DIAKA e.V. (i.Gr.) stellt Gutachten zum Prostituiertenschutzgesetz vor, in dem Sex-Kauf-Verbot befürwortet wird

Beiträge betreffend SW im Hinblick auf Gesellschaft bzw. politische Reaktionen
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Kasharius
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DIAKA e.V. (i.Gr.) stellt Gutachten zum Prostituiertenschutzgesetz vor, in dem Sex-Kauf-Verbot befürwortet wird

Beitrag von Kasharius »

Die Abolitionistin gründen derzeit eine neue Sammlungsbewegung - das Dt. Institut für angewandte Kriminalitätsanalyse DIAKA e.V. i.Gr. Wohl auch als weitere Reaktion auf die Anhörung im bayrischen Landtag vom 12. Mai 2022 . Hier mal die Mitglieder im Vorstand - ein Who is Who bekannter Sexkauf-Gegner*innen https://www.diaka.org/ueber-uns/

Gleich zum Auftakt stellt das eigens zur Durchsetzung eines Sexkaufverbots gegründete Institut ein Rechtsgutachten zum Prostituiertenschutzgesetz vor. Das Gutachten hält das Gesetz für verfassungswidrig - so weit so gut. Im Ergebnis aber - so wohl das Gutachten - könne allein ein Sexkaufverbot die Verfassung im allgemeinen und die Würde der sexarbeitendenden Personen (die ja bei den Verbotsbefürworter*innen nicht so genannt werden dürften) wieder retten. Hier die ersten 12 Thesen des Werks das bei Nomos im kommenden Jahr erscheinen soll https://www.diaka.org/rechtsgutachten-prostitution/

Zu den Autorin*nen - https://www.bundestag.de/abgeordnete/bi ... eth-858192 und https://verfassungsrecht-anwalt.de/vita.html

Hier noch das Wortprotokoll zur Anhörung am 12. Mai 2022
file:///C:/Users/sektr/Documents/Eigene%20Dateien/ProstSchG065_SO_120522_Anh_Prostitution_Protokoll.pdf

Auf jeden Fall hier wachsam bleiben !

Kasharius grüßt und bleibt dran :003

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floggy
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DIAKA e.V. (i.Gr.) stellt Gutachten zum Prostituiertenschutzgesetz vor, in dem Sex-Kauf-Verbot befürwortet wird

Beitrag von floggy »

Hier noch das Wortprotokoll zur Anhörung am 12. Mai 2022

https://www.bayern.landtag.de/fileadmin ... tokoll.pdf

Wenn das Sexkaufverbot da ist, und auch durchgesetzt werden kann, dann werde ich sicherlich viel Zeit haben (wenn auch wenig Muse - aber man will dann ja schließlich wissen wie es so weit kommen konnte), um

- 56 Seiten Wortprotokoll von
- 12 Sachverständigen (m-w-d) zu
- 5 Themenkomplexen, sowie des weiteren
- 209 Seiten Anhang mit
- 32 Stellungnahmen verschiedenster Gruppierungen

zu schmöckern. Ich befürchte aber, dass mir genau dann keine Zeit mehr bleiben wird, weil ja dann alles voll geheim und konspirativ ablaufen wird. Das stelle ich mir dann so vor, wie das Anschleichen einer Katze oder eines Katers, mit viel Recherche im Vorfeld, und Teamarbeit bei der Ausführung. Oder wie Kasperltheater, wo immer das Krokodil der Bösewicht ist, und der Polizist der Doofe.

"Der Ausschuss hat diese Anhörung aufgrund einer Initiative der GRÜNEN und der FDP beschlossen. Wir möchten die Situation der Prostituierten in Bayern und die Umsetzung des Prostituiertenschutzgesetzes in Bayern durch Ihren Sachverstand etwas näher beleuchten. In erster Linie haben die Sachverständigen das Wort. Die Abgeordneten werden vor allem zuhören und gegebenenfalls nachfragen. Anhand Ihrer Ausführungen werden wir Landespolitiker dann im Anschluss gegebenenfalls politische Initiativen ergreifen."

