Länderberichte FRANKREICH:

Hier findet Ihr "europaweite" Links, Beiträge und Infos - Sexarbeit betreffend. Die Themen sind weitgehend nach Ländern aufgeteilt.
Doris67
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Beitrag von Doris67 »

floggy: Jo, die Forensoftware hat die links zerbröselt, wahrscheinlich wegen Sonderzeichen.
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Beitrag von Doris67 »

Demonstration des STRASS vor dem französischen Senat am heutigen Welthurentag: http://www.liberation.fr/societe/2014/0 ... ts_1032273
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Beitrag von Doris67 »

Der diesjährige Lyoner CSD steht unter dem bemerkenswerten Motto "Droits des trans, PMA, IVG, GPA, prostitution : nos corps, nos choix" ("Rechte der Transen, künstliche Befruchtung, Abtreibung, Leihmutterschaft, Prostitution: unsere Körper, unsere Wahl"). Weshalb eine ganze Reihe sexarbeitsfeindlicher Vereine und Organisationen (keine darunter LGBTI-spezifisch) diesem CSD dieses Jahr ihre Unterstützung entziehen. Umso besser, finde ich, denn solche Parasiten haben im größten LGBTI-spezifischen Event des Jahres meines Erachtens nichts zu suchen.
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Beitrag von Arum »

Die Kundenbestrafung ist in Frankreich vom Senat fürs erste abgeblasen worden, an erster Stelle wegen der Sorge um die Vergrösserung der Gefahr, der die Frauen ausgesetzt werden würden; weit besser wäre natürlich gewesen, die Betonung des grundsätzlichen Rechts einer Person, Mann oder Frau, sich zu prostituieren, aber solches kann man heutzutage kaum von PolitikerInnen erwarten.

Heisst aber noch nicht unbedingt, dass die Sache jetzt vom Tisch wäre. Die Regierung möchte noch nicht locker lassen.

http://www.lemonde.fr/societe/article/2 ... _3224.html
Guten Abend, schöne Unbekannte!

Joachim Ringelnatz

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Beitrag von Doris67 »

Genauer gesagt: Der französische Senat wird wahrscheinlich die Kundenbestrafung aus der von der französischen Nationalversammlung angenommenen Gesetzesvorlage streichen, wodurch diese Vorlage völlig entkernt und de facto hinfällig würde. In der Folge müßte die Vorlage zu erneuter Debatte, eventueller Abänderung und Abstimmung zur Nationalversammlung zurückkehren, und könnte dann immer noch in ursprünglicher Form durchgesetzt werden. Es ist allerdings fraglich, ob die französische Regierung Wert auf solch einen offenen Konflikt und die dazu gehörende hochpolemische öffentliche Debatte legen wird, sie könnte das ganze auch einfach versanden lassen. Abwarten.

Kurz: Eine Schlacht ist gewonnen, der Krieg noch nicht. Aber ermutigend für uns Sexarbeiter/-innen ist diese Entscheidung des Senats auf jeden Fall. Siehe auch hier: http://www.sexworkeurope.org/news/gener ... on-clients
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PROSTITUTION IN FRANKREICH

Beitrag von Spitfire969 »

1.500 Euro Strafe sollten Freier zahlen, wenn sie die Dienste von Prostituierten in Anspruch nehmen. Ende 2013 sah es so aus, als würde das Gesetz bald entsprechend geändert. Jetzt wird die Initiative wieder diskutiert - und komplett in Frage gestellt.

In der nördlichen Region Pas de Calais prangt an einer Straße der Gemeinde La Madeleine ein Schild: Eine kleine Videokamera ist darauf zu sehen – daneben steht in schwarzen Lettern: "Kunden von Prostituierten – hier werdet ihr gefilmt". Offenbar in vorauseilendem Gehorsam will die Kommune mögliche Freier abschrecken.

Zwar sah im Dezember tatsächlich alles danach aus, dass die Initiative von Ministerin Najat Vallaud-Belkacem, Kunden von Prostituierten zu bestrafen, schnell Gesetz werden würde. Nach der Entscheidung der extra dafür eingerichteten Kommission im Senat, die heftig umstrittene Passage zu streichen, wird der Entwurf aber neu diskutiert.

