DER SPIEGEL
Die SPIEGEL-Gruppe entwickelt mit SPIEGEL Start ihr Angebot für die Zielgruppe U30 weiter und löst die Marke bento ab
10. Juni 2020
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Anja zum Hingst
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Der SPIEGEL will seinen Markenkern noch stärker in der U30-Zielgruppe verankern und sein erfolgreiches Geschäftsmodell – aus Leser- und Werbefinanzierung – in die nächste, junge Generation ausweiten. So soll neben wachsenden Vermarktungserlösen auch das Wachstum von U30-Abos beim Bezahlangebot SPIEGEL+ ausgebaut werden.
Barbara Hans, Chefredakteurin des SPIEGEL: „Die Zielgruppe der unter 30-Jährigen ist für den SPIEGEL relevant – und der SPIEGEL ist für diese Zielgruppe relevant. Analysen zeigen, dass auch junge Menschen unter 30 den SPIEGEL mit aktuellen politisch-gesellschaftlichen Themen assoziieren und ihn als Quelle glaubwürdiger Information schätzen. Die Zielgruppe wünscht sich vom SPIEGEL Orientierung: zu Fragen rund um Studium und Jobeinstieg. Ein darauf zugeschnittenes Angebot werden wir nun entwickeln – mit SPIEGEL Start.”
SPIEGEL Start (zurzeit noch ein Arbeitstitel) soll die Marke bento, seit 2015 das junge Magazin vom SPIEGEL, ablösen. Das, was die Zielgruppe U30 beim SPIEGEL neben News und Hintergrund auch sucht – Entscheidungshilfen beim Übergang vom Studium in den Job, Lebensweltliches – gibt es heute bei bento. Dieses Angebot soll künftig ausgebaut werden. bento war allerdings als eigenständiges Nachrichtenportal konzipiert, eine inhaltliche Neuausrichtung gelingt unter dieser Marke deshalb nur schwer.
Stefan Ottlitz, Leiter der Produktentwicklung beim SPIEGEL: „Es ist großartig, wie schnell, mutig und professionell die jungen Redakteurinnen und Redakteure die Marke bento aufgebaut und mit Leben gefüllt haben. Umso schmerzhafter ist es zu sehen, dass trotz dieses großen Engagements und guter erster Jahre die wirtschaftlichen Aussichten für bento nicht mehr gut sind.“ bento als eigenständiges, rein werbefinanziertes Angebot mit großem Team ist – verstärkt durch die Erlösverluste in der Coronakrise – nachhaltig in die Verlustzone geraten. Durch die weiter entfernte Positionierung vom SPIEGEL ist eine Flankierung durch Pay-Modelle nicht realistisch. Eine stärkere Verankerung des SPIEGEL in jungen Zielgruppen inklusive SPIEGEL+ ist allerdings Teil der Unternehmensstrategie und erfordert eine Neuausrichtung des U30-Angebots.
bento als Marke und eigenständiges Ressort des SPIEGEL wird im Herbst eingestellt und durch das neue Angebot SPIEGEL Start abgelöst. Das neue Redaktionsteam soll im Ressort Job & Karriere verankert sein und sich eng mit den anderen Ressorts koordinieren. Geplant ist auch ein gedrucktes Supplement „SPIEGEL Start“, das schon mit der bento-Redaktion entwickelt wurde und künftig vierteljährlich dem SPIEGEL beiliegen und an Hochschulen verteilt werden soll.
Von der bento-Auflösung sind 16 Redakteurinnen und Redakteure betroffen, SPIEGEL Start wird mit fünf neuen Arbeitsplätzen beginnen. Betriebsbedingte Kündigungen will die Geschäftsleitung gemeinsam mit dem Betriebsrat möglichst vermeiden.
Über bento – das junge Magazin vom SPIEGEL
Mit bento startete der SPIEGEL im Oktober 2015 ein neues journalistisches Angebot für Menschen zwischen 18 und 30 Jahren – mit einer eigenen Redaktion, Website und App; 2019 folgte ein umfangreicher Relaunch. bento fokussiert sich auf die junge Perspektive und die Gewohnheiten junger Menschen – als Ergänzung zu den Inhalten auf spiegel.de.
