Berufsansichten

Ein nahezu unerschöpfliches Thema: Psychologische Betrachtungsweise der Sexarbeit
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JayR
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Beitrag von JayR »

Mal was aus der Sicht eines Kunden…

Für mich ist das Neue und Unberechenbare bei der Begegnung mit einer unbekannten Frau das spannende.

D.h. bei einem Besuch in einem Studio / Wohnung suche ich mir die Frau meist nach Foto und Typus aus. Der Text interessiert mich nur, wenn sie eine eigene hp hat und ihn wahrscheinlich selbst verfasst hat.

Telefonabsprachen beschränken sich meist auf die nötigsten Informationen. Lange Vorgespräche sind nicht mein Ding. Aber ich denke, es kommt trotzdem rüber, ob gegenseitige Sympathie da ist oder nicht.

Beim Treffen stellt sich dann heraus, ob die Informationen über die Frau richtig sind oder wild danebenliegen was die Statur und Alter angeht. Dann weiss man aber immer noch nicht, ob das Treffen gut wird oder ein Flop.

Ich plane eigentlich nie voraus und lasse das Treffen sich spontan entwickeln. Dann kommt es ganz darauf an, wie die Chemie passt. Mir kommt es auch so vor, als ob es erfahreneren Frauen besser gelingt eine ‚passende Chemie’ zu finden, sich auf mich einzustellen. Vielleicht ist es auch nur so, dass ein zu grosser Altersunterschied einen natürlichen Abstand bildet.
Wenn es dann gut wird, ist eine Stunde zu wenig und wird oft verlängert.
Kann aber auch passieren, dass man nach einer halben Stunde genug von der Gymnastik hat und den Rest der Zeit redet.


Wenn man sich schon kennt, ist es wieder ganz anders. Dann startet man mit einer gewissen Vertrautheit auf einem ganz anderen Niveau und kann da anfangen, wo man letztes Mal aufgehört hat. Manchmal wundere ich mich auch, an was die Frauen sich erinnern können.


Der Besuch in einem Laufhaus ist für mich etwas ganz anderes. Eine spontane Entscheidung, bei der der unmittelbare Kontakt an der Tür entscheidet, wer mich verführt. Eigentlich ist hier die Art und Weise des Kontaktes wichtiger als das Aussehen oder Alter. Wieder Chemie.
Hier kaufe ich meist nur eine halbe Stunde. Das ist viel zu kurz für viel Gegenseitigkeit. Mir ist die Frau absolut nicht egal, aber hier kaufe ich eine professionelle Dienstleistung.
…und manchmal wird man auch hier überrascht, kommt aber sehr darauf an, wie die Frau ihren Job sieht.


Dass meine einzige Begegnung mit einer Strassenprostituierten eine für uns beide sehr schöne Begegnung wurde… :001
Prostitution ist dann doch ganz anders als man manchmal denkt.

LG JayR

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Marc of Frankfurt
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Beitrag von Marc of Frankfurt »

Zumal es ja auch die Straßenprostituierten sind, die die größte Freiheit und Ungebundenheit besitzen 1).

Sie arbeiten nur an Tagen wann sie es wollen. Nur dann gehen sie in die einschlägigen Straßenstrichzonen. Sie haben sich nicht verpflichtet durch etwaige vorherige Investition in Werbung etc..

Sie suchen sich die Freier im Gespräch aus (Die Prinzen [?]).


(1) Wenn sie nicht von Beschaffungsdruck oder Zuhälterdruck beherrscht sind.

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JayR
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Beitrag von JayR »

Marc of Frankfurt hat geschrieben:Zumal es ja auch die Straßenprostituierten sind, die die größte Freiheit und Ungebundenheit besitzen 1).

(1) Wenn sie nicht von Beschaffungsdruck oder Zuhälterdruck beherrscht sind.
Ich weiss nicht, ob sie unter Beschaffungs- oder Zuhälterdruck stand.

Aber es war für sie eine Gelegenheit für eine Zeit von der Strasse wegzukommen und es einfach mal gut zu haben.
Wir waren ungefähr gleichaltrig, in den Zwanzigern.

