53. Bundeskongress der Grünen Jugend: Sexwork is Work- Solidarität mit Sexarbeiter*innen!

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Tilopa
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53. Bundeskongress der Grünen Jugend: Sexwork is Work- Solidarität mit Sexarbeiter*innen!

Beitrag von Tilopa »

Ein toller Beschluss der Grünen Jugend zur Solidarität mit SexarbeiterInnen!
Dem kann ich mich voll und ganz anschließen. :007

Falls hier Grüne mitlesen: Danke, dass ihr für uns und gegen sexualfeindliche Diskriminierung kämpft! :049

https://bv.antrag.gruene-jugend.de/buko ... nen_-60902
Dateianhänge
K-5_B_Sexwork_is_Work-_Solidarität_mit_Sexarbeiterinnen_.pdf
Sexwork is Work- Solidarität mit Sexarbeiter*innen!
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Zwerg
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Re: 53. Bundeskongress der Grünen Jugend: Sexwork is Work- Solidarität mit Sexarbeiter*innen!

Beitrag von Zwerg »

Ein Lichtblick in nicht ganz so hellen Zeiten!

Danke fürs Einstellen!

christian

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Kasharius
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Re: 53. Bundeskongress der Grünen Jugend: Sexwork is Work- Solidarität mit Sexarbeiter*innen!

Beitrag von Kasharius »

Ja danke @Tilopa. Ich hoffe, dass die Altlinken....äh ich meine Altgrünen das auch so sehen - mehrheitlich.

Kasharius grüßt

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Kasharius
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Re: 53. Bundeskongress der Grünen Jugend: Sexwork is Work- Solidarität mit Sexarbeiter*innen!

Beitrag von Kasharius »

Auch Dona Carmen freut sich

Grüne Jugend für Abschaffung des Prostituiertenschutzgesetzes –
Doña Carmen begrüßt Bundeskongress-Beschluss
Auf ihrem 53. Bundeskongress in Gelsenkirchen hat die Grüne Jugend am 2.11.2019 unter Bezugnahme auf das Selbstbestimmungsrecht die Abschaffung des Prostituiertenschutzgesetzes gefordert.

Zudem hat sich der Bundeskongress unmissverständlich gegen die Einführung eines Sexkaufverbots nach schwedischem Vorbild ausgesprochen. In dem Beschlusstext des Grünen Bundeskongresses heißt es in wünschenswerter Klarheit u.a.:

„Grade in Zeiten, wo rechte Ideologien in ganz Europa aufflammen, Frauen und Queers die Rechte auf körperliche und sexuelle Selbstbestimmung wieder abgesprochen werden und christliche Fundamentalist*innen ihr streng patriarchales Weltbild auf die Straße tragen stehen wir für die Selbstbestimmung und Freiheit aller ein. Auch das sogenannte Prostituiertenschutzgesetz zeigt deutlich die Merkmale rechtskonservativer Ideologien, in denen Frauen- und Queerfeindlichkeit eine zentrale Rolle spielen und Ressentiments gegen Menschen geschürt werden, die nicht ihrer Sexualmoral entsprechen.“

Der ermutigende Beschluss der Grünen Jugend stellt endlich mal wieder die Frage der Rechte von Sexarbeiter/innen in den Mittelpunkt und solidarisiert sich auf dieser Grundlage mit deren weltweiten Kämpfen. Der Beschluss mündet in einen reichhaltigen Forderungskatalog. So wendet er sich u.a. auch „gegen Razzien und Kontrollen in Bordellen und erotischen Etablissements durch die Polizei“ und spricht sich sinnvollerweise für „Betriebskontrollen durch die Ordnungsämter“ aus. Der Beschluss steht kritisch zur Erlaubnispflicht für Prostitutionsgewerbe und fordert stattdessen „eine Anzeigepflicht bei der Gewerbeanmeldung von Prostitutionsstätten nach §14 der Gewerbeordnung“.
Der Beschluss thematisiert die skandalöse Entrechtung, die Sexarbeiter/innen durch die aktuelle Rechtslage in Deutschland erfahren. So heißt es in der Begründung des Antrags:

