Prostitutionsskandal in niedersächsischem Behindertenheim
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Prostitutionsskandal in niedersächsischem Behindertenheim
Schlimmer Verdacht in Niedersachsen
Behinderte prostituierten sich offenbar für Zigaretten
Sonntag, 13.01.2013, 20:11
Die Diakonie in Himmelsthür steht vor einem Skandal: Behinderte Bewohner der Einrichtung sollen sich prostituiert haben, um ihr Taschengeld aufzubessern. Sie wurden für die sexuellen Handlungen teilweise auch nur mit Zigaretten entlohnt.
In einer Behinderteneinrichtung der Diakonie im niedersächsischen Himmelsthür haben sich offenbar mehrere Bewohner für Geld oder Zigaretten prostituiert, um ihr knappes Taschengeld etwas aufzubessern. Die „Hildesheimer Allgemeine Zeitung“ berichtete am Samstag, dass sich Behinderte immer wieder Freiern angeboten hätten. Nun ermittelt die Hildesheimer Polizei. Sollten sich die Fälle bewahrheiten, ginge es um den Straftatbestand des sexuellen Missbrauchs Widerstandsunfähiger, sagte Kripo-Chef Gerd Schomburg.
Ans Licht kamen die erschütternden Vorgänge durch den Vater einer Frau, die seit drei Jahrzehnten in der Sorsumer Einrichtung lebe, berichtet die „Hildesheimer Allgemeine Zeitung“. Bewohner der Behinderteneinrichtung sollen dem Bericht zufolge von „schwarzen Zuhälterlimousinen“ abgeholt worden sein, die vor den Wohnanlagen in Sorsum vorfuhren und bis zu vier Frauen auf einmal mitnahmen.
40-Jähriger ging regelmäßig auf den Kölner Strich
Auch mehrere Betreuer und ein heute 21-jähriger Mann, der vor rund zwei Jahren als Zivildienstleistender in der Einrichtung gearbeitet hat, wussten demnach von den Vorgängen. Der Ex-Zivi will sie auch mit eigenen Augen beobachtet haben. „Aber es ist auch ein offenes Geheimnis dort“, sagte er laut „Hildesheimer Allgemeiner Zeitung“. Der 21-jährige berichtete dort außerdem von einem rund 40 Jahre alten Bewohner, der regelmäßig nach Köln fahre, um sich dort Freiern anzubieten. Der Mann rauche wie ein Schlot, sagte der ehemalige Helfer demnach.
„Wir gucken im Moment, ob es solche Fälle gibt“, sagte Hildesheims Kripo-Chef Schomburg am Sonntag. Dazu seien am Wochenende Zeugen befragt worden. Zu den Ergebnissen dieser Befragungen wollte er sich jedoch nicht äußern.
Diakonie sichert enge Zusammenarbeit zu
Zwar sagte Diakoniedirektor und Pastor Ulrich Stoebe dem Sender NDR, es gebe bislang keine Anhaltspunkte, dass die Vorwürfe berechtigt seien. Auch den Leitungen der unterschiedlichen Wohngruppen seien keine entsprechenden Vorfälle bekannt. „Sollte sich allerdings herausstellen, dass Mitarbeiter bewusst weggeschaut haben, obwohl sie eigentlich die Bewohner schützen sollten, wäre ich erschüttert“, sagte Stoebe dem Sender. Das müsse Konsequenzen nach sich ziehen.
Die Diakonie Himmelsthür will eng mit den Ermittlungsbehörden zusammenarbeiten, wie es in einer schriftlichen Erklärung heißt: „Eine sofort begonnene interne Untersuchung hat bisher keine Anhaltspunkte für die geschilderten Fälle ergeben.“
saw/dpa
...
Behinderte prostituierten sich offenbar für Zigaretten - weiter lesen auf FOCUS Online: http://www.focus.de/panorama/welt/schli ... 97141.html
13.01.13HILDESHEIM
Mögliche Prostitution von Behinderten – Polizei ermittelt
Polizei geht Vorwurf nach: Bewohner der Diakonie Himmelsthür sollen sich Freiern angeboten haben, um ihr Taschengeld aufzubessern.
Foto: dapd
Hildesheim. Bessern behinderte Bewohner der Diakonie Himmelsthür in Niedersachsen mit Prostitution ihr Taschengeld auf? Ein schwerwiegender Vorwurf, dem Einrichtung und Polizei mit Hochdruck nachgehen. "Wir gucken im Moment, ob es solche Fälle gibt", sagte Hildesheims Kripo-Chef Gerd Schomburg am Sonntag. Dazu seien am Wochenende Zeugen befragt worden. Zu den Ergebnissen dieser Befragungen wollte er sich nicht äußern. "Die Polizei nimmt das sehr ernst", sagte der Direktor der größten niedersächsischen Behinderteneinrichtung, Ulrich Stoebe, am Sonntag.
Die "Hildesheimer Allgemeine Zeitung" hatte berichtet, dass Behinderte sich immer wieder Freiern angeboten haben sollen, um ihr Taschengeld aufzubessern. Bewohner der Einrichtung sollen dem Bericht zufolge von "schwarzen Zuhälterlimousinen" abgeholt worden sein. Nach einem Bericht der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung" vom Sonnabend hatte der Vater einer Himmelsthür-Bewohnerin entsprechende Vorwürfe erhoben.
Sollten sich die Fälle bewahrheiten, ginge es um den Straftatbestand des sexuellen Missbrauchs Widerstandsunfähiger, sagte Schomburg. Die Diakonie Himmelsthür will eng mit den Ermittlungsbehörden zusammenarbeiten, hieß es in einer schriftlichen Erklärung: "Eine sofort begonnene interne Untersuchung hat bisher keine Anhaltspunkte für die geschilderten Fälle ergeben."
Zur 1884 gegründeten Diakonie Himmelsthür mit Hauptsitz in Hildesheim gehören landesweit 20 Standorte mit rund 2000 Wohnplätzen für behinderte Menschen und 2400 Mitarbeitern. In Hildesheim und Umgebung sind es 860 Bewohner und 800 Beschäftigte.
http://www.abendblatt.de/region/nieders ... ttelt.html#
Hildesheim. Die Diakonie Himmelsthür will den Vorwurf, behinderte Frauen und Männer aus ihrer Einrichtung prostituierten sich zur Aufbesserung ihres Taschengelds, schnell aufklären. Die evangelische Sozialeinrichtung in Hildesheim reagiert damit auf einen HAZ-Bericht. Diakonie-Chef Ulrich Stoebe zeigte sich erschüttert. Am Sonnabendvormittag erstattete er Anzeige. Es geht um den Verdacht des sexuellen Missbrauchs Widerstandsunfähiger. Polizei und Staatsanwaltschaft ermittelten bereits am Wochenende. „Wir prüfen, ob der Vorwurf zu Recht besteht“, sagte Hildesheims Kripo-Chef Gerd Schomburg am Sonntag.
Mit einem Aufruf hat sich die Diakonie Himmelsthür am Wochenende auch direkt an die Öffentlichkeit gewandt. „Wir bitten jeden und jede, der oder die Angaben darüber machen kann, ob und gegebenenfalls unter welchen Umständen es zu solchen Straftaten gekommen sein könnte, sich mit den Ermittlungsbehörden oder der Diakonie Himmelsthür in Verbindung zu setzen“, heißt es in einem Text, den die Einrichtung auf ihrer Homepage veröffentlichte. Ab heute will sie mit speziellen Informationsblättern in leichter Sprache auch die Behinderten um Hinweise bitten. „Wir gehen nicht davon aus, dass sich die Vorwürfe erhärten“, sagte Sprecherin Ute Quednow am Sonntag, dennoch nehme man das Thema sehr ernst.
Die Einrichtung ist die größte diakonische Einrichtung für Behinderte in Niedersachsen. Am Hauptsitz im Hildesheimer Ortsteil Sorsum wohnen 300 erwachsene Behinderte und gut 100 Kinder. Noch einmal 460 Behinderte sind in Heimen und Wohnungen in der Umgebung untergebracht.
Einvernehmliche Sexualität zwischen Behinderten, aber auch mit Nichtbehinderten ist nicht strafbar. Anders sieht es aus, wenn die Hilflosigkeit von Behinderten ausgenutzt wird. „Wir wissen, dass es da ein Gefährdungspotential gibt und versuchen, dem vorzubeugen“, sagte Sprecherin Quednow. So biete die Diakonie ihren Bewohnern Kurse zum Thema Sexualität an, aber auch zur Selbstverteidigung. „Wir tun da viel, prüfen jetzt aber, ob man das noch intensivieren muss.
http://www.haz.de/Nachrichten/Der-Norde ... rafanzeige
Kasharius grüßt und weiss nicht ob er weinen oder lachen soll...
Behinderte prostituierten sich offenbar für Zigaretten
Sonntag, 13.01.2013, 20:11
Die Diakonie in Himmelsthür steht vor einem Skandal: Behinderte Bewohner der Einrichtung sollen sich prostituiert haben, um ihr Taschengeld aufzubessern. Sie wurden für die sexuellen Handlungen teilweise auch nur mit Zigaretten entlohnt.
In einer Behinderteneinrichtung der Diakonie im niedersächsischen Himmelsthür haben sich offenbar mehrere Bewohner für Geld oder Zigaretten prostituiert, um ihr knappes Taschengeld etwas aufzubessern. Die „Hildesheimer Allgemeine Zeitung“ berichtete am Samstag, dass sich Behinderte immer wieder Freiern angeboten hätten. Nun ermittelt die Hildesheimer Polizei. Sollten sich die Fälle bewahrheiten, ginge es um den Straftatbestand des sexuellen Missbrauchs Widerstandsunfähiger, sagte Kripo-Chef Gerd Schomburg.