LG JayR

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annainga
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Beitrag von annainga »

hallo JayR, ich habe mich super gefreut, einen so persönlichen beitrag aus kundensicht zu lesen. die sind hier unterrepräsentiert!
schreib noch mehr von deinen erfahrungen!
bittet annainga

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Queen
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Beitrag von Queen »

Hallo Marc of Frankfurt

zitiere :
Zumal es ja auch die Straßenprostituierten sind, die die größte Freiheit und Ungebundenheit besitzen 1).

Also hier muss ich kleines VETO einlegen !!
Die SW die ich kenne ( und vom hören/sagen) - sind im Studio mind . 8 - 10std - an einem Ort wartend .... DAS nennst du Freiheit und Ungebundenheit ??
und auf der Strasse zu stehen ebenfalls bei fast jedem Wetter ... DAS nennst du Freiheit / Ungebundeheit ???
vom finanziellen ganz abgesehen !!! Denn selbst hier kann man nicht von Freiheit od Ungebundenheit reden !?
Die Freier im Gespräch aussuchen ?? ist wohl eher umgekehrt !
Und wo verpflichtet sich eine SW die in einer AG ist oder Independet zu Investitionen oder Werbung ???

Dein Beitrag bezog sich vielleicht auf eine Person , doch der Grossteil sei es auf der Strasse od im Studio od im Laufhaus sowie Sauna - hat sehr wenig von Freiheit od Ungebundenheit !!! Im Gegenteil !

Liebe Grüsse

Queen

KonTom
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Beitrag von KonTom »

Hallo Queen!

Marc sprach in seinem letzten Beitrag ausschließlich von Straßenprostitution.
Du wirst dies sehr schwierig mit Studios gleichstellen können.
Es gibt Studios, da arbeiten die Damen freiwillig bis zu 24 Stunden!!
Dies kann nicht mit Straßenprostitution verglichen werden!
Es ist meine Meinung das sich in diesem Punkt auch wieder sehr schwer Österreich
mit Deutschland vergleichen lässt. Unsere österreichischen Metropolen sind dort gerade mal kleine Vororte.
Da tickeen die Uhren eben anders.

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Natascha
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Liebe Leute!

Beitrag von Natascha »

Also ich suche nicht nach einem Prinzen, sondern nach einer auch für mich sexuell erfüllenden Zweisamkeit. D.h. angestrebt wird bei mir, seit einiger Zeit, dass beide kommen. Ich sage nicht unbedingt, dass ich einen Kunden der beim ersten Mal total nervös war, sofort ablehne. Wenn ich merke, dass die Chemie stimmt und er sich in Zukunft entwickeln kann, dann kommt es zu einem zweiten Date. Bemüht sich der Kunde nicht, dann halt nicht. Ich habe lange mit mir gerungen, was das anbelangt, dass ja wenn ich kommen will, der Kunde für MICH "arbeiten" muß, habe mich dann aber dazu durchgerungen, daß es mir besser gefällt wenn ich auch komme. Ist ja toll, da hat man guten Sex, kommt UND wird dafür bezahlt. Das ist die Win-Win Situation schlechthin.

Ich würde mir eher die Zunge abbeißen, bevor ich, seis privat oder beruflich einem Mann sage: es war gut, wenn es nicht gut war. Und meinen Kunden gefällt das auch. Das ist natürlich nur für so ein Teilzeitnüttchen wie mich machbar. Und das ist auch der Grund warum ich auch weiterhin brav in meinem bürgerlichen Beruf weiterarbeiten werden. Damit mein Hobby auch mein Hobby bleiben kann und ich nicht gezwungen bin, Dates einzugehen, die mir nicht gut tun. Aber das ist wie gesagt, wie Weltansicht eines Hobbynüttchens und ich würde sicherlich anders denken und Handeln wäre ich wirklich von dem Geld, dass ich dabei verdiene abhängig.
LG

Natascha

Es gibt eine Menge Leute auf der Welt, die in der Hölle sind, weil sie zu sehr vom Urteil anderer abhängen. Die Hölle sind die anderen (Jean-Paul Sartre)

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6T
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Beitrag von 6T »

sehr löblich und durchaus verständlich natascha. von kundensicht aus würde ich diese einstellung bevorzugen. glücklicherweise sind meine zeiten als kunde laaange vorüber.

bedenklich sollte es nur dann werden wenn du keine oder verhältnismäßig wenige stammkunden hast.....

lgt

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Natascha
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Beitrag von Natascha »

Mach Dir keine Sorgen 6T. Also für die kurze Zeit, in der ich in der Branche bin, bin ich mit dem Kundenzustrom und Stammkunden recht zufrieden.
LG

Natascha

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kaktus
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Re: Liebe Leute!