„Das Prostituierten“schutz“gesetz ist nicht gefloppt. Ein Schutz von Sexarbeiter*innen im Sinne der Bedürfnisse von Sexarbeiter*innen war nie das Ziel des ProstSchG. Es war nur ein Vorwand christlich-fundamentalistischer und rechtskonservativer Kräfte, ein weiteres Polizeigesetz in Deutschland durchzusetzen. Die Zwangsregistrierung, die Einführung eines ständig mitzuf ührenden Ausweisdokuments (dem „Hurenpass“) und die Einschränkung des Grundrechts auf Unverletzlichkeit der Wohnung spielt ganz klar in die Hände des Polizeistaates. Schon 1993 wünschte man sich in einem Gutachten der BKA eine Wiedereinführung der Erlaubnispflicht (Vgl. Dona Carmen (Hrsg.), Entrechtung durch Schutz, 2019, S. 192). Die Kampagnen für ein „Sexkaufverbot“ und die Abschaffung der Prostitution sind Teil der weltweiten rechtspopulistischen Bewegung. Durch Politikerinnen wie Leni Breymaier und Herta Däubler-Gmelin gibt es ganz klare personelle Überschneidungen mit der christlich-fundamentalistischen Szene. Unter dem Vorwand des Kampfes gegen „sexuellen Missbrauch“ und „Menschenhandel“ wird die sexuelle Selbstbestimmung von Frauen und Queers eingeschränkt und Ressentiments gegenüber Migrant*innen geschürt.“
Es wäre zu wünschen, dass Bündnis 90 / Die Grünen sowie deren Mandatsträger in Bund, Ländern und Kommunen sich diese Position zu eigenmachen und für die sofortige Aussetzung der Umsetzung dieses Schandgesetzes Sorge tragen.
Hier der von der Grünen Jugend in Gelsenkirchen beschlossene Antrag:
https://bv.antrag.gruene-jugend.de/buko ... qz67modreA



--
DONA CARMEN E.V.
Elbestr. 41
60329 Frankfurt/Main
Tel: 069-76752880
Fax: 069-76750882

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deernhh
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Re: 53. Bundeskongress der Grünen Jugend: Sexwork is Work- Solidarität mit Sexarbeiter*innen!

Beitrag von deernhh »

Danke Tilopa,

für die Einstellung!
Das gibt mir als freiwillige Sexarbeiterin etwas Auftrieb bei der ganzen Diskussion um Sexkaufverbot.

Ich erinnere mich, dass damals das neue Prostituiertenschutzgesetz so ziemlich schnell kurz vor der Politik-Sommerpause, an einem Freitag kurz vor dem Wochenende, mit wenig Beteiligung ganz schnell durchgewunken wurde.

Es gibt eine gesetzlich festgelegte Evaluation, die besagt, dass man solange (5 Jahre) abwarten sollte, bis das Ergebnis einer Studie über die Folgen des neu verabschiedeten Gesetzes vorliegt.

Erst nach Ablauf dieser Evaluation können die Politiker*innen über ihre eigenen Fehler diskutieren und jammern.

Wir Sexarbeiter*innen haben damals schon (und auch immer schon) unsere Sicht mitgeteilt, was immer wieder und gerne unerhört und unbeachtet blieb.

*Ironie on*
Wäre VOR der neuen Verabschiedung des neuen Prostituiertenschutzgesetzes das Sexkaufverbot diskutiert worden (und nicht erst danach), dann hätte sich KEIN*E EINZIGE*R Sexarbeiterin*in gesundheitlich beraten und registrieren lassen. Wozu denn auch?
Wir Sexarbeiterin*innen hätten ganz anders reagiert, wenn VOR der Gesetzes-Verabschiedung das Sexkaufverbot massiv von "Möchtegern-Feministin-Politiker*innen" durchgedrückt sähen, nämlich wir Sexarbeiter*innen hätten dann im Untergrund unser Geld für den Lebensunterhalt verdient und verdienen müssen.
So habt ihr Politiker*innen uns Sexarbeiter*innen mit der Registrierung ins offene Messer laufen lassen! Pfui deibel!
*Ironie off*

Sex gibt es immer und überall, ob Paysex, Tinder-Sex oder sonstiges....

Immer wieder lese ich Berichte über missbrauchte Kinder, schon als Babys, Kinderpornografie ..... Das sind Menschen, die wirklich verzweifelt und hilflos sind, und denen solltet ihr Politiker*innen helfen, denn das sind missbrauchte Menschen, die nicht wissen, wie sie ihre Rechte durchsetzen können ..... Gerade hier liest und hört man immer wieder über das Versagen der Polizei und Staatsanwaltschaft ...

Auch lese ich immer wieder über Missbrauch an Unschuldigen in der Kirche durch die Priester / Pastoren .....

So fühle ich mich als Sexarbeiterin manchmal, weil ich meine Rechte manchmal nicht durchsetzen kann, nicht, weil ich missbraucht wurde (ich kann mir ja meine Kunden aussuchen und meinen Service und Arbeitszeit selbst bestimmen gegen Bezahlung), sondern weil es mal um alltägliche Dinge geht wie zum Beispiel Bankkontoeröffnung, Krankenversicherung, normale private Wohnungssuche, Kinder ...

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Kasharius
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Re: 53. Bundeskongress der Grünen Jugend: Sexwork is Work- Solidarität mit Sexarbeiter*innen!

Beitrag von Kasharius »

deernhh,

ein sehr schöner und auch solidarischer Beitrag!

Danke dafür!

Kasharius grüßt