"Splitterfasernackt" Lilly Lindner
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Auf Lillys Pinnwand entdeckt:
An die Working Girls und ihre Kunden, die sich hier austauschen: Ich finde es bemerkenswert mit wie viel Achtung ihr euch gegenübertretet und wie behutsam ihr versucht, einander zu verstehen. Ich mag den Raum, den ihr euch bietet, für die unterschiedlichsten Ansichten und Gedankengänge, ohne euch zu verurteilen. Und ich finde es großartig, dass ihr in keinem Satz miteinander konkurriert – weder um die beste Aussage, noch um das letzte Wort.
https://www.facebook.com/pages/Lilly-Li ... 4179291755
Eintrag vom 26.11.2011:
https://www.facebook.com/permalink.php? ... 4179291755
EMMA 1/2012 bespricht das Buch ebenfalls, nutzt allerdings Lillys Aussagen gegen selbstbestimmte Prostitution. EMMA schreibt z.B. die Geborgenheit, die Lilly im Wohnungsbordell unter ihren Kolleginnen empfindet als "Geborgenheit", betont auch, obwohl Lilly selbstbestimmt mit der Sexarbeit begann, dass Sexarbeit schädlich für die Frauen sei.
War ja von EMMA nicht anders zu erwarten.
An die Working Girls und ihre Kunden, die sich hier austauschen: Ich finde es bemerkenswert mit wie viel Achtung ihr euch gegenübertretet und wie behutsam ihr versucht, einander zu verstehen. Ich mag den Raum, den ihr euch bietet, für die unterschiedlichsten Ansichten und Gedankengänge, ohne euch zu verurteilen. Und ich finde es großartig, dass ihr in keinem Satz miteinander konkurriert – weder um die beste Aussage, noch um das letzte Wort.
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Eintrag vom 26.11.2011:
https://www.facebook.com/permalink.php? ... 4179291755
EMMA 1/2012 bespricht das Buch ebenfalls, nutzt allerdings Lillys Aussagen gegen selbstbestimmte Prostitution. EMMA schreibt z.B. die Geborgenheit, die Lilly im Wohnungsbordell unter ihren Kolleginnen empfindet als "Geborgenheit", betont auch, obwohl Lilly selbstbestimmt mit der Sexarbeit begann, dass Sexarbeit schädlich für die Frauen sei.
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Ja, finde Lilli Lindner Kommentar auf Facebook sehr schön und aufbauend.
Wer glaubt ein Christ zu sein, weil er die Kirche besucht, irrt sich.Man wird ja auch kein Auto, wenn man in eine Garage geht. (Albert Schweitzer)
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Film "Die dünnen Mädchen"
Zum Thema Anorexie gibts bis 3.1.12 bei ZDF einen Film zu sehen:
http://www.zdf.de/ZDFmediathek/hauptnav ... ganze-Film
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Ich weis nicht, warum all das fernöstliche "Geheimwissen"? Es ist doch im Grunde genommen ganz einfach: Was gibt es Schlimmeres als die Liebe zu töten? Nichts ... man könnte behaupten, das Leben geht weiter, aber die Frage ist: Welches Leben? Kann man das Fortlaufen von Körperfunktionen Leben nennen, wenn man einem Menschen die Fähigkeit zu lieben nimmt, weil man seine Seele so sehr zerstört, dass er nicht einmal mehr fähig ist, sich selbst zu lieben? Und Liebe hat immer etwas mit Achtung zu tun und dem Wunsch, dass dem Geliebten nichts Schlimmes widerfährt. Liebe hat nichts mit der eigenen Befriedigung zu tun, sondern eher mit dem Bedürfnis den Geliebten glücklich zu sehen! In dieser Hinsicht erfahren weit mehr Menschen, vor allem Frauen, Vergewaltigung, weil sie von anderen Menschen zum Ding gemacht werden, das zur Lustbefriedigung missbraucht wird ... und eines der grundlegenden Kennzeichen von Liebe ist ACHTUNG! Achtung vor den Bedürfnissen, Wünschen und Ängsten des Anderen ...
