Länderberichte FRANKREICH:

Hier findet Ihr "europaweite" Links, Beiträge und Infos - Sexarbeit betreffend. Die Themen sind weitgehend nach Ländern aufgeteilt.
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Beitrag von Doris67 »

nina777: Rosen Hicher, ist die von den Prohibitionisten bezahlte Propaganda-Exhure, die einem in allen französischen Medien begegnet. Ist halt schon Mist, gut verdient aber keine Rente zu haben...
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Beitrag von Doris67 »

Ein hochinteressanter Artikel über die beginnende politische Selbstorganisation der chinesischen Sexarbeiterinnen in Paris: http://www.lesinrocks.com/2014/12/17/ac ... -11541492/
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Beitrag von Doris67 »

Hier die Ansprache der chinesischen Sexabeiterinnen in Paris bei der Demo zum 17. Dezember 2014: http://www.strass-syndicat.org/2014/12/ ... -decembre/ (auf Französisch und Mandarin)
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Sexuelle Freiheit von Format

Beitrag von translena »

Dominique Strauss-Kahn

Sexuelle Freiheit von Format


Im Prozess gegen Dominique Strauss-Kahn geht es nicht nur um Prostitution. Die Franzosen stört der schlechte Stil seiner Ausschweifungen, die schmuddelige Libertinage. von Gero von Randow

Dominique Strauss-Kahn (DSK), einst Direktor des Internationalen Währungsfonds und aussichtsreicher Aspirant auf das höchste Staatsamt in Frankreich, steht wegen Zuhälterei vor Gericht. Er hatte damals einen Freundeskreis, der für ihn Orgien veranstaltete; nun soll die Beweisaufnahme klären, ob ihm bewusst gewesen war, dass die Teilnehmerinnen gegen Bezahlung mittaten.

Solches Wissen ist nur schwer zu beweisen. Auf diese Beweisnot allein mögen seine Anwälte allerdings nicht vertrauen. Sie rücken den Prozess daher in ein anderes Licht und behaupten, in Wahrheit halte hier eine puritanische Moral über die sexuelle Freiheit Gericht. Und wieder ist von Libertinage die Rede. Ein historisch aufgeladener Begriff, zu Deutsch ganz schlicht Ausschweifungen. Gruppensex, Partnertausch oder Sexpartys sind zwar keine nationale Besonderheit, aber in Frankreich, genauer: in Paris, verweisen diese Phänomene auf einen bestimmten Klassenzusammenhang

Sie wurden in der Spätphase des Absolutismus als Bestandteil des höfischen Lebens publik, und auch damals, im 18. Jahrhundert, waren Prostituierte unter den handelnden Personen. Unter dem Ancien Régime tobten Angehörige der oberen Zehntausend durch die Salons, Boudoirs und Alkoven, Klerikale eingeschlossen. Man verjagte den Ennui: die Langeweile, die Leere, die nicht zuletzt daher rührte, dass der Großteil der höfischen Gesellschaft bloß Dekor war und ansonsten keinen Lebenssinn hatte.

Die Freiheiten der Privilegierten

Nicht, dass sich die Aufklärer ihrerseits der Libertinage verweigert hätten. Zum einen standen etliche von ihnen der höfischen Gesellschaft nahe, wenn sie nicht direkt dazu gehörten, zum anderen passte ungehemmte Sexualität als Lebensstil zu ihren Theorien der persönlichen Freiheit.

Doch ob mit oder ohne philosophische Verzierung, die Privilegierten jener Zeit genossen die Freiheit, alles auszuprobieren. Ihr Protokollant, Marquis de Sade, schrieb dann gegen Ende des 18. Jahrhunderts aus alledem eine umfassende Psychopathologie des Sexuallebens zusammen, teils mit abstoßenden Gewaltszenen, und zwar in verherrlichender Absicht, wie hinzugefügt werden muss.

