"Schwedisches Modell" KEIN Exportschlager!

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Nobbi56

"Schwedisches Modell" KEIN Exportschlager!

Beitrag von Nobbi56 »

Hallo allerseits!

Ich weiß nicht, ob Ihr die frohe Kunde schon vernommen habt: Noch zu Jahresbeginn sprach ja alles für die Befürchtung, dass Finnland den schwedischen Schwachsinn hoch zehn eins-zu-eins kopieren würde, und man meinte, in Stockholm schon das Entkorken der Sektflaschen zu vernehmen, auf dass die dortigen Betonköpfe auf die Exportfähigkeit ihrer kruden weltfremden Ideologie anstoßen und sich gegenseitig ihre Grandezza bescheinigen :3some .

Tja, daraus wurde aber nix, "unverhofft kommt oft" und so dürfte es Selters statt Sekt geworden sein (wenn überhaupt, denn 'was frisches Sprudelndes passt so gar nicht zu diesen vertrockneten Weltverbesserern, schales abgestandenes Leitungswasser erscheint mir wesentlich angemessener :016 ) - weiß doch Wikipedia ( http://de.wikipedia.org/wiki/Prostitution#Finnland ) zu berichten, dass die Übernahme des schwedischen Schrott-Modells an den Mehrheitsverhältnissen im finnischen Parlament gescheitert und es lediglich zu einer stark abgemilderten Fassung der Rechtslage gekommen ist, wonach nur der Verkehr mit Zwangsprostituierten sowie solchen mit Zuhältern strafbar wird.

Abgesehen von den sicher nicht unerheblichen Vollzugs- und Beweislastproblemen dieser Lösung meine ich, dass man mit ihr im Grundsatz recht gut leben kann, denn was entscheidend ist: Wenn eine Frau (oder natürlich auch ein Mann) sich aus freien Stücken entschließt, erotische Dienstleistngen anzubieten, und ein Mann (oder eine Frau) diese in Anspruch nimmt, so bleibt dieses Geschäft für beide Betroffene sanktionsfrei! (Im Übrigen sollte es für uns Freier ohnehin eine selbstverständliche Frage der Ehre sein, ausschließlich mit Huren zu verkehren, die diese Tätigkeit freiwillig ausüben, und das Zuhälter(un)wesen durch "Marktaustrocknung" zu bekämpfen, scheint mir auch keine zu beanstandende Zielsetzung zu sein.)

Maßgebend ist, dass die Finnen dem Kern des schwedischen Dogmas, wonach nämlich jede Form der Prostitution per se Ausdruck patriarchalischer Gewalt und eine Verletzung der Menschenwürde (nämlich der der Prostiuierten) sei, eine klare und unmissverständliche Absage erteilt haben :098 !

Dies ist viel mehr als ein kleiner, aber feiner Sieg für die Vernunft, und selbst mehr als ein großartiges Verdienst der zahlenmäßig naturgemäß kleinen, aber ausgesprochen kompetenten und engagierten finnischen Hurenbewegung! Denn auch wenn man zunächst versucht sein mag, die Bedeutung dieser Entscheidung angesicht der Lage und Größe Finnlands zu relativeren, darf man zweierlei nicht verkennen: Zum einen die Signalwirkung vor allem in Richtung Baltikum, wo ebenfalls viele Politiker/innen mit dem "schwedischen Modell" sympathisier(t)en, wo man aber - schon historisch und ehtnisch bedingt - Finnland doch noch näher steht als Schweden; und zum anderen muss neben diese Niederlage für die Stockholmer Lustgrufties - gegen deren Engstirnigkeit sich selbst der amtierende Papst wie eine Personifkation nonchalanter Libertinage ausnimmt :003 - umso schmerzlicher in den abgestorbenen Lenden brennen, als dass man sich sicher war, doch zumindest seine "engsten Nachbarn" vom Endsieg über Sinn und Verstand überzeugen zu können! Dass sich nun ausgerechnet die kleinen (aber selbstbewussten) "Nordlichter" erlaubt haben, den großen und arroganten Nordlichtern das Licht erst einmal auszublasen (sic!), können diese gar nicht anders als überaus massiven Rückschlag und herben Prestigeverlust zu bewerten (auch, wenn sie wahrscheinlich zu feige sind, das in der Öffentlichkeit zuzugeben.)