Ich habe schon viele Sexworkerinnen kennen gelernt, denen Mann anmerkt, wie sehr sie missachtet worden sind und welche Wuznden diese Missachtung verursacht hat und manche schaffen es dann nicht mehr, sich selbst zu lieben und damit auch zu achten: oder wie will man sonst erklären, dass sich eine Frau trotz all den Gefahren, die damit verbunden sind, Praktiken ohne Schutz anbietet?
Scheint so, als würde Splitterfasernakt genau diesen Vorgang beschreiben, die Zerstörung einer Seele und damit eigentlich des Innersten eines Menschen ... unendlich traurig!
Ich habe schon viele Sexworkerinnen kennen gelernt, denen Mann anmerkt, wie sehr sie missachtet worden sind und welche Wuznden diese Missachtung verursacht hat und manche schaffen es dann nicht mehr, sich selbst zu lieben und damit auch zu achten: oder wie will man sonst erklären, dass sich eine Frau trotz all den Gefahren, die damit verbunden sind, Praktiken ohne Schutz anbietet?
Scheint so, als würde Splitterfasernakt genau diesen Vorgang beschreiben, die Zerstörung einer Seele und damit eigentlich des Innersten eines Menschen ... unendlich traurig!
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Wie einfach doch die Welt mit Deinen Augen aussieht... ist auch auf Grund Deiner begrenzten Sichtmöglichkeit durchaus verständlichMarian hat geschrieben:....und manche schaffen es dann nicht mehr, sich selbst zu lieben und damit auch zu achten: oder wie will man sonst erklären, dass sich eine Frau trotz all den Gefahren, die damit verbunden sind, Praktiken ohne Schutz anbietet?
Ich habe seit Jahren mit dem Thema zu tun - und bin absoluter SaferSex-Verfechter (und dies nicht nur auf Sexarbeit bezogen) - aber so einfach ist es mit Sicherheit nicht.
christian
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Ich habe dieses doch seit etwas Längerem bereits bestehenden thread nochmals durchgeschaut und konnte niergends etwas finden, was auch nur im Entferntesten an fernöstliches Geheimwissen erinnert.Marian hat geschrieben:Ich weis nicht, warum all das fernöstliche "Geheimwissen"?
Geheim ist mit Sicherheit nichts, alles schön mit Quellenangaben dokumentiert, und fernöstlich mutet am ehesten noch der Name "Boszormenyi-Nagi" an, jedoch handelt es sich hierbei keineswegs um einen Ostasiaten, sondern um einen urngarischstämmigen US-Amerikanter, übrigens einen der Begründer der Familientherapie.
Die Feststellung, dass die Liebe getötet wurde (sachlich richtiger müsste es wohl eher "Liebesfähigkeit" heißen) mag zwar bestechend einfach erscheinen, hilft aber nicht wirklich weiter, da alles schwer Verständliche kurzerhand in dem noch unverständlicheren Begriff "Liebe" zusammengafasst wurde. Neue Handlungsoptionen ergeben sich hieraus jedenfalls nicht.
Die Kritik an der bestehenden Umgangsweise mit dem Phänomen bleibt allerdings auch bei diesem stark vergröberten Modell unverändert bestehen:
Aus der Tatsache, dass jemandem in ferner Vergangenheit "die Liebe getötet wurde" abzuleiten, dass man diese Menschen im Hier und Jetzt durch "gesetzliche" Einschränkungen und behördliche Überwachung willkürlich noch zusätzlich im Genuss der ihnen trotz der psychischen Besonderheiten noch möglichen Rechte beinträchtigen dürfe ist assozial und kriminell. Daran kann weder Gewähltsein noch kirchliche Bindung dieser Saubermänner und -frauen etwas ändern.