Und mein neugieriges Näschen hat nun doch geschmöckert. Wer hat das gesagt?

"Ihre Aufgabe ist nicht, in dieser Anhörung auf eine Meinung einzuschwenken, sondern Sie werden wahrscheinlich am Ende des Tages – wir sind in der Zeit schon weit fortgeschritten – damit leben müssen, dass hier kein eindeutiges Bild entstehen kann. Das bedeutet aber, dass Sie weiterhin im Kontakt sein müssen mit Menschen, die für ihre Gruppe sprechen, die für Sexarbeitende sprechen, die Ihnen ihre Erfahrung nahebringen und die Ihnen auch erzählen, wie sich Diskriminierung in ihrem Kontext ausgewirkt hat. Das habe ich heute versucht."

Kunden und Kundinnen halten diesen Kontakt ganz selbstverständlich (im Gegensatz zu manch anderen). Sie müssen sich mit der Prostituierten einigen, und sie müssen für die Dienste bezahlen. Ich finde, das ist schon eine Menge in unserer schlimmen Zeit. Aber insgesamt umschleicht mich das Gefühl, dass mich der Diskurs nichts mehr angeht. Ich bin als Mann zum Zuschauer geworden, den das Treiben der Frauen (der einen wie der anderen) nur noch staunend umtreibt. Irgendwie hatte ich es schon immer gewusst, "Null Bock", das ist auch beim Sex nicht ausgeschlossen.

"Vorsitzende Doris Rauscher (SPD): Ich habe jetzt noch Frau Weber, Frau Fröhlich, Viktoria K. und Frau Bell auf meiner Liste und würde dann gern schließen. Ich möchte darauf hinweisen, dass eine Frage noch unbeantwortet ist. Vielleicht können Sie diese noch mit einflechten. Es gab die Äußerung, es habe während Corona keine sozialen Leistungen gegeben. Da ist die Frage aufgetaucht: Waren die Frauen denn dann nicht angemeldet? Wieso gab es während Corona und der Lockdowns keine sozialen Leistungen? – Frau Weber, jetzt sind Sie erst einmal an der Reihe, bitte. Falls Sie die Frage nicht beantworten können, kann es vielleicht eine der Nächsten."

Niemand, auch nicht Frau Weber, hat den Punkt getroffen. Das Jobcenter hat nicht gezahlt, weil wer seinen Wohnsitz und ein Schulkind in Osteuropa hat, nicht in München in (unselbständige) Arbeit mit festen Arbeitszeiten und wenig Urlaub vermittelt werden kann. Das weiß auch Frau Fröhlich, sie kennt den Fall, aber ich kenne nur diesen Fall, sie sicherlich mehrere Fälle. Und nach der Jobcenter Absage kam die Steuerschätzung für 2018 in die Beratungsstelle geflattert. Das war der Corona Sommer 2020.

Was hat die ganze Philosophie über Würde im Gutachten "Sexkauf - eine rechtliche und ethische Untersuchung" mit angewandter Kriminalitätsanalyse zu tun? Klar, die Anwendung, nicht die Analyse, steht im Vordergrund, und soll wohl heißen, die Politik soll endlich was machen. Die Adresse in München Leopoldstraße 23 dürfte wohl sicherlich nur ein coworking Schreibtisch sein. Aber um irgendein Pamphlet zu fertigen genügt auch der heimische Küchentisch. Beeindrucken lassen muss man sich davon aber nicht.

