Theodora Becker: „Dialektik der Hure. Von der ‚Prostitution‘ zur ‚Sexarbeit‘“

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lust4fun
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Theodora Becker: „Dialektik der Hure. Von der ‚Prostitution‘ zur ‚Sexarbeit‘“

Beitrag von lust4fun »

„Lässt sich die Lust in unsere bürgerliche Gesellschaft vollständig integrieren? Nein, sagt die Philosophin Theodora Becker – und glaubt deshalb auch nicht daran, dass die Prostituierte verschwindet. Die „Hure“ verkörpere „das Utopische dessen, was Sexualität sein könnte“.
„Dialektik der Hure“ – so heißt das neue Buch der Philosophin und Kulturwissenschaftlerin Theodora Becker. Sie untersucht darin die Sexualität als Ware – und beschreibt den bürgerlichen Blick auf die Prostitution seit dem 19. Jahrhundert. Becker lebt und schreibt in Berlin.“


Interview Welt Online, 14.4.2024
https://archive.ph/Tfm41

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Kasharius
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Re: Theodora Becker: „Dialektik der Hure. Von der ‚Prostitution‘ zur ‚Sexarbeit‘“

Beitrag von Kasharius »

@lust4fun

👍. Einen schönen Sonn iktag wünscht
Kasharius grüßt

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lust4fun
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Re: Theodora Becker: „Dialektik der Hure. Von der ‚Prostitution‘ zur ‚Sexarbeit‘“

Beitrag von lust4fun »

Weiteres Interview in der NZZ, 16.4.2024

https://archive.ph/CPXJM

An der Figur der Prostituierten veranschaulichen Sie die kapitalistische Widersprüchlichkeit: Sie verkauft etwas, das in Wahrheit nicht erhältlich ist. Sie nennen sie die perfekte Ware. Warum ist sie das?
Bei der Prostituierten werden Ware, Werbung und Verkäuferin ununterscheidbar. Um für ihre Ware zu werben, muss die Prostituierte für sich selbst werben und sich als begehrenswertes Objekt präsentieren. Die Prostituierte scheint sich zu verkaufen, dann verkauft sie sich aber auch wieder nicht, denn sie ist ja keine Sklavin, sondern bleibt Subjekt. Sie arbeitet mit der Suggestion, dass ihr Begehren käuflich ist, und dass ihr Freier nicht nur eine sexuelle Handlung erwirbt, sondern sie begehren kann, während er es in Wirklichkeit nur mit seiner Projektion zu tun hat.
Das, was die Prostituierte verkauft und der Freier kauft, ist also nicht dasselbe?
Die Prostitution beruht von Anfang an auf einem Scheinverhältnis: Es wird etwas beworben, was nicht zum Verkauf steht. Diesen Widerspruch kriegt die bürgerliche Gesellschaft nicht sortiert. Sie denkt: Es ist doch ein Skandal, da verkaufen Frauen sich selbst! Dann wieder erscheint ihr deren Tätigkeit als ein elaborierter Betrug.