Schuldgefühle

Ein nahezu unerschöpfliches Thema: Psychologische Betrachtungsweise der Sexarbeit
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Aoife
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RE: Schuldgefühle

Beitrag von Aoife »

Lieber rainman, jetzt einmal ganz theoretisch - also ohne speziell Gloriola irgendetwas unterstellen zu wollen:

Spiritualität (unter der Bezeichnung "mindfulness") ist die zentrale Säule des Original-DBT (Dialectical Behavioral Therapy nach Linehan), der deutsche Versuch dieses auf ein Minimum zu reduzieren (weil die Kassen dafür nicht bezahlen) geht mit einem massiven Wirkungsverlust einher.

Wenn also jemand in dieser Richtung Heilung sucht, so würde ich das keinesfalls als "Abwandern zur Konkurrenz" sehen, ein guter Therapeut (die es ja auch gibt, da stimme ich dir völlig zu) wird das IMHO eher unterstützen. Du vermutest ein Identifikationsproblem, und dem kann ich nicht widersprechen, würde allerdings hier im rein schriftlichen Austausch mich auch nicht sicher genug fühlen das zu bestätigen, deshalb auch hier rein theoretisch:

Identifikationsprobleme können auf neurotischen Ambivalenzen beruhen, in diesem Fall wäre klassische Psychotherapie erfolgversprechend. Oder sie beruhen auf einer mangelhaften Ausbildung des "ich" in der Frühkindheit, dann kann das "ich" die zur klassischen Psychotherapie notwendigen Ressourcen einfach nicht zur Verfügung stellen und es muss auf den Bereich der Archetypen zurückgegriffen werden - was letztlich gleichbedeutend mit "Spiritualität" ist.

Was natürlich nicht bedeuten soll, dass es nicht auch in "rein neurotischen" Fällen zulässig wäre auf das Mehr an Ressourcen das der archetypische Raum bietet zurückzugreifen, insbesondere wenn der Klient natürlicherweise in diese Richtung neigt. Natürlich nur unter dem Aspekt der erfolgreichen Therapie, im deutschen Kassenrecht sieht das völlig anders aus :002

Liebe Grüße, Aoife
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Glorialoa
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Beitrag von Glorialoa »

@rainman: Danke auch für Deine post.
Gruss Gloria
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Jack Ma

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Beitrag von Glorialoa »

Nochmal zu rainman: Ich finds gut, dass Du mir Deine Gedanken mitteilst, aber das mit der Identifikation hätte ich mir ehrlich gesagt eher per PN gewünscht. Weiss nicht, irgendwie fühl ich mich grad etwas ausgeschlachtet und blossgestellt wenn ich ehrlich bin. Es geht hier schon um persönliche Themen, klar, aber das ist was anderes..
Aber trotzdem danke für den Tip.
Ich bin sowieso interessiert an vielem, kenne schon vieles und entscheide dann selbst.
Gruss Gloria
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Beitrag von Glorialoa »

... und habe mich schon für meins entschieden.
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rainman
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Beitrag von rainman »

Liebe Aoife,
ich kann Dir in allen Punkten zustimmen. Man könnte sogar noch hinzufügen: Nicht nur auf dem Gebiet der Spiritualität, sondern auch auf dem des medizinischen Handwerks haben unsere modernen Medizinmänner und -frauen gut daran getan, einmal bei ihren Kollegen im Busch nachzuschauen, was die so alles drauf haben. Ich habe mir sagen lassen, dass Curare, das Pfeilgift der südamerikanischen Indios, heutzutage zum unentbehrlichen Handwerkszeug eines jeden Anästhesisten zählt. Stimmt das?

Liebe Gloria,
zunächst einmal: Wenn ich Dich mit meinem Beitrag betroffen gemacht habe, so tut es mir leid und ich bitte Dich hiermit in aller Form um Vergebung. Ehrlich gesagt, habe ich auch vor dem Absenden einen Augenblick gezögert und die Möglichkeit erwogen, eine PN zu versenden oder es auch ganz zu unterlassen. Aber dann habe ich mir gesagt: Dieses Forum dient u.a. der gegenseitigen Hilfestellung und die ModeratorInnen achten mit gnadenloser Strenge darauf, dass hier niemand einem anderen vor das Schienbein tritt. Das Problem, das Du in Deinem Ausgangsposting angerissen hast, haben hier offenbar viele und Du brauchst Dich m.E. in gar keiner Weise "ausgeschlachtet und blossgestellt" zu fühlen. Im Gegenteil: Du hast in meinen Augen ein gutes Werk damit getan, das einmal angesprochen zu haben und die Meinungen vieler daraufhin zu hören.

