Stellungnahme von Doña Carmen e.V. zum Mainzer „Weltkongress gegen sexuelle Ausbeutung von Frauen und Mädchen“
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Re: Stellungnahme von Doña Carmen e.V. zum Mainzer „Weltkongress gegen sexuelle Ausbeutung von Frauen und Mädchen“
Gibt es den irgendwelche Gegenreaktionen...?
Kasharius grüßt
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Re: Stellungnahme von Doña Carmen e.V. zum Mainzer „Weltkongress gegen sexuelle Ausbeutung von Frauen und Mädchen“
Die Abolis haben es in die heutige Tagesschau (um 12 Uhr mittags) geschafft (ab ungefähr der zwölften Minute).
Verfügbar bis 10.04.2019
http://mediathek.daserste.de/Tagesschau ... d=61708522
Verfügbar bis 10.04.2019
http://mediathek.daserste.de/Tagesschau ... d=61708522
Zuletzt geändert von deernhh am 03.04.2019, 17:18, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Stellungnahme von Doña Carmen e.V. zum Mainzer „Weltkongress gegen sexuelle Ausbeutung von Frauen und Mädchen“
Danke, für den Hinweis, Deernhh!
Der Bericht ist schlimmer als befürchtet. Wenn ihnen heute schon die Tagesschau eine Bühne bietet, bin ich gespannt, wo morgen ebenso unkritisch die "Mainzer Erklärung" verbreitet wird. Ist denn jetzt schon das ganze Establishment in Richtung Totalitarismus gekippt?
Und für diese einseitige Propaganda muss man auch noch Zwangsgebühren zahlen...
Der Bericht ist schlimmer als befürchtet. Wenn ihnen heute schon die Tagesschau eine Bühne bietet, bin ich gespannt, wo morgen ebenso unkritisch die "Mainzer Erklärung" verbreitet wird. Ist denn jetzt schon das ganze Establishment in Richtung Totalitarismus gekippt?
Und für diese einseitige Propaganda muss man auch noch Zwangsgebühren zahlen...

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Re: Stellungnahme von Doña Carmen e.V. zum Mainzer „Weltkongress gegen sexuelle Ausbeutung von Frauen und Mädchen“
MITTWOCH, 03. APRIL 2019
Rheinland-Pfalz & Saarland
Frauenrechtlerinnen fordern mehr Schutz für Prostituierte
Frauenrechtlerin Alice Schwarzer. Foto: Henning Kaiser/Archivbild
Die Rahmenbedingung für Prostitution regelt in Deutschland seit 2017 ein Gesetz. Es soll die Selbstbestimmung der Frauen stärken und Gefahren verringern. Alice Schwarzer, andere Frauenrechtlerinnen und Ex-Prostituierte halten es für den falschen Weg.
Mainz (dpa/lrs) - Deutschland geht nach Auffassung von Frauenrechtlerin Alice Schwarzer zu wenig gegen Prostitution vor. "Die Gesetze tragen eindeutig die Handschrift der Prostitutions-Lobby", sagte die 76-Jährige zu Beginn des "Weltkongresses gegen sexuelle Ausbeutung von Frauen und Mädchen" am Mittwoch in Mainz. Mit Prostitution werde weltweit mindestens so viel Geld gemacht wie mit Drogen und Waffen. Aber etwa neun von zehn Frauen endeten im totalen Elend. "In Deutschland gehen wir in Sachen Prostitution einen Sonderweg", kritisierte Schwarzer. Prostitution werde nicht geächtet, sondern sei sogar salonfähig, monierte sie. So habe Deutschland eine Drehscheibe für den Menschenhandel werden können und sei ein "Paradies für Zuhälter und Freier".
"Prostitution: Weder Sex noch Arbeit!", lautet das Thema des Kongresses. Rund 300 Menschen aus zahlreichen Ländern diskutieren bis einschließlich Donnerstag über das Thema. Sie fordern ein generelles "Sexkaufverbot" auch in Deutschland und die Einführung des sogenannten Nordischen Modells, bei dem sich Freier per se strafbar machen. "Keine Einzige macht sowas freiwillig", sagte Lea Ackermann, die Gründerin des Vereins SOLWODI, der den Kongress organisiert hat.
Sandra Norak, Mitglied des Vereins "Sisters - für den Ausweg aus der Prostitution", schilderte ihren Weg in die Prostitution und das Leiden. Ein vermeintlicher Geliebter habe sie zum ersten Mal mit in ein Bordell genommen. Obwohl sie ein schlechtes Gefühl hatte, ließ sie sich zur Prostitution überreden. Sie war jung, ihre Familienverhältnisse schwierig und sie habe nicht gewusst, wie sie sich verhalten sollte, berichtete Norak. Der Mann habe ihr nicht nur Liebe vorgegaukelt, sondern auch "einen Job wie jeden anderen". Diese Loverboy-Methode stehe häufig am Beginn von Prostitution. Faktoren wie Armut, Gewalt- und Missbrauchserfahrung machten es den Männern leichter.
Sechs Jahre habe sie in der Prostitution dann Frauen erlebt, die Misshandlungen und die Verletzung ihrer Würde nur mit viel Alkohol und Drogen ertrugen, berichtete Norak. Frauen, die Gefühle wie Schmerz, Widerstand, Trauer und Ekel unterdrückt und keinen Ausweg aus der "permanenten Demütigung und Entmenschlichung" gefunden hätten. Der Staat müsse die Menschen vor der Ausbeutung in der Prostitution schützen, verlangte Norak. Er toleriere mit seinen Gesetzen vielmehr den sexuellen Missbrauch.
"Wir brauchen einen Richtungswechsel in Deutschland hin zum "Nordischen Modell"", verlangte sie. Dieses existiere bereits seit einigen Jahren in Schweden, Island und Norwegen. Seit 1999 hätten sich immer mehr europäische Länder dem Modell angeschlossen, zuletzt Frankreich (2016) und Irland (2017).