Liebe Grüße, Aoife
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Re: Rezension

Ich find's schon erstaunlich, wie hier in diesem thread gross in diese und jene Richtung diskutiert wird, ohne dass bislang erwähnt zu sein scheint, dass anscheinend dieses Buch dem sehr gefährlichen Klischee der in der Jugendzeit vergewaltigten Frau, die dann zur Hure wird, bedient.ehemaliger_User hat geschrieben: gemeinsam mit anderen verschleppten Mädchen abermals vergewaltigte junge Frau macht sich zur Prostituierten, um endlich mündig zu werden, um ohne Scham von Dingen sprechen zu können, die ihr Selbstgefühl vernichtet haben
Wen wundert's, dass ein solches Buch gut rezensiert wird..
Guten Abend, schöne Unbekannte!
Joachim Ringelnatz
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Der ganze Wirbel erinnert mich als Niederländer an Maria Mosterd, das ach so traurige Opfer eines Loverboys, dann später als Lügnerin entlarvt.
Wenn ich so die Kommentare im Netz lese, werde ich sehr an diese Geschichte erinnert: Genau dieselbe sentimemtale Retorik. Und so wird auch hier Leiden vermarktet auf Kosten der übergrossen Mehrheit der SW.
Wer Lindner gelesen hat, und sich weiterhin nicht auskennt, dürfte nur weiteren Grund zur Annahme, dass SW nur bemitleidenswerte Kreaturen seien, bekommen haben.
Und so, muss ich leider hinzufügen, ist es schon einigermassen nachvollziehbar, dass die Frau Lindner das hiesige Forum lobt.
Und ich denke, ihr Verlag wird sich auch sehr sehr freuen, dass hier im Forum anscheinend nicht hinterfragt wird. Kann man bei der Weitervermarktung möglicherweise noch gut verwenden:
"Sogar empfohlen von Sexworker.at!!"
Bemerkenswert ist übrigens Folgendes:
auf http://www.focus.de/kultur/buecher/bran ... 69439.html
lese ich 'Und sie beginnt zu schreiben, beginnt, das Trauma ihres Lebens literarisch zu verarbeiten. Über Umwege landet ihr Manuskript bei einem Berliner Agenten, danach schnell beim Münchner Droemer Verlag, der Lindners Seelenreinigungs-Roman jetzt unter dem Titel „Splitterfasernackt“ herausgebracht hat (400 Seiten, 16,99 Euro).'
Hiesse also, dies wäre ihr literarischer Erstversuch.
Wie kann es dann sein, dass es auch den Roman 'Shattered' gibt, http://www.amazon.de/Shattered-Lilly-Li ... 388&sr=1-2 , wozu es heisst:
'Lilly Lindner wurde 1985 in Berlin geboren. Mit siebzehn Jahren verließ sie ihr Elternhaus und entdeckte 2003 ihre Begeisterung für die Arbeit mit Kindern. Seither betreut Lilly Lindner Kinder ab dem vierten Lebensmonat in mehr als zwanzig Familien. Bereits mit elf Jahren begann sie zu schreiben und hatte seitdem den Wunsch, Schriftstellerin zu werden. Das Buch „Shattered“ ist ihr erster Roman.'
Mal abgesehen davon, dass in den Focus-Redaktionsräumen anscheinend keinem Amazon.de bekannt ist, könnte es nicht sein, dass beide Bücher frei erfunden sind???? Ist nicht schlimm, die meisten Schriftsteller machen's so. Nur vermarkten sich 'selber erlebte ' Tränengeschichten heutzutage weit weit weit besser.
Man sollte vielleicht etwas Abstand zu dieser Frau Lindner gewinnen, und sich fragen welches Spiel da vielleicht mit Euch gespielt wird, statt auf diesen ganzen Psychokram reinzufallen, der politisch gegen Euch verwendet werden könnte...
Wenn ich so die Kommentare im Netz lese, werde ich sehr an diese Geschichte erinnert: Genau dieselbe sentimemtale Retorik. Und so wird auch hier Leiden vermarktet auf Kosten der übergrossen Mehrheit der SW.
Wer Lindner gelesen hat, und sich weiterhin nicht auskennt, dürfte nur weiteren Grund zur Annahme, dass SW nur bemitleidenswerte Kreaturen seien, bekommen haben.
Und so, muss ich leider hinzufügen, ist es schon einigermassen nachvollziehbar, dass die Frau Lindner das hiesige Forum lobt.