Mit meinem Beitrag wollte ich natürlich unter gar keinen Umständen eine "Ferndiagnose" erstellen. So etwas steht mir auch gar nicht zu. Ich wollte Dir aber Mut machen für den Weg, zu Dir selbst zu finden und dabei die Inanspruchnahme professioneller Hilfen nicht zu scheuen. Aus Erfahrung weiß ich, dass vielen Menschen der Entschluss, zum Zahnarzt zu gehen, leichter fällt als der Weg zum Seelendoktor. Und dann noch ein ganz kleiner Tipp, aber der kommt per PN.

Liebe Grüße, rainman

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Beitrag von Aoife »

          Bild
rainman hat geschrieben:Ich habe mir sagen lassen, dass Curare, das Pfeilgift der südamerikanischen Indios, heutzutage zum unentbehrlichen Handwerkszeug eines jeden Anästhesisten zählt. Stimmt das?
Unentbehrlich vielleicht nicht, aber in vielen Fällen sehr nützlich ... ich war selbst neugierig und habe vor langer Zeit einmal einen älteren Anästhesisten gefragt, wie man denn einen Bauch verschlossen hat als es diese Curare-Produkte noch nicht gab, und die Antwort war: "Mit viel Fluchen". :002

Liebe Gloria,

nach C.G.Jung ist die Identifikation mit unserer "persona", mit dem Bild das wir glauben nach außen hin abgeben zu müssen, ohnehin der Grund für alle psychischen und sozialen Probleme. Insofern würde ich dem Wort "Identifikationsprobleme" keinerlei negative Bedeutung beimessen ...

Viel wichtiger ist IMHO die Frage welche Richtung wir von diesem Punkt aus einschlagen. Wollen wir die Probleme "lösen", so dass nicht mehr wir persönlich sie haben, sondern sie stattdessen kollektiv im Außen auftauchen, beispielsweise in der Form von Polizeigewalt oder Steuerschutzgelderpressung? Das wäre der Weg, den ein nicht menschengemäßes System empfiehlt. Und da dieser Weg dem Schema "wenn etwas nicht funktioniert, dann intensivieren wir diesen ungeeigneten Versuch" folgt ist er in sich schon hochneurotisch. Oder wollen wir statt Lösungen lieber die Ursache des Problems beseitigen? Hier im Jung'schen Zusammenhang hieße das zu akzeptieren, dass wir tatsächlich viel mehr sind als nur die Funktion, die uns von außen zugedacht wird. Und vielleicht nicht nur viel mehr, sondern grundsätzlich ganz anders? ... zumindest von der Zielsetzung her ist das kaum noch vom spirituellen Weg zu unterscheiden.

Liebe Grüße, Aoife
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nicole6
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Beitrag von nicole6 »

Mir hat es jedenfalls sehr geholfen, als ich begann sorgfältig
das, was als "Schuldgefühle" bezeichnet wird, von dem zu trennen,
was unter "Verantwortungsgefühl" bekannt ist.
Das erste ist anerzogen, damit Personen in Machtpositionen
uns ausbeuten und kontrollieren können.
Das zweite ist angeboren und bewirkt das Gegenteil vom ersten.

Deswegen versuchen ausbeuterische Systeme, wie Industrie-
Gesellschaften, Kirche, Militärs, so weit es geht, dem Volk
Verhalten vorzuschreiben bei dem Verantwortung nicht nur
aberzogen wird, sondern sogar gesetzlich verboten ist.

Und auf der anderen Seite werden Schuldgefühle künstlich
aufoktroiert, damit die Masse der Leute lenkbar wird.
Das große Problem der Machthaber ist, dass sie sehr wenige sind.

Damit ein ausbeuterisches System intakt bleibt, müssen die
Betroffenen ein Schuldgefühl haben, ansonsten funktioniert
der Mechanismus nicht mehr.

Deswegen wird auch die moderne Technik zur Gefahr für die
Machthaber in aller Welt, da dadurch die Zensur unterlaufen
wird, und der Schwindel auffliegt!

In einem anderen Diskussionsteil kam dieser Aspekt schon
einmal zur Sprache.
Aoife bemerkte dort, dass das angebliche "Problem" verschwindet,
wenn man statt dem Begriff "Sexarbeit" andere Berufe einsetzt.

Auf den Kern gebracht hat es oben Friederike.
Sich selbst mit all seinen leiblichen und seelischen Eigenheiten
anerkennen, und frau lebt heiter und fröhlich!

Die Natur läuft schon immer in Zyklen.
So ist es aber auch mit unseren Bedürfnissen.
Im Sommer haben wir andere als im Winter.
Mit 25 andere als mit 50.
Es gibt Phasen wo die Sexarbeit intensiv ausgeübt wird,
in anderen weniger intensiv. Das Mass ist immer das
EIGNE Bedürfnis, nicht das der Gesellschaft, und nicht
das der Kunden!

