Entwurf:
Offener Brief
An die AIDS-Hilfe Frankfurt
Betr.: Löschung von politischen Informationen über die prekäre Lage der Prostituierten von der Facebookseite der AIDS-Hilfe
Wir vernetzten Sexworker, Supporter und Sexworker-Interessenvertreter finden es gut, wenn AIDS-Hilfen (AH) öffentlich im Sinne der Sexarbeiter Stellung beziehen zu problematischen Entwicklungen der öffentlichen Prostitutionskontrolle und Regulierung.
Wie zuletzt z.B. anläßlich der IAA Frankfurt zu den Schikanen gegen den angewachsenen Straßenstrich. Dort stand von der AH in der Zeitung zu lesen:
Auf solch klare Positionierung und Presseberichterstattung kann die AH stolz sein. Auch sollte die AH sich nicht schämen oder verstecken, wenn Sexworker dafür die AH loben, etwa indem sie diese Situation auf der interaktiven Facebookseite der AH ansprechen und beschreiben.op-online hat geschrieben:Die Aids-Hilfe Frankfurt hält es für falsch, "der Prostitution mit ordnungspolitischen Maßnahmen zu Leibe zu rücken". "Statt zu überlegen, wie man diese Form der Prostitution verdrängen und vertreiben kann, müsste der Politik daran gelegen sein, eine Infrastruktur zu schaffen, in der Frauen (und auch Männer), die auf der Straße anschaffen gehen, ohne Gefahren für Gesundheit und körperliche Unversehrtheit, idealerweise ohne Zuhälterei und Menschenhandel, ihrem Gewerbe nachgehen können."
www.op-online.de/nachrichten/frankfurt- ... 08872.html
Deshalb verwundert und betrübt es sehr, wenn die AH die Leserkommentare von der Facebookseite einfach weg-löscht und zensiert, die diese Lage der Sexworker in der Stadt darstellen und verlinken.
Die Mehrheit der Bürger und Internetnutzer versteht Facebook wohl als soziales Medium mit beidseitiger transparenter Kommunikation der Mitglieder und Seitenbetreiber auf Augenhöhe. Wenn die AH eine solche Facebookseite betreibt, sollte sie ihr Kommunikationskonzept durchdacht und entsprechend ausgestaltet haben. Sachliche Informationen und Leserkommentare quasi kommentarlos zu zensieren, um etwa eine Webseite bei Facebook nur für ausgewählte Inhalte oder enge zielgruppenspezifische Verlautbarunen zu verwenden, widerspricht sowohl dem Grundgedanken von Facebook als sozialer Community, als auch der Gründungsgeschichte von AIDS-Hilfe als Selbsthilfeorganisation und Verein verschiedener gesellschaftlicher Betroffenengruppen. Bisher konnten Sexworker meist auf Unterstützung von AIDS-Hilfen zählen.
Die bedrückenden Themen von Sexarbeitern und erstrecht ihre eigenen Stimmen werden jedoch in der Öffentlichkeit an den meisten Stellen einseitig dargestellt bzw. ganz unterdrückt. AIDS-Hilfen und Beratungsstellen sind hier besonders gefordert, achtsam mit ihrer Zielgruppe umzugehen. Wir wünschen uns eine selbstverständliche Inklusion des Prostitutionsdiskurses und ein Empowerment von sich öffentlich äußernden, dh. outenden Sexworkern.
Die AIDS-Hilfe Frankfurt möge uns bitte ihr Kommunikationskonzept genauer erläutern und erklären, wie sie in Zukunft die Kommunikation, Informationsvernetzung und Zusammenarbeit via Internet mit Sexworkern und Sexworker-Interessenvertretern niederschwellig organisieren will.
Mit freundlichen Grüßen,
Marc of Frankfurt
Sexworker Forum www.sexworker.at
/Netzwerk der Sexworker in A - CH - D seit 2005\
\International registrierte NGO in Wien/
Anlagen:
Ausdruck der nach einer erneuten Veröffentlichung gelöschten Leserkommentare (PDF):
www.uploadarea.de/upload/77v41o6tmyo7xioxankwnc7hh.html
Facebookseite der Aidshilfe:
www.facebook.com/pages/AIDS-Hilfe-Frank ... 8215567259
Adresse der gelöschten Postings:
www.facebook.com/permalink.php?story_fb ... 8215567259
Verteiler:
Vorstand AIDS-Hilfe Frankfurt e.V. 3x
Geschäftsführung
Psychologische Beratung
Öffentlichkeitsarbeit
Aktions-, Kommunikations- und Präventionsgruppe Love Rebels
Kommunales schwules Kommunikationszentrum Switchboard
Male Sex Worker Hilfsprojekt KISS
Dona Carmen, Verein für die sozialen und politischen Rechte von Prostituierten
Tamara, Beratungsstelle für Prostituierte der ev. Diakonie
FIM e.V., Frauenrecht ist Menschenrecht
IDH, Hilfsprojekt Straßenstrich
Deutsche AIDS-Hilfe, Referat Frauen und Sexwork
Netzwerk der Stricherprojekte in Deutschland AKSD
Bundesverband der Prostituierten-Sozialberatungseinrichtungen BUFAS
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