Die Bundesregierung hält die Einführung des "Nordischen Modells" nicht für den richtigen Weg. Dies "würde an der realen Situation nichts ändern, sondern lediglich den Eindruck erwecken, dass die Prostitution eingedämmt worden sei", erläuterte ein Sprecher des Bundesfamilienministeriums in Berlin. "Wo die Prostitution verboten ist, ist sie nicht mehr sichtbar - aber dennoch vorhanden und vermutlich mit größeren Gefahren für die Prostituierten verbunden."
Mit dem Prostituiertenschutzgesetz wurden in Deutschland erstmals 2017 rechtliche Rahmenbedingungen für die legale Prostitution geschaffen. Ziel des Gesetzes ist es, das sexuelle Selbstbestimmungsrecht von Prostituierten zu stärken, fachgesetzliche Grundlagen zur Gewährleistung verträglicher Arbeitsbedingungen zu schaffen und gefährliche Erscheinungsformen der Prostitution einzudämmen. Dazu gehört etwa die Pflicht zur persönlichen Anmeldung und zu regelmäßigen gesundheitlichen Beratungen. Diese Reform des Gesetzes von 2002 habe zwar etwas verbessert, aber nicht viel, bemängelte Schwarzer.
Beim "Sexkaufverbot" wie in Schweden werde der Kauf - nicht jedoch der Verkauf - sexueller Dienste kriminalisiert, sagte der Ministeriumssprecher. "Auch in diesem Fall besteht aber aus unserer Sicht wie bei einem kompletten Prostitutionsverbot die große Gefahr, dass die Sexarbeiterinnen in die Illegalität gedrängt werden und den Gefahren und Risiken des Gewerbes schutzlos ausgeliefert sind."
https://www.n-tv.de/regionales/rheinlan ... 45438.html
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Frauenrechtlerinnen fordern mehr Schutz für Prostituierte
Frauenrechtlerin Alice Schwarzer. Foto: Henning Kaiser/Archivbild
Die Rahmenbedingung für Prostitution regelt in Deutschland seit 2017 ein Gesetz. Es soll die Selbstbestimmung der Frauen stärken und Gefahren verringern. Alice Schwarzer, andere Frauenrechtlerinnen und Ex-Prostituierte halten es für den falschen Weg.
Mainz (dpa/lrs) - Deutschland geht nach Auffassung von Frauenrechtlerin Alice Schwarzer zu wenig gegen Prostitution vor. "Die Gesetze tragen eindeutig die Handschrift der Prostitutions-Lobby", sagte die 76-Jährige zu Beginn des "Weltkongresses gegen sexuelle Ausbeutung von Frauen und Mädchen" am Mittwoch in Mainz. Mit Prostitution werde weltweit mindestens so viel Geld gemacht wie mit Drogen und Waffen. Aber etwa neun von zehn Frauen endeten im totalen Elend. "In Deutschland gehen wir in Sachen Prostitution einen Sonderweg", kritisierte Schwarzer. Prostitution werde nicht geächtet, sondern sei sogar salonfähig, monierte sie. So habe Deutschland eine Drehscheibe für den Menschenhandel werden können und sei ein "Paradies für Zuhälter und Freier".
"Prostitution: Weder Sex noch Arbeit!", lautet das Thema des Kongresses. Rund 300 Menschen aus zahlreichen Ländern diskutieren bis einschließlich Donnerstag über das Thema. Sie fordern ein generelles "Sexkaufverbot" auch in Deutschland und die Einführung des sogenannten Nordischen Modells, bei dem sich Freier per se strafbar machen. "Keine Einzige macht sowas freiwillig", sagte Lea Ackermann, die Gründerin des Vereins SOLWODI, der den Kongress organisiert hat.
Sandra Norak, Mitglied des Vereins "Sisters - für den Ausweg aus der Prostitution", schilderte ihren Weg in die Prostitution und das Leiden. Ein vermeintlicher Geliebter habe sie zum ersten Mal mit in ein Bordell genommen. Obwohl sie ein schlechtes Gefühl hatte, ließ sie sich zur Prostitution überreden. Sie war jung, ihre Familienverhältnisse schwierig und sie habe nicht gewusst, wie sie sich verhalten sollte, berichtete Norak. Der Mann habe ihr nicht nur Liebe vorgegaukelt, sondern auch "einen Job wie jeden anderen". Diese Loverboy-Methode stehe häufig am Beginn von Prostitution. Faktoren wie Armut, Gewalt- und Missbrauchserfahrung machten es den Männern leichter.
Sechs Jahre habe sie in der Prostitution dann Frauen erlebt, die Misshandlungen und die Verletzung ihrer Würde nur mit viel Alkohol und Drogen ertrugen, berichtete Norak. Frauen, die Gefühle wie Schmerz, Widerstand, Trauer und Ekel unterdrückt und keinen Ausweg aus der "permanenten Demütigung und Entmenschlichung" gefunden hätten. Der Staat müsse die Menschen vor der Ausbeutung in der Prostitution schützen, verlangte Norak. Er toleriere mit seinen Gesetzen vielmehr den sexuellen Missbrauch.
"Wir brauchen einen Richtungswechsel in Deutschland hin zum "Nordischen Modell"", verlangte sie. Dieses existiere bereits seit einigen Jahren in Schweden, Island und Norwegen. Seit 1999 hätten sich immer mehr europäische Länder dem Modell angeschlossen, zuletzt Frankreich (2016) und Irland (2017).
Die Bundesregierung hält die Einführung des "Nordischen Modells" nicht für den richtigen Weg. Dies "würde an der realen Situation nichts ändern, sondern lediglich den Eindruck erwecken, dass die Prostitution eingedämmt worden sei", erläuterte ein Sprecher des Bundesfamilienministeriums in Berlin. "Wo die Prostitution verboten ist, ist sie nicht mehr sichtbar - aber dennoch vorhanden und vermutlich mit größeren Gefahren für die Prostituierten verbunden."
Mit dem Prostituiertenschutzgesetz wurden in Deutschland erstmals 2017 rechtliche Rahmenbedingungen für die legale Prostitution geschaffen. Ziel des Gesetzes ist es, das sexuelle Selbstbestimmungsrecht von Prostituierten zu stärken, fachgesetzliche Grundlagen zur Gewährleistung verträglicher Arbeitsbedingungen zu schaffen und gefährliche Erscheinungsformen der Prostitution einzudämmen. Dazu gehört etwa die Pflicht zur persönlichen Anmeldung und zu regelmäßigen gesundheitlichen Beratungen. Diese Reform des Gesetzes von 2002 habe zwar etwas verbessert, aber nicht viel, bemängelte Schwarzer.
