Hallo!
Ein Sexarbeiter aus der Schweiz trat vor kurzem in einer TV-Lifesendung auf:
http://nachtwach.blog.sf.tv/default/ein ... l#comments
Ausserdem sind ein paar Artikel erschienen, u. a.
www.kulturagenda.be/download.php?filena ... 200711.pdf (auf Seite 5 der pdf-Datei)
Ein Sexarbeiter in den Medien (Schweiz)
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Prostitutierten-Interessenvertretung
Hallo Nutella,
willkommen in unserem Forum.
Schön von Dir zu lesen.
Würde uns freuen, wenn sich noch mehr Schweizer Nachbarn hier einbringen und vernetzen.
LG
Marc
[hr]

Benjamin ist Vizepräsident im Verein ProKoRe - Prostitution Kollektiv Reflexion jetzt neu: www.prokore.ch
Das schweizerische Netzwerk von Organisationen, Projekten und Einzelpersonen, welche die Interessen der Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter vertreten.
Ein nationaler Dachverband wie in Deutschland der BSD - Bundesverband Sexuelle Dienstleistungen in Berlin www.busd.de oder die Fachtagung Prostitution, die auf Einladung von SOPHIE - Bildungsraum für Prostituierte www.sophie.or.at dieses Jahr erstmals in Wien tagte.
Benjamin vertritt sein Land bei ICRSE, Amsterdam www.sexworkEurope.org
Der Start war im Jahr 2005 die Sexarbeiterkonferenz im EU-Parlament Brüssel, wo das Sexarbeiter-Manifest und die Deklaration erarbeitet worden sind.
Interessant finde ich seine Marktbeobachtung, worüber wir auch ein Thread irgendwo haben:
Benjamin ist über die Beratungsstelle Xenia, Bern erreichbar.
Ben im Zeitungsinterview (pdf)
Mehr Schweizinfo...
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willkommen in unserem Forum.
Schön von Dir zu lesen.
Würde uns freuen, wenn sich noch mehr Schweizer Nachbarn hier einbringen und vernetzen.
LG
Marc
[hr]

Benjamin ist Vizepräsident im Verein ProKoRe - Prostitution Kollektiv Reflexion jetzt neu: www.prokore.ch
Das schweizerische Netzwerk von Organisationen, Projekten und Einzelpersonen, welche die Interessen der Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter vertreten.
Ein nationaler Dachverband wie in Deutschland der BSD - Bundesverband Sexuelle Dienstleistungen in Berlin www.busd.de oder die Fachtagung Prostitution, die auf Einladung von SOPHIE - Bildungsraum für Prostituierte www.sophie.or.at dieses Jahr erstmals in Wien tagte.
Benjamin vertritt sein Land bei ICRSE, Amsterdam www.sexworkEurope.org
Der Start war im Jahr 2005 die Sexarbeiterkonferenz im EU-Parlament Brüssel, wo das Sexarbeiter-Manifest und die Deklaration erarbeitet worden sind.
Interessant finde ich seine Marktbeobachtung, worüber wir auch ein Thread irgendwo haben:
Da sollen endlich auch die Freier es wagen in die öffentliche Debatte emanzipierend einzugreifen.Sexarbeit findet nicht im versteckten statt: Auf dem "Markt" sind nur gerade 1,5% Sexarbeiter, die
restlichen 98,5% sind Konsumenten.
Benjamin ist über die Beratungsstelle Xenia, Bern erreichbar.
Ben im Zeitungsinterview (pdf)
Mehr Schweizinfo...
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Zuletzt geändert von Marc of Frankfurt am 09.03.2009, 17:36, insgesamt 2-mal geändert.
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Das Wort Stricher hat nichts Negatives
Marc of Frankfurt hat geschrieben:Benjamin vertritt sein Land bei ICRSE, Amsterdam www.sexworkEurope.org
Der Start war im Jahr 2005 die Sexarbeiterkonferenz im EU-Parlament Brüssel, wo das Sexarbeiter-Manifest und die Deklaration erarbeitet worden sind.
Das Wort Stricher hat nichts Negatives
Benjamin Abt-Schiemann geht seit seinem 14. Lebensjahr auf den Strich und setzt sich für die Rechte Prostituierter ein
Benjamin Abt-Schiemann fordert eine Enttabuisierung der Prostitution. Er erzählt, wie er zu diesem Beruf gekommen ist, unter welchen Bedingungen er ihn ausführt und warum er in keinem anderen Beruf arbeiten möchte.