Ans Licht kamen die erschütternden Vorgänge durch den Vater einer Frau, die seit drei Jahrzehnten in der Sorsumer Einrichtung lebe, berichtet die „Hildesheimer Allgemeine Zeitung“. Bewohner der Behinderteneinrichtung sollen dem Bericht zufolge von „schwarzen Zuhälterlimousinen“ abgeholt worden sein, die vor den Wohnanlagen in Sorsum vorfuhren und bis zu vier Frauen auf einmal mitnahmen.
40-Jähriger ging regelmäßig auf den Kölner Strich
Auch mehrere Betreuer und ein heute 21-jähriger Mann, der vor rund zwei Jahren als Zivildienstleistender in der Einrichtung gearbeitet hat, wussten demnach von den Vorgängen. Der Ex-Zivi will sie auch mit eigenen Augen beobachtet haben. „Aber es ist auch ein offenes Geheimnis dort“, sagte er laut „Hildesheimer Allgemeiner Zeitung“. Der 21-jährige berichtete dort außerdem von einem rund 40 Jahre alten Bewohner, der regelmäßig nach Köln fahre, um sich dort Freiern anzubieten. Der Mann rauche wie ein Schlot, sagte der ehemalige Helfer demnach.
„Wir gucken im Moment, ob es solche Fälle gibt“, sagte Hildesheims Kripo-Chef Schomburg am Sonntag. Dazu seien am Wochenende Zeugen befragt worden. Zu den Ergebnissen dieser Befragungen wollte er sich jedoch nicht äußern.
Diakonie sichert enge Zusammenarbeit zu
Zwar sagte Diakoniedirektor und Pastor Ulrich Stoebe dem Sender NDR, es gebe bislang keine Anhaltspunkte, dass die Vorwürfe berechtigt seien. Auch den Leitungen der unterschiedlichen Wohngruppen seien keine entsprechenden Vorfälle bekannt. „Sollte sich allerdings herausstellen, dass Mitarbeiter bewusst weggeschaut haben, obwohl sie eigentlich die Bewohner schützen sollten, wäre ich erschüttert“, sagte Stoebe dem Sender. Das müsse Konsequenzen nach sich ziehen.
Die Diakonie Himmelsthür will eng mit den Ermittlungsbehörden zusammenarbeiten, wie es in einer schriftlichen Erklärung heißt: „Eine sofort begonnene interne Untersuchung hat bisher keine Anhaltspunkte für die geschilderten Fälle ergeben.“
saw/dpa
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13.01.13HILDESHEIM
Mögliche Prostitution von Behinderten – Polizei ermittelt
Polizei geht Vorwurf nach: Bewohner der Diakonie Himmelsthür sollen sich Freiern angeboten haben, um ihr Taschengeld aufzubessern.
Foto: dapd
Hildesheim. Bessern behinderte Bewohner der Diakonie Himmelsthür in Niedersachsen mit Prostitution ihr Taschengeld auf? Ein schwerwiegender Vorwurf, dem Einrichtung und Polizei mit Hochdruck nachgehen. "Wir gucken im Moment, ob es solche Fälle gibt", sagte Hildesheims Kripo-Chef Gerd Schomburg am Sonntag. Dazu seien am Wochenende Zeugen befragt worden. Zu den Ergebnissen dieser Befragungen wollte er sich nicht äußern. "Die Polizei nimmt das sehr ernst", sagte der Direktor der größten niedersächsischen Behinderteneinrichtung, Ulrich Stoebe, am Sonntag.
Die "Hildesheimer Allgemeine Zeitung" hatte berichtet, dass Behinderte sich immer wieder Freiern angeboten haben sollen, um ihr Taschengeld aufzubessern. Bewohner der Einrichtung sollen dem Bericht zufolge von "schwarzen Zuhälterlimousinen" abgeholt worden sein. Nach einem Bericht der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung" vom Sonnabend hatte der Vater einer Himmelsthür-Bewohnerin entsprechende Vorwürfe erhoben.
Sollten sich die Fälle bewahrheiten, ginge es um den Straftatbestand des sexuellen Missbrauchs Widerstandsunfähiger, sagte Schomburg. Die Diakonie Himmelsthür will eng mit den Ermittlungsbehörden zusammenarbeiten, hieß es in einer schriftlichen Erklärung: "Eine sofort begonnene interne Untersuchung hat bisher keine Anhaltspunkte für die geschilderten Fälle ergeben."
Zur 1884 gegründeten Diakonie Himmelsthür mit Hauptsitz in Hildesheim gehören landesweit 20 Standorte mit rund 2000 Wohnplätzen für behinderte Menschen und 2400 Mitarbeitern. In Hildesheim und Umgebung sind es 860 Bewohner und 800 Beschäftigte.
http://www.abendblatt.de/region/nieders ... ttelt.html#
Hildesheim. Die Diakonie Himmelsthür will den Vorwurf, behinderte Frauen und Männer aus ihrer Einrichtung prostituierten sich zur Aufbesserung ihres Taschengelds, schnell aufklären. Die evangelische Sozialeinrichtung in Hildesheim reagiert damit auf einen HAZ-Bericht. Diakonie-Chef Ulrich Stoebe zeigte sich erschüttert. Am Sonnabendvormittag erstattete er Anzeige. Es geht um den Verdacht des sexuellen Missbrauchs Widerstandsunfähiger. Polizei und Staatsanwaltschaft ermittelten bereits am Wochenende. „Wir prüfen, ob der Vorwurf zu Recht besteht“, sagte Hildesheims Kripo-Chef Gerd Schomburg am Sonntag.
Mit einem Aufruf hat sich die Diakonie Himmelsthür am Wochenende auch direkt an die Öffentlichkeit gewandt. „Wir bitten jeden und jede, der oder die Angaben darüber machen kann, ob und gegebenenfalls unter welchen Umständen es zu solchen Straftaten gekommen sein könnte, sich mit den Ermittlungsbehörden oder der Diakonie Himmelsthür in Verbindung zu setzen“, heißt es in einem Text, den die Einrichtung auf ihrer Homepage veröffentlichte. Ab heute will sie mit speziellen Informationsblättern in leichter Sprache auch die Behinderten um Hinweise bitten. „Wir gehen nicht davon aus, dass sich die Vorwürfe erhärten“, sagte Sprecherin Ute Quednow am Sonntag, dennoch nehme man das Thema sehr ernst.
Die Einrichtung ist die größte diakonische Einrichtung für Behinderte in Niedersachsen. Am Hauptsitz im Hildesheimer Ortsteil Sorsum wohnen 300 erwachsene Behinderte und gut 100 Kinder. Noch einmal 460 Behinderte sind in Heimen und Wohnungen in der Umgebung untergebracht.
Einvernehmliche Sexualität zwischen Behinderten, aber auch mit Nichtbehinderten ist nicht strafbar. Anders sieht es aus, wenn die Hilflosigkeit von Behinderten ausgenutzt wird. „Wir wissen, dass es da ein Gefährdungspotential gibt und versuchen, dem vorzubeugen“, sagte Sprecherin Quednow. So biete die Diakonie ihren Bewohnern Kurse zum Thema Sexualität an, aber auch zur Selbstverteidigung. „Wir tun da viel, prüfen jetzt aber, ob man das noch intensivieren muss.
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RE: Prostitutionsskandal in niedersächsischem Behindertenhei
Nichts für Ungut! Aber dass ist auch für mich nichts neues! Das is ein ziemlich alter Hut!!!
Das zeigt aber auch nur, wie schwierig das ganze Thema ist. Auf der einen Seite werden Behinderte in den Heimen sozial abgesichert. Sie bekommen aber auf der anderen Seite nur 90 Euro Taschengeld im Monat, von dem sie ein "normales Freizeitprogramm" gestalten sollen. Eine Sache, die bei den heutigen Kino- Diskotheken und Restaurantpreisen unmöglich ist.
Eine Quadratur des Kreises, die unmöglich ist.
Das zeigt aber auch nur, wie schwierig das ganze Thema ist. Auf der einen Seite werden Behinderte in den Heimen sozial abgesichert. Sie bekommen aber auf der anderen Seite nur 90 Euro Taschengeld im Monat, von dem sie ein "normales Freizeitprogramm" gestalten sollen. Eine Sache, die bei den heutigen Kino- Diskotheken und Restaurantpreisen unmöglich ist.
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- wissend
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RE: Prostitutionsskandal in niedersächsischem Behindertenhei
SKANDAL?? wieso denn. Ist nicht verboten in Deutschland oder wollen alle Christen glauben das Behinderten keinen Sex wollen und es nicht gerne auch mal für Geld machen?? Religiöse Schwachsinn diese scheinheilige Empörung.
Prostitution policy is plagued by bad numbers. Bad numbers and wild estimates. If there are millions of trafficking victims who counted them and where are they?
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@Rolliman
mich würde interessieren, was genau nichts Neues für Dich ist: Das sich Bewohner von Behinderteneinrichtungen prostituieren (müssen!?) oder die öffentliche Empörung. Gerade letzteres ist sicher, da stimme ich @bettyboop zu sehr scheinheilig.
Aber das behinderte in den Heimen sozial abgesichert sind wage ich dann - vorsichtig ausgedrückt - doch zu bezweifeln. Viele sind dort auch nicht freiwillig im Sinne einer eigenen autonomen Entscheidung sondern mangels alternativer, autonomer Wohnformen und weil es der Sozialhilfeträger so bestimmt hat!!! Ich weis nicht wie Du Deine Assistenz organisierst, aber stell Dir vor es würden Kosten dafür anfallen die der Sozialhilfeträger zu bestreiten hätte und der würde auf die Idee kommen: Deine autonome Lebensführung iast zu teuer, ab ins Heim...
Wir beide sind priviligiert und das sollten wir uns auch immer wieder klar machen. Also bitte vorsicht mit Aussagen über die Absicherung von Heimbewohnern. In meinem Job als Rechtsanwalt bin ich da mit einer Menge Mist konfrontiert. Deshalb reagiere ich hier vielleicht etwas dünnhäutig.