Also da kann ich mir ja noch eher vorstellen, dass das BVerfG die Schutzaltersgrenze auf 40 Jahre anhebt, als dass es sich mit Kant gemein macht, und so Dingen wie "Mangelnde Autonomie" und "Verobjektivierung" und "Instrumentalisierungsverbot" das Wort redet. Das ist ja total abgehoben. Ich frage mich immer, warum man die Eltern nicht einsperrt, und den Dorfpfarrer und den Dorflehrer dazu? Was haben die einer jungen Rumänin eigentlich beigebracht? Die einen laufen davon weil ihnen der Mief unerträglich ist (und begeben sich so in Gefahr), und die anderen erstarren vor Leblosigkeit (und begeben sich auf diese Weise in Gefahr). Und ihrem Schicksal entfliehen wollen sie alle. Und wieviele Frauen werden durch ein Kind zu ihrer Entscheidung gedrängt? Und warum hilft da niemand? Mir sind zu alleinerziehenden Müttern nur abartige Kommentare bekannt. Ja, so ist die Welt.

München hat ja noch ein anderes Thema, den Sperrbezirk. Heute auf der Titelseite der AZ, und nachstehend der MM:

https://www.merkur.de/lokales/muenchen/ ... 56595.html
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floggy
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DIAKA e.V. (i.Gr.) stellt Gutachten zum Prostituiertenschutzgesetz vor, in dem Sex-Kauf-Verbot befürwortet wird

Beitrag von floggy »

Schriftliche Anfrage der Herren Abgeordneten Ulrich Singer, Jan Schiffers und Andreas Winhart betreffend „Menschenhandel und Zwangsprostitution in Bayern II“ vom Juli 2019

https://andywinhart.de/wp-content/uploa ... ern-II.pdf

1.2 Gibt es nach Auffassung der Bayerischen Staatsregierung Bedarf die Beamten im Kampf gegen Menschenhandel und Zwangsprostitution in Bayern aufzustocken?

1.3 Wenn die Frage 1.2 mit ja beantwortet wird, wie viele zusätzliche Beamte werden im Kampf gegen Menschenhandel und Zwangsprostitution in Bayern benötigt?

Die Fragen 1.2 und 1.3 werden aufgrund Sachzusammenhangs gemeinsam beantwortet.

Die personelle Ausstattung der Bayerischen Polizei ist so beschaffen, dass diese zur Bewältigung der ihr übertragenen Aufgaben ausreicht. Dies gilt auch im Hinblick auf die Bekämpfung der Deliktsfelder Menschenhandel und Zwangsprostitution.

5.1 Werden in Bayerns Schulen die Themen Menschenhandel und Zwangsprostitution behandelt?

Die Richtlinien für die Familien- und Sexualerziehung, die den Rahmen für die Behandlung dieses sensiblen Themenbereichs in den bayerischen Schulen setzen, sehen für die Jahrgangsstufen 9, 10 u. a. vor, dass „Schülerinnen und Schüler […] die Kommerzialisierung von Sexualität im Kontext von Pornographie, Prostitution und Menschenhandel [analysieren]“. Die bayerischen Schulen setzen diese Richtlinien in Unterricht und Schulleben eigenverantwortlich um.

An jeder bayerischen Schule existiert ein/e Beauftragte/r für die Familien- und Sexualerziehung. Die hier ebenfalls einschlägige Prävention von sexuellem Missbrauch ist der Staatsregierung ein wichtiges Anliegen. Das Staatsministerium für Unterricht und Kultus hat bereits im Jahr 2010 den Schulen den Auftrag erteilt, den Schülerinnen und Schülern sowie ihren Eltern schulinterne und externe Ansprechpartner in geeigneter Form bekannt zu geben, die bei Gewalt- und Sexualdelikten eine professionelle Beratung bieten können. Schülerinnen und Schüler oder ihre Eltern finden generell in der Klassenlehrkraft, der Verbindungslehrkraft oder einem Mitglied der Schulleitung eine/n Ansprechpartner/in. Darüber hinaus können sie auch den Rat des Schulpsychologen bzw. der Schulpsychologin suchen, die einer strengen Verpflichtung zur Verschwiegenheit unterliegen. Ratsuchende können sich auch an eine der neun Staatlichen Schulberatungsstellen in Bayern wenden.

