Die Würde der SexarbeiterInnen ist unantastbar

Ein nahezu unerschöpfliches Thema: Psychologische Betrachtungsweise der Sexarbeit
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deernhh
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Die Würde der SexarbeiterInnen ist unantastbar

Beitrag von deernhh »

29.06.2019

Projekt „Marischa“ aus Münster wirbt mit „Zhana“ um Mitgefühl für Straßenprostituierte


Video: Die Würde von Prostituierten ist unantastbar

Prostituierter beugt sich durch das geöffnete Fenster ins Auto der Freierin. Screenshot: „Marischa“

Vertauschte Rollen im Video „Zhana“: Die Freierin im Auto versucht den Mann auf dem Straßenstrich herunterzuhandeln.Screenshot: „Marischa“

„Zhana“ heißt das sechsminütige Video. Es ist auf der Webseite von „Marischa“ und auf der Internetseite des Gesundheitsamts Münster zu sehen. Produziert wurde er, um auf die Lage der Straßenprostituierten aufmerksam zu machen. Demnächst soll der Film auf „Freier-Foren“ im Internet laufen.

„Das sind Foren, auf denen sich Freier in einer menschenverachtenden Art über Prostituierte austauschen“, erklärt Sabrina. Sie gehört mit Josef und zehn weiteren Ehrenamtlichen zum Arbeitskreis von „Marischa“. Der wurde 2013 von münsterschen Theologiestudenten gegründet.

Die Freier sollen Zhanas Rechte verstehen

Die Freiwilligen bringen den Frauen auf dem Straßenstrich dreimal im Monat Kaffee, Kondome, hören sich ihre Sorgen an und helfen bei gesundheitlichen und sozialen Problemen. Koordiniert wird die Arbeit von der Sozialpädagogin Yanika Grachenova beim Gesundheitsamt. Der Film zeigt Zhana, wie sie sich selbst versteht: „Ich will nicht beleidigt werden, keine blauen Flecken haben, eine Wohnung finden, mich sicher fühlen“, sagt sie. Ihre Rolle und die des Freiers übernehmen Schauspieler.

Die Ehrenamtlichen und Grachenova haben am Drehbuch geschrieben und eine Regisseurin engagiert. Im Zentrum steht ein Rollentausch: In einer der ersten Szenen verhandelt eine Frau mit einem Stricher über Geld und den vorgeschriebenen Gebrauch von Kondomen. In der zweiten Szene ist es umgekehrt und so, wie es sich wohl täglich abspielt: Der Freier sitzt im Auto, versucht den Preis niedrig und die Serviceleistungen hoch zu halten. Und Zhana verhandelt aus einer Position der Schwäche.
Film wird auf Freier-Foren hochgeladen

Den Initiatoren geht es nicht um Voyeurismus. Im Gegenteil. Man habe bewusst den Film mit „Vorsicht“ gedreht. Auf eine erst angedachte Vergewaltigungsszene hat das Team verzichtet. Der Film wolle eine „sensible Zugangsweise“ zum Thema bieten, zum Nachdenken anregen und es ermöglichen, „dass Freier sich ansprechen lassen“, sagt Sabrina. Zwar rechnet man damit, dass der Film von den fünf anvisierten Freier-Foren geworfen werden könnte. Dann wolle man ihn aber erneut hochladen.

Vor zwei Jahren ist die Idee entstanden, auch Freier anzusprechen. Viele Stunden ehrenamtliche Arbeit habe die Gruppe investiert, sagt Sabrina. Das Bistum Münster hat den Film mit 5.000 Euro unterstützt.

Filmbotschaft: Die Würde von Prostituierten ist unantastbar

Grachenova geht es darum, auf die schwierige Lage der Straßenprostituierten hinzuweisen, die zumeist aus Bulgarien stammen. „Sie sprechen kaum Deutsch, sind auf das Geld angewiesen, haben häufig Gewalt erlebt.“

Sie und die Ehrenamtlichen von „Marischa“ erhoffen sich nun, durch den Film mehr Mitgefühl für die Frauen zu bewirken. Auch die Würde von Prostituierten sei unantastbar, heißt es im Film.

Karin Weglage

https://www.kirche-und-leben.de/artikel ... antastbar/

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PROJEKT MARISCHA PROJEKT MARISCHA

Verfasst vonmarischamuenster
Juni 13, 2019
Unser Film ist nun online! Sharing is caring!

https://marischamuenster.wordpress.com

Und hier nun das Video:


"Die Würde der SexarbeiterInnen ist unantastbar" sollte eigentlich selbstverständlich sein.
Dennoch trägt die Aktion der Kirche ein paar abolitionistische Züge, wie ich finde ...

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floggy
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Die Würde beim Sex ist unantastbar

Beitrag von floggy »

Wer Sex in den Schmutz zieht erntet Schmutz und Dreck auf der Seele der Menschen. Die Verunreinigung des Körpers ist dagegen abwaschbar.
Wer die Menschenwürde ins Spiel bringt, nur um das Wort zu besetzen, und die Deutungshoheit darüber zu erlangen, handelt demagogisch.
Wer die Arbeit der Frauen auf der Straße in gezeigter Weise als Normalität darstellt, will verführen, aufstacheln, diffamieren, spalten.
Wer vom Versagen der Gesellschaft ablenken will, wer die Fähigkeit von Frauen bewußt ignorieren will, der produziert einen Film wie diesen.

