26. Januar um 22h WDR/FrauTV 10. Jahre Prostitutionsgesetz

Berichte, Dokus, Artikel und ja: auch Talkshows zum Thema Sexarbeit werden hier diskutiert
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Aoife
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Re: RE: 26. Januar um 22h WDR/FrauTV 10. Jahre Prostitutions

Beitrag von Aoife »

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Platon hat geschrieben:@ Aoife

Ich verstehe Deine Einlassung nicht - seit wann ist Gewalt von Männern an Frauen ein von der Politik hausgemachtes Problem?
Dann lasse einmal die unzulässige Verallgemeinerung "Männer gegen Frauen" weg, und betrachte nur den Teil, der SW mehr trifft als andere Frauen. Eine Politik, die den Menschen nicht als Menschen sieht, sondern als Mittel zum Zweck militärische oder wirtschaftliche "Siege" zu erringen, und seine Sexualität somit auf die optimale Produktion der nächsten Staatssklavengeneration beschränken möchte, ist durch ihre Förderung der Ehe/Kleinfamilie alleinschuldig am Stigma (und somit auch an dessen Folgen) aller nicht dieser Idee entsprechenden Lebensformen.

Liebe Grüße, Aoife
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fraences
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Re: RE: 26. Januar um 22h WDR/FrauTV 10. Jahre Prostitutions

Beitrag von fraences »

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Platon hat geschrieben:Ich hätte gerne Arianes Beitrag z.B. auf einer Veranstaltung von Hydra gesehen - da wäre die adäquate Zielgruppe für diesen Beitrag anwesend gewesen. Da kann man Kolleginnen und ggfs. junge Frauen als Einsteigerinnen für diesen Beruf sensibilisieren.

Aber wer ist die Zielgruppe einer WDR3 Frauen TV Sendung? Sitzen hier Sexworkerinnen oder potenzielle Einsteigerinnen vor dem Bildschirm? Ich meine eher nicht
@Platon
Da muss ich Dir leider widersprechen,habe da eine andere Erfahrung und Eindruck bekommen.
Da ich am Freitag bei der Einweihung von Dona Carmen neu renovierte Büroräume in Frankfurt war, hier sowohl Sexworkerinnnen, arrangierte und interessierte Bürger, Sozialarbeiterinnen, Politisch arrangierte Menschen und quer Beet durch unsere Gesellschaft dort Menschen waren, war die Sendung aktuelle Gesprächstoff mit positive und nachdenkliche Kommentare.

Liebe Grüsse, Fraences
Zuletzt geändert von fraences am 29.01.2012, 19:31, insgesamt 1-mal geändert.
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Dennis
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Beitrag von Dennis »

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fraences hat geschrieben:@Dennis

Es gibt aber auch einen Teilschuld, da ziehe ich mir selbst den Schuh an. Bin seit 1991 in die Hurenbewegung aktiv, aber ich habe Jahre gehabt, wo ich so stark andersweitig eingebunden war, das ich mich nicht aktiv beteiligt habe.

hallo fraences


ich erlaube mir da mal einen einwand . .der ich geb s zu natürlich stark subjektiv gefärbt ist. jeder entscheidung geht ja ein abwägungsprozeß voraus, ist zum zeitpunkt des treffens einer entscheidung somit letzendlich eine prioritätenentscheidung.

danach verändert sich ne menge. man macht neue erfahrungen, nimmt neues wahr, altes möglcherweise anders wahr, fängt möglicherweise an zu reflektieren ob die entscheidung die man in der vergangenheit getroffen hat noch stimmig ist.

das recht sich anders - neu zu entscheiden ist ein grundpfeiler des ausdrucks von meinungsfreiheit, ein aspekt von demokratie und freiheit.

den fehler :002 die neue entscheidung mit der in der vergangenheit gemachte zu vergleichen und zu bewerten . . . .ja das machen wir gern . . und fühlen uns dann mitunter schuldig . . .

kenn ich auch von mir . . . und wehre mich gegen diese "konditionierung" bzw versuche dieses "schuldgefühl" loszulassen bzw zu hinterfragen wenn nötig . . .

Und war letztes Jahr völlig schockiert, was für eine Rückbewegungswelle sich nach dem, sowieso nicht im vollen Umfang von unseren Forderungen damals für das ProSTG, sondern das noch nicht einmal das Aufheben der Sittenwidrigkeit 121BGB noch nicht mal nach !0 Jahren richtig umgesetzt wird.

