Hassgefühle gegenüber den Kunden?!

Ein nahezu unerschöpfliches Thema: Psychologische Betrachtungsweise der Sexarbeit
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Lucy
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Beitrag von Lucy »

*nick* hatse recht. und wer männer haßt, sollte niemals sexworkerin werden, weil es dann so richtig ungesund wird. dieser beruf ist langfristig nur etwas für frauen, die den widrigkeiten standhalten können.

lg lucy

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bettyboop
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Beitrag von bettyboop »

Ich denke man muss auch Sex mögen und in jeder Person auch ein Mensch sehen, sonst wird das schwierig. Auch ich habe, ab und zu schwierige Menschen zur Gast. Das gibt es überall. Wer in Alltag nicht mit sich selbst klar kommt, wird es auch nicht beim Sex tun. Das bezieht sich auf uns, so wie auch unsere Kunden.

Aber ich denke in die 80'er war es einfach "uncool" die Freier zu mögen.
Prostitution policy is plagued by bad numbers. Bad numbers and wild estimates. If there are millions of trafficking victims who counted them and where are they?

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Glorialoa
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Beitrag von Glorialoa »

Zum Thema Kundenhass habe ich nur im Ansatz etwas zu sagen, jedenfalls ist es aber eher einfach Mühe mit der Spezies Mann wahrscheinlich:

Im Moment beobachte ich folgendes Phänomen in meinem Fall seit ca. einem Monat:

-Escortagenturen die partout keine Informationen herausrücken wollen auf welchen Internetseiten die Frauen und deren Dienstleistungen genau beworben werden. Habe mit denen gottseidank ausgemacht, dass die mein schriftliches ''Ok'' einholen müssen bevor sie befugt sind die gesichtslosen Bilder von mir, zu veröffentlichen.
Betreiber: Männer.

Von dreisten Verträgen die versucht wurden mit mir abzuschliessen von wegen Bildrechte abtreten usw. mal ganz abgesehen..
Habe mich da natürlich nicht drauf eingelassen.

- Ein bestimmtes Date wurde von einem anderen Betreiber ausgemacht, dann wurde dieses Datum sehr kurzfristig verschoben, aber auch auf so ne dreiste Weise..

Betreiber: Männer.

-Auf einer anderen Escortseite ist mein Profil seit Wochen aufgeschaltet und es ist mit Bildrechten alles so gelaufen wie abgesprochen nur kommen mir keine Aufträge rein, obwohl ich aus Erfahrung sagen kann, dass wenn ich selbst inseriere nach 5 Minuten mein Telefon klingelt und ich auch gebucht werde auch wenn ich im Moment noch kein Etablissement habe, sondern nur Besuche mache.
Der Agenturchef von der 2. Escortagentur hat mich dann noch n bisschen angemacht und angeflirtet, bei meiner Frage wie ernst ich das nehmen sollte seine Avancen kam nur ein blödes Lippenbekenntnis.

Alle selbst inserierten Dates sind bei mir super verlaufen- in gegenseitiger Freude und wer weiss ob in gegenseitigem Respekt..

aber meine Dienstleistung wurde schliesslich gut aufgenommen und das ist es ja worum es geht!

Im Privatbereich:

- Männer die nett und lieb tun und ihn aber nur reinschieben wollen traf ich in der Zeit zu Hauf bevor ich mich wieder entschieden habe einzusteigen.

.. ich weiss auch nicht. Im Moment kommen mir Männer so vor als würden sie Frauen echt nur ausnutzen wollen.

Wie ist denn Euer Eindruck denn so?
Ich lobe mir die wirklich toleranten und Ehrlichen.

Hass ist zuviel gesagt, aber Enttäuschung pur .. auch wenn es durchaus gute Begegnungen hatte und auch wenn Männer Frauen so sehr brauchen dass sie sich so klein mit Hut vorkommen vielleicht..
Hatte mal ein Paar im Park beobachtet:
Beide sassen auf der Bank mit einem Baby- sie total in sich ruhend und gestärkt in ihrer ganzen Ausstrahlung und er kam mir total unsicher vor und klein vor...

Gut, ich komme vom eigentlichen Thema Kundenhass weg, aber
Mann ist Kunde und Kunde ist Mann, vor allem... um das nächste dicke Ding zu nennen:
-da ruft ein Typ an und ich kenne die Stimme und ich kenne auch seine Freundin und vor allem weiss ich dass sie eine monogame Beziehung führen angeblich.

