Trotz Wachstum nicht weniger Armut in Deutschland

Hier findet Ihr aktuelle Pressemeldungen, die nicht unbedingt etwas mit dem Thema Sexwork zu tun haben.
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fraences
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Trotz Wachstum nicht weniger Armut in Deutschland

Beitrag von fraences »

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..Trotz Wachstum nicht weniger Armut in Deutschland
Paritätischer Wohlfahrtsverband sieht Negativtrend


In Deutschland gibt es vor allem im Osten viele armutsgefährdete Bürger. In Bayern …
Die Armut in Deutschland geht auch in Zeiten guter Konjunktur nicht zurück. Dem Armutsbericht …
Rund zwölf Millionen Menschen sind hierzulande armutsgefährdet, das sind 14,5 Prozent der Bevölkerung, wie der Paritätische Wohlfahrtsverband bei der Vorlage seines Armutsberichts 2011 mitteilte. Im Osten ist die Gefahr, in Armut abzusinken, nach wie vor größer als im Westen: In Westdeutschland lag die Armutsquote vergangenes Jahr bei 13,3 Prozent, in Ostdeutschland bei 19,0 Prozent.

Von Armutsnähe oder Armutsgefährdung wird gesprochen, wenn jemand weniger als 60 Prozent des durchschnittlichen Einkommens hat. 2010 lag die Armutsgefährdungsschwelle für einen Single-Haushalt bei 826 Euro, für eine vierköpfige Familie lag sie bei 1735 Euro.

Insbesondere die Bundesländer Berlin und Nordrhein-Westfalen zeigen der Studie zufolge einen deutlichen Negativtrend. In der Hauptstadt stieg die Armutsgefährdungsquote von 17,0 Prozent im Jahr 2006 auf 19,2 Prozent im vergangenen Jahr an, in NRW von 13,9 auf 15,4 Prozent. Besonders besorgniserregend sei das Ruhrgebiet: Im größten Ballungsraum Deutschlands gebe es "sehr hohe Armutsquoten mit seit Jahren steigender Tendenz", sagte der Hauptgeschäftsführer des Verbands, Ulrich Schneider. "Wenn dieser Kessel mit fünf Millionen Menschen einmal zu kochen anfängt, dürfte es schwer fallen, ihn wieder abzukühlen."

Der Paritätische Wohlfahrtsverband wies darauf hin, dass etwa in Berlin und Nordrhein-Westfalen die Armutsquote weiter anstieg, obwohl der Anteil der Hartz-IV-Empfänger an der Bevölkerung fast gleichblieb. Das zeige, dass auch Menschen oberhalb des Hartz-IV-Bezugs zunehmend von Armut betroffen sind. In Berlin war die Hartz-IV-Quote 2011 bundesweit mit 21,1 Prozent am höchsten, lag aber etwas unter dem Niveau der Vorjahre. In Nordrhein-Westfalen war sie mit 11,3 Prozent ebenfalls niedriger als zuvor.

Bayern und Baden-Württemberg haben mit 10,8 beziehungsweise 11,0 Prozent im bundesweiten Vergleich die niedrigste Armutsquote. Aber auch dort sind die Zahlen kaum gesun

ken, stellte der Wohlfahrtsverband fest. Im Freistaat sank die Armutsquote innerhalb von fünf Jahren lediglich um 0,6 Prozent, Baden-Württemberg verzeichnete sogar einen Anstieg um 0,4 Prozent.


http://de.nachrichten.yahoo.com/trotz-w ... 55269.html
Wer glaubt ein Christ zu sein, weil er die Kirche besucht, irrt sich.Man wird ja auch kein Auto, wenn man in eine Garage geht. (Albert Schweitzer)

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Beitrag von bettyboop »

Ich denke in überaus fleissige Länder wie BW und Bayern ist es auch in die Köpfe die Menschen hier ein Problem, Armut zuzugeben. Lieber wurschteln sie durch, schaffen obwohl es nie reichen würde, haufen Schulden an. Ich kenne so viel Leute hier, die mehr zum essen hätten in Harz-IV aber machen es nicht, weil die Eigentum habe. Alleinerziehende triffst am meisten, was man in ganz Deutschland als Trend sieht. Der Kluft zwischen Armut und Reichtum wird überall in der Welt sich erweitern. Die zahlen in Bayern und BW sind nicht stellvertretend für was tatsächlich hier los ist. In London, Paris und Berlin haben wir eine kleine Vorgeschmack bekommen... mal schauen wie das ganze sich weiter entwickelt. Ich sehe keine rosige Wende am Horizont.
Prostitution policy is plagued by bad numbers. Bad numbers and wild estimates. If there are millions of trafficking victims who counted them and where are they?