Und ich denke, ihr Verlag wird sich auch sehr sehr freuen, dass hier im Forum anscheinend nicht hinterfragt wird. Kann man bei der Weitervermarktung möglicherweise noch gut verwenden:
"Sogar empfohlen von Sexworker.at!!"
Bemerkenswert ist übrigens Folgendes:
auf http://www.focus.de/kultur/buecher/bran ... 69439.html
lese ich 'Und sie beginnt zu schreiben, beginnt, das Trauma ihres Lebens literarisch zu verarbeiten. Über Umwege landet ihr Manuskript bei einem Berliner Agenten, danach schnell beim Münchner Droemer Verlag, der Lindners Seelenreinigungs-Roman jetzt unter dem Titel „Splitterfasernackt“ herausgebracht hat (400 Seiten, 16,99 Euro).'
Hiesse also, dies wäre ihr literarischer Erstversuch.
Wie kann es dann sein, dass es auch den Roman 'Shattered' gibt, http://www.amazon.de/Shattered-Lilly-Li ... 388&sr=1-2 , wozu es heisst:
'Lilly Lindner wurde 1985 in Berlin geboren. Mit siebzehn Jahren verließ sie ihr Elternhaus und entdeckte 2003 ihre Begeisterung für die Arbeit mit Kindern. Seither betreut Lilly Lindner Kinder ab dem vierten Lebensmonat in mehr als zwanzig Familien. Bereits mit elf Jahren begann sie zu schreiben und hatte seitdem den Wunsch, Schriftstellerin zu werden. Das Buch „Shattered“ ist ihr erster Roman.'
Mal abgesehen davon, dass in den Focus-Redaktionsräumen anscheinend keinem Amazon.de bekannt ist, könnte es nicht sein, dass beide Bücher frei erfunden sind???? Ist nicht schlimm, die meisten Schriftsteller machen's so. Nur vermarkten sich 'selber erlebte ' Tränengeschichten heutzutage weit weit weit besser.
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Zuletzt geändert von Arum am 05.01.2012, 00:37, insgesamt 5-mal geändert.
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Joachim Ringelnatz
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Arum, ich hatte doch schon angemerkt, dass EMMA diese Geschichte genau so darstellt.
Ich habe das Buch anders verstanden, liegt aber bestimmt an meinem Insider-Wissen. Für unbedarfte LeserInnen, zumal wenn sie ProstitutionsgenerInnen sind, wird schon zu de von Dir beschriebenen Schluss kommen, da pflichte ich Dir bei.
Ich habe das Buch anders verstanden, liegt aber bestimmt an meinem Insider-Wissen. Für unbedarfte LeserInnen, zumal wenn sie ProstitutionsgenerInnen sind, wird schon zu de von Dir beschriebenen Schluss kommen, da pflichte ich Dir bei.
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Danke, ehemaliger_User, so etwas hätte ich mir schon gedacht.ehemaliger_User hat geschrieben: Für unbedarfte LeserInnen, zumal wenn sie ProstitutionsgenerInnen sind, wird schon zu de von Dir beschriebenen Schluss kommen, da pflichte ich Dir bei.
In der Zwischenzeit, als Du dabei warst zu antworten, war ich selber dabei #69 noch zu ergänzen, besonders um die Bemerkungen in Sachen des erst erschienenen Romans. Um dies mal klarzustellen den weiteren Lesern dieses threads gegenüber.
Der erste Roman ist übrigens 2008 erschienen, im gleichen Verlag... Wenn sie dann überhaupt über diesen, laut Focus, Berliner Agenten dort hingelangt ist, dann doch nicht wegen Splitterfassernackt.
Wirklich erschütternd, wie schlampig von Focus recherchiert worden ist... Aber bei einem guten Schuss Sensation, drückt man eben ein kritsches Auge zu. So ging's hier genau so bei der maria Mosterd, von der Boulevardzeitung De Telegraaf bis zum highbrow NRC Handelsblad, und von den links gerichteten Fernsehanstalten Vpro und Vara bis zu den evangelischen NCRV und EO.