Die Libertinage der damaligen Zeit war überwiegend – nicht nur – eine Freiheit der Männer. Die großen Mätressen wie die legendäre Pompadour errangen damals Einfluss, ja Macht, aber gleichberechtigte Sexualität war die Ausnahme. Frauen waren meistenteils Objekte. Gegenstände der Freiheit. Also Gegenstände


Frankreich reagiert gereizt auf Verschwendungssucht

Und heute? Ist vieles anders und vieles gleich geblieben. In der Pariser Oberschicht existiert die Libertinage nach wie vor, selbstbewusste Teilnehmerinnen inbegriffen, wie aus dem Roman La vie sexuelle de Catherine M. (2001) der Schriftstellerin und Kunstexpertin Catherine Millet hervorgeht. Und immer noch ist die Grenze zur Prostitution durchlässig.

Bleibt zu fragen, wieso sich Dominique Strauss-Kahn mit alledem in der französischen Öffentlichkeit unmöglich gemacht hat. Schließlich war sein Verhalten so außergewöhnlich nicht, zieht man die Geschichtsbücher heran. Nun, der Grund ist ein anderer. DSK wäre beinahe Präsident geworden, und das bedeutet in Frankreich: die Verkörperung der Nation. Dass ihre Präsidenten sexuelle Freiheiten genießen, das kennen die Franzosen zwar, aber sie erwarten, dass ihre obersten Repräsentanten auch darin Format zeigen. DSK indes trieb sich in schmutzigen Milieus herum. Strauss-Kahns Beschaffer in sexualibus hieß "Dodo die Salzlake" – noch Fragen?

Es kommt hinzu, dass die Libertinage des Edelsozialisten luxuriös war, Geld spielte keine Rolle, und derzeit reagiert Frankreich gereizt auf Politiker, die in Saus und Braus leben, während sich der Sozialstress durch das Land frisst.

Dieser Mann als Präsident? Man hätte sich schämen müssen. Das ist das Geheimnis seines Falls. Gérard Depardieu hat im Film Welcome to New York vorgeführt, um was für eine traurige Figur es sich da handelte (das allerdings wollte das Publikum auch nicht sehen, weshalb der Streifen durchfiel).

So kam es, dass DSK nicht auf Nicolas Sarkozy folgte – und das, obwohl heute, unter dem sozialistischen Premierminister Manuel Valls, die einstigen Anhänger Strauss-Kahns so viele Machtpositionen wie noch nie besetzen, ja sogar eine sozialdemokratische Politik ankündigen, wie DSK sie einst vertreten hatte.
http://www.zeit.de/kultur/2015-02/domin ... ibertinage

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Beitrag von Doris67 »

Hier ein Artikel (auf Französisch) von Thierry Schaffauser vom STRASS, der erklärt, warum und wie dieser Prozeß zum Prozeß gegen Sexarbeit gemacht wird: http://leplus.nouvelobs.com/contributio ... ution.html
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RE: Länderberichte FRANKREICH:

Beitrag von friederike »

Dominique Strauss-Kahn wäre auf jeden Fall ein besserer Präsident geworden als der jetzige Francois Hollande. Dessen Umgang mit Frauen ist auf jeden Fall verächtlicher und schädlicher. Von seiner törichten und erratischen Politik ganz zu schweigen.

Thierry Schaffhauser hat vollkommen recht: hier wird auf einen Menschen Jagd gemacht - aber nicht nur einen.

Der Artikel in der ZEIT ist merkwürdig konfus. Mit der Souveränität und inneren Freiheit einer Cathérine Millet wird der Autor nicht fertig. Schrecklich, diese Typen, die sich ständig "schämen" müssen - natürlich nicht für sich selbst (man zählt ja zu den Gerechten), sondern immer nur fremdschämend für andere.

