Transfeindlichkeit
Ein Feminismus, der trans Frauen ausschließt, ist kein Feminismus
Eine feministische Initiative wirft der Politikerin Tessa Ganserer vor, unrechtmäßig einen Frauenquotenplatz zu belegen. Ihre Argumente könnten auch von Rechten kommen.
Zum ersten Mal in der Geschichte sitzen zwei trans Frauen im Bundestag. Also scheinbar höchste Zeit, in Panik zu verfallen, dass alle anderen Frauen zu kurz kommen könnten. Das legt zumindest eine Initiative nahe, die sich "Geschlecht zählt" nennt. Tessa Ganserer – eine der beiden trans Abgeordneten, die für die Grünen im Parlament sitzt – habe sich unrechtmäßig einen Quotenplatz im Bundestag zugesichert, der sonst an eine andere Frau gegangen wäre. Auch das von Alice Schwarzer geführte Magazin Emma schloss sich dieser diskriminierenden Sichtweise an. Ein "physisch und juristischer Mann" säße auf einem Frauenquotenplatz, schrieb das Magazin.
Applaus für den Emma-Artikel gab es von rechts. Der familienpolitische AfD-Sprecher Martin Reichardt schrieb auf Twitter, es sei nicht transfeindlich, sondern eine "biologische Tatsache", Tessa Ganserer als Mann zu bezeichnen – und rechtfertigt dies mit Verweis auf die Emma: "Selbst das feministische @EMMA_Magazin erkennt die Problematik!" Distanziert hat sich die Zeitschrift bisher nicht.
Im Queerfeminismus werden Frauen, die sich selbst als Feministinnen bezeichnen, aber die Existenz von trans Frauen negieren, TERFs genannt – "trans-exclusionary-radical-feminist". Die Bezeichnung steht immer wieder in der Kritik, weil nicht ersichtlich ist, was an einem Feminismus, der sich gegen die körperliche Selbstbestimmung besonders vulnerabler Frauen richtet, radikal sein soll – oder feministisch. Ihre Argumentation ähnelt derjenigen, die seit Jahrzehnten von faschistoiden Parteien oder dem Vatikan bekannt ist: Personen, die sich nicht ihrem zugewiesenen Geschlecht unterordnen, seien eine Bedrohung für die Allgemeinheit.
Trans Menschen als Bedrohung: Ein rechtes Argument
Ein Viktor Orbán profiliert sich damit, Kinder vor einer herbeifantasierten "LGBT-Propaganda" und somit vor sexualisierter Gewalt und Zwangsoperationen retten zu wollen. Die Harry-Potter-Autorin und selbsternannte Feministin J.K. Rowling behauptet, Frauen vor verkleideten Vergewaltigern in öffentlichen Toiletten schützen zu wollen. Und die pseudofeministische Emma gibt eben vor, Frauen davor bewahren zu wollen, dass ihnen die Listenplätze im Bundestag von verkleideten Männern weggezockt werden.
Die besagten Feministinnen zucken nicht nur dann aus, wenn eine Frau im Bundestag auf einem Frauenplatz sitzt und ihr Recht auf körperliche Selbstbestimmung ausübt. Sondern auch dann, wenn Sexarbeiter:innen ihrem Recht auf körperliche Selbstbestimmung nachgehen. Die Emma erkennt beispielsweise keinen Unterschied zwischen selbstbestimmter Sexarbeit und Zwangsprostitution. Schwarzer und die Emma erkennen es außerdem nicht an, wenn muslimische Frauen ihr Recht auf körperliche Selbstbestimmung ausüben und sich bedecken. In einem Interview sprach sich Schwarzer dafür aus, es ihnen in Schulen und im öffentlichen Dienst zu verbieten. Für sie ist das Kopftuch ein Symbol der Unterdrückung – durch muslimische Männer.
Sexarbeiter:innen, Menschen, die als nicht weiß klassifiziert sind sowie queere und trans Personen waren bereits in den frühen faschistischen Theorien und Regimen ein Hassobjekt, unter anderem im Nationalsozialismus. Wenn vermeintlich linke und feministische Stimmen genau die gleichen Personengruppen dämonisieren wie die Rechten, vergrößert sich schlicht die Zielgruppe für faschistische Narrative und die reale Bedrohung für marginalisierte Menschen.