Maitresse Gilda, der Sprecher der Gewerkschaft für Sexarbeiter freut sich. Jegliche Form von Straftat, wie es bisher auch das Anwerben von Kunden war, sei kontraproduktiv, meint der junge Mann, der für seine Arbeit als Prostituierte in Frauenkleider schlüpft:

"Man drängt damit die Prostituierten in den Untergrund – man macht sie verletzbar, weil sie der Polizei entkommen müssen. Sie gehen raus aus den Stadtzentren, sie arbeiten in den nahen Wäldern oder an Orten, die unsicher sind."

Kunden blieben aus

Allein die Aussicht, dass Freier bestraft werden könnten, zeige bereits Wirkung, berichten andere Prostituierte. Die Kunden blieben aus. Die Sorge steigt, viele von ihnen müssten aus finanziellem Zwang auf teurere, aber auch gefährlichere Praktiken ausweichen - wie den ungeschützten Geschlechtsverkehr.

Hinzu kommt, dass es in der Praxis kaum möglich ist, einen Kunden zu bestrafen. Die Polizei müsste ihn in flagranti erwischen. Heißt also, die Polizisten müssten uns ins Zimmer begleiten – amüsieren sich manche Prostituierte. Nicht oder kaum in die Öffentlichkeit wagen sich diejenigen, die zur Prostitution gezwungen werden. Für die Ministerin für Frauenrechte ist das die Mehrheit. Und um die geht es ihr vor allem:

"Ich war enorm bewegt von den Frauen, die der Prostitution entkommen sind, und die mir ihre Geschichten erzählt haben. Über die Gewalt und die Bewährungsproben, ein neues Leben zu gestalten. Alles das hat mich davon überzeugt, dass jetzt die Zeit zum Handeln gekommen ist."

Deshalb beinhaltet ihr Gesetzesentwurf auch Hilfestellung, der Prostitution zu entkommen. In den Gängen und Büros der Nationalversammlung ist es heiß. Die Sommerpause naht, aber die Agenda der Parlamentarier ist noch voll – keine Chance für das Gesetz zur Prostitution, vor Herbst noch einmal auf die Agenda zu kommen.

Schuldigkeit von der Prostituierten auf den Täter übertragen

Maud Olivier, Abgeordnete der Sozialisten, war als Berichterstatterin für den Gesetzesentwurf der Ministerin zuständig. Sie betont, wie wichtig ihr der gestrichene Teil des Gesetzestextes ist, der den Kunden für das Geschäft mit dem Sex bestraft und nicht mehr, wie bisher, die Prostituierte:
"Wir müssen das so machen, dass sich die Kunden bewusst werden, dass sie Komplizen der Zuhälter sind, denn sie halten mit ihrem Geld das Netz der Zuhälterei und des Menschenhandels aufrecht. Sie müssen aufhören, Komplizen zu sein und sich dessen bewusst werden."

Die Schuldigkeit von der Prostituierten auf den Täter übertragen. Um das zu erreichen sieht der Gesetzentwurf auch vor, dass der sogenannte Kundenfang für Prostituierte nicht mehr, wie bisher, strafbar ist. In der Praxis wurde dies ohnehin immer weniger geahndet. Jean-Pierre Godefroy von den Sozialisten, der die im Senat extra eingerichtete Kommission leitet, findet aber genau diese Neuerung unlogisch:

"Auf der einen Seite schaffen wir den Straftatbestand des Kundenfangs ab und lassen damit die Prostitution zu. Auf der anderen Seite wollen wir die Leute bestrafen, die sexuelle Dienste in Anspruch nehmen. Das ist unverständlich."

"Wackliges Gesetz, das keinen Sinn macht"

So zitiert ihn die Zeitung "Libération". Die Abgeordnete der Nationalversammlung, Maud Olivier, bleibt nach der Entscheidung der Kommission, die umstrittene Textpassage zu streichen, dennoch gelassen. Es sei immerhin noch möglich, dass eine Mehrheit im Senat sich für die Version entscheide, die die Nationalversammlung bereits verabschiedet hat und nicht für die gekürzte Form der Kommission. Und nach der Senatsentscheidung muss der Text – wie immer er dann aussehen mag – wieder zurück in die Nationalversammlung:

"Die Parlamentarier dort werden sicher die Bestrafung des Kunden einer Prostituierten wieder auf die Tagesordnung setzen. Sonst wäre das ein wackeliges Gesetz, das keinen Sinn macht."

Ebenso zuversichtliche gibt sich die Ministerin für Frauenrechte selbst und lässt wissen: Der Kampf um einen ausgewogenen und effizienten Text gegen das System der Prostitution und des Menschenhandels geht weiter.
Quelle:
http://www.deutschlandfunk.de/prostitut ... _id=292052

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Beitrag von Doris67 »

https://www.facebook.com/francefemen :

"4 FEMEN activists just took part to the questions to the government session in French Senate. The sextremists appeared topless on the balcony to address their question to this assembly which refuses to support the bill criminalizing prostitution customers:

Are you PIMPS or Senators ?

