Transparente Betriebsführung von SW-Orten - Zimmermiete

Hier können SexarbeitInnen ihren Arbeitsplatz bzw. ihre Arbeitsbedingungen beschreiben. Was erlebt Ihr alles in Eurem Beruf?
Klaus Fricke
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Transparente Betriebsführung von SW-Orten - Zimmermiete

Beitrag von Klaus Fricke »

Ich eröffne diesen Threat im Zusammenhang mit der Diskussion um die Reform des ProstG, die im Kern auf eine massive Kontrolle und Indienst- bzw. Inpflichtnahme der Betreibenden von SW-Orten hinausläuft und dabei von einer pauschalen Verteufelung der Betreibenden als ausbeuterisch begleitet wird. Es geht mir um:

- Transparenz
- eine sachbezogene Darstellung von Kostenstrukturen
- daraus sich ergebende Kalkulationen zur Miethöhe, bzw. Höhe von Eintrittsgeldern bei z. B. Fkk Clubs etc.
- die Sammlung von Material, um Kriterien für eine ökonomisch faire Betriebsführung und faire Bewertung von Betrieben entwickeln zu können
- die Förderung des Zusammenhalts der Pro-SW-Aktiven auch wenn Betreibende und SW widerstreidende Interessen haben
- datenbasierte Argumente gegen die pauschale Unterstellung der Ausbeutung von SW durch Betreibende


Die Diskussion darum sollte, so schlage ich vor, in einem zweiten Thread geführt werden und hier nur Daten und Geschäftsmodelle vorgestellt werden. Den zweiten Thread eröffne ich sofern sich in diesem Thread ein zustimmendes Meinungsbild zur o.g. Zielsetzung entwickelt. Titel vielleicht: Transparente Betriebsführung von SW-Orten - Diskussion

Für das "Haus9" werde ich Dokumente und Daten zum Thema einstellen und Verlinkungen zu Beiträgen sammeln, die die Thematik im Forum behandelten und berühren

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Kasharius
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Beitrag von Kasharius »

@KLaus

ich begrüße das grundsätzlich. Aber wie steht es um das Betriebsgeheimnis. Wer wird sich h i e r soweit öffnen....

Kasharius grüßt

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Lady Tanja
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Beitrag von Lady Tanja »

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Kasharius hat geschrieben:@KLaus

ich begrüße das grundsätzlich. Aber wie steht es um das Betriebsgeheimnis. Wer wird sich h i e r soweit öffnen....

Kasharius grüßt
Das dachte ich beim Lesen auch.

Ich finde es skandalös genug, daß ich mein Konzept irgendeinem Behördenfuzzi vorlegen muß, damit der darüber entscheidet, ob ich ein vernünftiges Geschäftsgebaren habe. Pfui!

In ein öffentliches Forum würde ich meine Zahlen nun wirklich nicht stellen wollen.

Gruß,
LadyTanja

Klaus Fricke
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RE: Transparente Betriebsführung von SW-Orten - Zimmermiete

Beitrag von Klaus Fricke »

Vertrauensbildende Maßnahme

Das Thema hat eine Vorgeschichte.

Für das Seminar Blaulicht trifft Rotlicht IV der Friedrich Ebert Stiftung, das am 19. und 20. April 2015 in Bonn unter Beteiligung von Behördenmitarbeitenden (vorrangig Polizei) unter dem Titel Prekäre Arbeit, asymmetrische Machtbeziehungen und Gewalteskalation? - Verschiedene Perspektiven zur Analyse realer Abläufe in der Sexdienstleistung stattfand, war ein Referat vorgesehen, das Informationen zum Thema Wann beginnt die Ausbeutung? – Betriebliche Kostenstrukturen und wirtschaftliche Verteilungsspielräume von Sexarbeitsorten geben sollte. Letztlich wurde seitens der Pro-SW-Bewegung D, die angefragt worden war, das Referat zu halten, vorgeschlagen, dass ich dieses Referat vorbereiten und halten könne. Ich willigte ein, teilte mit, dass ich den Vorschlagenden über meinen Arbeitsfortschritt in der Sache berichten und um Unterstützung bitten würde. Gemacht - getan. Zu den Inhalten und den Diskussionen auf dem Seminar vielleicht an anderer Stelle.

