismus kritisierend (z.B.: https://www.jungewelt.de/loginFailed.ph ... 16/053.php).
Wissen wir von nichts?
Haben wir nichts damit zu tun?
Wem geben wir durch Stimme oder Stimmenenthaltung -Erwachsene die wir sind, Verantwortung die uns also niemand abnehmen kann - die Macht?
Keine schönen Worte.
Den Diskurs - @ Hamster - mit «Grins...» zu führen, nach dem wofür Sie sich entschuldigend an uns gewandt haben (siehe: http://www.sexworker.at/phpBB2/viewtopi ... 764#147764 und folgende Beiträge / http://www.sexworker.at/phpBB2/viewtopi ... 247#148247 und folgende Beiträge / http://www.sexworker.at/phpBB2/viewtopi ... highlight= ), naja, von persönlicher Aufrichtigkeit zeugt das nicht. Zum Lachen ist mir - als Verantwortungssubjekt - unter der derzeitigen Erscheinungsform des Bösen, das den Tot schleichend, unsichtbar, den waltend-alternativlos-unhintergehbar-gesunden Kräften des Marktes folgend vollzieht, nicht. Ob dieses Modell in dem Dorf, das sich Globus nennt, unser gemeinsames Überleben sichert, erst recht in fairer Weise, ich zweifle.
Integer sind wir Deutsche aktuell eventuell ab dem Moment, wo die Quote der Flüchtlinge, also die Quote der Aufnahme von Menschen, deren physische Existenz in den Regionen ihrer Herkunft gefährdet ist, die sagen "Es ist Krieg und ich geh weg", wo die Quote dieser Flüchtenden, die Jordaniens, jedoch multipliziert mit dem Faktor der Überlegenheit unserer Lohnstückkosten, erreicht hat. Bis dahin ist unsere westliche Gemeinschaft wertlos (siehe auch P. Mecheril verlinkt in meinem vorherigen Beitrag).
Wie die Metamorphose zur Menschlichkeit gelingen soll, darüber wird nicht einmal diskutiert. Das Köln passierte, ist ein Kolateralschaden unserer globalen Boshaftigkeit. Eine Petitesse der westlichen Weltordnung, um die Geschrei gemacht wird, da die Rechnung für die Folgen sicher geglaubter Privilegierung und Überlegenheit, uns von den Flüchtenden zu Recht und uns die Möglichkeit zum Glück offerierend, präsentiert wird.
Die Barbarei hat eine andere Singularität.
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RE: Schamlose Puff-Werbetafeln in HH's City
Lieber Klaus,
mir ist es etwas unangenehm, dass hier im Thread eine spürbare Betroffenheit und ein Bedürfnis nach Rechtfertigung entstanden ist. Ich wollte dir mit meinem Postskriptum nicht so viel Arbeit an Erklärung aufbürden. Aber ich danke dir natürlich, denn es ist mir eine gedankliche und persönliche Freude, mit dir im Gespräch zu sein.
Hin und wieder schreibe ich hier einen Gedanken, wenn er mir selbst deutlich genug vor Augen ist und wenn ich meinen kann, dass er mit etwas Interesse gelesen werden kann. Meistens versuche ich dabei eine gewisse Knappheit und Pointierung. Ob das immer funktioniert? Es könnte sein, dass du dich stärker herausgefordert siehst, als ich beabsichtigt hatte. Zum Beispiel, wenn ich schreibe: "Die Bildzeitung ist nicht der Gesprächspartner" oder "Dann erst kann eine Diskussion stattfinden" etc. Man könnte ja meinen, das sei an (gegen) dich gerichtet. Oder war es klar, dass es gegen Bild gerichtet war?
Du hast - auf deine wunderbar intellektuelle Art - die Bildzeitung dekonstruiert und ich habe mich daran angehängt, habe es für mich sortiert und gewichtet. Und natürlich ein Ventil dafür gesucht, dass mich die Bildzeitung anekelt. Diesen Ekel wollte ich ursprünglich beschreiben, habe es aber dann sein lassen. Wem würde es helfen?
Umso mehr habe ich mich persönlich über die Rückmeldung von "Hamster" gefreut. Ihr zustimmendes Grinsen habe ich nämlich auf meine unterdrückte Wut und auf meine argumentative Kritik an Bild bezogen. Es hat mir gutgetan. Lasst uns das Grinsen und Lachen über die Windmühlen, gegen die wir anschreiben, nicht verlorengehen! Wir halten es nur mit Kritik und Lachen zusammen aus.