Die Hetze kann Leben bedrohen
Hetze gegen vulnerable Gruppen wie trans Frauen ist nicht bloß eine Meinung, sie ist lebensgefährlich. Die Suizidalitätsquote von trans Personen ist hoch. Besonders bei Jugendlichen, deren Schutz den Gegner:innen von trans Rechten stets als Vorwand dient, um eine zugänglichere medizinische Versorgung zu verteufeln. Mehr als die Hälfte der trans Jungen zwischen elf und 19 Jahren gab in einer pädiatrischen Studie aus den USA an, mindestens einmal versucht zu haben, sich das Leben zu nehmen. Unter nicht-binären trans Personen waren es mehr als 40 Prozent und unter trans Mädchen lag die Rate bei etwas unter einem Drittel. Zum Vergleich: Bei den befragten cis Mädchen war sie bei knapp 18 Prozent und bei cis Jungs bei unter zehn Prozent. Gleichzeitig existieren aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse, dass die Suizidalität von trans Jugendlichen sinkt, wenn die soziale und medizinische Unterstützung gewährleistet ist – sie also zum Beispiel Hormone bekommen können.
Genau diese Unterstützung bleibt trans Personen oft verwehrt. Schlimmer noch, sie erleben nach einer Studie des Williams Institute von 2021 viermal häufiger Gewalt als cis Personen. Trans Frauen, die Schwarz oder of Color sind, haben ein erhöhtes Risiko, ermordet zu werden. Trotzdem fehlt es trans Frauen fast überall an Schutzräumen, Unterstützungsangeboten, öffentlichen Toiletten – und ja – Quotenplätzen. Alle datenbasierten Untersuchungen verdeutlichen, dass es keine vielversprechende Taktik ist, sich mal eben als trans auszugeben, mit dem Hintergedanken, unbemerkt in der Frauenumkleide zu spannen oder einen Job zu kriegen. Im Gegenteil, Diskriminierung auf dem Arbeitsmarkt – und dazu gehört auch der Bundestag – ist eine weitere Realität, die trans Personen, vor allem Frauen, daran hindert, sich zu outen, und nicht umgekehrt.
Nicht überall, wo Feminismus draufsteht, ist auch Feminismus drinnen
Doch wissenschaftlich belegte Fakten scheinen weder TERFs noch Rechte zu kümmern. Stattdessen klammern sie sich an das, was sie in der sechsten Klasse im Biounterricht über "objektiv feststellbare, körperlich-biologische Merkmale" gelernt haben. Die allmächtige Biologie dient bereits seit dem Kolonialismus als Rechtfertigungsgrundlage, warum weiße Frauen zu kochen und gebären haben, während weiße Männer regieren und alle anderen beherrschen dürften. Abgesehen davon ist sich selbst "die Biologie" nicht einig darüber, was Geschlecht ist.
Verschiedene Feminismen können und dürfen koexistieren, keine Frage. Haltungen, die den Schutz mancher Frauen instrumentalisieren, um entrechtete Personengruppen zu gefährden, sind aber reaktionär und menschenverachtend – auch wenn sie sich feministisch nennen. So bezeichnen sich mittlerweile aber auch Angela Merkel, irgendein H&M-T-Shirt und eben die Emma. Transfeindlicher Feminismus nützt jedoch denen, die den Feminismus generell am liebsten wieder loswerden wollen: Rechtspopulist:innen und Antifeminist:innen. Außer Menschen wie der familienpolitische Sprecher der AfD braucht so einen Feminismus absolut niemand.
