Belästigung durch Strassenstrich

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Chris80

Belästigung durch Strassenstrich

Beitrag von Chris80 »

Hallo zusammen!

Ohne unhöflich sein zu wollen würde ich die Profis gern etwas fragen:

Muss es sein, das Männer am Heimweg alle paar Meter von Sexarbeiterinnen auf der Strasse angesprochen werden? Ich wohne im 15. Bezirk nähe der Linzer Strasse und ich bin wirklich genervt das meine Brüder, meine männliche Freunde und ich dauernd belästigt werden. Die Damen hängen sich ein, gehn sogar mit, laufen einem nach, anreden sowieso und ich komm mir dabei vor wie einer der es nötig hätte dafür zu zahlen.

Und selbst wenn ich Strassen und Sexarbeiterinnen aus dem Weg gehe, weil ich nach einem anstrengen Tag einfach nur heim zu meiner Familie will - wird man in den Nebenstrassen von völlig normal gekleideten Frauen angeredet.
NICHT ALLE MÄNNER SIND FREIER!

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Aoife
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Re: Belästigung durch Strassenstrich

Beitrag von Aoife »

Aufdringliche Werbung kann in jedem Bereich nerven, nicht nur bei Waren und Dienstleistungen, die man eigentlich garnicht haben möchte, sondern ebenso auch bei politischen und religös-moralischen Themen. Ich denke das geht jedem von uns so.

Aber sag mal bitte:

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Chris80 hat geschrieben:... und ich komm mir dabei vor wie einer der es nötig hätte dafür zu zahlen.
geht dir das nur im Paysexbereich so, oder kommst du dir auch bei anderen Angeboten, die du im Grund genommen nicht möchtest, so wenig selbstsicher vor? Drückt sich in deinem Gefühl eventuell eine spezielle Ambivalenz bezüglich sexueller Angebote aus?

Liebe Grüße, Aoife
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Chris80

RE: Belästigung durch Strassenstrich

Beitrag von Chris80 »

Werbeplakate, Schaufenster und sonstige Werbung kann man ignorieren weil es sich nicht aufdrängt. Den Fernseher kann ich ausschalten, am Bordell muss ich nicht vorbeigehn, Plakate die mir nicht passen hängen sich wenigstens nicht ein ein rufen mir obszönitäten nach und zu.

Ich möchte auch nicht das meine Frau, die sich ganz normal kleidet, in die Situation kommt aus fahrenden Autos angesprochen zu werden - was mich seit meinen Erlebnissen, bei denen ich von Frauen die nicht mal annähernd wie Sexarbeiterinnen aussehn und wirken, überhaupt nicht mehr wundert.

Wie lange muss ich warten bis meine Tochter oder /und mein Sohn angesprochen wird?

Und - bei aller Verherrlichung des Gewerbes - fühle ich mich nicht schuldig es als Mann abzulehnen und mich zu wehren, wenn der Eindruck entsteht das es jeder Mann braucht.

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Aoife
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Re: RE: Belästigung durch Strassenstrich

Beitrag von Aoife »

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Chris80 hat geschrieben:... - fühle ich mich nicht schuldig es als Mann abzulehnen und mich zu wehren, wenn der Eindruck entsteht das es jeder Mann braucht.
Das habe ich dir auch keineswegs unterstellt :002

Sondern mich nur gewundert, wieso du dir dabei vorkommst "wie einer der es nötig hätte dafür zu zahlen" - und dementsprechend nachgefragt. Wenn du beispielsweise von einem religiösen Werber angesprochen wirst, kommst du dir dann auch so vor "wie einer der es nötig hätte dafür zu zahlen"? Oder zeigst du dann mehr Sicherheit, dass du selbst weißt, was du willst?

Liebe Grüße, Aoife
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Chris80

RE: Belästigung durch Strassenstrich

Beitrag von Chris80 »

Jetzt hab ich grad nochmal gelesen das mir hier mangelndes Selbstbewusstsein unterstellt wird *gg*

Kann mir vielleicht jemand erklären was daran selbstbewusst ist mir eine "Dienstleistung" zu kaufen? Mädels die aus verschiedenen Gründen ihren Körper für kaum ein Geld anbieten - ganz ehrlich, ich find das abtörnend.

