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Prostitutionspolitik. – Über den gesellschaftlichen Umgang mit Sexarbeit bzw. Prostitution
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Aktueller Beitrag vom 23. Juli 2024:
„Woran erkennt man Sexarbeits-Feindlichkeit?“
Blog „Prostitutionspolitik“ von Sonja Dolinsek
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Re: Blog „Prostitutionspolitik“ von Sonja Dolinsek
Hier zum Text:
Woran erkennt man Sexarbeits-Feindlichkeit?
23. Juli 2024
von Sonja Dolinsek
Leugnen der Existenz und Legitimität von Sexarbeit
Sexarbeitsfeindliche Menschen behaupten oft, dass Sexarbeit keine echte Arbeit sei und die Betroffenen keine legitimen Arbeitnehmer:innen sind. Sie lehnen die Anerkennung von Sexarbeit als legitime Arbeit ab und führen Debatten, in denen sie die Legalität und Moralität von Sexarbeit anzweifeln. Dadurch tragen sie zur Stigmatisierung und Verachtung der Sexarbeitenden bei. Ein Beispiel aus Deutschland ist die Diskussion um das sogenannte „Nordische Modell“, das die Bestrafung von Kunden und Kundinnen vorsieht und Sexarbeit insgesamt erneut kriminalisiert. Gegner:innen behaupten, dass Sexarbeit keine legitime Arbeit ist und keine Anerkennung als solche verdient.
Verschwörungstheoretische Begriffe
Sexarbeitsfeindliche Menschen nutzen Begriffe wie „Sexarbeiterlobby“, „Sexarbeitsideologie“, „Sexkauflobby“, „Sexverkaufslobby“ und „Zuhälterlobby“, um Ängste und Vorurteile gegen Sexarbeitende, aber Sozialarbeiter:innen und Wissenschaftler:innen zu schüren. Diese Begriffe erwecken den Eindruck, dass hinter den Sexarbeitenden, Wissenschaftler*innen, Sozialarbeitenden und Menschenrechtsorganisationen, die für legale Sexarbeit einstehen, eine ominöse, böswillige und heimtückische Organisation steht und lenken von den vielschichtigen Reallitäten der Sexarbeitenden ab. In Deutschland nutzen sexarbeitsfeindliche Gruppen häufig Begriffe wie „Sexkauflobby“ oder „Zuhälterlobby“, um zu suggerieren, dass hinter der Verteidigung der Rechte von Sexarbeitenden eine böswillige Agenda steckt und um all diese Menschen politisch zu diskreditieren.
Diskreditierung politisch organisierter Sexarbeitender
Sexarbeitsfeindliche Menschen diskreditieren politisch organisierte Sexarbeitende und ihre Organisationen, indem sie deren Legitimität und Forderungen untergraben und indem sie verschwörungstheoretische Begriffe nutzen. Dies mindert die Chancen politischer und gesellschaftlicher Partizipation dieser Gruppen und ist damit antidemokratisch. Ein prominentes Beispiel ist die Diskreditierung von Organisationen wie dem Berufsverband erotische und sexuelle Dienstleistungen (BesD), die sich für die Rechte von Sexarbeitenden einsetzen. Verschwörungstheoretiker:innen unterstellen dieser Organisation oft, sie würden lediglich die Interessen der Zuhälter vertreten, obwohl es dafür keine Anhaltspunkte gibt.
Behauptung, Sexarbeit sei nie freiwillig
Sexarbeitsfeindliche Menschen gehen davon aus, dass alle Sexarbeitenden zwangsweise in diesem Beruf tätig sind und niemand diese Arbeit freiwillig machen würde. Diese Sichtweise ignoriert die vielen Stimmen und Erfahrungen derjenigen, die sich bewusst und eigenständig für die Sexarbeit entschieden haben. Die Aussage, dass niemand freiwillig in der Sexarbeit tätig ist, findet sich häufig in der Argumentation von Gruppen und Organisationen, die ein „Nordisches Modell“ fordern und davon ausgehen, dass alle Sexarbeitende Opfer von Zwang und Ausbeutung sind.