Daher lieber @Rolliman SORRY UND NICHTS FÜR UNGUT
Kasharius grüßt
mich würde interessieren, was genau nichts Neues für Dich ist: Das sich Bewohner von Behinderteneinrichtungen prostituieren (müssen!?) oder die öffentliche Empörung. Gerade letzteres ist sicher, da stimme ich @bettyboop zu sehr scheinheilig.
Aber das behinderte in den Heimen sozial abgesichert sind wage ich dann - vorsichtig ausgedrückt - doch zu bezweifeln. Viele sind dort auch nicht freiwillig im Sinne einer eigenen autonomen Entscheidung sondern mangels alternativer, autonomer Wohnformen und weil es der Sozialhilfeträger so bestimmt hat!!! Ich weis nicht wie Du Deine Assistenz organisierst, aber stell Dir vor es würden Kosten dafür anfallen die der Sozialhilfeträger zu bestreiten hätte und der würde auf die Idee kommen: Deine autonome Lebensführung iast zu teuer, ab ins Heim...
Wir beide sind priviligiert und das sollten wir uns auch immer wieder klar machen. Also bitte vorsicht mit Aussagen über die Absicherung von Heimbewohnern. In meinem Job als Rechtsanwalt bin ich da mit einer Menge Mist konfrontiert. Deshalb reagiere ich hier vielleicht etwas dünnhäutig.
Daher lieber @Rolliman SORRY UND NICHTS FÜR UNGUT

Kasharius grüßt
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Hi Kasharius,Kasharius hat geschrieben:@Rolliman
mich würde interessieren, was genau nichts Neues für Dich ist: Das sich Bewohner von Behinderteneinrichtungen prostituieren (müssen!?) oder die öffentliche Empörung. Gerade letzteres ist sicher, da stimme ich @bettyboop zu sehr scheinheilig.
Aber das behinderte in den Heimen sozial abgesichert sind wage ich dann - vorsichtig ausgedrückt - doch zu bezweifeln. Viele sind dort auch nicht freiwillig im Sinne einer eigenen autonomen Entscheidung sondern mangels alternativer, autonomer Wohnformen und weil es der Sozialhilfeträger so bestimmt hat!!! Ich weis nicht wie Du Deine Assistenz organisierst, aber stell Dir vor es würden Kosten dafür anfallen die der Sozialhilfeträger zu bestreiten hätte und der würde auf die Idee kommen: Deine autonome Lebensführung iast zu teuer, ab ins Heim...
Wir beide sind priviligiert und das sollten wir uns auch immer wieder klar machen. Also bitte vorsicht mit Aussagen über die Absicherung von Heimbewohnern. In meinem Job als Rechtsanwalt bin ich da mit einer Menge Mist konfrontiert. Deshalb reagiere ich hier vielleicht etwas dünnhäutig.
Daher lieber @Rolliman SORRY UND NICHTS FÜR UNGUT![]()
Kasharius grüßt
wofür sorry? Du hast mich ja nicht angegriffen.
Zu Deiner ersten Frage:
Mit der Prostitution von Behinderten ist für mich nichts neues. Es gab ähnliche Fälle im Aachener Vinzenzheim Anfang der 80er. In einer Behindertenwohngruppe in Köln-Lindenthal die der Uni angeschlossen war, da ging es wohl um Pornos. Und mitte der 90er gab es 2 Fälle in Rostock bzw. Stralsund. Es waren "komischerweise" fast alles kirchliche Träger. In Stralsund mußte meine ich auch noch ein Pfaffe gehen, weil er seinen Piepmatz auch im Popo eines Behinderten hatte. Auch ne Art der Nächstenliebe...



Mir fehlt an dem Bericht der Hinweis, ob es sich nur um Körperlich Behinderte handelt. Oder auch um geistig Behinderte. Bei Körperbehinderten die dennoch wissen was sie tun, ist der Fall die Aufregung nicht wert. Bei geistig Behinderten sieht die Sache schon ganz anders aus.
Was hinter den Mauern von solchen Einrichtungen abgeht, will ich mir nicht vorstellen. Ich hatte in der Schule nen schwulen Zivi. Ich hab ihm sofort gesagt:"packst du miich AUf Toilette oder unter der Dusche verkehrt an, dann bekomme ich so eine starke Kniespastik, dann spielen deine Eier in deinem Oberkörper Full-Tilt-Flipper!"
Damit waren unsere Fronten ein für alle mal geklärt, und wir hatten nie ein Problem.
Drei Jahre später mußte aber eine Krankenschwester gehen, weil sie mit ihrer Homosexualität wohl den Behinderten Mädels etwas zu fürsorglich an der Vagina gespielt hat.
Normalerweise werden Jungs immer von Pflegern oder Zivis auf den Topf gesetzt und Mädels immer von Pflegerinnen. Mir ist bisher keine Wohnheim bekannt, wo nach der sexuellen Ausrichtung der Pfleger gefragt wurde. Darf man Arbeitsrechtlich gesehen glaube ich auch nicht, aber da bist du der Spezi.
Mich Pflegen noch meine Eltern. Aber das ist auch alles andere als Einfach. Da gibt es auch reichlich Zündstoff und Konfliktpotential.
Wie das mal aussehen wird, wenn meine Eltern den Fitnesstest nicht mehr schaffen, steht auch schon fest. Es stehen 3 thail. Krankenschwestern auf Abruf bereit. Wenn das schiefgeht, kommt ein Wagen aus der Schweiz, der mich zu einem letzten Getränk in die Alpenrepublik fährt...
Alles Vertraglich und Notariell festgelegt.
In sofern hast du recht. Ich bin priviligiert. Ich kann über mein Leben und Ableben noch in irgendeiner Form selber bestimmen..
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Genau, Gelbe Presse wie wir sie gut und ungerne kennen. Ist gar nicht Klar ob körperlich oder Geistige Behinderten damit mit verwickelt waren. Hauptsache es gibt Leser und Empörung..WIE KANN MAN NUR?? Schlagzeilen.
Alles Klar, der Pfarrer treibt es mit sein Schäfchen, aber Behinderten!? Das geht schon GAR nicht in Gottes Auge!
Weiter so ihr Himmelanbeter...
Alles Klar, der Pfarrer treibt es mit sein Schäfchen, aber Behinderten!? Das geht schon GAR nicht in Gottes Auge!
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Nur am Rande und bitte nicht als Angriff verstehen.Rolliman hat geschrieben: Ich hatte in der Schule nen schwulen Zivi. Ich hab ihm sofort gesagt:"packst du miich AUf Toilette oder unter der Dusche verkehrt an, dann bekomme ich so eine starke Kniespastik, dann spielen deine Eier in deinem Oberkörper Full-Tilt-Flipper!"
Damit waren unsere Fronten ein für alle mal geklärt, und wir hatten nie ein Problem.
Warum wird Schwulen oft unterstellt, dass sie anderen Männern sofort an die Wäsche gehen wollen? Bei mir hat das noch kein Schwuler probiert (ach ja, doch, ich war 18, also einmal in fast 4 Jahrzehnten).
Mir als bekennender Hete hat auch noch keine Frau "sofort" gesagt "Wenn Du mich verkehrt anfasst, dann ..."
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RE: Prostitutionsskandal in niedersächsischem Behindertenhei
Presse-Erklärung vom 15.01.2013
zum angeblichen Rotlichtskandal in Hildesheim-Sorsum
Nach dem jetzigen Stand der staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen stellt sich der Sachverhalt für uns so dar:
Aufgrund unbewiesener und unbestätigter Gerüchte, Mutmaßungen und Unterstellungen wurde in der Hildesheimer Allgemeinen Zeitung vom 12.01. 2013 ein Rotlichtskandal bei Menschen mit Behinderungen konstruiert, der nicht existiert. Prostitution ist ein gesamtgesellschaftliches Thema, das alle gesellschaftlichen Schichten betrifft. Niemand kann generell ausschließen, dass in Einzelfällen auch Menschen mit Behinderungen damit zu tun haben. Wir weisen aber mit aller Entschiedenheit den in der Berichterstattung erweckten Eindruck zurück, als neigten Menschen mit Behinderungen in besonderer Weise zur Prostitution. Auch die Behauptung, dass Menschen mit Behinderungen „einen freizügigeren Umgang mit Sexualität pflegen als der Rest der Gesellschaft“ weisen wir als pauschale Diffamierung zurück. Wenn öffentlich, ohne belegbare Daten und Fakten, eine Nähe zwischen Prostitution und Menschen mit Behinderungen hergestellt wird, dann führt das dazu, dass Vorurteile und Vorbehalte gegen Menschen mit Behinderungen geschürt werden.
Wir bedauern sehr, dass die im Zeichen der Inklusion angestrebte uneingeschränkte Teilhabe von Menschen mit Behinderung an allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens dadurch belastet wird. Wir befürchten, dass durch solche reißerischen Behauptungen erst recht der Nährboden dafür bereitet wird, dass Menschen mit Behinderungen auch in Zukunft Opfer sexueller Gewalt und sexuellen Missbrauchs werden, wie es leider bislang schon überproportional häufig der Fall ist.