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friederike
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Re: Trotz Wachstum nicht weniger Armut in Deutschland

Beitrag von friederike »

Die Armutsdefinition der Wohlfahrtsverbände ist allerdings zu Recht sehr umstritten:          

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fraences hat geschrieben:.
Von Armutsnähe oder Armutsgefährdung wird gesprochen, wenn jemand weniger als 60 Prozent des durchschnittlichen Einkommens hat. 2010 lag die Armutsgefährdungsschwelle für einen Single-Haushalt bei 826 Euro, für eine vierköpfige Familie lag sie bei 1735 Euro.
An sich und dem allgemeinen Verständnis folgend müsste sich die Definition von Armut absolut an den Lebenshaltungskosten orientieren. Die hier gewählte Definition nimmt aber das Durchschnittseinkommen als Mass, und zwar hier das bundesweite. Lokale Kostenunterschiede, überhaupt die Lebenshaltungskosten gehen hier nicht ein.

Demnach gibt es auch in Qatar, Dubai und Brunei "Armut".

Von 826 Euro kann ich als Studentin jedenfalls gut leben.

Emily2
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Re: Trotz Wachstum nicht weniger Armut in Deutschland

Beitrag von Emily2 »

          Bild
friederike hat geschrieben:An sich und dem allgemeinen Verständnis folgend müsste sich die Definition von Armut absolut an den Lebenshaltungskosten orientieren.
..........
Von 826 Euro kann ich als Studentin jedenfalls gut leben.
Hallo,

an und für sich schon, aber es müssen da weitere Dinge beachtet werden. Es sind ja für Studenten nur 670,- (als Höchstsatz), wovon die Hälfte zurückgezahlt werden muss, pro Jahr ca. 1100,- Euro Studiengebühren gezahlt werden müssen, Bücher und sonstiges Zeug kommt auch noch dazu. Abzüglich Miete, Heizung, Internet, Telefon, Pflegeprodukten, Brille oder Kontaktlinsen, Zahnarzt, ect. bleibt da eigentlich gar nichts für Lebensmittel, ect.
Wenn man zudem noch Haustiere oder sonstige Verpflichtungen hat, dann fallen die "Lebenserhaltungskosten" schon im Vorfeld ins Minus.
An Kino, Familienbesuche, ect. ist dann gar nicht mehr zu denken.
Dies sind nur wenige Beispiele, weswegen ich finde, dass die Nennung einer Zahl sehr, sehr vereinfacht ist um von einer Armutsgrenze sprechen.


Liebe Grüße

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friederike
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Re: Trotz Wachstum nicht weniger Armut in Deutschland

Beitrag von friederike »

          Bild
Emily2 hat geschrieben:Dies sind nur wenige Beispiele, weswegen ich finde, dass die Nennung einer Zahl sehr, sehr vereinfacht ist um von einer Armutsgrenze sprechen.
Liebe Emily,

das gleiche gilt natürlich von der "60%-Marke".

Die zitierte Statistik der Wohlfahrtsverbände zählt einen offenbar als "arm", wenn man im Monat 826 Euro netto oder weniger hat, und zwar ohne Sonderkosten wie Studiengebühren oder Bücher. Die 670 Euro inklusive Studienkosten sind deutlich weniger!