Aber da das gaaaaanz viele Männer anders sehn und sich was darauf einbilden sich Sex kaufen zu "können" (das kann sich heutzutage eh schon jeder leisten) - frage ich mich warum es nötig ist jeden anzusprechen? Bei so vielen Kunden können sich doch alle getrost "umwerben" lassen und uninteressierte Männer einfach in Ruhe lassen.

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Re: RE: Belästigung durch Strassenstrich

Beitrag von Aoife »

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Chris80 hat geschrieben:Kann mir vielleicht jemand erklären was daran selbstbewusst ist mir eine "Dienstleistung" zu kaufen?
Ich halte das nicht für erklärungsbedürftig, weil es nie behauptet wurde.

Sondern DU hast geschrieben, dass DU DIR vorkommst wie ...

Wenn du aber aufgrund eines bloßen (wie auch immer aufdringlichen) Angebots ein solches Gefühl entwickelst, dass du selber dir vorkommst, als hättest du etwas nötig, so spricht das eindeutig für mangelnde Selbstsicherheit.

Liebe Grüße, Aoife
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Chris80

RE: Belästigung durch Strassenstrich

Beitrag von Chris80 »

Wenn es nicht Tag ist - ist es Nacht, wenn es nicht hell ist - ist es dunkel.

Wenn ich KEIN selbstbewusstsein habe weil ich mich belästigt fühle - hab ich dann selbstbewusstsein wenn ich die Dienstleistung in Anspruch nehme?

Meine Gegenfrage war keineswegs aus der Luft gegriffen sondern ein Umkehrschluss auf das Geschriebene.
Von dieser Lapalie abgesehen ändert das nichts an meinen Anliegen.
Ausser das an mir gezweifelt wird und die Sexarbeit und der damit verbundene Strassenstrich mit einer religiösen, weltlichen und politischen Werbung verglichen wird - habe ich bis jetz keine befriedigende Antwort erhalten.

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Re: Belästigung durch Strassenstrich

Beitrag von annainga »

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Chris80 hat geschrieben: Muss es sein, das Männer am Heimweg alle paar Meter von Sexarbeiterinnen auf der Strasse angesprochen werden?
meintest du diese frage?

eine befriedigende antwort kann ich dir wohl auch nicht geben.

ich würde einfach sagen "nein".

den sachverhalt wie du ihn schilderst kann ich nicht beurteilen, denn so habe ich straßenstrich nicht erlebt.

lieben gruß, annainga

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RE: Belästigung durch Strassenstrich

Beitrag von Gerd2 »

Hallo !

Ich kenne zwar nur einen Strassenstrich, bin dort aber nur
einmal von einer sw angesprochen worden.
Normalerweise sprechen die Kunden die sw an.

In manchen "Rotlichtvierteln", wie Reeperbahn etc., könnte dies aber durchaus üblich sein.

Hast Du generell etwas gegen Strassenstriche oder nur gegen den in Deiner Nähe?

LG
Gerd2

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Re: RE: Belästigung durch Strassenstrich

Beitrag von Aoife »

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Chris80 hat geschrieben:Wenn ich KEIN selbstbewusstsein habe weil ich mich belästigt fühle - hab ich dann selbstbewusstsein wenn ich die Dienstleistung in Anspruch nehme?
Nicht dass du dich belästigt fühlst läßt an deiner Selbstsicherheit zweifeln, sondern dass du selbst dir dabei vorkommst als hättest du es nötig dafür zu zahlen.
Daher war deine Frage kein zulässiger Umkehrschluß - oder um auf dein Beispiel mit "Tag-Nacht, hell-dunkel" einzugehen: Aus der Tatsache dass es im Keller dunkel ist kannst du zwar schließen, dass es dort nicht hell ist, aber keinesfalls, dass es deshalb Nacht sein muß.

Der einzig zulässige Umkehrschluß wäre also die Frage, wie es dir ginge, wenn du das Angebot erleben (und ablehnen) könntest, ohne dir dabei vorzukommen, als hättest du es nötig dafür zu bezahlen. Ob dich die ganze Sache dann überhaupt noch so belasten würde, oder ob du vielleicht sogar darüber lachen könntest?

Und nein, dein schlechtes Gefühl bei deinen Erlebnissen auf eurem Straßenstrich halte ich keinesfalls für eine Lappalie, im Gegenteil, das ist doch die Triebfeder, warum du überhaupt hier geschrieben hast ...