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Beitrag von Doris67 »

friederike: DSK wäre ein zutiefst korrupter und extrem neoliberaler Präsident, so etwa Gas-und-Hartz-Schröder in schlimmer. Da erscheint mir Hollande im Augenblick doch als das etwas kleinere Übel. (Übrigens, was Frauen angeht wird oft übersehen, daß Hollande nicht verheiratet ist und auch nie war, und also auch keine Ehe brechen kann, im Gegensatz DSK (und Sarkozy, der sein Amt wesentlich mehr beschädigt hat als Hollande). Daß er mal die Freundin wechselt sollte man auch einem Staatsoberhaupt zugestehen. Wie das dann abläuft ist eine andere Frage, seine Ex Valérie Trierweiler ist aber nicht ganz unschuldig am Wie des Bruchs und hat damit auch kräftig Kohle gemacht. Ihre Opferattitüde ist nicht wirklich astrein zu nennen. Und DSK und Sarkozy sind dann doch noch mal ne andere Nummer an Machoattitüden und Sexismus.) Hollande geht mir in vieler Hinsicht schwer auf die Nerven, aber DSKs Zynismus und Rechtslastigkeit fände ich nun gänzlich unerträglich.

Was den Zeit-Artikel angeht, so liest er sich für mich mal wieder wie typisch deutsche Bildungsbürgerverpeiltheit.
Zuletzt geändert von Doris67 am 07.02.2015, 13:09, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitrag von friederike »

Naja, DSK's Wirtschaft- und Finanzpolitik wäre für Frankreich sicherlich wesentlich besser gewesen als Hollandes verschwommene Vorstellungen von einem sogenannten "Wachstumsprogramm" ..., von dessen Unentschlossenheit einmal ganz zu schweigen. Aber das ist natürlich nur Vermutung und lässt sich nicht im Experiment beweisen.

In der letzten Zeit frage ich mich, ob die Wirkung von Schröders Agenda 2010 nicht überschätzt wird. Sicher lag Deutschland damals im Wachstum zurück, und Schröders frühere Versprechungen zum Abbau der Arbeitslosigkeit waren ebenso erfolglos wie die heutigen von Hollande, auch Schröder musste in seinen ersten Jahren einen Anstieg der Arbeitslosenquote hinnehmen. Ohne Frage hat die Agenda 2010 zum Abbau der Arbeitslosigkeit beigetragen, auch und gerade im Bereich jenseits der Minijobs. Aber es scheint, dass die Wachstumserfolge der damaligen Zeit in vielen Ländern eben nur Scheinerfolge waren, Strohfeuer durch die Euro-Einführung, zu denen jetzt der Katzenjammer kommt.

Deutschland steht ja nicht wirklich gut da, nur relativ zu vielen Nachbarländern. Das Schlimme in Frankreich ist, dass man dort weiterhin vor den Reformen zurückschreckt, und davon träumt, die Probleme mit Schulden lösen zu können.

Generell finde ich sollte die Sexualmoral der Politiker die Öffentlichkeit nichts angehen. Die weitreichende Auslegung des "proxénétisme grave" (schwere Zuhälterei) gegen Strauss-Kahn finde ich skandalös, zumal man ja immer auch politische Motive dahinter vermuten muss. Der Besuch einer Sexparty darf nicht zur Vernichtung einer Existenz missbraucht werden!

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Beitrag von Doris67 »

Es sollte niemandes Sexualmoral irgendjemanden etwas angehen, nicht nur die der Politiker/-innen. Genau solches "moralisches" Einmischen erzeugt nämllich unter anderem die Repression von Sexarbeit.
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Beitrag von friederike »

Ja, das stimmt genau. Und jede Menge anderer Repression.

Es ist nicht die "Moral", die die Welt unglücklich macht. Es ist der Missbrauch der Moral durch die totalitären Strömungen.

Aber schon das Neue Testament verurteilt die Selbstgerechtigkeit, die darin liegt, die anderen zum "richtigen" Verhalten anhalten zu wollen!

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Ein lästiges Detail namens Prostitution

Beitrag von translena »

Ein lästiges Detail namens [lexicon]Prostitution[/lexicon]
Ex-IWF-Chef Strauss-Kahn bestreitet vor Gericht den Tatbestand der Zuhälterei

Der
Audi mit den verdunkelten Fensterscheiben hatte das Gerichtsgebäude
fast erreicht, als sich eine halbnackte Frau daraufstürzte. Auf ihren
blanken Busen hatte sie "your turn to be fucked" gepinselt, anständig
übersetzt: "Jetzt kommst du dran."
Polizisten überwältigten die drei Femen-Aktivistinnen rasch, und der
Wagen von Dominique Strauss-Kahn verschwand im Eingang zur Tiefgarage.
Doch die Episode hatte etwas Bezeichnendes: Seit einer Woche geben sich
Anwälte, Unternehmer, Flics und andere Strauss-Kahn-Freunde im
Gerichtsgebäude von Lille so kühl und beflissen wie nur möglich. Für
die einzigen Emotionen in dieser nüchternen Männerwelt sorgten am
Dienstag einzig Frauen - und nicht nur die wütenden
Femen-Aktivistinnen.