Kontakt:
Ute Quednow, Pressesprecherin, Tel.: 05121 604-401, Fax: 604- 88401,
E-Mail: ute.quednow@dw-hi.de
http://www.diakoniehimmelsthuer.de/page ... index.html
Kasharius grüßt
zum angeblichen Rotlichtskandal in Hildesheim-Sorsum
Nach dem jetzigen Stand der staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen stellt sich der Sachverhalt für uns so dar:
Aufgrund unbewiesener und unbestätigter Gerüchte, Mutmaßungen und Unterstellungen wurde in der Hildesheimer Allgemeinen Zeitung vom 12.01. 2013 ein Rotlichtskandal bei Menschen mit Behinderungen konstruiert, der nicht existiert. Prostitution ist ein gesamtgesellschaftliches Thema, das alle gesellschaftlichen Schichten betrifft. Niemand kann generell ausschließen, dass in Einzelfällen auch Menschen mit Behinderungen damit zu tun haben. Wir weisen aber mit aller Entschiedenheit den in der Berichterstattung erweckten Eindruck zurück, als neigten Menschen mit Behinderungen in besonderer Weise zur Prostitution. Auch die Behauptung, dass Menschen mit Behinderungen „einen freizügigeren Umgang mit Sexualität pflegen als der Rest der Gesellschaft“ weisen wir als pauschale Diffamierung zurück. Wenn öffentlich, ohne belegbare Daten und Fakten, eine Nähe zwischen Prostitution und Menschen mit Behinderungen hergestellt wird, dann führt das dazu, dass Vorurteile und Vorbehalte gegen Menschen mit Behinderungen geschürt werden.
Wir bedauern sehr, dass die im Zeichen der Inklusion angestrebte uneingeschränkte Teilhabe von Menschen mit Behinderung an allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens dadurch belastet wird. Wir befürchten, dass durch solche reißerischen Behauptungen erst recht der Nährboden dafür bereitet wird, dass Menschen mit Behinderungen auch in Zukunft Opfer sexueller Gewalt und sexuellen Missbrauchs werden, wie es leider bislang schon überproportional häufig der Fall ist.
Kontakt:
Ute Quednow, Pressesprecherin, Tel.: 05121 604-401, Fax: 604- 88401,
E-Mail: ute.quednow@dw-hi.de
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Kasharius grüßt
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Kurzer Exkurs: Wie kommt man eigentlich ins Behindertenheim
...oder wieder raus und wer entscheidet das...
18.01.2013 - 08:49
Hessischer LWV verstößt weiterhin gegen die BRK.
Hochheim (kobinet) In einer Behinderteneinrichtung im hessischen Hochheim wartet William Geier seit Jahren darauf, dass er ein selbstbestimmtes Leben außerhalb von Anstalten beginnen kann. Verhindert wird dies durch den hessischen Landeswohlfahrtsverband (LWV), der für die Kosten der ambulanten Versorgung außerhalb der Anstalt aufkommen müsste. Er bezieht sich dabei auf den Kostenvergleich nach § 13 SGB XII. Die Ansicht, dass eine Anstalt, in die man nicht rein will oder aus der man raus will unzumutbar ist, teilt der LWV nicht. Vielmehr lässt er eine Sprecherin verkünden, dass sie schließlich auch nicht selbstbestimmt leben könne. Diese Szene ist Teil einer Dokumentation über diese unendliche Geschichte. Obwohl nach Expertenmeinung der Artikel 19 der Behindertenrechtskonvention (BRK) der Vereinten Nationen selbstvollziehendes Recht und somit von jeder Behörde und Gerichten sofort anwendbar ist, fand sich in Wiesbaden ein Sozialrichter, der damit offenbar nichts anfangen konnte. Somit hat der hessische LWV Zeit bis zur Entscheidung beim Landessozialgericht gewonnen. Am kommenden Wochenende strahlt der Hessische Rundfunk erneut seinen "Horizonte"-Beitrag "Wieviel darf William kosten? Der Kampf eines Rollstuhlfahrers" aus. Selbst die FAZ hat über den Kampf von William Geier bereits berichtet. gba
Was ist Lebenszeit wert?
Ein Kommentar von kobinet-Redakteur Gerhard Bartz
Was denkt sich ein Richter bei einer Entscheidung wie bei der gegen William Geier, wenn er einen Heimaufenthalt als zumutbar erachtet, obwohl sich der betroffene Mensch so sehr dagegen wehrt? Obwohl viele seiner Kollegen anders entscheiden. Obwohl es die Behindertenrechtskonvention der Vereinten Nationen gibt, in der im Artikel 19 zu lesen ist, dass Menschen mit Behinderungen ihren Aufenthaltsort frei wählen können und nicht verpflichtet sind, in besonderen Wohnformen zu leben! Ist dem Richter klar, was er mit seiner Entscheidung im Leben eines behinderten Menschen anrichtet? Einem Leben, dem – so steht es zu befürchten – durch die Behinderung ohnehin engere zeitliche Grenzen gesetzt sind. Auch in Hessen leben Menschen mit Assistenz außerhalb von Anstalten. Was geschähe mit ihnen, wenn sich der Landeswohlfahrtsverband mit seiner Ansicht durchsetzen würde? Fänden sie sich eines Tages in einer Behindertenaussonderungseinrichtung wieder, weil ihre Assistenzkosten nicht mehr erstattet würden?
Hier traf eine Klage auf einen uninformierten Richter, der vielleicht an diesem Tag auch noch einen schlechten Tag hatte, schon ist ein Mensch über weitere Jahre ausgesondert. Und der LWV schaut Däumchen drehend zu. Er hat sein Urteil und kann getrost auf das der zweiten Instanz warten. Er würde seiner Ansicht nach gegen geltendes Recht verstoßen, wenn er jetzt nachgeben würde. Das ist Zynismus pur. In dieser Körperschaft des öffentlichen Rechts wurde bereits vorher und bis zum heutigen Tag dagegen verstoßen, ohne dass es diese sensiblen Menschen gestört hätte. Und der Landesvater? Vermutlich versteckt sich Volker Bouffier hinter der Autonomie des LWV. Es ist doch schön, wenn Dritte die unschöne Arbeit machen und die eigenen Hände sauber bleiben. Aber auch in Hessen gibt es in diesem Jahr Wahlen!
Sendezeiten des Berichtes "Was darf William kosten? Der Kampf eines Rollstuhlfahrers"
Sa 19.01.2013 16:30 bis 17:00 (hr)
So 20.01.2013 10:15 bis 10:45 (hr)
Mo 21.01.2013 05:05 bis 05:35 (hr)
Webseite zur Sendung
Video der Sendung im HR-Archiv
FAZ-Beitrag Herr Geier träumt sein Leben
http://www.kobinet-nachrichten.org/cipp ... et,g_a_s_t
Vielleicht ist es bei den Bewohnerinnen und Bewohnern der Diakonieeinrichtung ja ganz ähnlich. Wo den dann aber die in der Presseerklärung beschriebene Inklusion stattfinden soll ist schon fraglich. Ein autonomes, selbstbestimmtes Leben und damit Inklusion im eigentlichen Wortsinn findet nicht statt. Nicht weil die Betreuer oder Pfleger böse sind, sondern weil die Strukturen eines Heimes dies ar nicht hergeben. Art. 19 der Behindertenrechtskonvention besagt u.a. daß kein Mensch mit Behinderung in besondere Wohnformen gezwungen werden darf. Die Sozialhilfeträger und leider auch einige Gerichte betreiben eine gegenteilige Verwaltungs- und Spruchpraxis und Das ist der Skandal!
lDer Skandal ist, daß man behinderten Menschen in Heimen entgegen den Vorgaben der Behindertenrechtskonvention ein lächerliches Taschengeld oder eine Pauschale auszahlt, ihnen die Möglichkeit vorenthält durch vernünftige Arbeit erträgliches Einkommen zu erwirtschaften ohne es auf Sozialleistungen für Ihre Assistenten anzurechnen und sich dann wundert, wenn einige (hoffentlich!) selbstbestimmt ihre Sexualität ohne gewalttätige Übergriffe auf andere Bewohner durch Prostitution ausleben. Hierzu sagt die Presseerklärung der Diakonie aber gar nichts...
Soweit von mir, Kasharius der grüßt und jetzt schließt
18.01.2013 - 08:49
Hessischer LWV verstößt weiterhin gegen die BRK.
Hochheim (kobinet) In einer Behinderteneinrichtung im hessischen Hochheim wartet William Geier seit Jahren darauf, dass er ein selbstbestimmtes Leben außerhalb von Anstalten beginnen kann. Verhindert wird dies durch den hessischen Landeswohlfahrtsverband (LWV), der für die Kosten der ambulanten Versorgung außerhalb der Anstalt aufkommen müsste. Er bezieht sich dabei auf den Kostenvergleich nach § 13 SGB XII. Die Ansicht, dass eine Anstalt, in die man nicht rein will oder aus der man raus will unzumutbar ist, teilt der LWV nicht. Vielmehr lässt er eine Sprecherin verkünden, dass sie schließlich auch nicht selbstbestimmt leben könne. Diese Szene ist Teil einer Dokumentation über diese unendliche Geschichte. Obwohl nach Expertenmeinung der Artikel 19 der Behindertenrechtskonvention (BRK) der Vereinten Nationen selbstvollziehendes Recht und somit von jeder Behörde und Gerichten sofort anwendbar ist, fand sich in Wiesbaden ein Sozialrichter, der damit offenbar nichts anfangen konnte. Somit hat der hessische LWV Zeit bis zur Entscheidung beim Landessozialgericht gewonnen. Am kommenden Wochenende strahlt der Hessische Rundfunk erneut seinen "Horizonte"-Beitrag "Wieviel darf William kosten? Der Kampf eines Rollstuhlfahrers" aus. Selbst die FAZ hat über den Kampf von William Geier bereits berichtet. gba
Was ist Lebenszeit wert?