Nun ja: manchmal bekommt man eben doch das, was man verdient... :lol1

Bleibt nur zu hoffen, dass auch das übrige Europa (so noch unentschlossen in dieser Frage), wenn es sich schon nicht zu einer vollständigen Liberalisierung und Gleichstellung der Prostitution mit "bürgerlichen" Berufen durchringen kann (welche selbstverständlich die EINZIGE vernünftige und auch den legitimen Belangen der Huren angemessen Rechnung tragende Lösung wäre), sondern meint, angesicht der leider erschreckenden Ausweitung von Zwangsprostitution und Menschenhandel "die Zügel enger anziehen" zu müssen, sich nach Helsinki und nicht nach Stockholm orientiert!

LG aus Berlin
Norbert

sixela
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Beitrag von sixela »

Anläßlich der Diskussion, die wir zum Prostitutionsverbot (oder genauer zum "Freierverbot") in Schweden möchte ich auf ein Phänomen hinweisen, das man beim Durchlesen des hier von Nobbi geposteten Wikipedia-Links zur Geschichte der Prostitution erkennen kann.

Offenbar wurde die Prostitution (vor allem bezüglich Zulassung von Bordellen) bis in die 50er und 60er Jahre des letzten Jahrhunderts in vielen europäischen Ländern liberaler gehandhabt als seit der "sexuellen Revolution" in den 60ern und 70ern (als im übrigen als Kontrapunkt die Pornographie liberalisiert wurde). Da erst wurden in weiten Bereichen Straßenstrich und auch einschlägige Bars (vor allem in Südeuropa) verboten. Anscheinend hat man also in besonders prüden Zeiten die Prostitution als "Ventil" leben lassen, während man sie zu Zeiten der "sexuellen Aufklärung" immer mehr an die Kandare nahm. Eigenartiger Zustand.

Wenn man sich die heutige Lage ansieht, sind ja im Vergleich zu den meisten anderen Weltgegenden Deutschland und sogar Österreich Horte der Liberalität in bezug auf Prostitution.

Aber vom so "fortschrittlichen" Skandinavien aus könnte die nächste Verschärfungswelle auf uns zurollen. Für mich wird dieser Trend hervorgerufen durch das Zusammenspiel einer von links (Feministinnen) und rechts (Religion) aufkeimenden sexuellen Schein-"Moralität", die Sex ohne "Beziehung" und ohne "Liebe", dafür gegen Geld, zu einer zu verdammenden anstatt zu einer zu würdigenden hochwertigen Dienstleistung macht, die der vielzitíerten "Würde" der Frau widerspreche, was ja nur jede Frau als Individuum für sich selbst beantworten kann.
Die Welt ist umso freier, je weniger Religion und je mehr Sex praktiziert wird

Nobbi56

wie weit weg ist Stockholm?

Beitrag von Nobbi56 »

Ja, das „Schwert“ des Fortschritts ist eben ein sehr zweischneidiges Schwert!

Wir wissen ja, dass Prostituierte in den vorchristlichen Hochkulturen (man denke an die berühmten „Tempelhuren“) zumindest teilweise eine gesellschaftlich höchst angesehene Stellung inne hatten und den Rang von Priesterinnen bekleideten. Nun ja, seit diesen – in dieser Hinsicht wahrlich fortschrittlichen – Zeiten ist viel Wasser sowohl die Donau als auch die Spree hinuntergeflossen...

Zwar waren Huren auch schon im Mittelalter weitgehend entrechtet und genossen z.B. nicht die mit dem Stadtrecht verknüpften bürgerlichen Privilegien, aber die massive soziale Missachtung und Abwertung hat dieses Gewerbe meines Wissen erst im Zuge des aufkeimenden Pietismus und der (Pseudo-)Frömmigkeit, also im Zeitalter des Biedermeier erfahren. Denn zuvor, in Renaissance, Barock und im feudalen und absolutistischen Europa gehörte das „herumhuren“ schließlich zum guten Ton aller, die etwas zu sagen hatten, egal, ob es weltliche oder kirchliche „Herr"schaften waren; über die Mätressen nicht nur der absolutistischen Könige, sondern auch der Kardinäle und Päpste ließen sich viele dicke Bücher schreiben...

