TELEPOLIS KULTUR & MEDIEN
Mainstream-Pornographie
06. Juli 2019 Christopher Stark
Ein Zwischenstand
Dies ist der Versuch, einen ausgewogenen Artikel über das polarisierende Thema Pornographie zu schreiben. Es soll um legale, Mainstream-Pornographie gehen, die von einem großen Teil der Bevölkerung regelmäßig oder exzessiv konsumiert wird. Dabei sollen wesentliche Trends und Entwicklungen, aber auch Probleme angesprochen werden, ohne einen Anspruch auf Vollständigkeit zu erheben.
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Um einige Zahlen und Fakten klar zu stellen, zur Einleitung ein paar Statistiken:
Männer nutzen häufiger regelmäßig pornographische Angebote, als Frauen. In der Geschlechterverteilung der Nutzer des Dienstes "Pornhub" sind etwa 76% männlich und 24% weiblich. Dieses Bild deckt sich auch mit anderen Statistiken zum Pornokonsum.
Im Rahmen einer Emnid-Umfrage von 2013 gaben 71% der Befragten an , noch nie eine pornographische Internetseite besucht zu haben.
Knapp die Hälfte der Männer in Deutschland gibt an, während des Masturbierens Pornos zu konsumieren, wohingegen es bei Frauen nur knapp 20% sind.
Laut einer Befragung von 2016 unter Menschen, die schon einmal Sex hatten, sind 24% der Frauen in Deutschland "Masturbationsverweigerer", legen also nie selber "Hand an", aber nur 12% der Männer. 18% der befragten Männer ist das Thema peinlich und sie möchten keine Angabe dazu machen. Bei Frauen sind es sogar 30%.
Laut einer Befragung von Schweizer Jugendlichen, durchgeführt von der Fachstelle für Sexualpädagogik (2011), gaben 21% der Jungen an, dass sie Pornographie als "eher" (16%) oder "sehr" (5%) wahrheitsgetreu empfänden. Die Mädchen hatten mit "eher" (10%) oder "sehr" (1%) einen realistischeren Blick.
12,4 % des weltweiten Porno-Traffics gehen auf Pornokonsum in Deutschland alleine zurück. 25% der Suchanfragen in Deutschland haben etwas mit Sex und Pornographie zu tun.
Ausgerechnet das für seine Prüderie bekannte Land USA ist (dank seiner liberalen Küstenregionen) mit großem Abstand der größte Anbieter von Online-Pornographie. Und zwar mit 24,5% Weltmarktanteil. Dahinter kommen Großbritannien, Deutschland, Brasilien, Frankreich, Russland und Japan mit jeweils knapp 4 bis 5,5% Marktanteilen.
Porno, Prostitution, Kriminalität
Ohne in diesem Artikel auf illegale Inhalte wie Kinderpornographie einzugehen - es reicht ein Blick auf viele legale Seiten und Inhalte der Mainstream-Pornographie, um in den Abgrund menschlicher Niedertracht und Soziopathie zu schauen.
Legal verfügbare Gewaltpornographie kann jeder Internetnutzer auf den bekannten freien Pornoseiten konsumieren. Schon allein die Labels, unter denen solche Pornofilmchen zum Teil erscheinen, sprechen für sich. Sie heißen beispielsweise "Smash Latina" ("Lateinamerikanische Frauen zerschmettern"), "Asian Street Meat" ("Asiatisches Straßenfleisch") oder "Facial Abuse" ("Oraler Mißbrauch").
Findet man die menschenverachtenden Inhalte nicht in den normalen Kategorien wie Hardcore, Oral usw., dann auf jeden Fall unter den Schlagworten S&M oder BDSM. Im Sado-Maso-Bereich gibt es Menschen, die tatsächlich auf Schmerz oder Erniedrigung stehen bzw. darauf, anderen Menschen Schmerzen zuzufügen. In der Pornographie ist aber häufig nicht erkennbar, ob die dargestellten Menschen diese Praktiken freiwillig tun. Häufig ist es offensichtlich, dass die Darsteller - oder zumindest die dominierte Darstellerin (die Masochisten sind im Porno fast immer weiblich), keine Freude, geschweige denn Lust bei diesen Praktiken verspüren.
Gängige Formen des Missbrauchs finden sich also auch in "harmlosen" Mainstream-Hochglanz- und Amateurpornos. Dazu gehören unter anderem die Folgenden (ohne Anspruch auf Vollständigkeit):
Das "Vorführen" einer nackten Frau wie auf einem Viehmarkt, wobei ein Mann sie aus dem Off ausfragt. Oder: Ein Mann hat mit einer Frau Sex, und ein anderer Mann kommentiert schwachsinnige Aussagen aus dem Off und "feuert" den Mann an, es der Frau so "richtig zu besorgen".
Beschimpfungen während des Sexes - u.a. mit Aussagen, die Frau sei hässlich oder dumm.
Unsanftes Herumschubsen- oder Herumwerfen der Frau und insgesamt ruppiger Sex, bei welchem dem männlichen Partner egal ist, ob die Frau durch sein Gerubbel und Geficke Schmerzen hat.
"Leichte" oder starke Ohrfeigen während des Sexes, vor allem während die Frau beim Mann Oralsex durchführt.
Würgen der Frau während des Sexes mit der Hand, oder während des Oralsexes dadurch, dass der Mann seinen Penis nicht wieder aus dem Hals der Frau herauszieht, obwohl sie offensichtlich keine Luft bekommt.
Ekelerregende "Spielarten" wie "Ass To Mouth", also Oralsex durch die Frau unmittelbar nach dem ungeschützten Analsex. Verspritzen von Sperma oder Urin über die Frau, bzw. von Sperma ins Gesicht der Frau. Aber auch direktes Spuken ins Gesicht oder in den Mund.
