26. Januar um 22h WDR/FrauTV 10. Jahre Prostitutionsgesetz

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Ariane
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Beitrag von Ariane »

Ich bin beruhigt. Ein bisschen von all meinem Gesagten konnte ich rüberbringen. Alle meine Statements zum Thema Zwangsprostitution, fehlende Lobby, Prostitutionsgegner etc. tauchen nicht auf. Bin aber mit dem Resultat insgesamt zufrieden. Meine Mutter meinte ich hätte zu sehr genuschelt und hätte ruhig selbstbewusster, nicht so verzagt, in die Kamera gucken können he he.... hab halt keine Übung im öffentlichen Sprechen. Brauche noch einen Coach, der mich stimmlich trainiert.

Danke euch allen und Christian fürs Einstellen dieses Beitrags. :035
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friederike
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RE: 26. Januar um 22h WDR/FrauTV 10. Jahre Prostitutionsgese

Beitrag von friederike »

Mir geht es so: ich hasse es, mich selbst auf Fotos oder gar im Film zu sehen. Ich war mal bei einer politischen Veranstaltung die Vertreterin unserer Studentenorganisation und wurde fürs Lokal-TV gefilmt. Der Auftritt hat mir an sich nichts ausgemacht, aber das hinterher anzuschauen: entsetzlich! Alle andere sagten mir, ich wäre gut 'rübergekommen und hätte auch gut ausgesehen - aber ich konnte gar nicht hinschauen. Deshalb bewundere ich so etwas wie Deinen Auftritt heute um so mehr!

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Zwerg
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Beitrag von Zwerg »

@Ariane
Von Deinem Auftritt könnte so manch selbsternannter Coach etwas lernen. Du warst klar - und hast sehr wichtige Themen angesprochen! Gerade Aufnahmen "in freier Wildbahn", also nicht im Studio, sind extrem schwierig.

Ich muss ob der Worte Deiner Mutter schmunzeln (meine machte sich noch um mich Sorgen, wie ich bereits am 40er kratzte) - Sätze wie "bleib nicht so lange auf" oder auch "Du musst mehr Gemüse essen" waren öfter zu hören!

Liebe Grüße

christian

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Beitrag von fraences »

Liebe Ariane,

super Beitrag. Von Kennenlernen in Berlin, sprich Theaterarbeit bis zu diesem TV-Sendung ist ja einige Zeit vergangen. Schön Dich so aktiv zu sehen. Hast das Ding wirklich gut rüber gebracht.

Liebe Grüße, Günni und Fraences
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Beitrag von Robby »

@ariane
wenn du "verzagt" was ist dann unverzagt ??
@christian die sätze von der mutter kenne ich
möchte noch den vater ergänzen : rauch nicht so viel
soll ich froh oder traurig sein dass es anderen auch so geht ?
Robby

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Ariane
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Beitrag von Ariane »

Unverzagt ... lieber Robby, dazu hättest du das bombastische Theaterstück in Berlin erleben müssen. Das war sehr laut und deutlich.
Zur Erinnerung:
viewtopic.php?t=8067
viewtopic.php?p=93345#93345

lieben Gruss
Ariane
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RE: 26. Januar um 22h WDR/FrauTV 10. Jahre Prostitutionsgese

Beitrag von alana »

Ich habe es mir angesehen und bin richtig beeindruckt von der Vorstellung. Das hast Du richtig gut gemacht. Es war auch nicht reißerisch aufgemacht sondern sehr informativ für den, der mit der Szene nichts zu tun hat. Das sieht man leider sehr selten.

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malin
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RE: 26. Januar um 22h WDR/FrauTV 10. Jahre Prostitutionsgese

Beitrag von malin »

du warst klasse!

wunderbar klar und ruhig, konzentriert darauf deine botschaft rüberzubringen, seriös, eloquent und gut gekleidet.
endlich auch mal ein bericht zum thema ohne das sonst übliche rotlicht setting.
alleine schon für deinen auftritt zu beginn des beitrags, wo du lässig aus der uni stiefelst, hätte ich dich knutschen können. :003

Platon
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RE: 26. Januar um 22h WDR/FrauTV 10. Jahre Prostitutionsgese

Beitrag von Platon »

"...grundsätzlich ist es aber so, dass man schon mit Kundengewalt zu rechnen hat..."

