Arbeitsplatz Kurfürstenstraße (Berlin)

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lust4fun
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Arbeitsplatz Kurfürstenstraße (Berlin)

Beitrag von lust4fun »

Arbeitsplatz Kurfürstenstraße (Berlin) - Sexworker erzählen ihre Geschichte

Projekt Photovoice: Kurfürstenstraße
in Zusammenarbeit mit dem "Frauentreff Olga"

Vorgestellt von Stern.de am 3.6.15
http://www.stern.de/familie/leben/stras ... 96944.html

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Das Foto-Buch:
- Selbstbeschreibungen von Sexworkern
- Reflexionen von Photovoice und des Frauentreffs Olga

http://www.drogennotdienst.org/assets/P ... e-OLGA.pdf


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Auf der Website der Fotografin:
http://kathrin-tschirner.com/Kurfurstenstrase


Prostitution macht 0,45 Prozent des BIP in Deutschland aus, was deutlich macht, dass es sich um kein Randphänomen handelt. Die Frauen der Kurfürstenstraße, die ich durch meine Arbeit in den letzten 1,5 Jahren auf dem Straßenstrich kennenlernen durfte, fallen durch nahezu alle Raster und Kategorien. Sie sind die, die am wenigsten Gehör bekommen. Ihre Dienstleistung wird sehr schlecht bezahlt und die Orte für die Ausübung werden immer mehr beschnitten. Der Hintergrund der Frauen und Transfrauen ist komplex. Berlin ist neben Rostock die einzige Stadt in Deutschland, die keinen Sperrbezirk für die Prostitution eingerichtet hat, was zur Folge hat, dass der Kontakt mit den Kunden und auch die Sexarbeit selbst innerhalb von Wohngebieten stattfinden. Die Frauen sind dadurch in einem vermeintlich geschützteren Raum als außerhalb des Stadtzentrums, jedoch führt diese Nähe auch zu Reibungen mit der direkten Nachbarschaft. Waren in den letzten Jahrzehnten fast immer die selben vertrauten Gesichter auf der Straße, wechseln diese heute ständig. Das Areal rund um die Kurfürstenstraße ist schon seit 1885 einer der wichtigsten Prostitutionsmärkte Berlins. In diesen 130 Jahren hat sich das Gebiet stark gewandelt, die Beweggründe für die Frauen aber sind auf einzigartige Weise gleich geblieben. Was den Frauen heute wie gestern gemein ist, sind die geringen Ressourcen, auf die sie zurückgreifen können und der Blick der Gesellschaft auf sie.
Die begriffliche Zuschreibung "Prostituierte" ist noch immer so oberflächlich und negativ besetzt, dass die Protagonisten nicht als Individuen gesehen werden. An dem Begriff entzünden sich politische Diskussionen, fernab der Realität und des Alltags für die Mädchen und Frauen auf der Kurfürstenstraße, fernab auch der Hintergründe und Bedürfnisse aller Beteiligten. Umso wertvoller war es für mich, in Zusammenarbeit mit dem Frauentreff "Olga" die Frauen zu Wort kommen zu lassen. Vierzehn von ihnen haben uns in unserem "Photovoice"-Projekt Fragmente aus ihrem Leben erzählt. Auszüge sind in meinem Buch zu finden. Mit meiner Serie möchte ich davon erzählen, wie sich der Alltag der Mädchen und Frauen auf der Kurfürstenstraße darstellt. Daher setzt sich die Bilderserie wie ein Puzzle aus den Erzählungen der Frauen, der Umgebung und meinen Erfahrungen zusammen. Zwar gibt es noch viele Leerstellen - Einblicke die mir als sogenannter "Solider" nicht gelingen werden - gleichwohl sind die etlichen Fragmente, Seitenblicke und Momente für mich zu einem Ganzen geworden.

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Hamster
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Beitrag von Hamster »

Danke fuer Deinen Beitrag, lust4fun.

Schoenen Gruss von Hamster