Schläge auf den Hintern der Frau während des Sex, bis der Hintern stark gerötet ist. Oder nur symbolische Schläge, vor allem während des Sex "von hinten". Letzterer Pornotrend, der sich wohl eher selten in den echten Schlafzimmern der Welt wiederfinden dürfte, wurde im Hollywoodfilm "Along Came Polly" von Ben Stiller und Jennifer Aniston persifliert.
Diese gelisteten Formen der Demütigung und Gewalt fallen leider nur zum Teil in den juristischen Definitionsbereich von "Gewaltpornografie". Sie sind also schlimmerweise legal oder bewegen sich zumindest nur in einem Graubereich. Die Juristen und Gelehrten streiten sich allerdings noch über Definitionen von Legalität und Illegalität und es wird zwischen normaler, legaler Pornographie, sogenannter "Hardcore-Pornographie" unterschieden und illegaler "Harter Pornographie" (passender wäre wohl "Pathologische Pornographie"), zu der auch Kinderpornographie gezählt wird.
Eigentlich sind Herstellung und die Verbreitung von Gewaltpornographie in Deutschland illegal. Eigentlich, wie die genannten, online verfügbaren, legalen Beispiele von Hardcore-Pornographie zeigen. Sado-Maso-Darstellungen, die auf gegenseitigem Einverständnis beruhen, sind legal, obwohl ja, wie gesagt, vom Zuschauer in vielen Fällen überhaupt nicht unterschieden werden kann, ob eine Freiwilligkeit aller Beteiligten vorliegt.
Bei vielen zweifelhaften pornographischen Darstellungen handelt es sich um einen Graubereich, der nicht geahndet wird. Erschwerend kommt dazu, dass gewalttätige Mainstream-Pornographie meist auf Servern gehostet ist, die nicht in Europa stehen. Ein interessantes Detail in diesem Zusammenhang ist der Umstand, dass die Blockchain, die technische Grundlage für einige Kryptowährungen ist, zumindest in Teilen eigentlich abgeschaltet werden müsste, da sie illegale pornographische Bilder und Links beinhaltet.
Viel Kritik an Pornographie wurde in den vergangenen Jahren geübt, zuletzt etwa sehr prägnant von Wolf Reiser, der auf Telepolis einen Artikel darüber veröffentlicht hat, wie Gewalt und Sexualität in der Mainstreampornographie verschmelzen. Er hat vor allem kritisiert, dass die gewalttätigen Pornowellen fast alle unsanktioniert und ungefiltert durchs Netz wabern, ohne dass sie durch gesellschaftliche Diskurse bisher auch nur ein wenig eingedämmt worden seien.
In Bezug auf den Zustand unserer Gesellschaft schreibt er:
Es stellt sich dem distanzierten Betrachter von kontaminierten HD-Filmen der Güteklasse "Anal Destruction" die Frage, wer genau warum dieses faschistoide und militante Anschauungsmaterial auf den Weg schickt und was der eigentliche Zweck dieses apokalyptischen Rachefeldzugs an Frauen, Kindern, Minderheiten und natürlich auch den Abermillionen Männern in ihren verschämten Heim-Masturbatorien ist.
Wolf Reiser
Anmerkung: Wobei man Herrn Reiser zurückfragen sollte, weshalb er selber potentiell faschistoide Begrifflichkeiten wie "Tugendregime" und "sexuelle Gewaltauswüchse des Migrantenmilieus" verwendet.
Etwas weniger polemisch wird Pornographie-Kritik etwa in sehenswerten Diskussionsrunden wie im Rahmen von "Sternstunde Philosophie" im Schweizer Fernsehen diskutiert.
Jugend, innere Leere, Leistungsgesellschaft
Ein wichtiges gesellschaftliches Problem in Bezug auf die Pornographie ist der niederschwellige Zugang für Kinder zu solchen Inhalten. Gerade, wenn die eigene Sexualität noch nicht definiert und fertig entwickelt ist, kann nicht ausgeschlossen werden, dass junge Menschen durch Pornokonsum negativ beeinflusst werden. Man könnte natürlich auf der anderen Seite auch sagen, dass Pornographie zur Aufklärung beiträgt, wenn der oder die Jugendliche filtern kann, was realistisch ist und was nicht. Wenn. Gerade für Erwachsene kann Pornographie positiv gesehen eine Inspiration dafür sein kann, was man so alles im oder außerhalb des Bettes tun kann.
In der Dokureihe "Die Story" im WDR wurde das Thema Kinder und Pornographie zuletzt im Februar dieses Jahres genauer beleuchtet. Schüler werden laut dort zitierter Lehrer immer jünger, wenn sie mit Pornographie erstmals in Kontakt kommen. Auch "Youtube-Stars" werden gezeigt, die auf dümmliche Art und Weise über Sex und Pornographie sprechen und damit offenbar Druck auf Heranwachsende ausüben: entstünden gefühlte Zwänge in Bezug darauf, was Kinder dächten, was sie im Bett "leisten" müssten, sobald sie sexuell aktiv werden. Eine Sexualtherapeutin bringt es im Beitrag auf den Punkt:
Das wo wir einen gewissen Performance-Druck entwickeln. Die Bilder - die werden konditioniert - zu Masturbation immer wieder abgerufen. Das heißt, die prägen sich auch ein. [...] Auch wenn wir wissen, dass das gefaked ist. [...] Dass man in so eine Art Selbstoptimierungsschiene hineinkommt, wo die Messlatte dermaßen hoch ist, dass das 'Real-Life' eigentlich dagegen antritt und kaum noch eine Chance hat.
Heike Melzer, Sexualtherapeutin
Frau Melzer spricht mit dieser Aussage implizit die neoliberale Leistungsgesellschaft an, in der vermeintlich alles gerankt, bewertet, verglichen werden muss – in der sich die Menschen vermarkten und als "Humankapital" verwerten (lassen) müssen. In diesem Fall wie auf einem Viehmarkt für das eigene Frischfleisch. Dies zeigt, wie die Prinzipien der Ökonomie in andere Lebensbereiche überschwappen.