Die Kolleginnen die hier manchmal jammern, sind die gleichen,
die angeben, dass sie gegen ihren Willen in Praktiken einwilligen
die sie nicht wollen, mit der Ausrede, aus finanziellen Zwängen
so handeln zu müssen.

Nicole

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Beitrag von Glorialoa »

Hi, nun hat sich hier unser Post totgelaufen und Eure Antworten waren mir eine enorme Hilfe! Danke dafür!
Letzten Endes gestaltet jeder sein Leben und jede Sichtweise die ich hier lesen durfte war entweder horizonterweiternd oder ein eormer Trost, oder beides! Ich finde es enorm dass Ihr Euch hier überhaupt die Zeit genommen habt überhaupt so auf mich einzugehen! Das lesen Eurer Beiträge hat mich in sehr kurzer Zeit nach Vorn katapultiert.
Mal sehn wies nun weiter geht-) habe so einige Ideen wie ich den Job gestalten könnte...

Danke und ciao, bis zum nächsten Thread!

Gloria.
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konkret
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Polyamory ist nicht Promiskuität

Beitrag von konkret »

          Bild
konkret hat geschrieben: Du schreibst:

"Es macht mich fertig zu sehen was mich wirklich glücklich macht und trotzdem bin ich auch romantisch veranlagt was Partnerschaft angeht usw.
Wie kann das denn zusammen gehen? Und geht das denn zusammen?
Oh Gott, was macht man denn da?"

Was du beschreibst ist die Annahme, dass Sexarbeit und romantische Zweierbeziehung (RZB) sich gegenseitig ausschließen. Das ist die Annahme, die viele Menschen haben, die schlecht über Sexarbeit(er_innen) denken. Du hast diese Haltung verinnerlicht, was ich dir nicht vorwerfe, weil du nicht für deine Sozialisation verantwortlich bist. Aber du kannst jetzt etwas daraus machen und es ändern.

Der Punkt ist, an welcher Stelle du dich als promisk betrachtest. Du hast ein Privatleben und eine private Sexualität, und du hast den Job, in dem du sexuelle Dienstleistungen anbietest. Ich möchte dir hier mitteilen, wie es mir geht bzw. wie ich mit dem "Problem" (für mich ist es nämlich kein Problem) umgehe: Ich verstehe mich als monogam. Ich bin in einer Partnerschaft, und ich habe Sex nur mit meinem Partner, und ich wäre auch nicht damit einverstanden, wenn mein Partner mit einer anderen Frau schlafen würde, es sei denn für Geld, aber dafür ist ihm sein Geld zu schade. Ich habe aber nichts dagegen, wenn er privat mit einem Mann was machen würde.

Was ich im P6 mache, ist mein Job. Betrug im Sinne der RZB wäre für mich, wenn ich privat mit einem anderen Mann als meinem Partner ins Bett gehen würde. Es ist auch so, dass ich mit keinem der Männer, die ich bis jetzt im Job getroffen habe, je etwas privat anfangen würde. Und wenn ich mir vorstelle, dass mir jemand, wenn ich privat unterwegs bin, Avancen machen würde, würde ich ihm sagen, zu welchen finanziellen Konditionen ich das machen würde.

Wenn es bei dir jedoch so ist, dass du dich auch privat als promisk verstehst, wäre vielleicht Polyamory etwas für dich. Nach allem, was ich bis jetzt darüber mitbekommen habe, ist die "Szene" auch Sexarbeit gegenüber relativ aufgeschlossen.

Zugegebenermaßen habe ich ziemliches Glück gehabt damit, wie ich meinen Partner kennengelernt habe. Ich habe damals geschaut, ob ich poppen.de für den Job nutzen möchte, hatte mir ein Profil unter meinem Arbeitsnamen angelegt, was aber ein kostenloses Profil war, weil ich ja erst einmal nur gucken wollte. Derjenige, der jetzt mein Partner ist, hat mich angeschrieben, und ich habe ihm nach wenigen Schriftwechseln meine Handynummer gegeben, womit ich kein Problem hatte, weil es ja mein Jobhandy war. Nachdem wir drei Tage hintereinander täglich telefoniert hatten, weil wir uns gegenseitig sympathisch waren, habe ich mich ihm erklärt, und nachdem er einen Tag darüber nachgedacht hat, war es für ihn OK. Wenn das bei uns nicht so gelaufen wäre, würde ich auch nicht wissen, wie und wo ich einen Partner kennenlernen könnte.
Ojeojeoje, was hab ich denn da geschrieben. Mit dem Wissen, das ich seit heute habe, sehe ich, dass das relativer Quatsch ist, was ich da geschrieben habe. Ich bitte somit auch alle, die beim Lesen meines Satzes "Wenn es bei dir jedoch so ist, dass du dich auch privat als promisk verstehst, wäre vielleicht Polyamory etwas für dich." mit den Augen gerollt haben oder sich gekränkt fühlen, um Verzeihung.