"...Kunden nicht akzeptieren, wo die Grenzen der Sexarbeit sind.."

"...man genötigt wird, Dinge zu tun, die man nicht tun will und auch die emotionale Grenzüberschreitung.."

"...Frauen permanent emotional unter Druck gesetzt werden..."

"...Fragen nach dem Privatleben gestellt werden...das zählt für mich auch zur Gewalt.."

Zusammenfassend die Redaktion:" Erfahrungen, die alle Prostituierte immer wieder machen."

"...ohne Steuernummer kann man nicht die Polizei holen bei Diskussionen über das Honorar..."

"...oder bei Gewalt oder gewalttätigen Übergriffen wagen sich heute die wenigsten Frauen die Polizei zu holen.."

Sind das Beiträge, die der Stigmatisierung entgegenwirken und die Sexarbeiterinnen aus der Opferrolle herausholen?

Ich meine NEIN. Hier wird einmal mehr die Sexarbeit in die Opferrolle gedrängt und zusätzlich wurde Ariane damit
auch ein Opfer der Feministin Lisa Ortgies.

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Re: RE: 26. Januar um 22h WDR/FrauTV 10. Jahre Prostitutions

Beitrag von Aoife »

          Bild
Platon hat geschrieben:Sind das Beiträge, die der Stigmatisierung entgegenwirken und die Sexarbeiterinnen aus der Opferrolle herausholen?
Nun, ich denke beüglich dieser Frage kann man zu ganz gegensätzlichen Antworten kommen, je nachdem wieviel Intelligenz man dem Zuschauer zutraut.

Ich finde es gut wie Ariane das angesprochen hat, weil ich nun einmal den Zuschauer für intelligent genug halte zu erkennen, dass es sich hierbei nicht um Probleme der Tätigkeit an sich, sondern um von der Politik hausgemachte Probleme handelt.

Ebenso finde ich es super, dass Ariane nicht noch tiefer gegangen ist, und beispielsweise die Frage nicht angesprochen hat inwiefern der Staat sich überhaupt in die Intimsphäre einmichen und dort beispielsweise Steuern generieren darf. Weil ich hierfür den nicht vorinformierten Zuschauer doch für zu wenig intelligent halte.

Den "goldenen Mittelweg" zu gehen und zu sagen: Ja, Steuern sind ok, und dafür schafft bitte auch die künstlich am Leben erhaltenen Probleme aus Zeiten der Sittenwidrigkeit ab - ich denke das hat Ariane bei dem schließlich vorgegebenen Medium TV optimal gelöst.

Die vorhandenen Schwierigkeiten auszublenden, damit kein Dummer auf die Idee kommt Prostitution sei an sich problematisch, fände ich weniger gut.

Aber wie gesagt meine ganz persönliche Meinung, die sich auf meine Einschätzung des Zuschauers gründet.

Liebe Grüße, Aoife
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Beitrag von rainman »

Hallo Platon,

leider bin ich grundlegend anderer Meinung als Du.

Wer die Absicht hat, Sexarbeiterinnen zu helfen, der darf vor allen Dingen eines nicht tun: versuchen, anderen Leuten ein X für ein U vorzumachen.

Es dürfte wohl niemanden auf der Welt geben, der bei klarem Verstand und guten Willens ist, welcher bezweifeln würde, dass der Beruf einer Sexarbeiterin ein erheblich höheres Gefährdungspotential besitzt als beispielsweise der eines Bäckers, Schlossers oder Zahnarztes.

Auf der Titelseite dieses Forums steht in großen Lettern u.a.: "Hilfe in Notsituationen". Warum wohl? Ebenso findet sich hier ein umfangreicher Thread über Sicherheitsmaßnahmen bei der Sexarbeit. Warum wohl?

Nein, nein: Ariane hat alles richtig und deutlich zum Ausdruck gebracht! Auch an dieser Stelle noch einmal: mein Kompliment!