Noch Fragen?

Und meine Mädels mit denen ich bekannt/befreudet bin die nichts wissen von meiner Tätigkeit kommen mir bei solchen Themen immer so naiv vor..

Ich habe den Eindruck gewonnen, dass es nicht soviele Menschen gibt die wirklich zu sich ehrlich sind, oder sich nicht eingestehen in welcher Welt wir leben, sich auch oft nicht trauen ehrlich zu sein um nicht stigmatisiert zu werden, ob nun Männlein oder Weiblein, aber die Gegebenheiten in jüngster Vergangenheit erleichtern mir nicht gerade die Arbeit.
All das ist aber ein gesellschaftliches Problem.

Allgemein stelle ich leider fest: je machtvoller, schöner, intelligenter und selbständiger eine Frau ist, die zu Ihren Gefühlen steht, ehrlich ist und mit Takt ihre Meinung sagt läuft Gefahr in dieser Welt, wenn sie ihr Herz auch noch öffnet!
Wie seht Ihr diese Welt?
Vielleicht habe ich einen blinden Fleck den ich gerade selbst nicht erkenne, wer weiss? hm..

Mein Fazit und die Moral der Geschicht': ''Kundenhass'' ist auch immer ''Männerhass''.
Niemals aufgeben. Heute ist hart, morgen wird es schlimmer, aber übermorgen wird die Sonne scheinen.
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La Marfa
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RE: Hassgefühle gegenüber den Kunden?!

Beitrag von La Marfa »

Was wir (SW) über das andere Geschlecht in unserem Beruf lernen, das lässt sich nicht zurückwissen, sagt immer eine Freundin von mir, auch wenn man nicht mehr im Beruf ist.

Wir sehen halt in unserem Beruf die Männer oftmals in einem Zusammenhang, in dem sie nicht mal die dünne Glasur eines zivilisierten Verhaltens uns ggü an den Tag legen (müssen, glauben sie), dafür bezahlen sie uns ja schließlich.

Klar gibt es auch Verlogenheit bei Frauen; Aber wir SW werden täglich mit der konfrontiert, wie sie in Massen bei Männern auftritt.

Mit Männerhass hat das nicht unbedingt zu tun, sondern eher mit einer Ernüchterung ggü Männern und ihren Versprechen und ihrer Zivilisiertheit (oder Unzivilisiertheit). Und glücklich ist immer diejenige, die in ihrem direkten Umkreis die Erfahrung macht, dass es auch einzelne tolle Exemplare gibt.

Es sind einfach wirklich viele Anbieter, die nach dem Motto verfahren: Was soll die dumme Nutte schon wollen, die wird doch wohl keine Meinung haben!?!
Cave: Nicht meine Meinung!!

Und es gibt viele Männer, die umgehend die normale zwischenmenschliche Grenze überschreiten und übergriffig werden und jegliche Scham fahren lassen, sofern sie mitbekommen, was unser Beruf ist. Da soll sie sich mal nicht so anstellen und auch mit mir... Oder: Erzähl doch mal, wie geil das so ist ...
Das ist in der Tat enttäuschend und desillusionierend.

La Marfa

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nicole6
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RE: Hassgefühle gegenüber den Kunden?!

Beitrag von nicole6 »

Cara Glorialoa,
"..... ich weiss auch nicht. Im Moment kommen mir Männer so vor als würden sie Frauen echt nur ausnutzen wollen...."
im Moment ist in Italien der Frauenmord durch Männer jeden Tag in fast allen
Tageszeitungen, und auch im Fernsehen. Es kommen auch PsychologInnen und
RechtsanwältInnen zu Wort. In einem sind sich alle einig:
Männer behandeln immer noch Frauen als Gegenstände, die sie in Besitz nehmen.
Frauenhaß ist eine tief sitzende, im Patriarchat anerzogene
Eigenschaft der Männer (nicht nur in Italien!).
Und da ist Ausbeutung und Ausnutzung nur die "normale" Konsequenz.

Was für den Pfarrer der Teufel, ist für den Mann eine selbstständig denkende,
arbeitende und handelnde Frau. Die können sie nicht kontrollieren, und die
Illusion, die sich die Männer aufgebaut haben, wird als solche sichtbar.