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Joachim Ringelnatz
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Das geht auch in die Richtung (hat mit L Lindner allerdings nichts zu tun):
http://www.youtube.com/watch?v=x8bc_ZyORbM
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Ja, Arum, bezogen auf die sogenannte Realpolitik hast du da wohl Recht.Arum hat geschrieben:Man sollte vielleicht etwas Abstand zu dieser Frau Lindner gewinnen, und sich fragen welches Spiel da vielleicht mit Euch gespielt wird, statt auf diesen ganzen Psychokram reinzufallen, der politisch gegen Euch verwendet werden könnte...
Deshalb gibt es ja auch die Bestrebungen alle Besonderheiten (nicht nur bei AutorInnen) zu leugnen, und ständig zu betonen, wie normal wir alle doch seien.
Persönlich bin ich allerdings nicht wirklich von diesem Weg überzeugt, völlig unabhängig davon ob Lilly jetzt "echt" ist oder nicht, es gibt diesen Psychokram nun einmal, und gar nicht selten, auch wenn ich mir nicht anmaßen möchte Prozentzahlen zu nennen.
Dass das überhaupt "politisch gegen uns verwendet werden" kann ist in meinen Augen der eigentliche Skandal: Wie viele es auch immer sein mögen, die Gesellschaft produziert solche Menschen (ich darf das sagen weil ich auch dazugehöre), und der Versuch diejenigen, die damit irgendwie überleben können statt in eine Opferrolle zu flüchten weiter zu schädigen ist gelinde gesagt unerhört.
Da frage ich mich wirklich ob es richtig ist dieses Spiel mitzuspielen, sollen wir wirklich so tun als seien wir "normal", und somit "schuldig", wenn wir diese gekünstelte Normalität an irgendeinem Punkt nicht erfüllen können?
Oder wäre es doch besser agressiv die Meinung zu vertreten: Leute, niemand ist moralisch "schuld", das hat ja keiner so vorher wissen können, aber wir sind nun einmal ein Produkt dieser Gesellschaft, und somit hat die Gesellschaft die moralische Pflicht denjenigen von uns, die noch zu lebendig sind als dass sie in ein Kloster gehen oder sich mit Sozialhilfe zufriedengeben könnten, eine Nische zu lassen, in der wir mit unseren Möglichkeiten überleben können ohne wegen unseren Besonderheiten kriminalisiert zu werden.
Zumindest die bisherige Erfahrung zeigt ja ganz klar, dass eine politische Auseinandersetzung im von der Politik vorgegeben Rahmen nichts bringt, da hat man um Abschaffung der Sittenwidrigkeit gekämpft um jetzt auf deren Vorteile zu verzichten und gleichzeitig deren Nachteile unter dem neuen Unwort des "sozialen Unwert" und der "Gewerblichkeit" um die Ohren geschlagen zu bekommen.
Ob Lilly jetzt nur eine Autorin ist oder wirklich diese Erfahrungen gemacht hat spielt da wohl eher eine untergeordnete Rolle, es gibt uns, und zumindest ich habe den Eindruck, dass der Versuch Normalität vorzuspielen nach hinten losgegangen ist.
Das eigentliche Problem ist die unfassbare Wissenschaftsgläubigkeit - es muss endlich verstanden werden, dass erstens die "Krankheitsdefinition" von Besonderheiten nichts mit Krankheit, sondern mit fehlender Ausbeutbarkeit begründet ist, und dass zweitens der Mensch kein Computer ist, den man bei einer Fehlfunktion einfach umprogrammieren und restart kann.
Wir sind da, wir machen keinem Vorwürfe dass wir so geworden sind, aber wir nehmen es übel, wenn man versucht uns die Schuld daran zu geben. Ob Lilly eine von uns ist oder nicht spielt da keine Rolle.
Liebe Grüße, Aoife
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Dann bin ich lieber nicht normal, sondern verrückt. Denn so zu tun, als sei ich normal, schadet mir.Aoife hat geschrieben: sollen wir wirklich so tun als seien wir "normal", und somit "schuldig", wenn wir diese gekünstelte Normalität an irgendeinem Punkt nicht erfüllen können
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Ja, auch ich neige zu dieser Ansicht.ehemaliger_User hat geschrieben:Denn so zu tun, als sei ich normal, schadet mir.
