Erziehung: Mama ist ein Engel aus dem Internet
Pornodarstellerin klagt gegen Amt, weil sie ihren Sohn zurück will – welche Rolle spielt ihr Job?
TELTOW - Violetta Angel ist eine Frau mit vielen Freunden – 2447 sind es im Internetportal Facebook. Gründe, um für Violetta zu schwärmen, nennt die Homepage der 22-Jährigen: „Eigenschaften: ehrlich, freundlich, verrückt, liebevoll, wild, versaut, nymphoman. Lieblingssportart Bettsport, Intimrasur komplett, Spielzeug: Lebensmittel.“ Wer sich zu den Geschäftszeiten 18 bis 22 und 24 bis 3 Uhr im Live-Chat mit der Fußfetischistin tummeln möchte, muss sich kostenpflichtig registrieren lassen. Sonst bekommt er kaum mehr zu sehen als Schnappschüsse einer hübschen Frau in roter Unterwäsche – posierend in Ruinen.
Im richtigen Leben heißt der violette Engel Josephine Pagels und lebt in Teltow. In Trümmern lag ihr Leben am 19. Mai 2009. Um 20.45 Uhr hatte eine Nachbarin die Polizei gerufen, denn Josephine Pagels anderthalb Jahre alter Sohn Jason (Name geändert) schrie in der Wohnung „lange und laut“, wie das Amtsgericht Potsdam vermerkte. Weil niemand zu Hause war, brach die Feuerwehr die Tür auf und fand den Jungen „mit einer vollgekoteten Windel in seinem Gitterbett, um das herum sich Müll türmte“. Zwei Stunden später erschien die alleinerziehende Mutter „und gab an, dass sie nur kurz bei der Esso-Tankstelle einkaufen gewesen sei“, wie die Familienrichterin schreibt.
Seit anderthalb Jahren lebt Sohn Jason in einer Pflegefamilie. Der leibliche Vater verschwand schon vor der Geburt und bekundet kein Interesse an seinem Sohn. Jetzt will die Erotikdarstellerin ihr Kind wiederhaben, denn sie sagt, sie habe ihr Leben geordnet. Die Wohnung ist sauber, ihre Beziehung hält seit 2009, eine Psychotherapeutin betreut die Frau mit dem „geilen Knackarsch“ (Internet-Selbstbeschreibung), die mittlerweile eine Produktionsfirma gegründet hat und als Geschäftsführerin fungiert. Jasons „Inobhutnahme“, so schätzt die junge Mutter heute selbst ein, sei 2009 in Ordnung gegangen. „Ich war überfordert, hatte Ärger mit meinen Eltern. Arbeiten und Schule gleichzeitig – das war zu viel. Ich habe alles aus den Augen verloren.“
Josephine Pagels, die in 100 Videos mitgewirkt hat, ist reuig, aber wütend: „Die Behörden haben nichts als meinen Job, worauf sie sich stützen können, um mir mein Kind jetzt noch vorzuenthalten.“ Bis vors Oberlandesgericht ist die Teltowerin gezogen, denn: „Es gibt kein Gesetz, in dem steht, dass jemand mit diesem Beruf kein Kind haben darf. Mein Sohn hat mit meiner Arbeit nichts zu tun.“
Wie viel Gewicht also geben die Behörden dem Umstand, dass Jasons Mutter mit Sex-Spielen im Internet ihren Lebensunterhalt bestreitet?
Das Amtsgericht Potsdam betonte die eigene moralische Neutralität, als es vor einem halben Jahr der Mutter das Recht absprach, über Jasons Aufenthalt zu bestimmen: „Keinesfalls vertritt das Gericht die Auffassung, dass jeder Frau, die sich im Bereich der Pornographie, Prostitution bzw. dem Sexgewerbe bewegt, die Erziehungseignung abzusprechen ist.“ Dennoch wirft die Richterin die Frage auf, „inwieweit sich eine Kindesbetreuung mit dieser Art der Erwerbstätigkeit in Einklang bringen lässt“.