In diesem Beispiel dringen sie in den Lebensbereich von Beziehungen und Sexualität ein und (zer)stören das friedliche Miteinander der Menschen. Unsere Gesellschaft versagt auch hier darin, die Prinzipien der Wirtschaft aus sensiblen Bereichen herauszuhalten (wie sie es auch im Bildungssystem, der Daseinsvorsorge, der Kunst, Kultur usw. tut).
Zurück zum Thema: Eine wohl gangbarere Lösung die vorgestellt wird, um mit dem Problem umzugehen, ist, im Schulunterricht verstärkt über Pornographie und den Umgang mit Sexualität zu sprechen. Schließlich funktioniert Jugendschutz in Bezug auf Pornographie in Deutschland nicht und es müssen andere Wege gesucht werden: Ein Klick auf "Ich bin schon 18" reicht, um die "Zugangsbeschränkung" zu überwinden. Jedenfalls dann, wenn die Pornoportale im Ausland sitzen, was bei den allermeisten der Fall ist.
Eine extreme Nebenwirkung der um sich greifenden Pornographisierung von Jugendlichen ist das relativ neue Phänomen des sogenannten "Porno-Mobbings". Porno-Mobbing bedeutet, dass etwa Nacktbilder- oder Sexvideos, motiviert durch Hass ins Internet gestellt werden, um andere zu diffamieren und zu erniedrigen. Zum Teil geschieht dies in Form von Fälschungen, in denen etwa die Köpfe von realen Personen in Porno-Szenen hineinmontiert werden.
Pornomobbing wurde auch im sehenswerten Fernsehfilm "Home Video" aus dem Jahr 2011 thematisiert. In diesem Film gelangt ein privates Masturbations-Video durch Zufälle in die Hände anderer Jugendlicher, die es zur Erpressung gegen ihren Klassenkameraden verwenden.
Neben Porno-Mobbing ist Pornosucht (also exzessiver Konsum) ein zweites Problem unter heutigen Jugendlichen. Spannend sind in diesem Zusammenhang medizinische Versuche, die die Auswirkungen von Pornokonsum auf das Gehirn beobachten. Fakt ist, dass das Belohnungssystem des menschlichen Gehirns beim Zuschauen solcher Bilder oder Videos sehr stark aktiviert wird. Und eben diese Gehirnregionen sind auch bei Suchtkranken anderer Süchte sehr stark aktiv.
Pornosucht und toxische Männlichkeit als gesellschaftliche Herausforderung wurden im Übrigen wunderbar pointiert von Jan Henrik Stahlberg in seinem Film "Fikkefuchs" aus dem Jahr 2017 thematisiert und persifliert. Etwa in dieser aufschlussreichen Sexszene, die viel aussagt über falsche Erwartungen und unrealistische Einschätzungen in Bezug auf Sex.
Die Gründe für Pornosucht sind laut einiger Untersuchungen unter anderem in einem "existenziellen Vakuum" vieler Jugendlicher zu suchen, auch ausgelöst durch das zunehmende Auseinanderbrechen sozialer Beziehungen, von Familien usw. Dazu kommt die Überforderung durch die ständig steigenden Leistungsanforderungen der neoliberalen Gesellschaft, was in der Kombination ein guter Nährboden für das Entstehen von Süchten sei. Schätzungen zur Folge gibt es rund eine halbe Million Sexsüchtiger in Deutschland, von denen ein Teil explizit als pornosüchtig gilt. Diese sind zu etwa 80% männlich und machen schätzungsweise zwischen einem halben und 5% der Bevölkerung aus. In vielen Fällen gefährden diese Menschen ihre sozialen Beziehungen, Berufe oder Bildungswege durch den enormen Zeitaufwand, den das Pornogucken ausmacht. Auch leide die Empathiefähigkeit der Süchtigen laut Experten.
Die Sinnleere in der modernen Industriegesellschaft, die Grundlage für viele Probleme ist, geht einher mit dem Entstehen von Langeweile. Theodor W. Adorno etwa kritisierte in den 1960er-Jahren bereits die fremdbestimmte Arbeit in der modernen Industriegesellschaft dafür, dass sie negative Auswirkungen auf die Menschen insgesamt habe - speziell auch für den Bereich ihrer Freizeit. Diese sei durch gesellschaftliche Selbstverwertungszwänge für viele von pathologischer Langeweile geprägt:
Langeweile ist Funktion des Lebens unterm Zwang zur Arbeit und unter der Arbeitsteilung. [...] Wann immer das Verhalten in der freien Zeit wahrhaft autonom von freien Menschen für sich selbst bestimmt ist, stellt Langeweile schwerlich sich ein. […] Langeweile ist der Reflex auf die objektive immer wieder Gleichheit. […]
Wer sich anpassen will, muß im ansteigenden Maß auf Phantasie verzichten. [...] Die gesellschaftlich eingepflanzte und anbefohlene Phantasielosigkeit macht die Menschen in ihrer Freizeit hilflos
Zitate aus dem Vortrag "Freizeit-Zeit der Freiheit", 1969
Feministisch, fair, Frauenporno
Als Reaktionen auf gesellschaftliche Auseinandersetzungen rund um die Schädlichkeit von Pornographie, ist in den letzten Jahren ein Trend entstanden von "ethischer", "alternativer" Pornographie (auch "Altporn"), oder Pornographie speziell für Frauen. Produktionen dieser Kategorien wollen den Missbrauch einschränken und sich von toxisch-männlichen Klischees der Branche absetzen.
Maike Brochhaus etwa, Alternativporno-Regisseurin hat ihren Ansatz im Bayersichen Rundfunk genauer erörtert.