Dein Beispiel vom Park kann ich sehr gut nachvollziehen, gut beobachtet !
Die gleichen Beobachtungen wurden vor über 200 Jahren schon von
Charles Fourier gemacht. Er schrieb ein Buch darüber:
Charles Fourier, "Le Nuveau Monde amoureux" (1819), neu gedruckt bei
Wagenbach Verlag 1977, unter dem Titel: " Aus der neuen Liebeswelt". (206 Seiten)
Darin findest du alle deine Beobachtungen, und noch viel mehr interessantes
was Sex und die Sexarbeit im speziellen und allgemeinen angeht.
Ich halte dieses Buch für eines der besten, was jemals zum Thema Sex veröffentlicht wurde.
Fourier war sicher seiner Zeit mehr als 200 Jahre voraus !
Alles was er damals schrieb, ist heute immer noch gültig.

cara La Marfa,

"...Es sind einfach wirklich viele Anbieter, die nach dem Motto verfahren:
Was soll die dumme Nutte schon wollen, die wird doch wohl keine Meinung haben!?!..."
ausser den Anbietern kannst du auch viele Kunden dazu zählen!

"...Und es gibt viele Männer, .... übergriffig werden .... Da soll sie sich mal nicht so anstellen "
Das ist leider ein sehr typisches schizophrenes Verhalten der Männer, wobei hier
"typisch" und "schizophren" miteinander verbunden sind: Den Ausdruck "schizophren"
verwende ich hier, weil Männer das verachten, was sie selbst tun, bzw. haben wollen !

Nicole

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Glorialoa
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Beitrag von Glorialoa »

Hi liebe Leute,

ja, es ist schwierig ohne diese naive, rosarote Brille herumzulaufen und sich diesen Fu..* reinzuziehen...
und ich habe nie Kopfschmerzen, ehrlich, nie:-)

Gerade habe ich aber welche und mir ist auch schwindelig.

Und vielen Dank für den Buchtip!!

Es wird sich nichts ändern solange Frauen nicht mutiger und (noch) selbständiger werden und klarer werden in Allem und klar denken, denn es passiert nur das was Frau erlaubt, auch wenn wir letztenendes machtlos sind wenn Gewalt geschieht wie jüngst in Italien.
Und mit Selbständigkeit meine ich nicht diese verlogene Emanzipation!
Wo nämlich Frau auf Nachwuchs verzichtet irgendwie, 12-14h in nem tower hockt und nicht mehr weiss wer die Rechnung im Restaurant übernehmen soll wenn sie mit ihm die restliche Zeit verbringt während sie auch noch fürs Frau sein verarscht wird von ihm auf welche Art und Weise auch immer wahrscheinlich...

Gut, aber es sind hoffentlich nicht alle Männer so.
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Beitrag von Glorialoa »

.. ach ja, ''feige'' bin ich ürbigens auch..
sich versteckend hinter einem Nick, ohne Foto...

Seh ich aber mir und uns aber nach:-)
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RE: Hassgefühle gegenüber den Kunden?!

Beitrag von nicole6 »

"....Es wird sich nichts ändern solange Frauen nicht mutiger
und (noch) selbständiger werden und klarer werden in Allem
und klar denke..."
das kann ich nur unterstreichen!

Und was "Selbstständigkeit" in einer Männerwelt bedeutet,
ist nicht nur seinen eigenen Unterhalt zu verdienen,
sondern auch sich den Un-Werten und krankmachenden
Vorgaben des Patriarchats zu entziehen.

Nicole

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Re: RE: Hassgefühle gegenüber den Kunden?!

Beitrag von La Marfa »

          Bild
nicole6 hat geschrieben:sich den Un-Werten und krankmachenden
Vorgaben des Patriarchats zu entziehen.
Ist das mit einer Tätigkeit im Sexbiz vereinbar? Sind die Vorgaben nicht das, was im Geschäft als Kaufgegenstand oder wenigstens Kaufanreiz verlangt wird? Will sich der Freier mit einer starken und zutiefst unabhängigen Frau auseinandersetzen?
Was ist eure Meinung?

La Marfa

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Asfaloth
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Beitrag von Asfaloth »

Die erste Frage stellt sich mir auch gerade.... und eigentlich wurde sie in vorherigen Posts von gestandenen SW ja schon beantwortet.