Ignorieren positiver Aspekte und Autonomie Sexarbeitsfeindliche Menschen ignorieren die positiven Aspekte und die Autonomie, die viele in der Sexarbeit erleben. Viele entscheiden sich aus verschiedenen Gründen, z. B. aus ökonomischen Gründen, persönlicher Präferenzen oder dem Wunsch nach Selbstbestimmung, für diesen Beruf. In den Medien und politischen Diskussionen werden oft die positiven Seiten und die Autonomie der Sexarbeitenden ignoriert oder sie werden derart romantisiert, dass die Grautöne der Sexarbeit ignoriert werden. Berichte über Sexarbeit konzentrieren sich fast ausschließlich auf Zwangsprostitution und Menschenhandel, ohne die Stimmen derjenigen zu berücksichtigen, die sich bewusst für diesen Beruf entschieden haben und die zwar ebenfalls Prbleme in ihrem Job haben, aber eben andere.
Fördern von Stigmatisierung und Diskriminierung
Sexarbeitsfeindliche Menschen tragen dazu bei, Vorurteile und Diskriminierung zu verfestigen. Dies erschwert es Sexarbeitenden, Zugang zu Gesundheitsdiensten, rechtlichem Schutz und sozialen Unterstützungsnetzwerken zu finden. Ein Beispiel für das Stigma gegenüber Sexarbeitenden in Deutschland ist, dass sie häufig aus verschiedenen sozialen Kontexten ausgeschlossen werden, wenn ihre berufliche Tätigkeit bekannt wird. Dies führt zu sozialer Isolation und verstärkt das Gefühl der Ausgrenzung und Diskriminierung in der Gesellschaft. Sexarbeitende erfahren außerdem Stigma und Diskriminierung bei behörden, ärztlichen Terminen und Dienstleistungen, z. B. Banken.
Aktives Bekämpfen der Rechte von Sexarbeitenden
Sexarbeitsfeindliche Menschen engagieren sich aktiv gegen die Grund- und Menschenrechte von Sexarbeitenden, indem sie politische Maßnahmen und Gesetze unterstützen, die deren Rechte und Wohlbefinden einschränken. Politische Initiativen, wie der Vorschlag der CDU/CSU-Fraktion, das „Nordische Modell“ in Deutschland einzuführen, zielen darauf ab, die Rechte von Sexarbeitenden einzuschränken, indem sie die Kunden und Kundinnen und insgesamt die legale Ausübung der Sexarbeit kriminalisieren.
Verweigerung des Dialogs
Sexarbeitsfeindliche Menschen verweigern den Dialog mit aktiven Sexarbeitenden und die Anerkennung der Erfahrungen und Bedürfnisse von Sexarbeitenden. Sie ignorieren die Geschichten und Stimmen der Betroffenen, was deren weitere Marginalisierung zur Folge hat. Sexarbeitsfeindliche Menschen verweigern oft den Dialog mit Sexarbeitenden und ihren Organisationen. Beispielsweise werden bei Podiumsdiskussionen oder politischen Anhörungen für das „Nordische Modell“ Vertreter*innen der Sexarbeitenden selten eingeladen oder ernst genommen. Debatten über das Nordische Modell werden meist ausschließlich mit Unterstützer:innen des Verbots geführt, sodass die öffentliche, demokratische Debatte verzerrt wird, da es keine Gegenstimmen gibt.
Unterstützung repressiver Maßnahmen
Sexarbeitsfeindliche Menschen unterstützen repressive Maßnahmen wie Razzien, Verhaftungen und Schikanen gegen Sexarbeitende und behaupten dabei, es ginge um Schutz vor Ausbeutung. Diese Maßnahmen bedrohen die Sicherheit und Lebensgrundlage der Sexarbeitenden und zwingen sie oft in gefährlichere Arbeitsbedingungen. Ein Beispiel für repressive Maßnahmen in Deutschland sind die Polizeirazzien in Bordellen, die oft mit harten Durchsuchungen und Verhaftungen bzw. Abschiebungen einhergehen. Diese Maßnahmen zwingen Sexarbeitende in unsichere Arbeitsbedingungen und bedrohen ihre Lebensgrundlage.