In Texten, Videos und einem Podcast liefert die bento-Redaktion Hintergründe und Haltung zu Fragen und Themen, die die Zielgruppe bewegen. Thematisch liegt der Schwerpunkt auf den Rubriken Gerechtigkeit (Politik, Wirtschaft und Gesellschaft), Uni und Arbeit (Ausbildung, Studium, Karriere), Freizeit (Serien, Popkultur, Reisen), Gefühle (Liebe, Sex, Beziehungen, Psyche) und Queer (LGBTQ+).
https://www.spiegelgruppe.de/news/press ... e-bento-ab
10.06.20, 16:24 Uhr
Nach fünf Jahren „Spiegel“ stellt „Bento“ ein und startet mit neuem Angebot
Der Spiegel
Der „Spiegel“-Onlineauftritt
Foto: Daniel Reinhardt/dpa
HAMBURG
Nach fünf Jahren wird die „Spiegel“-Marke „Bento“ für jüngere Leute in diesem Herbst eingestellt und durch ein neues Angebot abgelöst. Arbeitstitel ist „Spiegel Start“ für die Zielgruppe der unter 30-Jährigen, wie das Hamburger Verlagshaus am Mittwoch mitteilte. „Bento“ war im Herbst 2015 als eigenständiges Nachrichtenportal für 18- bis 30-Jährige gestartet und ist auch in sozialen Medien aktiv.
Neues Projekt „Spiegel Start“
Nach Verlagsangaben geriet die Marke als eigenständiges und rein werbefinanziertes Angebot - „verstärkt durch die Erlösverluste in der Coronakrise – nachhaltig in die Verlustzone“. Von der „Bento“-Auflösung seien 16 Redakteurinnen und Redakteuren betroffen. „Spiegel Start“ soll mit fünf Arbeitsplätzen starten. Der Verlag betonte: „Betriebsbedingte Kündigungen will die Geschäftsleitung gemeinsam mit dem Betriebsrat möglichst vermeiden.“
Mit der „Bento“-Einstellung will der „Spiegel“ zugleich seinen Markenkern stärken auch mit dem Ziel, mehr Leser unter 30 Jahren für Abos beim digitalen Bezahlangebot Spiegel+ zu gewinnen, wie es weiter hieß.
„Spiegel“-Chefredakteurin Barbara Hans betonte, Analysen zeigten, dass sich die Zielgruppe vom „Spiegel“ Orientierung zu Fragen rund um Studium und Jobeinstieg wünsche. „Ein darauf zugeschnittenes Angebot werden wir nun entwickeln – mit „Spiegel Start“.“ Der Leiter der Produktentwicklung, Stefan Ottlitz, betonte, dass die wirtschaftlichen Aussichten für „Bento“ trotz erster guter Jahre nicht mehr gut seien. (dpa)
https://www.rundschau-online.de/news/ku ... t-36833954
Achgut.com Thilo Schneider
Thilo Schneider / 19.06.2020 / 14:00 /
Foto: Timo Raab
Focus
Leb wohl, bento!
Liebe Lesende, liebe LesinnendeX,
wir haben uns heute zusammengefunden, um Abschied zu nehmen. Abschied zu nehmen von einem Magazin, das uns vier Jahre lang die Gedankenwelt junger StudierendX nahe- und aufgebracht – und ja – auch körperlich lieben gelernt hat. Kein anderes Jugendmagazin, nicht einmal die BRAVO, bewegte uns derart zum Lachen, Staunen, Weinen, Ekeln und Fühlen für, mit und über die Generation, die für die Umwelt hüpft, während sie ihre Handys an Dieselaggregaten lädt.
Wir tragen heute das Online-Magazin bento, das ein unbarmherziger Markt plötzlich und unerwartet hinterrücks meuchelte, zum virtuellen Grabe. Kapitalismus ist ein grausames Monster. Aber nicht immer geschlechtsverkehrt!
Mit bento stirbt ein Nachrichtenportal, das nicht mit herkömmlichen Nachrichten aus den Pressemeldungen arbeitete. Deshalb führte es auch Rubriken wie die engagierte „Gerechtigkeit“, das wunderschöne Oxymoron „Uni und Arbeit“, danach redundant „Freizeit“ sowie, um sie nicht unter „Gerechtigkeit“ zu klemmen, die Rubriken „Inklusion“, „Queer“ und, etwas verwirrend, „EntdeckeKanada“ (exakt so).