Liebe Grüsse,
Friederike

rene-hb
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Beitrag von rene-hb »

Die Kritik an dem Armutsbericht kann ich irgendwie nicht verstehen. Aus meiner Sicht ist es ein Skandal, dass in einem so reichen Land wie Deutschland die Wohlstandsschere immer weiter auseinander driftet.
Zu der in dem Bericht genannten Anzahl von armutsgefährdeten Menschen muß ja auch noch die Anzahl der bereits in Armut lebenden Menschen hinzugerechnet werden. Wenn man somit die Summe aus diesen beiden Gruppen bildet, kommt man zu dem Ergebnis, dass jeder fünfte in Deutschland lebende Mensch in Armut lebt oder gefährdet ist zukünftig in Armut zu leben. Teil dieser Gruppe sind leider auch viel zu viele Kinder, denen dadurch die Zukunftsperspektiven erschwert werden.
Mir ist klar, dass auch Studenten nicht automatisch im Reichtum leben und wenn es nach mir ginge würde ich die Fördermöglichkeiten verbessern.
Ob man von € 826 auskömmlich leben kann, ist für mich fraglich, denn mein Eindruck ist, dass dies vielleicht eine gewisse Zeit geht, man dann aber von der Substanz lebt und wenn sich diese erschöpft hat das Leben sehr schnell nur noch ein Überleben wird.
Der Vorteil eines Studenten ist aus meiner Sicht, dass für den Studenten € 826 auch wenig sind, aber man lebt von der Hoffnung in seine Zukunft zu investieren und es fällt einem vermutlich etwas leichter sich für die Zeit des Studiums einzuschränken.
Beängstigend und auch ungerecht empfinde ich es aber, dass es immer mehr arbeitende Menschen gibt, die aber nicht von Ihrem Einkommen leben können und somit in die Gruppe der armutsgefährdeten Menschen gehören. Leider gibt es auch immer mehr KollegenInnen die trotz Sexarbeit so wenig verdienen, dass auch sie zu der Gruppe der armutsgefährdeten Menschen gehören.
Besonders nachdenklich müßte es uns auch machen, dass diese SW´s oft schon ein Einkommen haben, aber durch total überzogenen Kosten und Abgaben an Vermieter etc. nur noch ein reales Nettoeinkommen haben, welches kaum zum Leben reicht.

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friederike
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RE: Trotz Wachstum nicht weniger Armut in Deutschland

Beitrag von friederike »

Die Kritik an dem Armutsbericht richtet sich gegen vier Schwachpunkte: die reisserische Aufmachung, die relative statt absolute Armutsdefinition, die mangelnde Differenzierung und die Verschleierung wesentlicher Ursachen von Armut, nämlich der Qualifikationsdefizite und der Ausgrenzung in die Sozialsysteme.

Starke und leistungsfähige Volkswirtschaften weisen eine gleichmässigere Einkommensverteilung auf als schwache Volkswirtschaften. Deshalb muss eine Politik auf eine flache Einkommensverteilungskurve abzielen, aber nicht durch Stärkung von Transfereinkommen, sondern durch Qualifikation, Bildung und Schaffung von Arbeitseinkommen. Man kann nicht sagen, dass die Politik in Deutschland hier nicht weitergekommen ist, aber man hat noch lange nicht genug erreicht.

Das ist aber eine ganz andere Frage als der Schutz vor (absoluter) Armut, der durch die sozialen Sicherungssysteme geleistet werden muss.

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Adultus-IT
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RE: Trotz Wachstum nicht weniger Armut in Deutschland

Beitrag von Adultus-IT »

Man kann durch persönliche Lebensumstände sehr schnell in eine missliche Lage kommen...besonders Schlimm... wenn Krankheiten oder Unfälle dazu zwingen... sein bisheriges...finanziell gut gelebtes Leben aufgeben zu müssen.

Wer dann nicht (selbst) eine Vorsorge getroffen hat oder trotz Vorsorge vom Versicherer geprellt wird...der hat es meist schwer die Früchte der Arbeitsjahre zu erhalten.
Besonders schlimm...wenn Kinder unter diesen Umständen leiden müssen. Sie können das meist nicht verstehen... warum nun von "Jetzt auf Gleich" alles anders sein soll.

Wer arbeitslos wird... aber etwas zu leisten vermag... auch ein "Können" besitzt und auch ein Leben mit Arbeit möchte...für den wird es in den meisten Fällen auch neue Herausforderungen geben.