Beim "Sexkaufverbot" wie in Schweden werde der Kauf - nicht jedoch der Verkauf - sexueller Dienste kriminalisiert, sagte der Ministeriumssprecher. "Auch in diesem Fall besteht aber aus unserer Sicht wie bei einem kompletten Prostitutionsverbot die große Gefahr, dass die Sexarbeiterinnen in die Illegalität gedrängt werden und den Gefahren und Risiken des Gewerbes schutzlos ausgeliefert sind."
https://www.n-tv.de/regionales/rheinlan ... 45438.html
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Re: Stellungnahme von Doña Carmen e.V. zum Mainzer „Weltkongress gegen sexuelle Ausbeutung von Frauen und Mädchen“
Weder typisch für den Mainstream: Von der Gegenaktion von Dona Carmen, Flyer verteilt kein Wort in den Beitrag:
https://www.tagesschau.de/multimedia/vi ... MzNpweTVR4
https://www.tagesschau.de/multimedia/vi ... MzNpweTVR4
Wer glaubt ein Christ zu sein, weil er die Kirche besucht, irrt sich.Man wird ja auch kein Auto, wenn man in eine Garage geht. (Albert Schweitzer)
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Fakten und Infos über Prostitution
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Re: Stellungnahme von Doña Carmen e.V. zum Mainzer „Weltkongress gegen sexuelle Ausbeutung von Frauen und Mädchen“
Mummenschanz in Mainz:
Flugblatt-Aktion zum Abolitionisten-Kongress
Mit einer Flugblatt-Aktion empfing Dona Carmen auf dem Mainzer Bahnhofsvorplatz die neun Mitglieder des „Marsches der Überlebenden“. Nach einem kurzen Foto-Shooting-Termin für die Medien zogen rund 100 Abolitionisten in Begleitung von Dona Carmen e. V. durch die Mainzer Innenstadt, um auf einer anschließenden Pressekonferenz im Institut Francais erneut Presse und Medien für ihre Forderung einer Freier-Kriminalisierung zu erwärmen. Nachfolgend der Text des Dona-Carmen-Flugblatts.
Lügen, Manipulation und Opfer-Inszenierung:
Mainzer Abolitionisten-Kongress
verschaukelt die Öffentlichkeit
https://www.donacarmen.de/wp-content/up ... INZ-02.pdf
Flugblatt-Aktion zum Abolitionisten-Kongress
Mit einer Flugblatt-Aktion empfing Dona Carmen auf dem Mainzer Bahnhofsvorplatz die neun Mitglieder des „Marsches der Überlebenden“. Nach einem kurzen Foto-Shooting-Termin für die Medien zogen rund 100 Abolitionisten in Begleitung von Dona Carmen e. V. durch die Mainzer Innenstadt, um auf einer anschließenden Pressekonferenz im Institut Francais erneut Presse und Medien für ihre Forderung einer Freier-Kriminalisierung zu erwärmen. Nachfolgend der Text des Dona-Carmen-Flugblatts.
Lügen, Manipulation und Opfer-Inszenierung:
Mainzer Abolitionisten-Kongress
verschaukelt die Öffentlichkeit
https://www.donacarmen.de/wp-content/up ... INZ-02.pdf
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Re: Stellungnahme von Doña Carmen e.V. zum Mainzer „Weltkongress gegen sexuelle Ausbeutung von Frauen und Mädchen“
Wunderbar, vielen Dank, Fraences!



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Re: Stellungnahme von Doña Carmen e.V. zum Mainzer „Weltkongress gegen sexuelle Ausbeutung von Frauen und Mädchen“
Sehr gut. Es gibt Widerstand und ich hatte ehrlich gesagt auch nichts anderes erwartet. BRAVO! Und hier eine etwas ältere Erklärung des BeSD e.V. zu den Folgen der französischen Gesetzgebung https://berufsverband-sexarbeit.de/inde ... aufverbot/ sowie eine des BSD e.V. zu den Folgen der deutschen Gesetzgebung am Beispiel der Gesundheitsberatung http://bsd-ev.info/aktuelles/06-maerz-2019.php
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Kasharius grüßt
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Re: Stellungnahme von Doña Carmen e.V. zum Mainzer „Weltkongress gegen sexuelle Ausbeutung von Frauen und Mädchen“
04.04.2019 13:55 Uhr
Sie klärt auf über die Folgen der Prostitution: Marie Merklinger. bild: imago/watson-montage
"Junge Mädchen werden hier kaputtgefickt" – Ex-Prostituierte fordert Sexkaufverbot
Timo Stein
Sie nennen sich "Überlebende". Frauen, die den Absprung aus der Prostitution geschafft haben. Marie Merklinger ist eine von ihnen.
Drei Jahre lang bekam Merklinger Geld gegen Sex. Damals war sie schon über 40, arbeitslos, alleinerziehend, ihr stand das Wasser bis zum Hals. Diese Zeit hat Spuren hinterlassen. Narben, wie sie sagt. Seit acht Jahren kämpft sie für die Rechte von Prostituierten. In dieser Woche trifft sie andere "Überlebende" beim Weltkongress gegen sexuelle Ausbeutung in Mainz. Bis Freitag sollen "Handlungsschritte für eine Gesellschaft ohne Prostitution" erarbeitet werden. Die Frauenhilfsorganisation Solwodi (Solidarity with Women in Distress) hat dazu Experten, aber auch ehemalige Prostituierte und Opfer von Zwangsprostitution aus der ganzen Welt in die rheinland-pfälzische Landeshauptstadt geladen. Ziel ist ein Verbot von käuflichem Sex, nach schwedischem Vorbild.
Dieses Ziel verfolgt auch die Ex-Prostituierte Marie Merklinger. Ein Interview.
watson: Sie nennen sich Überlebende. Warum?
