Bemerkenswertes Statement v. Faika El Nagashi

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Zwerg
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Bemerkenswertes Statement v. Faika El Nagashi

Beitrag von Zwerg »

Da kann man nur Danke sagen![
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Seit 20 Jahren setze ich mich für die Rechte von Sexarbeiter*innen ein. Es sind mehrheitlich Frauen und mehrheitlich Migrantinnen, die - oft kriminalisiert, illegalisiert und stigmatisiert - Sexdienstleistungen gegen Bezahlung anbieten.

Es sind absolut überwiegend Männer, die Sex gegen Bezahlung nachfragen.

Und es ist eine unheilige Allianz, die dieses "Gewerbe" am Laufen hält, aber die Hauptakteur*innen darin - nämlich die Sexarbeiter*innen selbst - unsichtbar macht, schutzlos und rechtlos lässt und sie an den Rand der Gesellschaft drängt.

Polizei, Gesundheitsamt, Medien, Finanzämter, Ordnungsamt - allesamt kontrollieren, regulieren und strafen sie Sexarbeiter*innen. Und alle wissen um die gesellschaftliche Doppelmoral. Das Stigma der Sexarbeit trifft die Sexarbeiter*innen - nicht die Kunden, nicht die Besitzer und Betreiber der Bordelle und Laufhäuser und Escort-Agenturen, nicht die vielen Profiteure der Sexindustrie: von Boulevardblättern, die Inserate verkaufen, über Internet Service Provider, die Webseiten hosten, über Hotels, die selbstverständlich Taxis rufen, um ihre (männlichen) Gäste zu den bekannten "Gentlemen Clubs" zu fahren. Alles legal - während Sexarbeiter*innen drangsaliert, in ihrer Existenz bedroht und in ihren vielfältigen Lebensrealitäten überhaupt nicht wahrgenommen werden. Sie gelten entweder als "Täterinnen" ("Geheimprostitution" oder "illegale Migration") oder als Opfer ("Zwangsprostitution" oder Frauenhandel).

Als Akteur*innen werden sie auch von der Politik nicht wahrgenommen. Dafür bräuchte es die bedeutsame Einbindung und Einbeziehung von Sexarbeiter*innen in alle Belange, die sie und ihre Arbeitsbedingungen betreffen. Unabhängig davon, wo sie herkommen oder in welchem Bereich sie arbeiten.

Dafür setze ich mich nach wie vor ein.

Und - wie schon lange gefordert - für eine bundesweite Ombudsstelle für Sexarbeiter*innen. Unabhängig und unter Leitung und mit Expertise von Sexarbeiter*innen selbst. In keinem anderen Bereich wäre es möglich, die Betroffenen derart aus den Arbeitsgruppen, Runden Tischen und Gesetzesvorhaben auszuschließen, wie bei Sexarbeiter*innen. Es ist Zeit, die Selbstvertretungen anzuerkennen.