Dann sind da noch diejenigen... von deren Einkommen man auch schonmal scherzhaft sagt "zum Leben zu wenig zum Sterben zu viel"...
Es gibt sehr viele Handwerker...die am Ende des Monats auch nicht mehr als 1000 Euro aus der Firmenkasse nehmen können und dafür gearbeitet haben....einige sogar sehr hart.
Die Mutter mit den zwei Kindern...die täglich arbeiten geht und am Ende des Monats nur über die Runden kommt weil sie gut mit dem Geld gewirtschaftet hat...die trotz des geringen Einkommens ihren Kindern ein schönes Leben und eine behütete Kindheit ermöglicht.
Der Familienvater... der vor dem eigentlichen Job noch Zeitungen austrägt.. weil er es sich und seiner Familie ein normales Leben ermöglichen will in dem auch mal Kleinigkeiten außer der Reihe drin sein sollen.

Würde sich von den letzten drei hier beschriebenen jemand hinstellen und sagen "Ich lebe in Armut" ? ...nein würden sie sicher nicht...denn dazu wären sie auch viel zu Stolz und das ist auch gut so.

Es gibt aber auch die andere Fraktion... die sich über "Armut" beschweren... weil sie meinen sich selbst in einer solchen Lage zu befinden. Die auch gerne am allgemeinen Wohl eine Teilhabe beanspruchen wollen... obwohl sie für dieses allgemeine Wohl... im eigenen Leben nicht viel getan haben.
Menschen die zu faul sind den eigenen Arsch zu bewegen und für die das Spiel am Computer wichtiger ist als das schreiben einer Bewerbung oder die Information nach Möglichkeiten der eigenen Verwirklichung.
Menschen die sich aufregen... wenn sie auf dem "Sozialamt" mal 2 Stunden sitzen müssen um eine staatliche Leistung zu erhalten.
Menschen die ALG II beziehen und nebenbei einer Beschäftigung nachgehen und von den letzteren hat jeder in seinem Umfeld schon mal erfahren oder kennt sogar einen dieser Menschen persönlich. (Hand aufs Herz)
Meist schweigt man zu diesem Thema und sagt dem betreffenden Menschen nicht was man wirklich davon hält.


Es gibt in Deutschland auch Menschen... die in Armut leben....ohne Frage.
Jedoch was ist Armut ?...wirkliche Armut...

Keiner muss Hunger oder Durst erleiden....
oder ist Armut schon ...wenn man nicht in "Saus und Braus" leben kann?
Wenn die staatlichen Unterstützungen für den Tabak und Alkoholkonsum nicht mehr reichen...lebt man dann erst in Armut?

Wenn jemand...der weniger als 60 Prozent des durchschnittlichen Einkommens hat....sich als in Armut lebender Mensch bezeichnet ...wer also als Single 826 Euro zur Verfügung hat...sorry.... dass ist "Jammern auf hohem Niveau".

Gruss Adultus - IT Micha

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Beitrag von ehemaliger_User »

Es geht meiner Meinung nach nicht darum, wie die Armutsgrenze definiert wird. Fakt ist, dass immer weniger immer mehr verdienen und immer mehr immer weniger.

Rainer von Vielen singgt in einem Lied "wenn die Arbeit kein Geld mehr nach Hause bringt" - das ist doch der Punkt.

Wenn eine alleine erziehende Altenpflegerin mit 2 Kindern, die nur nachts arbeitet (wegen der steuerfreien Zuschläge) trotz 40-Stunden-Woche unterstützende Sozialleistungen braucht um über die Runden zu kommen - das ist doch das eigentliche Problem. Früher konnten auch Menschen in schlecht bezahlten Vollzeitjobs sich und ihre Familie ernähren.

826 Euro als Single - wenn davon 500 EUR Miete kalt bezahlt werden müssen ist das "Jammern auf hohem Niveau"?

Hochqualifizierte Akademiker, die sich von Praktikum zu Praktikum durchschlagen und keine feste Antsellung finden - ist das Jammern?

