Das erste Semester im Fach "Prostitution"

Ein nahezu unerschöpfliches Thema: Psychologische Betrachtungsweise der Sexarbeit
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Marc of Frankfurt
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Beitrag von Marc of Frankfurt »

Wenn er damit klar kommst, dass du weiter der Sexarbeit nachgehst und du dass er Kunde ist(/war) und ihr weiterhin unabhängig, eigenverantwortlich und offen bleibt (und ihr habt das eine längere Zeit lang über gewisse Altagskrisen hinweg auch ausgetestet), dann darfst du dich ruhig tiefer in ihn verlieben und öffnen.

Ihr müßtet dann gemeinsam herausfinden wie ihr Eure besondere Beziehung gestaltet und wie ihr sie outen könnt ...

Versuche herauszufinden wie stark er ist, ob er sich vor seinen Leuten als Freier mit einer aktiven Sexarbeiterin als Partnerin zeigen kann, und ob seine Strategie so ist wie du es für dich machst und willst.

Alle Leute sagen zwar generell Arbeit und Privat soll man trennen, weil es sonst so sehr kompliziert wird. Aber wo die Liebe hinfällt muß man die Chance ergreifen und das kann dir nur dein Herz sagen. In der Realität sind meines Wissens dann nämlich doch die meisten Beziehungen aus Kontakten in der Arbeitswelt entstanden.

Ob das allerdings auch für Sexarbeit gilt, hängt leider entscheidend davon ab wie du selbst zu Outing in der Sexarbeit stehst. Aber da kann er dir evt. helfend beistehen...





Andernfalls genieße eine verbotene Sommer-Affäre ;-)

Juliette O
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RE: Das erste Semester im Fach "Prostitution"

Beitrag von Juliette O »

Liebe Sensation,
du hast vollkommen Recht....
Doch in mir brennt es schon jetzt lichterloh. Vielleicht relativiert sich ja alles, wenn wir nebeneinander im Kino sitzen?
Letztlich bleibt er wohl mein Gast, doch ich würde ihn gerne länger als eine Stunde genießen. Er ist meine süße, verbotene Frucht, wenn du so willst. Unschuld im Puff hat mich schon immer irrsinnnig gereizt.
Zuletzt geändert von Juliette O am 20.07.2010, 14:33, insgesamt 1-mal geändert.

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sensation
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RE: Das erste Semester im Fach "Prostitution"

Beitrag von sensation »

@Marc of Frankfurt: brillante Antwort - ein Genuss :041
schöner und direkter kann man es m.M. nach nicht auf den Punkt bringen

Juliette O
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RE: Das erste Semester im Fach "Prostitution"

Beitrag von Juliette O »

Lieber Marc,

von Liebe ist natürlich noch nicht die Rede.
Sonst hast du allerdings Recht...
Es ist spannend, dass nach all den Jahren Professionalität tatsächlich jemand in mir romantische Gefühle wecken konnte. Nicht falsch verstehen, ich achte, respektiere und mag meine Gäste. Aber ich habe mich noch nie verliebt. Und es haben mich schon einige spannende oder hübsche oder spannende Hübsche besucht.

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softeis
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RE: Das erste Semester im Fach "Prostitution"

Beitrag von softeis »

hi juliette, soeben habe ich deinen "hausthread" entdeckt. :006

"die geschichte der juliette O"

sehr interessant. farbig, schillernd, tiefgreifend, lebendig. anfänglich schreibst du "über dich", doch nach und nach schreibst du "von dir". anfangs dachte ich spontan du möchtest hier testen wie gut dein neuer roman ankommen könnte, so rhetorisch begabt bist du. das andere ich, die andere welt, die suche nach sich selbst, die enttäuschung, die liebe, das pure leben ... mittendrin.

dann aber harte, reale erfahrungen, probleme, ängste, sorgen die wir hier viele haben und die nur eine echte sw so kennen und auffassen kann. das musste mich ja fast überzeugen.

ich finde mich nicht in allen, jedoch in vielen varianten deines lebens selbst.

liebe grüsse :008
Die Erinnerung ist das einzige Paradies, aus dem man nie vertrieben werden kann.