Allerdings kann ich nicht von der Hand weisen, dass die derzeitige "Politik" (in Anführungszeichen, denn mit 'polis' hat das ja nicht das Geringste zu tun) uns mit allen erdenklichen Mitteln schaden möchte, wenn wir zugeben nicht normal zu sein.
Daher kann ich Arum's Argument durchaus verstehen, und wenn auch ich persönlich eher zu der Meinung neige "dann müssen wir eben die Politik abschaffen, wenn ihr Schaden den Nutzen so sehr überwiegt", so kann ich doch auch niemanden verurteilen, der den anderen Weg versuchen will.
Liebe Grüße, Aoife
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Lesung in Stuttgart
In Ihrer Autobiographie "Splitterfasernackt" erzählt Sie ihre Erfahrungen und die Folgen sexueller Gewalt, die sie als kleines Kind erleben musste. Ihr Kampf gegen ihre "Freundin" Ana (von Anorexie). Sie beschreibt, wie sie ihren Körper ablehnt und dann den Entschluss fasst, wenn ihr Körper schon wertlos sei und nicht zu ihr gehöre könne er wenigstens Geld verdienen. "Wenn ich einen Gast nett finde ist es okay, wenn nicht, bin ich woanders"
Sie schreibt sehr wortgewaltig und einfühlsam. Ich mag deshalb ihre Bücher sehr.
Jetzt besucht Lilly viele Schulen für Lesungen ganz besonderer Art: es ist eine Performance mit Ihrem Bühnenpartner Oliver Neitzel. Sie macht damit Betroffenen Mut, sich zu äussern und vermittelt ihnen, dass sie nicht alleine dastehen.
Am 29.10. war Lilly Lindner in Stuttgart im Haus der Katholischen Kirche in Stuttgart. Veranstalter: Terres des Femmes Stuttgart und das Katholische Bildungswerk.
Die Vorsitzende von TDF musste natürlich eine Einleitungsrede halten (war mit Lilly nicht abgesprochen) in der sie Halbwahrheiten und Lügen verbreitete.
1. Es gibt 400.000, nach anderen Schätzungen 1.000.000 Prostituierte in Deutschland, wir können also von mindestens 700.000 Betroffenen ausgehen.
2. Nach internationalen Studien wurden 90 % der Betroffenen als Kind sexuell missbraucht.
3. In Stuttgart gibt es (2013) nach Polizeiangaben 3.000, nach Angaben des Gesundheitsamtes 5.000 Prostituierte (obwohl die Polizei und die Stadt damals klar gemacht haben, dass ungefähr 500 - 700 Frauen aktiv sind).
4. 90 % der Prostituierten erfahren sexuelle Gewalt bei der Arbeit.
5. 90 % der Prostituierten sind Armuts- oder Zwangsprostituierte
6. Wir kämpfen für eine Welt ohne Prostitution.
Mit den 90 % hatte sie es offensichtlich.
Wie gesagt, es ging um eine Lesung einer wortgewandten Schriftstellerin, die in ihren Büchern Folgen ihres sexuellen Missbrauchs beschreibt wie Anorexie und Selbstverletzung.
Glücklicherweise interessierte das Publikum dieser Vortrag nicht besonders: Von den ca. 120 Teilnehmenden waren 5 Männer (4 als Begleiter) und 70-80 Betroffene, der Rest Frauen aus der Stuttgarter "Gutfrauenszene" (Landesfrauenrat etc).
Die Zuhörenden waren ja an Lillys Wortgewalt interessiert, nicht an politischen Statements. Terres des Femmes Stuttgart lässt wohl keine Gelegenheit aus gegen Prostitution zu wettern.
Mehr zu Lindner:
Sie schreibt sehr wortgewaltig und einfühlsam. Ich mag deshalb ihre Bücher sehr.
