Narben und der eigene "Marktwert"

Ein nahezu unerschöpfliches Thema: Psychologische Betrachtungsweise der Sexarbeit
Soledad
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Narben und der eigene "Marktwert"

Beitrag von Soledad »

Hallo ihr,

der Titel mag etwas provokativ gewählt sein, aber ich frage mich das tatsächlich.
Ich habe Narben von selbstverletzendem Verhalten an beiden Armen ringsrum, am linken Oberarm und an ein paar wenige an den Oberschenkeln. Ich finde nicht, dass sie im Alltag besonders auffallen, aber bei Kunden ist das anders.
Grundsätzlich habe ich vorher Angst, dass die Narben sehr auffallen und den Kunden stören.
Sie verringern mein Selbstbewusstsein.
Ich mache mir Gedanken, nicht "genug Qualität" zu haben. So ein Quatsch. Ich weiß das. Andererseits ist es eben schon ein körperlicher Makel.

Wie denkt ihr darüber?
Was habt ihr eventuell für Erfahrungen gemacht?

LG, Soledad

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Femina
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Re: Narben und der eigene "Marktwert"

Beitrag von Femina »

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Soledad hat geschrieben:Andererseits sind die selbstverursachten Narben schon ein körperlicher Makel. - Wie denkt ihr darüber?
Was habt ihr eventuell für Erfahrungen gemacht?
Mach dir keine Gedanken mehr darüber. Kannst sowieso nichts mehr ändern. Geschnitten ist geschnitten. Vernarbt ist vernarbt.
Liebe Grüße, Femina
Träume, die wir leben, machen uns zu dem, was wir sind.

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Jupiter
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RE: Narben und der eigene "Marktwert"

Beitrag von Jupiter »

Hallo Soledad,

bist du eventuell diejenige, welche damals diesen Gastbeitrag verfasst hat?
viewtopic.php?t=7131&highlight=narben

ggf. können dir die damaligen Antworten helfen.

Gruß Jupiter
Wenn du fühlst, dass in deinem Herzen etwas fehlt, dann kannst du, auch wenn du im Luxus lebst, nicht glücklich sein.

(Tenzin Gyatso, 14. Dalai Lama)

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Beitrag von Asfaloth »

Hinter Narben stecken Geschichten, die einem Menschen wiederfahren sind und ihn zu dem gemacht haben was er ist.

Ohne diese Narben und ohne diese Geschichten würde man diesem Menschen vielleicht jetzt nicht gegenüberstehen können und wenn aus dem gegenüberstehen etwas positives erwächst, für einen von beiden oder für beide, haben auch die Narben Anteil daran an diesem Positiven.

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nina777
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Re: Narben und der eigene "Marktwert"

Beitrag von nina777 »

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Soledad hat geschrieben:Ich finde nicht, dass sie im Alltag besonders auffallen, aber bei Kunden ist das anders.
Grundsätzlich habe ich vorher Angst, dass die Narben sehr auffallen und den Kunden stören.
Sie verringern mein Selbstbewusstsein.
Ich habe ein Tatoo am rechten Oberarm.Ich mags nimmer , es ist aber schön überstochen.

Was ich Dir sagen wollte ist das es immer noch Kunden gibt die
dieses Tatoo erst nach Jahren wahrnehmen und fragen :ist das
neu?

Ich denke Narben fallen weniger auf weil sie unscheinbarer sind, es sei denn jemand schaut genauer hin.Ich hab auch welche und nicht wenige aber es ist nie aufgefallen oder gefragt worden

Liebe Grüße Nina
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Svea
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Beitrag von Svea »

Narben gehören zum Menschsein dazu, sein sie Seelisch oder Körperlicher Natur.

Den Wert eines Menschen nach seinen Narben zu bewerten finde ich unverzeihlich, da jeder Mensch einzigartig in seiner Geschichte ist.