LG rainman

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RE: 26. Januar um 22h WDR/FrauTV 10. Jahre Prostitutionsgese

Beitrag von fraences »

Angeregt durch Platons Rückmeldung auf den Fernsehbetrag 10 Jahre Prostitutionsgesetz mit Ariane, die jüngste Umfrage zu Gewalt im MC Escort Forum , eröffnet von Escort Coaching (Vanessa), mein eigene Erlebnisse und Miterleben von Gewalt an Kollegeninnen während ihren Arbeitszeit,aber auch in ihren Privatleben. Was von üble Beschimpfung und Beleidigungen,, körperliche und seelische Gewaltanwendung,Einschüchterung,Erpressung, Bedrohung,Stalking (in den letzter in zunehmenden Maßen),Nötigung, Vergewaltigung,Freiheitsberaubung, einfache Diebstahl bis zum Raubüberfälle, grenzverletzte Handlungen bis hin zum Mord oder Selbstmord.
Wenn man von Gewalt in der Prostitution hört, denken die Meisten an Strassenstrich, Outdoortreffs und Autotreffs.,Hab keine Statistik parat, die ich jetzt benenne könnte,würde ich dem nach meine Einschätzung zu stimmen. Viele SW fühlen sich im Escort, besonders Highclass Escorts, das ihnen auf Grund ihres Klients und weil sie nur oder überwiegend Hoteltermine machen, meist in höherpreisige Hotelkatagorie(las kürzlich, das manche High class Escort Agenturen nur ab 5 Sterne Dates vermitteln, man sich auf der sichere Seite fühlt. Doch der Mord in Düsseldorf im Raddison Blue Hotel am Hafen, hat uns gezeigt, auch hier (und das hat ein junge Frau (24 Jahre alt) das Leben gekostet.es nie 100 Prozent Sicherheit geben kann.Der Fall ist noch nicht aufgeklärt und der Täter noch auf freien Fuss,aber sie war, auf sich allein gestellt und ohne Covering und vielleicht lebensrettende Hilfe.
Ich selber habe bei Escorttermine(Haus + Hotelbesuche, Autotreffs, als auch in Arbeitswohnungen xigmal in meinem Leben es selbst erfahren oder von meinen Kolleginnen mit erlebt. In einigen Male wäre,wenn man die Sicherheitsmassnahmen alle beachetet hätte, milde ausgegangen, aber eine 100 Prozentige Sicherheit kann es nicht geben, zu mal wenn man an einen skulpulosen, brutalen und psychpathischen Täter trifft.
Je nach Situation habe ich mich nach "Althuremethode" lautstark und ausfallend verbal zur Wehr gesetzt, manche Mal auch körperlich,in dem ich Regenschirm, Besenstil oder sonstige brauchbare Gegenstand als Waffe benutze.Hierzu ist sehr wichtig zu erwähnen, das ich es in Sekunden schnelle, nach Abchecken der Lage,meine Aussicht auf Erfolg und nach dem Einschätzen meines Angreifers ,plus die dadurch gewonnenen Möglichkeit von Zeit, Schreckmoment beim Täter, um dann in Speedy Concales Tempo die Flucht zu ergreifen.
Als Frau ist man den meisten Männer, sofern man kein jahrenlangen Kampfsport betrieben hat, körperlich unterlegen. Mir ist auch immer klar gewesen, ich habe nur einen Schlag und der muss sitzen, sonst Eskaliert die Situation und gefährlicher.
In anderen Fällen habe ich mich ruhig und mit allen Kunst und Kraft,die ich habe, an Einfühlungsvermögen für die psychologische Fassung des Täters, ihn durch ruhiges auf ihn Einreden oder in dem ich ihn Fragen stellte,dadurch wurde ein menschliche Beziehung aufgebaut und durch viel Überzeugungsarbeit ihn dann von seine gewaltsamen Absichten abbringen können. Dies habe ich mal bei einem Hausbesuch (war oberste Stock in einem Hochhaus) wo ohne erkennbare Zeichen, der Freier plötzlich mir eine Waffe an mein Kopf zielte.Solche Situatione sind nicht kalkulierbar.Ich sagte: "Was hast Du denn? "In der Tonlage, wie man zu einem Kleinkind spreche würde, "ist Dir deine Frau weggelassen und ich soll jetzt stellvertretend für sie büßen für Alles, was sie Dir angetan hat." "Jo", war seine Antwort und nach ein kurzes Gespräch von einigen Minuten schmiss er die Waffe in die Ecke. Ich habe ihm dann gefragt,ob er mir mein Obulus geben könnte, bevor wir ein nettes Schäferstünchen mit einander verbringen. Er hatte kein Geld da. "Okay, ich hab Bock auf Dich, und heut hab ich mein Sozialtag, aber vor wir Anfangen müsste ich ins Bad. Badezimmer war genau neben der Ausgangstür. Da er beruhigt und sich freute, konnte ich alleine aufstehen und in immer schnellere werdende Schritte, ergriff ich die Flucht aus die Wohnung und rannte dann zum Treppenhaus 10 Etagen runter, bis ich in Sicherheit aus dem Hochhaus auf die Strasse war.Völlig aus der Puste, aber froh es überlebt zu haben.