Marie Merklinger: Weil wir genau das sind: Überlebende. Überlebende des Prostitutionsmissbrauchs. Was weltweit und hier in Deutschland passiert, das ist schlicht und einfach Missbrauch. Die Frauen wollen mit diesen Männern keinen Sex. Sie haben Sex, weil sie das Geld brauchen. Sie haben den gleichen Ekel, den Frauen nun mal empfinden, wenn sie mit Männern Sex haben, mit denen sie eigentlich keinen wollen. Daran ändert Geld nichts. Es ist etwas sehr, sehr Intimes, das erzwungen wird durch die Not, Geld machen zu müssen. Das macht wirklich jede Frau kaputt.
Dabei wurden in den letzten Jahren die Rechte von Prostituierten doch gestärkt: Das Prostitutionsgesetz von 2002 ermöglichte es, sozialversicherungspflichtig tätig zu sein. Das Prostituiertenschutzgesetz von 2017 schuf die Möglichkeit, sich registrieren zu lassen und gesundheitliche Beratung zu bekommen. Ist das keine Verbesserung?
Sicher ist es gut, wenn die Frauen jetzt darauf bestehen können, dass ein Kondom verwendet wird. Aber ansonsten? Im Grunde wurde Tür und Tor geöffnet, sodass jeder in die Prostitution gehen kann. Die Situation ist doch die: Wir haben in Deutschland eine Riesenmenge an Frauen, die aus den ärmsten Ländern kommen. Frauen, die keine Bildung haben, die blutjung sind. Was hat sich für die verbessert? Die melden sich irgendwo an und zwei Wochen später weiß niemand, wo sie sind. Die wechseln ins nächste Bordell, weil die Männer Frischfleisch wollen. Die Freier wissen auch ganz genau, dass die ganz jungen Mädchen aus den osteuropäischen Ländern, die wiederum in ihren Ländern oft keine guten Erfahrungen mit der Polizei gemacht haben, ihre Rechte nicht einfordern werden.
Die Gesetzeslage
Mit dem Prostitutionsgesetz von 2002 wollte die damalige rot-grüne Bundesregierung Prostituierte in Deutschland rechtlich besserstellen und ihnen das Stigma nehmen. Seither ist Prostitution nicht mehr sittenwidrig. Prostituierte sollten sozial besser abgesichert sein, der Zugang zur gesetzlichen Kranken-, Arbeitslosen- und Rentenversicherung wurde geschaffen. Allerdings meldeten sich kaum Prostituierte an, die Gesetze blieben weitgehend wirkungslos. Aus einer Kleinen Anfrage der FDP-Bundestagsfraktion von Februar 2019 geht hervor, dass sich 2018 gerade einmal 76 Prostituierte bei Sozialversicherungen gemeldet hätten. Die Bundesregierung verwies darauf, dass die Aussagekraft der Statistik eingeschränkt sei, da viele Prostituierte sich vermutlich nicht in der offiziell vorgesehenen Berufsgattung anmelden würden. Deutschlandweit geht die Bundesregierung von rund 200.000 Frauen aus, die als Prostituierte arbeiten.
Auch das 2017 in Kraft getretene Prostituiertenschutzgesetz hat offenbar nicht die gewünschte Wirkung erzielt. Prostituierte sollen sich bei ihren Kommunen registrieren und gesundheitlich beraten lassen. Laut Bundesregierung haben sich im ersten Halbjahr nach dem Inkrafttreten gerade einmal 6959 Frauen in den jeweiligen Kommunen angemeldet.
Kritiker beklagen, die Liberalisierung der Prostitution habe das Gegenteil erreicht und Deutschland habe sich zu einer Art "Bordell Europas" entwickelt.
Sie wollen die liberale Gesetzgebung in Deutschland kippen und setzen sich für das sogenannte "Nordische Modell" nach schwedischem Vorbild ein. Das begreift Prostitution per se als eine Menschenrechtsverletzung...
Richtig, und deswegen müssen wir die Frauen komplett entkriminalisieren und die Nachfrager kriminalisieren. Es müssen die herangezogen werden, die dafür verantwortlich sind, dass so viele Frauen nach Deutschland gebracht werden: nämlich die Freier. Nur von dieser Seite kann man diesen Sumpf austrocknen. Die Freier sind die richtige Adresse. Denen ist die Not der Mädchen doch völlig wurst.
Nicht nur die Gesetze, auch die Sprache hat sich verändert. Prostituierte werden heute auch Sexarbeiterinnen genannt. Wie finden Sie diese Wortschöpfung?
Diesen Begriff lehne ich ab. Wie kann Sex Arbeit sein? Sex ist eine Sache, die zwei Menschen einvernehmlich miteinander machen. Das Wesen der Prostitution ist, dass der Mann seine Befriedigung an einer Frau erkauft. Das hat nichts mit der Sexualität der Frau zu tun, das hat nichts mit Lust der Frau zu tun. Sex kann niemals Arbeit sein.
Sie selbst haben drei Jahre in der Prostitution verbracht. Gibt es ein Leben nach der Prostitution?
Gibt es definitiv, aber es ist nicht mehr dasselbe. Die Zeit als Prostituierte nimmt einen wirklich mit. Man bekommt ein ganz schräges Männerbild. Und da muss etwas dran sein, weil man sie zu Hunderten trifft: Männer, die sich Sex um jeden Preis verschaffen. Das hat mich sicher verändert.
Inwiefern?
Ich habe keinen Drang mehr, eine Zweierbeziehung mit einem Mann zu führen. Nein, überhaupt kein Interesse. Das ist aber auch nicht schlimm. Das empfinde ich eher als angenehm. Ja, es gibt ein Leben danach. Aber ich habe meine Narben abbekommen. Und in bestimmten Situationen spüre ich sie einfach.
Es ist traumatisierend. Wenn ein 150-Kilo-Mann, der aussieht wie Super Mario, schwitzend auf einem draufliegt und man erstickt schier, dann beamt man sich einfach weg.
Das ist ein psychischer Schutzmechanismus, der einfach Spuren hinterlässt. Die vermeintlich glücklichen "Sexarbeiterinnen" nennen das Professionalität. Aber das nehme ich ihnen nicht ab. Dieser Mechanismus lässt sich nicht steuern.