Das Ergebniss dieser Arbeit ist in den drei anhängenden Dokumenten zu betrachten. Ich hatte mich zwar um Material bemüht, dass auch die Kostenstrukturen anderer Sexarbeitsorte anhand von Kostenstellen vergleichbar machen sollte, erhielt aber auf meine Anfragen keine oder abschlägige Antworten. So konnte ich nur die Daten zum "Haus9" aufarbeiten und präsentieren. Diese finden sich in dem unten genannten und angehängten Dokument 2016 - "Haus9" - für Blaulicht IV - Haushaltliste II. bis IV. Quartal, und Übersicht 2015. Dieses bildet neben anderen Quellen die Grundlage für das Referat (2016-04-17, Referat Kostenstrukturen und Verteilungsspielräume "Haus 9") und für die Folien zum mündlichen Vortrag (2016-04-17, Referat Kostenstrukturen und Verteilungsspielräume "Haus 9" Kurzfassung). Die Dolumente gehören inhaltlich zusammen. Insbesondere sind die Erläuterungen auf Seite 13 des ersten o.g. Dokumentes, dessen ersten 12 Seiten nur die Zahlenkolonnen zu Ausgaben und Einnahmen des "Haus9" in 2015 umfassen, für eine weitere Diskussion zu berücksichtigen.

Mich veranlassten, neben dem Vorschlag, dass ich das Referat halten solle, kritische Fragen aus der Pro-SW-Bewegung zu Miethöhen dazu, das Referat vorzubereiten und die Daten zum "Haus9" offenzulegen (personenbezogene Daten wurden jedoch, soweit sie nicht Lara und mich betreffen, geschwärzt). Eine Diskussion um faire Mieten würde ich begrüßen, da diese, sofern sie zu einem für alle oder wenigstens die meisten Beteiligten akzeptablen Ergebnis führen würden, eine Grundlage für ein breiteres Bündnis aller in der Sexarbeit Aktiven sein könnte. Denn nicht nur die SW stellen sich die Frage, wieso die Mieten hoch sind, sondern auch die Kundschaft von SW ist, milde gesagt, oft erstaunt welche Mieten zu zahlen sind.

Betreibende, das mag sein, werden sich an der Diskussion vielleicht nicht beteiligen. Sie mögen dann Gründe dafür haben. Dies mögen auch gute Gründe sein. Jedenfalls wäre es schade, wenn sie sich an der Diskussion nicht beteiligen würden. Zumindest wäre es keine vertrauensbildende Maßnahme.

Die Dokumente
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Lady Tanja
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Beitrag von Lady Tanja »

Betreibende, das mag sein, werden sich an der Diskussion vielleicht nicht beteiligen. Sie mögen dann Gründe dafür haben. Dies mögen auch gute Gründe sein. Jedenfalls wäre es schade, wenn sie sich an der Diskussion nicht beteiligen würden. Zumindest wäre es keine vertrauensbildende Maßnahme.
Mein Geschäftskonzept ist so was von fair, daß mir manchmal ganz schwindelig wird, was ich verdienen könnte, wenn ich ein wenig "härter" wäre.

Dennoch sehe ich keinen Grund, meine fairen Preise öffentlich zu machen.

Das geht schlichtweg außer den bei mir arbeitenden Damen, meiner Steuerberaterin und dem FA niemanden etwas an.

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Hamster
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RE: Transparente Betriebsführung von SW-Orten - Zimmermiete

Beitrag von Hamster »

Ich stimme Lady Tanja zu !!!

Auch ich wuerde meinen Jahres-Brutto-Umsatz, Jahresgewinn, meine Bescheide ueber die Umsatzsteuer, Bescheide ueber die Einkommenssteuer und Solidaritaetszuschlag sowie meine alle 3-monatige Vorsteuererklaerungen auch nicht veroeffentlichen.

Das geht nur meinem Finanzamt was an.
Es gibt ja schliesslich das Steuer- und Betriebsgeheimnis.
Nur DAX-Firmen muessen bei den Aktionaeren bei Hauptversammlungen oeffentlich "blank ziehen".

Obwohl ich weiss, wie sich die Standartpreise fuer Hamburger Gedecke gestalten, sind meine Preise, aber echt, sowas von fair.

Klaus Fricke
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RE: Transparente Betriebsführung von SW-Orten - Zimmermiete

Beitrag von Klaus Fricke »



Daten only

@ all
@ Lady Tanja
@ Hamster

Ich fände es gut, wenn dieser Thread nur zur Sammlung von Daten über Betriebskonzeote und Betriebsführungen genutzt würde. Das hatte ich oben bereits vorgeschlagen.

Zur weiteren Diskussion habe ich daher einen neuen Thread eröffnet und diesen oben (Querverweis) verlinkt.