Ignorieren der Menschenrechte
Sexarbeitsfeindliche Menschen ignorieren die grundlegenden Menschenrechte von Sexarbeitenden, indem sie ihnen den Zugang zu rechtlichem Schutz, Gesundheitsversorgung und sozialen Diensten verwehren wollen. Dies führt zu erhöhter Ausgrenzung und Diskriminierung.
Verbreitung von Fehlinformationen
Sexarbeitsfeindliche Menschen verbreiten Fehlinformationen über Sexarbeit und Sexarbeitende, um Vorurteile und Angst in der Gesellschaft zu schüren. Diese Fehlinformationen verstärken falsche Vorstellungen und negative Stereotype. Sexarbeitsfeindliche Gruppen verbreiten oft Fehlinformationen, um ihre Position zu stärken. Zum Beispiel behaupten sie, dass die Mehrheit der Sexarbeitenden Opfer von Menschenhandel sind, obwohl Studien zeigen, dass dies nicht der Fall ist. Sie behaupten auch, dass angeblich 90% der Prostituierten unter Zwang stehen. Diese Zahl ist allerdings frei erfunden.
Verhinderung von Bildungs- und Aufklärungsprogrammen
Sexarbeitsfeindliche Menschen verhindern und bekämpfen Bildungs- und Aufklärungsprogrammen, die das Verständnis für Sexarbeit und die Rechte der Sexarbeitenden fördern sollen. Ohne diese Programme bleibt die Öffentlichkeit oft uninformiert und voreingenommen. In Deutschland gibt es Bestrebungen, Aufklärungsprogramme über Sexarbeit zu verhindern, wie z.B. die Kampagne gegen das Kinderbuch „Rosi sucht Geld„. Initiativen, die sich für die Rechte und die Sicherheit von Sexarbeitenden einsetzen, stoßen oft auf Widerstand und werden nicht ausreichend finanziert.
Entmündigung von Sexarbeitenden
Sexarbeitsfeindliche Menschen vertreten die Vorstellung, dass Sexarbeitende nicht in der Lage sind, Entscheidungen zu treffen, weil sie nicht aus Deutschland kommen oder traumatische Erfahrungen gemacht haben. Diese Haltung führt zu einer grundrechtswidrigen Entmündigung, die rassistisch und diskriminierend ist. Ein Beispiel hierfür ist die pauschale Annahme, dass ausländische Sexarbeitende automatisch Opfer von Menschenhandel sind und daher keine eigenen Entscheidungen treffen können. Ein weiteres Beispiel ist die Behauptung, dass Sexarbeitende bereits als Kind sexuelle Gewalt erlebt haben und deshalb keine mündigen Entscheidungen mehr treffen könnten. Diese Annahme fordert eine gefährliche Entmündigung aller Betroffenen sexueller Gewalt.
Romantisierung von Arbeit
Sexarbeitsfeindliche Menschen setzen sich selten mit Menschenhandel und Ausbeutung in anderen Branchen und Bereichen auseinander. Sie verharmlosen und romantisieren die Arbeitsbedingungen in den Branchen, in denen viele Sexarbeitende zuvor tätig waren, wie in der Reinigungsindustrie, Pflege und Landwirtschaft. Diese Romantisierung verschleiert die Tatsache, dass auch in diesen Branchen häufig prekäre und ausbeuterische Arbeitsbedingungen herrschen.
Verhinderung von Unterstützungsmaßnahmen für aktive Sexarbeitende Sexarbeitsfeindliche Menschen glauben, dass aktive Sexarbeitende keine Unterstützung verdienen. Deshalb fordern sie ausschließlich „Ausstiegsprogramme“. Das bedeutet, dass sie verlangen, dass die prekärsten Sexarbeitenden, die nicht von heute auf morgen aussteigen können, komplett allein gelassen werden. Diese Forderung führt zu einer Verschlechterung der Arbeits- und Lebensbedingungen der prekärsten Sexarbeitenden.