Im Laufe meines Leben habe ich mir sämtliche Verteidigungswaffen zu gelegt, von Gas +Schreckschusspistole, Elektroschocker, Pfefferspray, Klappmesser, K.o. Tropfen und Anderes möchte ich hier jetzt nicht erwähnen. Alles was es an Verteidigungsinstrumente gibt, kann beim Gebrauch ein böses Bumerang werden. Heute verzichte ich darauf und vertraue auf mein Bauchgefühl,Menschenkenntnisse und Lebens+ Berufserfahrung und treffe Sicherheitsmassnahmen, für den Fall der Fälle, wo ich mir dann noch Hilfe holen kann.Denn auch wenn eine Coverperson, sei es Freudin, Kollegin,Telefonat zu Agentur oder Fahrer, sie sind nicht in der Wohnung und können nur die Polizei oder persönliche Sicherheitspersonen.( die aber genau wissen müssen, was sie zu tun oder zu lassen haben in brenzligen Situationen ) informieren.
Gott sei Dank sind solche Erlebnisse,und hier kann ich nur von mir sprechen, prozentual 0,1 Prozent von meinen Dates lebensbedrohende, gefährliche Situationen erlebt habe und 2-5 Prozent , wo es zu negativen Erfahrungen gekommen ist, sei es Diebstahl, Streiterein, Bedrohungen, zu Grob , unmenschlischen, respektlosen oder grenzüberstreitende Handlungen /Verhalten gekommen ist in den 30 Jahren die ich anschaffe.
Es kommt auch auf die Region an, wo man arbeitet, ob Großstadt oder Kleinstadt, ländliche Regionen,Brennpunktregion, Nord- West-Ost- Süddeutschland, andere Europäische Staaten, wirken sich auf die Durchschnittszahl der Faketermine oder Riskotermine aus. Und natürlich wie selbstbewusst man ist und die Fähigkeit der Kommunikation und Führung inne hat.
Ein weitere Punkt, was mir auffällt, das ist nicht branchenspezifisch, sondern betrifft wahrscheinlich in gleiche steigende Tendenz auf alle Bürger zu, ist das zunehmend von Stalking-Fälle. Hier ist aber für SW die psychische Belastungspegel und Gefährdung höher. Da ein Stalker, meist ein Person (auch zunehmend die Freund/Freier beziehung)ist, den man einst vertraut hat, und dies grad was, für viele SW, wenn sie noch einen anderen Berufsstandbein haben oder Familie und Freunde, ein zusätzliches Druckmittel.
Hier frage ich mich grade, ob das Strafmaß bei der Verurteilung eines Stalkes höher angesetzt wird, wenn man die zusätzliche Folgen, die es für einen hat, unter umständen Umzug, Arbeits-Schulortwechsel etc.
Auch das Outing und Veröffentlichung von (erotischen)Fotos im Internet, auch wenn man Strafanzeige stellt , eine Abmahnung schreibt , eine Unterlassungsklage führt, eine sofortige Einstweilige Verfügung vom Gericht bekommt und letztendlich auf Schadens/Schmerzensgeld einen Zivilprozess führt, so ist der Schaden, Zeit,Kosten, nervliche Belastung erstmal da.
In mein persönlichen Stalkingfall habe ich zwar innerhalb 24 Stunden die Einstweilige Vefügung bekommen, aber der hat ihn überhaupt nicht groß beeindruckt,trotz mehrmalige polizeiliche Srafanzeige, einmalsogar die Polizei als Zeugen, bei der Missachtung des Meterdistanz, hier braucht nur ein paar cm fehlen, und die juristische Möglichkeit eine Ordnungsgeldes zu verhängen ist dahin. Bis zu Hauptanklagetermin hat es in meinem Fall 3 Jahre gedauert.
Ich habe auch nicht groß Hoffnung, das einen Nennenwerte Verurteilung bei raus kommen wird, geschweige das es einen heilende Wirkung hat. Ich halte Menschen , die Andere stalken für hochgradig krank, das ist wie bei einem Drogensüchtigen, der sich Strafbar gemacht hat, eher einen therapeutischen oder sonst eine viel schnellende und wirkungsvollle Massnahme sinnvoller, als den mühseligen juristischen Weg zu gehen. Ich denke hier sind die Richter, so habe ich es in meinem Stalkingsprozessen erlebt, genervt und überlastet.Im Anhörungsprozess hat der Richter mir und meinem Anwalt klar und deutlich zu verstehen gegeben, das er ein Vergleich anstrebt,ohne Ausführung der Details hören zu wollen,das möglichst zügig und wenn nicht dann hat er die juristische Möglichkeit die Einstweilige Verfügung wieder aufzuheben, falls ich den Vergleich nicht annehme. Ich habe mich darauf eingelassen, auch auf Raten meines Anwaltes, was zu Folge hatte, der Terror ging weiter und würde von Woche zu Woche heftiger. Und letztendlich hat es nur einen noch langwierigen Gerichtsprozess, dies ist der vierte Gerichtstermin. Ich bereue, das ich mich beim ersten Gerichtsprozess darauf eingelassen habe, aber die Motivation des ersten Richters und seine Einschätzung von dem Rechtsstreit waren für mich als Klägerin sehr ungünstig. Aber so ist es beim Gericht, nicht das man auf sein Recht hofft, sondern es muss einem den Raum und die Chancen gegeben werden, das man auch das Gehör des Richters für die Beweislast vortragen kann. Heute bereue ich, das ich den Vergleich eingegangen bin, dann wäre mir ein langwierige und zahlreiche Gerichtsprozesse vielleicht erspart geblieben.
Sorry, das ist sehr lang geworden,aber vielleicht interessiert es die ein oder anderen, wie ein Stalkingfall ausgehen kann,nicht nur die psychische Belastung stündlich/täglich/monatelang zu verkraften, trotz Gewaltschutzgesetzt ist hier noch vieles in Argen und IMHO verbesserungswürdig.

