Geld retournieren

Hier können SexarbeitInnen ihren Arbeitsplatz bzw. ihre Arbeitsbedingungen beschreiben. Was erlebt Ihr alles in Eurem Beruf?
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Anory
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Geld retournieren

Beitrag von Anory »

hallo zusammen

ich habe eine frage: wie haltet ihr es mit Geld zurückgeben bei Unzufriedenheit? in meinen Augen geht das gar nicht.. also was ich mir vorstellen könnte ist dass ein Kunde während dem Termin verkürzt und abbricht, dann würde ich auch entsprechend das Geld zurückgeben. aber nach der vereinbarten Zeit etwas zurückzufordern geht doch nicht? es gibt schliesslich keine “Zufriedenheitsgarantie”..
ich frage das, weil im Betrieb wo ich arbeite, ist dies kürzlich passiert. Ein Kunde (welcher sich laut Kollegin sehr schlecht benommen hatte), ist nach der gemeinsamen Stunde zur Empfangsdame, hat sich beklagt und das Geld zurückerhalten. die Kollegin hat somit auch ihren Anteil nicht erhalten. ich frage mich, ist dies überhaupt rechtlich zulässig?

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pastelpink
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Re: Geld retournieren

Beitrag von pastelpink »

Also ich mach ja Clips auf Anfrage und, wenn wem das Ergebnis dann doch nicht passt: selbst Schuld, dann hätte er hat genauer sagen sollen was er will.
Und bei realen Treffen würd ich das nicht anders halten. Außerdem auch immer zuerst das Geld, dann die Leistung.
Wenn jemand einen Termin verkürzt ist das auch sein Problem und nicht deines, du hättest ja in der verlorenen Zeit einen anderen Kunden haben können.

Bei dem konkret beschriebenen Fall find ichs schon arg, dass er das Geld zurückbekommen hat. Noch dazu wo er sich schlecht verhalten hat!

Lissa95
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Re: Geld retournieren

Beitrag von Lissa95 »

Unmöglich finde ich das von der "Hausdame" , ich würde dir und deiner Kollegin schleunigst raten, woanders zu arbeiten...

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friederike
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Re: Geld retournieren

Beitrag von friederike »

Rechtlich gesehen hat ein solcher Kunde nur dann einen Anspruch auf Rückerstattung, wenn eindeutig die SW das Date abgebrochen hat. Das muss der Kunde beweisen. Die Rückgabe durch die Hausdame war unzulässig, weil das Geld nicht dem Haus gehört hat, sondern treuhänderisch verwaltet wurde.

Die Kollegin hätte sofort gehen müssen.

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Anory
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Re: Geld retournieren

Beitrag von Anory »

vielen Dank für eure Meinungen!
die Kollegin hatte sich bei den Betreibern schriftlich beschwert, als Antwort kam, dass es halt einfacher sei in so einem Fall, gerade wenn der Kunde auch aggressiv zu werden scheint.
danke Friederike für Dein rechtliches Fachwissen. ich werde dies der Kollegin weiterleiten. denke jedoch nicht, dass sie Konsequenzen ziehen wird, da sie wie viele froh um den Job ist. Leider besteht bei uns im Team auch kaum Bereitschaft gemeinsam gegen solche Zustände vorzugehen.
ich für mich bin am schauen was ich alternativ machen könnte. es ist gerade etwas mühsam, da ich stark vermute, dass eine (andere) Hausdame mir Termine vorenthält (Stammkundschaft meldet sich bei mir, ich hätte nichts mehr frei, bin aber am rumsitzen)..🙄 ich finde es leider sehr schwierig auf selbstständiger Basis zu Arbeiten, da ich gerne einen fixen Ort hätte, aber mit dem kleinen Pensum dass ich arbeite, scheint dies kaum möglich.