Spermaverklebte „Fühl“-Kolumne
Einzigartig in der Presselandschaft, unvergessen und unerreicht werden jedoch die Beiträge in bentos Rubrik „Gefühle“ sein. Wie oft und sehr habe ich meinen Kaffee queer über den Frühstückstisch gespuckt, wenn ich auf Spiegel-Online versehentlich Beiträge wie „Diese zwei Studierenden haben ein feministisches Porno-Startup gegründet“ geklickt oder gerne auch praktische Lebenshilfe wie „Ich würde ja gern Pornos schauen – aber finde nie die passenden“ erhalten habe. Ja, da habe ich mitgefühlt und mitgeweint und warte noch heute auf die passenden Empfehlungen. Irgendwas mit Hamstern und Pinguinen hätte ich mir da mal gewünscht. Das hätte ich wirklich einmal innovativ gefunden. Außerdem wurden Nebenverdienste für StudierendX vorgestellt, beispielsweise „Wie ich das erste Mal Sex für Geld erlebte“ (immerhin 800 Euro für zwei Stunden, Rechtsanwälte und Gehirnchirurgen werden schlechter bezahlt) oder „Mein Nebenjob: Prostituierte. Und so kam es dazu.“
Was ich übrigens gut fand: Wenn dann die Nebenjobs und die Freier so richtig brummten und das Studium künftig neben dem Brot- und Geschlechtsverkehrerwerb lief, dann erklärte bento: „Warum meine Eltern nicht wissen, dass ich nebenbei studiere.“ Ich hätte Eva Morgenstern, der Autorin, ja geraten, beim Besuch der Erzeuger nicht das Gucci-Täschchen, sondern eine Aldi-Plastiktüte mitzunehmen. Take what you can, life is short. Aber Eva, die „Bücherwurmin, Sonnenanbeterin, Kindischerin der 90erin“, die in „polyamoren Beziehungen lebt und liebt“ (eine wirklich empathische Umschreibung für Prostitution – zumindest, so lange sie clever genug ist, dafür Geld zu nehmen), hat auch ohne meine Tipps ihre spermaverklebte „Fühl“-Kolumne bei bento bekommen.
Legende sind daneben auch Skandalbeichten wie „Isabells Sexpartner hat heimlich das Kondom abgezogen“ (die Sau!), ein „neuer Trend“ beim „Stealthing“ oder auch „mein Vater hat einen Porno gedreht – und ich habe ihn versehentlich gesehen“. Den Porno und den Vater. „Versehentlich.“ Das war mit ungeschützter Sicherheit ganz schön hart, Zeuge des eigenen Zeugungsvorgangs zu werden.
Nicht so hilfreich fand ich persönlich jetzt aber während der erektionsharten Corona-Zeit das Thema: „Selbstmassage, Masturbation, Telefonsex: Die Zeit nutzen und den Körper besser kennenlernen.“ Geschrieben wurde der letztgenannte Artikel von der unvergleichlichen Sexarbeiterin und BDSM-Couch-Coachine Sadie Lune (von der ich insgeheim vermute, sie heißt in Wahrheit Schantal Klöbner und studiert Jura und Kunstgeschichte im vierten Semester). Ich habe das mit dem Telefon probiert, aber seit Apple die Ladebuchsen am iPhone noch einmal verkleinert hat, war das nicht so prickelnd. Vielleicht hätte ich bei Sadie Lune vorher ein Bildungstutorial auf „Sex School Hub“ buchen sollen. Da war ich vielleicht jetzt eine Spur zu geizig.
Das Leben kann lächerlich sein
Im ewigen Gedächtnis werden mir aber knallhart recherchierte und relotierte Berichte bleiben, die so sensible und einfühlsame Themen und Körperöffnungen wie „Warum ich als heterosexueller Mann auf Analpenetration stehe“ angingen oder freigiebige Interviews wie mit dem Max und der Anna, „warum sie auf Gruppensex stehen“. Ja, bento betrieb da eine ausgiebigere Feuchthöhlenforschung als Jacques Cousteau.
Daneben gab es frisch-fröhlich-freie Haushaltstipps über den richtigen Umgang mit „Lecktüchern“ (nein, diese sind nicht dazu gedacht, plötzlich auftretende Leitungswasserlecks abzudichten) oder wie man mit Kondomen sozusagen „Wein in neuen Schläuchen“ herstellt. Notiz an mich: Auf keinen Fall kubanische Weine trinken und ansonsten einen Installateur holen.
Garniert wurden diese im wahrsten Sinne des Wortes intimen Buffets mit Einblicken in die Gedanken- und Körperwelt der nicht vorhandenen bento-LeserX mit hübsch gemalten Bildern der Grafick … der illustren Illustratorin Lana Petersen, von der ich vermute, dass sie doch eigentlich viel lieber wie Antoine de Saint-Exupéry ein Schaf gezeichnet hätte, aber leider an dessen Geschlechtsorganen scheiterte. Also, denen vom Schaf. Das Leben kann lächerlich sein, aber es gibt ja jede Menge Nebenjobs, wie von bento recherchiert.