Ein Kommentar von kobinet-Redakteur Gerhard Bartz
Was denkt sich ein Richter bei einer Entscheidung wie bei der gegen William Geier, wenn er einen Heimaufenthalt als zumutbar erachtet, obwohl sich der betroffene Mensch so sehr dagegen wehrt? Obwohl viele seiner Kollegen anders entscheiden. Obwohl es die Behindertenrechtskonvention der Vereinten Nationen gibt, in der im Artikel 19 zu lesen ist, dass Menschen mit Behinderungen ihren Aufenthaltsort frei wählen können und nicht verpflichtet sind, in besonderen Wohnformen zu leben! Ist dem Richter klar, was er mit seiner Entscheidung im Leben eines behinderten Menschen anrichtet? Einem Leben, dem – so steht es zu befürchten – durch die Behinderung ohnehin engere zeitliche Grenzen gesetzt sind. Auch in Hessen leben Menschen mit Assistenz außerhalb von Anstalten. Was geschähe mit ihnen, wenn sich der Landeswohlfahrtsverband mit seiner Ansicht durchsetzen würde? Fänden sie sich eines Tages in einer Behindertenaussonderungseinrichtung wieder, weil ihre Assistenzkosten nicht mehr erstattet würden?
Hier traf eine Klage auf einen uninformierten Richter, der vielleicht an diesem Tag auch noch einen schlechten Tag hatte, schon ist ein Mensch über weitere Jahre ausgesondert. Und der LWV schaut Däumchen drehend zu. Er hat sein Urteil und kann getrost auf das der zweiten Instanz warten. Er würde seiner Ansicht nach gegen geltendes Recht verstoßen, wenn er jetzt nachgeben würde. Das ist Zynismus pur. In dieser Körperschaft des öffentlichen Rechts wurde bereits vorher und bis zum heutigen Tag dagegen verstoßen, ohne dass es diese sensiblen Menschen gestört hätte. Und der Landesvater? Vermutlich versteckt sich Volker Bouffier hinter der Autonomie des LWV. Es ist doch schön, wenn Dritte die unschöne Arbeit machen und die eigenen Hände sauber bleiben. Aber auch in Hessen gibt es in diesem Jahr Wahlen!
Sendezeiten des Berichtes "Was darf William kosten? Der Kampf eines Rollstuhlfahrers"
Sa 19.01.2013 16:30 bis 17:00 (hr)
So 20.01.2013 10:15 bis 10:45 (hr)
Mo 21.01.2013 05:05 bis 05:35 (hr)
Webseite zur Sendung
Video der Sendung im HR-Archiv
FAZ-Beitrag Herr Geier träumt sein Leben
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Vielleicht ist es bei den Bewohnerinnen und Bewohnern der Diakonieeinrichtung ja ganz ähnlich. Wo den dann aber die in der Presseerklärung beschriebene Inklusion stattfinden soll ist schon fraglich. Ein autonomes, selbstbestimmtes Leben und damit Inklusion im eigentlichen Wortsinn findet nicht statt. Nicht weil die Betreuer oder Pfleger böse sind, sondern weil die Strukturen eines Heimes dies ar nicht hergeben. Art. 19 der Behindertenrechtskonvention besagt u.a. daß kein Mensch mit Behinderung in besondere Wohnformen gezwungen werden darf. Die Sozialhilfeträger und leider auch einige Gerichte betreiben eine gegenteilige Verwaltungs- und Spruchpraxis und Das ist der Skandal!
lDer Skandal ist, daß man behinderten Menschen in Heimen entgegen den Vorgaben der Behindertenrechtskonvention ein lächerliches Taschengeld oder eine Pauschale auszahlt, ihnen die Möglichkeit vorenthält durch vernünftige Arbeit erträgliches Einkommen zu erwirtschaften ohne es auf Sozialleistungen für Ihre Assistenten anzurechnen und sich dann wundert, wenn einige (hoffentlich!) selbstbestimmt ihre Sexualität ohne gewalttätige Übergriffe auf andere Bewohner durch Prostitution ausleben. Hierzu sagt die Presseerklärung der Diakonie aber gar nichts...
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...hier noch der sehr gute Artikel aus der FAZ:
Herr Geier träumt sein Leben
26.08.2012 · Weil er spastisch gelähmt ist, lebt William Frederic Geier seit seiner Kindheit im Heim. Nun würde er gern raus, zum ersten Mal in eine eigene Wohnung ziehen. Und steht vor der Frage: Was darf mein Leben kosten?
Von DAVID KLAUBERT
ArtikelBilder (2)Lesermeinungen (5)
© WOLFGANG EILMES
„Die Liste der Sachen, die ich selbst kann: Rolli fahren“: William Frederic Geier, 38, im Aufzug des Heims
Herr Geier liebt Filme. Er liebt Filme so sehr, dass er sich gelegentlich morgens um zehn ins Kino fahren ließ und nachts um zwei wieder abholen. Nach jeder Vorstellung trugen ihn die Mitarbeiter des Kinos von einem Saal in den nächsten. Sie setzten ihn in die Sessel, legten ihm einen Gurt um die Brust und schnallten ihn an der Rückenlehne fest. Bald schmerzte sein Gesäß, doch Herr Geier hielt durch, schaute Kriegsfilme und Kinderfilme, Abenteuer und Liebesschnulzen. In guten Filmen, sagt er, könne er versinken. Dann tauche er ein in die Handlung, sei ganz und mittendrin dabei.
In seinem eigenen Leben aber, sagt Herr Geier, habe er das Gefühl, nicht mehr als eine Statistenrolle zu spielen.
Morgens, wenn er aufwacht, fällt Herrn Geiers erster Blick auf die graue Tür am anderen Ende seines Zimmers. Im Bett liegt er immer auf der rechten Seite, außer er kippt auf den Rücken, aber dann wacht er auch nicht morgens auf, weil er sowieso die ganze Nacht nicht geschlafen hat. Strengt er sich etwas an, kann Herr Geier seinen Kopf nach oben drehen und mit den Augen auf die Wanduhr schielen, die über ihm tickt. Meist ist es ungefähr acht, die Sonne scheint schon unter dem Rollladen durch. Hellwach liegt Herr Geier dann da und lauscht dem Hörspiel, das er über Nacht in Endlosschleife hat laufen lassen, oder dem Fernseher, den er nicht ausgeschaltet hat. Mit etwas Glück liegt die Fernbedienung noch so bei ihm im Bett, dass er mit seinem linken Zeigefinger drankommt, dann kann er die Programme umschalten.
© WOLFGANG EILMES
Rückzugsort: Herr Geier in seinem Zimmer.
Und so wartet Herr Geier auf Schritte hinter der grauen Tür. Hofft, dass sie nicht vorbeigehen, eine Viertelstunde lang, eine halbe, eine ganze, und hofft, dass die Schritte endlich zu ihm kommen. Dass ihn endlich jemand aus dem Bett hievt, ihn wäscht, ihn abtrocknet, ihn eincremt, ihn rasiert, ihm den Urinbeutel anlegt, ihm die Zähne putzt, ihn anzieht, ihn in seinen Elektrorollstuhl setzt, ihn festschnallt - und dass dann noch genug Zeit bleibt für ein kurzes Frühstück. Dass er pünktlich um zehn zur Arbeit fahren kann.
Herr Geier ist spastisch gelähmt. Sein Gehirn hat weitgehend die Kontrolle über die Muskulatur verloren, es kann deren Reflexe nicht bremsen. Manche Muskeln sind immer angespannt, die Finger seiner rechten Hand pressen sich seit Jahren zu einer Faust zusammen. Die anderen Muskeln stehen ständig in Alarmbereitschaft, sein Nervensystem leitet Befehle des Gehirns nicht an einzelne Muskeln weiter, sondern posaunt sie in den ganzen Körper hinaus, wie ein großer Schreck durchfährt es ihn, Arme, Beine, Bauch- und Rückenmuskulatur, alles verkrampft sich auf einmal. Viel anfangen kann Herr Geier mit seinem Körper deshalb nicht. Den Kopf kann er bewegen und ein bisschen auch seine linke Hand, in einem kleinen Radius vor dem Bauch, hoch bis zum Mund kommt er mit ihr nicht. „Die Liste der Sachen, die ich selbst kann: Rolli fahren“, sagt Herr Geier. „Und denken kann ich auch.“
Ein Hauch von Freiheit und Eigenständigkeit
Weshalb Herrn Geiers Nervensystem so stark geschädigt ist, weiß niemand sicher, seine Eltern vermuten, dass ein falsch gesetztes Komma schuld daran ist. Im Alter von ein paar Monaten musste ihr Sohn William Frederic wegen eines Leistenbruchs ins Krankenhaus, eine Routine-Operation. Zur Ruhigstellung der Muskulatur sollte er eine kleine Dosis des Nervengifts Atropin bekommen, doch statt 0,06 schrieb der Arzt 0,6 Milligramm auf, und eine Krankenschwester spritzte die viel zu hohe Dosis. Nach der Operation gab es Komplikationen. Was genau passierte, weiß Herr Geier selbst nicht, denn seine Eltern sprechen nicht gern von damals; von der Zeit, „als passierte, was passierte“, so sagen sie in der Familie.
Heute ist Herr Geier 38, fast 39, doch die grau-weißen Haare und die krumme Haltung, mit der er in seinem Rollstuhl sitzt, lassen ihn älter aussehen. Selbst das Sprechen strengt ihn an, auf seiner Stirn wachsen Schweißtropfen, irgendwann laufen sie ihm übers Gesicht und in die Augen, dann sieht Herr Geier nichts mehr, bis ihm jemand mit einem Lappen die brennenden Augen auswischt. Herr Geier könnte langsamer sprechen, mit Pausen, damit sich seine Muskeln entspannen und nicht verkrampfen. Aber er hat Angst, dass die Menschen ihn auch noch für geistig behindert halten, deshalb bleibt er stur, ignoriert es einfach, wenn sich sein Körper im Gespräch immer wieder aufbäumt. Außerdem hat er viel zu erzählen, vor allem von seinem großen Traum, für den er seit sechs Jahren kämpft: endlich ausziehen zu dürfen aus dem Behindertenheim.