Ja, und wenn wir selber mehr gehört werden, wir nicht die Klischeebilder der Medien bedienen, mehr Einladungen an politischen Rundentischen oder sonstige, wichtige Gremien erhalten würden, Aktivistinnen dran teilnehmen, und somit auch unseren Beitrag dazu gemeinsam gegen das Unrecht zu stellen, dann habe ich viel Hoffnung, das es eine Verbesserung erreicht werden kann.
Nach dem Motto: Die Hoffnung stirbt zu letzt.

Liebe Grüsse, Fraences
Wichtig ist, dass man nicht aufhört zu fragen.

Platon
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RE: 26. Januar um 22h WDR/FrauTV 10. Jahre Prostitutionsgese

Beitrag von Platon »

@ Aoife

Häusliche Gewalt in Partnerschaften und Ehen ist immer noch die Hauptursache für den Tod oder die Gesundheitsschädigung
bei Frauen zwischen 16 und 44 Jahren! Gewalt gegen Sexworker
taucht in dieser Studie überhaupt nicht auf, deshalb habe ich verallgemeinert - vielleicht doch nicht so ganz unzulässig?

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Aoife
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Re: RE: 26. Januar um 22h WDR/FrauTV 10. Jahre Prostitutions

Beitrag von Aoife »

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Platon hat geschrieben:Häusliche Gewalt in Partnerschaften und Ehen ist immer noch die Hauptursache für den Tod oder die Gesundheitsschädigung bei Frauen zwischen 16 und 44 Jahren!
Damit hat Ariane aber nicht argumentiert, sondern mit der besonderen Problematik im SW Bereich trotz steuerlicher Erfassung.

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Platon
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RE: 26. Januar um 22h WDR/FrauTV 10. Jahre Prostitutionsgese

Beitrag von Platon »

Da hast Du vollkommen recht - ich hatte auch nicht Ariane geantwortet, sondern Dir und Deinen für mich nicht nachvollziehbaren Argumenten.
Ich kann aber auch mit der "optimalen Produktion der nächsten Staatssklavengeneration" nichts anfangen - ich lebe schliesslich in Deutschland, einem der wenigen Länder mit einem Prostitutionsgesetz :-))

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Aoife
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Re: RE: 26. Januar um 22h WDR/FrauTV 10. Jahre Prostitutions

Beitrag von Aoife »

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Platon hat geschrieben: ich hatte auch nicht Ariane geantwortet, sondern Dir und Deinen für mich nicht nachvollziehbaren Argumenten.
Auch wenn dir meine Argumente nicht nachvollziehbar waren, so dienten sie doch ausschließlich der Erklärung warum ich Arianes Auftritt anders als du sehr positiv einschätze, und bezogen sich somit auf diesen.

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RE: 26. Januar um 22h WDR/FrauTV 10. Jahre Prostitutionsgese

Beitrag von friederike »

@Platon,

das Ziel einer TV-Magazinsendung "Zehn Jahre ProstG" ist vermutlich nicht, junge Frauen über ihre Möglichkeiten in der Prostitution zu beraten. Das ProstG ist eine öffentliche Debatte, in der auch die Sexarbeiterinnen ihre Stimme erheben müssen. Ich tue das in Leserbriefen (die leider meist nicht gedruckt werden ':012'), weil ich mich nicht outen kann. Ariane hat mutig für uns eine ganz wichtige Rolle übernommen.

Die Wirkung besteht, denke ich, zuerst einmal in der Präsenz: Zuschauer und Zuschauerinnen sehen eine Sexarbeiterin, die ganz anders ist als sie sich das vorgestellt haben. Diese Demonstration allein lässt so manche eifrig-sauertöpfische SOLWODI-Kämpferin ins Abseits rutschen.

Es hat auch wenig Sinn, in einer solchen öffentlichen Debatte Probleme zu negieren, die bestehen und sich vielleicht bei näherer Betrachtung relativieren, und die bei weitem nicht der Darstellung der GegnerInnen entsprechen mögen. Aber durch Verdrängen gewinnt man in der Debatte nicht, sondern schafft der Gegenseite ein Einfallstor.

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fraences
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Beitrag von fraences »

Liebe Friederike,

das hast Du super formuliert und genauso sehe ich das auch.

