Wie kann ich mir sicher sein?
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Wie kann ich mir sicher sein?
Hallo, dies ist mein erster Eintrag in diesem Forum und ich bin mir nicht sicher, ob es dieses Thema bereits in anderen Threads gibt...
Ich bin glelegentlicher Kunde von Sexworkerinnen. Als Rollifahrer habe ich es immer etwas schwerer, eine Partnerin zu finden, und so bin ich sehr dankbar für die Möglichkeit, auch Zärtlichkeit als Dienstleistung bekommen zu können.
Bislang bin ich auf diese Weise mit einigen sehr sympathischen Frauen in (Körper-) Kontakt gekommen. Von meinem Bauchgefühl her war es für die Dienstleisterinnen bislang auch zumindest o.K., Sex mit mir zu haben (ich lege auch Wert darauf, gepflegt zu sein) und das ist mir auch unbedingt wichtig.
Wenn ich allerdings die öffentliche Diskussion über das Thema Sexarbeit verfolge, kommen mir Zweifel, ob ich das richtige tue, wenn ich sexuelle Dienstleistungen in Anspruch nehme. Natürlich ist mir bewusst, dass diese Diskussion sehr ideologisch geführt wird (Allice Schwarzer!), nur im Hinterkopf setzt sich diese Frage fest: Was, wenn es tatsächlich so ist? Was wenn ich die Frau, zu der ich gehe, in einer Notsituation sexuell ausbeute und sie damit missbrauche? Das wäre das letzte, was ich wollte!
Wie kann ich sicher sein? Klar, ich achte darauf, für die für mich so wertvolle Leistung auch einen fairen Preis zu zahlen. Klar achte ich darauf, nur Etablissements zu besuchen, die von Außen zumindest den Eindruck erwecken, gute Arbeitsbedingungen zu bieten. Klar recherchiere ich vor einem Besuch, ob dieses (z.B. in Freierforen) in dieser Hinsicht negative Berichte erhalten hat. Klar versuche ich während des gesamten Besuchs die Stimmung zu erfassen, die in der Luft liegt und gehe nur mit Frauen aufs Zimmer, mit denen ich ein gutes Gefühl habe.
Die Frage bleibt: Reicht das?
Ich bin glelegentlicher Kunde von Sexworkerinnen. Als Rollifahrer habe ich es immer etwas schwerer, eine Partnerin zu finden, und so bin ich sehr dankbar für die Möglichkeit, auch Zärtlichkeit als Dienstleistung bekommen zu können.
Bislang bin ich auf diese Weise mit einigen sehr sympathischen Frauen in (Körper-) Kontakt gekommen. Von meinem Bauchgefühl her war es für die Dienstleisterinnen bislang auch zumindest o.K., Sex mit mir zu haben (ich lege auch Wert darauf, gepflegt zu sein) und das ist mir auch unbedingt wichtig.
Wenn ich allerdings die öffentliche Diskussion über das Thema Sexarbeit verfolge, kommen mir Zweifel, ob ich das richtige tue, wenn ich sexuelle Dienstleistungen in Anspruch nehme. Natürlich ist mir bewusst, dass diese Diskussion sehr ideologisch geführt wird (Allice Schwarzer!), nur im Hinterkopf setzt sich diese Frage fest: Was, wenn es tatsächlich so ist? Was wenn ich die Frau, zu der ich gehe, in einer Notsituation sexuell ausbeute und sie damit missbrauche? Das wäre das letzte, was ich wollte!
Wie kann ich sicher sein? Klar, ich achte darauf, für die für mich so wertvolle Leistung auch einen fairen Preis zu zahlen. Klar achte ich darauf, nur Etablissements zu besuchen, die von Außen zumindest den Eindruck erwecken, gute Arbeitsbedingungen zu bieten. Klar recherchiere ich vor einem Besuch, ob dieses (z.B. in Freierforen) in dieser Hinsicht negative Berichte erhalten hat. Klar versuche ich während des gesamten Besuchs die Stimmung zu erfassen, die in der Luft liegt und gehe nur mit Frauen aufs Zimmer, mit denen ich ein gutes Gefühl habe.
Die Frage bleibt: Reicht das?
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Re: Wie kann ich mir sicher sein?

Hi!ThomasMoore hat geschrieben:Was, wenn es tatsächlich so ist? Was wenn ich die Frau, zu der ich gehe, in einer Notsituation sexuell ausbeute und sie damit missbrauche? Das wäre das letzte, was ich wollte!
Finde ich gut, dass Du Dir Gedanken machst - nur wird es im Endeffekt nicht wirklich möglich sein, dass Du 100% sicher sein kannst. Es gibt keinen Persilschein für sein eigenes Handeln - es ist immer und überall möglich, dass Du auf Ausbeutung triffst und sie Dir nicht bewusst ist!
