Länderberichte TSCHECHIEN:

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Zwerg
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Tschechische Porno-Community stöhnt unter Syphilis-Epidemie

Beitrag von Zwerg »

Gesundheitsministerium berät mit Fachleuten über Gegenmaßnahmen

Prag - Unter tschechischen Pornodarstellern grassiert die Syphilis. Innerhalb von nur drei Monaten hat sich die Geschlechtskrankheit so weit ausgebreitet, dass sich damit nun auch das Gesundheitsministerium befasst, berichtet die in Prag erscheinende Tageszeitung Mladá fronta Dnes.

Nach Informationen des Blattes sind für die rasant steigende Zahl der Neuinfektionen vermutlich gefälschte Tests von infizierten Pornodarstellern verantwortlich.

"Es handelt sich um ein großes Problem“, bestätigt der tschechische Pornodarsteller und -produzent Robert Rosenberg, der auch an den Expertentreffen des Gesundheitsministeriums teilnimmt, gegenüber dem Online-Dienst iDnes.cz (auf dem Foto rechts mit seiner Frau, der Pornodarstellerin Žaneta Vavrovchová).

Seiner Einschätzung nach betrifft die Infektionsgefahr jedoch nicht nur Pornodarsteller, sondern auch Prostituierte und somit letzten Endes auch die "Normalbürger".

Auch die Epidemiologin Hana Zákoucká vom nationalen Referenzlabor schließt nicht aus, dass sich die Infektionen auch außerhalb der professionellen Pornoszene ausbreiten: „Jeder Patient hat sein soziales Netz und außer der Arbeit hat er auch seine Sexualpartner. Die Syphilis hat eine lange Inkubationszeit, bis zu sechs Wochen“.

Die Zahl der Neuinfektionen mit Syphilis in Tschechien liegt dabei jährlich im Promillebereich, auf 100.000 Einwohner kommen etwa 5 Infektionen. Jetzt hat sich die Zahl der Kranken jedoch so stark erhöht, dass sie etwa ein bis zwei Prozent der Pornodarsteller betreffe, so Zákoucká, die für das staatliche Gesundheitsamt die Proben aus der gesamten Tschechischen Republik auswertet. Allein in den vergangen drei Monaten seien 21 positive Fälle erfasst worden, die meisten dabei dank der Konzentration des Sexgewerbes in der tschechischen Hauptstadt.

Aber auch im Fakultätskrankenhaus na Borech in Pilsen sind dieses Jahr mit 26 Neuinfektionen bereits acht Syphilisfälle mehr erfasst worden als im gesamten vergangenen Jahr.

Ursachenforschung im Gesundheitsministerium

Epidemiologen des Gesundheitsministeriums versuchen nun herauszufinden, wer konkret hinter der hohen Zahl an Neuinfektionen steht. Robert Rosenberg vermutet, dass infizierte Pornodarsteller mit gefälschten Gesundheitsattests für die Ausbreitung der Geschlechtskrankheit verantwortlich sind.

"Mit den kleinen Produktionen ist es das größte Problem. Viele von ihnen weisen heute keine Gewinne aus, schicken die Leute zum Arbeiten unter Preis und fälschen die Atteste, wofür sie eigene Leute haben. Das ist auch kein Wunder - negative Tests sind für uns das Gleiche wie der Führerschein für den Lkw-Fahrer“, konstatiert der Mann mit der Branchenkenntnis.

Auf den Besprechungen im Gesundheitsministerium werden inzwischen auch gesetzliche Änderungen zur effektiveren Gesundheitskontrolle im Bereich des Pornogeschäfts und der Prostitution diskutiert. "die Polizei sollte direkt zum Drehen kommen und außer dem Alter auch die Tests kontrollieren. Zum Testen sollten auch die Prostituierten pflichtmäßig gehen. Dazu würde am meisten die Legalisierung der Prostitution beitragen“, so Rosenberg.

Syphilis ist eine ansteckende Geschlechtskrankheit, die von dem Bakterium Treponema pallidum verursacht wird und durch Schleimhautkontakt von Mensch zu Mensch übertragen wird. Das Erscheinungsbild der Krankheit ist vielfältig. Typisch ist ein Beginn mit schmerzlosen Schleimhautgeschwüren und Lymphknotenschwellungen. Bei einem Teil der Infizierten kommt es zu einem chronischen Verlauf, der durch vielfältigen Haut- und Organbefall gekennzeichnet ist. Im Endstadium kommt es zur Zerstörung des zentralen Nervensystems. Die Diagnoserstellung geschieht hauptsächlich durch den Nachweis von Antikörpern. Die Syphilis ist durch die Gabe von Antibiotika heilbar.

Tschechien Online

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Jason
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Beitrag von Jason »

Besitz von Kinderpornos steht künftig unter Strafe

Sozialarbeiter befürchten trotzdem weiteren Anstieg der Prostitution im Grenzgebiet

Eger/Cheb. In der Tschechischen Republik wird künftig der Besitz von Kinderpornografie strafbar sein. Ein entsprechendes Gesetz, das das Abgeordnetenhaus bereits am 26. August verabschiedet hatte, wurde nunmehr vom Präsident Vaclav Klaus unterzeichnet. Damit steht dem Inkrafttreten nichts mehr im Wege. Für den Besitz von kinderpornografischen Materialien drohen in Zukunft bis zu zwei Jahre Gefängnis. Deutlich erhöht wurden zugleich auch die Strafandrohungen für die Herstellung und die Verbreitung von Kinderpornografie.

Trotz der neuen Gesetze befürchten deutsche Sozialarbeiter nach dem Wegfall der Grenzkontrollen im deutschtschechischen Grenzgebiet einen Anstieg des Frauen und Kinderhandels. Die Freizügigkeit werde negative Folgen für die betroffenen Frauen und Kinder haben, sagte Cathrin Schauer vom Projekt Karo in Sachsen. Auch der Sextourismus aus Deutschland wird aus ihrer Sicht weiter zunehmen. Wer eine Straftat begehe könne sich der Verfolgung noch leichter entziehen und ungehindert nach Deutschland zurückkehren, mache Schauer deutlich.

Die in Plauen ansässige Organisation Karo betreut Frauen und Kinder aus dem Rotlichtmilieu im tschechischen Grenzgebiet zu Sachsen und Bayern. Aus Sicht der Karo-Mitarbeiter gibt es inzwischen auf tschechischer Seite eine deutlich bessere Kooperation mit der Polizei. Dafür ist zu verzeichnen. Das die Zuhälter ein deutlich aggressiveres Verhalten an den Tag legen.

"Die Zusammenarbeit mit den Ämtern hat sich verbessert", unterstrich Cathrin Schauer. Nach ihren Worten hat sich vor allem die Sicht der Polizei auf die Problematik gewandelt: "Man beginnt zu begreifen, dass die Prostituierten vor allem Opfer und nicht Täter sind". Das größte Problem stellen laut Schauer vor allem die Zuhälter dar: "Immer öfter setzen sie die Frauen unter Drogen und schicken auch Schwangere auf die Straßen".

Nach Angaben der Tageszeitung "Pravo" wird die Zahl der Prostituierten landesweit auf rund 30.000 geschätzt. Der Tagesumsatz im Bereich des Sextourismus beträgt geschätzte 82.000 Euro, in der Drogenszene sogar bis zu 635.000Euro.
Ein großer Teil des Geldes soll in die Ukraine fließen.

Weiterhin unterschiedlich ist die Bewertung von Karo und der tschechischen Polizei für den Bereich der Kinderprostitution. Während die Streetworker betonen, dass es sich um ein echtes Problem handelt, bleibt die Stellungnahme der Polizei unverändert. "Die Kinderprostitution im Granzraum stellt eine Ausnahme dar", sagte Jirí Istvánik, Mitglied einer Sondereinheit der Kriminalpolizei in Cheb, die sich mit diesem Thema beschäftigt.

Als Beispiel führte er einen Fall an, der kürzlich geklärt werden konnte. In einem Nachtclub hatten Polizisten ein 14-jähriges Mädchen entdeckt. "Diese war aus dem Kinderheim ausgerissen und hatte sich unter falscher Identität mit Prostitution ihren Unterhalt verdient", sagt der Kriminalist. Von organisierter Kinderprostitution in der Region Cheb könne man aus seiner Sicht nicht sprechen.

Quelle: Freie Presse vom 29. Oktober 2007
> ich lernte Frauen zu lieben und zu hassen, aber nie sie zu verstehen <

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Nathalia
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Beitrag von Nathalia »

"Die Zusammenarbeit mit den Ämtern hat sich verbessert", unterstrich Cathrin Schauer. Nach ihren Worten hat sich vor allem die Sicht der Polizei auf die Problematik gewandelt: "Man beginnt zu begreifen, dass die Prostituierten vor allem Opfer und nicht Täter sind". Das größte Problem stellen laut Schauer vor allem die Zuhälter dar: "Immer öfter setzen sie die Frauen unter Drogen und schicken auch Schwangere auf die Straßen".

