eine kleine Geschichte

Hier können SexarbeitInnen ihren Arbeitsplatz bzw. ihre Arbeitsbedingungen beschreiben. Was erlebt Ihr alles in Eurem Beruf?
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Lovara
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eine kleine Geschichte

Beitrag von Lovara »

Ein kleiner Erlebnisbericht einer SW, über ihre Arbeitssituation in einem unserer Nachbarländer.
Dieser Bericht wurde mir erst kürzlich von der betroffenen erzählt.
Da ich den Wahrheitsgehalt nicht überprüfen konnte, nennen wir es halt eine Geschichte.

Viele sw's zieht es aus ihrer Heimat in die Ferne, in der Hoffnung mehr zu verdienen als in der gewohnten Umgebung.
Nach allen Strapazen die so manche Reise mit sich bringt ist man voller Erwartung und Tatendrang.
Man gibt sich ein Ziel vor welches man erreichen möchte. Eine bestimmte Zeit die man investieren wird, um danach wieder in die gewohnte Heimat zurück zu kehren.

Angekommen in der Ferne setzt man sehr hohe Hoffnungen in die neue Arbeitsstelle, man hat ja schon soviel gehört über die guten Verdienstmöglichkeiten.

Der erste Eindruck ist, in der ersten Euphorie, ein recht guter. Große räume, weite Gänge, eine schöne gepflegte Einrichtung, eigentlich genauso wie man es erhofft hat.

Doch der erste Wermutstropfen lässt nicht lange auf sich warten, der Arbeitsvertrag. Die Bedingungen kommen einem ein wenig überzogen vor, aber nun bin ich schon mal da.
Genau das denkt sich, oder besser gesagt haben sich, auch die anderen gedacht. Meistens fehlt es auch am finanziellen um sofort wieder nach Hause zu fahren.

Schnell ein Zimmer bezogen, umziehen, schminken und schnell zu den anderen setzen, damit man gleich am ersten Tag noch ein Stück vom Kuchen bekommt. Man ist ja schließlich zum arbeiten hier.

Das erste kennen lernen mit den Kolleginnen, die ersten Kontakte werden geknüpft. Doch keine antwortet auf die gestellten Fragen.
Komisch, ah das Handy läutet.
"hier darfst du nicht telefonieren", gut gehe ich halt in den Gang dort.
"nein, dort darfst du auch nicht."
"Ja wo darf ich den dann?"
"nur in diesem und diesem Bereich." Na gut, komisch ist das schon, aber so hat halt jeder seine Macke.
"gibt's hier irgendein Lieferservice oder sowas ähnliches? Ich hätte ein wenig hunger."
"ja gibt es schon, aber du musst erst fragen ob du das essen darfst."
"wie bitte?"
"ja hier wird sehr auf gesund Nahrung geachtet."
"scherz, oder?"
"nein, kein scherz."
"egal ich hab hunger. Wie komme ich jetzt an etwas Essbares?"

Und genau hier sollte man zu denken beginnen. Wenn da nicht die Verlockung Geld wäre.

Die nächsten Tage, Wochen, Monate entwickelten sich immer mehr zur Katastrophe. Doch der wirklich gute verdienst trübt die sinne.

Die kleinsten dinge fangen an zu fehlen. Man darf nicht fernsehen, man darf nicht das Buch lesen welches man eigentlich in den einsamen nächten schon immer lesen wollte man fällt in eine Art Trance aus der man nicht mehr heraus kommt.

Nun kommt auch noch eine Grippe dazu. Im Nachhinein gesehen war es ein Glück das ich krank wurde.
Wenn ein Mädchen krank wird muss es in ein Hotel ziehen. Kranke Menschen machen kein Geschäft und haben somit kein Recht auf ein Zimmer.

Man findet sich, in dem Hotel, auf einmal wieder in der gewohnten Welt, mit Fernseher, mit essen was man möchte und telefonieren wo man möchte.
Jetzt erst, nachdem man seine Gedanken sammeln konnte und wieder bei Sinnen ist, man alles Revue passieren lässt was geschehen ist, kommt man darauf welchen Fehler man gemacht hat.

Der Vertrag den man unterschrieben hat war nur der Anfang.
Nachdem ein Mensch ja bekanntlich aus Fehlern lernt wird mir so etwas nicht mehr passieren.

Nur noch schnell einige Details am Rande die mich störten.

Der Aufenthaltsraum der Mädchen ist fern von Gemütlichkeit. Bei einem Arbeitstag von mind. 12 Stunden ist es nicht angenehm diese zeit nur auf einem Sessel zu verbringen.

Den ganzen Tag per Kamera überwacht zu werden und auch noch abgehört zu werden, trägt sein übriges dazu bei, um sich nicht besonders wohl zu fühlen.

Wenn jetzt jemand glauben sollte dass man in den Zimmern einen Hilfeschrei los werden könnte, der irrt. Auch diese werden abgehört.

Die Auswahl der Bücher und das fernsehverbot tragen ihres dazu bei, dass die Mädchen bewusst uninformiert gehalten werden.

Doch dem nicht genug. Die Auswahl des Essens welches man zu sich nehmen darf, bringt das Fass zum überlaufen.
Leider kommt man aber erst darauf wenn man krankheitsbedingt ausziehen muss.

Man ist geneigt über seine Heimat zu schimpfen, weil es einem oft wirklich schwer gemacht wird. Doch solche Zustände wie sie mir passiert sind, kann ich mir in Österreich nicht vorstellen.
lg LOVARA
es gibt nur wenige, die es ehrlich meinen