Der Lohn der Prostitutiton

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fraences
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Der Lohn der Prostitutiton

Beitrag von fraences »

Besser schlecht blondiert als gar nicht?
Der Lohn der Prostitution: Mit diesen Sex-Kniffen kassieren Huren noch besser ab
Die Stundenlöhne von Prosituierten sind in den vergangenen Jahren stark gesunken, wie eine internationale Studie des britischen „Economist“ zeigt. Anhand der Untersuchung lässt sich nachvollziehen, was Sonderleistungen im Schnitt kosten – und welches körperliche Attribut wie viel mehr bringt.


190.000 Online-Profile von Sex-Arbeiterinnen hat die britische Wochenzeitschrift „Economist“ durchforstet und daraus eine Studie über die Gehaltsentwicklung im angeblich ältesten Gewerbe der Welt gemacht.

Am auffallendsten ist demnach der Abwärtstrend beim Stundenlohn: Während der durchschnittliche Preis für eine Stunde mit einer Prostituierten laut des „Economist“-Berichts im Jahr 2006 noch bei mehr als 330 US-Dollar (rund 246 Euro) lag, sank er im Jahr 2012 fast auf die 250-Dollar-Marke (rund 187 Euro). Inzwischen ist er wieder leicht gestiegen, im laufenden Jahr 2014 auf etwas mehr als 260 Dollar (194 Euro).

Gründe für den Preisverfall

Als Gründe für diesen Preisverfall nennt der „Economist“ die Finanzkrise, Zuwanderung, Unerfahrenheit der Prostituierten und Konkurrenz durch Dating-Apps wie zum Beispiel Tinder.


So zitiert der Bericht eine Teilzeit-Escort-Dame aus Südengland, deren Telefon seit der Finanzkrise teilweise wochenlang stillsteht: Männer sähen käuflichen Sex als Luxus an und verzichteten deshalb darauf, wenn das Geld knapp werde.

Außerdem ziehen besonders die großen Städte viele Zuwanderinnen an, die dann als Sexarbeiterinnen versuchen, Geld zu verdienen. Das macht es schwieriger für die Prosituierten vor Ort, ihre Preise abzusprechen.

Riskante Praktiken

Auch Unerfahrenheit bei den Prostituierten soll ein Grund für geringe Preise sein: Maxine Doogan, die Gründerin einer Lobbygruppe für Sexarbeiterinnen, schildert dem „Economist“, dass sie 1988 als junge Prostituierte mit Stundenlöhnen von etwa 200 Dollar für Standardleistungen wie Sex und Oralverkehr begonnen habe. Heute entspräche das fast 400 Dollar – trotzdem würden viele Anfängerinnen immer noch nur 200 Dollar verlangen.

Doogan kritisiert außerdem, dass viele unerfahrene Sexarbeiterinnen Extraleistungen ohne angemessene Honorierung anbieten, darunter auch riskante Praktiken wie Oralsex ohne Kondom.


Aufschläge für Sonderwünsche

Freier, die besondere Leistungen wollen, müssen üblicherweise auch mehr bezahlen. Demnach verdienen Sex-Arbeiterinnen, die Analsex oder Spanking (Verhauen) anbieten etwa 14 beziehungsweise 50 Dollar mehr pro Stunde. Wer mehrere Kunden auf einmal annimmt oder sich auf einen Dreier mit einer anderen Frau einlässt, verdient ebenfalls mehr.

Die Studie des „Economist“ zeigt außerdem einen Zusammenhang zwischen dem Äußeren der Sexarbeiterinnen und ihrem Verdienst. Am meisten verdienen demnach Frauen, die als dünn, aber nicht abgemagert beschrieben werden. Auch blonde Haare und volle Brüste stehen hoch im Kurs.

Besser schlecht blondiert als gar nicht?

Schlecht blondierte Haare bringen ihren Trägerinnen zwar weniger ein als echte, aber immer noch mehr als andere Haarfarben. Ein D-Körbchen soll den Stundenlohn gleich um rund 40 Dollar steigern – damit könnte sich eine Brust-OP für 3700 Dollar schon nach 90 Stunden auszahlen.