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Glorialoa
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Beitrag von Glorialoa »

Hi,

da ist mir noch etwas eingfallen:
Ein Mann hat Anerkennung, eine Frau kämpft sehr oft um Anerkennung.
Das ist vielleicht auch der Grund warum eine Frau beim Nein sagen nicht das Risiko eingeht abgelehnt zu werden.

Eine Frau sagt oft kein klares ''Nein'', sondern ein ''Nein, aber...''
Beim ''Nein'' geht man das Risiko ein abgelehnt zu werden, beim ''Nein, aber...'' hält man fest und lässt nicht los..

''Nein, aber ich bin ja trotzdem ne Nette..'', ''Nein, aber ich bezahl trotzdem meine Rechnungen, auch wenn ich die 20Euro für den Drink der nicht auf der Karte stand so nicht begleichen werde'':-) usw.

Immer diese Sucht nach dem ''lieb sein''.

Ist doch egal, ob es Patriarchat ist, oder nicht, ob ich dem Mann zuliebe Dessous anziehe, einen tollen Service mache solange das eine Win-Win Situation ist!
Wenn ich mich freue dass er da ist, es selbst toll finde mich aufzurüschen vor der Date, Getränke da habe, ihn in einer für mich sich gut anfühlenden, vielleicht auch selbst gestalteten Umgebung empfange, dann lässt sich ein ganz neuer Thread eröffnen mit dem brand new name: Was ist das Matriarchat?:-) haha*
Die Frauen müssen erspüren was Ihnen selbst guttut und sich einmal ausdrücken, jedenfalls gilt das so für mich.
Leute, manchmal, obwohl ich schon viel mehr in mich hinenhorche als noch vor Jahren, überlege ich mir einen ganzen Abend manchmal was mir fehlt und warum es mir nicht so gut geht, obwohl doch alles zu stimmen scheint. Der Grund dafür kann oft so banal aber gut versteckt sein.
Männer habens in dem Punkt eigentlich auf eine andere Art und noch viel extremer gehabt, indem sie in den Krieg gezogen sind ( was wieder nicht unbedingt fürs Patriarchat spricht wenn es ein egoistisch bedienter Sadismus ist und nicht, was es eigentlich sein sollte: Der gesellschaftliche Schutz, der Wille nach einem guten Leben danach, Feinde abwzuwehren, etc.)

Was Männer in Kriegen mit ihren klaren Statements (in Form von Gewalt dann ja auch) übertrieben haben, dort untertreibt die Frau in ihrem Klein-Mädchen-Sein.
Ein Ausgeich muss her!
Ich spreche es nicht ab, dass Männer für Ihre persönliche Freiheit auch stets einen sehr sehr hohen Preis bezahlt haben und davor weigern sich Frauen und werden nicht ernst genommen!
Ich glaub wenn ich mich so denken spüre, schreiben lese..
kann ich den Mann in seiner Hochnässigkeit Frauen gegenüber ein Stück weit verstehen sogar..
Ich glaube ''in sich hineinspüren'' ist immernoch die Devise und fertig.

Weiblichkeit ist ja auch dieses ''go with the flow'', das Passive, das Empfangende, das Runde und Weiche.
Wenn es für einen stimmt, dann ist auch das Sexbiz auch gut, wenn wir uns dafür entscheiden und uns jeden Tag, jede Minute und Stunde immerwieder neu entscheiden was wir tun und was wir lassen.
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RE: Hassgefühle gegenüber den Kunden?!

Beitrag von La Marfa »

Ich sehe keine große persönliche Freiheit bei Männern, und schon gar nicht, dass viele Männern um persönlicher Freiheit willen in den Krieg gezogen wären und somit dafür einen hohen Preis gezahlt hätten.

Ganz im Gegenteil, die Männer zahlen ihre persönliche Freiheit als hohen Preis, um dem absolut verpflichtenden Männerbild nachzukommen. Die Freiheit müssen sie sich erst noch erkaufen, und das oft mit dem hohen Preis des nicht-mehr-ernstgenommen-Werdens.

Die wenigen Männer, die sich von Männlichkeitswahn und Männlichkeitsbild abkehren, werden durchaus wenig bis gar nicht ernst genommen in der Gesellschaft. Da muss eine Veränderung passieren.