Klaus Fricke
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RE: Transparente Betriebsführung von SW-Orten - Zimmermiete

Beitrag von Klaus Fricke »

Korrektur wegen Datenschutz

Aus datenschutzrechtlichen Gründen haben wir die Dokumente, die zuvor bereits eingestellt waren gelöscht. Nun stehen sie erneut bereit. Das Originldokument wurde soweit notwendig gekürzt. Die Kürzungen wurden mit ... markiert.
Dateianhänge
2016 - Haus9 - fuer Blaulicht IV - Haushaltliste II. bis IV. Quartal, und Uebersicht 2015.pdf
(257.62 KiB) 252-mal heruntergeladen
2016-04-17, Referat Kostenstrukturen und Verteilungsspielraeume Haus 9 - Kurzfassung.pdf
(109.53 KiB) 247-mal heruntergeladen
2016-04-17, Referat Kostenstrukturen und Verteilungsspielraeume Haus 9.pdf
(213.29 KiB) 249-mal heruntergeladen
Zuletzt geändert von Klaus Fricke am 23.04.2016, 15:27, insgesamt 2-mal geändert.

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Tanja_Regensburg
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Beitrag von Tanja_Regensburg »

dann lasst uns doch mal fiktiv schauen, was so eine Immobilie erwirtschaften muss.

http://www.rotlicht-immobilien.com/km/i ... -Frankfurt

1500€ Miete incl. Nebenkosten für 3 Arbeitszimmer, die dann zu vermieten wären.

In der Gastronomie gab es eine Faustregel... Umsatz mindestens Pacht mal 8...
damit man davon leben kann.

wären also 12 000€ Umsatz, wenn man das auch hier so sehen würde.

wäre dann so ca 4000€ pro Zimmer brutto zu erwirtschaften...

soviel Zimmermiete könnte kein Vermieter verlangen...

Wo sind die Betriebswirte hier, die die Kalkulation fiktiv machen könnten an Beispiel A, Ablöse z.B. 30 000€ (Kredit)
Beispiel B, Ablöse 30 000€ (Eigenkapital)

einzurechnen noch Vergütung Hausdame für WE und Urlaub, Vergütung Putzhilfe,
Wäschewaschen (hoher Energieaufwand)
Strom, Wasser, Heizung, Versicherung Hausrat, Betrieb, Rechtsschutz,
Rückstellungen Renovierung
usw....

wie hoch müsste die Tagesmiete sein, damit die Betreiberin der Wohnung monatlich 1500€ Eigenentnahme zum Lebensunterhalt hat.

Sie arbeitet dafür 5 Tage in der Woche mindestens 10 bis 14 Stunden, kümmert sich um die Mieterinnen, Kunden, Telefon, Wäsche, Sauberkeit, gutes Klima im Betrieb, Werbung für die Wohnung usw....

Es geht nicht um Betriebsgeheimnisse, sondern darum, wie hoch die Mieten wirklich sein müssten, wenn man nur 1 Kleinbetrieb hat.
und warum viele Kolleginnen selbst mitarbeiten.

Das kann man dann auch noch für Häuser, kleinere Clubs, Dominastudios ( mit Sonderausstattung) und größere Betriebe versuchen.

LG Tanja

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charmed
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Faire Miete

Beitrag von charmed »

Die o.a. Bedenken kann ich nach vollziehen allerdings habe ich als Vermieter von Termin Wohnungen damit weniger Probleme.
Und wie o.a. die Fuesse der SW entscheiden,fuehlt sich ein oder eine SW in ihrem Arbeitsumfeld wohl,stehen die Ausgaben in einem fuer SW guten Verhaeltnis kommt sie wieder und empfiehlt dich weiter.
Hier nur mal kurz eine kleine Unkosten Aufstellung bei einem 3 ZKB Appartement bei 2er Belegung.

Miete,liegt grundsaetzlich weit hoeher als der Mietspiegel,meistens 30-40 Prozent,lt. Rechtssprechung eigentlich Mietwucher. ca. 35 % der Einnahmen
Strom,Heizung ca. 200.-
Ruecklagen fuer Renov.alle 15 Monate 80.-
Putzfrau 100.-
Verbrauchs und Putzmaterial 50.-
Monatl.Schwund Handtuecher 40.-
Spannbettlaken,Bettwaesche 50.-
Kleinreparaturen 40.-
Steuerberater antlg.pro App. 40.-
Ruecklage fuer Neukauf Matratzen jaehrl. 60.-
Mietausfall bei kurzfr.Krankheit SW 100.-
Ruecklage Betten,Moebel,etc. 80.-
sonstige Unkosten 50.-

Ergibt jeden Monat vor Steuern Fixkosten von ueber 2000.- Euro

Was waere denn eure Meinung zu einer fairen Miete pro SW und Woche bei einer 2er Belegung.