Zeit zum Nachdenken

Es gibt Gäste, auf die man sich freut; Gäste, die ganz o.k. sind - und Gäste, die man ein Mal gesehen hat und daraufhin beschließt, dass er zwar nicht so schlimm gewesen ist, dass man ihn hätte rauswerfen müssen - aber auch nicht so, dass man ihn noch mal wieder sehen müsste....
Gut - und die, die schon am Tel. durch fallen.
Zumindest bei mir steht mein Wohlfühlen noch vor dem Geld - und da kann noch so wenig los sein, ein solcher Gast kommt kein weiteres Mal zu mir.
(Ich bin mir sicher, dass es noch andere SW gibt, die das so handhaben)
Jedoch geht es mir hier eigentlich viel mehr um die Konsequenzen daraus:
Man setzt also einen solchen Gast im Telefon auf Ignore; notiert ihn irgendwo im Hinterkopf - oder was auch immer, damit kein weiterer Kontakt mehr zustande kommen kann.
Man denkt, auch Gäste machen es so.
Wenn man ihnen nicht gefallen hat; der Gast die Abwechslung bevorzugt; er nur geschäftlich in der Nähe war; er umgezogen ist; eine neue Beziehung begonnen hat; …… - kein Gast der Welt ruft bei all seinen besuchten SW an, um ihnen zu berichten, weshalb er nicht mehr anrufen wird.
Der Mann lebt einfach sein Leben weiter - und SCHWEIGT.
Soweit alles easy. Völlig normal und sicher auch gut.
Man hofft, der Gast nutzt diese eher schmerzfreie und wortlose Version des Kontaktabbruchs und schaut sich anderweitig um.
Letztlich will / braucht man den Gast ja nicht mutwillig verletzen oder vor den Kopf stoßen.
Auch will man ihn nicht verändern; an seinem Charakter; Äußeren oder Vokabular basteln.
Dieses gehört eher in ein Liebesverhältnis, aber ganz sicherlich nicht in eine Geschäftsbeziehung.
Genauso denke zumindest ICH, dass ich ebenso wenig "verpflichtet" bin, den Gast über meine Gründe aufzuklären, ihn nicht sehen zu wollen, wie es auch die Männer nicht sind.
Es spielt in der Sexarbeit keine Rolle, ob Brüste zu groß/klein; Bäuche zu schlaff; Hände zu grobmotorisch; Schweißfluß zu ausgeprägt - oder vielleicht auch nur die Augenfarbe falsch ist.
Es spielt keine Rolle, ob es GROßE oder eher kleine Dinge sind, die uns am anderen nicht gefallen. Im Prinzip braucht man ja noch nicht mal überhaupt einen Grund.
Dies ist für Männer zumeist ein wichtiger Grund, SW zu nutzen - die Unverbindlichkeit; das Lockere; das "ich kann wann ich mag, solang ich mag, so oft ich mag" - ABER ICH MUSS NICHT.
Ich denke, das gilt auch für uns SW.
Auch wir können einfach ohne Angabe eines Grundes einen Gast nicht wollen.
Auch wir können ohne Angabe eines Grundes einfach das Telefon verweigern oder auflegen.
Theoretisch.
Wenn wir es PRAKTISCH tun, stellt sich jedoch meist heraus, dass das gar nicht so einfach ist.
Legt man als Frau einen anrufenden Gast einfach spontan mitten im Gespräch auf - genau so, wie viele Männer das tun, wenn ihnen Service oder Preis nicht gefallen - weil man merkt, den möchte man nicht real erleben, dann ruft dieser Mann garantiert noch mal an und sagt etwas wie "Dir ist gerade das Telefon aus der Hand gefallen….."
Geht man nicht dran, weil man auf der Homepage und überall in der Werbung stehen hat, dass man nur Anrufe mit angezeigter Nummer annimmt, dann ruft garantiert ein und derselbe Mann eine ganze Stunde lang im 2-Minuten-Rhythmus mit Dauerklingeln an und macht den Akku leer.
Hat man nun einen Gast für sich selbst beim Realtreffen als NoGo deklariert, wird auch dieser nicht aufhören, mindestens 1x die Woche 5 Std. lang alle 10min. anzurufen.
Soll man hier wirklich dran gehen?
Soll man dem Mann wirklich sagen, dass man ihn nicht mehr sehen möchte?
Soll man ihm auch sagen, weshalb?
Oder ist es besser, ihn ein weiteres halbes Jahr laufend ins Leere anrufen zu lassen?
Man hofft, er versucht es dann nicht einfach mal mit unterdrückter Nummer….
Und dann?
Einfach auflegen?
Männer akzeptieren in der Regel von einer SW kein "Ich möchte dich nicht mehr sehen".
Da kommt dann "Ich bezahle dich doch".
Oder zumindest ein "Warum denn nicht? Ich bin doch so ein großzügiger Gast".
Ist es unüblich, bzw. "unschicklich", dass SW das Selbe tun, wie die Männer?
Macht es SW unbeliebt, wenn sie dieselbe Unverbindlichkeit in Anspruch nehmen, wie die Gäste?
Gilt man als SW als "launisch", "zickig", "Hausdrache", wenn man ähnliche, genauso eher unhöfliche Gewohnheiten der Gäste nutzt?
Wenn wir genauso wenig "zur Mitteilung von Unsympathien und Vorlieben verpflichtet" unsere Seite dieses unkomplizierten und pflichtfreien Verhältnisses leben, wie die Gäste?
Es wäre schade, wenn man mich hier missversteht.
Nein, nicht jeder Mann, der einmal nicht "abgehoben" wird, steht auf Ignore.
Und manchmal kann auch eine Verbindung zusammenbrechen. - bei Handys kommt das vor.
Und Frauen, welche alleine arbeiten, haben keinen Telefondienst.
Man(n) MUSS es öfter versuchen, eine SW zu erreichen.
Das ist ja alles in Ordnung und gern gesehen.
Und doch würden mich hier einfach mal die Meinungen der Anderen interessieren.
Ist diese SW/Gast - Beziehung für BEIDE Seiten so unverbindlich?
Oder ist es manchmal schwierig, dieses auch SW anzuerkennen?
Wie "unverbindlich" seid Ihr WIRKLICH?
LG, Jenny