Will you encourage organized crime or fight against it ? Will you protect the clients or women's rights ? Are you mafia or justice ?"

"The question “Are you PIMPS or Senators?” echoed today in the French Senate Chamber.
FEMEN activists appeared topless in front of the senators and representatives of the government to protest against the recent backwards move regarding the bill criminalizing prostitution customers.
The adoption of the bill by the National Assembly had given much hope to French feminists and humanists and endangered the cannibal sex industry.
But against all odds, the Senators do not seem satisfied by the idea of women's liberation and the decrease of violence in France, as they rejected the bill.
France, historical land of feminism, is about to give more scope to prostitution's human traffic. FEMEN demands Senators to not declare sales on women's rights and to reconsider their decision.
FEMEN encourages the government and Najat Vallaud-Belkacem to pass their bill, regardless of the obstacles in their path.
Buyers should be punished !"

Vielleicht bekommen die französischen Senatoren/-innen so eine Vorstellung davon, wie es ist, als Zuhälter/-innen diffamiert zu werden, wenn man nicht einer Meinung mit Abolitionistinnen und Prohibitionistinnen ist... Wir kennen das schon seit Jahren.
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Beitrag von Doris67 »

Zwei wichtige Dokumente des französischen Senats zur Gesetzesvorlage, die die Kundenbestrafung einführen soll:

Der Bericht der speziell dafür eingesetzten Senatskommission: http://www.senat.fr/rap/l13-697-1/l13-697-11.pdf

Das Protokoll der zu diesem Bericht gehörenden Anhörungen: http://www.senat.fr/rap/l13-697-2/l13-697-21.pdf

(Texte leider nur auf Französisch verfügbar)
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Beitrag von fraences »

Jetzt ist auch in den deutschen Medien ARD ein Bericht erschienen:

http://www.ardmediathek.de/tv/Europa-he ... e.download
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Beitrag von Doris67 »

frances: Jo, das faßt es ganz gut zusammen. (wenn auch Maîtresse Gilda SprecherIN ist, nicht Sprecher...)
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Beitrag von Arum »

In einem Artikel um eine wunderbare Fotoserie zum Thema 'Freie Fotografie beim Cannes Festival' herum stosse ich auf diese Zeilen:


Das Festival zieht ebenfalls mehr Trittbrettfahrer an als jedes andere. Tausende wohlhabender Promis und Lust Suchender tauchen bei dem auf, was sie für die größte Party des Jahres halten. Es gibt dort eine mit Sex, Alkohol und Drogen angefüllte Subkultur, die das schillernde Festival umgibt.

Geschätzte 200 Callgirls, die durchschnittlich 3.000 EUR pro Nacht verdienen, strömen in jeder Nacht in die großen Hotels und wieder hinaus. Es gibt sogar einige "Yacht-Mädchen", die fest auf den Yachten im alten Hafen eingesetzt sind. Gerüchten zufolge ist der Übergang zwischen professionellen Prostituierten und C-Schauspielerinnen oder Modellen, die für Geld Sex mit reichen Männern haben, fließend.


http://kwerfeldein.de/2014/07/26/cannes ... ditierung/

Also, wer mal gutes Geld verdienen möchte...

Wäre ohnehin gespannt, ob denn die französische Polizei da eingeschritten wäre, falls die Kundenbestrafung durchgekommen wäre. Ich schätze wohl eher weniger..
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Beitrag von Doris67 »

arum: Es dürfte sich dabei um dieselbe Art Legende handeln wie die üblichen "40000 Zwangsprostituierten" bei großen Sportveranstaltungen. Wir in Frankreich haben davon jedenfalls noch nicht gehört.

Übrigens ist Sexarbeit an der Côte d'Azur fest in der Hand korrupter Politiker, unabhängige Sexarbeiter/-innen haben dort keine Chance. Ist also nichts mit "mal eben gutes Geld verdienen gehen".
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Beitrag von Arum »

          Bild
Doris67 hat geschrieben:
Übrigens ist Sexarbeit an der Côte d'Azur fest in der Hand korrupter Politiker, unabhängige Sexarbeiter/-innen haben dort keine Chance.
Also doch Zwangsprostitution, oder wie?