Juliette O
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RE: Das erste Semester im Fach "Prostitution"

Beitrag von Juliette O »

Liebes Softeis (schöner Nick),

ja, du hast mich ertappt: Ich spiele tatsächlich mit dem Gedanken, meine Erfahrungen zu verschriftlichen. Zum einen möchte ich eine Art "Leitfaden" verfassen, der recht nüchtern ausfallen soll und zum anderen würde ich gerne Literatur erschaffen.
Allerdings würde ich dann die autobiografische Form vermeiden wollen, da jene mir zu "vulgär" erscheint.
Aber in diesem Forum, in dem es um Erfahrungsaustausch geht, eignet sich diese Form hervorragend.
Ich danke dir fürs Lesen und Kommentieren!

Juliette

Juliette O
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RE: Das erste Semester im Fach "Prostitution"

Beitrag von Juliette O »

Langsam, fast schüchtern, ziehe ich meinen Arbeitsdress aus. Mir ist es zum ersten Mal peinlich, ihn in diesen Räumen zu sehen. Seitdem die tüchtigste Hausdame der Welt sich verabschiedet hat, werden die "Kuschelzimmmer" nicht mehr regelmäßig kontrolliert und manchmal bleibt etwas liegen. Mika ist das aufgefallen. Ich weiß, dass er meinetwegen hier ist und er sich in diesem dunklen Zimmer unwohl fühlt.
Er hat die Angewohnheit, sich nie sofort komplett zu entkleiden und deshalb sitzt er noch mit Jeans und Hemd auf der Bettkante.
Irgendwie ist das romantisch. Aber ich fühle mich in meiner Nacktheit trotzdem verletzlich. Ich taste mich langsam vorwärts, suche dabei seine Lippen und spüre, dass er erregt ist. Es ist nicht das erste Mal, dass ich Bauchkribbeln habe, wenn ich meinen Gast küsse, aber es ist das erste Mal, dass ich mich an einen anderen Ort mit ihm wünsche.
Oft hat mich Mika in den zwei Jahren, die wir uns nun kennen, nicht besucht. Vielleicht liegt das daran, dass ich mittlerweile in einer ganz anderen Stadt arbeite und hier nur noch selten vorbeischaue. Andere Gäste wiederum nutzen jede Gelegenheit, die sich bietet, wenn ich mich ankündige. Er nicht.
Irgendwas ist heute anders. Ich spüre jede Minute so deutlich und doch vergeht die Zeit wie im Flug. Wir schlafen miteinander. "Ich möchte, dass du kommst", sagt er. "Das wäre ein Wunder", antworte ich. Warum belüge ich ihn? Ich hatte längst einen Orgasmus, aber ich will es nicht zugeben. Es ist mir peinlich, dass ich vor ihm soweit war. Dass ich überhaupt soweit war. Hier....
Wenn mich ein Gast geduldig leckt, habe ich auch meist einen Orgasmus. Da kann ich loslassen. Beim Verkehr eigentlich nicht. Ich darf das Wesentliche nicht aus den Augen verlieren, beim Verkehr geht es nicht um meine Lust, sondern um Kontrolle. Und jetzt bin ich so plötzlich, so lautlos und so unscheinbar gekommen, dass ich mich schäme. Ich kann es nicht zugeben, wie sehr ich es genieße. Und weil er diesen Wunsch äußerte, kann ich auch kein zweites Mal kommen, denn plötzlich verlangt er es. Er hat es nicht so gemeint, aber es klingt für mich trotzdem in diesem Moment nach "Ich habe bezahlt, ich möchte, dass du kommmst."
Vielleicht frage ich ihn später auch deshalb, ob wir uns außerhalb dieser Räume treffen können.

Ich bin tatsächlich bis über beide Ohren in meinen Gast verliebt. In Mika verliebt.

Einerseits beweist es, dass wir alle, die diesen Job ausüben, aus Fleisch und Blut sind, andererseits macht es mich angreifbar.
Denn er weiß zwar, dass ich studiere und trotzdem habe bich Angst davor, beide Welten auf diese Weise miteinander zu vermischen.
Mika hat diese Sorgen gewiss auch. Bei Juliette musste er nur Flecken auf dem Laken befürchten. Aber er will es ja so.

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friederike
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RE: Das erste Semester im Fach "Prostitution"

Beitrag von friederike »

Liebe Juliette O,

ich finde es toll, was Du geschrieben hast. Das meiste gilt so oder ähnlich auch für mich. Ich bereite mich gerade auf den Einstieg vor und will ab dem nächsten Montag neben meinem Studium als Prostituierte arbeiten. Jetzt bin ich natürlich ziemlich aufgeregt, aber Stimmen wie die Deine helfen und bestärken mich in meinem Entschluss.

Lg
Friederike