Mit sieben musste William Frederic seine Familie verlassen. Er kam in ein „Rehabilitationszentrum für Kinder und Jugendliche“, wo er eine Förderschule besuchen konnte. Er vermisste seine Eltern, die umhüllende Liebe seiner Mutter, die Schwester, die ihm oft aus dem alten Märchenbuch vorgelesen hatte. Doch in der Schule fand William Frederic bald Freunde, und er genoss es, herausgefordert zu werden. Er bekam ein Dreirad, mit dem er, festgeschnallt an den Pedalen und an der Rückenlehne, allein über das weitläufige Gelände fahren durfte, ein Hauch von Freiheit und Eigenständigkeit - auch auf die Gefahr hin, dass er sich unterwegs in eine Ecke lenkte, in der er so lange feststeckte, bis zufällig jemand vorbeikam und ihn herausschob.
Nach der Grundschule zog William Frederic noch einmal um, in das Internat des Antoniushauses in Hochheim. Er machte dort einen Hauptschulabschluss, einen mittleren Bildungsabschluss mit kaufmännischem Schwerpunkt, Note 1,8, und besuchte ein Jahr lang die höhere Handelsschule. Bei Klassenarbeiten saß jemand neben ihm, der schrieb und las, der ihm die Hände ersetzte und die Augen, denn auch deren Muskeln entziehen sich der Kontrolle des Gehirns. Einzelne Wörter eines Textes können sie nicht fixieren, stattdessen springen sie wild zwischen den Zeilen umher.
Die Jugendjahre waren vorbei, Herr Geier blieb im Heim
Im Antoniushaus lernte William Frederic auch Matthias kennen, der sein bester Freund wurde, mit ihm schlug er sich durch die Abenteuer des Heranwachsens. Vorsichtig wagten sie erste Annäherungen an die Mädchen im Internat, quatschten und lachten gemeinsam den ersten Liebeskummer weg, tranken ihr erstes Bier, und an den Wochenenden verbarrikadierten sie sich im Disco-Keller, drehten die Anlage auf, Van Halen, „Jump“, und rollten zur Musik über die Tanzfläche, vor und zurück, im Kreis, „Go ahead, jump - jump, go ahead, jump!“, der Körper bewegte sich irgendwie mit, bebte zum Bass.
Dann waren die Jugendjahre vorbei. Matthias verließ das Internat. Er hatte nach seiner Ausbildung zum Bürokaufmann eine Anstellung in einer Beratungsstelle für Menschen mit Behinderung gefunden. William Frederic dachte darüber nach, eine kaufmännische Ausbildung zu machen, doch er durfte nicht; zu schwer sei seine Behinderung, wurde ihm vom Arbeitsamt mitgeteilt. Er wechselte in den Erwachsenenwohnbereich des Antoniushauses, wo er noch heute lebt.
Morgens, wenn er endlich in seinem Rollstuhl sitzt, bekommt Herr Geier im Verwaltungsgebäude einen Briefkoffer hinten draufgepackt, dann beginnt seine Frühschicht als Bote, ein Minijob, 352,24 Euro für 35,24 Stunden im Monat. Er fährt zur Post, einmal quer durch Hochheim. Den Weg kennt er auswendig, jede Engstelle, jede Bordsteinkante, auf dem Rückweg ein Abstecher zur Rosen-Apotheke. Mittagessen gibt es für Herrn Geier zwischen halb zwölf und zwölf, ein Pfleger begleitet ihn in die Kantine, schneidet ihm das Tagesmenü klein und hält ihm die Häppchen hin.
Drei bis vier Pfleger sind pro Schicht für Herrn Geiers Stockwerk zuständig, für ihn und seine 20 Mitbewohner, von denen 16 nicht nur körperlich, sondern auch geistig behindert sind. Es gibt zwei Aufenthaltsräume, es gibt Gemeinschaftsaktivitäten wie die Malgruppe und die Brettspielgruppe, auf dem Flur hängen bunte Stundenpläne. Doch Herr Geier verbringt die meiste Zeit in seinem Zimmer, auf seinen 16,6 Quadratmetern, gerade breit genug, dass er mit dem Rollstuhl wenden kann. Er sitzt vor seinem Computer, den er über ein Sprachprogramm bedient, mit dem er, wenn ihm zuvor jemand das Headset aufsetzt, E-Mails diktieren und anhören kann. Die Regale sind vollgestellt mit Hörspiel-Kassetten und DVDs, einem Briefmarkenalbum mit Kinokarten, und an den Wänden hängen Harry-Potter-Poster, über der Tür steht „Hogwarts“. Das Kinderzimmer eines Erwachsenen.
Ein Leben unter dem Mikroskop
Zweimal hatte Herr Geier eine Freundin. Mit Anfang zwanzig verliebte er sich in Katrin, eine Berufsschülerin aus dem Internat, etwas jünger als er, spastische Lähmungen, rote Haare, entwaffnendes Lächeln. An den Wochenenden übernachtete Katrin oft bei ihm. Wenn der Spätdienst ihn ins Bett gebracht hatte, legte sie sich dazu, zu zweit auf 90 Zentimetern, ein größeres Bett war nicht vorgesehen. Trotzdem liebte es Herr Geier, morgens aneinandergekuschelt liegen zu bleiben, gemeinsam auszuschlafen. Bis sich eines Tages ein Pfleger beim Mittagessen laut darüber beschwerte, alle anderen hörten mit. Herrn Geiers zweite Freundin Annemarie, eine ehemalige Nachtschwester des Antoniushauses, neun Jahre jünger als er, blieb nie über Nacht. Sie spazierten durch die Hochheimer Weinberge oder schauten Filme. Abends aber fuhr Annemarie nach Hause, weil sie keine Lust hatte, dass am Morgen plötzlich der Frühdienst im Zimmer stand. Sie hasste die verschmitzten Blicke und das Getratsche.
Im Heim führe er ein Leben unter dem Mikroskop, sagt Herr Geier. Manchmal fühle er sich unfreier als damals mit fünfzehn. Ende 2006, Annemarie hatte ihn gerade verlassen, stellte er den Antrag, in eine Wohnung ziehen zu dürfen, betreut von einem Pflegedienst.
Draußen, sagt Herr Geier, würden sich seine Probleme natürlich nicht wie mit einem Zauberstab weghexen lassen. Aber er hätte mehr Kontrolle über sein Leben. Er wäre nicht gefangen in den Abläufen einer Einrichtung, müsste nicht für jeden Handgriff auf einen Pfleger warten, einen Pfleger um Hilfe bitten, der auch für die Bedürfnisse von 20 anderen zuständig ist. Er hätte die Freiheit, selbst bestimmen zu können, wann er aufsteht und wann er schlafen geht, wann er isst und was er isst, womit und mit wem er seine Tage verbringt.
Doch die Betreuung durch einen ambulanten Dienst kostet viel Geld. Das Antoniushaus bekommt monatlich 6305,10 Euro für Herrn Geiers Platz, von denen er 85 Euro von seinem Lohn selbst zahlt. In einer Wohnung müsste er rund um die Uhr einen Assistenten bei sich haben, ein Pflegedienst erstellte einen Kostenvoranschlag: 11.602,19 Euro pro Monat.
Sechs Jahre dauert die juristische Auseinandersetzung schon
Zusammen mit einem Sozialpädagogen des Antoniushauses füllte Herr Geier ein langes Formular aus, den sogenannten Integrierten Hilfeplan, der auf einer Hilfeplankonferenz den beteiligten Behörden vorgestellt wurde. Die sprachen sich zunächst für Herrn Geiers Umzug aus, eine passende Wohnung in Hochheim war schnell gefunden, da verschoben sich die Zuständigkeiten, wechselten zwischen Regionaldirektionen des Landeswohlfahrtsverbands und zwischen Landkreisen. Es gab eine neue Konferenz, und wenig später erhielt Herr Geier den Bescheid, dass sein Antrag abgelehnt werden müsse. Die Mehrkosten seien unverhältnismäßig.
Herr Geier legte Widerspruch ein, der wurde abgewiesen, dann klagte er, aber auch das Sozialgericht entschied: Die Unterbringung im Antoniushaus sei zumutbar. Herr Geier, schrieb der Richter in seinem Urteil, sei im Heim sozial integriert, er habe seinen Botendienst, außerdem sei er zum zweiten Vorsitzenden des Fördervereins der Berufsschule für Körperbehinderte gewählt worden. Herr Geier ging in Berufung, wieder wechselten Schriftsätze hin und her, er traf sich mit Vertretern des Landeswohlfahrtsverbands zur Mediation, auf einen Kompromiss konnten sie sich nicht einigen. So vergingen Wochen, Monate, Jahre. Ein Termin für die Verhandlung vor dem Landessozialgericht steht bis heute nicht fest.
„Die Höhe der Kosten ist etwas, was auch mich belastet. Mir ist bewusst, dass das kein Pappenstiel ist“, sagt Herr Geier. „Aber es ist nicht meine Schuld, dass das so teuer ist. Meine Lebenswünsche unterscheiden sich ja nicht von denen gesunder Menschen.“ Und diese Lebenswünsche, da ist sich Herr Geier sicher, können sich nur erfüllen, wenn er aus dem Heim ausziehen darf, wenn die Gesellschaft bereit ist, ihm die notwendige Hilfe zu bezahlen. Deshalb kämpft er weiter, deshalb träumt er weiter, von seiner eigenen Wohnung, von einer neuen Beziehung, von einer Familie.
Und wenn er von diesen Träumen erzählt, wenn er „meine Wohnung“ sagt und „meine Frau“ und: „Einfach wird das nicht, ich kann ja nachts nicht aufstehen, wenn mein Kind brüllt, und ihm ein Fläschchen geben“ - dann merkt man, wie oft Herr Geier diesen Traum schon geträumt hat, wie oft er ihn in Gedanken ablaufen lässt. Diesen Film seines eigenen Lebens, in dem er so gerne Regie führen würde.
http://www.faz.net/aktuell/gesellschaft ... 68321.html
Also mich wühlen solche Lebensgeschichten immer wieder auf bei aller Professionalität als behindertenpolitisch engagierter Rechtsanwalt - tut mir leid...