Um sexarbeitsfeindliche Einstellungen zu bekämpfen, ist es wichtig, die Geschichten und Erfahrungen von Sexarbeitenden anzuerkennen und ihnen auf Augenhöhe zu begegnen und zuzuhören, evidenzbasierte Politik zu fördern und aktiv gegen Stigmatisierung und Diskriminierung vorzugehen
Woran erkennt man Sexarbeits-Feindlichkeit?
23. Juli 2024
von Sonja Dolinsek
Leugnen der Existenz und Legitimität von Sexarbeit
Sexarbeitsfeindliche Menschen behaupten oft, dass Sexarbeit keine echte Arbeit sei und die Betroffenen keine legitimen Arbeitnehmer:innen sind. Sie lehnen die Anerkennung von Sexarbeit als legitime Arbeit ab und führen Debatten, in denen sie die Legalität und Moralität von Sexarbeit anzweifeln. Dadurch tragen sie zur Stigmatisierung und Verachtung der Sexarbeitenden bei. Ein Beispiel aus Deutschland ist die Diskussion um das sogenannte „Nordische Modell“, das die Bestrafung von Kunden und Kundinnen vorsieht und Sexarbeit insgesamt erneut kriminalisiert. Gegner:innen behaupten, dass Sexarbeit keine legitime Arbeit ist und keine Anerkennung als solche verdient.
Verschwörungstheoretische Begriffe
Sexarbeitsfeindliche Menschen nutzen Begriffe wie „Sexarbeiterlobby“, „Sexarbeitsideologie“, „Sexkauflobby“, „Sexverkaufslobby“ und „Zuhälterlobby“, um Ängste und Vorurteile gegen Sexarbeitende, aber Sozialarbeiter:innen und Wissenschaftler:innen zu schüren. Diese Begriffe erwecken den Eindruck, dass hinter den Sexarbeitenden, Wissenschaftler*innen, Sozialarbeitenden und Menschenrechtsorganisationen, die für legale Sexarbeit einstehen, eine ominöse, böswillige und heimtückische Organisation steht und lenken von den vielschichtigen Reallitäten der Sexarbeitenden ab. In Deutschland nutzen sexarbeitsfeindliche Gruppen häufig Begriffe wie „Sexkauflobby“ oder „Zuhälterlobby“, um zu suggerieren, dass hinter der Verteidigung der Rechte von Sexarbeitenden eine böswillige Agenda steckt und um all diese Menschen politisch zu diskreditieren.
Diskreditierung politisch organisierter Sexarbeitender
Sexarbeitsfeindliche Menschen diskreditieren politisch organisierte Sexarbeitende und ihre Organisationen, indem sie deren Legitimität und Forderungen untergraben und indem sie verschwörungstheoretische Begriffe nutzen. Dies mindert die Chancen politischer und gesellschaftlicher Partizipation dieser Gruppen und ist damit antidemokratisch. Ein prominentes Beispiel ist die Diskreditierung von Organisationen wie dem Berufsverband erotische und sexuelle Dienstleistungen (BesD), die sich für die Rechte von Sexarbeitenden einsetzen. Verschwörungstheoretiker:innen unterstellen dieser Organisation oft, sie würden lediglich die Interessen der Zuhälter vertreten, obwohl es dafür keine Anhaltspunkte gibt.
Behauptung, Sexarbeit sei nie freiwillig
Sexarbeitsfeindliche Menschen gehen davon aus, dass alle Sexarbeitenden zwangsweise in diesem Beruf tätig sind und niemand diese Arbeit freiwillig machen würde. Diese Sichtweise ignoriert die vielen Stimmen und Erfahrungen derjenigen, die sich bewusst und eigenständig für die Sexarbeit entschieden haben. Die Aussage, dass niemand freiwillig in der Sexarbeit tätig ist, findet sich häufig in der Argumentation von Gruppen und Organisationen, die ein „Nordisches Modell“ fordern und davon ausgehen, dass alle Sexarbeitende Opfer von Zwang und Ausbeutung sind.
