Einstieg als Escort - Beziehungsprobleme

[Naoussa]

(Ich hoffe ich bin in diesem Unterforum richtig)

Liebe Forennutzer,

vor ca. 1 1/2 Jahren, als ich 20 war, hatte ich erstmals die Idee im Escort Bereicht einzusteigen. Ich war damals Single, meine Sexualität war überschießend und ich hatte wöchentlich Dates mit fremden Männern, die nicht selten in Sex endeten. Mir machte das schon immer Spaß, das Prickeln, das Flirten, das Verführen, Verwöhnen, die Komplimente, nächtliche Unterhaltungen... Mit der Zeit wurde ich immer sicherer in meinem Auftreten. Mein Selbstbild und -wert verbesserten sich. Mittlerweile beziehe ich meinen Selbstwert auch intrinsisch - keine Sorge ;)
Also, dachte ich, müsste Escort der perfekte Job für mich sein! Zusätzlich die zeitliche Flexibilität und dann das Geld!
Zum damaligen Zeitpunkt war ich noch nicht ganz bereit das durch zu ziehen. Zu sehr war ich noch in geltende Normen, Werte und Rollenverständnisse verstrickt und irgendwie fehlte die entscheidende Portion Mumm und Mut. Ich denke, es war auch gut so, dass ich es damals noch nicht in Angriff genommen habe: ich war noch nicht gefestigt genug.

Nun hat mich der Gedanke wieder und ich fühle mich der Herausforderung gewachsen. Nur der Unterschied jetzt: Ich bin glücklich vergeben.
Ich habe meinem Partner von meinen Plänen erzählt und war offen und ehrlich zu ihm. Auch, dass es mir um den sexuellen Aspekt und nicht nur ums Geld geht. Wir haben nun tagelang geredet, diskutiert, fast Schluss gemacht, geweint, gelacht und sind nicht wirklich ein Stück weiter. Er meint, er käme damit nicht zurecht, würde eifersüchtig sein, habe Ängste (Ansteckungsgefahr, meine Sicherheit, Kunden als potentielle neue Partner etc.) Ich habe mein Bestes gegeben, um seine Bedenken etwas zu zerstreuen, indem ich ihm berichtete davon, wie die Arbeitsrealität von SWs aussieht (Kondome, Sicherheitsmaßnahmen...).

Doch letztendlich divergieren unsere Moral-, Treue- und Beziehungsvorstellungen in diesem Bereich.
Ich fühle mich dadurch eingeengt und fremdbestimmt. Er würde sich betrogen und verletzt fühlen. Ich muss ihm zugute halten, dass er sehr gut reagiert hat: er hat mich angehört, mir in Teilaspekten zugestimmt und betont, dass er mir ja nichts verbieten will , doch leider ist er durch seine Gefühle so übermannt, dass es ihm kaum möglich ist, anders zu handeln und er mich dadurch ja indirekt doch kontrolliert. Wir beide beharren auf unserer Position. Jedoch liebe ich ihn sehr und wir verstehen uns in allen anderen Bereichen fast durchweg super..

Hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht? Gibt es eine Chance, es zu probieren? Ich kann ihn auch nicht wirklich leiden sehen und wenn ich das Haus für einen Job verlasse und ihn wie einen getretenen Hund zurück lasse , würde es mir das Herz brechen.

Hat jemand vielleicht Tipps?
Eure Meinung dazu Interessiert mich sehr!

Herzliche Grüße
Naoussa

[Melanie_NRW]

Ob nun Sexarbeit oder "offene Beziehung", wenn der Partner ein Problem damit hat, hat man eben nur 2 Möglichkeiten.

Man steckt auf Rücksicht auf die Gefühle des Partners seine eigenen Wünsche zurück.

Oder man zieht sein Ding durch und nimmt das Risiko in Kauf, eine angeknackste Beziehung zu haben oder diese gar zu verlieren.

Hätte er das Problem auch bei gelegentlichen One-Night-Stands deinerseits oder gehts hier explizit um die Sexarbeit?

[Sinamore]

Liebe Naoussa

Ich schliesse mich Melanie an. Nach dem was ich von deinem Freund gelesen habe, würde deine Tätigkeit als Escort eure Beziehung zumindest jetzt schwer belasten oder sogar zerstören.

Wenn man lange zusammen ist, kann es aber auch sein, dass die Beziehung sich stabilisiert, man einander mehr vertraut und den anderen mehr versteht. Mein Liebster wollte von Anfang an eine offene Beziehung, für mich kam das nicht in Frage, es ging emotional nicht. Nach 3 Jahren begann ich mich hierfür aber zu öffnen, da ich selbst auch Lust hatte mit anderen Männern Sex zu haben, meine Gefühle für meinen Freund aber nicht abgenommen hatten. Das, was er mir versucht hatte rational zu erklären, verstand ich nun auch emotional. Heute bin ich in unserer Beziehung jobbedingt diejenige, die unsere Offenheit am meisten nutzt:-)

Falls du nicht bereit bist deine Beziehung zu riskieren, könntest du versuchen, ihn in ca. 3-monats-Abständen oder länger bei passender Gelegenheit auf das Thema Escort (oder auch nur offene Beziehung) anzusprechen, zu erklären weshalb es für dich passt und weshalb die anderen Männer keine Konkurrenz zu ihm darstellen....ohne ihn irgendwie zu drängen. Vermutlich wird er seine Position nicht ändern, aber denkbar wärs.