Dies trifft jedoch nicht nur auf Sexarbeit zu, sondern auf viele Bereiche des täglichen Lebens.... Denke nur zum Beispiel an die Kaffeesorte die Du trinkst - die Kleidung die Du trägst An die Herstellung des Computers, dessen Tasten Du Dich gerade bedienst. Es werden (abscheulicher Weise) immer irgendwo Menschen in irgendeiner Form ausgebeutet. Ich selbst denke oft daran, wenn ich mit "Leiharbeitern" zu tun habe. Oder auch, wenn ich einkaufen gehe und die erschöpften Gesichter der KassierInnen sehe. Unlängst hatte ich in einem Callcenter zu tun - in meinen Augen, geradezu unerträglich, wie die Leute dort unter Druck stehen.
Der Unterschied zu den genannten Beispielen ist jedoch, dass sehr viele SexarbeiterInnen selbstbestimmt ihren Job ausüben. Absolut nicht "Jede" (wie die Retterindustrie glauben machen möchte) wird ausgebeutet! Im Gegenteil: Wir kennen SexarbeiterInnen welche gerade durch ihre Tätigkeit der Ausbeutung in ihrem früheren Leben (Ehe) entrinnen konnten. Natürlich kennen wir aber auch glücklich verheiratete SexarbeiterInnen.
Was kann man tun? Einfach wäre es, wenn Du Dich für Rechte von Menschen somit auch für Rechte von SexarbeiterInnen engagierst. Denn Jemand der Rechte hat, der ist nur schwer ausbeutbar. Also genau der andere Weg, den Alice Schwarzer vorschlägt. Ein Verbot wäre der direkte Weg in die Illegalität. Leute die in einem illegalen Umfeld arbeiten (müssen, da auch wirtschaftliche Zwänge, wie zum Beispiel "ich muss Miete zahlen, ein "Muss" zur Folge haben) sind leichter angreifbar und somit ausbeutbarer, wie Jemand der in der Legalität agiert.
Schlechtes Gewissen solltest Du nicht haben müssen - wenn Du hier auf sexworker.at herum stöberst wirst Du sehr viele Beiträge von Frauen und Männern, welche sexuelle Dienstleistungen anbieten, finden, die belegen, dass die Gruppe der Selbstbestimmten nicht so klein ist, wie die GegnerInnen immer behaupten. Vergiss bitte Eines nicht: Die Retterindustrie braucht Opfer, damit sie ihre Rettungsversuche nach außen legitimieren kann. Gerade jetzt ist wieder ein Artikel von einer sehr kompetenten ExpertIn zum Thema erschienen, der dies konsequent aufzeigt: viewtopic.php?t=11317
Wenn Du Dich an die Vereinbarungen, die Du mit der SexarbeiterIn getroffen hast hältst - und ihr den gebotenen Respekt entgegen bringst (den Eindruck habe ich), so hast Du schon sehr viel getan.
Natürlich sind Themen wie Zuhälterei, Ausbeutung, Menschenhandel ernst zu nehmen - gerade wir wissen worum es geht (wir sind rund um die Uhr erreichbar und kommen auch vor Ort, wenn es brenzlig wird). Rechte für die (möglichen) Betroffenen sind der Ausweg - Derer bedarf es! Und Respekt vor dem Menschen. Das ist immer der erste Schritt, wenn man etwas positives tun möchte.
Liebe Grüße
christian
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Re: Wie kann ich mir sicher sein?
Seh ich genauso wie Christian. "Ausbeutung" ist nichts, was sich nicht auch in anderen Bereichen finden lässt. Stichwort Leiharbeiter, unwürdige Arbeitsbedingungen bei amazon, hermes usw...
Ich find's in diesem Zusammenhang übrigens ziemlich perfide von Frau Schwarzer, daß sie einerseits behauptet, gegen "Ausbeutung" in's Feld zu ziehen, aber auf einer ihrer Podiums-Buch-Promo-Veranstaltungen einem Rollifahrer rüde über den Mund fährt und ihn einfach abwürgt.
LG Perkeo
Ich find's in diesem Zusammenhang übrigens ziemlich perfide von Frau Schwarzer, daß sie einerseits behauptet, gegen "Ausbeutung" in's Feld zu ziehen, aber auf einer ihrer Podiums-Buch-Promo-Veranstaltungen einem Rollifahrer rüde über den Mund fährt und ihn einfach abwürgt.
LG Perkeo
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Die Frage der Freiwilligkeit ist ja nicht nur mit ja oder nein zu beantworten.
Abgesehen von Zwangsprostitution und anderen kriminellen Angelegenheiten, wie freiwillig muss/darf/soll es denn sein?
Wie freiwillig ist Arbeit überhaupt?