Wenn ich allerdings keine Lust habe mich anzustrengen und meine, als ALGII-Empfänger hätte ich Anspruch auf neuste Kommunikations- und Unterhaltungstechnik - dann jammere ich schon auf hohem Niveau.

Merkwürdig nur: Fast niemand regt sich darüber auf, dass sehr gut verdienende Menschen alle möglichen und unmöglichen Steuerschlupflöcher nutzen, dass dubiose Anlageberater primär ihr eigenes Anlagevermögen im Auge haben.
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Adultus-IT
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RE: Trotz Wachstum nicht weniger Armut in Deutschland

Beitrag von Adultus-IT »

Wenn ich mir die Wohnung fuer 500 Euro nicht leisten kann...dann muss ich in einer guenstigeren wohnen.
Kurz geasagt...ich kann nicht mehr Geld ausgeben als ich habe.

Warum ist man in Deutschland so neidisch auf den... der mehr hat als man selber?
Es gab Zeiten...da hat man mit Stolz gezeigt was man hat und sich leisten kann.

Wenn ein Akademiker keinen Job findet...dann muss er mal fuer eine kurrze Zeit umdenken....und das sowohl ueber den Job als auch ueber den Standort. Wir leben in einer Zeit in der man sich auch veraendern muss...so Leben wie vor 20 Jahren...geht nicht mehr.

Ich wuerde mich nicht aufregen...wenn jemand Schlupfloecher in der Steuer findet.....solange es nicht ungesetzlich ist.
Der eine will 100 € retten und der andere 100000 €...das Prinzip ist das selbe...und wer die Steuer noch nie beschummelt hat...der der trete vor und hole sich einen Orden ab.

Ich bleibe dabei... in Deutschland jammert man auf hohem Niveau.

Wie schon geschrieben... es gibt auch Menschen... die in Armut leben....jedoch auch hier nochmals betont...es muss in Deutschland keiner verhungern oder hat nicht den Zugang zum Trinkwasser.

Gruss Adultus - IT Micha

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Beitrag von ehemaliger User »

Nur mal so als Zahlen. Gesamtausgaben des Bundes in 2011: ca. 305 Milliarden €. Davon sind knapp 131 Milliarden € (ca. 43%) im Resort "Arbeit und Soziales", also überwiegend Transferleistungen. Kein anderer Haushaltsposten erreicht auch nur 40 Milliarden €, Bildung und Forschung liegt bei knapp 12 Milliarden € (also noch nicht einmal 1/10 der Transferleistungen), so zum Vergleich.

Andererseits entstehen immer mehr Beschäftigungsverhältnisse im Niedriglohnbereich, wo eine Zuzahlungen nach H4 notwendig ist. Beispielsweise eine Reno Angestellte (also ein anspruchsvoller Ausbildungsberuf) freut sich hier in der Region, wenn ihr 800,-- netto bleiben (wobei die Abgaben kaum bzw. keine Steuern sind, sondern Kranken- und Sozialkassen).

Das Steueraufkommen für diese Ausgaben kommt weder von "Otto Normalverbraucher" noch von Konzernen. Andererseits "profitieren" viele Arbeitgeber von dem Niedriglohnsektor. Bzw. behaupten es sei wegen EU-weiter Konkurrenz und Ausschreibungen nötig zum Überleben.

Angeblich haben also alle immer weniger Geld. Geht eigentlich nicht, denn die Geldmenge nimmt nicht ab. Ich frage mich schon lange, wo bleibt eigentlich die ganze Kohle? Scheinbar nicht im EU-Raum ...

P.S.: Als Zahler des Höchststeuersatzes (welche es nach populistischer Propaganda ja gar nicht gibt ...) habe ich beschlossen "weniger ist mehr". Weniger Arbeiten (also auch mal wieder 2 oder 3 Wochen Urlaub machen), gibt weniger Brutto-Einkommen, aber nicht-proportional weniger Netto-Einkommen (also mein effektiver Netto-Stundensatz steigt, und zwar beachtlich!). Ist das eigentlich jetzt unsozial, weil ich dadurch ja meine Steuerzahlungen erheblich reduziere (in absoluten Zahlen) und behaupte ich lebe so doch auch ganz gut?