Und gerade das denke ich nicht. Wenn ich das letztes mal in Tschechien war ( Juni ) hatten nur die zwei bekannten Frauen auf einer Ecke in Cheb gestanden. Letzte Woche war ich in Cheb und das was ich gesehen habe war ,wie wenn ich Zeitreise mache in Vergangenheit. Auf die Hauptstrasse von Cheb hatte Frau an Frau gestanden .
Ich denke nicht das die Polizei etwas macht ,weil so viele Frauen hatte da schon seit Jahren nicht mehr gestanden.


LG Nathalia

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Marc of Frankfurt
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On-line Pranger als letztes Mittel hilfloser Politik?

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Erst Bußgeld gegen Frauen - jetzt "blaming and shaming"-Strategie gegen Freier


Mit Videokameras gegen Sextourismus


Männer, die sich mit einer Prostituierten vergnügen, wollen unerkannt bleiben: Doch im tschechischen Städtchen Dubi müssen die Freier jetzt um ihre Anonymität bangen.

Der Stadtpräsident von Dubi will mit Videokameras gegen die Prostitution ankämpfen.

Petr Pipal, Stadtpräsident des nordbömischen Dubi ist über das Image seiner Kleinstadt alles andere als glücklich. Denn der grenznah zu Deutschland gelegene Ort ist nicht für böhmische Knödel oder Bier bekannt: Jährlich suchen hier alleine 100 000 Männer aus Deutschland den schnellen Sex mit Prostituierten.



Käuflicher Sex am laufenden Band

Dubi verfügte bis vor kurzem über einen der längsten Strassenstriche Europas. Pipal führte für die anschaffenden Frauen hohe Geldbussen ein - nun trauen sich nur noch wenige Damen, ihrem Gewerbe an öffentlichen Orten nachzugehen.

Doch dem Sex-Gewerbe konnte das Stadtoberhaupt von Dubi mit dieser Massnahme nicht endgültig Herr werden: Nun hat sich die Prostitution verlagert - in die zahlreichen Freudenhäuser der 8000-Seelen-Gemeinde.

Auch hier will Pipal eingreifen: Er will in seinem Ort vor allen Bordellen Kameras installieren und droht damit, das Filmmaterial anschliessend im Internet zu veröffentlichen. Eine Massnahme, die aus Gründen des Datenschutzes nicht leicht durchzusetzen ist.

Wird es der Stadtpräsident mit radikalen Massnahmen schaffen, Sextouristen endgültig aus Dubi zu vertreiben? Ist sein Plan, die Freier mit Videokameras zu filmen, rechtlich zulässig?
(rre)

Die Reportagereihe «K 1 Magazin» begleitet Petr Pipal heute auf seinem Feldzug gegen die Prostitution in seiner Stadt
«K 1 Magazin: Mit der Videokamera gegen Freier - wie ein Dorf gegen Sextouristen vorgeht», Donnerstag, 22. November 2007, 22:15 Uhr auf Kabel 1.

http://www.20min.ch/week/tv/story/15498570



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Zwerg
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Beitrag von Zwerg »

Lokales: Ende der Prostitution, Drogenschmuggel und mehr

Weg von der Straße

Die Prager Stadtverwaltung will härter gegen Prostitution auf der Straße vorgehen. Nach Aussage des stellvertretenden Bürgermeisters Rudolf Blažek (ODS) werden ab Januar 2008 in der ganzen Stadt keine Prostituierten mehr in der Öffentlichkeit ihren Dienst anbieten dürfen. Ihnen drohe eine Strafe von bis zu 30 000 Kronen (1130 Euro) bei Missachtung der neuen Richtlinien.



http://www.pragerzeitung.cz/?c_id=11289

Von Martin Preusker

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Synonyme für Prostitution und Straßenstrich

Beitrag von Zwerg »

Die Gier gewinnt immer
E55, E48, E49: In Tschechien sind fast alle Europastraßen, die Richtung "Westen" führen, Synonyme für Prostitution und Straßenstrich - Eine Reportage


Angelika lebte einst in Südmähren. Aber eigentlich wissen wir gar nichts voneinander. Ich schaue etwas nervös auf die Uhr, noch zehn Minuten, tatsächlich ist sie pünktlich, öffnet die Tür ihres Wagens und ich steige ein. Wir sehen einander zu, wie wir einander die Hand reichen, aber dann müssen wir lachen. "Es freut mich", sagt sie, "mich nicht minder", das klingt irgendwie ungezwungen und beinahe feierlich. Wir fahren los, aber eigentlich fährt nur sie.

Angelika ist Prostituierte, wir unterhalten uns darüber, wie Mädchen aus ärmlichen Verhältnissen auf der Straße landen - zum Anschaffen. Und das Wort "Straße" ist in Tschechien fast schon ein Synonym für die E55. Besagte Hauptverkehrsader zwischen Dresden und Prag gilt seit den Neunzigerjahren als der längste Straßenstrich Europas; allerdings, nahezu alle Europastraßen, die Richtung "Westen" gehen (etwa auch die E48 und E49) sind mittlerweile Hochburgen der Prostitution.


Seit gut einem Jahrzehnt bringt das Wohlstandsgefälle (ganz besonders spürbar in den Grenzgebieten) zudem massiv Kinderprostitution mit sich - im deutsch-österreichisch-tschechischen Kontext hat sich ein regelrechter Markt entwickelt, der einen perfiden Mechanismus offenbart: Die Freier bevorzugen immer jüngere Kinder, um sich nicht mit Geschlechtskrankheiten anzustecken. Die Tätergruppe ist bekannt: deutschsprachige Männer in komfortabel ausgestatteten Mittelklassewagen. Die Entlohnung der Kinder: fünf bis zehn Euro und vielleicht eine Tafel Schokolade.


Angelika selbst verließ irgendwann ihre Heimat, um sich in Wien eine Existenz aufzubauen - das Metier wechseln, das konnte sie sich schlichtweg nicht leisten. Sie kam in den Neunzigerjahren. Freiwillig. Die Mädchen aus Brünn und Umgebung fuhren nach Wien, die aus Prag und so weiter nach Deutschland, das war immer schon so, seit sie denken kann.


Mich interessiert ihr Leben in Wien: "Wie war dein erster Arbeitstag? Wurde es hier besser?" Sie überlegt kurz. "Ich musste in einem Separee arbeiten, eine Russin kam und klärte mich auf, wie es hier in Österreich läuft. Es lief denkbar einfach: Man musste tun, was der Kunde verlangte (so war es überall). Am Ende der Nacht realisierte sie, dass sie für das Geld, das sie hier verdiente, in Tschechien ein Dreivierteljahr (zum Beispiel als Verkäuferin) hätte arbeiten müssen. Ein Dreivierteljahr ist eine lange Zeit. Für Menschen ohne Geduld - und hierzu zählt sich Angelika - ist das fast schon lebenslänglich.


Am nächsten Tag kam einer, gleich nach dem Frühstück. Er wollte Frischfleisch und Verkehr ohne Gummi. "Ich hatte panische Angst, weil ich nicht wusste, wie ich reagieren soll." Dann begann er sie zu würgen, ihren Kopf nach hinten zu drehen. Todesangst. Nur zufällig hörte ein anders Mädchen, dass etwas nicht stimmte. Sie kam angerannt, stieß die Tür auf und zerrte den Mann von ihr weg. "Ich war drei Tage lang nicht arbeiten, aus Angst, hatte Würgemale am Hals. Eine Kehlkopfquetschung. Aber am vierten Tag ging ich wieder hin, die Gier, so viel Geld zu verdienen, hatte die Angst verdrängt. Die Gier gewinnt immer."
Sie erzählt mir, als ihr zum ersten Mal (damals noch in Tschechien) mit einem Freier der Gummi platzte. Sie hatte solche Angst bekommen, sich etwas geholt zu haben, dass sie panisch zu den anderen Mädchen lief. "Ich weinte, und sie haben gefragt, was denn los sei? Und ich sagte: Den Gummi hat's z'rissn'. Und sie haben gelacht und meinten: Na geh, Baby, das ist doch kein Grund zum Weinen." Und dann haben sie weitergelacht.