Ariane "Bühnenpräsenz" war genial und das hatte enorme Wirkung.

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Jupiter
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RE: 26. Januar um 22h WDR/FrauTV 10. Jahre Prostitutionsgese

Beitrag von Jupiter »

@Platon, ich möchte in diesem Zusammenhang nur darauf hinweisen, dass es eine Bundesratsinitiative gibt, nach der versucht wird, die Regelungen des ProstG wieder "zurückzudrehen".

siehe: viewtopic.php?t=7572&highlight=bundesratsinitiative

Um so wichtiger ist öffentlich, die positiven Auswirkungen hervorzuheben. Ich denke, dass dies Ariane gelungen ist.

Gruß Jupiter
Wenn du fühlst, dass in deinem Herzen etwas fehlt, dann kannst du, auch wenn du im Luxus lebst, nicht glücklich sein.

(Tenzin Gyatso, 14. Dalai Lama)

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RE: 26. Januar um 22h WDR/FrauTV 10. Jahre Prostitutionsgese

Beitrag von alana »

Was die Gewalt angeht, so habe ich in meiner Karriere als Taxifahrerin wie auch als SW Gewalt erlebt. Als SW bin ich sogar mal knapp mit dem Leben davon gekommen. Allerdings habe ich noch nie Gewalt in meinem privaten Umfeld oder gar zuhause erlebt.

Gewalt ist jeder ausgesetzt, der viel allein mit Menschen zu tun hat und nicht der öffentlichen Kontrolle unterliegt. Deswegen würde ich weder den Taxifahrer noch die SW als extrem gefährlichen Beruf ansehen. Interessanterweise sehen es die Bullen anders. Die betrachten uns als Anziehungsmagneten für Gewalt. Komisch, denn die Taxler scheinen sie zu übersehen, die regelmäßig ermordet werden. Aber man kennt es ja, die Behörden haben ein blindes und ein fanatisches Auge. Gibt ja ein nettes aktuelles Beispiel.

Platon
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RE: 26. Januar um 22h WDR/FrauTV 10. Jahre Prostitutionsgese

Beitrag von Platon »

"...die Wahrscheinlichkeit, Opfer von Gewalt und Stalking zu werden ist etwa gleich hoch bzw. niedrig wie in sonstigen privaten Beziehungen..." (@ Aoife: mal lesen...)

."..also muss die Berichterstattung menschlicher werden..".

"...Grenzen ziehen...damit plagen sich fast alle Frauen ab...."

"...Anerkennung, Nähebedürfnis, Sympathie, Freude, sich gerne haben, sich sexuell nahe sein..."

"...Die uns wertschätzenden und respektablen Kundenmänner..."

"...wir tragen auch zu Nähe-erleben, manchmal Glücksgefühlen vieler Singles bei..."

"...Man ergötzt sich an Sexworkern als Opfer und einem kriminalisierten Umfeld...

Das alles ist entnommen aus Arianes Eingangsposting oben und hätte sie es in dem Beitrag gesagt bzw. wenn es gesendet worden wäre, dann wäre das grossartig gewesen. Aber Ariane ist wohl ein "Opfer" der Sendung bzw. der Redakteurin Lisa Ortgies geworden. Es wäre auch naiv zu denken, dass eine Sendung "Frauen TV" die positiven Seiten vom Job der Sexworker sendet. Das passt eben im wahrsten Sinne des Wortes nicht ins Bild!

Und noch einmal: Es gibt noch viel zu tun im Sexworker-Gewerbe...aber das Glas ist halbvoll und nicht halbleer. Ich möchte mit meiner Einlassung der wertvollen "Ressource Ariane" einen Weg aufzeigen, wie sie wirklich etwas tun kann, Sexworker aus der Opferrolle herauszubekommen und gesellschaftliche Anerkennung zu erreichen. Man kann das auch zielgruppenspezifisches Marketing nennen.

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Zwerg
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Beitrag von Zwerg »

@Platon
Es ist Dir scheinbar entgangen, dass sich die UserInnen von sexworker.at einhellig dafür ausgesprochen haben, dass Ariane`s Beitrag hervorragend war...