Liebe Grüße, Aoife
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Ellena
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Beitrag von Ellena »

Da ja immer wieder die selben Damen am selben Platz stehen werden? ----kann ich aus meiner langjährigen Erfahrung nur sagen, daß beim 2. oder 3. erfolglosen Versuch keine weiteren *Angriffe* mehr versucht wurden.

Sollte sich dies inzwischen aber so stark verändert haben, solltest du es einfach gleich im Vorfeld mit einem höflichen Abwinken und *NEIN DANKE* versuchen.

Ich hoffe, daß du ab nun besser mit den Werbeangeboten zurecht kommen wirst.

Liebe Grüße Ellena
Nimm deine Mitmenschen wie sie sind,-
denn es gibt keine Anderen.... ; )

Chris80

RE: Belästigung durch Strassenstrich

Beitrag von Chris80 »

Strassenstrich und Prostitution generell - meine Meinung dazu würde den Rahmen dieses Forums sprengen.
Mir ist bewusst das unsere Gesellschaft eine sehr ambivalente Einstellung dazu hat: es wird unterschwellig gefördert und gleichzeitig eine unfaire Arbeitssituation für die SexarbeiterInnen geschaffen.

Vor meiner Haustür? Definitiv nein. Mein Mädchen soll nicht glauben das es das normalste der Welt ist für Sex bezahlt zu werden und Frauen sich wie ein Stück Ware am Strassenstrich anbieten, mein Sohn soll nicht in dem Glauben aufwachsen das es zum männlich sein gehört Freier zu werden.

Und - ja- ICH hab Strassenstrich schon oft genug so aufringlich erlebt und das finde ich nicht in Ordnung. Meine Friseurin drängt sich auch nicht auf mir die Haare zu schneiden - wenn wir schon bei solchen Vergleichen sind (die ich allerdings absurd find).

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annainga
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Beitrag von annainga »

es gibt eine nachfrage nach sexarbeit und dementsprechend ein angebot. straßenstrich ist ein kleiner ausschnitt aus dem umfangreichen angebot, das sexarbeit sein kann.

sexarbeit ist global so umfangreich vertreten und wird umfassend in anspruch genommen, es ist teil fast jeder gesellschaft und kultur.

sexarbeit generell ablehnen heißt menschsein ablehnen.

du lehnst die negativen aspekte ab, die sexarbeit mit sich bringen kann. wir tun das auch.

lieben gruß, annainga

Chris80

RE: Belästigung durch Strassenstrich

Beitrag von Chris80 »

Liebe Aoife,

bei deine Posts drängt sich der Verdacht auf das du es dir gar nicht vorstellen kannst das ein Mann keine Lust an bezahlten Sex hat und du darum hinter meinen Kommentaren den verdrängten "Trieb" vermutest.

Würde ich in der Holzbranche arbeiten könnt ich mir wahrscheinlich auch nicht vorstellen das jemand Holz nicht gut findet oder den Geruch mag - Vergleiche hinken immer aber vielleicht versuchst du mal von Vorurteilen Abstand zu nehmen und meine Kommentare als das zu sehn was sie sind: die Genervtheit aufgrund Belästigungen, Sorge um die Familie - was Frau und Kinder betrifft - und die Chance das alles den Profis hier mal zu vermitteln. Vielleicht auch um mal eine andere Sichtweise zu bringen als die die wahrscheinlich als SexarbeiterIn tägliche Realität ist - das jeder Mann es in Anspruch nimmt.

Das war mein letztes Kommentar - eine weitere Diskussion bringt keine Befriedigung.

Allerseits: Gute Nacht und alles Liebe!

Chris80

RE: Belästigung durch Strassenstrich

Beitrag von Chris80 »

Liebe Ellena,

nach dem 2. oder 3. Mal wird es aufgegeben? Ich finde genau diese 2,3 mal schon zuviel. Wenn jemand Lust darauf hat wird er sich nicht scheuen auf die Damen zuzugehn oder in irgendeiner Form sein Interesse bekunden - es wird einem ja schließlich nicht schwer gemacht!

Genug dazu gesagt - ich denke es ist klar auf was ich hinaus will. Und vielleicht lesen das hier ein paar der Damen und lassen es das nächste Mal sein - wie gesagt: wenn es soviel Nachfrage gibt ist eine solch aufdringliche Werbung ja eh nicht nötig. Oder etwa doch?

Gute Nacht!