„Tinder“ als Konkurrenz

Das Internet macht es für viel Prosituierte einfacher, ihre Dienste anzubieten. Viele betrachten es als sicherer, sich im Netz einen Freier zu suchen, als auf der Straße. Außerdem läuft das Geschäft diskreter ab und dort, wo Prostitution verboten ist, sinkt das Risiko, verhaftet zu werden. Die Anonymität bringt dem Bericht zufolge auch gebildete Frauen eher dazu, Sex-Arbeit in Betracht zu ziehen.


http://www.focus.de/panorama/welt/besse ... 49444.html
Wer glaubt ein Christ zu sein, weil er die Kirche besucht, irrt sich.Man wird ja auch kein Auto, wenn man in eine Garage geht. (Albert Schweitzer)

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Fakten und Infos über Prostitution

Doris67
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Beitrag von Doris67 »

Mal wieder ein Haufen unzusammenhängender Spekulationen. Wie von seiten eines rechten Wirtschaftsblatts auch nicht anders zu erwarten.
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friederike
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Beitrag von friederike »

330 US$ bzw. 246 € für die Stunde?

Also das als Durchschnittssatz! *kopfschüttel*

Ein Economist hätte ja nicht nur auf die Stundensätze schauen dürfen ...

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deernhh
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Re: Der Lohn der Prostitutiton

Beitrag von deernhh »

Habe durch Zufall einen Artikel gefunden:

Was bleibt wirklich übrig im Geldbeutel einer Hure?
Prostitution – Dienstleistung wie jede andere? Was verdient man eigentlich so im horizontalen Gewerbe?


MELANIE ROJAHN

Man hat mit einer Person geschlafen. Für Geld. Ein Austausch also, von Leistung und Gegenleistung, wie er tagtäglich in allen möglichen Arten von Transaktionen vollzogen wird. Und dennoch unterscheidet sich die Prostitutionszunft deutlich vom übrigen Dienstleistungssektor. Die Wirtschaftlichkeit eines Produktes oder einer Dienstleistung errechnet sich laut einschlägiger Lehrliteratur der Betriebswirtschaft wie folgt:
Wirtschaftlichkeit [in %] = Leistung (Ertrag) / Kosten (Aufwand) x 100
An alle überambitionierten BWL-Studenten, die nun den erhobenen Zeigefinger gen Himmel recken: Natürlich sind hier noch weitere Faktoren zu berücksichtigen, doch liegt diese Ausgangsformel der folgenden Betrachtung des Prostitutionsgewerbes zugrunde.



Legalisierte Obszönität


Die Geschichte der Prostitution ist so alt wie die Menschheit selbst – manifestiert in der Mär vom ältesten Gewerbe der Welt. Doch entgegen anderer, ebenso ursprünglicher Wirtschaftsbereiche, kommt das Geschäft mit der Lust nie aus der Mode. Das Rotlichtmilieu ist mittlerweile zum medien- und salonfähigen Thema geworden. Die Geschichte der vier Prostituierten, die sich erfolgreich gegen ein Verbot ihres Geschäftes in Friedrichshafen zur Wehr setzten, ging durch sämtliche Tageszeitungen. Wie häufig Aufsichtsratssitzungen um die Gesellschaft von jungen Damen aus der horizontalen Branche bereichert werden, ist zwar schon lange kein Geheimnis mehr, sorgt aber dennoch zuverlässig für Aufsehen. Weshalb haftet der Prostitution trotz ihrer Allgegenwärtigkeit nach wie vor der Ruf des Obszönen an?
Denn im Gegensatz zu Straftaten wie Drogenproduktion, Drogenhandel oder Zigarettenschmuggel, ist Prostitution in Deutschland grundsätzlich legal. Vorausgesetzt es handelt sich hierbei um die freiwillige Ausübung durch Erwachsene.