P.P.S.: Und würde ich meinen, irgendwo etwas sparen zu müssen/wollen und würde ich P6 in Anspruch nehmen, wäre dieser Bereich vermutlich der Erste, wo ich sparen/völlig streichen würde...

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Beitrag von ehemaliger_User »

Bundeshaushalt 2012:
  • Arbeit/Soziales 126,5 Milliarden Euro.
  • Schuldzinsen: 38,3 Milliarden Euro
  • Verteidigung: 31,8 Milliarden Euro
  • Verkehr, Bau und Stadtentwicklung: 25,9 Milliarden Euro
  • Gesundheit: 14,5 Milliarden Euro
  • Bildung und Forschung: 12,9 Milliarden Euro
  • Familie: 6,8 Milliarden Euro
Quelle:Bundesfinanzministerium
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Jason
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Beitrag von Jason »

Ich denke mal das auch der Begriff "Wachstum" anders definiert werden sollte bzw. auch andere Zahlen verwendet werden müssen.
So wie es aussieht geht das Wachstum an der Mehrzahl der Beschäftigten vorbei zumindest wenn man dem Statistischen Bundesamt glauben darf.
http://www.destatis.de/jetspeed/portal/ ... Print.psml

Da braucht sich keiner wundern wenn nebenbei noch H4 beantragt werden muß um über die Runden zu kommen. Und welche Friseurin, Köchin oder Verkäuferin arbeitet tatsächlich "Vollzeit" - sprich ca. 40h/Woche. Von denjenigen die ich kenne sind es geschätzte 30 Prozent. Die Anderen arbeiten 20h oder 30h/Woche. Einmal der Familie wegen oder weil der Arbeitgeber es nicht möchte.

Ich kenne Modefirmen die hier eine Filiale eröffnet haben und vom Arbeitsamt für 40 Mitarbeiterinnen ordentlich Zuschuss bekommen haben. Doch die wenigsten Arbeitsverträge liefen über ein Jahr. Die meisten Verträge waren mit 11 Monaten befristet. Das bedeudet für die Mitarbeiterinnen null Planungssicherheit und das sie nach 11 Monaten auch vom Staat nicht viel sehen werden da sie ja kein volles Jahr gearbeitet haben. Da weiß man ja wie die Deals zwischen Staat und den Firmen aussehen und wer der Dumme ist.

viele Grüße Jason
> ich lernte Frauen zu lieben und zu hassen, aber nie sie zu verstehen <

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Re: RE: Trotz Wachstum nicht weniger Armut in Deutschland

Beitrag von Aoife »

Bisher habe ich hier nur mitgelesen - und finde dass auf die eine oder andere Weise alle Recht haben.

Auch wenn ich verstehen könnte wenn jemand mich aufgrund meiner bisherigen Aussagen als sozialistisch bis linksautonom einordnen würde, auch dieser Aussage:

          Bild
Adultus-IT hat geschrieben:Ich bleibe dabei... in Deutschland jammert man auf hohem Niveau.
kann ich in zumindest grundsätzlich zustimmen.

Letztlich vielleicht ein Problem des Schubladendenkens, wenige können wohl nachvollziehen, dass ich trotz meiner "links" erscheinenden Einstellung republican bin, und andere (weiß ich aus bitterer Erfahrung) verwechseln den Nationalismus unserer Kultur ("Menschenrechte weltweit") mit dem was in Deutschland oder Österreich als Nationalismus firmiert.

Deshalb würde ich gerne eine Ebene höher argumentieren und diskutieren. Ist der Mensch denn wirklich nur eine Biomasse, die dankbar dafür sein muss wenn sie Wasser zum Überleben hat? Oder gibt es da noch andere Grundbedürfnisse?

Ich hatte jetzt gerade auf einer anderen Plattform eine Diskussion mit einem US-Amerikaner, der nicht nur sinngemäß, sondern wörtlich meinte, wenn wir Iren die amerikanischen Kriegsverbrechen ablehnen, dann könnten wir uns bald wieder den Hintern mit Gras abputzen. Und ich fragte, ob er wirklich meint, wir sollten Freiheit gegen bog rolls (Toilettenpapier) eintauschen. Ich kenne schließlich die Grasmethode und ziehe sie bei weitem der Alternative, nämlich dem Zwang für die federal reserve Sklavendienste zu leisten vor.

