Sonja hat geschrieben:Ich kann zu alledem nur sagen "LEIDER", leider ist unsere Gesellschaft nocht nicht so weit und reif, dass man ohne Hemmungen und Konsequenzen frei und offen zu seinem außergewöhnlichen Beruf stehen kann. Das schmerzt vor allem, wenn man seinen Beruf liebt und stolz darauf ist!

Aber das ist ein Teufelskreis, Sonja.
Um den Prostituierten und dem Beruf mehr Anerkennung in der "Gesellschaft" zu verschaffen, bedarf es einfach jener Prostituierten, welche über ihren Schatten springen, und eben auch dann zu ihrem Beruf stehen, wenn sie damit in ihrer Familie oder in ihrem Freundeskreis nicht nur auf Begeisterung stoßen.
Gerade jene, welche ihren Beruf lieben und stolz darauf sind, sollten da eigentlich in der ersten Linie stehen. Freilich wird das Bekennen der Wahrheit nicht nur Freude auslösen, aber ich glaube nicht, dass sich sämtliche Familienmitglieder und auch nicht sämtliche Freunde geschlossen von einer Frau abwenden, die sich als Prostituierte bekennt. Es wäre ja auch unlogisch - wenn sie Dich bis zu diesem Tag als Verwandte oder Freunde geliebt und geschätzt haben, warum sollte sich das ändern? Selbst Kleingeistern müsste sich erschließen, dass die wesentlichen Charakterzüge eines Menschen nicht von seinem Beruf geprägt werden, sondern eher umgekehrt auf den Beruf Einfluss nehmen.
Und wenn ich rechne, dass eine einzelne Prostituierte in ihrer Verwandtschaft und in ihrem Freundeskreis jetzt einmal über den Daumen rund 20 bis 30 Menschen praktisch vor Augen führen kann, dass ihr Beruf sie in ihrem Mensch sein nicht verändert hat, dann mag sich das nicht nach viel anhören, aber es wären entsprechend viele Menschen, welche von einer Prostituierten ein anderes Bild, ein menschlicheres Bild bekommen würden.
Solange sich jede Prostituierte (und die Ausnahmen kann man meines Erachtens an einer Hand abzählen) hinter der Gesellschaft versteckt, statt zu ihrem Beruf zu stehen, wird sich an dem düsteren Bild, das viele Menschen von der Prostitution und den in diesem Bereich tätigen Menschen haben, nicht sehr viel ändern.
Das auf diesem Weg zu ändern, ist sicher sehr langwierig, und wird sich
vielleicht in zwei oder drei Generationen verwirklichen lassen. Aber eben nur dann, wenn zumindest die "berufenen" Huren einmal den Anfang machen.
Denn auf die Kunden brauchen sie in dieser Hinsicht nicht zu rechnen. Zum einen ist dem Großteil davon die menschliche Seite ihrer Gespielinnen ziemlich wurscht, zum anderen sind sie selbst auf der Flucht vor der Ächtung der Gesellschaft. Und was sie im geheimen Kämmerchen genießen, verteufeln sie, wenn sie wieder in ihr normales Leben zurückgekehrt sind.
Denn obwohl man die Doppelmoral gerne bei den Gegnern der Prostitution ortet, ist sie natürlich in den Reihen der Huren und Freier genau so zu finden.
Was ich persönlich sehr schade finde: dass man in dem Bestreben, Anerkennung für den Beruf der Prostituierten zu finden, wieder einmal damit beginnt, sich zuerst einmal neue Namen auszudenken.
Das ist so wie mit den Roma oder Zigeunern: man muss diese Menschen mögen, und man muss es sie spüren lassen, dann wird es ihnen wurscht sein, wie man zu ihnen sagt.
Es ist nicht wichtig, ob Prostituierte, Hure, Dirne oder was immer, jeder Begriff ist akzeptabel, solange er mit Respekt und Achtung vor dem Menschen verbunden ist. "Sexworker" ist in meinen Augen die Bankrotterklärung des Versuchs, Anerkennung für Prostituierte zu finden. Und es wird auch mit diesem technokratischen Begriff nicht gelingen. Umgekehrt würde eher ein Schuh daraus.
Wenn die Mehrheit der Menschen absolut nichts Anstößiges daran findet, wenn eine Hure einen Freier empfängt,
dann habt ihr das Spiel gewonnen!
Das war's schon, steirisch-eigensinnig wie immer
Ah ja ..... um noch ein paar Worte zum Topic zu sagen
Mein Begriff von Partnerschaft und Treue hat über lange Zeit meines Lebens eine Beziehung zu einer Prostituierten ausgeschlossen.
Wenn ich auch sagen darf, dass nach den Erfahrungen der letzten Monate ich dieser Frage nicht mehr ganz so verschlossen gegenüber stehe, muss ich doch gestehen, dass ich zwar vom Kopf her, nicht aber in meinem Herzen mit einer solchen Beziehung leben könnte.
Aber da sage ich Dir ja nix neues!