Darüber hinaus werden Informations- und Fortbildungsformate weiterentwickelt: So ist das Portal „Sexuelle Gewalt - Prävention und Intervention“, das an der Akademie für Lehrerfortbildung und Personalführung Dillingen entwickelt worden ist, seit Beginn des Schuljahres 2012/2013 zugänglich. Zusätzlich können die Lehrerinnen und Lehrer in einem E-Learning-Programm Kenntnisse über die Prävention von und Intervention bei sexuellem Missbrauch erwerben.

5.3 Werden die Schüler in Bayern bezüglich der Loverboy-Masche aufgeklärt und sensibilisiert?

Die Aufklärung und Sensibilisierung zur sog. Loverboy-Methode ist in die unter 5.1 aufgeführten Maßnahmen integriert.

- - - - - - -

Die staatlichen Maßnahmen gegen Menschenhandel in Deutschland folgen im Allgemeinen einem strafrechtlichen Interesse. Ziel des Strafverfahrens ist die Durchsetzung des staatlichen Strafanspruchs, es dient nicht vorrangig den Interessen der von den Straftaten Betroffenen. Die Betroffenen sind für die Strafverfolgung als Zeug*innen von zentraler Bedeutung. Ohne ihre Kooperation kommt es in den wenigsten Fällen zu einer Verurteilung.

Der Bundesweite Koordinierungskreis gegen Menschenhandel – KOK e. V. vertritt einen menschenrechtlichen Ansatz, das bedeutet, die Rechte der Betroffenen auch in solchen strafrechtlichen Verfahren in den Fokus zu nehmen.

https://www.kok-gegen-menschenhandel.de ... _07_07.pdf
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Re: DIAKA e.V. (i.Gr.) stellt Gutachten zum Prostituiertenschutzgesetz vor, in dem Sex-Kauf-Verbot befürwortet wird

Beitrag von Tina_Easy »

Was die Prostitution betrifft, ist mein augenblickliches Steckenpferd das Thema "Sperrbezirke". Es kann in meiner Ansicht nicht angehen, dass ganze Landstriche -wie bei uns in Bayern- zum Sperrbezirk erklärt werden können. Schon der Name "Sperrbezirk" kennzeichnet ein "Sondergebiet". Ein Sondergebiet, in dem z.B. wegen des notwendigem? Jugendschutz manche Dinge verboten sind. Die übrigen Landstriche sind frei von den Sperrgebiets-Beschränkungen. In Bayern hat man die Begrifflichkeiten wohl umgedreht: Dort gibt es kleinste Erlaubnis-gebiete und der Rest ist reglementiert!
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hasenfuss
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Re: DIAKA e.V. (i.Gr.) stellt Gutachten zum Prostituiertenschutzgesetz vor, in dem Sex-Kauf-Verbot befürwortet wird

Beitrag von hasenfuss »

Pressefoto zum Download - mundgerecht zubereitet - ja, das Grüppchen hat an alles gedacht

Also, das ProstG 2001 ist gescheitert was die Intention des Gesetzgebers anbelangt, und was Doña Carmen e.V. zum halbherzigen Wegfall der Sittenwidrigkeit und zur Legalisierung von Arbeitsrechten in einem Sondergesetz statt im Zivilrecht schon immer gesagt hat.

ProstSchG 2017 ist auch gescheitert weil die Anzahl der Anmeldungen und das Hellfeld im Verhältnis zum unterstellten Dunkelfeld nicht den Erwartungen des Gesetzgebers entspricht, und namhafte Verbände und viele Sex Workers die Überwachung und den Kahlschlag an Arbeitsorten mittels Erlaubnispflicht und Sperrbezirksverordnungen ablehnen. Was das BKA, aus dessen Schublade der Gesetzesvorschlag stammen soll, momentan sagt weiß ich nicht. Und drei Verfassungsbeschwerden gingen in die Hosen.