Du (als vorgeblicher Kunde - laut Deinem Profil) siehst dies nicht so - wobei ich das durchaus für in Ordnung halte. Was ich jedoch nicht für in Ordnung halte ist, dass Du uns Deine Sichtweise der Dinge (wohlgemerkt als Kunde den SexarbeiterInnen!) "aufs Aug drücken möchtest"

Davon abgesehen: Ich bin nicht der Einzige, der sich ob Deiner Identität so seine Gedanken macht... Auch Deine anderen Beiträge hier im Forum zeigen eine gewisse Nähe zu einer Escort-Coachdame, welche hier im Forum, auf Grund ihrer Respektlosigkeit uns gegenüber gesperrt wurde (übrigens als Eine der ganz Wenigen - wir sperren hier nicht leichtfertig) ... Und ich sehe nicht wirklich ein, dass wir jetzt über die Hintertüre (mit einem anderen Nickname) wieder die gleichen Diskussionen führen...

Coache wem auch immer - aber bitte nicht uns. Zumindest nicht, bevor Du zumindest einen Bruchteil der Aktivitäten von uns "für die Branche" erfolgreich gesetzt hast.

Auch ich bin ehemaliger Kunde - nur Eines: Wenn ich mich Jemals dazu hinreißen lassen würde, dass ich SexarbeiterInnen vorschreiben würde, was sie zu denken, oder was sie für "Gut heißen" müssten, dann hätte ich hier meinen Job verfehlt. Diskutieren ist gut und schön - nur Deine Botschaft ist eintönig.... und wird auch bei der X-ten Wiederholung nicht angenommen werden. Wenn was nicht nachvollziehbar ist, so werden wir es auch nicht akzeptieren.

christian

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Beitrag von Deleila »

Liebe Ariane,

ein einfaches aber riesengroßes WOW!

Platon
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RE: 26. Januar um 22h WDR/FrauTV 10. Jahre Prostitutionsgese

Beitrag von Platon »

Werter Zwerg,

ich überlese jetzt einmal Deine unschönen Unterstellungen und diese ziemen sich auch nicht für einen Admin - ich beziehe mich hier ausdrücklich auf Forum Regel 1.
Leider sagst Du zur Sache aber auch rein gar nichts aus, obwohl oder doch gerade weil die Widersprüche zwischen Eingangsposting und TV-Beitrag an Evidenz kaum zu überbieten sind. Und ich halte Ariane für so intelligent, dass sie sehr wohl nachvollziehen kann, was ich meine.

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Zwerg
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Beitrag von Zwerg »

@Platon
Wieso unhöflich? Weil ich Dich darauf aufmerksam mache, dass Du hier als (vorgeblicher) Kunde den SexarbeiterInnen (auf ihrer Plattform) erklären möchtest, was sie tun (oder für "Gut" halten) sollen und das ich dies für unverschämt halte? Oder etwa, weil ich Dir eine gewisse Nähe zu einer gesperrten UserIn des Forums unterstelle? Das können hier alle nachvollziehen, die Deine Beiträge lesen... Du solltest es nicht überlesen, sondern zur Kenntnis nehmen und Dich Deiner Rolle hier besinnen.

Auch die Beurteilung meiner Tätigkeit (bzw. was sich für mich geziemt, oder eben nicht) möchte ich Dich bitten unseren UserInnen zu überlassen - Die Entscheidung, ob ich hier mitarbeiten soll steht ausnahmslos ihnen zu.

Das immer Alles etwas besser sein könnte, ist eine Weisheit, die uns nicht neu ist. Auch nicht neu ist uns, dass die Jenigen, die einem Anderem erklären, was er wo und wie besser machen hätte sollen, immer danach auf der Bildfläche erscheinen. Ich selbst habe bereits etliche Male vor der Kamera gestanden (auch Liveübertragung aus dem Studio) - und ich wage auf Grund Dessen zu bewerten: Das was Ariane in ihrem Beitrag geleistet hat, war für uns (Sexworker Forum) äußerst hilfreich und wichtig - und ehrlich gesagt, wüsste ich nicht, wer es besser machen hätte können.