Wohin haben Sie sich in solchen Momenten gebeamt?
Einfach weg. Wie soll ich Ihnen das erklären? Sie müssen sich das vom Mechanismus vielleicht ein bisschen so wie beim Zahnarzt vorstellen. Wenn Sie sich aus Angst vor dem Schmerz woanders hindenken. Natürlich ist das viel extremer als beim Zahnarzt, weil jemand komplett in sie eindringt, nicht nur in die Körperöffnungen, sondern auch mit seinem Geruch, mit allem.
Was sagen Sie jenen, die von Freiwilligkeit sprechen?
Ganz ehrlich, ich kenne keine Frau, die es einfach nur aus purer Lust am Sex mit Männern macht. Jede Frau hat ihre Geschichte dahinter. Bei jeder Frau gab es diesen Moment, an dem es Druck gab. Keine Frage, diese Frauen, die von Freiwilligkeit sprechen, sollen es machen, wenn sie es wirklich möchten. Aber nicht auf dem Rücken von Hunderttausenden jungen Mädchen, von denen wir nicht mal die Namen kennen und wir nicht mal merken, wenn sie verschwinden. Da erwarte ich Solidarität. Es kann nicht jeder 1500 bis 3000 Euro die Nacht verdienen. Die Frauen, über die ich rede, die die Majorität stellen, das sind die Frauen, die zwischen 5 und 20 Euro kriegen – und dann noch das Zimmer zahlen, und dann noch Steuern zahlen, und dann noch Geld an ihre Kinder und Familien schicken müssen. Ich war eine gestandene Frau, als ich mit über 40 in die Prostitution kam. Die Frauen, über die ich rede, das sind 18-, 19-jährige Mädchen, die hierhergelockt werden, aber keinerlei Hilfe finden. Das ist wirklich ein Elend. Das hat mir damals, als ich noch aktiv war, bereits das Herz gebrochen.
Wie haben Sie denn den Ausstieg geschafft?
Ich habe einfach Arbeit gefunden.
Gibt es etwas, das Sie sich von Seiten der Politik wünschen würden?
Dass wir Solidarität gegenüber diesen Frauen zeigen. Das bedeutet, dass die Frauen hier Bleiberecht bekommen.
Ganz junge Mädchen kommen hierher, werden hier kaputtgefickt und haben nicht mal Anspruch auf Hartz IV oder sonst was.
Die werden heimgeschickt, aufgepäppelt und landen in Spanien und Italien wieder in der Prostitution. Diese Frauen kommen zu uns und diese Gesellschaft und die Politik lassen zu, dass sie kaputtgemacht werden. Ich wünsche mir, dass wir alle für diese Frauen die Verantwortung übernehmen. Die Frauen brauchen ein Dach über dem Kopf, die Frauen brauchen Bildung. Deswegen sage ich auch zu den "Sexarbeiterinnen", die von Freiwilligkeit sprechen: Zeigt Solidarität.
https://www.watson.de/deutschland/inter ... eutschland
Sie klärt auf über die Folgen der Prostitution: Marie Merklinger. bild: imago/watson-montage
"Junge Mädchen werden hier kaputtgefickt" – Ex-Prostituierte fordert Sexkaufverbot
Timo Stein
Sie nennen sich "Überlebende". Frauen, die den Absprung aus der Prostitution geschafft haben. Marie Merklinger ist eine von ihnen.
Drei Jahre lang bekam Merklinger Geld gegen Sex. Damals war sie schon über 40, arbeitslos, alleinerziehend, ihr stand das Wasser bis zum Hals. Diese Zeit hat Spuren hinterlassen. Narben, wie sie sagt. Seit acht Jahren kämpft sie für die Rechte von Prostituierten. In dieser Woche trifft sie andere "Überlebende" beim Weltkongress gegen sexuelle Ausbeutung in Mainz. Bis Freitag sollen "Handlungsschritte für eine Gesellschaft ohne Prostitution" erarbeitet werden. Die Frauenhilfsorganisation Solwodi (Solidarity with Women in Distress) hat dazu Experten, aber auch ehemalige Prostituierte und Opfer von Zwangsprostitution aus der ganzen Welt in die rheinland-pfälzische Landeshauptstadt geladen. Ziel ist ein Verbot von käuflichem Sex, nach schwedischem Vorbild.
Dieses Ziel verfolgt auch die Ex-Prostituierte Marie Merklinger. Ein Interview.
watson: Sie nennen sich Überlebende. Warum?
Marie Merklinger: Weil wir genau das sind: Überlebende. Überlebende des Prostitutionsmissbrauchs. Was weltweit und hier in Deutschland passiert, das ist schlicht und einfach Missbrauch. Die Frauen wollen mit diesen Männern keinen Sex. Sie haben Sex, weil sie das Geld brauchen. Sie haben den gleichen Ekel, den Frauen nun mal empfinden, wenn sie mit Männern Sex haben, mit denen sie eigentlich keinen wollen. Daran ändert Geld nichts. Es ist etwas sehr, sehr Intimes, das erzwungen wird durch die Not, Geld machen zu müssen. Das macht wirklich jede Frau kaputt.
Dabei wurden in den letzten Jahren die Rechte von Prostituierten doch gestärkt: Das Prostitutionsgesetz von 2002 ermöglichte es, sozialversicherungspflichtig tätig zu sein. Das Prostituiertenschutzgesetz von 2017 schuf die Möglichkeit, sich registrieren zu lassen und gesundheitliche Beratung zu bekommen. Ist das keine Verbesserung?
Sicher ist es gut, wenn die Frauen jetzt darauf bestehen können, dass ein Kondom verwendet wird. Aber ansonsten? Im Grunde wurde Tür und Tor geöffnet, sodass jeder in die Prostitution gehen kann. Die Situation ist doch die: Wir haben in Deutschland eine Riesenmenge an Frauen, die aus den ärmsten Ländern kommen. Frauen, die keine Bildung haben, die blutjung sind. Was hat sich für die verbessert? Die melden sich irgendwo an und zwei Wochen später weiß niemand, wo sie sind. Die wechseln ins nächste Bordell, weil die Männer Frischfleisch wollen. Die Freier wissen auch ganz genau, dass die ganz jungen Mädchen aus den osteuropäischen Ländern, die wiederum in ihren Ländern oft keine guten Erfahrungen mit der Polizei gemacht haben, ihre Rechte nicht einfordern werden.