Beitrag von kaktus »

Natascha hat geschrieben: Ich habe lange mit mir gerungen, was das anbelangt, dass ja wenn ich kommen will, der Kunde für MICH "arbeiten" muß, habe mich dann aber dazu durchgerungen, daß es mir besser gefällt wenn ich auch komme. Ist ja toll, da hat man guten Sex, kommt UND wird dafür bezahlt. Das ist die Win-Win Situation schlechthin.
@natascha
ich finde Deine Einstellung (in Deiner Situation) wirklich toll.
Die meisten Männer finden es auch befriedigend wenn die Frau kommt.
In meinen Alter habe ich leider manchmal Probleme und dann hatte ich wunderschöne Erlebnisse mit SW die es(nach Absprache) genossen haben auch ohne penetration zu kommen.
In solchen Situationen fühlt man sich besch... wenn man will und nicht kann wenn man aber dann die Partnerin befriedigen kann fühlt man sich nicht so als "Versager" :003
LG Kaktus

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Re: Liebe Leute!

Beitrag von Queen »

Hallo @ all

Auch dies ist a) eine weitere Einstellung zum Job und b) wie sehr Frau zu SICH steht ..... denn - der Kunde kann sich noch so sehr bemühen wenn nicht viele Faktoren da mitspielen - wie zB; eben Punkt a und b !

Mit Punkt b) will ich sagen ..... daß ICH ja am besten weiss WAS und WIE es mir gut tut ( es aber leider sehr viele NICHT wissen ) .... "kann " oder "möchhte" ich das nicht "vermitteln" oder " mitgehen" bzw mich absolut "fallenlassen" jo dann hat es ein Mann sicherlich sehr schwer eine Frau zum Orgasmus zu bringen .... und dann ist IHRE Improvison gefragt :003
wo wir wieder bei Punkt a) wären .... :002

liebe Grüsse

QUEEN

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JayR
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Beitrag von JayR »

Hallo Natascha,
deine Einstellung zu deinem Hobby gefällt mir.

Ich möchte dich mal fragen unter welchen Rahmenbedingungen du arbeitest.
Hausbesuche, Hotelbesuche, in einem Studio? Nur nach vorheriger Absprache? Welche Mindestzeitdauer?

Was du von deiner Arbeit erwartest, erfordert ja wohl recht gute Bedingungen und genügend Zeit.
Wenn du dann noch recht hohe Preise verlangst, wie ich meine, dass du i einem anderen Thread geschrieben hast, ist deine Zielgruppe wohlhabende Kunden.

Wie sind die Erfahrungen, gibt es einen Zusammenhang zwischen dem, was der Kunde sexuell drauf hat und seinem finanziellen Vermögen? Diese letzte Frage ist an alle SW gerichtet.

LG JayR

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Beitrag von Queen »

Ich möchte ebenfalls anmerken daß mir Natascha's derzeitge Einstellung besser gefällt als jene noch vor ein paar Tagen :003 :003

@JayR

huuuiiii , eine sehr relative Frage die du da in den Raum stellst :003 ....
aber um es mal so auszudrücken - natürlich fühle ich mich als Frau in einem Luxushotelzimmer mit Champus usw "geschmeichelt" und trägt zur " Stimmung " bei ... das Ambiente verzaubert :003 .... was aber nicht heisst daß ich bei einem Hausbesuch schlechteren Sex hatte :002 :003

Gruss

Queen

Oldboy
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Beitrag von Oldboy »

Ob ich als Kunde "gut" bin im Bett, kann und will ich gar nicht beurteilen und frag auch nicht danach. Nataschas Ansprüchen würde ich vermutlich nicht genügen.
Es war und ist mir bei meinen SW-Besuchen aber (fast) immer ein Bedürfnis, dass auch die betreffende Frau etwas davon hat, z. B. durch Zärtlichkeit. Vor allem begegne ich ihr mit Achtung.
Bei manchen ist auch was zurückgekommen, sowohl beim Sex wie auch im Gespräch miteinander. Die hab ich dann öfters besucht. Ich fühle mich aber nie verpflichtet, gut sein zu "müssen" (das würde wahrscheinlich eh nicht funktionieren).
Das einschränkende "Fast" oben bezieht sich auf Frauen, die sehr bald - auch nonverbal - zu verstehen gaben, dass sie es möglichst schnell hinter sich haben möchten. Da war's dann aber auch mir egal, ob sie was davon hat oder nicht, und es ist beim einmaligen Besuch geblieben.
Oldboy