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Re: Geld retournieren

Beitrag von hapebe »

Von der „Zufriedenheitsgarantie“ habe ich auch schon bei Clubs in Österreich gehört. Ob es wirklich umgesetzt wird ist mir nicht bekannt. Es soll sich da um den Teil der SW handeln. Das Geld für das Zimmer holt sich der Club auf jeden Fall vom Gast.
Vielleicht wird es auch „nur“ als Druckmittel eingesetzt.
Geld zurück zu fordern sehe ich wirklich nicht als Möglichkeit, denn der Kunde hat diese Zeit gebucht und die muss er zahlen.
Er kann ja im Kino auch kein Geld zurückfordern, nur weil ihm der Film nicht gefällt und er vorzeitig das Kino verlässt.
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Re: Geld retournieren

Beitrag von Zwerg »

Anory hat geschrieben:
29.07.2020, 14:53
hat sich beklagt und das Geld zurückerhalten. die Kollegin hat somit auch ihren Anteil nicht erhalten. ich frage mich, ist dies überhaupt rechtlich zulässig?
Ich finde den Fall auf das äußerste verstörend. Ich kenne jetzt die schweizer Gesetzgebung zu wenig und müsste mich da erst einlesen. In AT ist es auf alle Fälle undenkbar bzw. unhaltbar. SW sind selbstständig! Eine angestellte SW kann/soll/darf es nicht geben. Folgerichtig ist es nicht zulässig, dass eine SW "für jemanden arbeitet" - und es darf auch nicht sein, dass wer anderer als sie selbst kassiert. Es kann nicht sein, dass eine SW einen Anteil erhält - sogar umgekehrt "wenn ein(e) BetreiberIn einen Anteil an der sexuellen Dienstleistung direkt bekommen würde" wäre es nicht rechtens.

BetreiberInnen sind hier als Zimmervermieter zu betrachten. Und genau diese Rechte haben sie auch.... Also nix mit Mitreden beim Job, oder gar kassieren..... Zimmermiete dürfen sie, jedoch bei allem anderem muss man genauer hinsehen. Wenn eine SW auf Rechnung von jemand anderen arbeitet, so ist sie als Angestellte zu betrachten.

Ich würde hier eine Beratungsstelle im Land (Xenia in Bern zum Beispiel) zu Rate ziehen.

Liebe Grüße

christian

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Anory
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Re: Geld retournieren

Beitrag von Anory »

Danke Hapebe und Christian für eure Meinungen.
Bezüglich Anstellung vs. Selbstständigkeit ist das bei uns so eine Sache.. wir haben seit 2016 von der Sozialversicherung her den Status "unselbstständig". Wir bezahlen (neben Mehrwertsteuern und einem dem Anteil der Einnahmen) eine Tagespauschale an den Betrieb, welcher (zumindest ein Teil davon) an eine Sozialversicherung einzahlt. Das Steueramt sieht uns jedoch weiterhin als Selbstständige. Wir haben während Corona eine Kurzarbeitsentschädigung bekommen und nicht einen Erwerbsersatz für Selbständige.
Meiner Meinung fühlt es sich auch mehr angestellt als selbständig an, da wir ja auch jederzeit "entlassen" werden können. Natürlich ohne irgendwelche Möglichkeiten von der Arbeitslosenkasse unterstützt zu werden.. sondern direkt Sozialhilfe beziehen müssten.

Mit der Beratungsstelle Xenia hatte ich auch schon mehrfach versucht Kontakt aufzunehmen (bezüglich anderem Thema) aber irgendwie klappt das nicht - gibt keine Rückmeldung. Sie sind leider auch nicht in meiner Region.. in Zürich wurde ich mal von der Isla Victoria gut unterstützt.

Was den Konkreten Fall angeht, wäre ich definitiv dafür bereit etwas zu unternehmen/beraten zu lassen, aber ich finde es müsste Kollektiv geschehen und von der Betroffenen gewünscht sein.
Nun ja momentan sieht es leider nicht so danach aus.


Liebe Grüsse
anory