Warum ich das hier erzähle? Weil ich glaube, dass die Diskussion den vorgegeben Themenbereich verlassen hat. Schon bevor sie überhaupt angefangen hat.

"Armut" ist einfach das falsche Wort. Vom System vorgegeben, ganz gezielt, damit wir uns darum streiten statt das eigentliche Problem zu erkennen.

Natürlich ist Armut trotz wachsender Wirtschaft ein diskussionswürdiges Thema.

Wirklich? Oder nur ein Thema das aufgebracht wurde, das das eigentliche Problem, nämlich die in der Demokratie (wie in jeder -kratie) fehlende Gerechtigkeit als unmoralisches Verhalten der Geschädigten azukreiden?

Klar hat in Deutschland jeder genügend Trinkwasser. Nur- ist der Mensch wirklich ein Tier das mit ausreichend Futter und Wasser zufrieden zu sein hat? Ist die deutsche (und natürlich auch österreichische) Ideologie, dass man sich Wasser, Essen, Kleidung, Wohnung, also nur absolute Grundbedürfnisse, nur leisten darf, wenn man parallel entspechenden Sklavendienst abgeleistet hat (jeder ausgegebene Euro beinhaltet 70 Cent Steuern und 30 Cent realen Gegenwert), wirklich gerecht?

Oder ist die Armutsdiskussion nur ein calvinistischer Vorwand, weil an Grundrechten gezweifelt wird? Natürlcih, aufgrund der offiziellen Sprachregelung würde keiner mehr bezweifeln, dass jeder das Recht auf Grundversorgung hat - aber "moralisch gut" sind nur diejenigen, die (wie zugegebenermaßen ich auch) dafür arbeiten, obwohl sie als offiziell Arbeutslose mehr bekommen würden.

Ok, Schwarzareit beeinträchtigt den Sozialstaat, ist voll logisch - aber hat jemand einmal auisgerechtet, ob wir den Soziastaat überhaupt bräuchten, wenn es NUR aSchwarzarbeit gäbe? Immerhin hat diese Mosell seit Jahrtausenden funktionierte, während die Idee von absolutistischen Staaten, selbst wenn man Monarchie und Demokratie einmal aus statistischen Zwecken zusammenfasst, in Mittel- West und Nordeuropa nur wenige Jahrhunderte existiert und von Anbeginn aus nicht funktioniert hat - während diese Feststellung der fehlenden Funktionsfähigkeit nur mit Gewalt unterdrückt werden kann?

Also ich gebe gerne zu: In Deutschland jammert man auf hohem Niveau.

Nur - warum jammert man dann überhaupt? Geht es denn überhaupt um virtuelles Einkommen in gedruckter Währung? Richtig, der Vergleich mit der dritten und vierten Welt zeigt: Das wäre absurd!

Oder ist die Gesellschaft so materialistisch "versaut", dass man nur glaubt die Unzufriedenheit am sogenannten Geld festmachen zu müssen, weil alles andere eh "kein Argument" ist? Oder liegt die gefühlte Ursache ganz wo anders? Das schreiben die Zeitungen natürlich nicht, es wäre ja kontraproduktiv die Menschen auf die Idee zu bringen, dass Hintern abputzen mit Gras durchaus geht und die Bleikugel für Unterdrücker immer noch erstanden werden kann.

Daher kann ich Micha genauso zustimmen dass in Deutschland auf hohem Niveau gejammert wird (wenn man Wasserversorgung und nicht verhungern zum Wesen der menschlichen Lebensinhalte macht), wie ich auch allen anderen Recht gebe dass etwas oberfaul ist im Staate D - nur das an einer statistischen Armutsdefinition festzumachen ist zwar abstrakt gesehen nicht falsch, lenkt aber praktisch von den tatsächlichen Problemen ab.

Liebe Grüße, Aoife
It's not those who inflict the most, but those who endure the most, who will conquer. MP.Vol.Bobby Sands
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