Mit der Einstellung von bento verendet das erste Magazin, dessen Leser_innenX klüger als dessen Macher waren und sind. Und wäre ich Autor dieser BRAVO für verklemmte LehramtsstudentX – ich würde diese Episode meiner publizistischen Tätigkeit ganz schnell aus meiner Vita verschwinden lassen. Obwohl ich mir als sozusagen ultimativen Abschiedsbeitrag „Ich schrieb für bento. Meine gleichgeschlechtlichen Eltern hatten gehofft, ich sei transsexuelle Pornodarstellerin in einem brasilianischen Liebesfilm“ gewünscht hätte. Es bleibt zu hoffen, dass die zu recht demnächst arbeitslosen Brillenträger_InnenX der bento-Redaktion ein neues Betätigungsfeld finden. Sobald sie sich wieder angezogen haben. Wie beispielsweise einen Lehrstuhl für korrektes Gendern. Ich schreibe mich auch garantiert nicht ein. Versprochen. Die Fackel der Unter- und Aufklärung und des Frohsinns und der stilvoll-gepflegten Untenrumhaltung darf jedenfalls nicht verlöschen. Zur nächsten journalistischen Prostitution geht’s hier entlang. Allerdings mutmaßlich nicht für 400 Klötze die Stunde.
(Weitere besinnliche Beiträge des Autors auch unter www.politticker.de)
https://www.achgut.com/artikel/leb_wohl_bento
10. 6. 2020
VON
VOLKAN AGAR
Aus für „Spiegel“-Jugendmedium
:„Bento“ wird eingestellt
Das „Spiegel“-Angebot für junge Leute hört zum Herbst 2020 auf. Aus wirtschaftlichen Gründen, die sich wegen Corona verschärft haben, sagt der Verlag.
Die junge Redaktion des "Spiegel"-Jugendmagazins im Gruppenfoto
Das Bento-Team bei der Präsentation des Relaunches 2019Foto: Jens Ressing/Der Spiegel
Im Herbst soll es das also gewesen sein – obwohl man sich doch erst im vergangenen Jahr ein neues Design zugelegt hatte: Das junge Spiegel-Angebot Bento wird zum Herbst aufgelöst. Das teilte die Spiegel-Gruppe am Mittwoch mit. Das Zielpublikum unter 30 Jahren möchte der Spiegel-Verlag von da an mit einem neuen Angebot bedienen, das derzeit noch den Arbeitstitel „Spiegel Start“ trägt.
Die Marke Bento produzierte seit ihrer Gründung 2015 Inhalte für ebenjenes Publikum und galt in diesen Jahren auch als Versuchslabor des Spiegel-Verlags, weil hier Formate ausprobiert werden konnten, für die es woanders keinen Raum gab.
Viele Verlagshäuser haben in den vergangenen Jahren ähnliche junge Angebote geschaffen: „heute plus“ vom ZDF, byou von bild.de oder Ze.tt von Zeit Online. Nicht alle haben überlebt, mussten teilweise aus wirtschaftlichen Gründen eingestellt werden.
Bento schien sich auf weitere Jahre journalistische Arbeit einzustellen: Erst im Oktober vergangenen Jahres gab es einen Relaunch der Website. Ein Jahr später soll die Marke und das eigenständige Ressort des Spiegels nun eingestellt werden.
16 Redakteur:innen betroffen
Diese Entscheidung begründet der Verlag ökonomisch. Es sei „großartig“, wie junge Redakteur:innen die Marke aufgebaut hätten, sagte Stefan Ottlitz, Leiter der Produktentwicklung. „Umso schmerzhafter ist es zu sehen, dass trotz dieses großen Engagements und guter erster Jahre die wirtschaftlichen Aussichten für Bento nicht mehr gut sind“, so Ottlitz. Verstärkt worden sei diese schlechte Aussicht durch die Erlösverluste in der Coronakrise, wobei das werbefinanzierte Bento „nachhaltig in die Verlustzone“ geraten sei.
Von der Auflösung sind 16 Redakteur:innen betroffen, das neue Angebot Spiegel Start, das im Ressort Job und Karriere verankert sein wird, soll dagegen nur mit fünf Stellen an den Start gehen. Was der Verlag in seiner Erklärung als „Stärkung“ des „Markenkerns in der U30-Zielgruppe“ verkauft, stellt nun also viele junge Redakteur:innen vor eine große Unsicherheit.
Die Reaktion der Betroffenen auf die Entscheidung fällt dementsprechend aus: „Wir haben jahrelang über prekäre Arbeit berichtet, jetzt erleben wir sie selbst“, heißt es aus Redaktionskreisen gegenüber der taz. „Was heute mit uns geht, wird morgen auch mit allen anderen Mitarbeitern des Verlags möglich sein.“
Betriebsbedingte Kündigungen wolle die Geschäftsleitung gemeinsam mit dem Betriebsrat möglichst vermeiden, heißt es dagegen aus dem Verlag.
https://taz.de/Aus-fuer-Spiegel-Jugendmedium/!5692071/
Nach 5 Jahren: "Spiegel" stellt "bento" ein
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- ModeratorIn
- Beiträge: 1640
- Registriert: 17.06.2018, 13:17
- Ich bin: SexarbeiterIn