@Platon
Ich fand es schon wichtig und richtig , das Ariane erwähnte das SW auch Gewalt erleben können und je mehr man sie in dunklen, fremden Ecken vertreibt, wo keine Infrastuktur vorhanden ist, die Anzahl der Gewalttaten gegen über Prostituierten steigen wird, und diese Art von Politik trägt dann auch ein Mitverantwortung, das dadurch keine sicherheits und arbeitstechnische Verbesserung für SW eintritt, sondern sie machen sich mitschuldig und fördern die Zunahme.
Auch wenn ich mal in meinem Job Gewalt erlebt habe, heißt das nicht das ich immer gleich in die Opferrrolle zu sehen bin. Denn das ist auch ein Teilbereich des Jobes, das es nicht immer schön kuschelig und toll ist, und man die Riesenkohle verdient hat. Wie in jeden anderen Job, gibt es auch mal nicht so angenehme Stunden. Hier ist das Manko entstanden, das es noch nicht ausreichende Sexworkerschulungsangebote gibt,zu mindestens welche, die bezahlbar sind oder bessser noch mit Staatsmitteln finanziert und gefördert werden. Schließlich wird ja eine Menge Steuern aus unsere Branche bezahlt, da sollte auch dann von den Steuerngeldern, wieder für bessere Arbeitsplätze und Bedingungen für SW refinanziert werden, anstatt Fachberatungsstellen zu finanzieren, die nur die Zielsetzung vom Staat vorgegeben bekommen, für Prostitutionsausstieg, Opferbetreuung und Kampf gegen Menschenhandel. So kann man zu Zeit nur hoffen,und das sehe ich persönlich als meine Pflicht, das wir erfahrene SW, unseren Wissen an Neueinsteigerinnen weiter geben, sei es persönlich oder über Sexworker Foren, und ich wünsche mir, das mehr Beratungstermine für Neueinsteigerinnen bei Fachberatungsstellen angeboten werden. Ein Bergsteiger klimmt auch nicht direkt den Mount Everest ohne sich das nötige Fachwissen anzueigenen.