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annainga
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Beitrag von annainga »

dass bei dem thema "berufsansichten" die meinungen weit auseinanderreichen, wundert mich nicht, wenn man bedenkt, wie unterschiedlich die gruppe der sexarbeiter ist.
wobei ich nach wie vor nicht verstehen kann, wie man sich als "nutte", "nüttchen" "schlampe", "teilzeitnüttchen" bezeichnen kann. Ich finde das nicht nur respektlos sich selbst gegenüber, sondern respektlos dem gewerbe gegenüber.

einer sexarbeiterin, die den job als hobby sieht, die ihn nur macht, wenn die chemie hundertprozentig stimmt, und finanziell durch einen bürgerlichen beruf abgesichert ist, fehlt der blick für die vielen schwierigkeiten, die die überwiegende mehrheit hat, die prostitution ausübt.

Ganz ehrlich, frage ich mich, was suchen damen wie natascha hier? Im portal zu www.sexworker.at steht "die lebens- und arbeitsbedingungen von sexarbeitern verbessern".

Wenn ich dich lese,

@ natascha,

entsteht bei mir der eindruck, in deinem leben gäbe es nichts zu verbessern.

ich bin hier, weil ich schon viel berührung mit den negativen seiten unseres berufes hatte. ich kenne viele frauen, die nicht selbstbewusst sagen, ich bin prostituierte oder hure. Und das ist schade und sollte man ändern. Und für solche frauen ist es ein schlag in´s gesicht, wenn eine sw, prostituierte als nutten bezeichnet. Ich kann das sehr gut verstehen, ich zucke jedes Mal zusammen, wenn ich so etwas von dir lese.

Mein wunsch ist es, dass unser beruf mehr anerkennung in der gesellschaft findet und dass prostitution realistischer dargestellt wird. Was manche mit dem beruf der sw´s verbinden ist so realitätsfern. Ich sehe es als meine aufgabe, dieses bild ein klein wenig gerader zu rücken.

Dabei sollte man den tunnelblick vermeiden, der automatisch entsteht, wenn man egozentrisch nur sich und seine sicht- und arbeitsweise im blick hat.

Liebe grüße von annainga

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Sonja
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Beitrag von Sonja »

annainga hat geschrieben: Ganz ehrlich, frage ich mich, was suchen damen wie natascha hier? Im portal zu www.sexworker.at steht "die lebens- und arbeitsbedingungen von sexarbeitern verbessern".
@Liebe annainga!
Auch wenn ich deine Sicht verstehen kann, muss ich mich dann wohl ebenso outen und gestehen, dass ich an meinen Lebens-und Arbeitsbedingungen auch nicht besonders viel verbessern könnte!
Es ist doch gut, dass wir hier die verschiedensten Einstellungen und Bedingungen von SW kennenlernen und darüber diskutieren können.
Mit wäre neu, dass im SW-forum Meinungen von "Hobbydamen" nicht erwünscht wären. Du fragst, was Natascha hier zu suchen hat? Vielleicht, wie du und ich, andere Sichtweisen, Diskussionspartner oder einfach nur Austausch...
ich bin hier, weil ich schon viel berührung mit den negativen seiten unseres berufes hatte. ich kenne viele frauen, die nicht selbstbewusst sagen, ich bin prostituierte oder hure. Und das ist schade und sollte man ändern. Und für solche frauen ist es ein schlag in´s gesicht, wenn eine sw, prostituierte als nutten bezeichnet. Ich kann das sehr gut verstehen, ich zucke jedes Mal zusammen, wenn ich so etwas von dir lese.
Ich frage mich, warum Hure oder Nutte ein Schimpfwort sein muss. Für mich ist es keines. Es ist für mich die Bezeichnung meines Berufes und ich habe kein Problem damit, weil ich kein Problem mit meinem Beruf habe.
Man kann das Wort "Prostituierte" ebenso abwertend aussprechen und negativ bewerten wie "Hure" oder "Nutte".
Die Bezeichnung ist mMn nicht das Schimpfwort, vielmehr die Bedeutung die jeder einzelne dahinter sieht.
Zuletzt geändert von Sonja am 18.04.2007, 22:25, insgesamt 1-mal geändert.

