Porno und Sexualverbrechen?

Ein nahezu unerschöpfliches Thema: Psychologische Betrachtungsweise der Sexarbeit
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Aoife
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Porno und Sexualverbrechen?

Beitrag von Aoife »

Vielleicht etwas O.T. hier, es geht nur um Sexpsychologie ohne Arbeit, aber ich denke der Beitrag passt hier noch am besten.

In der MailOnline ist heute ein Beitrag erschienen, in dem es der Sache nach nur um die Untersuchung eines Einzelfalls geht: Ein zu 14 Jahren Haft verurteilter Kinderschänder läßt im psychologischen Gespräch durchblicken, dass der Konsum von Kinderpornos seine Hemmschwelle, so etwas auch real zu tun, gesenkt haben könnte:

http://istyosty.com/tmp/cache/070aceef8 ... 21672.html

Soweit durchaus o.k., jedoch läßt die journalistische Aufmachung vermuten, dass wissenschaftlich erwiesen sei, dass Pornokonsum die Rate an Sexualverbrechen steigert.

Da damit zu rechnen ist, dass die religiöse Rechte das schon bald als Tatsache hinstellen wird, möchte ich hiermit alle eventuell in zukünftige Diskussionen Verwickelten informieren, dass es sich definitiv nur um einen Einzelfallbericht handelt. Aussagen im Allgemeinen lassen sich daraus nicht ableiten.

Ein einziger Fall, in dem der Betreffende zugibt, dass er Porno zur Abreaktion benutzt und seine Phantasien nur dann real ausleben würde, wenn er diese Möglichkeit nicht hätte, würde die behauptete Schädlichkeit von Pornos aufheben.

Rein wissenschaftlich gesehen ist eine solche Einzelfalldarstellung durchaus in Ordnung, zum einen gibt sie einen Hinweis, dass so etwas vorkommen kann, zum anderen kann sie auch zeigen, wo noch Forschungsbedarf besteht. Als wissenschaftlicher Beleg für eine etwaige Schädlichkeit von Pornos (wie dieser Bericht über die Forschung glauben machen möchte) taugt sie jedoch keinesfalls.

Liebe Grüße, Aoife
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Beitrag von ehemaliger_User »

Das ist die selbe Diskussion wie der Zusammenhang zwischen Killerspielen und Amokläufen oder Gewaltvideos und Gewaltverbrechen.
Auf Wunsch des Users umgenannter Account

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Aoife
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RE: Porno und Sexualverbrechen?

Beitrag von Aoife »

Wenn es denn wenigstens eine Diskussion wäre ...

MailOnline stellt es so dar als hätten Psychologen den Zusammenhang zwischen Porno und steigender Zahl von Sexualdelikten nachgewiesen.

Wobei zusätzlich noch zu hinterfragen ist, ob diese Zahl tatsächlich steigt. Was jetzt bekannt wird hat ja zum großen Teil bereits vor Jahrzehnten stattgefunden.

Auf diese Zusammenhänge hin statistisch untersucht könnte sich durchaus zeigen, dass die vermutete Absenkung der Hemmschwelle durch weitverbreitete Pornos in erster Linie die Dunkelziffer bei Sexualverbrechen senkt. Was bestimmt nicht in jedermanns Sinn ist ...

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Snickerman
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Beitrag von Snickerman »

Bei Schwarzer & Co. wird daraus eine Kausalkette gestrickt, die mit "harmlosen" Unterwäsche/Bademodenkatolgen anfängt
und auf direktem Wege zu harten Pornos führt bis hin zu Mord und Kindesmissbrauch.
Ich höre das Gras schon wachsen,
in das wir beißen werden!

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Re: Porno und Sexualverbrechen?

Beitrag von Aoife »

          Bild
Aoife hat geschrieben:Soweit durchaus o.k., jedoch läßt die journalistische Aufmachung vermuten, dass wissenschaftlich erwiesen sei, dass Pornokonsum die Rate an Sexualverbrechen steigert.

Da damit zu rechnen ist, dass die religiöse Rechte das schon bald als Tatsache hinstellen wird, ...

Hier ein sachlich sehr fundierter Verriß von Naomi Wolf's als "wissenschaftlich" ausgegebener Behauptung, dass Pornokonsum die Hemmschwelle für was auch immer absenken würde (English):

http://globalpublicsquare.blogs.cnn.com ... -dopamine/

Glücklicherweise gibt es noch WissenschaftlerInnen, die sich der Sache verpflichtet fühlen und moralisierende Pseudowissenschaft auch dann enttarnen, wenn sie beispielsweise kein Eigeninteresse an Pornos haben.

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Vanessa17
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Beitrag von Vanessa17 »

Um ehrlich zu sein, ich halte das für Quatsch. Ich werde ja auch nicht gleich zum Schlachter, weil ich Fleisch esse :-D

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Marc of Frankfurt
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Beitrag von Marc of Frankfurt »

Beim Pornokonsum, könnte man sagen einige wenige Profis (Sexworker) produzieren das an wenigen Drehtagen und dann kommen die digitalen Kopien an alle Endverbraucher die es wollen...

Wenn die Sexworker selbst produzieren (Dolly Buster) und gute Verträge gemacht haben, bekommen sie ein Leben lang Tantiemen, ohne immer noch selbst "ran zu müssen".

(Bei Kinderpornographie und von Pornogegnern wird andersherum argumentiert: Bildbetrachtung erzeugt Nachfrage sodaß noch mehr Mißbrauch stattfindet.)


Beim übermäßigen Fleischkonsum hat die schiere Masse der täglichen nicht digital zu befriedigenden realen Nachfrage von Milliarden von Menschen die Folge, dass eine Agroindustrie entstanden ist, die die Tiere teilweise wie im KZ hält (BSE) und die Umwelt kapitalistisch ausbeutet (z.B. Waldabholzung, Gülle, Hormone in Trinkwasser und Muttermilch) ebenso wie die dort beschäftigen Arbeiter (z.B. Menschenhandelsfälle von Schlachtern aus Polen) und uns Verbraucher betrügt (Gammelfleisch, Transglutaminase-Kunstschinken...).


@Vanessa, wenn du Dokufilme magst. Ist English ok für dich?
Schau mal bei youtube und google nach Filmen wie "King Corn" oder "Food Inc"...

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Beitrag von ehemaliger_User »

@Marc

Bildbetrachtung erzeugt Nachfrage - das kann ich mir schon vorstellen. Und Produktion von Kinderpornos ist in der Regel schwerer Missbrauch.

Ansonsten:
Weil die Autos immer schneller geworden sind wird in den Städten mehr gerast. Diese Behauptung wird wohl niemand ausser Autogegner glauben...
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