Juristen sind ja nicht so direkt, was aber wohl gemeint ist: Ist Frau Pagels für ihre Kunden mehr als die virtuelle Violetta? Schließlich gibt sie auf ihrer Homepage an: „mobil bis 50 Kilometer, Begleitung, sexueller Kontakt“. Schadet es Jason, wenn er bei einem Drehtermin mit „Monster-Gurke“ (Pagels Erotik-Homepage) reinplatzt? Wer soll Jason betreuen, wenn die Mutter arbeitet?
Das Amtsgericht sieht es „keinesfalls als hinreichend gesichert an, dass die Mutter nach einer Rückkehr des Kindes in den Haushalt ihre Aktivitäten tatsächlich so gestalten wird, dass sich diese mit einer Kinderbetreuung in Einklang bringen lassen“. Zwar habe Josephine Pagels zugesagt, nur vor der Webcam zu strippen, wenn Jason schläft oder außer Haus ist – eine eher organisatorische als sittliche Frage. Doch sprächen die Lebensumstände dagegen.
Fünf Seiten widmet ein Sachverständiger dem Broterwerb der Probandin in seinem psychologischen Gutachten, auf das sich das Jugendamt Potsdam-Mittelmark stützt. Vom Spiel mit „großen Dildos“ über den Gruppensex-Weltrekord einer Bekannten Frau Pagels bis zum Monatsverdienst von angeblich 3600 Euro – nichts lässt der Psychologe unerwähnt.
Was der Gutachter auch bemerkt: Josephine Pagels möchte gegenüber der Kinderschutzstelle, welche die wöchentlich zweistündigen Treffen mit Jason überwacht, nicht ehrlich über die Pornobranche reden. „Überkommene Moralvorstellungen“ der Betreuerin seien der Grund, sage die Kindsmutter. Tatsächlich finden die Treffen in den Räumen eines Berliner Trägers statt, der „in christlicher Tradition“ zu stehen angibt. Das ist nicht die einzige gesprächsklimatische Störung: Die Jugendamts-Mitarbeiterin, die den Fall Jason bearbeitet, war schon für Mutter Josephine zuständig – die hat in ihrer Adoleszenz ein dutzend Heime von innen gesehen.
Nun sind aufenthaltsrechtliche Behörden- und Gerichtsentscheidungen selten eindimensional. Das Leben ist viel zu kompliziert. Die wenigsten Akten zur Causa Jason sind erotischen Inhalts: Gericht, Gutachter und Jugendamt kritisieren insgesamt die mangelnde Bereitschaft der jungen Mutter zur Zusammenarbeit. Absprachen platzen, es hagelt schroffe E-Mails, zu vielen Vorgängen in ihrem Leben liefert die junge Frau widersprüchliche Versionen.
Weder halten die Betreuer den 22 Jahre älteren Lebenspartner – einen ehemaligen Dreh-Partner – für besonders hilfreich bei der Kindererziehung, noch glauben sie an die Bereitschaft der Mutter zur Selbstkritik. „Frau Pagels kann derzeit nicht am Wohl ihres Kindes orientiert handeln“, folgert der Gutachter.
Pagels Anwältin Annett Hein bezweifelt, dass ihre Mandantin dem Jugendamt und dem Sachverständigen gegenüber die Wahrheit über ihre Porno-Tätigkeit sagen muss. „Solange in Deutschland Pornographie ... geduldet wird, muss dies als legale Beschäftigung angesehen werden.“ Als „Indiz für eine Ungeeignetheit der Mutter“ könne das Geschäft mit Sex nicht herangezogen werden.