https://www.zeit.de/zett/queeres-leben/ ... ettansicht
ZEIT-Artikel: Transfeindlichkeit - Ein Feminismus, der trans Frauen ausschließt, ist kein Feminismus
-
- ModeratorIn
- Beiträge: 218
- Registriert: 27.08.2018, 23:21
- Ich bin: SexarbeiterIn
ZEIT-Artikel: Transfeindlichkeit - Ein Feminismus, der trans Frauen ausschließt, ist kein Feminismus
~~~ Am Rande des Abgrunds ist die Aussicht sehr gut ~~~
-
- Admina
- Beiträge: 352
- Registriert: 23.11.2019, 01:02
- Wohnort: Wien
- Ich bin: SexarbeiterIn
Re: ZEIT-Artikel: Transfeindlichkeit - Ein Feminismus, der trans Frauen ausschließt, ist kein Feminismus
Immer wieder toll, für wie feministisch es gehalten wird, wenn Frauen Frauen vorschreiben, was sie tun dürfen und was nicht. 
It's a business doing pleasure with you.
-
- ModeratorIn
- Beiträge: 125
- Registriert: 15.10.2015, 20:57
- Wohnort: Speckgürtel
- Ich bin: SexarbeiterIn
Re: ZEIT-Artikel: Transfeindlichkeit - Ein Feminismus, der trans Frauen ausschließt, ist kein Feminismus
Ich hab es gleich 2x gelesen, weil ich diese Ansichten nicht gleich wahrhaben wollte.
Vor allem die Argumentation bei einer Quote, die Diskriminierung verhindern soll, dann eine Trans Abgeordnete anzugreifen, bei einer Gruppe die noch diskriminierungsanfälliger ist.
Es ist zum kotzen....
Vor allem die Argumentation bei einer Quote, die Diskriminierung verhindern soll, dann eine Trans Abgeordnete anzugreifen, bei einer Gruppe die noch diskriminierungsanfälliger ist.
Es ist zum kotzen....
-
- verifizierte UserIn
- Beiträge: 385
- Registriert: 15.09.2013, 19:28
- Wohnort: 85716 Unterschleissheim
- Ich bin: KundIn
ZEIT-Artikel: Transfeindlichkeit - Ein Feminismus, der trans Frauen ausschließt, ist kein Feminismus
Hallo zusammen,
also ich finde es grandios, dass im Deutschen Bundestag Transfrauen sitzen. Transmänner wird es wohl auch geben, aber Frauen, die sich als Männer wahrnehmen möchten und wahrgenommen werden möchten, können das ja auch anders zum Ausdruck bringen, beispielsweise als (verkappte) Feministin, vielleicht sind echte Transmänner deshalb nicht sichtbar?
https://www.emma.de/artikel/einfach-das ... eln-337373
IMMER MEHR FRAUEN WERDEN MÄNNER
Vor 30 Jahren gab es 3.000 Transsexuelle in Deutschland, heute sind es 24.000. Immer mehr Frauen fliehen in das andere Geschlecht. Warum? Ist es für junge Frauen ein Hype, das Geschlecht zu wechseln, statt die Geschlechterrolle zu sprengen? Und bereuen sie so manches Mal den Schritt?
17. Dezember 2019
von Chantal Louis
Die Tochter von Lisa Müller war keineswegs das, was man einen Tomboy nennt. „Sie war nicht burschikos“, erzählt die Mutter. „Sie war nur einfach nicht so tussihaft wie andere Mädchen.“ Und da gab es noch einen Unterschied, vielleicht den entscheidenden: „Die anderen Mädchen haben ständig versucht, den Jungs zu gefallen. Lea hat das nicht gemacht.“ Die Strafe folgte auf dem Fuß. Lea wurde „von den Jungs gemobbt. Es herrschte eine toxische, sehr sexistische Atmosphäre in der Klasse“.
Bald darauf, Lea war gerade 16 geworden, präsentierte das Mädchen ihren Eltern ihre Lösung für das Problem. „Sie hat uns erklärt, dass sie ihren weiblichen Körper hasst und eigentlich ein Junge sei.“ Die Tochter erzählte ihren Eltern auch, dass sie sich schon zweimal in ein Mädchen verliebt hatte. Das sei doch kein Problem, versicherten die Eltern. Aber Lea sagte, „es pisst sie an, als Lesbe gesehen zu werden“. Fazit: Lea wollte Hormone und OPs, und das möglichst bald.