"Hamster" wird für sich selbst sprechen. Ich erlaube mir nur zu sagen, was bei mir angekommen ist, weil ich unangenehm in einen von mir unabhängigen Konflikt involviert wurde.
*****
Das andere möchte ich stärker abtrennen: Dass ich von einem Rollenkonflikt in deinem Zusammenhang sprach, beinhaltet keinen Vorwurf. Es ist vielmehr meine interessierte Anteilnahme, wie du damit umgehst.
Und vielleicht ahnst du den gedanklichen Schlenker, dass ich damit auch bei mir selbst bin. In meiner Signatur steht "Ich bin Kunde". Was heißt das für meine politischen Beiträge? Muss ich mein "Kunde sein" immer mitthematisieren? Tatsächlich schreibe ich über diese Seite schon längere Zeit kaum mehr etwas. Das hat persönliche Gründe und es hat mit der Struktur der gesamten Debatte zu tun. Ein schwieriges Feld, nicht nur in der öffentlichen Debatte, sondern selbst bezogen auf die respektvolle Teilhabe als "Kunde" an diesem Forum...
Aber vielleicht tut uns selbst bei diesen Unsicherheiten und Unklarheiten ein Lachen und Grinsen manchmal gut, bevor wir ganz verstummen.
*****
Wieder deutlicher abgetrennt - zu deinem Thema der Gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit (Othering): Wenn ich deine Ausführungen lese, drängt es mich nach einer Differenzierung bei der Analyse des aktuellen Faschismus. Das faschistische Othering verstehe ich als eine die gesamte Person umfassende Brandmarkung und Abgrenzung. Das Judesein war eine Kategorie, der die so definierte Person unabhängig aller individuellen, sozialen und kulturellen Gegebenheiten und Selbstdefinierungen nicht entkommen konnte. Ist "Sexworker" (oder "P6-Kunde") eine solche Kategorie? Ich meine, der abolitionistische Mainstream ist da rollenbewusster. Er drängt zur Aufgabe eines Lebensmerkmals mit dem gleichzeitigen Angebot der "Wiedereingliederung". Das hat der historische Faschismus nicht gemacht. Womit wir uns hauptsächlich auseinandersetzen, ist der Paternalismus. "Ich weiß besser als du, was gut für dich ist." Allerdings eine Form des Paternalismus, die nicht sehen will, dass sie faktisch nicht nur Lebensmerkmale attakiert, sondern darüber hinaus ganze Existenzen bedroht.
Soziale Schmähung ist allgegenwärtig. Die Bild z. B. betreibt sie bewusst, und ich weiß nicht, wie man mit ihr - oder in anderem Zusammenhang mit Pegida - noch reden kann. Ich bin da auch für den Bundestag (letzte Reden zum Thema Prostitution) ratlos. Auch hier sehe ich in erster Linie den Paternalismus, kann und will dir aber kaum etwas entgegensetzen, wenn du (vermutlich auch dort) die fortdauernde Kette bis hin zur "Entwertung von Menschen" beschreibst, die sich letzlich in politischer Gewalt manifestiert.
Bleibt vielleicht ein bisschen "Grinsen" über die Randnischen wie die Linksjugend mit ihrem "Weg mit...!"? Obwohl mir das Grinsen schon wieder im Halse stecken bleibt, weil deren Struktur quasireligiös strukturiert ist (Engels hat gesagt; Gott hat gesagt) und Habermas seinerzeit mit seinem Urteil des "Linksfaschismus" eben doch Recht hatte...
*****
PS (wieder!): Bin gespannt auf deine Bemerkungen zum Jugendschutz...
mir ist es etwas unangenehm, dass hier im Thread eine spürbare Betroffenheit und ein Bedürfnis nach Rechtfertigung entstanden ist. Ich wollte dir mit meinem Postskriptum nicht so viel Arbeit an Erklärung aufbürden. Aber ich danke dir natürlich, denn es ist mir eine gedankliche und persönliche Freude, mit dir im Gespräch zu sein.
Hin und wieder schreibe ich hier einen Gedanken, wenn er mir selbst deutlich genug vor Augen ist und wenn ich meinen kann, dass er mit etwas Interesse gelesen werden kann. Meistens versuche ich dabei eine gewisse Knappheit und Pointierung. Ob das immer funktioniert? Es könnte sein, dass du dich stärker herausgefordert siehst, als ich beabsichtigt hatte. Zum Beispiel, wenn ich schreibe: "Die Bildzeitung ist nicht der Gesprächspartner" oder "Dann erst kann eine Diskussion stattfinden" etc. Man könnte ja meinen, das sei an (gegen) dich gerichtet. Oder war es klar, dass es gegen Bild gerichtet war?