Auch wenn Einige Dinge nicht zur Sprache gekommen sind (geschnitten wurden), dann bleibt die Grundaussage "hier steht eine selbstbestimmte Frau, die eine Meinung hat" äußerst kräftig stehen. Und das wars dann auch schon - Wir sehen das so und daran wirst Du nichts ändern.... Wie ich bereits an anderer Stelle geschrieben habe: An diesem Auftritt, kann manch selbsternannter Coach noch was lernen.

christian

Platon
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RE: 26. Januar um 22h WDR/FrauTV 10. Jahre Prostitutionsgese

Beitrag von Platon »

@ zwerg

Naja, dass Du jetzt den Beitrag von Ariane auf ein "hier steht eine selbstbestimmte Frau, die eine Meinung hat" reduzierst, hat Ariane nun auch nicht verdient.
Wir sind uns ja vollkommen einig - der Beitrag war für das Sexworker Forum wichtig und hilfreich - aber eben nicht dazu geeignet, die Sexworker aus der Opferrolle herauszuholen, der Stigmatisierung entgegenzuwirken und die gesellschaftliche Anerkennung zu fördern - und das ist dann wirklich schon alles.

Gute Nacht.

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Re: RE: 26. Januar um 22h WDR/FrauTV 10. Jahre Prostitutions

Beitrag von Zwerg »

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Platon hat geschrieben:Wir sind uns ja vollkommen einig - der Beitrag war für das Sexworker Forum wichtig und hilfreich - aber eben nicht dazu geeignet, die Sexworker aus der Opferrolle herauszuholen, der Stigmatisierung entgegenzuwirken und die gesellschaftliche Anerkennung zu fördern - und das ist dann wirklich schon alles.
Nur Du bist der Meinung, dass dieser Beitrag nicht der Stigmatisierung der Sexarbeit entgegen tritt... Wir hier (zumindest die ganz große Mehrheit unserer Zielgruppe) sehen dies nicht so - und weisen bereits mehrfach darauf hin.

Die gesellschaftliche Anerkennung wird durch einen derartigen Beitrag sicherlich mehr gefördert - da er absolut authentisch war - wie jeder "ach bin ich nicht so toll Beitrag" der lediglich der Selbstvermarktung der eigenen Person dienen soll. Denn diese Beiträge sind oft derart gestalten, dass die Realität auf der Strecke bleibt.

Machen wir es einmal anderswo fest: Ich habe hier - bedingt durch meine Tätigkeit - auch mit Einstiegsberatung zu tun - und bei vielen der bisher gezeigten Auftritte gewisser Leute gehen bei uns die Telefonanrufe ein von Frauen, die fragen ob dies tatsächlich stimmen würde und falls dem so sei, wie sie einsteigen könnten.... Und in fast allen diesen Fällen ist bereits beim Telefonat klar, dass sie ein völlig falsches Bild der Sexarbeit vermittelt bekommen haben. Oft derart weit an der Realität vorbei, dass ich es persönlich nicht nur für unseriös, sondern auch in höchstem Maße verantwortungslos halte. Mit ein Grund, warum ich das Wirken mancher "Coaches" äußerst kritisch sehe.

Gerade das gegenständliche Format erreicht eher die Personen die wir ansprechen müssen, wenn wir um eine Anerkennung kämpfen. Sollte auch auf der Hand liegen, dass es ein äußerst positives Zeichen ist, wenn seriöse Sender bzw. seriöse Formate für unser Thema interessieren.

Wie auch immer -> Niemand will Dir unsere Meinung aufzwingen -> Nur wir hier, werden uns auch nicht Deine Meinung aufzwingen lassen. Du hast gesagt, was Du davon hältst - Wir haben es zur Kenntnis genommen und unsere Sichtweise der Dinge klar gelegt - das sollte es aber dann auch gewesen sein.

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Beitrag von Robby »

@platon
in so einem kurzen bericht können eben nicht alle aspekte der sexarbeit behandelt werden
ausserdem bestimmt der fernsehsender welche teile des interviews veröffentlicht werden
ariane hat das beste daraus gemacht
möchte ihr an dieser stelle nochmals danken
weiters bin ich grundsätzlich der meinung dass internet-foren mit gemeinsamen zielen nicht geeignet sind persönliche konflikte (gar öffentlich) auszutragen
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Re: RE: 26. Januar um 22h WDR/FrauTV 10. Jahre Prostitutions

Beitrag von Ariane »

jetzt nochmal ganz niedrigschwellig für @Platon :017
an den Tatsachenverdreher:

erst die gesellschaftliche Zuschreibung, das Prostitutionsstigma, dass durch einflussreiche Gruppen konstant am Leben erhalten wird, die bevölkerungspolitisch und reproduktionstechnisch an das Konzept der Kernfamilie festhalten, die "Keimzelle" des Staates, Sex an ein 150-jähriges Liebes- und Treuekonzept bindet, wie Kirchen, Sekten, fundamentalistische Feministinnen, rechts-konservative PolitikerInnen, im Sinne ihrer Staatsdoktrin, schaffen mit ihren menschenverachtenden Politiken und diffamierenden machtvollen Diskurs Politiken, Gerichtsurteile, behördliche Regelungen erst Opfer, direkt und indirekt; kann man alles hier im Forum in sämtlichen Facetten nachlesen.

