Es werden die unterschiedlichsten Zahlen genannt, wieviele Huren es in Deutschland gibt. Das einzige belegte Zahlenmaterial, das ich finden konnte, waren in Gesundheitsämtern 1990 registrierte Huren: 49863.
In den Medien wird in letzter Zeit oft eine Zahl von 400.000 SWgenannt, was mir aber sehr unwahrscheinlich erscheint. Bei einer weiblichen Bevölkerung in Deutschland von ca. 40 Mio, wären das 1% aller weiblichen Wesen, wohlgemerkt weiblicher Wesen, nicht Frauen, die sich im geschlechtsreifen Alter befinden.
60% dieser 400.000 sollen Ausländerinnen sein, also 240.000, hiervon widerum die Hälfte illegal, also 120.000. Das würde bedeuten, dass von 3.522.600 legal in Deutschland lebenden Ausländerinnen, jede 29. als SW tätig ist.
Wieviele Sexworker gibt es in Deutschland?
-
- Vertrauensperson
- Beiträge: 1152
- Registriert: 12.01.2007, 20:05
- Ich bin: Angehörige(r) von SexarbeiterIn
Ein paar mehr werden es wohl schon sein...
Diese Frage ist sehr schwer - um nicht zu sagen: überhaupt nicht - mit einer validen Zahl zu beantworten, und zwar aus mehreren Gründen:
Erstens ist bekanntlich nur ein - sehr wahrscheinlich eher geringer - Teil aller Sexarbeiter/innen bei den zuständigen Stellen mit einer klar diesem Gewerbe zuordbaren Berufsbezeichnung gemeldet - und was sich hinter so fantasievollen Berufsangaben wie "Freizeitgestalterin" verbergen mag, kann man zwar vermuten, aber im Zweifel nicht beweisen (und das ist ja auch Absicht)
. Zweitens gibt es, wie wir ebenso wissen, eine große Anzahl von insbesondere ausländischen Mädchen und Frauen, die dieser Tätigkeit nur vorübergehend nachgehen und zwischendurch immer wieder einmal das Land (frei- oder unfreiwillig) verlassen; die Anzahl der tatsächlich tätigen Sexworker ist also stark fluktuierend. Und drittens betreiben sehr viele Frauen (und vielleicht auch einige Männer) die Sexarbeit neben einem "regulären" Beruf, treffen sich nur gelegentlich mit einem Klienten/einer Klientin und betrachten das Ganze mehr als (freilich gut bezahltes) Hobby - ja nun, will man aber jetzt die vielzitierte Sekretärin, Hausfrau oder Studentin, die sich vielleicht zwei-, dreimal im Monat als Escort betätigt und zu einem Date (welches, was bezüglich der Kategorisierung erschwerend hinzu kommt, keinesfalls immer zwangsläufig erotischer Natur sein muss) trifft, zum Kreis der SW hinzuzählen oder nicht
?
Wenn man einen sehr "großzügigen" Maßstab zu Grunde legt und - unter Einbeziehung der vorgenannten "Grauzonen" - jeden und jede mitzählt, der/die irgendwann einmal Sex gegen Geld anbietet, kommt man wohl auf die in einschlägigen Medienberichten und Studien genannte Zahl von 400.000 - 600.000 Personen; da dieser Wert u. a. auch von Hurenorganisationen genannt wird -
vgl. http://www.bmfsfj.de/Kategorien/aktuell ... Print.html
- erachte ich persönlich ihn für halbwegs glaubhaft.
LG N.
Erstens ist bekanntlich nur ein - sehr wahrscheinlich eher geringer - Teil aller Sexarbeiter/innen bei den zuständigen Stellen mit einer klar diesem Gewerbe zuordbaren Berufsbezeichnung gemeldet - und was sich hinter so fantasievollen Berufsangaben wie "Freizeitgestalterin" verbergen mag, kann man zwar vermuten, aber im Zweifel nicht beweisen (und das ist ja auch Absicht)


Wenn man einen sehr "großzügigen" Maßstab zu Grunde legt und - unter Einbeziehung der vorgenannten "Grauzonen" - jeden und jede mitzählt, der/die irgendwann einmal Sex gegen Geld anbietet, kommt man wohl auf die in einschlägigen Medienberichten und Studien genannte Zahl von 400.000 - 600.000 Personen; da dieser Wert u. a. auch von Hurenorganisationen genannt wird -
vgl. http://www.bmfsfj.de/Kategorien/aktuell ... Print.html
- erachte ich persönlich ihn für halbwegs glaubhaft.
LG N.
-
- Vertrauensperson
- Beiträge: 1152
- Registriert: 12.01.2007, 20:05
- Ich bin: Angehörige(r) von SexarbeiterIn
Eine kleine statistische Hochrechnung
Die Stadt Köln erhebt von SW für ihre Tätigkeit, meines Wissens nach als einzige Stadt Deutschlands, Vergnügungssteuer in Höhe von pauschal 150 Euro monatlich, wobei 25 Arbeitstage à 6 Euro zu Grunde gelegt werden. Nur auf Nachweis, dass weniger gearbeitet wurde, wird eine geringere Steuer an Hand der gearbeiteten Tage x 6 Euro berechnet.
Die Steuer fliesst ausschliesslich der Stadt zu und diese ist sehr bemüht alle SW zu erfassen und Steuern zahlen zu lassen. Eine SW, die Annoncen in Zeitungen oder im Internet schaltet wird nahezu zwangsläufig erfasst, Frauen in Bordellen, Clubs und bei Escort-Agenturen genauso.