Die Mutter war bestürzt. Weniger, weil ihre Tochter den Wunsch nach einem Leben als Junge geäußert hatte. Was Lisa Müller zutiefst beunruhigte, war die Tatsache, dass „dieses Trans-Thema bei ihr wie aus dem Nichts aufgetaucht ist“. Beim Durchforsten der einschlägigen Internet-Foren stellte sie überrascht fest, dass es vielen Eltern so geht wie ihr. Das Phänomen hat seit kurzem sogar einen Namen: „Rapid Onset Gender Dysphoria“ (ROGD): „Plötzlich einsetzende Geschlechtsdysphorie“.
- - - - - - - - -
Okay, lassen wir das mit den Feministen und Feministinnen. Künftig zählt eh nur noch die Funktionstüchtigkeit, beispielsweise kann jemand Multitasking, bemuttern und Respekt vermitteln, Konflikte lösen, mit Kulturen umgehen, saufen wie die Russen, und fluchen wie der Teufel, oder Sex machen wie die Sexarbeiterinnen. Also wenn ich nachfolgende Websites klicke, dann interessiert mich die Körpermitte in der Hose oder unter dem Rock nicht. Ganz ehrlich, nein.
https://nyke-slawik.de/
https://www.tessa-ganserer.de/
Das hier wusste ich auch auch noch nicht, finde ich aber viel interessanter als das Gefeilsche über Feminismus und seine wahre Definition. Natürlich bin ich gespannt, was jetzt für Lösungsvorschläge kommen, wie man Quoten künftig gerecht gestaltet. Kommt Zeit kommt Rat.
- - - - - - - - -
https://www.tagesspiegel.de/gesellschaf ... 51736.html
Historischer Erfolg bei der Bundestagswahl
Tessa Ganserer und Nyke Slawik sind die ersten trans Frauen im Bundestag
Mit den Grünen Tessa Ganserer und Nyke Slawik ziehen erstmals zwei trans Frauen ins Parlament ein. Sie wollen sich in queerpolitischen Fragen engagieren - aber nicht nur.
Nyke Slawik und Tessa Ganserer von den Grünen schreiben bei den Bundestagswahlen Geschichte: Sie sind als erste trans Frauen in das Parlament eingezogen.
Ganserer lag in ihrem Wahlkreis Nürnberg-Nord zwar weit hinter dem CSU-Direktkandidaten Sebastian Brehm, über die Landesliste der bayerischen Grünen hatte sie dennoch ihren Platz sicher. Dort stand Ganserer auf Platz 13. „Ich bin noch ganz überwältigt, freue mich aber riesig auf meine neue Aufgabe in Berlin!“, twitterte Ganserer mit dem Hashtag #QueerRepräsentanzMatters am Montagmorgen.
Nyke Slawik zog ebenfalls über ihren Listenplatz ein. Sie kommt aus NRW, ihr Wahlkreis war in Leverkusen, wo SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach das Direktmandat gewann.
"Mich haben mittlerweile Glückwünsche aus Polen, UK und den USA erreicht. Unser trans Wahlerfolg geht um die Welt", schrieb Slawik in der Nacht zum Montag auf Twitter.
Im Bundestag gab es mit Christian Schenk von den Linken bisher erst einen trans Abgeordneten, Schenk outete sich aber erst nach seiner Amtszeit, die im Jahr 2002 endete. Mit der Grünen Victoria Broßart sowie der SPD-Politikerin Ria Cybill Geyer (Brandenburg) waren bei der Wahl 2021 weitere trans Frauen auf den Wahllisten vertreten, sie schafften aber nicht den Einzug ins Parlament.
Zu den Grünen gekommen ist Tessa Ganserer einst aufgrund „klassischer Umwelt-Themen“, wie Mobilitätspolitik und Naturschutz. „Die haben mich angetrieben, über Jahre Politik zu machen, und diese Interessen habe ich mit meinem Coming-Out ja nicht abgelegt“, sagte sie in einem Interview mit dem Tagesspiegel, „mein Herz schlägt für den Wald.“ Das zeigte sich bereits in frühen Jahren vor ihrer politischen Karriere, als sie eine Ausbildung zur Forstwirtin absolvierte.