Kasharius sagt jetzt gute Nacht - trotzdem
Herr Geier träumt sein Leben
26.08.2012 · Weil er spastisch gelähmt ist, lebt William Frederic Geier seit seiner Kindheit im Heim. Nun würde er gern raus, zum ersten Mal in eine eigene Wohnung ziehen. Und steht vor der Frage: Was darf mein Leben kosten?
Von DAVID KLAUBERT
ArtikelBilder (2)Lesermeinungen (5)
© WOLFGANG EILMES
„Die Liste der Sachen, die ich selbst kann: Rolli fahren“: William Frederic Geier, 38, im Aufzug des Heims
Herr Geier liebt Filme. Er liebt Filme so sehr, dass er sich gelegentlich morgens um zehn ins Kino fahren ließ und nachts um zwei wieder abholen. Nach jeder Vorstellung trugen ihn die Mitarbeiter des Kinos von einem Saal in den nächsten. Sie setzten ihn in die Sessel, legten ihm einen Gurt um die Brust und schnallten ihn an der Rückenlehne fest. Bald schmerzte sein Gesäß, doch Herr Geier hielt durch, schaute Kriegsfilme und Kinderfilme, Abenteuer und Liebesschnulzen. In guten Filmen, sagt er, könne er versinken. Dann tauche er ein in die Handlung, sei ganz und mittendrin dabei.
In seinem eigenen Leben aber, sagt Herr Geier, habe er das Gefühl, nicht mehr als eine Statistenrolle zu spielen.
Morgens, wenn er aufwacht, fällt Herrn Geiers erster Blick auf die graue Tür am anderen Ende seines Zimmers. Im Bett liegt er immer auf der rechten Seite, außer er kippt auf den Rücken, aber dann wacht er auch nicht morgens auf, weil er sowieso die ganze Nacht nicht geschlafen hat. Strengt er sich etwas an, kann Herr Geier seinen Kopf nach oben drehen und mit den Augen auf die Wanduhr schielen, die über ihm tickt. Meist ist es ungefähr acht, die Sonne scheint schon unter dem Rollladen durch. Hellwach liegt Herr Geier dann da und lauscht dem Hörspiel, das er über Nacht in Endlosschleife hat laufen lassen, oder dem Fernseher, den er nicht ausgeschaltet hat. Mit etwas Glück liegt die Fernbedienung noch so bei ihm im Bett, dass er mit seinem linken Zeigefinger drankommt, dann kann er die Programme umschalten.
© WOLFGANG EILMES
Rückzugsort: Herr Geier in seinem Zimmer.
Und so wartet Herr Geier auf Schritte hinter der grauen Tür. Hofft, dass sie nicht vorbeigehen, eine Viertelstunde lang, eine halbe, eine ganze, und hofft, dass die Schritte endlich zu ihm kommen. Dass ihn endlich jemand aus dem Bett hievt, ihn wäscht, ihn abtrocknet, ihn eincremt, ihn rasiert, ihm den Urinbeutel anlegt, ihm die Zähne putzt, ihn anzieht, ihn in seinen Elektrorollstuhl setzt, ihn festschnallt - und dass dann noch genug Zeit bleibt für ein kurzes Frühstück. Dass er pünktlich um zehn zur Arbeit fahren kann.
Herr Geier ist spastisch gelähmt. Sein Gehirn hat weitgehend die Kontrolle über die Muskulatur verloren, es kann deren Reflexe nicht bremsen. Manche Muskeln sind immer angespannt, die Finger seiner rechten Hand pressen sich seit Jahren zu einer Faust zusammen. Die anderen Muskeln stehen ständig in Alarmbereitschaft, sein Nervensystem leitet Befehle des Gehirns nicht an einzelne Muskeln weiter, sondern posaunt sie in den ganzen Körper hinaus, wie ein großer Schreck durchfährt es ihn, Arme, Beine, Bauch- und Rückenmuskulatur, alles verkrampft sich auf einmal. Viel anfangen kann Herr Geier mit seinem Körper deshalb nicht. Den Kopf kann er bewegen und ein bisschen auch seine linke Hand, in einem kleinen Radius vor dem Bauch, hoch bis zum Mund kommt er mit ihr nicht. „Die Liste der Sachen, die ich selbst kann: Rolli fahren“, sagt Herr Geier. „Und denken kann ich auch.“
Ein Hauch von Freiheit und Eigenständigkeit
Weshalb Herrn Geiers Nervensystem so stark geschädigt ist, weiß niemand sicher, seine Eltern vermuten, dass ein falsch gesetztes Komma schuld daran ist. Im Alter von ein paar Monaten musste ihr Sohn William Frederic wegen eines Leistenbruchs ins Krankenhaus, eine Routine-Operation. Zur Ruhigstellung der Muskulatur sollte er eine kleine Dosis des Nervengifts Atropin bekommen, doch statt 0,06 schrieb der Arzt 0,6 Milligramm auf, und eine Krankenschwester spritzte die viel zu hohe Dosis. Nach der Operation gab es Komplikationen. Was genau passierte, weiß Herr Geier selbst nicht, denn seine Eltern sprechen nicht gern von damals; von der Zeit, „als passierte, was passierte“, so sagen sie in der Familie.
Heute ist Herr Geier 38, fast 39, doch die grau-weißen Haare und die krumme Haltung, mit der er in seinem Rollstuhl sitzt, lassen ihn älter aussehen. Selbst das Sprechen strengt ihn an, auf seiner Stirn wachsen Schweißtropfen, irgendwann laufen sie ihm übers Gesicht und in die Augen, dann sieht Herr Geier nichts mehr, bis ihm jemand mit einem Lappen die brennenden Augen auswischt. Herr Geier könnte langsamer sprechen, mit Pausen, damit sich seine Muskeln entspannen und nicht verkrampfen. Aber er hat Angst, dass die Menschen ihn auch noch für geistig behindert halten, deshalb bleibt er stur, ignoriert es einfach, wenn sich sein Körper im Gespräch immer wieder aufbäumt. Außerdem hat er viel zu erzählen, vor allem von seinem großen Traum, für den er seit sechs Jahren kämpft: endlich ausziehen zu dürfen aus dem Behindertenheim.
Mit sieben musste William Frederic seine Familie verlassen. Er kam in ein „Rehabilitationszentrum für Kinder und Jugendliche“, wo er eine Förderschule besuchen konnte. Er vermisste seine Eltern, die umhüllende Liebe seiner Mutter, die Schwester, die ihm oft aus dem alten Märchenbuch vorgelesen hatte. Doch in der Schule fand William Frederic bald Freunde, und er genoss es, herausgefordert zu werden. Er bekam ein Dreirad, mit dem er, festgeschnallt an den Pedalen und an der Rückenlehne, allein über das weitläufige Gelände fahren durfte, ein Hauch von Freiheit und Eigenständigkeit - auch auf die Gefahr hin, dass er sich unterwegs in eine Ecke lenkte, in der er so lange feststeckte, bis zufällig jemand vorbeikam und ihn herausschob.
Nach der Grundschule zog William Frederic noch einmal um, in das Internat des Antoniushauses in Hochheim. Er machte dort einen Hauptschulabschluss, einen mittleren Bildungsabschluss mit kaufmännischem Schwerpunkt, Note 1,8, und besuchte ein Jahr lang die höhere Handelsschule. Bei Klassenarbeiten saß jemand neben ihm, der schrieb und las, der ihm die Hände ersetzte und die Augen, denn auch deren Muskeln entziehen sich der Kontrolle des Gehirns. Einzelne Wörter eines Textes können sie nicht fixieren, stattdessen springen sie wild zwischen den Zeilen umher.
Die Jugendjahre waren vorbei, Herr Geier blieb im Heim
Im Antoniushaus lernte William Frederic auch Matthias kennen, der sein bester Freund wurde, mit ihm schlug er sich durch die Abenteuer des Heranwachsens. Vorsichtig wagten sie erste Annäherungen an die Mädchen im Internat, quatschten und lachten gemeinsam den ersten Liebeskummer weg, tranken ihr erstes Bier, und an den Wochenenden verbarrikadierten sie sich im Disco-Keller, drehten die Anlage auf, Van Halen, „Jump“, und rollten zur Musik über die Tanzfläche, vor und zurück, im Kreis, „Go ahead, jump - jump, go ahead, jump!“, der Körper bewegte sich irgendwie mit, bebte zum Bass.
Dann waren die Jugendjahre vorbei. Matthias verließ das Internat. Er hatte nach seiner Ausbildung zum Bürokaufmann eine Anstellung in einer Beratungsstelle für Menschen mit Behinderung gefunden. William Frederic dachte darüber nach, eine kaufmännische Ausbildung zu machen, doch er durfte nicht; zu schwer sei seine Behinderung, wurde ihm vom Arbeitsamt mitgeteilt. Er wechselte in den Erwachsenenwohnbereich des Antoniushauses, wo er noch heute lebt.
Morgens, wenn er endlich in seinem Rollstuhl sitzt, bekommt Herr Geier im Verwaltungsgebäude einen Briefkoffer hinten draufgepackt, dann beginnt seine Frühschicht als Bote, ein Minijob, 352,24 Euro für 35,24 Stunden im Monat. Er fährt zur Post, einmal quer durch Hochheim. Den Weg kennt er auswendig, jede Engstelle, jede Bordsteinkante, auf dem Rückweg ein Abstecher zur Rosen-Apotheke. Mittagessen gibt es für Herrn Geier zwischen halb zwölf und zwölf, ein Pfleger begleitet ihn in die Kantine, schneidet ihm das Tagesmenü klein und hält ihm die Häppchen hin.