Jetzt besucht Lilly viele Schulen für Lesungen ganz besonderer Art: es ist eine Performance mit Ihrem Bühnenpartner Oliver Neitzel. Sie macht damit Betroffenen Mut, sich zu äussern und vermittelt ihnen, dass sie nicht alleine dastehen.
Am 29.10. war Lilly Lindner in Stuttgart im Haus der Katholischen Kirche in Stuttgart. Veranstalter: Terres des Femmes Stuttgart und das Katholische Bildungswerk.
Die Vorsitzende von TDF musste natürlich eine Einleitungsrede halten (war mit Lilly nicht abgesprochen) in der sie Halbwahrheiten und Lügen verbreitete.
1. Es gibt 400.000, nach anderen Schätzungen 1.000.000 Prostituierte in Deutschland, wir können also von mindestens 700.000 Betroffenen ausgehen.
2. Nach internationalen Studien wurden 90 % der Betroffenen als Kind sexuell missbraucht.
3. In Stuttgart gibt es (2013) nach Polizeiangaben 3.000, nach Angaben des Gesundheitsamtes 5.000 Prostituierte (obwohl die Polizei und die Stadt damals klar gemacht haben, dass ungefähr 500 - 700 Frauen aktiv sind).
4. 90 % der Prostituierten erfahren sexuelle Gewalt bei der Arbeit.
5. 90 % der Prostituierten sind Armuts- oder Zwangsprostituierte
6. Wir kämpfen für eine Welt ohne Prostitution.
Mit den 90 % hatte sie es offensichtlich.
Wie gesagt, es ging um eine Lesung einer wortgewandten Schriftstellerin, die in ihren Büchern Folgen ihres sexuellen Missbrauchs beschreibt wie Anorexie und Selbstverletzung.
Glücklicherweise interessierte das Publikum dieser Vortrag nicht besonders: Von den ca. 120 Teilnehmenden waren 5 Männer (4 als Begleiter) und 70-80 Betroffene, der Rest Frauen aus der Stuttgarter "Gutfrauenszene" (Landesfrauenrat etc).
Die Zuhörenden waren ja an Lillys Wortgewalt interessiert, nicht an politischen Statements. Terres des Femmes Stuttgart lässt wohl keine Gelegenheit aus gegen Prostitution zu wettern.
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Re: "Splitterfasernackt" Lilly Lindner
@Arum: Wie Du weißt, bin ich einer der ersten, die "Fälschung!" rufen.
Die Diskussion hier lese ich erst jetzt - das Buch las ich 2012. Eine Freundin (die mir auch das Buch lieh) ist Lehrerin und hat Frau Lindner mehrfach getroffen / im Unterricht zu Gast gehabt. Meine Freundin hält Lily Lindner für authentisch, und ich ebenfalls.
Das Buch gibt für die Aboli-Position nichts her. Frau Lindner schildert traumatische Vorerfahrungen "passender" Art, eine lebensbedrohliche selbstverletzende Erkrankung, und ihren Einstieg in die Prostitution als Konsequenz aus ihrer Geschichte. Sie schildert die Kunden im Bordell teilweise als unerfreulich, unsympatisch, und betont. dass SIE niemals Spaß am Sex hatte. Soweit die Gemeinsamkeiten. Die Unterschiede wären:
- Lily Lindner begreift und beschreibt sich als souverän Handelnde in der Prostitution;
- das Arbeitsumfeld wird als solidarisch, fast schon "zu Hause" erlebt;
- nix Drogen, nix Geldnot;
- keine Schauergeschichten aus dem Bordell, wenn negativ, dann eher banal-doofes;
- ihr Ausstieg aus der Prostitution ist ebenso undramatisch wie der Einstieg - es ist ihrerseits schlicht ein "reicht jetzt";
- sie sagt, dass sie über die Bewunderung der Kunden und ihr Begehren (das Frau Lindner nicht teilen konnte) zu einem Grad der Akzeptanz für ihre Körperlichkeit finden konnte, den sie vorher nicht kannte, und ihre Anorexie seither nicht mehr im kritischen Bereich lebt.