(Wobei man freilich nicht verkennen darf, dass es stets ein starres Rollenklischee gab: Männer waren Nutznießer, Frauen Anbieterinnen sexueller Dienste; die Umkehrung war höchst selten und auf Frauen vom Stande einer Katarina der Großen oder privilegierter adliger Damen beschränkt, die es sich – in finanzieller wie in sozialer – Hinsicht leisten konnten, sich Günstlinge für jedwede Dienste zu halten...)

In der Gegenwart und Zukunft geht die größte Gefahr für eine dringend gebotene völlige gesellschaftliche Rehabilitierung und soziale wie wirtschaftliche Gleichstellung der Sexarbeit und Sexarbeiter/innen m. E. nicht vorrangig von der katholischen Kirche aus – in „erzkatholischen“ Ländern inner- und außerhalb Europas gab und gibt es seit jeher Prostitution, die z.T. staatlich legitimiert ist (wie etwa in Brasilien), und es ist ja auch bezeichnend, dass wir von einem schwedischen, nicht von einem italienischen „Modell“ sprechen -, zumal die theologische Dogmatik mit einer generellen Stigmatisierung und Abwertung von Prostituierten auch ihre liebe Müh’ und Not hätte, gehört doch schließlich eine gewisse Maria Magdalena zu den am meisten verehrten Persönlichkeiten der Bibel, und es gibt nicht wenige Historiker, die in ihr eine „Gewerbliche“ sehen; freilich, der Sexualität einen eigenen, von der Zeugungsfunktion unabhängigen Stellenwert für die menschliche Existenz zuzuerkennen, damit tut sich der Vatikan schwer, aber fairerweise muss man konzedieren, dass die Christen insoweit lediglich die jüdische Tradition übernommen haben, denn auch im Judentum wird die Sexualität letztlich auf die Fortpflanzungsfunktion reduziert.

Hinzu kommt ein ebenso profaner wie m. E. folgenschwerer Umstand: Es sind nicht Männer, die in vorderster Front gegen die Prostitution agieren, sondern eigentlich immer Frauen = Feministinnen, die auf die Barrikaden gehen (warum mehr Frauen als Männer gegen Prostitution sind, dürfte zum einen offensichtlichen Grund haben, nämlich dass halt in einer nach wie vor patriarchalisch geprägten Gesellschaft die Männer hiervon mehr profitieren als die Frauen, darüber hinaus aber auch tiefer liegende soziologische Ursachen aufweisen, da (Ehe-)Frauen in einer Prostituierten fast immer eine Nebenbuhlerin und Konkurrentin sehen und diese daher quasi als ihre „natürliche Feindin“ betrachten.) Daraus lässt sich aber schlussfolgern, dass - jedenfalls solange es nur Männer auf den „Stuhl Petri“ schaffen - eher unwahrscheinlich sein dürfte, dass der Vatikan – der ja überdies ein reiner Männerstaat ist - zum Generalangriff auf Prostitution und Prostituierte blasen (sic!!) wird.

Immerhin, die Prostitution hat all’ die Jahrhunderte überlebt, in denen der Kirchenstaat noch eine veritable Macht in Europa war und der Papst weltliche Herrscher inthronisieren und absetzen konnte, da mache ich mir eigentlich keine Sorgen, dass in einer weitgehend säkularisierten Welt – und ich spreche jetzt NICHT von islamischen Nationen, dort sieht es bekanntlich wieder ganz anders aus – von Rom (das zwar ewig sein mag, aber ganz sicher nicht allmächtig) in dieser Hinsicht etwas zu befürchten ist. Nun gut, niemand weiß, wer in Zukunft noch alles Papst sein wird, aber selbst wenn es die Purpurträger und der Herr in Weiß ernsthaft wollten (was ich schon bezweifle) – sie könnten es schlichtweg nicht durchsetzen (zumindest nicht flächendeckend).

Da sieht es mit dem anderen und wesentlich wirkungsmächtigerem Feind von Liberalität und Vernunft, nämlich den radikalen „Killerfeministinnen“ und ihrer kruden Ideologie, schon ganz anders aus! Der Papst mag die Massen entzücken, aber der Papst kommt und geht wieder, ohne dass seine Botschaften und Auffassungen nachhaltige Spuren in Form einer veränderten Realpolitik zu hinterlassen vermögen – bei einer Frau Alice Schwarzer und ihren Kumpaninnen sieht das bekanntlich schon ganz anders aus! Die mag zwar keinesfalls die Massen entzücken (nee, ganz bestimmt NICHT!), aber das kann ihr egal sein, denn sie hat das Ohr der Publizistik und das Ohr von Machern und Merklern, sozusagen, und dieser stille, gleichwohl subtile Einfluss ist wesentlich gravierender und gefährlicher! Ich frage Euch: Wie oft habt Ihr den Papst oder auch nur einen Kardinal in einer dieser unseligen Talkshows gesehen, und wie oft dagegen Frau Schwarzer oder eine ihrer Adepten? Also bitte!