Die Gesetzeslage
Mit dem Prostitutionsgesetz von 2002 wollte die damalige rot-grüne Bundesregierung Prostituierte in Deutschland rechtlich besserstellen und ihnen das Stigma nehmen. Seither ist Prostitution nicht mehr sittenwidrig. Prostituierte sollten sozial besser abgesichert sein, der Zugang zur gesetzlichen Kranken-, Arbeitslosen- und Rentenversicherung wurde geschaffen. Allerdings meldeten sich kaum Prostituierte an, die Gesetze blieben weitgehend wirkungslos. Aus einer Kleinen Anfrage der FDP-Bundestagsfraktion von Februar 2019 geht hervor, dass sich 2018 gerade einmal 76 Prostituierte bei Sozialversicherungen gemeldet hätten. Die Bundesregierung verwies darauf, dass die Aussagekraft der Statistik eingeschränkt sei, da viele Prostituierte sich vermutlich nicht in der offiziell vorgesehenen Berufsgattung anmelden würden. Deutschlandweit geht die Bundesregierung von rund 200.000 Frauen aus, die als Prostituierte arbeiten.
Auch das 2017 in Kraft getretene Prostituiertenschutzgesetz hat offenbar nicht die gewünschte Wirkung erzielt. Prostituierte sollen sich bei ihren Kommunen registrieren und gesundheitlich beraten lassen. Laut Bundesregierung haben sich im ersten Halbjahr nach dem Inkrafttreten gerade einmal 6959 Frauen in den jeweiligen Kommunen angemeldet.
Kritiker beklagen, die Liberalisierung der Prostitution habe das Gegenteil erreicht und Deutschland habe sich zu einer Art "Bordell Europas" entwickelt.
Sie wollen die liberale Gesetzgebung in Deutschland kippen und setzen sich für das sogenannte "Nordische Modell" nach schwedischem Vorbild ein. Das begreift Prostitution per se als eine Menschenrechtsverletzung...
Richtig, und deswegen müssen wir die Frauen komplett entkriminalisieren und die Nachfrager kriminalisieren. Es müssen die herangezogen werden, die dafür verantwortlich sind, dass so viele Frauen nach Deutschland gebracht werden: nämlich die Freier. Nur von dieser Seite kann man diesen Sumpf austrocknen. Die Freier sind die richtige Adresse. Denen ist die Not der Mädchen doch völlig wurst.
Nicht nur die Gesetze, auch die Sprache hat sich verändert. Prostituierte werden heute auch Sexarbeiterinnen genannt. Wie finden Sie diese Wortschöpfung?
Diesen Begriff lehne ich ab. Wie kann Sex Arbeit sein? Sex ist eine Sache, die zwei Menschen einvernehmlich miteinander machen. Das Wesen der Prostitution ist, dass der Mann seine Befriedigung an einer Frau erkauft. Das hat nichts mit der Sexualität der Frau zu tun, das hat nichts mit Lust der Frau zu tun. Sex kann niemals Arbeit sein.
Sie selbst haben drei Jahre in der Prostitution verbracht. Gibt es ein Leben nach der Prostitution?
Gibt es definitiv, aber es ist nicht mehr dasselbe. Die Zeit als Prostituierte nimmt einen wirklich mit. Man bekommt ein ganz schräges Männerbild. Und da muss etwas dran sein, weil man sie zu Hunderten trifft: Männer, die sich Sex um jeden Preis verschaffen. Das hat mich sicher verändert.
Inwiefern?
Ich habe keinen Drang mehr, eine Zweierbeziehung mit einem Mann zu führen. Nein, überhaupt kein Interesse. Das ist aber auch nicht schlimm. Das empfinde ich eher als angenehm. Ja, es gibt ein Leben danach. Aber ich habe meine Narben abbekommen. Und in bestimmten Situationen spüre ich sie einfach.
Es ist traumatisierend. Wenn ein 150-Kilo-Mann, der aussieht wie Super Mario, schwitzend auf einem draufliegt und man erstickt schier, dann beamt man sich einfach weg.
Das ist ein psychischer Schutzmechanismus, der einfach Spuren hinterlässt. Die vermeintlich glücklichen "Sexarbeiterinnen" nennen das Professionalität. Aber das nehme ich ihnen nicht ab. Dieser Mechanismus lässt sich nicht steuern.
Wohin haben Sie sich in solchen Momenten gebeamt?
Einfach weg. Wie soll ich Ihnen das erklären? Sie müssen sich das vom Mechanismus vielleicht ein bisschen so wie beim Zahnarzt vorstellen. Wenn Sie sich aus Angst vor dem Schmerz woanders hindenken. Natürlich ist das viel extremer als beim Zahnarzt, weil jemand komplett in sie eindringt, nicht nur in die Körperöffnungen, sondern auch mit seinem Geruch, mit allem.
Was sagen Sie jenen, die von Freiwilligkeit sprechen?
Ganz ehrlich, ich kenne keine Frau, die es einfach nur aus purer Lust am Sex mit Männern macht. Jede Frau hat ihre Geschichte dahinter. Bei jeder Frau gab es diesen Moment, an dem es Druck gab. Keine Frage, diese Frauen, die von Freiwilligkeit sprechen, sollen es machen, wenn sie es wirklich möchten. Aber nicht auf dem Rücken von Hunderttausenden jungen Mädchen, von denen wir nicht mal die Namen kennen und wir nicht mal merken, wenn sie verschwinden. Da erwarte ich Solidarität. Es kann nicht jeder 1500 bis 3000 Euro die Nacht verdienen. Die Frauen, über die ich rede, die die Majorität stellen, das sind die Frauen, die zwischen 5 und 20 Euro kriegen – und dann noch das Zimmer zahlen, und dann noch Steuern zahlen, und dann noch Geld an ihre Kinder und Familien schicken müssen. Ich war eine gestandene Frau, als ich mit über 40 in die Prostitution kam. Die Frauen, über die ich rede, das sind 18-, 19-jährige Mädchen, die hierhergelockt werden, aber keinerlei Hilfe finden. Das ist wirklich ein Elend. Das hat mir damals, als ich noch aktiv war, bereits das Herz gebrochen.