Also alles bei Null. Die Karten werden neu gemischt. Neues Spiel. Neues Glück.

Es hat sich in zwanzig Jahren nun ja wirklich einiges verändert. Eine Bestandsaufnahme fällt schwer. Die Unterstützer:innen in Presse und Wissenschaft zählbar wenige. Die eigentlichen Akteurinnen, die weiblichen Sex Workers, unhörbar leise, und die Infrastruktur immer noch mancherorts grell und laut, dafür ruinös unrentabel, und die männlichen Kunden immer noch mit menschenverachtenden Forenbeiträgen beschäftigt, was der Polizei die Protokollierung von anonymen Strafanzeigen erspart, und die Abolitionist:innen aufwühlt und das Nordische Modell propagieren läßt. Den Menschenhandel und die "Zwangsprostitution" haben wir immer noch nicht im StGB unter der Sexuellen Selbstbestimmung geparkt. Und das soll jetzt das nächste Scheibchen von der Salami werden. Der Staat ist pleite weil er in Zeiten von Corona, Krieg und Klimakatastrophe mehr Geld ausgibt als er einnimmt. Und auch die männlichen Kunden sind pleite weil jetzt auch noch die Umsatzsteuer kalkuliert und in Rechnung gestellt werden muss. Es macht schon lange keinen Spaß mehr, darum stöbert man lieber im Internet und macht Termine die nie einzuhalten beabsichtigt waren.

Ich denke, das reicht an Text und schlechten Nachrichten. Die Zeiten waren schon einmal besser. Aber, so sagen sich die Winterschläfler, männliches Sex-Begehren wird es immer geben, und Damen die das auszunutzen wissen. Nicht jede ist dafür geboren. Auch mancher Kunde tut sich schwer der Dame die Führung zu überlassen. Sexarbeit in der Prostitution ist halt nicht wie Sexarbeit beim Pornodreh. Vielleicht sollten es manche Kunden in dieser Sparte mal versuchen.

https://www.diaka.org/pressemitteilung- ... e-sexkauf/

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Kasharius
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Re: DIAKA e.V. (i.Gr.) stellt Gutachten zum Prostituiertenschutzgesetz vor, in dem Sex-Kauf-Verbot befürwortet wird

Beitrag von Kasharius »

@hasenfuss

ein beachtlicher Aufschlag hier von Dir. Mal sehen welche weiteren Beiträge er hier herausfordert. Ich finde gerade jetzt wird die gesamte Debatte recht elitaer gefuehrt...es sind mehr oder minder previligierte Akteur*innen am Diskurs beteiligt. Derweil vollziehen die um die es geht unbeeindruckt gezwungen und/oder zwanglos ihren Dienst .

Auch wurde über Menschen mit Behinderungen lange von selbsternannten nichtbehinderten Experten diskutiert und bevormundet. In den 80ziger hieß es daraufhin Jedem Krüppel seinen Knüppel und heute Nichts über uns ohne uns.

Was sagt uns dass ( nueschte 😁)?
Kasharius grüßt

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Re: DIAKA e.V. (i.Gr.) stellt Gutachten zum Prostituiertenschutzgesetz vor, in dem Sex-Kauf-Verbot befürwortet wird

Beitrag von hasenfuss »

@Kasharius

Ich bin ja kein Jurist, aber der Fall Rantsev vs Zypern und Russland zeigt woher der Wind weht:

https://www.ris.bka.gv.at/Dokument.wxe? ... 400000_000

https://www.kok-gegen-menschenhandel.de ... 5d875c68e7

Die Gesetze müssen auch effektiv durchgesetzt werden. Wenn der Gesetzgeber seine Ziele als gescheitert erkennt ist er mehr oder weniger gezwungen schnell zu handeln. Mich wundert ja eh, daß Deutschland noch nicht vor dem EGMR gelandet ist. Ein jeder einzelne Fall von "Zwangsprostitution". Nicht auszudenken . . .