Wenn Frauen, Transgirls, Callboys im gesellschaftlichen Diskurs, angetrieben von Interessengruppen aller Couleur, für unmündig, gar als Un-Menschen beschrieben werden und entsprechend kriminalisiert, entmündigt, schafft dies erst die Machtfantasien bei manchen Vollpfosten, uns nicht als Ebenbürtige, Gleiche zu behandeln und schafft ihnen eine Legimität, uns zu Opfern zu "machen". Dies nennt man strukturelle Gewalt. Hinzu kommen Vollpfosten, die derlei Instanzen verinnerlicht haben, die dieses menschenverachtende Verhalten aus ihrer Sicht gegen uns wenden, an die solltest du deine Zitat-Huberei aus deinem ersten Posting hier richten, nicht an mich, die "Ressource Ariane".

Ich/wir als mündige Sexworker haben uns ja nichts vorzuwerfen, denn wir schätzen unseren Job und sind ganz besondere Menschen, die offenbar in der Lage sind, ein natürliches sexuelles Begehren und den Wunsch nach persönlicher Ansprache nicht nur befriedigen zu können und zu wollen, wir leben darin einen Teil unseres eigenen Lebens, einen Teil unserer Lust, Lebenszeit mit jenen, die uns suchen und finden. Das Suchwort heisst Paysex, Escort, Hobbyhure, whatever ... und glücklicherweise wissen dies die allermeisten Männer und auch ein paar Frauen unter den Kunden sehr zu schätzen und behandeln uns auch so. Die sehen mich nicht als Opfer, ganz im Gegenteil. Und meine Schreibe hier und mein O-Ton dort scheint doch bei allen Menschen mit Herzensbildung und Verstand angekommen zu sein. Warum nicht bei dir?

Der einzige Unterschied zwischen Sexworkern und Nicht-Sexworkern ist, dass wir unsere privaten Beziehungen mit Beziehungen und sexuellen Verpaarungen zeitbegrenzt mit Fremden gegen ein finanzielles Auskommen ergänzen. Jeder, der dem Job gewissenhaft nachgeht, ist per se kein Opfer, wir werden höchstens aufgrund menschenverachtender Politiken und den Handlungsweisen von Grenzüberschreitern dazu gemacht, aber dafür können wir ja nichts. Es sind offenbar jene, die mit unserer Freiheit und Art zu leben nicht klar kommen können und uns nicht als Ebenbürtige, sondern als Ware sehen, ihr bürgerliches Verständnis, ihr verinnerlichtes Sexualstigma mit unserer Freiheit in Konflikt steht. Und hier bleibt eben trotz gewisser Sicherheitsmassnahmen immer ein Restrisiko, da einige diese Freiheit nicht akzeptieren, sondern "besitzen" und Macht ausüben wollen, damit ist Risiko gemeint, das wir nur mit Achtsamkeit und Erfahrung minimieren können. Und über nichts anderes habe ich gesprochen, wenn auch nur ein Bruchteil über den Äther kam.

Deine Beschwerde solltest du also an jene Leute richten, die uns gelegentlich stalken, erpressen, das Geld klauen, Gewalt androhen oder uns nötigen, Dinge zu tun, die wir nicht wollen, entgegen aller Absprache. Deine Anklage läuft bei mir ins Leere, da du den Bock zum Gärtner machst. Deine Sophisterei sei dir unbenommen, doch führt sie nicht weiter. Den Opferdiskurs schüren mächtige Andere und du bist Opfer einer Projektion und eigenen Unwillens, meinen Beitrag als das anzuerkennen, was er ist.


Du bist ein Anti-Sexworker-Aktivist!

Weiterführende Lektüre hier (nur engl.) insbesondere unter "Over Generalization", "False Dichotomy" und "Non-sequitur", "Straw Man", "Tautology", "ad hominem" nachlesen:

http://www.feminisnt.com/2011/the-commo ... activists/
love people, use things - not the other way round