Liebe Grüsse, Fraences
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Beitrag von ehemaliger_User »

Was Fraences beschreibst gibt es auch in anderen Jobs: Taxifahrer, Tankstellenmitarbeiter, Polizisten, U-Bahn-Kontrolleure. Ohne dass jemand auf die Idee käme, diese Berufe grundsätzlich als Opferberufe anzusehen.

Wenn allerdings durch die Stigmatisierungsmechanismen in manchen Köpfen sich die Meinung festgesetzt hat "eine Hure ist nichts wert" - dann stellt das eine erhöhtes Gefährdungspotential dar. Und dagegen hilft keine Ächtung der Sexarbeit sondern nur gesellschaftliche Anerkennung.
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Dennis
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RE: 26. Januar um 22h WDR/FrauTV 10. Jahre Prostitutionsgese

Beitrag von Dennis »

Ariane hat in dem Interview ein Schlüsselwort gesagt "ProstituitionsStigma".

Hierbei handelt es sich um "soziales Stigma"

Stigma wie auch Diskriminierung gehen - existieren in vielen Themen Bereichen. Prostituition als der älteste Bereich - in dem Fall Beruf, Lepra als eine Krankheit die auch seit Jahrhunderten mit Stigma behaftet war/ist, Schwule, Lesben und Transgender sowie heute Menschen die HIV positiv sind.

Stigma hat mit Angst, Unwissenheit und sehr viel mit gesellschaftlich normierten Moralvorstellungen zu tun.

Ob man sich als ein Opfer fühlt ist individuell. Natürlich ist der gesellschaftliche Druck kulturbedingt unterschiedlich groß.

In den 70 ger Jahren arbeiteten in den Laufhäusern in Frankfurt sehr viele Frauen aus Südamerika. Bei vielen waren es die sozialen Verhältnisse die Frauen dazu brachten "der Prostituition" in Europa nachzugehen um ihre Familien zu ernähren. Die Familien der Frauen dachten ausnahmslos das sie in Europa einer "normalen Arbeit" nachgehen würden. Keine der Frauen hätte auch nur im Traum daran gedacht ihren Angehörigen zu sagen das sie in Europa der Prostituition nachgehen. Ob es vermutet, geahnt und verdrängt wurde . . . diese Möglichkeit ist nicht auszuschließen.

Heute im Jahr 2012 ist Prostituition nach wie vor mit einem sozialen Stigma behaftet. Abgesehen von dem Einen oder Anderen Escort, Sexworkerin deren engste Familie bzw Freundeskreis über ihre Tätigkeit bescheid weiß, es ist nach wie vor die Ausnahme und nicht die Regel.

Prostituition ist nach wie vor am unteren Ende der Skala was den sozialen gesellschaftlichen Status betrifft angesiedelt. Da ändern auch keine entsprechenden gesetze etwas daran. Die Veränderung - Haltung gegenüber Sexworkerinnen findet in den Köpfen statt. Und das ist nicht per Dekret - Gesetz zu verordnen.
Zuletzt geändert von Dennis am 29.01.2012, 12:41, insgesamt 1-mal geändert.
Wichtig ist, dass man nicht aufhört zu fragen.