"Feststellungen zu den positiven Verpflichtungen aus Artikel 4 EMRK

Das Gericht steckt die positiven Verpflichtungen der Staaten, die sich aus Artikel 4 ergeben, im Rahmen der Bestimmungen des Palermo-Protokolls und der Europaratskonvention gegen Menschenhandel ab. Beide gehen von der Notwendigkeit eines umfassenden Ansatzes bei der Bekämpfung von Menschenhandel aus. Hierüber beziehen sich die positiven Verpflichtungen der Staaten in Bezug auf Menschenhandel auf die Bereiche Prävention, Schutz und Strafverfolgung."

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Re: DIAKA e.V. (i.Gr.) stellt Gutachten zum Prostituiertenschutzgesetz vor, in dem Sex-Kauf-Verbot befürwortet wird

Beitrag von Kasharius »

Aber all das legitimiert kein Sexkaufverbot den Sexarbeit und Zwangsprostitution sind nicht identisch. Nur wer diese unzulässige Gleichsetzung vornimmt landet beim konzeptionellen Ansatz der Abolitionistinnen. Auch der EGMR würde ein pauschales Verbot der Sexarbeit in D nicht tolerieren.

Es geht bei der Propaganda für das NM auch weniger um die Opfer, sondern um Bevormundung und Fremdbestimmung. Das ist jedenfalls mein Empfinden. Und die Gesetze gegen Zwang und Ausbeutung existieren längst in D bis hin zur Bestrafung der Kunde.

Nein ich kann einem Verbot der Sexarbeit nichts positives abgewinnen weil es von einem falschen Grundverständnis ausgeht dass Sexarbeit immer Zwang ist...

Kasharius grüßt und freut sich auf weitere Beiträge auch von Dir

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Re: DIAKA e.V. (i.Gr.) stellt Gutachten zum Prostituiertenschutzgesetz vor, in dem Sex-Kauf-Verbot befürwortet wird

Beitrag von hasenfuss »

Unbestreitbar, es ging noch nie um Sexarbeitsrechte, denn spätestens beim Recht auf Werbung stiegen die letzten "Unterstützer:innen" aus. Es ging immer nur um den Staat, seine Verpflichtungen und sein Ansehen. Dumm gelaufen. Neuseeland ist nicht Europa. Mal schauen wie es Belgien ergeht.

Mir tun die männlichen Kunden nicht leid. Die haben sich jetzt lange Zeit austoben können, oder ausschweigen, wegducken, den Blödmännern das Feld überlassen.

Die Argumentation, erst soll der Staat seine Repression aufgeben, damit die Bevölkerung erkennt wie nützlich Sex Workers für die Gesellschaft sind, zieht leider nicht. Das ist Wunschdenken in Zeiten von Me-Too und Frauenhass und Incels.

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Re: DIAKA e.V. (i.Gr.) stellt Gutachten zum Prostituiertenschutzgesetz vor, in dem Sex-Kauf-Verbot befürwortet wird

Beitrag von Kasharius »

Was wäre den dann Dein Lösungsansatz

Gute Nacht sagt

Kasharius grüßt

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Re: DIAKA e.V. (i.Gr.) stellt Gutachten zum Prostituiertenschutzgesetz vor, in dem Sex-Kauf-Verbot befürwortet wird

Beitrag von Kasharius »

Hier noch ein weiterer Bericht zur Vorstellung der Studie.

https://www.tz.de/muenchen/stadt/muench ... 67178.html

Kasharius grüßt

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Re: DIAKA e.V. (i.Gr.) stellt Gutachten zum Prostituiertenschutzgesetz vor, in dem Sex-Kauf-Verbot befürwortet wird

Beitrag von hasenfuss »