Ignorieren positiver Aspekte und Autonomie Sexarbeitsfeindliche Menschen ignorieren die positiven Aspekte und die Autonomie, die viele in der Sexarbeit erleben. Viele entscheiden sich aus verschiedenen Gründen, z. B. aus ökonomischen Gründen, persönlicher Präferenzen oder dem Wunsch nach Selbstbestimmung, für diesen Beruf. In den Medien und politischen Diskussionen werden oft die positiven Seiten und die Autonomie der Sexarbeitenden ignoriert oder sie werden derart romantisiert, dass die Grautöne der Sexarbeit ignoriert werden. Berichte über Sexarbeit konzentrieren sich fast ausschließlich auf Zwangsprostitution und Menschenhandel, ohne die Stimmen derjenigen zu berücksichtigen, die sich bewusst für diesen Beruf entschieden haben und die zwar ebenfalls Prbleme in ihrem Job haben, aber eben andere.
Fördern von Stigmatisierung und Diskriminierung
Sexarbeitsfeindliche Menschen tragen dazu bei, Vorurteile und Diskriminierung zu verfestigen. Dies erschwert es Sexarbeitenden, Zugang zu Gesundheitsdiensten, rechtlichem Schutz und sozialen Unterstützungsnetzwerken zu finden. Ein Beispiel für das Stigma gegenüber Sexarbeitenden in Deutschland ist, dass sie häufig aus verschiedenen sozialen Kontexten ausgeschlossen werden, wenn ihre berufliche Tätigkeit bekannt wird. Dies führt zu sozialer Isolation und verstärkt das Gefühl der Ausgrenzung und Diskriminierung in der Gesellschaft. Sexarbeitende erfahren außerdem Stigma und Diskriminierung bei behörden, ärztlichen Terminen und Dienstleistungen, z. B. Banken.
Aktives Bekämpfen der Rechte von Sexarbeitenden
Sexarbeitsfeindliche Menschen engagieren sich aktiv gegen die Grund- und Menschenrechte von Sexarbeitenden, indem sie politische Maßnahmen und Gesetze unterstützen, die deren Rechte und Wohlbefinden einschränken. Politische Initiativen, wie der Vorschlag der CDU/CSU-Fraktion, das „Nordische Modell“ in Deutschland einzuführen, zielen darauf ab, die Rechte von Sexarbeitenden einzuschränken, indem sie die Kunden und Kundinnen und insgesamt die legale Ausübung der Sexarbeit kriminalisieren.
Verweigerung des Dialogs
Sexarbeitsfeindliche Menschen verweigern den Dialog mit aktiven Sexarbeitenden und die Anerkennung der Erfahrungen und Bedürfnisse von Sexarbeitenden. Sie ignorieren die Geschichten und Stimmen der Betroffenen, was deren weitere Marginalisierung zur Folge hat. Sexarbeitsfeindliche Menschen verweigern oft den Dialog mit Sexarbeitenden und ihren Organisationen. Beispielsweise werden bei Podiumsdiskussionen oder politischen Anhörungen für das „Nordische Modell“ Vertreter*innen der Sexarbeitenden selten eingeladen oder ernst genommen. Debatten über das Nordische Modell werden meist ausschließlich mit Unterstützer:innen des Verbots geführt, sodass die öffentliche, demokratische Debatte verzerrt wird, da es keine Gegenstimmen gibt.
Unterstützung repressiver Maßnahmen
Sexarbeitsfeindliche Menschen unterstützen repressive Maßnahmen wie Razzien, Verhaftungen und Schikanen gegen Sexarbeitende und behaupten dabei, es ginge um Schutz vor Ausbeutung. Diese Maßnahmen bedrohen die Sicherheit und Lebensgrundlage der Sexarbeitenden und zwingen sie oft in gefährlichere Arbeitsbedingungen. Ein Beispiel für repressive Maßnahmen in Deutschland sind die Polizeirazzien in Bordellen, die oft mit harten Durchsuchungen und Verhaftungen bzw. Abschiebungen einhergehen. Diese Maßnahmen zwingen Sexarbeitende in unsichere Arbeitsbedingungen und bedrohen ihre Lebensgrundlage.
