Ich weiß nicht, ob Ihr die frohe Kunde schon vernommen habt: Noch zu Jahresbeginn sprach ja alles für die Befürchtung, dass Finnland den schwedischen Schwachsinn hoch zehn eins-zu-eins kopieren würde, und man meinte, in Stockholm schon das Entkorken der Sektflaschen zu vernehmen, auf dass die dortigen Betonköpfe auf die Exportfähigkeit ihrer kruden weltfremden Ideologie anstoßen und sich gegenseitig ihre Grandezza bescheinigen

Tja, daraus wurde aber nix, "unverhofft kommt oft" und so dürfte es Selters statt Sekt geworden sein (wenn überhaupt, denn 'was frisches Sprudelndes passt so gar nicht zu diesen vertrockneten Weltverbesserern, schales abgestandenes Leitungswasser erscheint mir wesentlich angemessener

Abgesehen von den sicher nicht unerheblichen Vollzugs- und Beweislastproblemen dieser Lösung meine ich, dass man mit ihr im Grundsatz recht gut leben kann, denn was entscheidend ist: Wenn eine Frau (oder natürlich auch ein Mann) sich aus freien Stücken entschließt, erotische Dienstleistngen anzubieten, und ein Mann (oder eine Frau) diese in Anspruch nimmt, so bleibt dieses Geschäft für beide Betroffene sanktionsfrei! (Im Übrigen sollte es für uns Freier ohnehin eine selbstverständliche Frage der Ehre sein, ausschließlich mit Huren zu verkehren, die diese Tätigkeit freiwillig ausüben, und das Zuhälter(un)wesen durch "Marktaustrocknung" zu bekämpfen, scheint mir auch keine zu beanstandende Zielsetzung zu sein.)
Maßgebend ist, dass die Finnen dem Kern des schwedischen Dogmas, wonach nämlich jede Form der Prostitution per se Ausdruck patriarchalischer Gewalt und eine Verletzung der Menschenwürde (nämlich der der Prostiuierten) sei, eine klare und unmissverständliche Absage erteilt haben

Dies ist viel mehr als ein kleiner, aber feiner Sieg für die Vernunft, und selbst mehr als ein großartiges Verdienst der zahlenmäßig naturgemäß kleinen, aber ausgesprochen kompetenten und engagierten finnischen Hurenbewegung! Denn auch wenn man zunächst versucht sein mag, die Bedeutung dieser Entscheidung angesicht der Lage und Größe Finnlands zu relativeren, darf man zweierlei nicht verkennen: Zum einen die Signalwirkung vor allem in Richtung Baltikum, wo ebenfalls viele Politiker/innen mit dem "schwedischen Modell" sympathisier(t)en, wo man aber - schon historisch und ehtnisch bedingt - Finnland doch noch näher steht als Schweden; und zum anderen muss neben diese Niederlage für die Stockholmer Lustgrufties - gegen deren Engstirnigkeit sich selbst der amtierende Papst wie eine Personifkation nonchalanter Libertinage ausnimmt

Nun ja: manchmal bekommt man eben doch das, was man verdient...

Bleibt nur zu hoffen, dass auch das übrige Europa (so noch unentschlossen in dieser Frage), wenn es sich schon nicht zu einer vollständigen Liberalisierung und Gleichstellung der Prostitution mit "bürgerlichen" Berufen durchringen kann (welche selbstverständlich die EINZIGE vernünftige und auch den legitimen Belangen der Huren angemessen Rechnung tragende Lösung wäre), sondern meint, angesicht der leider erschreckenden Ausweitung von Zwangsprostitution und Menschenhandel "die Zügel enger anziehen" zu müssen, sich nach Helsinki und nicht nach Stockholm orientiert!
LG aus Berlin
Norbert