Dass sich am Ende kaum ein schwedischer Parlamentarier getraut hat, bei der seinerzeitigen Abstimmung über die Sanktionierung von Freiern offen und ehrlich die dem klaren und vorurteilsfreien Denker evidente Idiotie und Kontraproduktivität dieses „Modells“ auszusprechen und Rückgrat zu zeigen, macht auf erschreckend überzeugende Art deutlich, wie effektiv und erfolgreich das „linke“ radikalfeministische Lager – sei es durch regelrechte Gehirnwäsche, sei es durch einschüchtern, sei es durch massiven Agitprop-Einsatz oder sei es durch pseudo-wissenschaftliche „Beweisführung“ – seine Widersacher peu à peu aus- und die zuvor pluralistische und aufgeklärte staatsbürgerliche Gesellschaft gleichgeschaltet hat. Nun bin ich zwar nach wie vor der Überzeugung, dass die schwedische Gesellschaft so ihre Besonderheiten aufweist und die dortigen Verhältnisse nicht ohne weiteres auf andere Staaten zu übertragen sind – schon der vermeintlich einfachste Schritt, den nördlichen Nachbarn Finnland mir dem „schwedischen Modell“ zu infizieren, schlug ja bekanntlich fehl, und ob sich die selbstbewussten Dänen kujonieren lassen, erscheint fraglich -, aber man darf sich auch keinen Illusionen hingeben: Alice im Plunderland ist bekanntlich kein Nordlicht, sondern auf ureigenstem bundesdeutschen Ideologiemüll gewachsen!

Allerdings, die Frau (?) ist ja nun auch schon 60 und nobody lives forever, und ob die nachwachsende Generation im feministischen Lager die plumpe Brachialrhetorik und den stupiden Männerhass unreflektiert tradieren wird, ist ebenso unsicher. Davon abgesehen, auch wenn die Schwarzer-Clique weiland den Untergang des Abendlandes proklamierte: Die damalige deutsche rot-grüne Bundesregierung ließ sich dadurch mitnichten von ihrer (nicht perfekten, nicht ausreichenden, aber immerhin in die richtige Richtung weisenden) Rechtsreform durch das sog. Prostitutionsgesetz abhalten!

Nicht aus dem Auge verlieren dürfen wird man in diesem Kontext aber auch, wie wichtig eine wirksamere Bekämpfung von Menschenhandel und Zwangsprostitution ist, denn an diesen kriminellen Machenschaften knüpfen die Prostitutionsgegner immer wieder ihre vermeintlich humanitäre Zielsetzung an! Je besser es in Europa (und weltweit) gelingen wird, diese Form der grausamen und unmenschlichen Entwürdigung von vorwiegend sehr jungen Frauen und Mädchen auszumerzen, desto überzeugender kann man auch für die gesellschaftliche Akzeptanz der freiwilligen Sexarbeit eintreten. Nicht zuletzt vor diesem Hintergrund wird mit großem Interesse die weitere Diskussion um jenen juristischen Ansatz zu verfolgen sein, der zwar weder die Ausübung noch die Inanspruchnahme von Prostitution per se sanktioniert, jedoch den (wissentlichen) Verkehr mit Zwangsprostituierten unter Strafe stellt. Dieser Ansatz ist in Finnland realisiert worden und wird auch von der deutschen CDU (= Merkelpartei) befürwortet. Man wird sehen, ob dies womöglich am Ende sogar den – wenn auch nicht unumstrittenen – Königsweg darstellt, um den dogmatischen Prostitutionsfeinden argumentativ zumindest so viel Wasser abzugraben, dass ihre missionarischen Schreckensvisionen einer Welt ganz ohne Huren und Freier ein- für allemal in’s Wasser fällt – und das wäre dann auch wirklich gut so!

LG Norbert