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Beitrag von fraences »

Ariane wirkte sehr gesammelt und auf das wesentliche konzentriert.Sie hat ihre Sache sehr gut gemacht.
Sie hat in dem Beitrag keine Klischeebilder bedient.
Es ist bewundenswert, wie manche Menschen sich über das eigene Schicksal stellen können,um sich in den Dienst einen allgemeinen Interesses und Anliegens zu stellen.
Grad die letzten Filmszenen, wo Ariane am Schreibtisch von ihre politische Arbeit als Aktivistin erzählt und die Sexworker Zeitung von Donna Carmen in die Kamera hält, wirkte auf mich sehr motivierend und machte Mut sich für unsere Rechte einzusetzen.
"Stand up for your rights"

Liebe Grüße, Fraences
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RE: 26. Januar um 22h WDR/FrauTV 10. Jahre Prostitutionsgese

Beitrag von Platon »

Ich hätte gerne Arianes Beitrag z.B. auf einer Veranstaltung von Hydra gesehen - da wäre die adäquate Zielgruppe für diesen Beitrag anwesend gewesen. Da kann man Kolleginnen und ggfs. junge Frauen als Einsteigerinnen für diesen Beruf sensibilisieren.

Aber wer ist die Zielgruppe einer WDR3 Frauen TV Sendung? Sitzen hier Sexworkerinnen oder potenzielle Einsteigerinnen vor dem Bildschirm? Ich meine eher nicht!

Die Zielgruppe von Frauen TV wird doch genau in ihren Vorurteilen bestätigt: Prostitution ist kein normaler Beruf - es herrscht Gewalt und Nötigung - die Frauen sind allesamt Opfer.

So erreicht man doch keine soziale Anerkennung für den Beruf in der Gesellschaft.



@ Aoife

Ich verstehe Deine Einlassung nicht - seit wann ist Gewalt von Männern an Frauen ein von der Politik hausgemachtes Problem?

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RE: 26. Januar um 22h WDR/FrauTV 10. Jahre Prostitutionsgese

Beitrag von Jupiter »

@Fraences, du hast hier viewtopic.php?p=109875#109875 auf eine Diskussion im MC-Forum hingewiesen.

Ariane hat zwar in einer Antwort dort speziell sich auf Vanessa bezogen, da sie aber dort wichtige allgemeine Punkte angesprochen hat, eine Bitte:

@Ariane, stell doch den allgemeinen Teil deiner Antwort hier ein.

Ich denke, dass es nicht nur Probleme mit direkter Gewalt sondern auch immer wieder Situationen gibt, welche die SW physisch belasten. Da tut es immer gut, sich mit jemand austauschen zu können. Allein dem Zuhörer das "Problem" zu erläutern hilft, die Situation neu zu überdenken.

Hier fehlen aber auf Grund des gesellschaftlichen Stigma teilweise die "richtigen" Ansprechpartner. Da hat es mittlerweile ja durch Internet und Foren eine gute Vernetzungsmöglichkeit gegeben. Während den 10 Jahre Prostitutionsgesetz sind ja gleichzeitig diese Möglichkeiten gewachsen (Wechselwirkung).

Gruß Jupiter
Wenn du fühlst, dass in deinem Herzen etwas fehlt, dann kannst du, auch wenn du im Luxus lebst, nicht glücklich sein.