Für das Jahr 2006 rechnet die Stadt Köln mit Gesamteinnahmen von 828.000 Euro. Dies entspricht bei 1.800 Euro jährlich pro SW einer Anzahl von 460 SW in Köln.
Geht man davon aus, dass die Hälfte der Frauen nachweisst, dass sie nur an der Hälfte der geschätzten Tage gearbeitet hat, dann wären es insgesamt 690 SW, die in Köln Vergnügungssteuer bezahlen.
Köln hat 986.000 Einwohner, Deutschland 82.310.000, also leben nahezu exakt 1,2% der deutschen Bevölkerung in Köln.
Würde man nun die Vergnügungssteuer zahlenden 690 SW in Köln auf Deutschland hochrechnen, käme man auf eine Zahl von 57.600 SW in Deutschland.
Bei dieser kleinen Zahlenspielerei sind natürlich die nicht erfassten SW in Köln nicht berücksichtigt. Es ist aber auch nicht berücksichtigt, dass der prozentuale Anteil der SW proportional mit der Einwohnerzahl einer Stadt ansteigt.
Setze ich die immer wieder in den Medien genannte Zahl von 400.000 SW mit den 57.600 in Relation komme ich auf ein Verhältnis von nahezu 1:7. Wieder auf das Beispiel Köln herunter gerechnet würde das bedeuten, dass auf eine vom Finanzamt durch erhebliche Recherche entdeckte SW, sechs unentdeckte kommen würden.
Das glaube ich nicht, und sehe mich durch dieses Zahlenmaterial wieder darin bestätigt, dass die Zahl von 400.000 deutlich zu hoch gegriffen ist.
LG certik

Die Stadt Köln erhebt von SW für ihre Tätigkeit, meines Wissens nach als einzige Stadt Deutschlands, Vergnügungssteuer in Höhe von pauschal 150 Euro monatlich, wobei 25 Arbeitstage à 6 Euro zu Grunde gelegt werden. Nur auf Nachweis, dass weniger gearbeitet wurde, wird eine geringere Steuer an Hand der gearbeiteten Tage x 6 Euro berechnet.
Die Steuer fliesst ausschliesslich der Stadt zu und diese ist sehr bemüht alle SW zu erfassen und Steuern zahlen zu lassen. Eine SW, die Annoncen in Zeitungen oder im Internet schaltet wird nahezu zwangsläufig erfasst, Frauen in Bordellen, Clubs und bei Escort-Agenturen genauso.
Für das Jahr 2006 rechnet die Stadt Köln mit Gesamteinnahmen von 828.000 Euro. Dies entspricht bei 1.800 Euro jährlich pro SW einer Anzahl von 460 SW in Köln.
Geht man davon aus, dass die Hälfte der Frauen nachweisst, dass sie nur an der Hälfte der geschätzten Tage gearbeitet hat, dann wären es insgesamt 690 SW, die in Köln Vergnügungssteuer bezahlen.
Köln hat 986.000 Einwohner, Deutschland 82.310.000, also leben nahezu exakt 1,2% der deutschen Bevölkerung in Köln.
Würde man nun die Vergnügungssteuer zahlenden 690 SW in Köln auf Deutschland hochrechnen, käme man auf eine Zahl von 57.600 SW in Deutschland.
Bei dieser kleinen Zahlenspielerei sind natürlich die nicht erfassten SW in Köln nicht berücksichtigt. Es ist aber auch nicht berücksichtigt, dass der prozentuale Anteil der SW proportional mit der Einwohnerzahl einer Stadt ansteigt.
Setze ich die immer wieder in den Medien genannte Zahl von 400.000 SW mit den 57.600 in Relation komme ich auf ein Verhältnis von nahezu 1:7. Wieder auf das Beispiel Köln herunter gerechnet würde das bedeuten, dass auf eine vom Finanzamt durch erhebliche Recherche entdeckte SW, sechs unentdeckte kommen würden.
Das glaube ich nicht, und sehe mich durch dieses Zahlenmaterial wieder darin bestätigt, dass die Zahl von 400.000 deutlich zu hoch gegriffen ist.
LG certik
* bleibt gesund und übersteht die Zeit der Einschränkungen *
-
- SW Analyst
- Beiträge: 14095
- Registriert: 01.08.2006, 14:30
- Ich bin: Keine Angabe
Zahlenforschung
Schöne Analyse. Hier stehen die Ausgangszahlen. Eine Abweichung 1:7 scheint ja durchaus erträglich. Wenn man bedenkt, dass die Zwangsprostitutionsbekämpfer sich schonmal um 1:8.000 verschätzen.
-
- aufstrebend
- Beiträge: 19
- Registriert: 10.02.2007, 11:41
- Ich bin: Keine Angabe
Es gibt einige seriöse Schätzungen, die von 400.000 ausgehen.
Die Zahl ergibt sich aus den Vorbereitungen zum ProstG, an dem auch Hydra pp. teilgenommen. Mittlerweile geht auch die Bundesregierung von der Zahl aus (siehe Bundestagsdrucksache 14/5859).
Wer mehr dazu wissen möchte, bitte mailen. Am Montag kann ich ausführlicher antworten.
Die Zahl ergibt sich aus den Vorbereitungen zum ProstG, an dem auch Hydra pp. teilgenommen. Mittlerweile geht auch die Bundesregierung von der Zahl aus (siehe Bundestagsdrucksache 14/5859).
Wer mehr dazu wissen möchte, bitte mailen. Am Montag kann ich ausführlicher antworten.