Ich habe heute mal nach Polyamory gegooglet, aus Anlass meiner eigenen RZB. Ich muss dazu sagen, dass ich vor zwölf Jahren das erste Mal auf einem Vortrag darüber von Polyamory gehört habe. Das war in anarchistischem Kontext, und so, wie die Referenten das Konzept vorgetragen haben, kam es bei mir so an, als wäre das etwas für Leute, die sich zusammentun, um gesicherten Sex zu haben, weil sie auf dem freien Markt nach objektiven Gesichtspunkten wenig Chancen auf Partnerschaft haben. Armselig, dachte ich, weil das auf Beliebigkeit hinausliefe.

Also habe ich heute gegooglet und die Seite www.polyamorie.de gefunden. Dort ist sehr einfühlsam erklärt, dass Polyamory eben NICHT Promiskuität ist, sondern mit großer Verantwortung einher geht.

Desweiteren habe ich gelernt, dass Polyamory alle möglichen Formen annehmen kann und dass es eben NICHT bedeutet, dass JEDE_R mehrere Partner_innen hat.

Wichtig sind eben Vereinbarungen, die zwischen den Beteiligten getroffen werden sollen.

In meinem Fall kann ich jetzt sagen, dass ich im Grunde seit mehr als anderthalb Jahren ein polyamores Konzept vertrete und gerne lebe(n möchte).

Ein paar der wichtigsten Auszüge für mich:
Primary, Secondary, Tertiary

Es geht zuerst mal um eine Grundunterscheidung, wie wichtig und zentral ein Partner im Leben eines anderen ist:
Primärbeziehung, engl. Primary, bezeichnet den Partner, mit dem ich zusammenlebe, auf den ich mich maßgeblich beziehe, mit dem ich evtl. verheiratet bin, mit dem ich Kinder habe oder mir vorstellen kann, welche zu bekommen, der Mensch, mit dem ich möglicherweise unter einem Dach lebe, mit dem ich meine Finanzen teile, den ich bei meiner Urlaubsplanung berücksichtige, mit dem ich Weihnachten feiere und den ich meinem Eltern als meinen Partner vorstelle.
Die Sekundärbeziehung, engl. Secondary, meint eine langfristige und wichtige Partnerschaft, die auch über mehrere Jahre oder gar lebenslang bestehen kann, die aber nicht die Bedeutung der Primary-Beziehung hat. Also: mit dem oder der Secondary hat oder plant man in der Regel keine Kinder, teilt keine Finanzen, ist nicht verheiratet, plant nicht sein Jahr und bezieht ihn nicht in wichtige Entscheidungen ein. Aber vielleicht fährt man mit ihm mal in Urlaub, verbringt Wochenenden mit ihr, und sagt ihm Bescheid, wenn man sich neu verliebt hat oder jemand Neues dazunehmen möchte.
Manche Polys sprechen auch von der Tertiärbeziehung, engl. Tertiary. Das ist entweder die Person, mit der man eine kurze, leidenschaftliche Affäre hat, wo aber keine langfristige Basis da ist, oder jemand, mit dem man eher freundschaftlich verbunden ist, und gelegentlich auch sexuell ist, aber recht unverbindlich eben.
Viele halten diese Unterscheidung für überflüssig, der Vollständigkeit halber habe ichs mal hier reingenommen.

Man kann nun die verschiedenen Versuche, Poly zu leben, in drei Kategorien einteilen.
1. Es gibt eine klare Nummer Eins, den Primary-Partner, also das klassische Modell der offenen Zweierbeziehung
2. Es gibt mehrere Primärpartner, also eine gleichberechtigte Dreier-, Vierer- oder Mehrfachbeziehung
3. es gibt keinen Primärpartner, aber mehr als einen Secondary, also das Modell des Poly-Singles

http://www.polyamorie.de/verschiedene-a ... -poly.html

Wenn dein Partner in der Lage ist, dir zuzuhören, einfühlsam auf dich einzugehen und dir bei alledem noch das Gefühl zu vermitteln, geliebt zu werden, kann eine Situation, die Eifersucht enthält, noch zu einer Vertiefung und Verbesserung eurer Liebe führen.

http://www.polyamorie.de/strategien-sil ... ne-57.html