Ihrer Familie hatte Angelika stets erklärt, dass sie in einem Restaurant arbeitete - als Kellnerin. Bis sie die Mutter eines Tages zur Rede stellte, warum sie so viel schwarze Kleidung einkaufe: Miniröcke, Strapse, Netzstrümpfe und so weiter. "Irgendwann war es nicht mehr zu leugnen, ich gab alles zu, und Mutter erzählte es der Familie. Sie waren alle sehr böse. Und der Vater sprach zwei Jahre lang kein Wort mehr mit mir. Wenn ich zu Hause anrief, nahm er manchmal den Telefonhörer ab und rief: Mutter, komm, die Hure ist am Telefon."


Wenn Angelika heute in Wien inseriert, betont sie stets, woher sie stammt, dass sie Tschechin ist - wo doch tschechische Mädchen in der Branche als besonders hübsch gelten. Nur Deutsch muss man schon sprechen, die Kunden wollen schließlich auch reden. Angelika hat die Sprache tatsächlich gelernt - sie bat Stammgäste, ihr Hausaufgaben zu erteilen, die diese wiederum beim nächsten Besuch korrigierten. Und dazwischen lernte sie Vokabeln. "Ich habe Geld verdient und dabei Deutsch gelernt, nicht schlecht oder?"
Dann schaut sie mich länger an und sagt: "Ich habe zwei Gesichter. Wenn ich arbeiten gehe, drehe ich meinen Kopf einfach um, es macht klick, und ich bin jemand anderer." Zwei Leben. Ein Körper. Dazwischen Erinnerungen.


Einmal kam ein Freier, sie sah ihn an: "Bitte kannst Du dich duschen?", schickte ihn dreimal ins Bad, weil er so verdreckt war. Als das alles nichts nützte, wurde sie wütend: "Alter, du bist sechsunddreißig und weißt nicht, wie man sich ordentlich wäscht? Jetzt zieh die Vorhaut zurück, nimm etwas Seife und tue dich ordentlich waschen, Sau du! Er wusch sich natürlich nicht und ging lieber zu einer anderen. Angelika muss sich verabschieden, unsere Zeit ist um, sie muss arbeiten gehen. Geld verdienen. Vor was sie wirklich Angst hat? Sie lacht: "Spinnen, an die darf ich gar nicht denken! Weißt du, was mir gerade einfällt? Als Kind hatte ich oft Albträume, ich hatte Angst zu sterben, ohne diese Welt verstanden zu haben. Also wollte ich ein Heilmittel finden, damit alle Menschen ewig leben und nie mehr sterben müssen. Ich dachte, es sei das Paradies." Experten zufolge "verdienen" Prostituierte im Übrigen 200.000 Euro im Jahr - wenn sie jung sind und gut im Geschäft. Klarerweise sehen sie davon reichlich wenig, egal ob in Wien oder auf der E55. Nur die Kunden ähneln einander: Sie sprechen Deutsch und haben fast immer Familien.

(Michael Stavaric, DER STANDARD, Print, 21.12.2007)

Zur Person

Michael Stavaric wurde 1972 im tschechischen Brno geboren. Er lebt in Wien, wo er Bohemistik und Publizistik studiert und ist als Autor, Übersetzer und Herausgeber tätig. Vergangenes Jahr debütierte er im Residenz-Verlag mit dem vielbeachteten Roman "Stillborn", heuer erschien ebenfalls bei Residenz der Roman "Terminifera". Im Jänner 2008 erscheint im Nilpferd-Verlag sein Kinderbuch "BieBu oder Ameisen haben von Blütenbestäuben wirklich keine Ahnung".

http://diestandard.at/?url=/?id=2810896

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Jason
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Beitrag von Jason »

Die beiden Artikel haben zwar nicht direkt was mit Prostitution zu tun, ich hab sie aber trotzdem mal reingesetzt.

Grenzstadt setzt fünf Kameras ein
Graslitz/Kraslice.
In der westböhmischen Grenzstadt Graslitz sollen nach dem Wegfall der Grenzkontrollen Überwachungskameras die Sicherheit in der Stadt erhöhen. Nach Informationen von Pavel Reichardt von der Stadtverwaltung läuft das Kamerasystem bereits im Probebetrieb. Insgesamt wurden im Stadtgebiet an fünf Stellen Kameras installiert. Die Stadt erhielt für das Projekt eine Förderung in Höhe von Millionen Kronen aus dem Programm für Präventionsmaßnahmen gegen Kriminalität, weitere 500.000 Kronen kamen aus der Stadtkasse. Für zusätzliche Sicherheit im Grenzgebiet sollen auch Polizisten sorgen, die vom Grenzübergang Klingenthal abgezogen wurden. Die Beamten wurden den Dienststellen in Graslitz und Rothau/Rotava zugeteilt. (lada)

Quelle: Freie Presse vom 16.01.2008



Neue Arztgebühren in Tschechien
Karlsbad/Karlovy Vary.
Seit Januar gelten in der Tschechischen Republik neue Gebühren für Arztpraxen und Apotheken. Das betrifft auch Deutsche, die Dienste von tschechischen Zahnärzten und Optikern nutzen. So müssen 30 Kronen ( rund 1 Euro ) pro Arztbesuch bezahlt werden, 90 Kronen für die Inanspruchnahme der Notarztstation. Neu sind auch die Gebühren in den tschechischen Apotheken, wo bei Arzneimitteln auf Rezept der Kunde 30 Kronen pro aufgeführtem Medikament bezahlen muss. Bei einem Unfall beim Skilaufen werden allein für die Behandlung - ohne Transportkosten - vor Ort 700 Kronen ( rund 26 Euro ) berechnet. (lada)

Quelle: Freie Presse vom 16.01.2008
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Marc of Frankfurt
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Investigativer Journalismus mittels Agent Provokateur

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Neues Prag-Video von Under-cover Journalisten aus England

Illegal sex slave industry uncovered in Prague


Thu, 31 Jan 2008 06:21p.m.

One example of a Czech prostitute offered for rent to British brothels One example of a Czech prostitute offered for rent to British brothels

Prague, the Czech capital, is both a city of culture and a city of sin as it attracts tourists who flock there to partake in legal prostitution.

However, legalised prostitution has also lead to Prague becoming a shop window for British brothel owners who search for sex slaves.

A covert investigation has revealed that Czech brothel owners are willing participants in the illegal trafficking of prostitutes into Britain – they lease young women to British brothel operators for a period and split the income gained from their sex slaves.

Original mit Video-Link:
http://www.tv3.co.nz/News/International ... fault.aspx





Schön(?) wie die neue Mikro-Kameratechnoligie für versteckte Aufnahmen uns immer intimere voyeuristische Einblicke in Schlaf- und Hinterzimmer ermöglicht, um immer investigativere und schamlosere Sendeformate füllen oder bedienen zu können.

Scheint nur eine Frage der Zeit, bis bei Sexarbeits-Abolutionisten oder in den sog. -> Freierforen die ersten würdeverletzenden "filmischen Dokumentationen" über SexarbeiterInnen auftauchen. Zum Sicherheits-Check einer jeder SexarbeiterIn und dem obligaten Gesundheits-Check am Gast wird ab sofort auch ein Mikro+Kamera-Check z.B. mittels Anti-Spinonage-Scanner gehören müssen.

Den zukünftigen Möchtegernzuhältern, die unsere Polizei ja schon ab dem Teeneealter in ihren Akten hat (-> ZuhälterUNwesen), wird hier das Geschäft geredet bzw. erklärt.

Wenn die Briten die Sexindustrie gemäß Schwedischem Regiment zukünftig verbieten wollen und in den Untergrund abdrängen, werden sich die kriminelle Organisatoren und Profiteure die Hände reiben, weil die Verdienstmöglichkeiten steigen :-((

Wieweit läßt sich versagende Polizeiarbeit mit investigativem Journalismus zu kompensieren?




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Ein CNN-Video schreckt die Teplicer Polizei auf

Von Anneke Hudalla, Dubi

In den Bordellen von Dubi werden Frauen nicht nur brutal ausgebeutet, sondern auch verkauft.

Prostitution, Bordelle, Zuhälter – Dubi (Eichwald) wird das Image des nordböhmischen Sex-El-Dorados einfach nicht los. Gerade war die kleine Stadt hinter Zinnwald sehr stolz darauf, den Straßenstrich und die Bordelle weitgehend verdrängt zu haben, da berichten die Medien schon wieder über das Sex-Geschäfts. Ein britischer Reporter hatte sich mit einer falschen Identität und einer verdeckten Kamera in mehrere Bordelle eingeschlichen und festgestellt: In Dubi werden die Frauen nicht nur sexuell ausgebeutet, sondern sogar verkauft.



Frauen zur „Miete“

Der britische Journalist hatte sich als Vertreter eines englischen Bordell-Netzwerks ausgegeben und sich im „Love Story“ mit zwei Zuhältern getroffen. Diese boten dem vermeintlichen Kollegen konkrete Frauen zunächst „zum Testen“ oder für sechs Monate „zur Miete“ an, mit der Option, sie später gänzlich zu kaufen.