Was das Aussprechen und Durchsetzen von klaren Nein-Entscheidungen von Frauen angeht, da hapert es auch meiner Meinung nach gewaltig.

Aber: Gerade im Sexbiz ist ein häufiges Nein immer ein Risiko.
Ich spreche jetzt gar nicht davon, ob ein irgendwie-häufiges klares Nein in Etablissements von Betreiberseite akzeptiert wird, da kann ich nur mutmaßen.
Ich kann aber durchaus beurteilen, wie sich ein irgendwie-häufiges klares Nein auf Kundschaft auswirkt, sobald dieses sich herumgesprochen hat. Denn Freier meiden Damen, von denen bekannt ist, dass sie irgendwie-häufig Nein sagen, weil die Freier dieses Risiko der Ablehnung gar nicht tragen könn(t)en und woll(t)en, dafür zahlen sie schließlich.

La Marfa
Zuletzt geändert von La Marfa am 15.08.2013, 15:57, insgesamt 1-mal geändert.

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Beitrag von Glorialoa »

Hi La Marfa,

ja, klar, das ist richtig! Die wenigen da oben haben den Krieg ja angeordnet und der Rest der Männer hat natürlich auch gespurt und sich selbst in höchstem Maasse geopfert, Ihr Leben, die Gesundheit, ihre Persönlichkeit.
Da möchte ich mich auch nicht falsch verstanden wissen:
Ich zolle Ihnen für diesen Teil auch Respekt, dass sie das für uns getan haben.
Was dort dann schon wieder mit Frauen passiert ist, da könnt man wieder Bände posten..

Ich meinte das auch mehr so im zwischenmenschlichen Bereich, aber vielleicht liegt es auch daran dass es bei einem Mann auch irgendwie einfacher ist eigene Gefühle zu fassen und wahrzunehmen.

So frei nach dem Motto vielleicht:
''Wenn eine Frau abnehmen will, dann wälzt sie das Brigitte Diätbuch, mach Low-Carb, Low-Fat, reist in ein Camp und bucht das ganze Fitnesssortiment!
Wenn ein Mann abnehmen will, dann isst er einfach weniger.'' :-)

Easy? Scheint manchmal so..

Es tut gut hier mal den Kopf frei zu kriegen und alles mal relativer zu sehen..

''Die Freiheit müssen sie sich erst noch erkaufen, und das oft mit dem hohen Preis des nicht-mehr-ernstgenommen werden.''
Ja, das sehe ich auch so. Alles hat seinen Preis.
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Beitrag von Glorialoa »

Was dort ABER! dann schon wieder mit Frauen passiert ist, da könnt man wieder Bände posten..
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nicole6
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Beitrag von nicole6 »

"....und schon gar nciht, dass viele Männern um persönlicher
Freiheit willen in den Krieg gezogen wären..."
stimmt !
Ein Beispiel von vielen:
Der Herrscher von Hessen hatte an England seine Männer als
Soldaten-Sklaven verkauft, damit er mit dem Geld sich ein
luxuriöses Leben in Saus und Braus leisten konnte.
Die Soldatensklaven dienten England dann als Kanonenfutter
gegen die Aufständischen im neuen Amerika.
Und für Frauen wurde noch NIE Krieg geführt, wenn überhaupt,
dann GEGEN Frauen! Es ist noch nicht lange her, dass Frauen
von Männern als Gegenstände behandelt wurden, und in
Italien ist das noch bei den meisten Männern der Fall.

Als es 1848 zur ersten demokratischen Bewegung in Deutschland kam,
setzten die damaligen Machthaber Soldaten ein, um die
junge Demokratie zu zerstören. Der größte Teil der Soldaten
waren Kriminelle, denen Straferlass und hohe Geldprämien
geboten wurden, wenn sie so viel wie möglich Demokraten
abschlachten ! Mehr als 10.000 Tote garantierten so diesen
Kriminelle ein gutes Auskommen!

