Südtirol: Landtag ist gegen Freudenhäuser

Hier findet Ihr aktuelle Pressemeldungen, die nicht unbedingt etwas mit dem Thema Sexwork zu tun haben.
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Alena
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Südtirol: Landtag ist gegen Freudenhäuser

Beitrag von Alena »

Vorwegbemerkung:
Ich weiss nicht, ob es nun unter aktuelle Pressemeldungen oder unter Länderberichte gehört, aber ich glaube hier unter Pressemeldungen ist es richtig.
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Landtag ist gegen Freudenhäuser
Die Wiedereröffnung der Freudenhäuser war am Mittwoch Thema im Südtiroler Landtag. Die Freiheitlichen hatten einen Antrag eingebracht, um Bordelle wieder zu legalisieren. Die Südtiroler Parlamentarier in Rom sollten aufgefordert werden, sich dafür einzusetzen.

Dadurch sollten Sicherheit und Unversehrtheit der Bürger und die Rechte jener gewährt werden, die sich für diesen Beruf entschieden haben, argumentieren die Freiheitlichen. Außerdem könnten so auch Steuern eingehoben und illegale Ausbeutung bekämpft werden. Mit einem Verbot sei das Problem nicht zu lösen, wie die Erfahrung zeige, meinte Pius Leitner. Er verwies auf jüngere Presseberichte über strafrechtsrelevante Fälle aus dem Bozner Rotlichtmilieu.

Die Rechtslage sei ganz anders als die von Leitner geschilderte, meinte Julia Unterberger (SVP). Das Merlin-Gesetz habe nicht die Prostitution in einem Haus verboten, sondern die Prostitution an sich. Am heutigen Straßenstrich stünden zudem vor allem Ausländerinnen, die meist ohne Aufenthaltsgenehmigungen seien und deshalb auch in keinem Freudenhaus arbeiten könnten.

Italienerinnen würden sich meistens in Wohnungen prostituieren. Die Frage sei, ob man die Frauen schützen wolle, oder ob nur erreichen wolle, dass alles hinter verschlossenen Türen geschehe.

Auch Cristina Kury (Grüne) sprach sich gegen den Antrag aus. Die Freiheitlichen würden den Status quo einfach hinnehmen. Der Ansatz sei eindeutig männlich: Die Frauen sollten sich geputzt, gestriegelt und mit Sanitätsausweis den Männern darbieten. Ohne männliche Zuhälter und männliche Klienten würde die Prostitution nicht funktionieren. Eine Alternative wären nicht Freudenhäuser, sondern eventuell Wohngemeinschaften von Frauen, die dort ohne Ausbeutung diesem Beruf nachgehen können.

Die Prostitution sei so alt wie die Menschheit, erklärte Alberto Pasquali (Forza Italia). Die Absicht des Merlin-Gesetzes sei sicherlich lobenswert, „man wollte ein Verhältnis der Ausbeutung bekämpfen. Nichtsdestotrotz begegnen wir der Prostitution noch heute“, so der Landtagsabgeordnete. Diese Situation sei viel schlimmer als jene vor der Abschaffung der Freudenhäuser.

„Die Wiedereröffnung wäre schon aus hygienischer Sicht erstrebenswert, sie könnte aber auch ein Beitrag gegen Ausbeutung und Menschenhandel sein“, betonte Pasquali.

Für viele vermitteln Prostituierte eine verdrehte Sicht der Sexualität, meinte Luisa Gnecchi (Gemeinsam Links - Frieden und Gerechtigkeit). Diese Sicht entstehe aber aus der Überzeugung, dass man Menschen und Liebe kaufen könne. Dagegen helfe nur die Erziehung zum gegenseitigen Respekt. Es sei ein falscher Ansatz, die Prostitution nur unter dem Aspekt der öffentlichen Sicherheit zu sehen.

Seit dem Merlingesetz habe sich sehr viel in der Gesellschaft geändert, antwortete Landesrat Richard Theiner. In Rom tue sich nichts, und in Südtirol könne man sich entweder darüber beklagen oder selber etwas tun: den betroffenen Frauen helfen. Seit Jahren laufe das Projekt „Alba“: Dabei würden betroffene Frauen kontaktiert und über verschiedene Hilfsmöglichkeiten informiert, um aus diesem Beruf auszusteigen. Es werde auch konkrete Hilfestellung geboten. Noch seien es nicht viele Fälle, aber man werde diesen Weg weitergehen.

Pius Leitner beklagte sich, dass sein Antrag nicht verstanden wurde. Es gehe darin um die Frauen und um die Freier, und auch um den Menschenhandel. Zur Frage der Ursache für die Prostitution meinte er, das sei wie die Frage nach der Henne und dem Ei. Die Bekämpfung der Ausbeutung sei sicher wichtig, aber es gehe auch um die Sicherheit und Hygiene.

Der Antrag wurde bei vier Enthaltungen, vier Stimmen dafür und dem Rest dagegen abgelehnt.

Mittwoch, 6. Juni 2007
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Quelle:
Südtirol Online

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Marc of Frankfurt
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Beitrag von Marc of Frankfurt »

kein problem, ich hatte es unter landesberichte italien gepostet.