Die Filmaufnahmen, die der amerikanische Fernsehsender CNN letzte Woche ausstrahlte, sorgen nun für einige Aufregung. Die Polizei in Teplice (Teplitz) will dem Verdacht auf Frauenhandel nachgehen – wobei jedoch keineswegs sicher ist, dass die Aufnahmen tatsächlich zur Verhaftung und Anklage führen werden. Zwar sagte Tomas Pykal, der Leiter der Stadtpolizei Dubi, gegenüber der „Mlada Fronta Dnes“, er kenne die im Film gezeigten Männer, einen davon sogar mit Namen. Doch in der Vergangenheit hat sich die Polizei in Teplice im Kampf gegen die Zwangsprostitution nicht immer durch übermäßig großen Einsatz ausgezeichnet.



Grauenvoller Fund

So war 1998 im Garten eines Hauses in Dubi die Leiche der 20-jährigen bulgarischen Studentin Maja Denkova gefunden worden. Wie so viele Frauen aus Osteuropa war auch Maja unter falschen Versprechungen nach Dubi gelockt und dort zur Prostitution gezwungen worden. Die Leiche wies zahlreiche Knochenbrüche auf, der Körper halb verbrannt. Vorausgegangen waren dem unvorstellbaren Martyrium der jungen Frau zwei Fluchtversuche, die jedoch stets in den Fängen der Sex-Mafia endeten.

Denn wie die Prager Wochenzeitung „Respekt“ unlängst berichtete, schafften es einige Mädchen aus den Bordellen zwar immer wieder zu Polizeistationen in Teplice. Doch die Beamten protokollierten lediglich die Grausamkeiten, die sich in den Bordellen abspielten, – um die Mädchen dann wieder hinaus auf die Straße zu schicken, wo meist schon ein Auto der Zuhälter-Gang auf sie wartete.



Zweifel an den Beamten

Bei einer Razzia wurden 1997 in den Bordellen zwar rund 60 Männer wegen des Verdachts auf Menschenhandel festgenommen. Doch weil die Polizei nicht in der Lage war, vor dem Einsatz ausreichend viele Übersetzer für die meist bulgarischen Verhafteten zu besorgen, mussten die Verdächtigen nach der gesetzlich vorgeschriebenen Frist ohne Verhör entlassen werden und konnten ins Ausland fliehen. Mehrere Zwangsprostituierte berichteten in späteren Prozessen davon, dass hohe Beamte der Polizei selbst von Zeit zu Zeit ein kostenloses Wochenende mit einer der Frauen „geschenkt“ bekamen, damit sie möglichst alle Augen zudrückten.

Personelle Konsequenzen hatten weder diese Beschuldigungen noch die Ermittlungspannen, die der Teplitzer Polizei damals unterliefen. Insofern dürfte nicht nur in Tschechien, sondern auch im Ausland mit einiger Spannung verfolgt werden, welche Ergebnisse die Fahnung nach den beiden Männern erbringt, deren menschenverachtendes Kaufangebot letzte Woche die Welt im Fernsehen hören konnte.

sz-online.de/nachrichten/artikel.asp?id=1737517





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Marc of Frankfurt
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Medienhype und Theorie des Verwaltungswissens

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Was geschah zwischen Dubí und Cheb?

Über die Kinderprostitution an der deutsch-tschechischen Grenze scheint es ‚eine‘ Wahrheit nicht zu geben




Forschungsprojekt:
Die Verwaltung der Prostitution in Sachen, Polen und Tschechien
http://www.uni-leipzig.de/~v-prost/proj ... erman.html

u.a. Workshop 1. & 2.12.06
"Prostitutions-Regime. Verwaltung, Wissen, Praktiken"
[nicht mehr online, zuspät versucht von uns zu sichern]


Kritischer Artikel von Dr. Daniel Schmidt vom obigen Uni-Projekt,
der sich mit der Medien-Hype "Kinderprostitution und Sextourismus CZ"
ausgelöst vom Sozialprojekt KARO, geleitet von Katrin Schauer, auseinandersetzt:
http://www.reflect-online.org/index.php?id=414

KARO, Plauen
http://www.karo-ev.de

Als Lösung des medialen 'Mißverständnisses' bemüht er eine Theorie vom „hybriden Ver­waltungs­wissen“ von Mariana Valverdes.

Sexworker.at hatte berichet:
http://sexworker.at/phpBB2/viewtopic.php?p=9109#9109





Hier der ganze Artikel:

Was geschah zwischen Dubí und Cheb?

Über die Kinderprostitution an der deutsch-tschechischen Grenze scheint es ‚eine‘ Wahrheit nicht zu geben

von Daniel Schmidt

„Sozialarbeiter fürchten Zunahme des Sextourismus”: Diese Nachricht ging vor wenigen Wochen durch die deutsche Presse. Konkret handelte es sich um eine dpa-Meldung, die auf einem Interview mit der Sozialarbeiterin Cathrin Schauer basierte. Sie ist mit KARO, ihrem Verein für grenzüberschreitende Prävention und Sozialarbeit in Prostitutions- und Drogenszenen, schon seit Jahren im deutsch-tschechischen Grenzgebiet aktiv: Vor allem betreut sie Frauen und Mädchen, die in Tschechien als Prostituierte arbeiten. Sie macht Gesundheitsaufklärung, verteilt Kondome und unterstützt Ausstiegswillige. Nun befürchtet Schauer nach dem geplanten Wegfall der Grenzkontrollen im Zuge des Beitritts der Tschechischen Republik zum Schengener Abkommen einen Anstieg des Frauen- und Kinderhandels.

Ohne Zweifel haben Cathrin Schauer und ihre KollegInnen einen tiefen Einblick in die Prostitutionsszene, die in der nordböhmischen Region durch umfangreichen Sextourismus aus Deutschland geprägt ist. Mit ihrer Publikationstätigkeit und der Bereitschaft, mit JournalistInnen zusammen zu arbeiten, lassen sie die Öffentlichkeit regelmäßig an ihrem Wissen teilhaben. Das hilft ihrem Verein, sich auch prominente Unterstützung zu sichern; ob es aber den von ihr betreuten Klientinnen hilft, ist fraglich. Denn diejenigen, die gegen Kinder- und Zwangsprostitution vorgehen müssen – Polizei, Staatsanwaltschaften und Ordnungsbehörden – haben andere Beobachtungen gemacht als Schauer. Hier lassen sich nur Aussagen über das diskursive Phänomen ‚Kinderprostitution‘ treffen. Eine Wahrheit über die Prostitution im deutsch-tschechischen Grenzgebiet gibt es allem Anschein nach nicht.

Einige Gründe sprechen dagegen, dass Menschenhandel und Sextourismus mit dem Wegfall der Grenzkontrollen zunehmen. Zum einen waren die Kontrollen in den vergangenen Jahren eher symbolisch. Zum anderen werden Opfer von so genanntem Menschenhandel in der Regel – wenn überhaupt – nicht an den Grenzen ‚gefunden’, sondern ‚in der Tiefe’: durch verdeckte Fahndung oder durch Razzien in Bordellen. Das ändert sich auch nach dem tschechischen Schengen-Beitritt nicht. Es geht nicht darum, Nichtregierungs­organisationen Alarmismus vorzuwerfen. Vielmehr sollten wir untersuchen, wie JournalistInnen ungeprüft mit höchst brisanten Informationen umgehen.

So dominieren Aussagen des Krimi­nal­psychologen Adolf Gallwitz die Bericht­er­stattung über die Prosti­tu­tion im deutsch-tschechi­schen Grenz­gebiet. Er prägte den Satz, die Gegend von Dubí bis Cheb sei “das größte Freiluft­bordell Europas”. Dieser Satz fehlt in kaum einem Zeitungs- oder Zeit­schriften­artikel zur Prostitution oder zur so genannten Kinderprostitution in der Tschechischen Republik. Seine grob gezeichnete, moralisierende Botschaft ist geeignet, eine ganze Region öffentlich zu diskreditieren.


Medienhype statt Recherche

Ausgangspunkt der intensiven Bericht­er­stattung war das 2003 erschienene Buch Kinder auf dem Strich von Cathrin Schauer. Die Autorin machte wiederholt die Beobachtung, dass deutsche Männer Minder­jährige gegen Geldzahlungen sexuell missbrauchten. Aufgrund dieser Wahrnehmung änderte sie ihren ursprünglichen Fokus, welcher auf der Betreuung von professio­nellen Sex­arbeiterinnen lag, und weitete ihn auf Kinder­prostitution aus. Mit Kinder auf dem Strich sowie zahlreichen Vorträgen versuchte Schauer, ein öffentliches Bewusstsein für dieses neu definierte Problem zu erzeugen.