Alternativ-Pornos sind in ihrem Sinne Teil einer Subkultur und "anti-kommerzielle" Werke, bzw. "Fair Trade Porn", wie sie sie nennt. Es gebe bei ihren Produktionen intern fest definierte Rechte und Pflichten (z.B. Kondompflicht bei Vaginalsex) und eine fest geschriebene finanzielle Beteiligung für die Pornodarsteller*innen. Diese Produktionen stellten eine "gleichberechtigte Pornographie" dar und hätten einen stärkeren Fokus auf ästhetischen Bildern, spielten mit dokumentarischen Ansätzen und improvisierten Dialogen. Zum Teil versuchten sie, den Stil der 1970er-Pornos zu reproduzieren, die eine - wenn auch häufig hölzerne - Handlung hatten.
Brochhaus lehnt den Fokus auf den männlichen Orgasmus beim Mainstream-Porno ab, aber auch Absurditäten wie das Abspritzen des Mannes in einem sogenannten "Cumshot" am Ende solcher Filme.
Es gibt aber auch Kritik an sogenannten ethischen Pornos, die in vielen Fällen noch schlechtere Arbeitsbedingungen böten, als so manche Hochglanz-Produktionen. Zumindest wird von Kritikern die Ansicht vertreten, es handele sich lediglich um substanzlose PR, wenn mit solchen Labels geworben werde. Schließlich gebe es keine unabhängige Zertifizierung und die Labels seien quasi selbst gebastelt.
Glaubhafte, verallgemeinerbare Aussagen über Arbeitsbedingungen in dieser Branche, etwa von Gewerkschaften (vielleicht von Verdi, weil Dienstleistungsgewerbe?), scheint es bisher nicht zu geben.
Erwähnenswert in diesem Zusammenhang ist der Skandal um den angeblich feministischen Pornodarsteller "James Deen" (eigentlich Bryan Sevilla), der Kolleginnen geschlagen und vergewaltigt haben soll. Wie sich ein Darsteller einen solchen positiven Ruf als "feministisch" erarbeiten konnte, obwohl er für die kritische Öffentlichkeit nachprüfbar in pornographischen Gewaltorgien wie gestellten Vergewaltigungen mitgespielt hat, ist rätselhaft.
Aber auch schon die Stars der 1970er-Top-Pornos haben von ihren Missbrauchsbiographien berichtet und geschrieben. Prominent z.B. Linda Lovelace, Hauptdarstellerin von "Deepthroat" aus dem Jahr 1972, eines der berühmtesten Pornos bis dato.
Wenig verwunderlich erfolgt besonders aus feministischer Richtung Kritik an Pornographie. Das Spektrum der Meinungen reicht von radikaler Ablehnung von Pornos im Allgemeinen bis zur Forderung nach ethischen Sexdarstellungen. Die feministische Zeitschrift EMMA hatte bereits 1987 eine Kampagne PorNO! gestartet. Die Sichtweise lautet zusammengefasst seither:
Nach unserer Definition ist Pornografie ausschließlich "die Verknüpfung von sexueller Lust mit Lust an Erniedrigung und Gewalt in Text wie Bild".
Das ist natürlich eine extreme Definition, der sich nicht alle anschließen werden. Die anderen Argumente sind aber für die meisten nachvollziehbarer; wie etwa dass Pornographie die Fantasie beeinträchtige. Kritik kommt teilweise auch von männlicher Seite, so von Ran Gavrieli, für den es sich bei Pornographie um "gefilmte Prostitution"handelt. Er verweist auf das Fehlen leidenschaftlicher Küsse, von Streicheln und Affektion bei der Darstellung von Sexualität in Pornos. Aber auch auf die enge Verknüpfung von Prostitution und Pornographie.
Interessant sind auch die Aussagen der Ex-Prostituierten Ilan Stephani, die im Interview mit der TAZ auf die gesellschaftlich weit verbreitete Verklemmtheit hingewiesen hat. Diese stehe im Zusammenhang mit dem pathologischen Komplex von Gewalt und Sexualität. Für Stephani liegt hier auch ein wesentlicher Grund für das aus ihrer Sicht nicht Funktionieren vieler Beziehungen "im Bett" (was wiederum ein Grund dafür sein könnte, weshalb es überhaupt Menschen gibt, die trotz fester Beziehung, Kunden von Prostituierten werden). Sicherlich spielt auch Pech mit der Auswahl der Partner in Stephanis Leben eine Rolle, wenn sie zu ihrer pessimistischen Einschätzung kommt:
Penis muss in Vagina, das ist so eine enge Vorstellung von Sexualität. Und dann noch in der romantischen Zweierbeziehung. Das haben Hollywood und die Pornoindustrie dann kommerzialisiert. Aus diesen falschen Bildern entstehen sexueller Missbrauch, sexuelle Traumen von Frauen. Und all das lastet auf unserem Sex.
Ilan Stephani
Apropos weibliche Sicht auf Sex: Weibliches Nutzerinnenverhalten und verschiedene Kuriositäten sind den geschlechtsspezifischen Statistiken der Streaming-Plattform Pornhub zu entnehmen. Solche Statistikberichte werden wohl auch als unterhaltsame PR für eine Branche verstanden, die darum bemüht ist, als legaler und ethisch einwandfreier Teil der Gesellschaft angesehen zu werden. Laut dieser international erfassten Statistik, suchen Frauen auf dem Pornonetzwerk vor allem nach den Worten "Lesbian", besonders in westlichen Ländern.
In anderen Regionen wie Nordafrika ist beliebtes Suchwort bei weiblichen Pornokonsumentinnen beispielsweise "Anal" - wohl auch entsprechend regional vorherrschender religiöser Tabus. In Afrika wiederum suchen Frauen demnach besonders häufig nach "Ebony" (=schwarze Hautfarbe), oder nach "Indian" in Indien. In wieder anderen Ländern suchen Frauen besonders nach Pornos, die Menschen verschiedener ethnischer Minderheiten zeigen. Interessant auch das beliebte Suchwort "Verified Couples" (= verifizierte/echte Paare) auf den tiefkatholischen Philippinen.