Ganserer sieht noch viele Gesetzeslücken bei queeren Themen
Die 44-jährige ist außerdem queerpolitische Sprecherin der Grünen-Landtagsfraktion in Bayern und setzte sich in den vergangenen Jahren für die Belange der queeren Community ein. Die größten Gesetzeslücken sieht sie im Abstammungsrecht, das lesbische, nicht binäre und trans Eltern diskriminiert, und dem „entwürdigen Transsexuellengesetz“, das Ganserer zufolge durch ein Selbstbestimmungsgesetz ersetzt werden müsse.
„Dass ich mich vor einen Richter stellen muss, damit der Staat mich so akzeptiert wie ich bin; dass ich psychologische Gutachten über mich ergehen lassen muss; dass ich mir entwürdigende Fragen gefallen lassen muss, das ist gegen die Menschenwürde und verstößt gegen das Selbstbestimmungsrecht des Grundgesetzes“, sagte Ganserer.
Sie selbst wurde bei der Bundestagswahl auf den Stimmzetteln mit ihrem Deadname aufgeführt, also dem Vornamen, den sie abgelegt hat. Ihr weiblicher Vorname „Tessa“ stand lediglich in Klammern. Auf Twitter schrieb sie, dass die Nennung ihres Deadnames „das Maß an Demütigung überschritten“ habe. Sie habe infolge dessen die Personenstands- und Vornamensänderung nach dem sogenannten „Transsexuellengesetz“ gefordert.
Sie will auch ihrem Herzensthema Umwelt treu bleiben
In Hinblick auf trans Personen fordert Ganserer neben einer Reform dieses Gesetzes außerdem einen gesetzlich verankerten Anspruch auf medizinische Versorgung. Notwendig seien zudem bundesweite Regelungen für die finanzielle Unterstützung beim Kinderwunsch von Regenbogenfamilien und eine Reform des Allgemeinen Gleichstellungsgesetzes. Auch Anti-Diskriminierungsstellen sollten stärker gefördert werden.
Ihrem Herzensthema Umwelt möchte Ganserer aber auch treu bleiben. Im Interview sagte sie: „Es wäre für mich ein echter Reiz, für die Grünen im Bundestag zu diesen Themen Politik machen zu dürfen.“
Nyke Slawik fordert mehr Diversität unter den Abgeordneten
Nyke Slawik gehört mit ihren 27 Jahren einer anderen Generation an als Ganserer. Es brauche mehr Diversität unter den Abgeordneten, damit da endlich Menschen sitzen, die nicht nur über unterschiedliche Lebensrealitäten reden, sondern sie kennen und nachempfinden können, sagte Slawik vor dem Wahl dem Tagesspiegel.
Damit spielte Slawik nicht nur darauf an, dass sie trans ist. Sondern auch auf ihren familiären Hintergrund: Sie kommt aus einer Arbeiterfamilie, ihre Eltern lernten sich als Maschinenschlosser kennen. Sie war die erste in der Familie, die studierte.
Tessa Ganserer will als erste trans Frau in den Bundestag
„Die Menschen in Bayern sind nicht weniger tolerant als in Berlin oder Hamburg". Tessa Ganserer ist Direktkandidatin in Nürnberg und seit 2013 Mitglied des bayerischen Landtags.
Ihr selber sei es oft "unangenehm" gewesen, "so sehr wegen meiner Identität im Fokus zu stehen. Aber es gibt so wenig Sichtbarkeit und so viel gesetzliche Benachteiligung, dass ich mich dazu entschieden habe, offensiv damit umzugehen“, sagte Slawik. Sie hoffe, "dass wir heute ein neues Kapitel der Selbstbestimmung in der Politik aufschlagen und die jahrelange Bevormundung queerer Menschen beenden können", twitterte sie denn auch in der Wahlnacht.