Das ehemalige Callgirl Mounia berichtete, wie sie vor fünf Jahren
Strauss-Kahn in dem Pariser Szenehotel Murano präsentiert worden sei. In
der Suite hätten sich mehrere Prostituierte und Männer aus
Strauss-Kahns Umfeld getummelt. Nach einem Drink habe sie sich mit dem
Hauptgast in ein Zimmer zurückgezogen. Dort sei er - "brutal, aber
stets höflich" - sofort zur Sache gekommen.

Callgirl verrät Details

Mounia war gegen die gewählte Technik, meldete aber aus Rücksicht auf
ihr Salär keinen Einwand an. "Ich weinte, was ihm nicht verborgen
blieb. Sein Lächeln traf mich, er schien das sehr zu schätzen." All
diese Details kommen zur Sprache, denn der Gerichtspräsident will etwas
wissen: Musste Strauss-Kahn wissen, dass Mounia eine Prostituierte
war? Nur in diesem Fall wäre der Tatbestand der schweren Zuhälterei,
bestraft mit bis zu zehn Jahren Haft, erfüllt. "Es scheint mir klar,
dass er es wusste", meint Mounia.

Der 65-jährige Hauptangeklagte kontert kühl. Ruhig und selbstsicher
verliest Strauss-Kahn zuerst ein Schreiben, in dem er begründet, warum
er jedes psychiatrische Gutachten verweigere: "Ich habe weder ein
Verbrechen noch ein Delikt begangen." Wichtiger scheint ihm, dass er
als ehemaliger Vorsteher des Internationalen Währungsfonds (IWF) "die
Welt aus einer der schlimmsten Wirtschaftskrisen gerettet" habe.

Knappe Antworten

Kürzer angebunden antwortet er auf die entscheidende Frage des
Gerichtspräsidenten, ob er sich des "prostitutionellen Charakters" der
Sexpartys bewusst gewesen sei: "Nein." Und als der Richter nachhakt,
antwortet er nochmals lapidar: "Nein."

Die Helfershelfer von Strauss-Kahn, die für ihren Herrn und Meister
diese "libertären" Soireen organisiert hatten, sagten bereits letzte
Woche aus, sie hätten die finanziellen Fragen direkt mit den
Escortgirls geregelt. Strauss-Kahn, der mächtige IWF-Direktor und
Fast-Staatspräsident, habe sich nicht mit solchen Details aufgehalten.
Er habe nur mit den Fingern zu schnippen brauchen, um Verehrerinnen um
sich zu scharen. Vielleicht war es ihm schlicht egal, ob sich darunter
auch Prostituierte befanden. Hauptsache, sie waren ihm zu Diensten.
(Stefan Brändle aus Paris, DER STANDARD, 11.2.2015)

http://derstandard.at/2000011495033/Fra ... en?ref=rss
Illegale Sex-Partys: Strauss-Kahn sieht kein Vergehen

Für ihn spielte das Thema [lexicon]Prostitution[/lexicon] bei seinen
Sex-Partys keine Rolle, sagt Dominique Strauss-Kahn. Vor Gericht erklärt
sich der frühere IWF-Chef für unschuldig – und trifft eine der
beteiligten Frauen wieder.