Du hast - auf deine wunderbar intellektuelle Art - die Bildzeitung dekonstruiert und ich habe mich daran angehängt, habe es für mich sortiert und gewichtet. Und natürlich ein Ventil dafür gesucht, dass mich die Bildzeitung anekelt. Diesen Ekel wollte ich ursprünglich beschreiben, habe es aber dann sein lassen. Wem würde es helfen?
Umso mehr habe ich mich persönlich über die Rückmeldung von "Hamster" gefreut. Ihr zustimmendes Grinsen habe ich nämlich auf meine unterdrückte Wut und auf meine argumentative Kritik an Bild bezogen. Es hat mir gutgetan. Lasst uns das Grinsen und Lachen über die Windmühlen, gegen die wir anschreiben, nicht verlorengehen! Wir halten es nur mit Kritik und Lachen zusammen aus.
"Hamster" wird für sich selbst sprechen. Ich erlaube mir nur zu sagen, was bei mir angekommen ist, weil ich unangenehm in einen von mir unabhängigen Konflikt involviert wurde.
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Das andere möchte ich stärker abtrennen: Dass ich von einem Rollenkonflikt in deinem Zusammenhang sprach, beinhaltet keinen Vorwurf. Es ist vielmehr meine interessierte Anteilnahme, wie du damit umgehst.
Und vielleicht ahnst du den gedanklichen Schlenker, dass ich damit auch bei mir selbst bin. In meiner Signatur steht "Ich bin Kunde". Was heißt das für meine politischen Beiträge? Muss ich mein "Kunde sein" immer mitthematisieren? Tatsächlich schreibe ich über diese Seite schon längere Zeit kaum mehr etwas. Das hat persönliche Gründe und es hat mit der Struktur der gesamten Debatte zu tun. Ein schwieriges Feld, nicht nur in der öffentlichen Debatte, sondern selbst bezogen auf die respektvolle Teilhabe als "Kunde" an diesem Forum...
Aber vielleicht tut uns selbst bei diesen Unsicherheiten und Unklarheiten ein Lachen und Grinsen manchmal gut, bevor wir ganz verstummen.
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Wieder deutlicher abgetrennt - zu deinem Thema der Gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit (Othering): Wenn ich deine Ausführungen lese, drängt es mich nach einer Differenzierung bei der Analyse des aktuellen Faschismus. Das faschistische Othering verstehe ich als eine die gesamte Person umfassende Brandmarkung und Abgrenzung. Das Judesein war eine Kategorie, der die so definierte Person unabhängig aller individuellen, sozialen und kulturellen Gegebenheiten und Selbstdefinierungen nicht entkommen konnte. Ist "Sexworker" (oder "P6-Kunde") eine solche Kategorie? Ich meine, der abolitionistische Mainstream ist da rollenbewusster. Er drängt zur Aufgabe eines Lebensmerkmals mit dem gleichzeitigen Angebot der "Wiedereingliederung". Das hat der historische Faschismus nicht gemacht. Womit wir uns hauptsächlich auseinandersetzen, ist der Paternalismus. "Ich weiß besser als du, was gut für dich ist." Allerdings eine Form des Paternalismus, die nicht sehen will, dass sie faktisch nicht nur Lebensmerkmale attakiert, sondern darüber hinaus ganze Existenzen bedroht.
Soziale Schmähung ist allgegenwärtig. Die Bild z. B. betreibt sie bewusst, und ich weiß nicht, wie man mit ihr - oder in anderem Zusammenhang mit Pegida - noch reden kann. Ich bin da auch für den Bundestag (letzte Reden zum Thema Prostitution) ratlos. Auch hier sehe ich in erster Linie den Paternalismus, kann und will dir aber kaum etwas entgegensetzen, wenn du (vermutlich auch dort) die fortdauernde Kette bis hin zur "Entwertung von Menschen" beschreibst, die sich letzlich in politischer Gewalt manifestiert.
Bleibt vielleicht ein bisschen "Grinsen" über die Randnischen wie die Linksjugend mit ihrem "Weg mit...!"? Obwohl mir das Grinsen schon wieder im Halse stecken bleibt, weil deren Struktur quasireligiös strukturiert ist (Engels hat gesagt; Gott hat gesagt) und Habermas seinerzeit mit seinem Urteil des "Linksfaschismus" eben doch Recht hatte...