- - - - - - - - -
Grundsätzlich habe ich mir in letzter Zeit, vor allem nach meinem persönlichen Quantensprung zum Thema "Date a Transgender", die Formel zurecht gelegt, "niemand ist jemandem was schuldig". Wenn meinem Gegenüber was nicht passt, ist das nicht mein Problem, sondern sein oder ihr Problem. Niemand muss mit mir Umgang haben. Wer nicht will, der hat wohl schon. Das ist die Formel für Freiheit Gleichheit Brüder- und Schwesterlichkeit.
Danke, dass ich das sagen durfte.
Quellenangabe
https ://www .emma .de/artikel/einfach-das-geschlecht-wechseln-337373
https ://nyke-slawik .de/
https ://www .tessa-ganserer.de/
https ://www .tagesspiegel .de/gesellschaft/queerspiegel/historischer-erfolg-bei-der-bundestagswahl-tessa-ganserer-und-nyke-slawik-sind-die-ersten-trans-frauen-im-bundestag/27651736.html
also ich finde es grandios, dass im Deutschen Bundestag Transfrauen sitzen. Transmänner wird es wohl auch geben, aber Frauen, die sich als Männer wahrnehmen möchten und wahrgenommen werden möchten, können das ja auch anders zum Ausdruck bringen, beispielsweise als (verkappte) Feministin, vielleicht sind echte Transmänner deshalb nicht sichtbar?
https://www.emma.de/artikel/einfach-das ... eln-337373
IMMER MEHR FRAUEN WERDEN MÄNNER
Vor 30 Jahren gab es 3.000 Transsexuelle in Deutschland, heute sind es 24.000. Immer mehr Frauen fliehen in das andere Geschlecht. Warum? Ist es für junge Frauen ein Hype, das Geschlecht zu wechseln, statt die Geschlechterrolle zu sprengen? Und bereuen sie so manches Mal den Schritt?
17. Dezember 2019
von Chantal Louis
Die Tochter von Lisa Müller war keineswegs das, was man einen Tomboy nennt. „Sie war nicht burschikos“, erzählt die Mutter. „Sie war nur einfach nicht so tussihaft wie andere Mädchen.“ Und da gab es noch einen Unterschied, vielleicht den entscheidenden: „Die anderen Mädchen haben ständig versucht, den Jungs zu gefallen. Lea hat das nicht gemacht.“ Die Strafe folgte auf dem Fuß. Lea wurde „von den Jungs gemobbt. Es herrschte eine toxische, sehr sexistische Atmosphäre in der Klasse“.
Bald darauf, Lea war gerade 16 geworden, präsentierte das Mädchen ihren Eltern ihre Lösung für das Problem. „Sie hat uns erklärt, dass sie ihren weiblichen Körper hasst und eigentlich ein Junge sei.“ Die Tochter erzählte ihren Eltern auch, dass sie sich schon zweimal in ein Mädchen verliebt hatte. Das sei doch kein Problem, versicherten die Eltern. Aber Lea sagte, „es pisst sie an, als Lesbe gesehen zu werden“. Fazit: Lea wollte Hormone und OPs, und das möglichst bald.
Die Mutter war bestürzt. Weniger, weil ihre Tochter den Wunsch nach einem Leben als Junge geäußert hatte. Was Lisa Müller zutiefst beunruhigte, war die Tatsache, dass „dieses Trans-Thema bei ihr wie aus dem Nichts aufgetaucht ist“. Beim Durchforsten der einschlägigen Internet-Foren stellte sie überrascht fest, dass es vielen Eltern so geht wie ihr. Das Phänomen hat seit kurzem sogar einen Namen: „Rapid Onset Gender Dysphoria“ (ROGD): „Plötzlich einsetzende Geschlechtsdysphorie“.