Wie haben Sie denn den Ausstieg geschafft?
Ich habe einfach Arbeit gefunden.
Gibt es etwas, das Sie sich von Seiten der Politik wünschen würden?
Dass wir Solidarität gegenüber diesen Frauen zeigen. Das bedeutet, dass die Frauen hier Bleiberecht bekommen.
Ganz junge Mädchen kommen hierher, werden hier kaputtgefickt und haben nicht mal Anspruch auf Hartz IV oder sonst was.
Die werden heimgeschickt, aufgepäppelt und landen in Spanien und Italien wieder in der Prostitution. Diese Frauen kommen zu uns und diese Gesellschaft und die Politik lassen zu, dass sie kaputtgemacht werden. Ich wünsche mir, dass wir alle für diese Frauen die Verantwortung übernehmen. Die Frauen brauchen ein Dach über dem Kopf, die Frauen brauchen Bildung. Deswegen sage ich auch zu den "Sexarbeiterinnen", die von Freiwilligkeit sprechen: Zeigt Solidarität.
https://www.watson.de/deutschland/inter ... eutschland
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Re: Stellungnahme von Doña Carmen e.V. zum Mainzer „Weltkongress gegen sexuelle Ausbeutung von Frauen und Mädchen“
Wenn ich das lese, bin ich froh, dass meine bis dahin gelegentliche Partnerin auf Zeit mit dem Job seit längerem aufgehört hat, dass ich danach trotz mehrere Versuche keine Frau mehr gefunden habe, mit der es passte und dass ich deswegen meine "Karriere" als Kunde von Sexarbeiterinnen beendet habe, so dass ich jetzt nicht darüber nachdenken muss, ob ich wegen eines solchen Erfahrungsberichts diese "Karriere" beende. Der Gedanke, dass das alles genau so stimmen könnte, ist nämlich durchaus nicht von der Hand zu weisen. Aber natürlich auch nicht sicher, weswegen ich schon neugierig auf eine eventuelle Stellungnahme eurerseits wäre. Ich wiederhole aber meine hier bereits geäußerte Überzeugung, dass die einzige Möglichkeit, dem Eindruck in der Gesellschaft - und inzwischen auch bei mir, leider mehr als mir lieb sein kann, nachdem ich selbst Kunde war - dass diese Frau Recht hat, wirksam zu entgegnen, ein so zahlenmäßig starker Protest ausschließlich von SexarbeiterInnen ist, der in der öffentlichen Wahrnehmung nicht mehr ausgeblendet und/oder als Protest einer kleinen Minderheit abgetan werden kann.
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Re: Stellungnahme von Doña Carmen e.V. zum Mainzer „Weltkongress gegen sexuelle Ausbeutung von Frauen und Mädchen“
Ich finde zwei Aussagen in dem Interview sehr interessant: Frau Merklinger gesteht SW grundsätzlich zu, ihren Job machen zu dürfen, wenn sie es wollen. Wie aber verträgt sich das dann mit der Forderung nach einem "Sexkaufverbot", wo auch deren Kunden kriminalisiert würden, wenngleich sie doch die Dienste einer "freiwillig" Tätigen SW "kaufen"!?
Frau Märklinger fordert von den freiwillig tätigen SW Solidarität mit den Ausgebeuteten. Woher nimmt sie die Erkenntnis, dass dem nicht so wäre? Und wo bleibt die Solidarität der Abolis mit den freiwillig tätigen SW, die es ja nun doch geben soll. Vielleicht doch Wandel durch Annäherung!?
Warten wir es ab und hoffen wir das Beste lieber Leser...
@Fragender
es steht Dir frei dich solidarisch zu zeigen und solche von Dir eingeforderten Proteste zu unterstützen...
Kasdharius grüßt
Frau Märklinger fordert von den freiwillig tätigen SW Solidarität mit den Ausgebeuteten. Woher nimmt sie die Erkenntnis, dass dem nicht so wäre? Und wo bleibt die Solidarität der Abolis mit den freiwillig tätigen SW, die es ja nun doch geben soll. Vielleicht doch Wandel durch Annäherung!?
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@Fragender
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Re: Stellungnahme von Doña Carmen e.V. zum Mainzer „Weltkongress gegen sexuelle Ausbeutung von Frauen und Mädchen“
@ Fragender, ich möchte jetzt nicht auf Deinen Beitrag eingehen. Sorry.
Was ich nur sagen bzw. schreiben wollte, ist einfach nur das im Allgemeinen:
Verdammt nochmal, das ist ja eine einzige Hexenjagd uns Sexarbeiter*innen gegenüber. Habt Ihr Abolitionistinnen alle Langeweile oder was?
Einige ehemalige Sexarbeiter*innen protestieren kräftig mit. Da kann ich nur sagen, dass Ihr Euch wohl den falschen Job ausgesucht habt.
Wir freiwilligen Sexarbeiter*innen können nichts dafür, dass Ihr nicht klar kamt (so wie manche Pathologen auch nicht klar kamen) und Ihr Trost braucht, indem Ihr Euch obsurken "sektenähnlichen" Vereinen anschließt, die Euer Selbstwertgefühl behätscheln.
Ich denke mal, dass es auch die Gruppendynamik ist, zwangshaft müsste man schon sagen, die es veranlasst, eine solche Hexenjagd gegen uns zu veranstalten.
Gruppendynamik, der Ihr Abolitionistinnen wie eine Droge nicht entziehen könnt, weil ihr angeblich denkt, dass was Gutes dabei rauskommt. Uiuiuiui.
Macht doch lieber Hexenjagd gegenüber der TINDER-Gesellschaft, die kostenlose Ficks (meist auch noch ohne Kondom) suchen und hinterher oft die Frau "danach wegwerfen".
Der Unterschied ist, dass wir Sexarbeiter*innen aber ein finanzielles Entgelt bekommen und wir uns meist die Kunden aussuchen können. Im Paysex geht es gesundheitsbewusster zu, es wird mit Kondom gearbeitet und so weiter.