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PS (wieder!): Bin gespannt auf deine Bemerkungen zum Jugendschutz...
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Danke, lust4fun, dass Du mein Grinsen und/oder Lachen positiv aufgefasst hast.
Ich persoenlich finde die BILD-Zeitung nicht so gut, weil die BILD-Zeitung mit zweierlei Mass schreibt, um LeserInnen anzulocken und Geld damit zu verdienen.
Ich habe den Artikel nur eingestellt, weil ich es lustig und aergerlich fand.
Man kann ganz gross oder klein diskutieren, was fakt ist oder was nicht fakt ist.
Ich wuerde sagen, wir beruhigen uns alle erstmal.
Die Welt waere ja um Emotionen aermer, wenn wir uns nicht mehr aergern duerfen, traurig, wuetend und emotionell sein duerfen, freuen, weinen und schon gar nicht mehr grinsen und lachen duerfen.
Lust4fun, es war und ist nicht meine Absicht, dass Du unangenehm in einen von Dir unabhaengigen Konflikt involviert bist. Damit hast Du selbstverstaendlich nichts zu tun und brauchst auch keine Meinung dazu abzugeben.
Ich weiss es sehr zu schaetzen, dass es tolle Kunden von SW gibt, die im Forum fuer SW tolle Statements abgeben. Dafuer: Danke schoen und Hut ab!
Schoene Gruesse an lust4fun
von Hamsterchen
Ich persoenlich finde die BILD-Zeitung nicht so gut, weil die BILD-Zeitung mit zweierlei Mass schreibt, um LeserInnen anzulocken und Geld damit zu verdienen.
Ich habe den Artikel nur eingestellt, weil ich es lustig und aergerlich fand.
Man kann ganz gross oder klein diskutieren, was fakt ist oder was nicht fakt ist.
Ich wuerde sagen, wir beruhigen uns alle erstmal.
Die Welt waere ja um Emotionen aermer, wenn wir uns nicht mehr aergern duerfen, traurig, wuetend und emotionell sein duerfen, freuen, weinen und schon gar nicht mehr grinsen und lachen duerfen.
Lust4fun, es war und ist nicht meine Absicht, dass Du unangenehm in einen von Dir unabhaengigen Konflikt involviert bist. Damit hast Du selbstverstaendlich nichts zu tun und brauchst auch keine Meinung dazu abzugeben.
Ich weiss es sehr zu schaetzen, dass es tolle Kunden von SW gibt, die im Forum fuer SW tolle Statements abgeben. Dafuer: Danke schoen und Hut ab!
Schoene Gruesse an lust4fun
von Hamsterchen
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RE: Schamlose Puff-Werbetafeln in HH's City
@ lust4fun
@ hamster
vielen Dank für diese klärenden und differenzierenden Beiträge.
Zum Jugendschutz, zum Paternalistischen in den Risikodiskursen insbesondere dem Diskurs um als risikohaft benannte Sexualitäten und dessen repressiv paternalistischem (und Gruppenbezogen Menschenfeindlichem) Gehalt, eventuell nur, wenn ich die Gelegenheit hatte, mit der Autorin Klimke (s.o.) zu sprechen.
Und
Nicht nur der Hinweis auf mögliche oder reale und/oder unbearbeitet intrapersonale Rollenkonflikte sollte von den Adressaten dieser Hinweise, einer budhistischen Weisheit folgend, deren Text ich leider nicht mehr parat habe, als Offenbarung eines Geheimnisses auf dem Weg zur erweiterten Erkenntnis geschätzt werden. Dem pflichte ich bei.
Es sollte nicht unangenehm sein, das zu rechtfertigen.
@ hamster
vielen Dank für diese klärenden und differenzierenden Beiträge.
Zum Jugendschutz, zum Paternalistischen in den Risikodiskursen insbesondere dem Diskurs um als risikohaft benannte Sexualitäten und dessen repressiv paternalistischem (und Gruppenbezogen Menschenfeindlichem) Gehalt, eventuell nur, wenn ich die Gelegenheit hatte, mit der Autorin Klimke (s.o.) zu sprechen.
Und
Nicht nur der Hinweis auf mögliche oder reale und/oder unbearbeitet intrapersonale Rollenkonflikte sollte von den Adressaten dieser Hinweise, einer budhistischen Weisheit folgend, deren Text ich leider nicht mehr parat habe, als Offenbarung eines Geheimnisses auf dem Weg zur erweiterten Erkenntnis geschätzt werden. Dem pflichte ich bei.
Es sollte nicht unangenehm sein, das zu rechtfertigen.