Doch dieses Prinzip zieht sich durch die ganze Geschichte !
Die meisten Adelsfamilien stammen von hochkriminellen
Banden ab, wie z.B. die Familien Löwenstein, Oettingen,
Erbach, Waldeck, Walburg, und Banken wie die Augsburger
Fugger. Sie bezahlten Kriminelle für Massenmorde. Die Soldaten-Mörder
mussten dann regelmäßig ihren Bericht abgeben,
um ihren Lohn zu erhalten.
So ein Bericht liest sich wie folgt:
"...80 Enthauptungen, sowie Arbeit an 69 weiteren Aufrührern,
auftragsgemäß die Augen ausgestochen und die Finger abgehauen,
Donnerstag nach Pfingsten 5 Bürgern von Burg-Bernheim
die Köpffe abgeschlagen, Freytags hernach 62 Männern die
Augen ausgestochen, dann Samstag darauf noch
4 die Köpfe abgeschlagen und 2 die Augen ausgestochen..."
(aus: Bernt Engelmann: wir Untertanen. Ein Deutsches
Anti-Geschichsbuch, Fischer Verlag, 1980, 366 Seiten)

"....Die wenigen Männer, die sich von Männlichkeitswahn und
Mänlichkeitsbild abkehren, werden durchaus wenig bis gar nicht
ernst genommen in der Gesellschaft. Da muss eine Veränderung passieren.,..."
Stimmt, aber das kann nur von den Betroffenen selbst kommen,
da sie die Definitionsmacht für sich eingenommen haben,
Ich fürchte, dass die inhärente Dummheit der Männer dazu
führt, dass diese Änderung nur erfolgt, wenn zuvor eine
weltweite Katastrophe eintritt.

Was das Nein-sagen betrifft, so mache ich mir da kein Problem damit.
Da spricht sich auch herum, dass ich durchaus ja sage,
und das weckt in gewisser Weise den Wettbewerbswahn
der Männer. Ich habe so weniger Kunden, die aber dafür mehr zahlen.
Und, wichtig, so mache ich nur das was mir gefällt, und
bin somit ruhig und ausgeglichen, was die Qualität des Service
steigert.

Nicole

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Beitrag von ehemaliger_User »

Der Hessische Herrscher hat sich nicht nur bei "seiner" Bevölkerung bedient. In Württemberg war der Ausdruck "Ab nach Kassel" noch bei meiner Elterngeneration eine Drohung an "ungeratene" Söhne.
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nicole6
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RE: Hassgefühle gegenüber den Kunden?!

Beitrag von nicole6 »

caro ehemaliger_User,
jetzt, wo du es schreibst, erinnere ich mich, dass meine Mutter
auch den Spruch nutzte, wenn wir Kinder nicht ins Bett wollten!
(ich habe noch 2 Brüder)

Nicole

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RE: Hassgefühle gegenüber den Kunden?!

Beitrag von La Marfa »

Um noch mal auf die wirtschaftliche Unmöglichkeit einzugehen, sich als SW von patriarchalischen Vorgaben zu befreien, ein Beispiel:
SW tragen ja nicht mehrheitlich die turmhohen Plateau-High-Heels entgegen dem Wunsch der Kundenmehrheit. Und Männer bevorzugen doch bestimmt nicht die turmhohen Plateau-High-Heels mit einer Gesamt-Standfläche von 2 mittelgroßen Briefmarken, weil Frauen darauf so selbstständig und sicher auf ihren eigenen Füßen im Leben stehen.

La Marfa

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Beitrag von nicole6 »

wenn ein Patriarch gerne Leberwurst isst, dann heißt das ja nicht,
dass ich keine Leberwurst essen darf weil ich selbstständig bin.
Wenn Hitler gern Tee trank und Vegetarier war, dann heißt das
nicht, dass ich ein Nazi bin, wenn ich Tee trinke und gerne
Gemüse esse.
Wenn ein Patriarch gerne Frauen in hohen Pumps sieht,
dann heißt das nicht, dass ich von der Meinung der Männer
anhänge und unselbstständig bin, weil ich mit 15cm Pumps
herumlaufe !
Selbstständig sein, heisst ja gerade etwas zu tun weil es einem
selbst so passt, egal ob anderen das gefällt oder nicht!

Nicole

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RE: Hassgefühle gegenüber den Kunden?!

Beitrag von La Marfa »

Das wollte ich keinesfalls unterstellen, Nicole
Aber ich stelle u.a. die Entscheidung in Frage, sich als selbständige auf eigenen Füßen im Leben stehende Person dieses auf turmhohen Briefmarkenflächen zu tun, ohne dass diese Entscheidung der patriachalischen Sozialisation geschuldet ist; ich sehe darin ein Lotos- oder Lilienfuß"dekret".

La Marfa