Aus all diesen Gründen ist Lily Lindner oder ihr Werk nicht für eine Anti-Prostitutions-Position zu vereinnamen.
Die Diskussion hier lese ich erst jetzt - das Buch las ich 2012. Eine Freundin (die mir auch das Buch lieh) ist Lehrerin und hat Frau Lindner mehrfach getroffen / im Unterricht zu Gast gehabt. Meine Freundin hält Lily Lindner für authentisch, und ich ebenfalls.
Das Buch gibt für die Aboli-Position nichts her. Frau Lindner schildert traumatische Vorerfahrungen "passender" Art, eine lebensbedrohliche selbstverletzende Erkrankung, und ihren Einstieg in die Prostitution als Konsequenz aus ihrer Geschichte. Sie schildert die Kunden im Bordell teilweise als unerfreulich, unsympatisch, und betont. dass SIE niemals Spaß am Sex hatte. Soweit die Gemeinsamkeiten. Die Unterschiede wären:
- Lily Lindner begreift und beschreibt sich als souverän Handelnde in der Prostitution;
- das Arbeitsumfeld wird als solidarisch, fast schon "zu Hause" erlebt;
- nix Drogen, nix Geldnot;
- keine Schauergeschichten aus dem Bordell, wenn negativ, dann eher banal-doofes;
- ihr Ausstieg aus der Prostitution ist ebenso undramatisch wie der Einstieg - es ist ihrerseits schlicht ein "reicht jetzt";
- sie sagt, dass sie über die Bewunderung der Kunden und ihr Begehren (das Frau Lindner nicht teilen konnte) zu einem Grad der Akzeptanz für ihre Körperlichkeit finden konnte, den sie vorher nicht kannte, und ihre Anorexie seither nicht mehr im kritischen Bereich lebt.
Aus all diesen Gründen ist Lily Lindner oder ihr Werk nicht für eine Anti-Prostitutions-Position zu vereinnamen.
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Re: "Splitterfasernackt" Lilly Lindner
Die oben erwähnten Aspekte finde auch ich durchaus authentisch. Ich bin aus einer ähnlichen Motivation zum SW gekommen: Meinen Kinderwunsch konnte ich mir über (damals sehr teure und nicht von der Kasse bezahlte) IVF leider nicht erfüllen (bei einem gewissen Prozentsatz von Frauen scheitert diese Therapie aus unterschiedlichsten Gründen) und für eine Adoption war ich bereits zu alt. In Folge hatte ich mich als Frau gescheitert gefühlt. SW war für mich eine Selbst-Therapie, die mir wieder Selbstachtung als Frau gebracht hat und mir geholfen hat, meine Kinderlosigkeit zu akzeptieren. Zusätzlich war es eine tolle Entspannung in einem stressigen Beruf: Ich habe es im Nachhinein bedauert, dass ich nicht schon als junge Frau ins SW eingestiegen bin. (Aber vielleicht hätte ich dann nicht mein Studium abgeschlossen - und das ist nun doch auch wesentlicher Teil meiner Identität.)Boris Büche hat geschrieben: ↑02.08.2019, 12:50- nix Drogen, nix Geldnot;
- … über die Bewunderung der Kunden und ihr Begehren … zu einem Grad der Akzeptanz für ihre Körperlichkeit finden konnte
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Re: "Splitterfasernackt" Lilly Lindner
Da denke ich ähnlich ... Naja, ich war beim Einstieg 21, das ist nicht wirklich alt, aber im Nachhinein denke ich oft, ich hätte auch drei Jahre früher anfangen können.Lycisca hat geschrieben: ↑02.08.2019, 17:30Ich habe es im Nachhinein bedauert, dass ich nicht schon als junge Frau ins SW eingestiegen bin. (Aber vielleicht hätte ich dann nicht mein Studium abgeschlossen - und das ist nun doch auch wesentlicher Teil meiner Identität.)Boris Büche hat geschrieben: ↑02.08.2019, 12:50- nix Drogen, nix Geldnot;
- … über die Bewunderung der Kunden und ihr Begehren … zu einem Grad der Akzeptanz für ihre Körperlichkeit finden konnte