«Bund»: Herr Abt, Sie sprechen heute Abend im Kornhausforum über Ihren Beruf als Stricher und die «Verlogenheiten, die auch hierzulande zur Missachtung von Menschenrechten führen», wie es im Programm heisst. Inwiefern werden in der Schweiz die Menschenrechte von Prostituierten verletzt?
Benjamin Abt-Schiemann: Wir Prostituierten leiden unter einer Stigmatisierung. Prostitution in der Schweiz ist seit 1942 legal. Aber die Ausübung des Berufs unterliegt kantonalen Bestimmungen. In Genf zum Beispiel fichiert die Sittenpolizei sämtliche Prostituierten. Die Prostituierten müssen der Behörde private Daten angeben. Sie müssen sich fotografieren lassen, und ihre Fingerabdrücke werden registriert. Für die Ausübung eines legalen Gewerbes ist das doch eigenartig. Es widerspricht der Menschenrechtskonvention.
Wie ist es im Kanton Bern geregelt?
Hier kann ich als Selbstständig-erwerbender arbeiten. Wer die AHV abrechnet und seine Steuern zahlt, kann arbeiten.
Wie haben Sie Ihre berufliche Vorsorge geregelt?
Wie jeder Selbstständigerwerbende bin ich selber dafür verantwortlich. Natürlich stutzen die Angestellten von Behörden und Versicherungen erst einmal, wenn ich sage, ich sei Prostituierter. Ich bin es mittlerweile aber gewohnt, dass ich die Leute schockiere, wenn sie erfahren, was ich beruflich tue.
In den Niederlanden ist Prostitution ein anerkannter Beruf mit Tarifvertrag. Sind das auch Ihre Forderungen für die Schweiz?
Für mich muss es in diese Richtung gehen. Es braucht einen gesetzlichen Rahmen, der ein Arbeiten unter anständigen Bedingungen ermöglicht. Schweden will Prostitution verunmöglichen, indem der Beruf zwar legal ist, die Freier aber kriminalisiert werden. Dies führt dazu, dass die Prostituierten von der Polizei überwacht werden, weil diese sie zu den Kunden führen.
Hierzulande müssen Sie selber sämtliche Bedingungen mit Ihren Kunden aushandeln?
Hier kann ich nur als Selbstständiger arbeiten, da Kuppelei verboten ist. Viele Prostituierte sind damit aber überfordert. Der administrative Aufwand für ein eigenes Unternehmen ist gross.
Haben Sie verschiedene Tarife für Ihre Dienstleistungen?
Ich habe einen Pauschalpreis. Das entspricht meiner Arbeitsauffassung: Ich will dem Kunden einen Freiraum anbieten, in dem er gedanklich abschalten kann und weder ans Geld noch an den Job oder die Familie denken muss. Deshalb habe ich auch höchstens drei Kunden am Tag. Andere Prostituierte arbeiten mit einer «Menükarte» und verrechnen für jede einzelne Leistung einen Preis.
Wie finden Sie Ihre Kunden? Welches ist Ihr Zielpublikum?
Die Hälfte meiner Kunden sind verheiratet, manchmal mit Kindern, die bereits erwachsen sind. In dieser Lebensphase lebt sich manch ein Paar auseinander, und bei einigen Männern, die vielleicht ihre homosexuellen Neigungen unterdrückt haben, entstehen Bedürfnisse nach Sexualität mit Männern. Dann zähle ich natürlich auch homosexuelle Männer zu meinen Kunden, die zu ihrer Sexualität stehen und den schnellen Sex suchen. Eine weitere Gruppe sind Männer, die in ihrer sexuellen Orientierung unsicher sind.
Sie wollen dem Kunden einen Freiraum bieten. Das entspricht nicht gerade dem Klischee des Strichers auf einer schmuddligen Autobahnraststätten-Toilette.
Das ist ein Klischee der Hetero-sexuellen. Die männliche Prostitution in der Schweiz ist weitgehend von der Gasse verschwunden. Ich finde meine Kunden im Internet oder durch Kleininserate. In den Autobahnraststätten geht es um Sex zwischen Schwulen, nicht um Prostitution. Auf der Grossen und Kleinen Schanze in Bern sind die Kunden verschwunden, seitdem die Polizei dort stärker präsent ist. Was boomt, sind private Saunen und Sexkinos.