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Re: RE: Belästigung durch Strassenstrich

Beitrag von Aoife »

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Chris80 hat geschrieben:bei deine Posts drängt sich der Verdacht auf das du es dir gar nicht vorstellen kannst das ein Mann keine Lust an bezahlten Sex hat und du darum hinter meinen Kommentaren den verdrängten "Trieb" vermutest.
Hallo Chris80,

du packst einfach zu viel zusammen. Dinge, die nichts miteinanader zu tun haben.

Dein erster Verdacht ist falsch - ich habe keinerlei Problem damit mir vorzustellen, dass manche Männer das nicht wollen.

Dein zweiter Verdacht ist richtiger, jedoch nicht aufgrund des ersten falschen Verdachts aufgekommen, sondern aufgrund deiner Formulierungen. Und bezüglich "verdrängt" möchte ich mich auch keineswegs festlegen.

Die klare Unterscheidung zwischen diesen Dingen ist aber unverzichtbar, wenn wir vernünftig darüber diskutieren wollen, wie groß denn die objektive Gefahr überhaupt ist, dass beispielsweise deine Kinder die Anbieter- oder Kundenkarriere in diesem Bereich einschlagen ...

Statistisch gesehen ist Kunde deutlich häufiger und somit in gewisser Weise "normaler" als Anbieter. Und wenn ich mir auch sicher bin, dass die Allermeisten hier deine Sorge bezüglich deiner Tochter nachvollziehen können, so bleibt doch die Frage, ob das Beispiel wirklich so einflußreich ist, oder ob da nicht ganz andere Dinge eine viel wichtigere Rolle spielen? Für manche von uns war vielleicht gerade der "Reiz des Verbotenen" eine Einstiegsmotivation? Und warum jemand sich ausgerechnet davon motivieren läßt hat auch wiederum Ursachen, die nicht alle im Einflußbereich der Eltern liegen.

Die nicht sachgerechte Vermischung mit eigenen Gefühlen kann hier sehr schnell zu Fehlentscheidungen führen.

Liebe Grüße, Aoife
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Gerd2
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RE: Belästigung durch Strassenstrich

Beitrag von Gerd2 »

Hallo, Chris 80 !

Ich kenne zwar weder den 15. Bezirk, noch die Linzerstrasse.
Vielleicht ist das ja ein "Rotlichtviertel" ?

Was möchtest Du: Sexwork und Strassenstriche im Besonderen, verbieten ?

Du hast das Beispiel mit der Werbung gebracht:
hälst Du Deinen Kindern die Augen zu, wenn im TV Werbung für Süssigkeiten kommt oder FastFoodKetten etc.

Sorry, musste ich jetzt loswerden

LG
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Lycisca
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Re: RE: Belästigung durch Strassenstrich

Beitrag von Lycisca »

Chris80 hat geschrieben:Werbeplakate, Schaufenster und sonstige Werbung kann man ignorieren weil es sich nicht aufdrängt. Den Fernseher kann ich ausschalten, am Bordell muss ich nicht vorbeigehn, Plakate die mir nicht passen hängen sich wenigstens nicht ein ein rufen mir obszönitäten nach und zu.
Nicht aller Werbung kannst du ohne weiteres entgehen ... ich denke etwa an die lästigen Werbeanrufe, Anrufe von Meinungsforschern usw. Das Telefon auszuschalten hieße dann auch, in der Kommunikation mit Freunden, Familie usw beeinträchtigt zu sein, beruflich nicht erreichbar zu sein ...

Was konkret die Situation am Strassenstrich in Wien betrifft: Den Strassenstrich gibt es dort schon sehr lange, ebenso die Infrastruktur (Lokale) ... dies hätte jedem klar sein müssen, der dort hinzieht. Ich möchte analog auf ein neueres OGH Urteil zur Südbahn hinweisen: Die Anrainer am Semmering leiden zwar durch Lärm aufgrund des Bahnverkehrs, der auch immer stärker wird, doch wenn sie neu hinzugezogen sind (also in extremer Auslegung hinzugezogen, nachdem Ritter von Ghega die Bahn erbaut hat), haben sie keinen Anspruch auf Schutz!

Hier ist noch ein Link zu einem Artikel darüber in der ÖJZ: ÖJZ Artikel auf der Homepage von LGP

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Beitrag von ehemaliger_User »

Ich kenne die beschriebene Gegend in Wien nicht. Ich kenne auch Chris80 nicht, ich weiss auch nicht, ob er direkt am Strassenstrich wohnt oder nur dort durch muss.