Im übrigen ist diese Geschichte nicht halbwegs so sensationell wie in Geschichten sonst wo im Internet, laut welcher SW in Cannes ohne Probleme sogar 30.000 bis 40.000 Euro pro Nacht kassieren können, besonders von reichen Arabern. Da ist der obrige Fotograf/Autor also noch recht gemässigt, sozusagen.

Die sensationellere Fassung findet man auf mehreren Seiten im Netz, so wie hier: http://www.datalounge.com/cgi-bin/iowa/ ... d,12775325 .
Guten Abend, schöne Unbekannte!

Joachim Ringelnatz

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Beitrag von Doris67 »

arum: Nein, es wird nicht unter Zwang gearbeitet, es gibt halt aufgeteilte Territorien. Was die Sensationshascherei der Medien angeht: Papier ist geduldig, und uns Sexarbeitern/-innen sind solche Erzählungen so was von egal...
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Beitrag von Doris67 »

Stellungnahme (auf Französisch) des STRASS zu dem norwegischen Bericht, der die Kundenbestrafung so hochlobt: http://www.strass-syndicat.org/2014/08/ ... n-norvege/
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RE: Länderberichte FRANKREICH:

Beitrag von fraences »

Maude Olivier (links) und Justizministerin Christiane Taubira wollen Freier kriminalisieren.


Freier-Bestrafung aus Gesetz gestrichen

In Frankreich hat eine Parlamentskommission die Kriminalisierung der Freier knapp abgelehnt. Sie ist auch in der Regierungspartei umstritten.


Das «Gesetz gegen das System der Prostitution» sieht vor, dass Prostituierte entkriminalisiert und Freier kriminalisiert werden. Für den Kauf sexueller Dienstleistungen ist eine Geldbusse von maximal 1500 Euro (1800 Franken) vorgesehen. Die Nationalversammlung hatte das Gesetz und damit die Freier-Bestrafung Ende 2013 angenommen. Doch die zuständige Kommission des Senates strich die Freier-Bestrafung im Sommer mit knapper Mehrheit aus dem Gesetz, berichtet «Le Monde».

Freier-Bestrafung bleibt möglich

Der Senat wird voraussichtlich im Herbst entscheiden. Danach muss das Gesetz erneut in die Nationalversammlung. Es ist deshalb immer noch möglich, dass Frankreich nach schwedischem Vorbild den Kauf sexueller Dienstleistungen verbietet. Die Sozialistin Maud Olivier, Berichterstatterin für das Gesetz im Nationalrat: «Die Abgeordneten im Nationalrat werden die Bestrafung der Kunden sicher wieder auf die Tagesordnung setzen. Sonst wäre das ein Gesetz, das keinen Sinn macht.»

Zweifel in Regierungspartei

Esther Benbassa, grüne Senatorin und Gegnerin der Freier-Bestrafung, geht davon aus, dass der Kauf sexueller Dienstleistungen in Frankreich nicht verboten wird. Es gebe auch innerhalb der sozialistischen Regierung Zweifel. Justizministerin Christiane Taubira hatte während einer Anhörung der Senatskommission Bedenken geäussert, dann aber an die Abgeordneten appelliert, das Herzstück des Gesetzes nicht zu kippen. Jean-Pierre Godefroy, Präsident der zuständigen Senatskommission, findet das Gesetz nicht kohärent. «Auf der einen Seite schaffen wir den Straftatbestand des Kundenfangs ab und lassen damit Prostitution zu. Auf der anderen Seite wollen wir die Leute bestrafen, die sexuelle Dienste in Anspruch nehmen. Das ist unverständlich.» Andere Mitglieder der Regierungspartei befürchten, dass die Polizei das Verbot kaum durchsetzen kann.

Unterschiedliche Gesetze

Die Frage, ob der Staat Freier bestrafen oder im Gegenteil die Prostitution legalisieren soll, ist umstritten. Die rechtlichen Regelungen sind entsprechend unterschiedlich. Bisher haben Schweden, Norwegen und Island den Kauf sexueller Dienstleistungen verboten. Bestraft werden nur die Freier. In Kanada entscheidet das Parlament demnächst über ein solches Verbot.

Umstrittene Freiwiligkeit

Die Befürworterinnen eines Verbotes argumentieren, dass es keine freiwillige Prostitution gibt. Alle Prostituierten seien Opfer von Zuhältern und Menschenhändlern. Der Staat müsse deshalb bei den Freiern ein Unrechtsbewusstsein schaffen, Zuhälter bestrafen und Prostituierte beim Ausstieg unterstützen.