- - - - - - - - -
Okay, lassen wir das mit den Feministen und Feministinnen. Künftig zählt eh nur noch die Funktionstüchtigkeit, beispielsweise kann jemand Multitasking, bemuttern und Respekt vermitteln, Konflikte lösen, mit Kulturen umgehen, saufen wie die Russen, und fluchen wie der Teufel, oder Sex machen wie die Sexarbeiterinnen. Also wenn ich nachfolgende Websites klicke, dann interessiert mich die Körpermitte in der Hose oder unter dem Rock nicht. Ganz ehrlich, nein.
https://nyke-slawik.de/
https://www.tessa-ganserer.de/
Das hier wusste ich auch auch noch nicht, finde ich aber viel interessanter als das Gefeilsche über Feminismus und seine wahre Definition. Natürlich bin ich gespannt, was jetzt für Lösungsvorschläge kommen, wie man Quoten künftig gerecht gestaltet. Kommt Zeit kommt Rat.
- - - - - - - - -
https://www.tagesspiegel.de/gesellschaf ... 51736.html
Historischer Erfolg bei der Bundestagswahl
Tessa Ganserer und Nyke Slawik sind die ersten trans Frauen im Bundestag
Mit den Grünen Tessa Ganserer und Nyke Slawik ziehen erstmals zwei trans Frauen ins Parlament ein. Sie wollen sich in queerpolitischen Fragen engagieren - aber nicht nur.
Nyke Slawik und Tessa Ganserer von den Grünen schreiben bei den Bundestagswahlen Geschichte: Sie sind als erste trans Frauen in das Parlament eingezogen.
Ganserer lag in ihrem Wahlkreis Nürnberg-Nord zwar weit hinter dem CSU-Direktkandidaten Sebastian Brehm, über die Landesliste der bayerischen Grünen hatte sie dennoch ihren Platz sicher. Dort stand Ganserer auf Platz 13. „Ich bin noch ganz überwältigt, freue mich aber riesig auf meine neue Aufgabe in Berlin!“, twitterte Ganserer mit dem Hashtag #QueerRepräsentanzMatters am Montagmorgen.
Nyke Slawik zog ebenfalls über ihren Listenplatz ein. Sie kommt aus NRW, ihr Wahlkreis war in Leverkusen, wo SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach das Direktmandat gewann.
"Mich haben mittlerweile Glückwünsche aus Polen, UK und den USA erreicht. Unser trans Wahlerfolg geht um die Welt", schrieb Slawik in der Nacht zum Montag auf Twitter.
Im Bundestag gab es mit Christian Schenk von den Linken bisher erst einen trans Abgeordneten, Schenk outete sich aber erst nach seiner Amtszeit, die im Jahr 2002 endete. Mit der Grünen Victoria Broßart sowie der SPD-Politikerin Ria Cybill Geyer (Brandenburg) waren bei der Wahl 2021 weitere trans Frauen auf den Wahllisten vertreten, sie schafften aber nicht den Einzug ins Parlament.
Zu den Grünen gekommen ist Tessa Ganserer einst aufgrund „klassischer Umwelt-Themen“, wie Mobilitätspolitik und Naturschutz. „Die haben mich angetrieben, über Jahre Politik zu machen, und diese Interessen habe ich mit meinem Coming-Out ja nicht abgelegt“, sagte sie in einem Interview mit dem Tagesspiegel, „mein Herz schlägt für den Wald.“ Das zeigte sich bereits in frühen Jahren vor ihrer politischen Karriere, als sie eine Ausbildung zur Forstwirtin absolvierte.
Ganserer sieht noch viele Gesetzeslücken bei queeren Themen
Die 44-jährige ist außerdem queerpolitische Sprecherin der Grünen-Landtagsfraktion in Bayern und setzte sich in den vergangenen Jahren für die Belange der queeren Community ein. Die größten Gesetzeslücken sieht sie im Abstammungsrecht, das lesbische, nicht binäre und trans Eltern diskriminiert, und dem „entwürdigen Transsexuellengesetz“, das Ganserer zufolge durch ein Selbstbestimmungsgesetz ersetzt werden müsse.
„Dass ich mich vor einen Richter stellen muss, damit der Staat mich so akzeptiert wie ich bin; dass ich psychologische Gutachten über mich ergehen lassen muss; dass ich mir entwürdigende Fragen gefallen lassen muss, das ist gegen die Menschenwürde und verstößt gegen das Selbstbestimmungsrecht des Grundgesetzes“, sagte Ganserer.