Dazu nutzte sie – absichtlich oder nicht – vier Instrumente, die ihre Einzel­fall­beo­bachtungen medial anschluss­fähig machten: Sie nannte die Zahl von 500 Kindern, die seit 1996 in der Region auf dem Straßenstrich beobachtet worden seien. Das erzeugte den Eindruck, dass es sich um ein Massenproblem handele, das politisch gelöst werden muss. Ihre Publikation wurde von zwei etablierten internationalen Institutionen unterstützt: der Arbeitsgemeinschaft zum Schutz der Kinder vor sexueller Ausbeutung (ECPAT) und der UN-Organisation für Erziehung, Wissenschaft und Kultur (UNESCO). Der Kriminalpsychologe Gallwitz ‚verifizierte’ ihre Erkenntnisse mithilfe der Reputation, die WissenschaftlerInnen von den Medien zugeschrieben wird.

Zudem verwendete die Sozialarbeiterin journalistische Erzählmuster der Reportage: zuerst das Einzelschicksal, dann die Generalisierung und gesellschaftliche oder politische Problematisierung. Das Motiv einer solchen Reportage lässt sich etwa so zusammenfassen: „Ich möchte Betroffenheit hervorrufen und Sensibilität schaffen, damit endlich dort interveniert wird, wo die Menschenrechte der Kinder noch immer mit Füßen getreten werden.” Das Thema ‚Kinder als Beute von Sextouristen‘ wühlt auf, die Erzählung aus der Opferperspektive macht betroffen – die mediale Anschlussfähigkeit ist sicher.

Ihre Öffentlichkeitsarbeit war sehr erfolgreich. In internationalen Zeitungen und Zeitschriften über Kinderprostitution in der Tschechischen Republik stellen Cathrin Schauers Beschreibungen fast immer die einzige Referenz dar, wenn es darum geht, die Behauptung von der Kinderprostitution zu belegen. Gelegentlich haben Journalisten versucht, das Phänomen selbst – ‚undercover’ – zu überprüfen, jedoch erfolglos.


Wo sind die Prostituierten?

Der öffentliche Skandal der Kinder­pros­ti­tution blieb nicht ohne Folgen: Re­gierung und Ko­mmunen sahen sich zunehmend unter Druck gesetzt zu handeln. Während der Frei­staat Sachsen zunächst offensiv agierte, versuchten die tschechi­sche Re­gierung und der Ober­bürger­meister von Cheb, dem Image­verlust entgegenzuwirken, indem sie die Erkenntnisse von KARO infrage stellten. Das bilaterale Verhältnis war 2003 und 2004 auch wegen dieser Frage ziemlich angespannt. Vielleicht war es nur das zufällige Zusammentreffen zweier Ereignisse. Vermutlich aber hat diese Debatte dazu beigetragen, dass die Tschechische Republik sich verstärkt darum bemühte, Prostitution auf lokaler wie nationaler Ebene gesetzlich zu regeln. Auch bei den Polizeien beider Länder hat das öffentliche Interesse einen gewissen Handlungsdruck erzeugt. Offenbar sahen sie sich gezwungen, enger grenz­überschreitend zu kooperieren. Dabei waren die polizeilichen Erkenntnisse jedoch nicht mit den Beobachtungen Schauers in Übereinstimmung zu bringen.

Woran liegt das? Eine Anleihe bei Mariana Valverdes Konzept des „hybriden Ver­waltungs­wissens“ hilft, die unterschiedlichen Wahrnehmungen zu erklären: Das Wissen der Ver­walter ist nicht standardisiert. In der jeweiligen Problem­wahr­nehmung fließen gesetzliche Vorgaben, die ‚Anschauung vor Ort‘, persönliche Ein­stellungen, Soziali­sa­tion und auch kollektive Wert­haltungen zusammen. Jede Behörde – und natürlich auch der Verein KARO – stellt ein Subsystem dar, das nach eigenen Logiken funktioniert, die nicht mit den Logiken anderer Systeme übereinstimmen. Deshalb wird ein Polizei­beamter in Plauen oder Cheb unter ‚Kinder­prostitution‘ etwas anderes verstehen als KARO.
Genauso ist die jeweilige Inter­ven­tions­fähig­keit an spezifische Eigenlogiken gebunden. Die Behörden haben sich zu mehr Zusammenarbeit und Kontrolle entschlossen. Die Polizei kann aber ohne Anlass nur öffentliche Räume kontrollieren. Das hat dazu geführt, dass die Straßen­pros­ti­tu­tion im Grenzgebiet fast verschwunden ist. Was in Bor­del­len oder Wohnungen passiert, kann der Polizei nur bekannt werden, wenn die Opfer eines Verbrechens Strafanzeige erstatten und bereit sind, vor Gericht auszusagen. Polizeien und Staats­anwalt­schaften können nur einzelne Fälle bearbeiten, nicht aber die politischen Probleme dahinter.

Die groß angelegte Veröffent­lichung und Poli­tisierung eines strafrechtlich relevanten und äußerst sensiblen Problems eröffnet vielen Personen die Möglichkeit, sich öffentlich zu profilieren. Die grenz­über­schrei­tende Prostitution wurde zu einem Medien­ereignis. Dieses hat die lokale Kontrolle über die Pros­ti­tu­tion nicht erleichtert – wohl aber vorangetrieben. Den möglichen Opfern hilft das wenig.

Daniel Schmidt ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Politikwissenschaft der Universität Leipzig. Eine Langfassung seiner Studie kann unter www.uni-leipzig.de/~v-prost abgerufen werden.





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bisher kein Prostitutionsgesetz

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Minister: Legalisation of prostitution a long-distance run

By TK / Published 21 May 2008



Prague, May 20 (CTK) - The Czech Republic lacks a law that would regulate prostitution and it is unlikely that such a law will be passed in the near future, Czech Human Rights and Minorities Minister Dzamila Stehlikova (junior government Green Party, SZ) told journalists Tuesday.

The City of Prague is drafting its own bill regulating prostitution and most Czech municipalities support it, Stehlikova said after a meeting of a working group that discusses the regulation of prostitution.

The passage of such a law would mean that prostitution would be considered a method of legal business activity. If the bill drafted by the Prague Town Hall experts is approved by the Prague authority it could be submitted to the parliament this year.

"I view the process of the legalisation of prostitution as a very complicated from the political point of view. I am afraid that it is a long-distance run, a question of two to three years before such a bill is submitted to the parliament," Stehlikova said.

She said she had distributed a questionnaire among the authorities of 80 Czech municipalities, beginning with the smallest and ending with large cities, asking them to express their position on the regulated prostitution.

Stehlikova said that 89 percent of them supported the bill and 83 percent approved of prostitution as a method of business activity.

Three years ago, the Czech government approved a bill on prostitution drafted by the Interior Ministry and submitted it to the Chamber of Deputies.

However, the deputies rejected the government's proposal to abrogate the international Convention for the Suppression of the Traffic in Persons and Abuse of Prostitution that was the condition for the parliament to pass the law regulating prostitution.

The Czech Republic at present does not have any legal norm regulating prostitution.

Mayor of the north Bohemian town of Dubi notorious of large number of prostitutes complained that at present "the municipality does not have any means to regulate prostitution."

"Many citizens have become victims of this activity," he said.

"The advantage of such a law would be that it would introduce the general ban on the provision of sexual services in municipalities, but would allow the authorities to define spaces where prostitutes would be able to offer their services," Stehlikova said.

The bill on prostitution is also aimed to curb involuntary prostitution and organised crime and protect prostitutes and their clients against the risk of HIV virus, Stehlikova said.

According to analyses, there are 75 facilities in Prague offering sexual services in which 3000 people work.

In the whole of the Czech Republic, up to 13,000 people offer sexual services, according to estimates.


http://www.praguemonitor.com/en/339/cze ... ews/22960/
Zuletzt geändert von Marc of Frankfurt am 03.03.2009, 13:05, insgesamt 1-mal geändert.

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Hetzartikel?

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Prostitution an der deutsch-tschechischen Grenze

Die Frau namens Roza


Eine tschechische Prostituierte soll zahlreiche Freier im Grenzort Cheb mit HIV infiziert haben
- ein Fall, der einmal mehr die bizarre und brutale Bordellszene an der deutsch-tschechischen Grenze beleuchtet.


Von Klaus Brill

[Foto]
vergrößern Prostituierte warten an einer Straße an der deutsch-tschechischen Grenze auf Freier (Archivfoto)
Foto: dpa


Sie nannte sich Roza, und auf dem Foto, das die Lokalzeitung in Cheb (Eger) jetzt von ihr veröffentlichte, sieht man eine attraktive, selbstbewusste Frau mit strengem Gesicht. "Die Momente der Wonne in Rozas Armen könnten teuer zu stehen kommen", lautete die Überschrift des Artikels.