Kasharius hat geschrieben:
27.06.2023, 23:52
Was wäre den dann Dein Lösungsansatz
Der Zug ist abgefahren. Die Branche hatte zweiundzwanzig Jahre Zeit die Gesellschaft zu überzeugen. In diese Zeit fiel unglücklicherweise die Armutsmigration und Harz IV. Mit Ausnahme von 2009 boomte die deutsche Wirtschaft unaufhörlich und die Männer wurden nicht mehr satt vor Fressen. Money Money Money. Die Paradies Boys waren der Höhepunkt, aber den Schuss hat die Branche nicht gehört. Dabei war doch klar, daß dort wo viel Geld im Spiel ist der Druck und die Abhängigkeit am Größten ist.

Mein Lösungsansatz: Die Kunden haben die Wahl. Entweder akzeptieren, dass Sexarbeit in der Prostitution die Machtverhältnisse umdreht, daß eben nicht der Mann bestimmt sondern die Frau ihr Programm darbietet, in Südamerika heißt das "Programm machen", oder untergehen, hinab in den Untergrund zu den Leichen der Schattenwelt. Nachtgestalten. Schatten ihrer selbst. Taugenichtse. Mir wäre 2012, als für mich die Internet Schreiberei begann, nie und nimmer eingefallen, Kritik an einem Sex Date zu üben, geschweige denn an einer Frau, und schon ganz ausgeschlossen ÖFFENTLICH.

Das ist es was den Unterschied macht. Der Krieg mit den Abolitionist:innen findet über Sprache statt. Und die Gesellschaft liest mit. Und die Gesellschaft ist nicht blöd, genauso wenig wie die engagierte Zivilgesellschaft, das Rückgrat unseres freiheitlich demokratischen Rechtsstaats, ob mal mehr oder weniger sozial oder liberal oder ökologisch oder fortschrittlich oder feministisch oder kinderfreundlich oder altengerecht oder männerfeindlich oder behindertengerecht oder sexual- und körperfeindlich.

Wenn das Sexkaufverbot in Deutschland angekommen ist, wird es wieder Barbetriebe und Cabaret geben. Wir werden uns zuprosten, Glück und Gesundheit, Erfolg und einen Geldsegen wünschen, und im Separee Verbotenes tun, und die Sitte wird es nicht so genau nehmen, außer sie hat den Betrieb auf der Liste. Alles schon mal dagewesen. Dort wo heute noch Spielhallen Barbetriebe übertünchen wird das Original wieder zum Vorschein kommen. Die Männer werden lernen "Bitte" zu sagen, und wie man Wünsche äußert ohne bedrohlich zu wirken. Alles nicht so schlimm. Die westliche Welt ist und war immer im Umbruch. Das ist unser Überlebensvorteil gegenüber autokratischen Systemen.

Los werden wir ein Sexkaufverbot natürlich nie mehr. Das kann vielleicht in hundert Jahren durch "Vergessenheit" außer Kraft treten, weil körperlicher Sex nicht mehr so wichtig ist, und niemand mehr sich erinnert, daß es einmal anders war. Es war ja die Sprache eines Teils der männlichen Kunden die das Sexkaufverbot herbei redete, und damit meine ich mich nicht selbst, sondern die Foren-Tastenwixer und Möchte-Gern-Zuhälter und Vollzugsneurotiker. Die offen gebliebene Frage lautet, ob es auch anders hätte kommen können, und wenn, unter welchen Voraussetzungen. Wann sind wir falsch abgebogen? Ich sage bei der Wiedervereinigung. Ossi-Frauen kritisierten Wessi-Männer wegen ihres voyeuristischen Blicks am FKK Strand. Das sagt viel über die psychische Deformation von erfolgreichen kapitalistisch geprägten Wohlstandsbürgern aus. Die Mittelschicht aber muss der armen Bevölkerung vormachen, wohin ihr Aufstieg gehen kann. Nur so hätte der aufkommenden beißenden Armutsprostitution in Europa ihre zerfleischenden Zähne gezogen werden können.