Sie selbst wurde bei der Bundestagswahl auf den Stimmzetteln mit ihrem Deadname aufgeführt, also dem Vornamen, den sie abgelegt hat. Ihr weiblicher Vorname „Tessa“ stand lediglich in Klammern. Auf Twitter schrieb sie, dass die Nennung ihres Deadnames „das Maß an Demütigung überschritten“ habe. Sie habe infolge dessen die Personenstands- und Vornamensänderung nach dem sogenannten „Transsexuellengesetz“ gefordert.
Sie will auch ihrem Herzensthema Umwelt treu bleiben
In Hinblick auf trans Personen fordert Ganserer neben einer Reform dieses Gesetzes außerdem einen gesetzlich verankerten Anspruch auf medizinische Versorgung. Notwendig seien zudem bundesweite Regelungen für die finanzielle Unterstützung beim Kinderwunsch von Regenbogenfamilien und eine Reform des Allgemeinen Gleichstellungsgesetzes. Auch Anti-Diskriminierungsstellen sollten stärker gefördert werden.
Ihrem Herzensthema Umwelt möchte Ganserer aber auch treu bleiben. Im Interview sagte sie: „Es wäre für mich ein echter Reiz, für die Grünen im Bundestag zu diesen Themen Politik machen zu dürfen.“
Nyke Slawik fordert mehr Diversität unter den Abgeordneten
Nyke Slawik gehört mit ihren 27 Jahren einer anderen Generation an als Ganserer. Es brauche mehr Diversität unter den Abgeordneten, damit da endlich Menschen sitzen, die nicht nur über unterschiedliche Lebensrealitäten reden, sondern sie kennen und nachempfinden können, sagte Slawik vor dem Wahl dem Tagesspiegel.
Damit spielte Slawik nicht nur darauf an, dass sie trans ist. Sondern auch auf ihren familiären Hintergrund: Sie kommt aus einer Arbeiterfamilie, ihre Eltern lernten sich als Maschinenschlosser kennen. Sie war die erste in der Familie, die studierte.
Tessa Ganserer will als erste trans Frau in den Bundestag
„Die Menschen in Bayern sind nicht weniger tolerant als in Berlin oder Hamburg". Tessa Ganserer ist Direktkandidatin in Nürnberg und seit 2013 Mitglied des bayerischen Landtags.
Ihr selber sei es oft "unangenehm" gewesen, "so sehr wegen meiner Identität im Fokus zu stehen. Aber es gibt so wenig Sichtbarkeit und so viel gesetzliche Benachteiligung, dass ich mich dazu entschieden habe, offensiv damit umzugehen“, sagte Slawik. Sie hoffe, "dass wir heute ein neues Kapitel der Selbstbestimmung in der Politik aufschlagen und die jahrelange Bevormundung queerer Menschen beenden können", twitterte sie denn auch in der Wahlnacht.
- - - - - - - - -
Grundsätzlich habe ich mir in letzter Zeit, vor allem nach meinem persönlichen Quantensprung zum Thema "Date a Transgender", die Formel zurecht gelegt, "niemand ist jemandem was schuldig". Wenn meinem Gegenüber was nicht passt, ist das nicht mein Problem, sondern sein oder ihr Problem. Niemand muss mit mir Umgang haben. Wer nicht will, der hat wohl schon. Das ist die Formel für Freiheit Gleichheit Brüder- und Schwesterlichkeit.
Danke, dass ich das sagen durfte.
Quellenangabe
https ://www .emma .de/artikel/einfach-das-geschlecht-wechseln-337373
https ://nyke-slawik .de/
https ://www .tessa-ganserer.de/
https ://www .tagesspiegel .de/gesellschaft/queerspiegel/historischer-erfolg-bei-der-bundestagswahl-tessa-ganserer-und-nyke-slawik-sind-die-ersten-trans-frauen-im-bundestag/27651736.html
Wo Schatten ist, muß auch Licht sein.