Trends und Technik
Pornographie ist tief verankert in der menschlichen Kultur und Geschichte. Das wird jeder Besucher von Museen der Antike verstehen, in denen Alltagsgegenstände ausgestellt sind wie Töpfe und Becher, die mit derartigen Darstellungen bemalt sind. In der im Jahre 79 unter Vulkanschutt versunkenen Stadt Pompeji, waren ganze Wände in Wohnhäusern mit Pornos verziert; und gut bekannt ist natürlich auch das Kama Sutra aus dem Indien des 2. und 3. Jahrhunderts.
Sehr viel später, seit dem 19. Jahrhundert kam es zu einer massenhaften Verbreitung von Pornographie mit der Erfindung der Photographie. Im 20. Jahrhundert kamen pornographische Bewegtbilder dazu, mit einer besonders starken Verbreitung in privaten Haushalten seit dem Siegeszug der VHS-Videokassette und den DVDs seit den 1970er- und 90er-Jahren; aber auch von Sex-Magazinen und Illustrierten. Seit den 2000er Jahren sind die Inhalte zunehmend digital, ohne physische Datenträger übers Internet verfügbar.
Randbemerkung: Anfang der 2000er-Jahre musste man sich als Familienmitglied eines durchschnittlichen Haushalts vor dem heimlichen Pornokonsum häufig noch mit den anderen Personen des Haushalts darüber auseinandersetzen, ob die Telefonleitung für 30 Minuten belegt sein könne. Um ein Jpeg-Bild geringer Auflösung betrachten zu können, brauchte man mit einem durchschnittlichen 56k-Modem für das Herunterladen schließlich schon mal eine Minute. Randbemerkung zwei: Damals waren noch sogenannte "Passes"-Listen im Netz verbreitet mit illegal erbeuteten Zugangsdaten für kommerzielle Pornoseiten. Die wurden gerne von weniger betuchten Computernerds oder Jugendlichen ohne Kreditkarten verwendet, um an den "Stoff" zu kommen.
Als neue Entwicklung bietet das Internet seither mit seinen Hunderten von Video- und Bilder-Plattformen mit Upload-Funktion natürlich eine sehr effektive Möglichkeit nicht nur für den Konsum, sondern auch für die Verbreitung von Pornographie, insbesondere von Amateurpornographie (sei sie nun im Einzelfall mit oder ohne Einverständnis aller Beteiligten aufgenommen).
Es gibt bekanntlich eine Vielzahl von Kategorien und Tags, unter denen die expliziten Medieninhalte verfügbar sind. Einige Kategorien fokussieren ganz banal auf verschiedene Sexualpraktiken (Anal, Deepthroat, Doggystyle usw.), auf bestimmte Gegenstände (u.a. Dildos, Hände), die in verschiedene Körperöffnungen eingeführt werden oder auf verschiedene Arten von Reizwäsche, Fotos vom Blick unter den Rock anonymer Frauen, Masturbationsvideos - oder dem Sex mit mehreren oder vielen Partnern auf einmal (u.a. "Sandwich", Gangbang).
Seit 2-3 Jahren sind einige Plattformen zwar dazu übergegangen, standardmäßig deutsche und anderssprachige Übersetzungen für sexuelle Praktiken zu verwenden - entsprechend der vom Browser automatisch erkannten Herkunft des Surfers. Viele Standard-Begriffe bleiben aber Englisch.
Ein Paar mehr oder weniger exotische bzw. absurde Kategorien, die nicht unbedingt nur von ihrer (englischen) Wortbedeutung her selbsterklärend sind, seien kurz in einer Tabelle zusammengefasst:
BBC Steht für "Big Black Cock". Diese Pornographie möchte dem Klischee von schwarzen Männern mit Riesen-Penissen entsprechen.
BBW / Plummer Darstellungen von Sex, bei denen der weibliche Partner extrem übergewichtig ist.
Bukkake Eine ursprünglich aus Japan stammende Pornoart – auch von zweifelhaftem Geschmack – bei der eine Frau von mehreren Männern zugleich an-ejakuliert wird. Diese Pornovariante stammt aus den 1980er Jahren und wird nicht nur in Japan, sondern auch in Nordamerika und Europa produziert – auch im Bereich der Schwulenpornographie, dann aber natürlich ohne Frau.
Celebrities / Fakes Fakes sind Pornos, in denen meist die Gesichter von prominenten Personen (überwiegend Frauen) hineinmontiert werden. "Celebrities"-Bilder sind häufig einfach Paparazzi-Photos von Promi-Frauen.
Cuckold Pornos, in denen ein Partner, meist der Mann, seine Partnerin dazu auffordert oder ermutigt, mit anderen Personen zu schlafen – und den dies erregt. Dabei können zum einen masochistische Motive eine Rolle spielen, also die Lust an der Demütigung. Auf der anderen Seite kann das Motiv auch Machtausübung sein, wenn der Partner bestimmen möchte, mit wem und wie die Partnerin mit einer anderen Person Sex hat (worauf manche so stehen…).
Creampie Dieser Begriff bedeutet eigentlich Sahnetorte. Man kann sich schon denken, dass er übertragen in die Pornosprache etwas mit der weißlichen Flüssigkeit Sperma zu tun hat. Es handelt sich also vor allem um Pornos, in denen Sperma im Mittelpunkt steht. Entweder in Form von "Cum-Shots", also auf Körperteile, Körperöffnungen oder ins Gesicht ejakuliert – oder in anderen befremdlichen bis ekelerregenden Darreichungsformen präsentiert (je nach persönlichem "Geschmack").