Beim Landkreis hält man sich wegen des laufenden Verfahrens bedeckt. Es heißt aber, das Wohl des Kindes stehe im Vordergrund. Und Sex sei in diesem Fall wirklich nebensächlich.
http://www.maerkischeallgemeine.de/cms/ ... -Sohn.html
Pornodarstellerin klagt gegen das Jugendamt
-
- Admina
- Beiträge: 7441
- Registriert: 07.09.2009, 04:52
- Wohnort: Frankfurt a. Main Hessen
- Ich bin: Keine Angabe
Pornodarstellerin klagt gegen das Jugendamt
Wer glaubt ein Christ zu sein, weil er die Kirche besucht, irrt sich.Man wird ja auch kein Auto, wenn man in eine Garage geht. (Albert Schweitzer)
*****
Fakten und Infos über Prostitution
*****
Fakten und Infos über Prostitution
-
- PlatinStern
- Beiträge: 3836
- Registriert: 01.02.2007, 22:33
- Wohnort: nrw
- Ich bin: ehemalige SexarbeiterIn
in dem artikel werden ausdrücke aus dem geschäftsleben der prostitution und das private leben so ungünstig vermischt, dass der eindruck entsteht, dass die porno-darstellerin schon allein wegen ihren werbeaussagen keine gute mutter sein kann.
die art, in der der artikel geschrieben ist, ist gemein.
es kommt öfter vor, dass unser beruf als unvereinbar mit kindererziehung/kinderbetreung gilt. selbst ein kunde von mir hat mal in einem gespräch entsetzt nachgefragt "was? du hast kinder? mit deinem beruf?", da wars an mir entsetzt zu sein über seine vorurteile, die allein aus diesem spruch erkennbar sind und dessen doppelmoral meine dienstleistung zu beanspruchen.
ich wünsche dieser frau und ihrem kind alles gute, hoffentlich gibts ein schönes ende für alle.
lieben gruß, annainga
die art, in der der artikel geschrieben ist, ist gemein.
es kommt öfter vor, dass unser beruf als unvereinbar mit kindererziehung/kinderbetreung gilt. selbst ein kunde von mir hat mal in einem gespräch entsetzt nachgefragt "was? du hast kinder? mit deinem beruf?", da wars an mir entsetzt zu sein über seine vorurteile, die allein aus diesem spruch erkennbar sind und dessen doppelmoral meine dienstleistung zu beanspruchen.
ich wünsche dieser frau und ihrem kind alles gute, hoffentlich gibts ein schönes ende für alle.
lieben gruß, annainga
-
- Admina
- Beiträge: 7441
- Registriert: 07.09.2009, 04:52
- Wohnort: Frankfurt a. Main Hessen
- Ich bin: Keine Angabe
@annainga
das sehe ich genauso. leider habe ich des öfteren erfahrungen von kolleginnen, die beim jugendamt, wegen ihre ausübung ihren job vorurteilsvoll begutachtet wurden, obwohl es garnicht um den job ging, sondern andere persönliche probleme die gründe waren, die jeder überforderte mutter, die nicht sw ist,auch haben könnte.
ich selbst habe diese woche ein termin beim jugendamt, da bin ich jetzt schon voll nervös und angespannt, wie das gespräch laufen wird.
liebe grüsse, fraences
das sehe ich genauso. leider habe ich des öfteren erfahrungen von kolleginnen, die beim jugendamt, wegen ihre ausübung ihren job vorurteilsvoll begutachtet wurden, obwohl es garnicht um den job ging, sondern andere persönliche probleme die gründe waren, die jeder überforderte mutter, die nicht sw ist,auch haben könnte.
ich selbst habe diese woche ein termin beim jugendamt, da bin ich jetzt schon voll nervös und angespannt, wie das gespräch laufen wird.
liebe grüsse, fraences
Wer glaubt ein Christ zu sein, weil er die Kirche besucht, irrt sich.Man wird ja auch kein Auto, wenn man in eine Garage geht. (Albert Schweitzer)
*****
Fakten und Infos über Prostitution
*****
Fakten und Infos über Prostitution