Ist die Konkurrenz durch die Personenfreizügigkeit grösser geworden?
Davon merke ich nichts. Bern ist ein kleiner Markt. Das heisst, ich habe viel Stammkundschaft und damit eine grosse finanzielle Sicherheit. Ich empfange viele Kunden zu Hause.
Haben Sie Erfahrungen mit Gewalt gemacht?
Ich bin seit dem 14. Altersjahr auf dem Strich. Da war ich wenig selbstbewusst und habe schwierige Situationen erlebt. Heute trete ich meinen Kunden anders gegenüber. Ich habe eine professionelle Distanz.
Sie haben Sprachwissenschaften studiert. Wann trafen Sie den Entscheid, beruflich auf die Prostitution zu setzen?
Ich lebte lange ein Doppelleben, das mich viel Kraft gekostet hat. Das ist eine Parallele zwischen vielen Prostituierten und ihren Kunden. Ich stamme aus einem freikirchlichen Elternhaus, meine Sexualität war in den ersten Jahren verknorzt. Mit 24 Jahren hatte ich genug davon und wollte offen und professionell arbeiten. Zudem begann ich, mich für die Rechte der Prostituierten einzusetzen.
Wie hat Ihre Familie auf Ihren Beruf reagiert?
Mein Vater ist früh gestorben. Meine Mutter und meine Geschwister haben gut reagiert. Meine Mutter sucht nicht wirklich die Auseinandersetzung mit mir über dieses Thema. Aber sie hat mir von Anfang an viel Freiraum gelassen, weil ich von allen fünf Kindern die besten Noten nach Hause brachte. Seitdem ich in der Öffentlichkeit auftrete, habe ich fast nur gute Reaktionen.
Gibt es Unterschiede bei den Arbeitsbedingungen von weiblichen und männlichen Prostituierten?
Bei männlichen Prostituierten ist der Altersunterschied zum Kunden wichtig. Bei weiblichen Prostituierten ist der Geschlechtsunterschied zum Kunden das Kri- terium, daher gibt es auch ältere Frauen im Business. Die Stigmatisierung von weiblichen Prostituierten ist viel stärker. Bei Männern gibt es kein Nutten-Klischee. Das Wort Stricher ist nicht negativ konnotiert. Als prostituierter Mann habe ich es daher auch leichter, Öffentlichkeitsarbeit zu machen.
Wie erklären Sie sich das?
Das hat mit den Geschlechterrollen in unserer Gesellschaft zu tun. Frauen im Business stehen im Dualismus von Hure und Mutter.
Jungsein ist das Kapital männlicher Stricher. Wo sehen Sie sich in ein paar Jahren in diesem Beruf?
Ältere Stricher können sich spezialisieren auf Praktiken wie Sado-masochismus, für die jüngere Prostituierte nicht geeignet sind. Ich werde nur noch vereinzelt mit einigen Stammkunden arbeiten. Weiterführen werde ich die Arbeit im Assistenzdienst für Behinderte. Und ich werde mich verstärkt in der nationalen und internationalen Lobbyarbeit engagieren. In niederschwelligen Berufen wie Putzen, Servieren oder Prostitution muss man flexibel bleiben.
Sofagespräch mit Benjamin Abt-Schiemann im Rahmen der Ausstellung «Sexarbeit» heute Donnerstag, 21. Juni, 19 Uhr im Kornhausforum
Benjamin Abt-Schiemann
Benjamin Abt-Schiemann arbeitet seit dem 14. Lebensjahr als Stricher in Bern. Seit dem 24. Lebensjahr prostituiert er sich hauptberuflich. Er hat Sprachwissenschaften studiert. Sein Alter will er nicht öffentlich machen. Abt-Schiemann ist Vizepräsident des Netzwerks ProKoRe (Prostitution/Kollektiv/ Reflexion), in dem landesweit Organisationen und Personen aus dem Bereich Sexarbeit zusammenarbeiten. ProKoRe setzt sich für die Entkriminalisierung der freiwilligen Prostitution ein. (bob)
http://www.espace.ch/artikel_386737.html
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