Hentai / Anime Hentai bedeutet Comic-Pornographie im japanischen Manga-Stil. Bei Videos heißt das Genre Anime. Die Comics zeichnen sich etwa durch übertrieben groß gezeichnete Augen und sehr kleine Nasen aus. Meist sehen die dargestellten Menschen auch sehr jung aus. Bei weiblichen Figuren wird das sehr junge Gesicht kombiniert mit opulenten Geschlechtsmerkmalen erwachsener Frauen. Sie sehen also im Prinzip aus wie Kinder mit Riesenbrüsten und Riesenhintern.
MILF Bedeutet umgangssprachlich "Mother I'd like to fuck" (Mutter, mit der ich gerne Sex hätte). Es handelt sich eine um ein recht bekanntes Porno-Genre, in dessen Mittelpunkt meist attraktive Frauen zwischen 30 und 50 Jahren stehen. Überdurchschnittlich häufig handelt es sich hier um Amateurpornos. Häufig sind die männlichen Partner in diesen Videos auch jünger als die Frauen, was wohl die (sexuelle) Reife oder das Selbstbewusstsein der Frauen unterstreichen soll.
POV Pornographie, die aus der Perspektive eines der beteiligten Sex-Partner (meist des Mannes) gefilmt wird. POV heißt wörtlich "Point of View".
SFW Bedeutet "Safe For Work". Es handelt sich um nicht ganz ernst gemeinte Pornographie, die mit Bildbearbeitung verändert wurde, um alles zu überdecken, was mit Sexualität zu tun hat. Also vor allem Geschlechtsteile. Häufig werden die Bilder oder Videos verfremdet, indem Comic-Objekte hineinmontiert werden. Eine lustige und ziemlich absurde Mode, die den Uploadfiltern der EU zum Opfer fallen könnte.
Squirting Darstellung von weiblicher Ejakulation in verschiedenen Ausprägungen. Es handelt sich um die Absonderung eines Sekrets bzw. einer "Lustflüssigkeit" durch einige Frauen während des Orgasmus. Es wird davon ausgegangen, dass knapp 5% der weiblichen Körper das tun können. Beim sog. "Squirting" kommt noch ein Anteil von Urin, dazu der abgesondert wird, was z.T. ein richtiges Spritzen ist. Wer's mag...
Quellen: www.urbandictionary.com | Wikipedia.org | www.onlineslangdictionary.com
Wie eine Nutzungsstatistik von Pornhub vermittelt, waren die drei beliebtesten Porno-Suchwörter über alle Geschlechter hinweg im Jahr 2018: Lesbian, Hentai und Milf. Bei Männern allein waren es Japanese, Milf und Hentai. Der ganze Erguss an Statistiken kann auf dem Blog von Pornhub abgerufen werden.
Hervorzuheben ist noch, dass der größte Teil des Pornokonsums heute auf dem Smartphone stattfindet. In vielen Ländern spielen Laptops und PCs kaum mehr eine Rolle, oder haben zusammen einen Anteil von lediglich 5%. Wie beispielsweise in Indien. Hier mögen Armut (kleine Geräte) und beengte Wohnverhältnisse (Pornogucken am Familien-PC unrealistisch) eine Rolle spielen. Interessanterweise werden die Statistiken von Pornhub durch das datenschutzrechtlich höchst fragwürdige Tool Google-Analytics extrahiert - und zwar in Verknüpfung zu privaten Nutzerdaten der Google-Nutzer*innen. Mit Sicherheit weder ethisch, noch DSGVO-konform!
Porno-Kategorien sind stark modeabhängig; es kommen andauernd neue hinzu oder werden alte weniger angeklickt. Pornographie ist zum Leidwesen vieler Kritiker und Opfer der Branche seit der "sexuellen Revolution" der 1960er-Jahre-Jahre in großen Teilen der Gesellschaft zudem zu einer Art Kultthema geworden. Mit hoher medialer Präsenz in Musikvideos, Werbung, Festivals, eigenen Messen usw. Auch werden Pornostars und Idole erschaffen und das Thema ist irgendwie allgegenwärtig (auch wenn man nicht immer Geschlechtsteile im Bild sieht). Von der Mehrheit der Bevölkerung werden die Probleme im Bereich der Pornographie hingegen wenig thematisiert.
Zum Schluss
Pornographie ist in vielen Fällen als sehr problematisch zu bewerten, auch wenn es sich um legale Pornographie handelt. Unterm Stich gibt es mit Sicherheit mehr schlechte, als gute gesellschaftliche und psychologische Auswirkungen durch die starke Verbreitung medialer Sexdarstellungen. Dennoch ist eine Pauschalkritik sicherlich nicht immer angebracht, zumal es, zumindest vereinzelt, auch tatsächlich einvernehmliche, nicht missbrauchsverseuchte Pornographie gibt. Z.B. im Bereich der Amateurpornographie. Wobei anzumerken ist, dass ein Großteil der angeblichen Amateurpornographie professionell gedreht wird und damit die ganzen genannten Probleme der Pornobranche einhergehen. Die relativ große Beliebtheit von Amateurpornographie zeigt, dass viele Porno-Konsument*innen doch gar nicht so an den absolut perfekten Menschen der sogenannten Hochglanz-Produktionen interessiert sind, sondern auch Sex erregend finden mit "echten" Menschen mit Makeln. Dies ist vielleicht gar keine schlechte Botschaft.
Unser politisches System und die Behörden sollten insgesamt weniger Skrupel haben, neben klar illegalen Inhalten, auch gewalttätige "Mainstream"-Inhalte zu blockieren - beispielsweise auch mal ganze Streaming-Plattformen zu sperren, sofern sie sich nicht um geltendes Recht scheren - oder um die Gewährleistung der Menschenwürde für alle. Menschenrechte sollten in der gesellschaftlichen Prioritätenliste immer über den Masturbationspräferenzen anonymer Internetnutzer stehen.
Im Zusammenhang mit Pornographie und Ethik wird meist nur über den Jugendschutz diskutiert; aber dieser wäre ja weniger relevant, wenn die verfügbaren Porno-Inhalte insgesamt harmloser würden.