Zhana ist kein guter Film. Ich könnte ihn meiner Tochter nicht zeigen. Ich könnte ihr anhand dieses Filmes meine Lebenserfahrungen nicht erklären.

Pfui Teufel, wieder so ein Opferfilm. Jetzt wurde auch noch der letzte nette Kunde verschreckt, und das Ziel ist erreicht: Sie soll damit aufhören!
Wo Schatten ist, muß auch Licht sein.

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Re: Die Würde der SexarbeiterInnen ist unantastbar

Beitrag von Tilopa »

Danke für deinen sehr guten Kommentar, @floggy! 👍

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Re: Die Würde der SexarbeiterInnen ist unantastbar

Beitrag von Kasharius »

Tja, die Sache mit der Würde...jeder beruft sich auf sie und zwar völlig zurecht. Sie gilt nämlich - und das vergessen die Sex-Kauf-Verbots-Befürworterinnen - für ALLE SW, egal ob Zwangsausgebeutet oder nicht. Diese hier beschriebenen Aktionen dienen wohl er dazu, dem Sexkauf-Verbot den Weg zu ebnen. Fazit: WÜRDELOS!

Kasharius grüßt

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Re: Die Würde der SexarbeiterInnen ist unantastbar

Beitrag von Ursa Minor »

Empfinde den Film eklig und würdelos. Geht weit an der Realität vorbei. Und zieht in eine klare Richtung.
Die Würde jedes Menschen ist unantastbar!

rthornhill
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Re: Die Würde der SexarbeiterInnen ist unantastbar

Beitrag von rthornhill »

Gegen die Botschaft des Films läßt sich meines Erachtens nichts sagen. Der geforderte respektvolle Umgang miteinander sollte eine Selbstverständlichkeit sein.

Leider steht zu befürchten, daß das im Video dargestellte rücksichtslose Verhalten einiger Männer dazu herangezogen werden soll, ein Verbot der Prostitution durchzusetzen.

Das Bestreben, gegen das im Film gezeigte Verhalten, welches im Sexbusiness leider (mehr oder weniger) häufig zu finden ist, vorzugehen, ist durchaus lobenswert. Der Ansatz dazu sollte aber ein anderer sein. Man muß Männer ermutigen, sich Huren gegenüber respektvoll zu verhalten. Hier könnten Filme in einem anderen Grundton sicher mehr Gutes erreichen.

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Re: Die Würde der SexarbeiterInnen ist unantastbar

Beitrag von Zwerg »

rthornhill hat geschrieben:
08.08.2019, 14:44
Man muß Männer ermutigen, sich Huren gegenüber respektvoll zu verhalten.
Da gebe ich Dir recht.... wobei es da auch einen weiteren Ansatz gäbe....

Wir haben hier im Forum (von und für SexarbeiterInnen) etliche Male das Thema "Wie nennt man eine SexarbeiterIn" gehabt und dabei zeigte sich, dass ein Wort wie Du es für SexarbeiterInnen verwendest, nicht gerne gesehen wird. In einem einfachen Satz zusammen gefasst kann man es so verstehen: Wenn eine SexarbeiterIn sich (vielleicht sogar voll Stolz) Hure nennt, so ist das vollkommen OK und ihre Entscheidung. Wenn jedoch jemand sonst den Begriff als Bezeichnung für eine SexarbeiterIn benützt so ist das nicht OK.

Sinngemäß bitte ich Dich höflich hier auf sexworker.at dies zu akzeptieren und dich an unsere Gepflogenheiten zu halten. Wir (auch ich als Admin) sind Gäste im Forum der SexarbeiterInnen. Wobei ich vielleicht ein weniger notwendiger bin - und deshalb manchmal "Welpenschutz" genieße.

christian

rthornhill
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Re: Die Würde der SexarbeiterInnen ist unantastbar

Beitrag von rthornhill »

Danke für den Hinweis, Zwerg. Wenn es so gewünscht ist, werde ich hier im Forum gern auf das H-Wort verzichten.

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Zwerg
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Re: Die Würde der SexarbeiterInnen ist unantastbar

Beitrag von Zwerg »

@rthornhill
Dafür danke ich! Ist einfach höflicher - wobei ich denke, dass man Einsichten nicht nur ortsbezogen gewinnen kann....
Ich selbst habe durch meine Tätigkeit hier Einiges gelernt und generell in meinem Sprachgebrauch übernommen.

Bei meiner ersten Vorstellung, vor ca. 15 Jahren, bei einer internationalen Vereinigung von Fachberatungsstellen und SexarbeiterInnen (Fachtagung Prostitution) begann mein erster Satz "Die Mädchen in Wien....." - Ich wurde sofort mit dem Hinweis "dass es sich um erwachsene Frauen handelt" unterbrochen.

Und ich muss sagen "recht hatten sie". Es ist einem selbst oft nicht bewusst, wie sehr man mit seiner Ausdrucksweise daneben liegt - bisweilen sogar diskriminierend unterwegs ist. Nicht in böser Absicht, oft aus Unwissenheit heraus. Nichtsdestotrotz verletzend.

Liebe Grüße und Danke

christian

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deernhh
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Re: Die Würde der SexarbeiterInnen ist unantastbar

Beitrag von deernhh »

Zwerg hat geschrieben:
08.08.2019, 23:10
Wobei ich vielleicht ein weniger notwendiger bin - und deshalb manchmal "Welpenschutz" genieße.
Du genießt immer "Welpenschutz", Christian. 😀

Liebe Grüße von mir