Die Ökonomie der Geilheit


Rein wirtschaftlich betrachtet ist das „Geschäft mit der Liebe“ nur mittelmäßig lukrativ: Geschätzt prostituieren sich in Deutschland etwa 400.000 Menschen. Obwohl die Dunkelziffer vermutlich sehr viel höher ist, hat sich diese Zahl in den vergangenen Jahren so etabliert, dass selbst das Statistische Bundesamt seinen Kalkulationen diese Zahl zugrunde legt. Dabei lässt sich diese Gesamtsumme auf folgende Kategorien herunterbrechen: 89.500 Anschaffende in Bordellen, 71.600 Menschen prostituieren sich auf dem Straßenstrich, Hostessendienste im Sinne des Callgirl- bzw. Callboy-Angebots beschäftigen 60.000 Menschen. Die übrigen knapp 180.000 Personen sind Angestellte in diversen Einrichtungen wie Telefonsex-Hotlines, Table Dance Bars oder Hotels mit entsprechenden Zusatzleistungen. Der geschätzte Umsatz dieser Branche beträgt jährlich rund 14,6 Milliarden Euro. Um den pulsierenden Blutdruck aller Wirtschaftswissenschaftler gleich wieder zu senken: Ja, hierbei handelt es sich um den reinen Umsatz, nicht um die Wertschöpfung. Um diese zu berechnen, muss, wie einleitend aufgeführt, noch der finanzielle Aufwand berücksichtigt werden. Neben den naheliegenden Ausgaben für Dinge wie Kleidung, Verhütungsmittel und Miete, fallen nicht selten weitere Kosten für Schutzgeldzahlungen oder Anzeigen an. Das Statistische Bundesamt setzt hier Gesamtausgaben von 7,3 Milliarden Euro an, also 50% des Umsatzes.



Das Prinzip von Angebot und Nachfrage


Was bedeutet das aber für den Geldbeutel eines jeden einzelnen Anschaffenden?
Wie in jedem Geschäftszweig, bestimmt die Nachfrage den Preis. Und wie in jedem Geschäftszweig, hat der Standort maßgeblichen Einfluss auf den Umsatz einer/eines Prostituierten. So wirbt ein „traditionsreiches“ Münchner Bordell auf seiner Homepage damit, dass die Damen Leistung und Preise mit jedem Kunden individuell vereinbaren. Das ist jedoch ganz klar von den Zuständen im Bereich der Zwangs- und Armutsprostitution zu trennen. Denn hier, so Elvira Niesner von der Beratungsorganisation Frauenrecht ist Menschenrecht (FIM) gegenüber der Frankfurter Neuen Presse, sind „15€ für alles keine Seltenheit“.
Den Durchschnitts-„Kontaktpreis“ im Bordell setzt des Statistische Bundesamt bei 50€ an. Ein unbekannter Festsatz hiervon geht an das Haus. Vom Restbetrag sind Steuern sowie Sonderbesteuerungen abzuführen, über welche das Bündnis der Fachberatungsstellen für Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter, kurz bufas e.V., aufklärt. Großzügig kalkuliert, bleiben im Durschnitt pro Kunde also ca. 15€ bei der anschaffenden Person. Dies ist jedoch keinesfalls einem Stundensatz gleichzusetzen. Zunehmende Konkurrenz, also steigendes Angebot, hat Einfluss auf die Nachfrage beim einzelnen Anbieter, der dies über Preisanpassungen auszugleichen versucht.



Unkalkulierbarer Mehraufwand


Bis hierhin lassen sich die gängigen Theorien der Wirtschaftswissenschaften noch unverändert anbringen. In der Kalkulation bislang aber unbeachtet bleiben die psychischen und nicht zuletzt körperlichen Aufwendungen, die dieses Gewerbe mit sich bringt. Jedem Menschenrechtler steht es frei, an dieser Stelle die Hände über dem Kopf zusammenzuschlagen: Prostitution losgelöst von psychischen und physischen Opfern zu betrachten, ist verdammt kurzsichtig. Und vermutlich ist es dieser Faktor, der das Gewerbe von allen anderen Dienstleistern unterscheidet und der Prostitution als riesigem Wirtschaftsbereich eine Sonderrolle einräumt. Dieser Sonderrolle wiederum ist es wohl geschuldet, dass das Gewerbe – im Gegensatz zu vielen anderen – auch ohne große Marketing- und Werbebudgets nach wie vor existiert und voraussichtlich auch noch lange Zeit wachsen wird.

https://www.zeitjung.de/wirtschaftsfakt ... ellschaft/

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deernhh
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Re: Der Lohn der Prostitutiton

Beitrag von deernhh »

9. August 2019, 18:51 Uhr
Internet
Was hast du? Was bist du?

Eine Webvideo-Serie des BR fragt Menschen nach ihrem Verdienst und lenkt so indirekt auf gesellschaftliche Fragestellungen, die immer beim Geld mitschwingen.