Prostitution? „Nein.“ Hat er sich etwas vorzuwerfen? „Weder ein Vergehen noch ein Verbrechen.“
Im Prozess um seine Teilnahme an illegalen Sex-Partys hat Dominique
Strauss-Kahn am Dienstag seine Unschuld betont. Erstmals kam der
65-Jährige vor dem Strafgerichtshof im nordfranzösischen Lille zu Wort.
Der frühere Chef des Internationalen Währungsfonds (IWF) blieb bei
seiner Linie: Er will von Geld für den [lexicon]Sex[/lexicon] nichts gewusst haben.
Die „Carlton“-Affäre hat ihren Namen von einem der illustren Luxushotels,
in denen die freizügigen Gelage stattfanden. Nach den Partys in Paris,
Washington oder Lille muss sich Strauss-Kahn wegen organisierter
Zuhälterei verantworten. Neben ihm sitzen bis nächste Woche 13 weitere
Angeklagte – unter anderem Hotelmanager, Unternehmer, Bordellbetreiber.
Ehemalige Prostituierte sagt aus
Noch vor Strauss-Kahn wurde am Dienstag eine ehemalige Prostituierte
befragt. Sie schildert eine der Pariser Partys mit dem in Frankreich
meist nur „DSK“ titulierten Strauss-Kahn. Dabei habe sie sich gefühlt
„wie ein Objekt, wie eine Sache“. Für sie sei der Grund der Begegnung
klar gewesen: Es ging um [lexicon]Sex[/lexicon], sie war als Prostituierte dort.
Die Frau berichtet auch von sexuellen Praktiken, die sie eigentlich
abgelehnt habe. Akzeptiert habe sie dennoch – des Geldes wegen. Beim [lexicon]Sex[/lexicon]
habe sie geweint. Strauss-Kahn will das nicht bemerkt haben.
Er berichtet von einem anderen Bild, das er im Kopf habe. Er habe den Abend
in Paris in guter Erinnerung. Die Leute hätten sich bei den Partys
getroffen, um [lexicon]Sex[/lexicon] und Spaß zu haben.
Er habe zudem nicht das Gefühl gehabt, dass die Frauen seinetwegen gekommen seien. Auch die
Frage einer Bezahlung will Strauss-Kahn sich nicht gestellt haben.
Strauss-Kahn spricht von einem Freundeskreis. Überhaupt möge er
[lexicon]Prostitution[/lexicon] nicht, zitieren Prozessbeobachter den Angeklagten. Er habe
eine Abneigung gegen Beziehungen, die auf den sexuellen Akt begrenzt
seien.
Geht um Recht, nicht um Moral
Gerichtspräsident Bernard Lemaire hatte schon in den Verhandlungstagen zuvor betont, bei
der juristischen Klärung gehe es um Rechtsfragen – nicht um Moral. Ob er
der wichtigste Mann der Welt gewesen sei, fragt Lemaire den
Angeklagten. „Ich weiß es nicht, aber ich habe es gedacht“, sagt
Strauss-Kahn. In Frankreichs Strafgesetzbuch ist Zuhälterei
deutlich weiter gefasst als im Sprachgebrauch etwa in Deutschland. So
umfasst Zuhälterei auch [lexicon]Prostitution[/lexicon], die von Dritten bezahlt wird oder
für Sex-Partys organisiert ist. Vor dem Gericht in Lille weist der
frühere IWF-Chef darauf hin, er habe keine Zeit gehabt, solche Abende zu
planen.
Sollte Strauss-Kahn nichts von der Bezahlung gewusst haben, müsste er straffrei bleiben.
dpa
http://www.stol.it/Artikel/Chronik-im-U ... n-Vergehen

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Beitrag von Doris67 »

Interessantes Interview (auf Französisch) mit einem französischen männlichen (heterosexuellen und cisgender) Escort, der Aktivist beim STRASS ist: http://www.lesinrocks.com/2015/02/10/ac ... -11561047/
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Beitrag von Doris67 »

Noch ein interessantes Interview mit Thierry Schaffauser, zum DSK-Prozeß: http://www.regards.fr/web/article/thier ... -proces-du
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Beitrag von Doris67 »

Der französische Senat wird den Gesetzentwurf nun am 30. und 31. März offiziell (und in öffentlicher Sitzung) diskutieren.
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Beitrag von Doris67 »