Im Sinne einer Eindämmung pathologischer Inhalte wäre es sinnvoll, offener über Tabuthemen in der Öffentlichkeit zu sprechen - aber vor allem auch in den Klassenzimmern. Zumindest kann man vermuten, dass die Unterdrückung solcher Themen sowie die Unterdrückung und Tabuisierung nicht-gewalttätiger sexueller Gelüste dazu führt, dass Leute vermehrt nach Pornos suchen. Und möglicherweise nach pathologischeren, als sie es tun würden, wenn sie sexuell ausgeglichen wären und über die Hintergründe der Produktionsbedingungen besser informiert wären. Unterdrückte Lust in prüden Teilen unserer Gesellschaft und die offensichtlich bei vielen vorhandene Unfähigkeit, sexuelle Wünsche in festen Beziehungen zu artikulieren, schaffen zwangsläufig einen Markt für Pornographie oder sogar Prostitution.
Trotz der radikalen Ablehnung und Verurteilung von Pornographie durch einige Kritiker kann man feststellen, dass es auch eine harmlose Seite medialer Darstellungen von Sex gibt. Und zwar Pornos, die nicht primär aus sadistischer, menschen- oder frauenfeindlicher Motivation heraus hergestellt werden, sondern motiviert durch promiskuitive Verspieltheit oder Exhibitionismus. Es gibt auch Profi-Pornographie mit Darstellern, die freiwillig und ohne Demütigung ihrer Arbeit nachgehen. Leider ist es aber für Konsument*innen schwer bis unmöglich festzustellen, ob es sich im Einzelnen nun um eine im Sinne der Arbeitsbedingungen und der Freiwilligkeit "gute" oder "schlechte" Darstellung handelt.
Auch der Jugendschutz bleibt ein ungelöstes Problem. Wie schaffen wir es, dass Kinder aufgrund der heute unvermeidlichen Möglichkeit des Konsums von Pornographie in die Lage versetzt werden, dennoch eine nicht-toxische, eigene Sexualität zu entwickeln? Und wie kann man Menschen helfen, einen Sinn in ihrem Leben zu finden, um das Entstehen von Pornosucht (und anderen Süchten) zu verhindern?
Zum Schluss sollen drei Forderungen stehen:
Es müssen wirksame Maßnahmen ergriffen werden, um Missbrauch im Bereich der Produktion von Pornographie einzudämmen. Am besten mit staatlichen Kontrollen und unabhängig kontrollierten Siegeln.
Die Einrichtung effektiver und schneller Möglichkeiten, Porno-Seiten unkompliziert abschalten zu lassen, sofern sie gewalttätige oder auch nur demütigende Pornographie nicht sperren oder löschen möchten. Zugleich die Förderung von Diskussionen im Sexualkundeunterricht der Schulen über Sexualität, Pornographie und Missbrauch.
Plattformen schaffen, die tatsächlich und nachprüfbar nur Porno-Inhalte veröffentlichen, die entweder "fair" hergestellt wurden oder - im Amateurbereich - im garantierten Einvernehmen aller Beteiligten.
https://www.heise.de/tp/features/Mainst ... ?seite=all
Mir ist beim Lesen richtig schlecht geworden.
Da ist realer Sexwork ja noch harmlos ....
Mainstraem Pornographie
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Re: Mainstraem Pornographie
"Mir ist beim Lesen richtig schlecht geworden."
Das wird wohl Absicht sein!
Abolis triggern grundsätzlich extrem, eben um diese emotionale Reaktion hervorzubringen, und daraufhin Verbotsgedanken. Formulierungen wie "während des Sexes" wirken lebensfern, und einiges liest sich wie bei Andrea Dworkin oder aus der EMMA abgeschrieben. Und mit der Sachkenntnis ist es möglicherweise nicht weit her:
"POV heißt wörtlich "Point of View"
- soweit ich weiß, personally operated video (persönliche Kameraführung)
Das wird wohl Absicht sein!
Abolis triggern grundsätzlich extrem, eben um diese emotionale Reaktion hervorzubringen, und daraufhin Verbotsgedanken. Formulierungen wie "während des Sexes" wirken lebensfern, und einiges liest sich wie bei Andrea Dworkin oder aus der EMMA abgeschrieben. Und mit der Sachkenntnis ist es möglicherweise nicht weit her:
"POV heißt wörtlich "Point of View"
- soweit ich weiß, personally operated video (persönliche Kameraführung)
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Re: Mainstraem Pornographie
Sexindustrie
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Das Oberverwaltungsgericht in Münster: Das letzte Wort in dem Rechtsstreit ist noch nicht gesprochen Foto: Guido Kirchner / dpa
Auch Pornoportale mit Sitz im europäischen Ausland können von deutschen Jugendschützern reguliert werden. Das Oberverwaltungsgericht (OVG) in Münster hat Beschwerden von zwei Pornoportalen aus Zypern gegen ein Verbreitungsverbot pornografischer Internetangebote in Deutschland abgewiesen. Damit bestätigte das Gericht laut einer Mitteilung vom Donnerstag in einem Eilverfahren Beschlüsse des Verwaltungsgerichts Düsseldorf.
Dieses hatte der Landesanstalt für Medien NRW recht gegeben, die zum Schutz von Kindern und Jugendlichen gegenüber den zypriotischen Gesellschaften insgesamt drei Internetangebote beanstandet hatte: Pornhub, YouPorn und Mydirtyhobby. Die Medienaufseher untersagten deren weitere Verbreitung in Deutschland, solange die pornografischen Inhalte nicht entfernt würden oder sichergestellt werde, dass nur Erwachsene Zugang zu diesen erhielten.