[Arum]

Liebe Naoussa,


vielleicht gelingt es über die Schiene, dass Du Deinem Freund zu erklären versuchst, um wie viel bedeutungsvoller noch Deine Liebe zu ihm, seine Liebe zu Dir sein könnte, wenn Du in der Tat Deinem Wunsch nachgehen würdest? Dass sogar eine weit reinere Liebe daraus hervorgehen könnte, die sich nicht (oder mindestens weit weniger) um Eifersucht oder Besitzesdrang kümmert, wie so oft im Normalfall, sondern die auf die Freude um die andere Person an sich fokussiert ist? So könntest Du sogar etwas Hochromantisches drauszumachen versuchen. Etwas das nun gerade den Wert Deiner emotionalen Treue betont und vertieft ("Da habe ich so viele Männer, und Du bist immer noch der Einzige"). So wie auch bei ihm ("Da hat sie so viele Männer, und ich bin immer noch der Einzige").

Eine solche innere Erkenntnis muss sich aber entwickeln. So hatte ich mich selber vor einigen Jahren als Kunde in eine SW verliebt, konnte zu jener Zeit aber kaum damit umgehen, und so habe ich dann irgendwann aufgehört sie zu besuchen. Mittlerweile aber hätte ich keine Bedenken mehr, im Fall des Falles. Ich habe gelernt (auch dank diesem Forum!) den SW-Beruf noch weit mehr zu schätzen als ich ohnehin schon tat. So hat es ja wohl auch mit seiner Wertschätzung der Prostitution als solchen zu tun, so wie auch mit dem Masse seiner Informiertheit. Es ist ja nicht ungewohn, dass man ohne eigene Erfahrungen in diesem Bereich, auch als, sagen wir mal, sich für aufgeklärt haltender Mann sich auf die Berichterstattung in den Medien basiert, wenn es um die eigene Auffassung zum Beruf geht, und somit wohl eher auf die Prostitution hinabblickt, auch wenn man sich das nicht mal gestehen möchte. Da wäre wohl noch einige Aufklärungsarbeit zu leisten, so wie Deinerseits noch weitere Vertiefung... Und schnelles Resultat sollte man wohl eher nicht erwarten.. Hängt ja auch ab von seinem Umfeld, von seinem Religionshintergrund usw.

Bleibt aber die Frage, was würdest Du schlussendlich tun, wenn er auf seiner Position beharren würde ... Könntest Du Dir überhaupt vorstellen ihm nachzugeben, oder bist Du Dir sicher, dass Deine Lust auf Prostitution Dir im Endeffekt doch wichtiger wäre? Heisst also, wärst Du bereit, ihn für die Prostitution aufzugeben? Könntest Du Dir überhaupt vorstellen, Deine offensichtlich einst so freizügige Sexualität um seinetwillen derart zu bändigen...?

[Spitfire969]

Guten Morgen Naoussa,
vielleicht hilft Dir noch eine Sichtweise aus der Männerperspektive. Auch, wenn da jeder "Fall" anders liegt. Ich war mit einer Frau aus dem Escort zusammen. Es fing mit Paysex an. Dann wurde Liebe draus. Beidseitig. Ihr ging es wie Dir. Sie war nach anfänglichen Zweifeln glücklich mit ihrem Beruf und wollte ihn auf keinen Fall aufgeben – was ich auch verstanden habe. Ich wollte sie auch nicht da raus bringen/zwingen.
Ich bin fürchterlich eifersüchtig. Da ihre Agentur sie nicht richtig gecovert hat, hat sie mich immer nach den Dates angerufen. Es war grauenhaft. Vom Verlassen der Wohnung bis zu dem Anruf. Ich konnte damit nicht umgehen. Ich habe mir das Date in den schönsten Farben ausgemalt …
Sie hat genau wie Ihr argumentiert – was ich auch vollkommen verstanden habe – leider hat es mir nicht geholfen. Ich glaube, ich bin nicht der Typ für offene Beziehungen. Sie war es interessanterweise auch nicht. Sie wollte mich exklusiv.
Also: Es ist aus meiner Sicht nicht die Frage: „Kann er mit Escort leben?“ Sondern „Ist er bereit für eine offene Beziehung?“ Das erfordert sehr viel Souveränität. Die ich (leider) nicht habe. Ich habe mich intensiv mit Polyamorie etc. auseinander gesetzt. Wir können das nicht leben.
Also habe ich nach langem hin und her Schluss gemacht. Was uns beiden irre weh getan hat. Wir verstehen uns heute übrigens immer noch sehr gut. Und ja: ich liebe sie immer noch und würde alles für sie tun!
Ich kann Dich/Euch so gut verstehen. Du triffst/Ihr trefft bestimmt die richtige Entscheidung - auch wenn es sehr schwer ist. Höre auf Deine Intuition.
Ich wünsche Dir einen Partner, der damit gut umgehen kann.
Alles Gute für Dich/Euch!