Die Frau namens Roza war in Cheb und Umgebung als Prostituierte tätig und ist vor drei Monaten im Alter von 39 Jahren an Aids gestorben. Deshalb schlagen die Gesundheitsbehörden der tschechischen Grenzstadt jetzt Alarm. Sie fürchten, dass zahlreiche Kunden Rozas, vor allem Deutsche aus den benachbarten Regionen Bayerns und Sachsens, sich angesteckt haben.

Einmal mehr fällt so ein grelles Licht auf die bizarre Bordellszene an der deutsch-tschechischen Grenze, die den örtlichen Kommunalpolitikern seit Jahren Sorgen bereitet. Gleich nach dem Abbau des Eisernen Vorhangs im November 1989 hatten sich auf der tschechischen Seite zahlreiche Rotlichtlokale etabliert.

Auch auf den Landstraßen tauchten Prostituierte auf, die in gläsernen Kästen ihre Körper feilboten oder mit obszönen Verrenkungen auf dem Trottoir die Autofahrer lockten. Die Kundschaft kam aus dem Westen und kaufte zum Schnäppchenpreis nicht nur Benzin, Klamotten und Gartenzwerge, sondern auch Liebesdienste. Bis hin zu jenem fränkischen Bürgermeister aus Röckingen bei Ansbach, der 2002 bei einer Hure in Eger beraubt und ermordet wurde.

Der Fall Roza gibt dem Geschehen eine neue Dimension. Die junge Frau, die nach tschechischen Medienberichten Rosalina Benakova hieß, stammte aus der Slowakei und ging seit etwa 1995 in Eger auf den Straßenstrich. Sie war aber auch in Nachtklubs in Aš (Asch) und Hranice (Roßbach) anzutreffen und erfreute sich offenbar bei ihrer Klientel großer Beliebtheit. Das Gesundheitsamt in Cheb fürchtet deshalb, es könnten sich bis zu 100 Männer bei ihr mit HIV infiziert haben.

Jedenfalls hinterließ die Slowakin eine lange Liste mit Namen und Telefonnummern von Freiern. 20 der Genannten wurden bereits kontaktiert, sechs von ihnen waren mit Aids infiziert, und einer hat bereits seine derzeitige Partnerin angesteckt
.

Jaroslava Hrabakova, Seuchenexpertin beim Gesundheitsamt in Eger, erklärte, man habe die Suche nach Roza bereits vor sieben Jahren begonnen, als erstmals ein HIV-Patient einen Hinweis auf sie gegeben habe. Unklar ist bisher, ob und seit wann die Prostituierte selbst von ihrer Infektion wusste. Jedenfalls ließ sie sich offenbar nie untersuchen und gab auch ihre Tätigkeit nicht auf.

Ein solches Verhalten ist nach Auskunft von Kennern keine Seltenheit. Die meisten Prostituierten seien überhaupt nicht krankenversichert und könnten keine normale medizinische Betreuung in Anspruch nehmen, sagt die Sozialarbeiterin Cathrin Schauer, die als Leiterin eines sächsischen Streetwork-Projekts namens Karo unter anderem auch in Eger tätig ist.

Nach Berichten der Prostituierten komme es "sehr, sehr häufig" vor, dass gerade deutsche Sex-Touristen ungeschützten Geschlechtsverkehr verlangten und auch mit Gewalt durchsetzten, sagt Schauer. Außerdem gebe es "sehr viele Perversionen".



Hergelockt, verprügelt, vergewaltigt

Gewalt ist ohnedies ständig präsent in einem Milieu, das von Mafia-Banden mehrerer Nationen durchsetzt und alles andere als harmlos ist. Es geht um Erpressung, Sklaverei und Menschenhandel. Die wenigsten der Prostituierten gehen ihrem Gewerbe freiwillig nach. In den Bordellen finden sich nach Angaben von Fachleuten junge Mädchen aus der Ukraine, Moldawien, Weißrussland, den Philippinen und Brasilien.

Sie werden mit falschen Versprechungen hergelockt, dann vergewaltigt, verprügelt, ihrer Pässe beraubt und so zur Prostitution gezwungen. Immer wieder sprengt die Polizei kriminelle Banden, so vor einem Jahr einen Zuhälterring im Raum Eger, dem Tschechen, Russen, Ukrainer, Moldawier und Israelis angehörten.

Die Kommunalpolitiker sind mehr oder weniger machtlos. Zwar haben sie in Eger und anderen Orten inzwischen Sperrgebiete ausgewiesen. Für eine grundlegende Lösung des Problems fehlt jedoch eine gesetzliche Grundlage, die das Parlament in Prag trotz mehrerer Anläufe seit Jahren nicht auf den Weg bringt.

In Dubí (Eichwald) wollte die Stadtverwaltung in ihrer Not unlängst vor den Bordellen Web-Kameras aufstellen und die Bilder ins Internet übertragen, um so die Sextouristen abzuschrecken. Sie musste das Vorhaben aber aus Gründen des Datenschutzes wieder aufgeben.

http://www.sueddeutsche.de/panorama/artikel/457/186865/





Was für ein einseitiger prostitutionsfeindlicher Artikel. Und das in der Süddeutschen.





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Jason
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Beitrag von Jason »

Marc of Frankfurt hat geschrieben:Was für ein einseitiger prostitutionsfeindlicher Artikel.
Das liegt wahrscheinlich auch daran, dass es in dieser Gegend kaum eine andere oder zumindest „bessere Seite“ gibt. Gerade die Gegend um Aš und Hranice ist eine der ärmsten in dieser Region.
Ich fuhr zuletzt vor 3 Monaten durch Hranice, weil ich einen Grenzübergang probieren wollte der erst zu Weihnachten für PKW`s freigegeben wurde. Ich muß sagen das ich schon etwas schockiert war. Abgesehen von etwas Landwirtschaft gibt es dort nur ein paar Tante-Emma-Läden, Videotheken und „Privat-Clubs“. Mehr nicht. Von etwaiger Industrie sind nur Ruinen zu sehen, selbst eine Tankstelle suchte ich in dieser 2000-Seelen Stadt vergebens. In Aš sieht es nicht sehr viel besser aus, da gibt es nur von allem etwas mehr.
Ich möchte damit nur sagen, das es durchaus vorstellbar ist was in diesem Zeitungsartikel zu lesen ist. Und jeder der aus dieser Gegend nicht wegziehen kann, klammert sich an jede Einnahmequelle die sich bietet. Das wissen natürlich auch die Kunden aus dem „reichen“ Westen und nutzen diese Situation aus. Da hat kaum jemand die Möglichkeit einen Kunden wegzuschicken weil man dies und das nicht bietet. In einer Region, in der seit 60 Jahren die Zeit stehen geblieben ist, ist man über jeden Euro froh den man sich ( leider egal wie ) verdient hat.
Ich schreibe das hier, das man sich ein Bild von der Lage machen kann und versuchen das Ganze zu verstehen. Ich bin bei weitem nicht verwöhnt und habe schon einiges gesehen, aber solche Zustände, fast 20 Jahre nach dem Fall des eisernen Vorhangs und nur knapp 50km entfernt, hätte ich bis dato nicht mehr für möglich gehalten. Ich bin mir auch sicher das das nicht die einzige Region ist.

Von den dortigen Behörden ist wohl in dieser Frage kaum Hilfe zu erwarten, da man in altbewährter Weise lieber vertuscht und schweigt. Und ob die Situation durch geplante ausländische Investoren besser wird ist zwar zu hoffen, bleibt aber abzuwarten.
http://www.joachimguenther.de/meldung.p ... 773787de2c
> ich lernte Frauen zu lieben und zu hassen, aber nie sie zu verstehen <

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Marc of Frankfurt
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Video u Internet als Pranger gegen SW

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Grenzprostitution
Chomutov stellt Freier an den Pranger

Die tschechische Stadt Chomutov will deutsche Freier jetzt aus der Anonymität holen. Mittels Videoaufzeichnungen, die später ins Internet gestellt werden sollen, will die Grenzkommune dem Treiben ein Ende bereiten. Hintergrund sind die Beschwerden von Einwohnern, die mit dem Straßenstrich auch den Einzug von Drogen und Kriminalität fürchten. Chomutovs Stadtspitze hat nun reagiert und drastische Maßnahmen angekündigt. Denn alle Versuche, die Szene mit Polizeigewalt zu vertreiben, sind bislang fehlgeschlagen.
Rechte: Reportagen & Dokumentationen
Solche Bilder sollen im tschechischen Chomutov bald der Vergangenheit angehören. Mit Videokameras soll die Rotlichszene jetzt verdrängt werden
Fotos der Freier im Internet abrufbar

Videokameras sollen die Autokennzeichen der Freier künftig erfassen und anschließend für jedermann zugänglich ins Internet stellen. Zudem soll die Polizei Kontrollen an der Straße machen. Erwischt sie einen Mann mit einer Prostituierten im Auto, werden die Personalien aufgenommen und ein Foto gemacht. Alles zusammen wird dann an die Heimatadresse versandt. "Wir wollen, dass den Freiern keine sexuellen Dienstleistungen mehr auf den Straßen unserer Stadt angeboten werden", sagte der stellvertretende Bürgermeister Jan Rehák dem MDR SACHSENSPIEGEL. Mit "Schnäppchenpreisen" locken die Prostituierten die meist deutschen Freier an.