Von Philipp Bovermann

Geld ist immer noch das, was Sex mal war, bevor es Pornos mit politischem Anspruch gab: Man redet nicht darüber. Geld ist ein Tabuthema. Geld ist aufregend. Geld ist dirty. Die Sadomaso-Sexarbeiterin Mademoiselle Ruby hat damit kein Problem. Sie zählt erst mal Scheine, ihr letzter Gast ist gerade gegangen. Sechzig Minuten "Spielzeit" plus Vor- und Nachgespräch. Macht 250 Euro für etwa neunzig Minuten. Damit hat sie zwar noch nichts verdient, aber "immerhin schon mal die Miete drin. Auch ein gutes Gefühl."

In einer neuen Webvideo-Serie des Bayerischen Rundfunks, die sich dessen Volontäre ausgedacht haben, geht es um das Gehalt von Menschen aus unterschiedlichen Berufsgruppen, um die Frage "Lohnt sich das?", so der Titel. Mademoiselle Ruby beispielsweise ist ganz zufrieden. Zwölf bis 14 Stunden "echter Arbeit" hat sie monatlich im Studio, plus Büroarbeit, damit kommt sie auf etwa 2000 Euro netto im Monat. Für sie reicht das, sie mag ihren Job, aber es ist gar nicht mal so viel, wenn man es mit Oliver vergleicht, einem "Trader", also Börsenspekulanten, der den lieben, langen Tag in seiner Wohnung in München-Haidhausen Kurse beobachtet. Er hat aktuell eine "Position offen im deutschen Aktienmarkt". Punkt neun zur Börseneröffnung klingelt ein Alarm. Am Ende eines langen Tages, an dem "viel Action" auf dem Markt war, lässt der Trader den Tag mit einem Glas Weißwein im feinen Restaurant ausklingen, das ihm teilweise gehört. Olivers monatlicher Marktwert: Etwa 5000 Euro netto.

"Lohnt sich das?" finanzscannt auf einer Länge von nur wenigen Minuten pro Folge den Tagesablauf seiner Protagonisten. Ein Beatproduzent etwa redet stolz darüber, dass der Beat, den er einmischt, "eigentlich siebzig Prozent des Songs" ausmacht; so sieht bei ihm die immaterielle Haben-Seite aus, derweil erfahren wir per Einblendung von seinen Ausgaben: Minus fünfzig Euro monatlich für das Studio im Haus seiner Eltern. Dorthin fährt er mit dem Auto der Freundin - minus dreißig Euro monatlich. Und so weiter. Am Ende des Tages wird Bilanz gezogen. Ausgaben und Einnahmen, Materielles und Immaterielles werden in der Frage "Lohnt sich das?" verrechnet, die jeder der Protagonisten beantwortet.

Der Aufbau ähnelt somit einer bekannten Kreditkartenwerbung, in der Beträge von Einkäufen aufgezählt werden, bis am Ende irgendein supercharmantes Erlebnis "unbezahlbar" ist. Hier läuft das umgekehrt: Diesmal steht die Selbstverwirklichung am Anfang, dann folgt ein nüchtern-ernüchternder Striptease bis auf die finanzielle Unterwäsche. In der Sprache nackter Zahlen werden unterschiedliche Lebensentwürfe hinsichtlich ihrer gesellschaftlichen Wertschätzung vergleichbar.

Dass es bei dem Format implizit auch um politisch-gesellschaftliche Fragen geht, fällt vor allem in den beiden Folgen auf, in denen es nicht um einen, sondern um zwei Protagonisten geht, deren Hauswirtschaften einander gegenübergestellt werden. Denn wahrscheinlich wird von Gehältern deshalb so wenig geredet, weil man sie unwillkürlich sofort in Relation setzt - und dann auf aufrührerische Gedanken kommt. Die Frage "Lohnt sich das?" stellt sich erst zusammen mit einer anderen Frage: Lohnt sich, was ich tue, wenn der Typ da drüben so und so viel mehr kriegt? Ist das gerecht? Eine freiberufliche Hebamme fühlt sich "nicht so wertgeschätzt" mit ihrem Honorar, das bei einem Stundenlohn von rund dreißig Euro brutto liegt - wenn sie im Einsatz ist. Und das bei einer Verantwortung über Leben und Tod. Kein Wunder, dass Geld ein Tabuthema ist.

Lohnt sich das? Br-Mediathek und youtube.

https://www.sueddeutsche.de/medien/inte ... -1.4559055