Ignorieren der Menschenrechte
Sexarbeitsfeindliche Menschen ignorieren die grundlegenden Menschenrechte von Sexarbeitenden, indem sie ihnen den Zugang zu rechtlichem Schutz, Gesundheitsversorgung und sozialen Diensten verwehren wollen. Dies führt zu erhöhter Ausgrenzung und Diskriminierung.
Verbreitung von Fehlinformationen
Sexarbeitsfeindliche Menschen verbreiten Fehlinformationen über Sexarbeit und Sexarbeitende, um Vorurteile und Angst in der Gesellschaft zu schüren. Diese Fehlinformationen verstärken falsche Vorstellungen und negative Stereotype. Sexarbeitsfeindliche Gruppen verbreiten oft Fehlinformationen, um ihre Position zu stärken. Zum Beispiel behaupten sie, dass die Mehrheit der Sexarbeitenden Opfer von Menschenhandel sind, obwohl Studien zeigen, dass dies nicht der Fall ist. Sie behaupten auch, dass angeblich 90% der Prostituierten unter Zwang stehen. Diese Zahl ist allerdings frei erfunden.
Verhinderung von Bildungs- und Aufklärungsprogrammen
Sexarbeitsfeindliche Menschen verhindern und bekämpfen Bildungs- und Aufklärungsprogrammen, die das Verständnis für Sexarbeit und die Rechte der Sexarbeitenden fördern sollen. Ohne diese Programme bleibt die Öffentlichkeit oft uninformiert und voreingenommen. In Deutschland gibt es Bestrebungen, Aufklärungsprogramme über Sexarbeit zu verhindern, wie z.B. die Kampagne gegen das Kinderbuch „Rosi sucht Geld„. Initiativen, die sich für die Rechte und die Sicherheit von Sexarbeitenden einsetzen, stoßen oft auf Widerstand und werden nicht ausreichend finanziert.
Entmündigung von Sexarbeitenden
Sexarbeitsfeindliche Menschen vertreten die Vorstellung, dass Sexarbeitende nicht in der Lage sind, Entscheidungen zu treffen, weil sie nicht aus Deutschland kommen oder traumatische Erfahrungen gemacht haben. Diese Haltung führt zu einer grundrechtswidrigen Entmündigung, die rassistisch und diskriminierend ist. Ein Beispiel hierfür ist die pauschale Annahme, dass ausländische Sexarbeitende automatisch Opfer von Menschenhandel sind und daher keine eigenen Entscheidungen treffen können. Ein weiteres Beispiel ist die Behauptung, dass Sexarbeitende bereits als Kind sexuelle Gewalt erlebt haben und deshalb keine mündigen Entscheidungen mehr treffen könnten. Diese Annahme fordert eine gefährliche Entmündigung aller Betroffenen sexueller Gewalt.
Romantisierung von Arbeit
Sexarbeitsfeindliche Menschen setzen sich selten mit Menschenhandel und Ausbeutung in anderen Branchen und Bereichen auseinander. Sie verharmlosen und romantisieren die Arbeitsbedingungen in den Branchen, in denen viele Sexarbeitende zuvor tätig waren, wie in der Reinigungsindustrie, Pflege und Landwirtschaft. Diese Romantisierung verschleiert die Tatsache, dass auch in diesen Branchen häufig prekäre und ausbeuterische Arbeitsbedingungen herrschen.
Verhinderung von Unterstützungsmaßnahmen für aktive Sexarbeitende Sexarbeitsfeindliche Menschen glauben, dass aktive Sexarbeitende keine Unterstützung verdienen. Deshalb fordern sie ausschließlich „Ausstiegsprogramme“. Das bedeutet, dass sie verlangen, dass die prekärsten Sexarbeitenden, die nicht von heute auf morgen aussteigen können, komplett allein gelassen werden. Diese Forderung führt zu einer Verschlechterung der Arbeits- und Lebensbedingungen der prekärsten Sexarbeitenden.