Dazu ist zu sagen, das unsere Computerspezis einmal die Traumfrau nach allen aspekten der Schönheit kreiert haben, man kam zum schluß das gerade die kleinen, nicht perfekten Nuancen interessant und attraktiv machen. warum ich wohl auch meinen Liebe der mit 130 Kilo für die meisten kein wow wow wow effekt hat, für mich aber schnurrrrr.

Steh zu dir und du wirst auch die Passenden Herren finden.

So ist zumindest meine Erfahrung.

Soledad
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RE: Narben und der eigene "Marktwert"

Beitrag von Soledad »

Ich habe mir eure Antworten inzwischen viele Male durchgelesen.
Und ich muss sagen, es kommt langsam an, emotional.
Ich hätte euch auch vorher schon, rein rational, zugestimmt.

Aber langsam... werde ich gelassener. Gewinne mehr Selbstvertrauen. Da habe ich Fraences und Anhang viel zu verdanken.

Ich glaube mittlerweile, dass meine Komplexe, was die Narben angeht, weniger mit Sexarbeit zu tun haben, als eher mit dem Prozess die Scheinlösung Selbstverletzung zu überwinden und dann, in manchen Momenten doch noch nicht ganz loslassen zu können...
In diesem Zwiespalt empfinde ich die Narben dann manchmal als groooooßen körperlichen Makel, manchmal als viel zu unscheinbar um meiner Geschichte gerecht zu werden.
Aber es wird! :)

Danke, für eure Worte.
Soledad

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lolarouge
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Beitrag von lolarouge »

Ich hoffe, es ist in Ordnung, wenn ich das Thema wieder hochhole - ich habe nämlich die gleiche Problematik, wobei sie für mich mittlerweile eigentlich so gut wie keine mehr darstellt, weder im Job noch im Alltag.

Meine Unterarme und Oberschenkel sind im Grunde vom Handgelenk bis zum Ellbogen bzw. vom Knie bis hoch zum Beinansatz vernarbt. Die an den Armen sind mehrere Jahre alt und deshalb blasser als die an den Oberschenkeln, von denen einige noch sehr auffällig sind. Ich habe sie anfangs unter schwarzen, halterlosen Strümpfen versteckt, die ich immer angelassen habe - mittlerweile habe ich aber kein Problem mehr damit, sie auszuziehen, weil ich festgestellt habe, dass es Kunden in den meisten Fällen nicht interessiert. Manche haben nachgefragt; meine Standardantwort ist, dass die Probleme, die zu diesen Narben geführt haben, in der Vergangenheit liegen und ich weder ihn noch mich jetzt damit im Detail belasten will. Das wurde bisher so akzeptiert.

Ich hoffe, dass dein Progress, dich mit deinen Narben anzunehmen, weiter vorangeschritten ist, Soledad. Ich sehe meine mittlerweile nicht mehr als Makel, sondern einfach als Markierungen auf der Haut, die einen Teil meiner Geschichte erzählen, aber nicht mich oder meinen Selbstwert definieren. Sie sind einfach da.

Gruß,
Lola

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RE: Narben und der eigene "Marktwert"

Beitrag von Emma-Gutversteckt »

Hi!

Mein linker Unterarm ist auch komplett mit Narben übersät. Die meisten Männer "übersehen" das einfach, und wenn doch mal jemand fragt, dann sage ich ganz ehrlich, dass es mir nicht immer so gut wie heute ging und es ein langer Weg zu meiner jetzigen Fröhlichkeit gewesen ist (was ja auch irgendwie die Wahrheit ist). Danach ist das Thema eigentlich immer erledigt.
Ich selbst betrachte die Narben schon irgendwie als einen "Makel", aber würde nicht sagen, dass sie meinen "Marktwert" jemals ernsthaft geschmälert hätten.

Viele liebe Grüße
Emma

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Beitrag von ehemaliger_User »

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lolarouge hat geschrieben:... weil ich festgestellt habe, dass es Kunden in den meisten Fällen nicht interessiert.
oder der Kunde traut sich nicht zu fragen bzw. denkt einfach "das war mal, ich möchte keine alten Wunden aufreissen".
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