Drei bis vier Pfleger sind pro Schicht für Herrn Geiers Stockwerk zuständig, für ihn und seine 20 Mitbewohner, von denen 16 nicht nur körperlich, sondern auch geistig behindert sind. Es gibt zwei Aufenthaltsräume, es gibt Gemeinschaftsaktivitäten wie die Malgruppe und die Brettspielgruppe, auf dem Flur hängen bunte Stundenpläne. Doch Herr Geier verbringt die meiste Zeit in seinem Zimmer, auf seinen 16,6 Quadratmetern, gerade breit genug, dass er mit dem Rollstuhl wenden kann. Er sitzt vor seinem Computer, den er über ein Sprachprogramm bedient, mit dem er, wenn ihm zuvor jemand das Headset aufsetzt, E-Mails diktieren und anhören kann. Die Regale sind vollgestellt mit Hörspiel-Kassetten und DVDs, einem Briefmarkenalbum mit Kinokarten, und an den Wänden hängen Harry-Potter-Poster, über der Tür steht „Hogwarts“. Das Kinderzimmer eines Erwachsenen.
Ein Leben unter dem Mikroskop
Zweimal hatte Herr Geier eine Freundin. Mit Anfang zwanzig verliebte er sich in Katrin, eine Berufsschülerin aus dem Internat, etwas jünger als er, spastische Lähmungen, rote Haare, entwaffnendes Lächeln. An den Wochenenden übernachtete Katrin oft bei ihm. Wenn der Spätdienst ihn ins Bett gebracht hatte, legte sie sich dazu, zu zweit auf 90 Zentimetern, ein größeres Bett war nicht vorgesehen. Trotzdem liebte es Herr Geier, morgens aneinandergekuschelt liegen zu bleiben, gemeinsam auszuschlafen. Bis sich eines Tages ein Pfleger beim Mittagessen laut darüber beschwerte, alle anderen hörten mit. Herrn Geiers zweite Freundin Annemarie, eine ehemalige Nachtschwester des Antoniushauses, neun Jahre jünger als er, blieb nie über Nacht. Sie spazierten durch die Hochheimer Weinberge oder schauten Filme. Abends aber fuhr Annemarie nach Hause, weil sie keine Lust hatte, dass am Morgen plötzlich der Frühdienst im Zimmer stand. Sie hasste die verschmitzten Blicke und das Getratsche.
Im Heim führe er ein Leben unter dem Mikroskop, sagt Herr Geier. Manchmal fühle er sich unfreier als damals mit fünfzehn. Ende 2006, Annemarie hatte ihn gerade verlassen, stellte er den Antrag, in eine Wohnung ziehen zu dürfen, betreut von einem Pflegedienst.
Draußen, sagt Herr Geier, würden sich seine Probleme natürlich nicht wie mit einem Zauberstab weghexen lassen. Aber er hätte mehr Kontrolle über sein Leben. Er wäre nicht gefangen in den Abläufen einer Einrichtung, müsste nicht für jeden Handgriff auf einen Pfleger warten, einen Pfleger um Hilfe bitten, der auch für die Bedürfnisse von 20 anderen zuständig ist. Er hätte die Freiheit, selbst bestimmen zu können, wann er aufsteht und wann er schlafen geht, wann er isst und was er isst, womit und mit wem er seine Tage verbringt.
Doch die Betreuung durch einen ambulanten Dienst kostet viel Geld. Das Antoniushaus bekommt monatlich 6305,10 Euro für Herrn Geiers Platz, von denen er 85 Euro von seinem Lohn selbst zahlt. In einer Wohnung müsste er rund um die Uhr einen Assistenten bei sich haben, ein Pflegedienst erstellte einen Kostenvoranschlag: 11.602,19 Euro pro Monat.
Sechs Jahre dauert die juristische Auseinandersetzung schon
Zusammen mit einem Sozialpädagogen des Antoniushauses füllte Herr Geier ein langes Formular aus, den sogenannten Integrierten Hilfeplan, der auf einer Hilfeplankonferenz den beteiligten Behörden vorgestellt wurde. Die sprachen sich zunächst für Herrn Geiers Umzug aus, eine passende Wohnung in Hochheim war schnell gefunden, da verschoben sich die Zuständigkeiten, wechselten zwischen Regionaldirektionen des Landeswohlfahrtsverbands und zwischen Landkreisen. Es gab eine neue Konferenz, und wenig später erhielt Herr Geier den Bescheid, dass sein Antrag abgelehnt werden müsse. Die Mehrkosten seien unverhältnismäßig.
Herr Geier legte Widerspruch ein, der wurde abgewiesen, dann klagte er, aber auch das Sozialgericht entschied: Die Unterbringung im Antoniushaus sei zumutbar. Herr Geier, schrieb der Richter in seinem Urteil, sei im Heim sozial integriert, er habe seinen Botendienst, außerdem sei er zum zweiten Vorsitzenden des Fördervereins der Berufsschule für Körperbehinderte gewählt worden. Herr Geier ging in Berufung, wieder wechselten Schriftsätze hin und her, er traf sich mit Vertretern des Landeswohlfahrtsverbands zur Mediation, auf einen Kompromiss konnten sie sich nicht einigen. So vergingen Wochen, Monate, Jahre. Ein Termin für die Verhandlung vor dem Landessozialgericht steht bis heute nicht fest.
„Die Höhe der Kosten ist etwas, was auch mich belastet. Mir ist bewusst, dass das kein Pappenstiel ist“, sagt Herr Geier. „Aber es ist nicht meine Schuld, dass das so teuer ist. Meine Lebenswünsche unterscheiden sich ja nicht von denen gesunder Menschen.“ Und diese Lebenswünsche, da ist sich Herr Geier sicher, können sich nur erfüllen, wenn er aus dem Heim ausziehen darf, wenn die Gesellschaft bereit ist, ihm die notwendige Hilfe zu bezahlen. Deshalb kämpft er weiter, deshalb träumt er weiter, von seiner eigenen Wohnung, von einer neuen Beziehung, von einer Familie.
Und wenn er von diesen Träumen erzählt, wenn er „meine Wohnung“ sagt und „meine Frau“ und: „Einfach wird das nicht, ich kann ja nachts nicht aufstehen, wenn mein Kind brüllt, und ihm ein Fläschchen geben“ - dann merkt man, wie oft Herr Geier diesen Traum schon geträumt hat, wie oft er ihn in Gedanken ablaufen lässt. Diesen Film seines eigenen Lebens, in dem er so gerne Regie führen würde.
http://www.faz.net/aktuell/gesellschaft ... 68321.html
Also mich wühlen solche Lebensgeschichten immer wieder auf bei aller Professionalität als behindertenpolitisch engagierter Rechtsanwalt - tut mir leid...
Kasharius sagt jetzt gute Nacht - trotzdem
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Prostitutionskandal zurück zum Thema
Hildesheim - Staatsanwalt: Keine strafbaren Handlungen
Prostituieren sich bei der Diakonie Himmelsthür Behinderte? Immer mehr Menschen erheben diesen Vorwurf. Foto: Gossmann
Hildesheim (cha) - Die Staatsanwaltschaft Hildesheim sieht nach den Prostitutions-Vorwürfen derzeit noch keinerlei Hinweise auf strafrechtliche Handlungen rund um die Diakonie Himmelsthür. „Bisher sind es alles nur Gerüchte“, sagt Christina Pannek, Sprecherin der Behörde. Schilderungen von schwarzen Limousinen auf dem Gelände oder eines rund 40 Jahre alter Bewohners, der regelmäßig nach Köln fahre, um sich dort anzubieten, seien nicht in Verbindung zu Prostitution oder Zuhälterei zu bringen.
„Prostitution allein wäre ja auch noch nicht strafbar“, erklärt Pannek. Behinderte Menschen dürften dieser Tätigkeit – zumindest rechtlich gesehen – jederzeit nachgehen. Erst, wenn nachgewiesen werden könne, dass jemand Zwang ausgeübt habe oder die Frauen und Männer anderweitig gedrängt habe, könne sexueller Missbrauch widerstandsunfähiger Personen in Betracht gezogen werden. „Aber Erkenntnisse darauf liegen uns eben bisher noch nicht vor."
Veröffentlicht am 14.01.2013
http://www.hildesheimer-allgemeine.de/n ... ungen.html
Kasharius grüßt
Prostituieren sich bei der Diakonie Himmelsthür Behinderte? Immer mehr Menschen erheben diesen Vorwurf. Foto: Gossmann
Hildesheim (cha) - Die Staatsanwaltschaft Hildesheim sieht nach den Prostitutions-Vorwürfen derzeit noch keinerlei Hinweise auf strafrechtliche Handlungen rund um die Diakonie Himmelsthür. „Bisher sind es alles nur Gerüchte“, sagt Christina Pannek, Sprecherin der Behörde. Schilderungen von schwarzen Limousinen auf dem Gelände oder eines rund 40 Jahre alter Bewohners, der regelmäßig nach Köln fahre, um sich dort anzubieten, seien nicht in Verbindung zu Prostitution oder Zuhälterei zu bringen.
„Prostitution allein wäre ja auch noch nicht strafbar“, erklärt Pannek. Behinderte Menschen dürften dieser Tätigkeit – zumindest rechtlich gesehen – jederzeit nachgehen. Erst, wenn nachgewiesen werden könne, dass jemand Zwang ausgeübt habe oder die Frauen und Männer anderweitig gedrängt habe, könne sexueller Missbrauch widerstandsunfähiger Personen in Betracht gezogen werden. „Aber Erkenntnisse darauf liegen uns eben bisher noch nicht vor."
Veröffentlicht am 14.01.2013
http://www.hildesheimer-allgemeine.de/n ... ungen.html
Kasharius grüßt