Ich bin mir bewusst, dass diese Maßnahmen nicht unproblematisch sind. Nun werde ich die Behörde für Datenschutz um Zustimmung bitten.

Jan Rehák, stellvertretender Bürgermeister Chomutov
MDR SACHSENSPIEGEL
Videostrategie bereits erfolgreich getestet

Großen Erfolg zeigte diese Strategie bereits im tschechischen Dubi, nahe Zinnwald. Allein die Ankündigung, die Freier zu filmen und ins Internet zu stellen, hat das Gewerbe empfindlich gestört. Es kommen kaum noch Kunden aus Deutschland hierher. Chomutov ist fest entschlossen, ebenfalls den Kampf gegen die Prostitution zu gewinnen. Zuvor will Jan Rehák allerdings noch prüfen lassen, ob keine Persönlichkeitsrechte verletzt werden. "Ich bin mir bewusst, dass diese Maßnahmen nicht unproblematisch sind. Ich werde die Behörde für Datenschutz um Zustimmung bitten. Denn der gesetzliche Rahmen muss unbedingt eingehalten werden."

Original mit Video:
http://www.mdr.de/sachsen/5698447.html





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Freier-Fotos gegen den Strich

Beitrag von Zwerg »

Tschechien kämpft gegen Prostitution
Freier-Fotos gegen den Strich

Rechtlich haben tschechische Städte kaum Möglichkeiten, gegen den Sextourismus aus Deutschland vorzugehen. Eine Kleinstadt setzt daher auf Abschreckung. Sie veröffentlicht Fotos der Freier im Internet oder lädt sie als Zeugen vor.

Von Peter Hornung, ARD-Hörfunkstudio Prag

"Auf dieser Seite sehen Sie Aufnahmen von Fahrzeugen, in denen eine Prostituierte einsteigt, um sexuelle Dienste anzubieten." Das Deutsch auf der Internetseite der Stadtpolizei von Chomutov ist zwar etwas holprig, aber es erfüllt seinen Zweck. Klickt man auf den Link, kann man sich schon die ersten 15 Fotos anschauen. Hier ein kleiner Toyota, dort ein alter Opel Kadett, auch ein Lieferwagen ist dabei. In jedes der Autos steigt gerade eine Prostituierte vom Straßenstrich. Alle Gesichter sind zwar unkenntlich gemacht, ebenso wie die Kennzeichen. Doch an Aufklebern zum Beispiel sind sie doch zu identifizieren, zumindest für die eigene Familie.

Abschreckung als einziges Mittel
Das genau ist das Kalkül der Stadtverwaltung von Chomutov. Der Ort liegt nur wenige Kilometer südlich der Grenze zu Sachsen. Man will abschrecken, weil man sonst kaum eine Handhabe gegen den Sextourismus hat. Seit zwei Wochen stellt die Stadtverwaltung die Bilder von Überwachungskameras ins Internet.

Das jedoch solle nur ein erster Schritt sein, sagt Vizebürgermeister Jan &#344;ehák. "Es gibt noch den Vorschlag, dass wir Fahrer, die Prostituierte in ihr Auto einsteigen lassen, zusammen mit dieser Frau zu einem Verwaltungsverfahren einladen", sagt er. "Da sollen sie dann eine Erklärung darüber abgeben, was in dem Auto geschehen ist."

Ein Verstoß gegen das Gewerberecht ist das einzige, was man den Prostituierten vorwerfen kann. Die Freier dann als Zeugen zu laden, dient nur der Abschreckung. Geboren sind diese Ideen alle aus der Hilflosigkeit. Die tschechischen Gesetze geben den Städten nämlich keine Möglichkeit an die Hand, eigene Rotlichtbezirke einzurichten. So stehen die Prostituierten eben dort, wo die meisten Kunden hinkommen, an Durchgangsstraßen, manchmal sogar in der Nähe von Schulen und Kindergärten.
Böhmen kämpft gegen Schmuddelimage

Man wolle endlich das Schmuddelimage loswerden, das man seit der Wende hat, heißt es längst nicht nur im Rathaus von Chomutov. Ganz Nord- und Westböhmen ist nach wie vor Ziel deutscher Sextouristen, vor allem aus Sachsen und Bayern. Sie nun bloßzustellen, ist nicht die feine englische Art, dessen ist man sich bewusst. Aber es ist recht effektiv.

Das hat man auch in der Kleinstadt Dubi festgestellt, die etwas östlich von Chomutov liegt. Dort, an der ehemaligen Transitroute E 55, hatten tschechische Datenschützer vergangenes Jahr noch verhindert, dass Freier-Fotos ins Internet gestellt werden. So machte man das, was nun auch Chomutov plant: Man schickte die Bilder und eine Vorladung an die Privatadressen der Freier - mit Hilfe der deutschen Polizei. Der Erfolg habe nicht lange auf sich warten lassen, so Bürgermeister Petr Pipal. "Auch die Ehefrauen haben sich gemeldet", berichtet er, "sie haben erst gar nicht geglaubt, dass ihr Mann dort war. Es war ihnen schwer begreiflich zu machen, dass er wegen sexueller Dienste hierher kam."

Das größte Bordell des Ortes musste mittlerweile schon schließen - mangels Kunden. Und auch auf dem Straßenstrich ist es deutlich ruhiger geworden. Ewig will man den Kampf gegen die Freier in Nordböhmen allerdings nicht so weiterführen. Schon Ende dieses Monats ist erneut ein Gesetz im Parlament, das die Prostitution regeln soll. Dann, so die Hoffnung der Bürgermeister, könnten auch Rotlichtbezirke ausgewiesen werden, und zwar ähnlich wie in Deutschland am Rande der Städte und nicht mehr mittendrin.

Der Radiobericht:
http://www.tagesschau.de/multimedia/aud ... 28308.html

http://www.tagesschau.de/ausland/prostitution102.html

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Big Brother

Beitrag von Marc of Frankfurt »

Bild

http://www.mpchomutov.cz/foto_prostituce.htm
(Scharfe Fotos mit Gesicht und Nummernschild unscharf)





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Beitrag von Zwerg »


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Prostitutionseindämmung mit Video: Blaming and Shaming

Beitrag von Marc of Frankfurt »


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RE: Länderberichte TSCHECHIEN:

Beitrag von JayR »

Das ist nichts anderes als eine moderne Form des Prangers. Und die öffentlich zur Schau Gestellten sind nicht einmal wegen einer Straftat verurteilt wurden.

Bild

http://de.wikipedia.org/wiki/Pranger

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Beitrag von Jason »

Mit Kameras gegen Prostitution

Komotau/Chomutov.
Mit Hilfe von Kameras will die Stadt Chomutov die Prostitution bekämpfen. Die Stadtverwaltung hat sich mit dem Amt zum Schutz persönlichen Daten geeinigt, das sie im Stadtgebiet Kameras installierten kann, die Fahrer aufnehmen, die in ihre Wagen Prostituierte einsteigen lassen. Anschließend sollen die Eigentümer als Zeugen im Ordnungswidrigkeitsverfahren gegen die Prostituierten vorgeladen und die Fotos der PKW im Internet veröffentlicht werden. Auch das nordböhmische Eich/Dubí kämpft mit Kameras gegen Prostitution. Von der Veröffentlichung der Freier im Internet nahm man aber Abstand. (lada)

Quelle: Freie Presse vom 3.11.2008


Die Kameras werden in Tschechien wahrscheinlich als Allheilmittel Angesehen. Auch in Kraslice hat man Kameras installiert, hier allerdings nur "um die Sicherheit zu erhöhen".
viewtopic.php?p=30272#30272
Somit wird man auch schon mal verdächtigt wenn man mal nach dem Weg fragt.
> ich lernte Frauen zu lieben und zu hassen, aber nie sie zu verstehen <

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RE: Länderberichte TSCHECHIEN:

Beitrag von certik »

Quelle: Sächsische Zeitung

Kein Foto fürs Familienalbum
Von Steffen Neumann

Die tschechische Polizei stellt Bilder von Prostituierten und Freiern ins Internet. Auch mancher Sachse kann sich dort nun wiederfinden.