Wie erwartet (und von Hurenfeinden/-innen beabsichtigt): http://www.spiegel.de/panorama/gesellsc ... 18370.html
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Beitrag von Doris67 »

Ein neues blog, das so viele wie möglich Ressourcen zu den negativen Auswirkungen von Kundenbestrafung sammelt: https://contrelapenalisationdesclients.wordpress.com/ . Auf Französisch aber auch Englisch, und noch im Aufbau begriffen, also schaut öfters mal rein.
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Beitrag von Doris67 »

Hier noch ein interessanter Artikel (auf Französisch) über die chinesischen Sexarbeiterinnen in Paris: http://www.liberation.fr/societe/2015/0 ... le_1200551
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Beitrag von nina777 »

Das Leben von Pariser Prostituierten in den 1930ern

http://www.vice.com/de/read/das-leben-d ... r-1930-193
I wouldn't say I have super-powers so much as I live in a world where no one seems to be able to do normal things.

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Beitrag von nina777 »

25.2.2015

Schon Kinder bezahlen in Frankreich für Sex

Französische Schulen berichten über eine erschreckende Entwicklung: Immer öfter kommt es zu Sexualstraftaten unter Kindern. Die einen sprechen von Vergewaltigung, die anderen von Prostitution.


Der Oralverkehr auf dem Schulklo kostet 25 Euro. "Das glaubt mir nie jemand", sagt Armelle Le Bigot Macaux, "aber die Prostitution hat Einzug in unsere Schulen gehalten." Die Französin ist Präsidentin des Vereins "Agir contre la prostitution des enfants" (Handeln gegen die Prostitution von Kindern). Seit Jahren beobachtet sie, dass in Frankreich immer mehr Jugendliche Sex als Ware betrachten. "Wir sprechen hier von Zwölf- bis 14-Jährigen."

Frankreich wagt sich derzeit an ein Thema, das wohl nicht nur dort verbreitet ist: Sexualstraftaten unter Kindern. Jungs reichen ihre Freundinnen an Kumpels weiter – gegen Geld. "Das ist alles nicht so schlimm. Die echten Küsse bekommt eh nur mein Freund", beteuerten die Mädchen, die ihrerseits unter dem Vorwand des Liebesbeweises zum Sex gezwungen werden. Der Verein von Armelle Le Bigot Macaux tritt derzeit in neun solchen Fällen als Nebenkläger auf.

Oft handelten die Schülerinnen auch auf eigene Rechnung. Dann werde das Dumping um den Preis für den Oralverkehr schon mal zum Problem zwischen Mädchencliquen, berichtet Le Bigot Macaux, die darüber nur den Kopf schütteln kann. Das große Erwachen kommt in der Regel, wenn die Handlungen über die sozialen Netzwerke öffentlich werden. "Dann entlädt sich die ganze Häme über die Jugendlichen, und sie erkennen, dass es weder richtig noch normal war, was sie getan haben", sagt Le Bigot Macaux

Von solchen Fällen kann auch 32-jährige Claire Berest erzählen. Die ehemalige Lehrerin hat für ein über die Befindlichkeiten französischer Jugendlicher ein Dutzend Polizisten aus der Jugendschutzabteilung der Pariser Polizei interviewt. Verrohung von Sexualität sei demnach keine Frage des Milieus. "Die Geschichten aus Vorortschulen und prestigeträchtigen Pariser Gymnasien unterscheiden sich nicht", stellt Berest fest.

Das bestätigt auch Vianney Dyèvre, der seit September in Paris die Jugendschutzabteilung der Polizei leitet. Allerdings warnt er vor Alarmismus. Der Begriff Prostitution geht ihm zu weit. Für ihn handelt es sich um Vergewaltigungen, mehr und mehr auch in der Gruppe verübt, bei denen Täter und Opfer fast noch Kinder seien. Auf das Schulmilieu will er sich dabei nicht festlegen.