Ein Beispiel, damit ihr wisst, was ich meine:
Ein Arzt, der etwas überarbeitet wirkt, der nach einem langen Tag mit vielen Patienten müde ist und eigentlich nur mehr nach Hause will und auch nicht mehr so aufmerksam zuhören kann - aber im Wartezimmer sitzen noch 10 Patienten. Wie freiwillig ist das?
Ich kenne einen Allgemeinmediziner privat, der hat einen hohen Kredit aufgenommen um die Praxis auszustatten, kann eigentlich nicht weniger arbeiten, weil es finanziell nicht geht. Die Ehe ist nicht so glücklich, aber er sagt, er kann sich nicht scheiden lassen, weil das sein finanzieller Ruin wäre.
Fragt den wer, ob er freiwillig arbeitet? Ist das freiwillig?
Oder die vielzitierte Verkäuferin, die arbeitet, weil sie das Geld braucht. Arbeitet die freiwillig?
Von Sexarbeiterinnen wird erwartet, dass sie sich nymphoman auf den Kunden stürzen, weil sie es vor lauter "Naturgeilheit" gar nimmer aushalten...aber wenn das eine ganz normale Arbeit ist, dann ist es einfach Arbeit. Manchmal eine schöne Arbeit, für manche die beste aller möglichen, aber vielleicht wäre es ihr auch lieber, wenn der Kunde das Geld überweisen würde und zu Hause Hand an sich legen.
Ist das dann freiwillig genug?
Ist DIR das freiwillig genug?
Abgesehen von Zwangsprostitution und anderen kriminellen Angelegenheiten, wie freiwillig muss/darf/soll es denn sein?
Wie freiwillig ist Arbeit überhaupt?
Ein Beispiel, damit ihr wisst, was ich meine:
Ein Arzt, der etwas überarbeitet wirkt, der nach einem langen Tag mit vielen Patienten müde ist und eigentlich nur mehr nach Hause will und auch nicht mehr so aufmerksam zuhören kann - aber im Wartezimmer sitzen noch 10 Patienten. Wie freiwillig ist das?
Ich kenne einen Allgemeinmediziner privat, der hat einen hohen Kredit aufgenommen um die Praxis auszustatten, kann eigentlich nicht weniger arbeiten, weil es finanziell nicht geht. Die Ehe ist nicht so glücklich, aber er sagt, er kann sich nicht scheiden lassen, weil das sein finanzieller Ruin wäre.
Fragt den wer, ob er freiwillig arbeitet? Ist das freiwillig?
Oder die vielzitierte Verkäuferin, die arbeitet, weil sie das Geld braucht. Arbeitet die freiwillig?
Von Sexarbeiterinnen wird erwartet, dass sie sich nymphoman auf den Kunden stürzen, weil sie es vor lauter "Naturgeilheit" gar nimmer aushalten...aber wenn das eine ganz normale Arbeit ist, dann ist es einfach Arbeit. Manchmal eine schöne Arbeit, für manche die beste aller möglichen, aber vielleicht wäre es ihr auch lieber, wenn der Kunde das Geld überweisen würde und zu Hause Hand an sich legen.
Ist das dann freiwillig genug?
Ist DIR das freiwillig genug?
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- Ich bin: Keine Angabe
Vielen Dank für Eure Antworten! Im Prinzip sehe ich es auch so, dass die Notwendigkeit, zu arbeiten, um zu leben kein Zwang in dem Sinn ist, der die Freiwilligkeit einer Sexdienstleistung in Frage stellt. Wer auch einer anderen Arbeit nachgehen könnte, sich aber für die Sexarbeit entschieden hat, handelt für mich freiwillig. Ich denke das Problem an der Sache ist, dass die Unsicherheit, die bleibt, die Verletzung eines der höchsten Rechtsgüter betrifft, die sexuelle Selbstbestimmung. Zwangsarbeit ist ein Verbrechen, behält aber irgendwo immer noch einen gewissen Aspekt von Arbeit. Zwangsprostitution ist Vergewaltigung. Das macht es eben so schwierig.
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- interessiert
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RE: Wie kann ich mir sicher sein?
Also ich hatte mich damit auch schon mal beschäftigt, für mich selber mache ich es nun so, dass ich nicht in sehr billige Etablissements gehe und auch auf mein Bauchgefühl höre.
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- unverzichtbar
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RE: Wie kann ich mir sicher sein?
you wrote:Zwangsarbeit ist ein Verbrechen, behält aber irgendwo immer noch einen gewissen Aspekt von Arbeit. Zwangsprostitution ist Vergewaltigung. Das macht es eben so schwierig.
Labour is often forced because no labour is deadly....Prostitution is sex for money....prostitution without money or for few money is Always a violence.....
Since we are not telepathic talk and listen the person you are sharing with.
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