Streit dauert bereits Jahre
Die Macher mehrerer großer Pornoportale, die ihren Sitz meist in Zypern haben, weigern sich seit Jahren, ihren Angeboten einen Jugendschutz vorzuschalten, der den Anforderungen der Kommission für Jugendmedienschutz genügt. Die Medienaufseher wollen die Pornoanbieter dazu verpflichten, ihren Angeboten eine wirksame Altersverifikation vorzuschalten. Einige der größten Angebote setzen lediglich auf Warnhinweise, die sich leicht wegklicken lassen, sofern auf dem Computer oder Smartphone kein Jugendschutzprogramm installiert ist.
Als Begründung der Entscheidung führte das OVG an, es gebe keine verfassungsrechtlichen Bedenken dagegen, dass bei der Aufsicht über Telemedienangebote die inhaltliche Entscheidung über die Vereinbarkeit mit dem Jugendschutz allein der länderübergreifenden Kommission für Jugendmedienschutz (KJM) zugewiesen sei.
Wenn sich die Portale weiter weigern, ein Jugendschutzsystem zu installieren, könnten sie von den Behörden bei deutschen Zugangsprovidern gesperrt werden. Die Landesmedienanstalt NRW hatte bereits eine solche Sperre gegen das Portal xHamster durchgesetzt, die allerdings kaum Effekt hatte: Der Anbieter aktivierte kurzerhand eine andere Domain, um die Sperre bei deutschen Providern zu umgehen.
Bewegung nach jahrelangem Stillstand
Nach Informationen des SPIEGEL kommt inzwischen aber neue Bewegung in den Rechtsstreit. So wollen die Behörden in Zypern künftig den Jugendschutz selbst regeln, was die Zuständigkeit der deutschen Behörden infrage stellen würde. Parallel hat sich im Juli ein Vertreter des Portals xHamster mit Behördenvertretern in Nordrhein-Westfalen getroffen. Vorher bekamen die Behörden nicht mal auf amtliche Schreiben an den offiziellen Firmensitz eine Antwort.
tmk/dpa
https://www.spiegel.de/netzwelt/netzpol ... 2c18f94427
Pornhub, YouPorn und Mydirtyhobby: Verbot gegen Pornoportale bestätigt
Pornhub, YouPorn und Mydirtyhobby
Oberverwaltungsgericht Münster bestätigt Verbot gegen Pornoportale
Ohne ein Jugendschutzsystem nach deutschen Standards dürfen Pornoanbieter hierzulande nicht tätig sein. Ein aktuelles Urteil stützt eine Entscheidung von Jugendschützern. Neue Netzsperren werden damit wahrscheinlich.
08.09.2022, 16.07 Uhr
Das Oberverwaltungsgericht in Münster: Das letzte Wort in dem Rechtsstreit ist noch nicht gesprochen
Das Oberverwaltungsgericht in Münster: Das letzte Wort in dem Rechtsstreit ist noch nicht gesprochen Foto: Guido Kirchner / dpa
Auch Pornoportale mit Sitz im europäischen Ausland können von deutschen Jugendschützern reguliert werden. Das Oberverwaltungsgericht (OVG) in Münster hat Beschwerden von zwei Pornoportalen aus Zypern gegen ein Verbreitungsverbot pornografischer Internetangebote in Deutschland abgewiesen. Damit bestätigte das Gericht laut einer Mitteilung vom Donnerstag in einem Eilverfahren Beschlüsse des Verwaltungsgerichts Düsseldorf.
Dieses hatte der Landesanstalt für Medien NRW recht gegeben, die zum Schutz von Kindern und Jugendlichen gegenüber den zypriotischen Gesellschaften insgesamt drei Internetangebote beanstandet hatte: Pornhub, YouPorn und Mydirtyhobby. Die Medienaufseher untersagten deren weitere Verbreitung in Deutschland, solange die pornografischen Inhalte nicht entfernt würden oder sichergestellt werde, dass nur Erwachsene Zugang zu diesen erhielten.
Streit dauert bereits Jahre
Die Macher mehrerer großer Pornoportale, die ihren Sitz meist in Zypern haben, weigern sich seit Jahren, ihren Angeboten einen Jugendschutz vorzuschalten, der den Anforderungen der Kommission für Jugendmedienschutz genügt. Die Medienaufseher wollen die Pornoanbieter dazu verpflichten, ihren Angeboten eine wirksame Altersverifikation vorzuschalten. Einige der größten Angebote setzen lediglich auf Warnhinweise, die sich leicht wegklicken lassen, sofern auf dem Computer oder Smartphone kein Jugendschutzprogramm installiert ist.
Als Begründung der Entscheidung führte das OVG an, es gebe keine verfassungsrechtlichen Bedenken dagegen, dass bei der Aufsicht über Telemedienangebote die inhaltliche Entscheidung über die Vereinbarkeit mit dem Jugendschutz allein der länderübergreifenden Kommission für Jugendmedienschutz (KJM) zugewiesen sei.
Wenn sich die Portale weiter weigern, ein Jugendschutzsystem zu installieren, könnten sie von den Behörden bei deutschen Zugangsprovidern gesperrt werden. Die Landesmedienanstalt NRW hatte bereits eine solche Sperre gegen das Portal xHamster durchgesetzt, die allerdings kaum Effekt hatte: Der Anbieter aktivierte kurzerhand eine andere Domain, um die Sperre bei deutschen Providern zu umgehen.
Bewegung nach jahrelangem Stillstand
Nach Informationen des SPIEGEL kommt inzwischen aber neue Bewegung in den Rechtsstreit. So wollen die Behörden in Zypern künftig den Jugendschutz selbst regeln, was die Zuständigkeit der deutschen Behörden infrage stellen würde. Parallel hat sich im Juli ein Vertreter des Portals xHamster mit Behördenvertretern in Nordrhein-Westfalen getroffen. Vorher bekamen die Behörden nicht mal auf amtliche Schreiben an den offiziellen Firmensitz eine Antwort.
tmk/dpa
https://www.spiegel.de/netzwelt/netzpol ... 2c18f94427