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Marc of Frankfurt
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Beitrag von Marc of Frankfurt »

Zum Begriff "Nutten und Nüttchen"

ein Kampfbegriff aus der Hurenbewegung:






Bericht vom Berliner Kult-Hur-Festival 2000 (So waren die Hurenkongresse vor 7 Jahren :-)

TAZ Bericht über die Ausstellung SEXWORKS 2006 | SEXWORKER.AT

Künstlergruppe "Nutten und Nüttchen"

Dr. Laura Meritt, Inhaberin des ersten Sex-Shops für Frauen und Mitbegründerin von Nutten und Nüttchen e.V.
www.sexklusivitaeten.de





.
Zuletzt geändert von Marc of Frankfurt am 18.04.2007, 22:34, insgesamt 1-mal geändert.

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annainga
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Beitrag von annainga »

dann will ich mal sehen, wie viele sw´s reagieren würden, gäbe es eine "nuttenfachtagung" oder einen "nuttenbericht" in der tageszeitung.
hure ist kein schimpfwort, aber nutte, tut mir leid, ist ein absolutes schimpfwort, gegen das sich die meisten kollegInnen, die ich kenne verwehren.
käme ein kunde in irgendeinen laden, in dem ich arbeitete und verlangte nach einer nutte, er flöge hochkant hinaus.
liebe grüße von annainga
Zuletzt geändert von annainga am 18.04.2007, 22:31, insgesamt 1-mal geändert.

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Beitrag von JayR »

annainga hat geschrieben: wobei ich nach wie vor nicht verstehen kann, wie man sich als "nutte", "nüttchen" "schlampe", "teilzeitnüttchen" bezeichnen kann. Ich finde das nicht nur respektlos sich selbst gegenüber, sondern respektlos dem gewerbe gegenüber.
Ich denke im Prinzip genauso… in Dänemark ist „Luder“ das ultimative Schimpfwort was man nun wirklich nicht für eine anständige Hure verwenden darf.

Dann gibt es allerdings eine Frau, die einen Blog schreibt und sich „Luder“ nennt und ihren Blog „En Luders Dagbog“, Das Tagebuch einer Nutte. Aus reiner Provokation, um Aufmerksamkeit zu schaffen, um Leser anzuziehen. Mittlerweile gehören ihre 2 Blogs zu den meistgelesenen Dänemarks und sie ist eine der wichtigsten Stimmen in der Prostitutionsdebatte.
http://luder.smartlog.dk/
http://www.ebblog.dk/1892/

Wenn ich Natascha recht verstanden habe, ist sie noch neu in der Branche und dabei ihre Rolle zu finden. Und ich finde es nur gut, dass sie dieses Forum benutzt um mit anderen in der Branche darüber zu diskutieren. Auch wenn sie manchmal von alten Hasen ein wenig belächelt wird.

Eine mir gut bekannte SW ist seit 2-3 Jahren dabei, die ersten 2 Zwei Jahre ohne viel Kontakt zu Kollegen. Sie fand erst durch den Austausch mit Kollegen heraus, wie Prostitution auch sein kann.

Lasst uns also offen diskutieren und unterschiedliche Meinungen und Erfahrungen haben.

LG JayR

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Zwerg
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Beitrag von Zwerg »

Ich persönlich glaube nicht, dass Natascha das Wort negativ besetzt gebraucht.

Ich glaube aber auch, dass annainga sich daran stößt. So weit ich mich erinnere hat auch Certik darauf hingewiesen, dass ihn das Wort stört. Es wird vielleicht hier eine andere Wertung zwischen österreichischen und deutschen Wortgebrauch geben.

Zum besseren Verständnis: ein Link aus dem Österreichischen Wörterbuch - in welchem auch darauf hingewiesen wird, dass das Wort "abwertend" für Prostituierte verwendet wird.



Ö.Wörterbuch "Nutte"

Christian