Dass allerdings selbst seine geschulten Beamten manchmal überfordert sind, das leugnet er nicht: "Da steht zum Beispiel eine Zwölfjährige vor Ihnen, die nacheinander Sex mit sieben Jungs hatte. Mit vier von denen war sie einverstanden, mit dreien nicht. Wie verhalten Sie sich da als Polizist?" Zwölfjährige entsprechen nicht dem Bild von Sextätern. "Die Kinder wissen ja gar nicht, was sie da eigentlich tun", sagt Dyèvre. Sex sei für viele von ihnen zum rein technischen Akt geworden. Von den Beamten befragt, verstünden sie oft die Welt nicht mehr: "Das habe ich so im Internet gesehen", heiße es oft zur Erklärung.

Erschreckende Videos sollen wachrütteln

"Wir müssen unsere Kinder wieder für Sexualität sensibilisieren. ,Du bekommst dein Handy erst wieder, wenn du mir einen bläst.' Was sind das denn für Relationen?", fragt Armelle Le Bigot Macaux, die eine Aufklärungskampagne ins Leben gerufen hat. Die sind im Internet zu sehen. Ein Schulranzen, eine halb offene Toilettentür und ein kniendes Mädchen oder mitten in der Nacht, auf einem Waldstück, ein vornüber gebeugter Junge. Die Szenen sind vage, aber eindeutig.

Für Pädagogen hat der Verein "Handeln gegen die Prostitution von Kindern" Informationsmaterial entwickelt, das im Rahmen eines Kolloquiums zum Thema im Oktober vorgestellt wurde. Das Angebot wird Le Bigot Macaux zufolge rege angenommen. "Was beweist, dass wir es hier mit einem verbreiteten Problem zu tun haben und Handlungsbedarf besteht", erklärt sie.

Um Studien und Zahlen zu diesem Phänomen kämpft sie allerdings noch. Damit könnte sie sich Kritikern wie Vianney Dyèvre gegenüber rechtfertigen. Der Verein bezieht sich bislang nur auf Rückmeldungen von Lehrern und von Organisationen, die sich gegen Prostitution einsetzen, und geht darauf basierend von mindestens 5000 Fällen im französischen Schulmilieu aus. Belastbar sind diese Zahlen allerdings nicht.

Schockierende Fälle

Eindeutig belegt hingegen ist, dass in der nordfranzösischen Stadt Lille in diesem Jahr dreimal so viele Kinderprostituierte in Gewahrsam genommen wurden als noch vor zwei Jahren. Eines der 21 Mädchen ist Laura. . Als wäre es das Selbstverständlichste der Welt, geht sie auf den Strich. Sie ist zwölf Jahre alt.

Offiziellen Schätzungen zufolge verkaufen in Frankreich 4000 bis 5000 Minderjährige ihren Körper. Diese Zahlen bestätigt auch Yves Charpenel. "Vor zehn Jahren waren die Zahlen noch anekdotisch, heute ist Laura kein Einzelfall mehr", sagt er.

Charpenel ist Präsident der , die sich weltweit gegen Prostitution einsetzt. Als Oberstaatsanwalt am Kassationsgerichtshof hat er auch juristisch mit Prostitution zu tun. Er beobachtet, dass sowohl Täter als auch Opfer von Sexualdelikten immer jünger werden. Das sei nicht nur in Frankreich so, sondern weltweit. Schätzungen der Stiftung zufolge seien von den weltweit 40 Millionen Opfern von Prostitution inzwischen 20 Prozent minderjährig.

Ein großer Teil prostituiert sich auf der Straße oder im Internet, ein kleiner Teil in französischen Schulen. Charpenel und seine Mistreiter im Kampf gegen Kinderprostitution wollen darüber nicht länger schweigen: "Was vor dreißig Jahren an unseren Schulen die Drogen waren, das ist heute die Prostitution."

http://www.welt.de/politik/ausland/arti ... r-Sex.html
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nina777: Dieser Verein ist eine Filiale der radikalen protestantischen Prohibitionisten von der Fondation Scelles. Diese Leute lügen wie gedruckt wenn's in ihre Ideologie paßt und betreiben systematische hurenfeindliche Propaganda. Schlimm ist, daß die Presse ihnen kritiklos eine Bühne gibt (wobei mich das von der Welt nun nicht überrascht).
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