Festhalten und Anfassen: das geht nicht, hat auch nichts damit zu tun, dass dort schon lange der Strich ist. Ich möchte mal die Sexarbeiterin hören, die von vorbeigehenden Freiern einfach so angefasst wird.

Ansonsten bin ich auch der Meinung: jeder weiss, was in der Strasse gespielt wird - wenn ich dort hinziehe, weiss ich, was mich erwartet.

@Chris80
Wenn Du tatsächlich regelmässig dort durchkommst: Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich die Frauen dort freiwillig ständig von Dir eine Abfuhr holen wollen, die registrieren normalerweise schon, wer dort durch muss und wer nicht.
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Gast

RE: Belästigung durch Strassenstrich

Beitrag von Gast »

vielleicht hat die - geradezu hysterische - Ablehnung von Strassenprostitution mit der Gesellschaft und dem Geschlechterverhältnis im speziellen zu tun??

Ich meine: die strassenprostitution stört doch die Anrainer in Realität nicht so stark, als Wirbel darum gemacht wird.
Etwa auf der ÄMH ist der Lärm durch passierende Autos sicher viel stärker als die oft gebrachten "Freier"-verkehre!!
Ich meine, der Freierverkehr macht nur einen kleinen Bruchteil der Autos aus, die allermeisten brausen zu schnell durch diese Strasse auch in tiefer Nacht!!

Ich meine - um nicht ins philosophieren abzugleiten - dass es etwas mit der "Sichtbarkeit" von Prostitution zu tun hat.
Solange Prostitution in Studios stattfindet, ist sie weg vom öffentlichen Raum und stört dementsprechend die "Gesellschaft" nicht. Erst wenn SWinnen offen sichtbar herumstehen (auch wenn nur nachts!), entsteht die Aufregung; und diese Aufregung hat, glaube ich, nicht viel mit Lärm oder anderen Gründen zu tun, die immer vorgebracht werden.

Ich glaube, es hat eher mit den gesellschaftlichen Normen zu tun.
Vor allem (ältere) Frauen fühlen sich durch SW angegriffen; das könnte etwas mit dem "Wert" des Sexes in der Gesellschaft zu tun haben. Sex hat ja einen grundlegende Bedeutung für das Geschlechter-verhältnis; Frauen können mit Sex die Männer an der Leine halten und Sex dient als Lockmittel für Männer;
bei einer fixen Bindung ist der Mann relativ stark seiner eigenen Frau ausgeliefert weil sie gewähren oder entziehen kann. Somit entsteht ein (symbiotisches) Verhältnis - der Mann ernährt (teilweise) die Frau, beschützt sie, die Frau gewährt Nähe, Geborgenheit und nicht zuletzt Sex!!

Durch SW wird nun diese strikte Gesetzmässigkeit gestört. Männer können ausweichen, und der Wert von Sex wird angegriffen.
(Man konnte bei der ATV-Doku "Aufstand der Sexarbeiterinnen" sehen, wie sich die Frauen der Anrainer lautstark und empört über die "bösen" SWinnen auf der Felberstrasse aufgeregt haben; Männer dagegen waren da eher zurückhaltend und ruhig).
Mir erscheint - alle diese Gründe sind eher vorgeschoben; vielmehr entsteht die Aufregung weil sich (Ehe)-frauen durch - sichtbare - Prostitution angegriffen fühlen in ihrem Selbstbild als Gewährende, und zwar monopolartig gewährende!

Deshalb auch die Verfolgung von SW durch die Institutionen. Ehe wurde ja - nicht zuletzt - von der Obrigkeit eingeführt, um Männer ruhigzustellen (durch "Verfügkbarkeit" der eigenen Frau), und Frauen vom Vagabundieren und Prostituieren abzuhalten.
SW war da oft gleich stark verfolgt wie Hexerei!!

Ich glaube - trotz allem modernen Gerede - das Verhältnis der Geschlechter folgt noch immer uralten Programmen und Regeln und der einzelen kann sich hier schwer entziehen; eigentlich nur wenn er der Norm nicht entspricht (etwa durch grossen Reichtum, oder als Aussenseiter!!).

Die SWinnen als Symbol für die Regellosigkeit; und die Gründe wie Lärm, Belästigung "normaler" FRauen, Traumatisierung von Kindern, sind eher vorgeschoben.

Dahinter steht die Konkurrenz von Frau zu Frau...