[certik]

Hallo Naoussa,

kann mich den VorrednerInnen nur anschließen.

Außerdem möchte ich zu Bedenken geben, dass, wenn ich das richtig verstehe, ihr Beide nur theoretisieren könnt - wie es real aussehen würde, könnt ihr (noch) nicht wissen.
Es könnte sein, dass er viel besser damit klar kommt als gedacht. Es könnte sein, dass du dir den Job anders vorgestellt hast und fest stellst, dass es nichts für dich ist. Es könnte...

Sofern dein Freund bisher keine eigenen Erfahrungen mit Escorts gemacht hat, wäre es evtl. eine Überlegung wert, dass er das mal ausprobiert, um selbst so ein Date zu erleben.

Evtl. solltet ihr auch andenken, dass du den Job ein, zwei, vielleicht auch drei Mal ausprobierst um selbst zu erleben, wie es ist.

Das ganze sollte nach klar vorab definierten Regeln ablaufen und ihr solltet sehr offen über eure Emotionen reden.

Viel Glück wünscht

certik

[nicole6]

cara Maoussa,
du schreibst:
"...Ich fühle mich dadurch eingeengt und fremdbestimmt..."
wenn du das fühlst, dann BIST du eingeengt und fremdbestimt!

".. Er würde sich betrogen und verletzt fühlen..."
das ist Unsinn! Man kann sich NUR "betrogen" fühlen, wenn
ein zuvor ausgemachter Vertrag gebrochen wurde!
Das sind klare Zeichen von Besitzdenken, Frau = Objekt.

"... Ich muss ihm zugute halten, dass er sehr gut reagiert hat: er hat mich angehört, mir in Teilaspekten zugestimmt ..."
Ach ja !? er hat dir SOGAR zugehört !?
Du stellst den Mindestaspekt einer Beziehung als etwas Besonderes hin!
Da fehlt es am Grundsätzlichen einer Beziehung: Vertrauen und Liebe!

"...und betont, dass er mir ja nichts verbieten will ,.."
könnte er denn das??? Was soll denn diese Bemerkung?
Es ist einfach, von etwas zurück zu stehen, was man sowieso nicht tun kann!
Das impliziert aber, dass er es tun würde, wenn er meint,
er sei in der Position!

So eine Beziehung hat keine Zukunft!
Ich würde soweit gehen, dass hier die grundlegende Basis fehlt!

Nicole

[mayats]

A professional Sexworker does that just for MONEY! Infact the customers often can be attracted to horrible girls and often they like bizzarre, boring or horrible things....So I really don't understand in wich way sexworking can improve or not my selfconfidence.
Being the partner in love with a SW needs a special attitude....don't force events or people....this is not professional!

P.S....or immagine your boyfriend spending money and time with other girls...LOL...

[Naoussa]

Ich danke euch (leider etwas verspätet) erst einmal für eure Antworten!
Ich werde mir für meinen Weg Zeit lassen, doch mein Ziel nicht aus den Augen verlieren. Sollte meine Partnerschaft daran scheitert, war es nicht die richtige. Das ist mein Fazit. Ich würde es bereuen, wenn ich mir Chancen im Leben wegen eines anderen Menschen entgehen lassen würde.

Liebe Grüße

[nicole6]

"..... Ich würde es bereuen, wenn ich mir Chancen im Leben
wegen eines anderen Menschen entgehen lassen würde..."
das ist sehr weise!
Nicole

[Nuttella66]

Lass es lieber sein!

Das ist mein gut gemeinter Rat an dich! Denn du hast einen Freund der damit nicht zurecht kommt. Probleme wären vorprogrammiert. Glaub mir, ich spreche aus Erfahrung.

Du scheinst ihn sehr zu lieben! Genieß deine Zeit mit ihm; vielleicht kommt später nochmal ein neuer Zeitpunkt in deinem Leben, wo du deinen Traum doch noch verwirklichen kannst.........

[friederike]

Liebe Naoussa,

die Entscheidung muss jede für sich selbst treffen, das kann man als Außenstehende nicht übernehmen.

Für mich habe ich mich genauso entschieden wie Du es ausgedrückt hast. Ein Partner, der mit meinem Leben nicht zurechtkommt, ist nicht der richtige.

Liebe Grüße,
Friederike

[nicole6]

".... Ein Partner, der mit meinem Leben nicht zurechtkommt, ist nicht der richtige. ..."
ich würde es so formulieren:
"..jemand, der mit meinem Leben nicht zurechtkommt, ist kein Partner...."

Nicole

[Melanie_NRW]

Gilt übrigens für beide Seiten...