Die Gegnerinnen eines Verbotes argumentieren, dass es eine freiwillige Prostitution gibt und strafrechtliche Regelungen das Recht der Frauen auf Selbstbestimmung verletzen. Der Staat müsse deshalb die rechtliche Diskriminierung von Sexarbeiterinnen beenden und sie mit anderen Erwerbstätigen gleichstellen.
http://www.frauensicht.ch/Artikel/Koerp ... gestrichen

Ein später Artikel und auch wohl nicht so wieder richtig wiedergegeben.

@Doris kannst du bitte es kommentieren.
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Beitrag von Doris67 »

fraences:

Ein schlampig recherchierter und sehr verspäteter Artikel:

Es war keine Parlamentskommission (Parlament = französische Nationalversammlung, entsprechend ungefähr dem deutschen Bundestag), sondern eine Senatskommission (der französische Senat entspricht ungefähr dem deutschen Bundesrat). Und das macht einen großen Unterschied aus, weil es daher zwischen diesen beiden Kammern zum Streit um dieses Gesetz kommen wird, und nicht absehbar ist, was am Ende dabei herauskommen wird. Alles ist möglich, und vor frühestens Ende 2014 wird in dieser Sache nichts entschieden werden. Wie ich hier auch schon öfters erläuterte.

Übrigens ist dieser Artikel reichlich spät dran: Durch die anstehenden partiellen Senatswahlen Ende September und die neueste Regierungsumbildung von vor einigen Tagen wird sich einiges an den politischen Kräfteverhältnissen in Frankreich ändern. Und nicht Christine Taubira, die Justizministerin, ist treibende Kraft der Kundenbestrafung, sondern die mittlerweile ehemalige Ministerin für Frauenrechte (und jetzige Erziehungsministerin) Najat Vallaud-Belkacem.
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Beitrag von Doris67 »

Pressemitteilung des STRASS zur in Deutschland geplanten Zwangsregistrierung von Sexarbeitern/-innen ( http://www.strass-syndicat.org/de/2014/ ... gen-innen/ , steht auch auf Englisch und Französisch online):


SOLIDARITÄT MIT UNSEREN DEUTSCHEN KOLLEGEN/-INNEN!

STRASS verurteilt das Vorhaben der deutschen Bundesregierung, eine Pflichtregistrierung für Sexarbeiter/-innen einzuführen. Diese Maßnahme kann Sexarbeiter/-innen keinesfalls schützen, und ist beispielhaft für einen Reglementarismus der nur darauf abzielt, unsere Leben und unsere Beweglichkeit stärker zu kontrollieren, und uns vom allgemeinen Recht auszuschließen. Eine solche diskriminierende Politik kann nur unsere Stigmatisierung und Diskriminierung verstärken.

Während zahlreiche französische Sexarbeiter/-innen vor den französischen Prohibitionsgesetzen fliehen um in europäischen Nachbarländern, unter anderem in Deutschland, zu arbeiten, sind wir sehr besorgt über die Folgen dieses Gesetzesvorhabens, insbesondere betreffend unser Privat- und Familienleben. Die Erstellung eines Registers und die Aufhebung unserer Anonymität können schwerwiegende Folgen für uns, unsere Angehörigen und unsere Kinder haben.

Wir rufen die deutsche Regierung und die Europäische Union auf, jegliche Unterdrückungspolitik und soziale Kontrolle gegen Sexarbeiter/-innen zu verurteilen.

Weder Abolitionismus noch Reglementarismus: Rechte!
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Beitrag von fraences »

Merci STRASS
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Beitrag von nina777 »

11.10.2014

PROTEST GEGEN SEXGEWERBE IN FRANKREICH

Ex-Prostituierte marschiert

800 Kilometer nach Paris


Nichts kann sie aufhalten auf ihrem langen Fußmarsch zurück dahin, wo alles begann.

Die Französin Rosen Hicher will am Sonntag in Paris ankommen -nach fast 800 Kilometern Fußmarsch quer durch Frankreich. Die 57-Jährige möchte ein bewegtes Zeichen gegen die Prostitution setzen.

!Mein Marsch wendet sich gegen die sexuelle Ausbeutung", sagte die Französin der Zeitung "Le Monde". Die ehemalige Hure will, dass Prostitution abgeschafft und Freier gesetzlich bestraft werden.........weiterlesen http://www.bild.de/politik/ausland/fran ... .bild.html
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