(Tenzin Gyatso, 14. Dalai Lama)

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Beitrag von fraences »

@Jupiter

Da ich erst seit einem guten Jahr aktiv im Netz unterwegs bin, ist auch meine Einschätzung das SW (zumindestens die SW; die ihr Business über das Net machen, sich immer mehr solidarisieren und sich gegenseitig austauschen ).
Leider sind noch viele Kolleginnnen, die als Beispiel in FKK Clubs, Laufhäuser, Strassenstrich für uns kaum erreichbar, haben kein Interesse, lehnen es ab oder haben diesen Bedarf des Vernetzens für sich im Arbeits/Familie/Freundeskreis persönlichen abgedeckt. Ich kann es noch nicht richtig einschätzen??????. Hatte dies bezüglich lange Gespräche in Freiburg bei P.I.N.K. , wie wir SW besser ansprechen können, das sie das Angebot des Treffens im Cafe annehmen. Auch hier bei uns würde ich mir wünschen, das es mehr Kolleginnen sich aus den oben erwähnten unterschiedliche Arbeitsbereiche mehr beteiligen. Ich träume und hoffe von einen "zahlreichen, neue Hurenbewegung, die dem momentanen Politik und der Gesellschaft ein Zeichen, ein Anstoß gibt zum Umdenken und das wir bessere Bedingungen erreichen, um entspannter unsere Tätigkeit nach zu gehen zu können.

Liebe Grüsse, Fraences
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Re: RE: 26. Januar um 22h WDR/FrauTV 10. Jahre Prostitutions

Beitrag von Dennis »

          Bild
Platon hat geschrieben: Aber wer ist die Zielgruppe einer WDR3 Frauen TV Sendung? Sitzen hier Sexworkerinnen oder potenzielle Einsteigerinnen vor dem Bildschirm? Ich meine eher nicht!

Die Zielgruppe von Frauen TV wird doch genau in ihren Vorurteilen bestätigt: Prostitution ist kein normaler Beruf - es herrscht Gewalt und Nötigung - die Frauen sind allesamt Opfer.

So erreicht man doch keine soziale Anerkennung für den Beruf in der Gesellschaft.
Eine Sexworkerin wie Ariane transportiert Authentizität eben da sie aus eigener Erfahrung/Wahrnehmung weiß wovon sie redet.

Sonst reden ja nur irgendwelche "TheoretikerInnen" SozialarbeiterPädagogenInnen bzw. Journalisten die zwar recherchiert haben, aber eben nur im Rahmen einer Auftragsarbeit für einen TV Sender.

Die soziale Anerkennung erreicht man auf vielen Wegen. Dies war und ist einer davon.

Mir scheint man immer mal wieder zu vergessen das es immer zwei Parteien bedarf. Die eine Partei die etwas zu sagen hat und die Andere die zuhört. Is wie mit dem Kamel. Ich kann es nur zum Wasser - Brunnen führen. Saufen muß es schon selbst. Und da haperts bei der "Gesellschaft" im Kontext zu dem Thema Prostituition und der gesellschaftlichen Anerkennung.

Da sorgen schon die CSU/CDU, die Kirchen und andere von Moral und Vorurteil triefende Triefnasen . .
Zuletzt geändert von Dennis am 29.01.2012, 19:16, insgesamt 1-mal geändert.
Wichtig ist, dass man nicht aufhört zu fragen.

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Beitrag von fraences »

@Dennis

Es gibt aber auch einen Teilschuld, da ziehe ich mir selbst den Schuh an. Bin seit 1991 in die Hurenbewegung aktiv, aber ich habe Jahre gehabt, wo ich so stark andersweitig eingebunden war, das ich mich nicht aktiv beteiligt habe. Und war letztes Jahr völlig schockiert, was für eine Rückbewegungswelle sich nach dem, sowieso nicht im vollen Umfang von unseren Forderungen damals für das ProSTG, sondern das noch nicht einmal das Aufheben der Sittenwidrigkeit 121BGB noch nicht mal nach !0 Jahren richtig umgesetzt wird.

Ja, und wenn wir selber mehr gehört werden, wir nicht die Klischeebilder der Medien bedienen, mehr Einladungen an politischen Rundentischen oder sonstige, wichtige Gremien erhalten würden, Aktivistinnen dran teilnehmen, und somit auch unseren Beitrag dazu gemeinsam gegen das Unrecht zu stellen, dann habe ich viel Hoffnung, das es eine Verbesserung erreicht werden kann.
Nach dem Motto: Die Hoffnung stirbt zu letzt.

Liebe Grüsse, Fraences
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