Studie zu Prostitutionsverbot und Vergewaltigung

Beiträge betreffend SW im Hinblick auf Gesellschaft bzw. politische Reaktionen
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lust4fun
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Studie zu Prostitutionsverbot und Vergewaltigung

Beitrag von lust4fun »

FAZ Online, 4.4.24

https://archive.is/tiUMd

Boris Büche
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Re: Studie zu Prostitutionsverbot und Vergewaltigung

Beitrag von Boris Büche »

"Die Bestrafung von Freiern, so der Ökonom Riccardo Ciacci, habe in Schweden zu einer Zunahme
von Vergewaltigungen ge­führt, und zwar um mehr als 40 Prozent
."

Programmierfehler, heißt es - und ich dachte schon, die Umdefinition von Sexkauf zu Vergewaltigung
könnte der Grund für +40% sein! Näheres zur Studie erfahren wir nicht, egal.
Was als "Vergewaltigung" zählt, wie oft diese Taten angezeigt, gerichtlich bearbeitet werden, hängt
von einer Menge sozialer Variablen ab. Vermutlich zu vielen, um hier von Land zu Land, von Zeit zu Zeit
statistisch sinnvoll vergleichen zu können.

Man kann aber wunderbar Scheinkorrelationen aufsitzen (positiv gedacht), bzw, Böswilligkeit angenommen,
wissenschaftsförmiger Propaganda. In einem deutschen Einführungslehrbuch zur Soziobiologie fand ich mal
ein Diagramm vor, in dem das Alter weiblicher Vergewaltigungsopfer gegen die Häufigkeit aufgetragen war -
und dazu eine Kurve zur durchschnittlichen Fertilität/Lebensalter.
Die moralischen Implikationen ihrer Deutung der Parallelität beider Kurven wiesen die Autoren im Text
zurück, versteht sich. Eine andere Deutung als eine "biologische" kam aber nicht in Frage für sie,
bzw. den Adepten ihrer Lehre.

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lust4fun
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Re: Studie zu Prostitutionsverbot und Vergewaltigung

Beitrag von lust4fun »

Hoffentlich ist es ein Programmierfehler und die Studie damit obsolet. Denn ließe sich eine (Schein-)Korrelation erkennen oder behaupten, würde das diskursiv auf ein Minenfeld führen.
Man müsste wieder die uralte Diskussion über die Interpretation von Sexualität als hormonell bedingten „Dampfkessel“ führen, der gelegentlich Überdruck haben und zu Vergewaltigung führen kann. Und dann stünde im Raum die These, dass Prostitution ein Ventil für potentielle Vergewaltiger sein könnte.
Weder Pro- noch Contra-SW-Seite können sich auf dieses spekulative Feld einlassen, obwohl es für beide Seiten eine Versuchung darstellt.
Die Pro-Seite könnte ihre Nützlichkeit betonen.
Die Contra-Seite könnte sich in ihrer Grundthese bestätigt sehen, dass Sexkauf immer im Kontext von Vergewaltigung steht.
Beides führt zu gar nichts, nur in Abgründe.
Gewöhnlich ist Vergewaltigung ein Ausdruck von Aggression, Wut oder dem Streben nach Macht und Kontrolle und weniger sexuell motiviert.

Boris Büche
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Re: Studie zu Prostitutionsverbot und Vergewaltigung

Beitrag von Boris Büche »

Das diskursive Minenfeld war mir bewusst, danke für den Nachtrag!

Ich habe mittlerweile reingeschaut in die Arbeit und kann ergänzen, dass "mehr als 40 Prozent" die untere Grenze
der angebl. beobachteten Zunahme sein sollen (obere eher 75%, also nahe an Verdoppelung). Eine Neufassung der
Straftatbestände im Untersuchungszeitraum wurde berücksichtigt.