Um sexarbeitsfeindliche Einstellungen zu bekämpfen, ist es wichtig, die Geschichten und Erfahrungen von Sexarbeitenden anzuerkennen und ihnen auf Augenhöhe zu begegnen und zuzuhören, evidenzbasierte Politik zu fördern und aktiv gegen Stigmatisierung und Diskriminierung vorzugehen
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- Goldstück
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- Registriert: 07.12.2010, 23:29
- Wohnort: Saarlouis
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Re: Blog „Prostitutionspolitik“ von Sonja Dolinsek
Danke für diese Hinweise!
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- Ich bin: SexarbeiterIn
Re: Blog „Prostitutionspolitik“ von Sonja Dolinsek
Sehr geehrte Sonja Dolinsek,
ich weiß nicht, ob Sie es hier lesen, aber das möchte ich gerne loswerden:
Ich möchte mich herzlich bedanken, dass Sie eine supertolle Expertise über die Sexarbeits-Feindlichkeit geschrieben haben.
Bravo, bravo, Klasse!
Ich stimme Ihrer Expertise vollumfänglich zu und es hat mir beim Lesen Gänsehaut bereitet.
Vielen Dank!
Ganz liebe herzliche Grüße von der Sexarbeiterin deernhh
Ganz lieben Dank auch an lust4fun und NoraSW für die Einstellung.
Liebe Grüße von mir
ich weiß nicht, ob Sie es hier lesen, aber das möchte ich gerne loswerden:
Ich möchte mich herzlich bedanken, dass Sie eine supertolle Expertise über die Sexarbeits-Feindlichkeit geschrieben haben.
Bravo, bravo, Klasse!
Ich stimme Ihrer Expertise vollumfänglich zu und es hat mir beim Lesen Gänsehaut bereitet.
Vielen Dank!
Ganz liebe herzliche Grüße von der Sexarbeiterin deernhh
Ganz lieben Dank auch an lust4fun und NoraSW für die Einstellung.
Liebe Grüße von mir
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- ModeratorIn
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- Ich bin: SexarbeiterIn
Re: Blog „Prostitutionspolitik“ von Sonja Dolinsek
Lieber Boris Büche,
vielen Dank für Deine Einstellung!
Ich muss aber jedoch erwähnen, dass das Video aus dem Jahre 2013 ist.
Es ist außerdem auch erschreckend, wie wenig Worte der Sexarbeiterinnen zählen, einfach ignoriert werden und sogar versucht wurde, die echten Sexarbeiterinnen, über die es ja ging, bei einer Diskussionsveranstaltung einfach rauszuschmeißen.
Ich pflichte den Sexarbeiterinnen, die in diesem Video gesprochen haben, zu.
Diese nervigen Sexarbeitsgegner*innen kann ich überhaupt nicht leiden.
Liebe Grüße von deernhh
vielen Dank für Deine Einstellung!
Ich muss aber jedoch erwähnen, dass das Video aus dem Jahre 2013 ist.
Es ist außerdem auch erschreckend, wie wenig Worte der Sexarbeiterinnen zählen, einfach ignoriert werden und sogar versucht wurde, die echten Sexarbeiterinnen, über die es ja ging, bei einer Diskussionsveranstaltung einfach rauszuschmeißen.
Ich pflichte den Sexarbeiterinnen, die in diesem Video gesprochen haben, zu.
Diese nervigen Sexarbeitsgegner*innen kann ich überhaupt nicht leiden.
Liebe Grüße von deernhh
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Re: Blog „Prostitutionspolitik“ von Sonja Dolinsek
Liebe deernhh - "dass das Video aus dem Jahre 2013 ist", zeigt nur zu deutlich, wie unaufklärbar die Anhängerschaft plumper Propaganda ist.
Die Reihen fest geschlossen . . . mindestens seit 1980. (beachte die Anspielung in der Überschrift)
Die Reihen fest geschlossen . . . mindestens seit 1980. (beachte die Anspielung in der Überschrift)