Eigentlich ist Chomutov eine ganz normale böhmische Stadt. Wenn da nicht diese Frauen an der Straße wären. "Bereits am Morgen stehen die ersten und winken. Sie bleiben bis in die Nacht", beklagt sich Rudolf Kozak, der Vorsitzende des Stadtteilvereins. Er schildert den Alltag an der Lipska-Straße im Norden der Stadt: "Sie stehen ja nicht nur da und bieten sich an. Sie machen noch mit obszönen Gesten auf sich aufmerksam. Wir haben Angst um unsere Kinder, die von ihnen hässlich angemacht werden." Kozak kämpft mit dem Stadtteilverein für das Wohngebiet, wie er es von früher noch kennt. Dabei werden neuerdings auch unkonventionelle Methoden angewendet.

Keine Nachfrage, kein Angebot

Die Lipska-Straße ist auf den ersten Blick kein einladender Ort. Viele Läden stehen leer, Bäume sieht man kaum. Die Straße war jahrelang Teil des Fernverkehrs von Chemnitz nach Prag. Als sich 1989 die Grenzen öffneten, ereilte sie das Schicksal aller grenzüberschreitenden Straßenverbindungen nach Deutschland und Österreich: Ein Netz von Nachtklubs und Stundenhotels baute sich an den neuen Transitstrecken auf, das von Menschenhändlern mit Frauen aus Osteuropa versorgt wurde.

Vor einigen Jahren konnte die Polizei den bulgarischen Mafiaring ausheben, der Prostitution und Menschenhandel im Grenzgebiet organisierte. Vor zwei Jahren wurde die neue Umgehungsstraße eröffnet. Seitdem zieht sich der Transitverkehr nicht mehr durch die Lipska-Straße. Ein wichtiger Kundenstamm blieb weg, und die meisten Nachtklubs machten zu. Bald blieb nur noch das "Alibaba".

Die Hoffnung, dass die Einwohner die ungeliebten Nachbarn nun los wären, war jedoch verfrüht. Im Gegenteil: Das Problem hat sich für sie nur weiter verschärft. "Das Geschäft ist nicht mehr so lukrativ wie früher. Die Zuhälter bieten nicht mehr die Infrastruktur, und die Prostituierten versuchen es teils auf eigene Faust. Das Geschehen hat sich auf die Straße verlagert", erklärt Jan Rehak, seit sechs Jahren stellvertretender Oberbürgermeister von Chomutov.

Vor anderthalb Jahren kam Kozak zu ihm und forderte ihn auf, endlich etwas gegen den Straßenstrich zu tun. Doch Rehak musste erfahren, dass dem Rotlichtmilieu nicht leicht beizukommen ist. Den Eigentümern der Nachtklubs werden gute Kontakte nachgesagt. Chomutov ist eine kleine Stadt. Man kennt sich. Dabei hilft ihnen die gesetzliche Grauzone: Bordelle sind verboten, aber bezahlter Sex ist keine Straftat.

Immerhin kam die Stadt auf den Dreh, die Frauen wegen Verstoßes gegen das Gewerberecht zu belangen, weil ihre Dienstleistung nicht gestattet ist. Aber der Trick brachte nichts. "Die verhängten Strafen wurden nicht gezahlt, und die Frauen erhalten auch keine Sozial- oder Arbeitslosenhilfe, die wir ihnen kürzen könnten", sagt Rehak. Also kam der Bürgermeister auf eine unkonventionelle Lösung. "Unsere Idee beruht auf dem grundlegenden Marktgesetz: Wo keine Nachfrage, dort auch kein Angebot", sagt Rehak. Sein Plan besteht nämlich darin, den Freiern die Lust am Straßenstrich in Chomutov zu vereiteln. Er ließ eine Kamera direkt auf der Lipska-Straße installieren. Die sendet Bilder in einen Überwachungsraum der städtischen Polizei, der rund um die Uhr besetzt ist.

Der ursprüngliche Plan war, die Fotos den Kunden direkt nach Hause zu schicken. "Die Frau des Freiers wird ihm schon gehörig einheizen", sagt Rehak mit verschwörerischem Lächeln. Dieses Vergnügen verdarb ihm aber die tschechische Datenschutzbehörde, die das Vorgehen als ungesetzlich einstufte. Rehak ließ nicht locker und einigte sich letztlich mit der Behörde auf ein Verfahren, das die Personenrechte berücksichtigt.

Die deutsche Polizei hilft

"Die Aufnahmen werden seit Mitte Oktober im Internet veröffentlicht, wobei das Gesicht des Fahrers und das polizeiliche Kennzeichen gepixelt sind. Dabei handelt es sich nur um Aufnahmen, aus denen hervorgeht, dass die Prostituierte ins Auto gestiegen ist", erklärt Rehak.

Seine Idee sieht er nicht gefährdet. "Eine erboste Ehefrau erkennt das Auto ihres Mannes", ist er sicher. Rudolf Kozak vom Stadtteilverein stimmt ihm zu. Für ihn ist das Profil der Freier nämlich klar. "Das sind überraschenderweise oft deutsche Rentner", so seine Einschätzung, "da ist so ein Vorgehen gerade richtig." Der Freier erhält außerdem ein Schreiben der Stadt, das ihn zur Zeugenaussage im Ordnungsstrafverfahren verpflichtet. Rehak glaubt an den Abschreckungseffekt.

Die Kameraüberwachung gibt der Polizei ein wichtiges Instrument in die Hand. Bisher konnten die Profile der Freier nur geschätzt werden. Dabei ging die Polizei davon aus, dass rund 80 Prozent aus Deutschland kommen. Das hat sich bereits in den ersten Tagen bestätigt. Deshalb arbeitet die Polizei eng mit den Kollegen in Deutschland zusammen. "Wir stehen in regelmäßigem Kontakt mit der Polizeidirektion Chemnitz-Erzgebirge", sagt Polizeichef Jiri Volprecht. Er zählt auf die Unterstützung der sächsischen Polizei, wenn es um die Identifizierung der Freier geht.

Der Chemnitzer Polizeisprecher Frank Fischer erklärt auf Anfrage: "Das läuft auf dem üblichen zwischenstaatlichen Weg über ein Rechtshilfeersuchen. Natürlich geht das leichter, wenn wir uns gut kennen." Die Chomutover fahren einmal im Monat mit den Marienberger Kollegen auf Streife.

Dieter S. aus dem sächsischen Waldheim kommt - sichtlich zufrieden - geradewegs aus der "Alibaba"-Bar. Er weiß noch nichts von den Kameras. Nach den Sorgen der Anwohner gefragt, fällt ihm nicht viel ein. Für ihn zählt wie für viele andere vor allem der Preis.

Bürgermeister Rehak, mit den Aussagen des Freiers konfrontiert, sieht es so: "Ich weiß nicht, ob der Preis nicht höher ist, der auf dem Straßenstrich gezahlt wird." Denn die Gefahr, sich mit Geschlechtskrankheiten anzustecken oder mit Aids zu infizieren, ist nicht gering. Rehak erinnert an die Gründe, die Frauen zur Prostitution treiben. "Wichtig wäre eine gesetzliche Regelung", sagt er. Zusammen mit anderen Städten setzt er sich für eine Legalisierung der Prostitution nach deutschem Vorbild ein.

Mit der Polizei auf Streife

Es ist früher Freitagabend. Polizeiobermeister Martin Pribyl fährt mit seinem Kollegen Libor Pechacek Streife. Wo sonst sieben bis acht Frauen stehen, sind heute nur zwei – die verschwinden, sobald sich das Fahrzeug nähert. Die Strategie der Stadt scheint aufzugehen. "Das mit den Kameras hat sich schnell herumgesprochen, die Frauen weichen schon an andere Orte teils außerhalb der Stadt aus", sagt Pribyl. Er ordnet eine Durchsuchung im "Alibaba" an. Dorthin haben sich die Frauen zurückgezogen.

Die Bar ist überschaubar. Drei Frauen langweilen sich vor dem Tresen, zwei schon ältere dahinter. Die Tschechinnen sind der Polizei bekannt. Für Polizeichef Volprecht steht fest, dass der Kampf gegen den Straßenstrich noch nicht ausgestanden ist. Aber eines sollen die Freier sich merken: "Wir wollen, dass ihnen klar ist, dass wir über sie Bescheid wissen."
* bleibt gesund und übersteht die Zeit der Einschränkungen *