BLACKLIST - FORUM

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Zwerg
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Re: BLACKLIST - FORUM

Beitrag von Zwerg »

@oma76

6T war ein Betreiber welcher mehrere Escortagenturen betrieb unter Anderem mit recht eigenwilligen Ideen. Zum Beipsiel: Er meinte mir gegenüber, dass er "selling by war" betrieb - also offiziell Krieg mit anderen BetreiberInnen in diversen Foren um Beide (also auch seine GegnerInnen) zum Thema zu machen. Ich kannte ihn aus den Anfängen des Forums und er war um Nähe bemüht. Wobei ich ihm jetzt nicht unterstelle, dass er Böses dabei im Schilde führte. Ich denke eher, dass er von der Idee des Sexworker Forums fasziniert war und er "auch Eines wollte".

Natürlich war uns schnell klar, dass wir auch mit BetreiberInnen Kontakte brauchen - jedoch aufpassen müssen, dass wir neutral agieren. War nicht immer leicht, aber so war das. Mein Gedanke war, wenn wir etwas umsetzen möchten, für SexarbeiterInnen, so müssen wir auch entsprechende Gesprächsbereitschaft mit BetreiberInnen erwirken. Und das wir per se BetreiberInnen ablehnen würden, hatten wir ohnehin nicht vor. Wir wollten einen respektvollen aber doch etwas distanzierten Austausch. Darauf setzen wir auch Heute noch.

Dann kam die Idee von 6T (war die Abkürzung von sexteufelchen (der Name einer seiner Agenturen)) mit dem Blacklistforum unter seiner Kontrolle. 2007 war das eigentlich etwas Neues... Klar wollten wir eine Blacklist für Kunden welche auffällig waren (in unseren internen Bereichen gibt es auch Threads welche derartige KundInnen auflisten). Jedoch nicht in den Händen eines Betreibers. Speziell wie wir hörten "da schreibe ich meine besten Kunden rein, damit kein Anderer hinfährt...." - Nur wie wir dann mitbekamen, dass auch "auffällige Escorts" (aus der Sicht der Betreiber "auffällig") oder TelefonistInnen sowie Fahrer geblacklistet werden sollen (wenn sie nicht mit den Regeln bzw. Vorstellungen des "Chefs" übereinstimmen) war für uns klar, dass wir das nicht wollen. 6T wollte eine Kontrollfunktion in der Branche übernehmen - er entscheidet (durch die Aussage "begrenzter kontrollierter Zugang zur Blacklist auf seinem Server") wer die Liste sieht und was dort geschieht. Er entscheidet welche SexarbeiterIn dort geoutet wird, welche FahrerIn, welche TelefonistIn usw... Und er entscheidet welche Agentur bzw. wer generell Zugriff hat (sich also auch wehren kann, oder eben nicht).

Somit wäre jegliche Kontrolle ausgeschlossen - er alleine entscheidet über Gut und Böse und auch Schaden (für die Geoutete) oder Nichtschaden. Es wäre theoretisch möglich gewesen seinen KonkurrentInnen nachteiliges zu unterstellen, ohne dass es offensichtlich war. Deshalb wollte er auch teilweise unsere Unterstützung, da die Sache dadurch legitim erschienen wäre. Wir haben den Ruf "eigenwillig" zu sein, aber trotzdem ist unser Ruf in der Branche relativ gut. Da wir eben Lösungen suchen - im Sinne aller Betroffenen.

6T hat sich vor wenigen Jahren aus dem Geschäft zurückgezogen - seine Agenturen existieren nicht mehr - die Blacklist von ihm wurde nie wirklich umgesetzt - vielleicht auch ein klein wenig deshalb, weil wir auch "auf die Bremse gestiegen sind", dass Projekt nicht unterstützt haben.

Nur wenn man Heute über diese Form des Internetprangers nachdenkt, so ist die damalige Diskussion bzw. auch die Erfahrung daraus, immer noch gültig.

Liebe Grüße

christian