Warum sollen wir Sexarbeiter*innen die Marktlücke für den "schnellen Sex" nicht nutzen dürfen, mit freier Zeiteinteilung und freier Berufswahl und eben mit finanziellem Entgelt, für eine bestimmte Zeit, kurz und schmerzlos?
Der Unterschied zwischen der TINDER-Gesellschaft und dem Paysex besteht auch darin, dass Sexarbeiter*innen überwiegend beim Date oder Sex bestimmen, was der Kunde darf und was nicht. Bei der TINDER-Gesellschaft kommen Vergewaltigen häufiger vor als im Paysex. Im Paysex kommen Vergewaltigungen so gut wie gar nicht vor.
Ihr Sektenvereine, lasst uns doch unseren Spaß.
Was ich nur sagen bzw. schreiben wollte, ist einfach nur das im Allgemeinen:
Verdammt nochmal, das ist ja eine einzige Hexenjagd uns Sexarbeiter*innen gegenüber. Habt Ihr Abolitionistinnen alle Langeweile oder was?
Einige ehemalige Sexarbeiter*innen protestieren kräftig mit. Da kann ich nur sagen, dass Ihr Euch wohl den falschen Job ausgesucht habt.
Wir freiwilligen Sexarbeiter*innen können nichts dafür, dass Ihr nicht klar kamt (so wie manche Pathologen auch nicht klar kamen) und Ihr Trost braucht, indem Ihr Euch obsurken "sektenähnlichen" Vereinen anschließt, die Euer Selbstwertgefühl behätscheln.
Ich denke mal, dass es auch die Gruppendynamik ist, zwangshaft müsste man schon sagen, die es veranlasst, eine solche Hexenjagd gegen uns zu veranstalten.
Gruppendynamik, der Ihr Abolitionistinnen wie eine Droge nicht entziehen könnt, weil ihr angeblich denkt, dass was Gutes dabei rauskommt. Uiuiuiui.
Macht doch lieber Hexenjagd gegenüber der TINDER-Gesellschaft, die kostenlose Ficks (meist auch noch ohne Kondom) suchen und hinterher oft die Frau "danach wegwerfen".
Der Unterschied ist, dass wir Sexarbeiter*innen aber ein finanzielles Entgelt bekommen und wir uns meist die Kunden aussuchen können. Im Paysex geht es gesundheitsbewusster zu, es wird mit Kondom gearbeitet und so weiter.
Warum sollen wir Sexarbeiter*innen die Marktlücke für den "schnellen Sex" nicht nutzen dürfen, mit freier Zeiteinteilung und freier Berufswahl und eben mit finanziellem Entgelt, für eine bestimmte Zeit, kurz und schmerzlos?
Der Unterschied zwischen der TINDER-Gesellschaft und dem Paysex besteht auch darin, dass Sexarbeiter*innen überwiegend beim Date oder Sex bestimmen, was der Kunde darf und was nicht. Bei der TINDER-Gesellschaft kommen Vergewaltigen häufiger vor als im Paysex. Im Paysex kommen Vergewaltigungen so gut wie gar nicht vor.
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Re: Stellungnahme von Doña Carmen e.V. zum Mainzer „Weltkongress gegen sexuelle Ausbeutung von Frauen und Mädchen“
@deernhh
schön gesagt bzw. geschrieben. Aber nach Annäherung klingt das nicht. Da haben wohl die Abolis im Vorfeld eventuell doch zuviel Porzellan zerschlagen. Im übrigen, warum richtet sich der Zorn der Abolis nicht gegen GNTM wo wöchentlich vor einem Millionenpublikum junge Frauen zumindest "vorgeführt" werden, ohne dass man deren Freiwilligkeit hinterfragt. Warum attackieren sie nicht direkt Rockerbanden oder Clans die vielleicht tatsächlich von der Ausbeutung junger Frauen und Männer profitieren...offenkundig fehlen ihnen da tatsächlich die...(lassen wir das, sonst werde ich gesperrt!)
Liebe @deernhh und all die anderen SW hier: Seid stolz auf das was ihr tut und kämpft weiter!
Kasharius grüßt solidarisch
schön gesagt bzw. geschrieben. Aber nach Annäherung klingt das nicht. Da haben wohl die Abolis im Vorfeld eventuell doch zuviel Porzellan zerschlagen. Im übrigen, warum richtet sich der Zorn der Abolis nicht gegen GNTM wo wöchentlich vor einem Millionenpublikum junge Frauen zumindest "vorgeführt" werden, ohne dass man deren Freiwilligkeit hinterfragt. Warum attackieren sie nicht direkt Rockerbanden oder Clans die vielleicht tatsächlich von der Ausbeutung junger Frauen und Männer profitieren...offenkundig fehlen ihnen da tatsächlich die...(lassen wir das, sonst werde ich gesperrt!)
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Kasharius grüßt solidarisch
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Re: Stellungnahme von Doña Carmen e.V. zum Mainzer „Weltkongress gegen sexuelle Ausbeutung von Frauen und Mädchen“
Sie hat doch im Laufe des Gesamttexts recht deutlich klar gemacht, warum sie sich die Solidarität derjenigen wünscht, bei denen sie eine gewisse Freiwilligkeit in der Ausübung des Jobs einräumt: Weil sie diese für eine kleine Minderheit und den Schaden für die restlichen Personen für so groß hält, dass nach ihrer Auffassung die kleine Minderheit zugunsten der großen Mehrheit zurückstehen sollte. Ich halte das durchaus für eine vertretbare Meinung. Da sie ja für die Freierbestrafung ist, könnte es auch auch ein rechtliches Problem geben, wenn bei der Bestrafung zwischen der Inanspruchnahme freiwilliger gegenüber unfreiwilliger sexueller Dienstleistungen unterschieden wird, weil es dann eine große Rechtsunsicherheit für den einzelnen Kunden gäbe, ob er denn nun für seine "Tat" bestraft werden kann oder nicht.
Nicht falsch verstehen, prinzipiell bin ich ganz allgemein dagegen, etwas zu verbieten, was alle beteiligten Personen im gegenseitigen Einverständnis miteinander tun, so auch beim Thema Sexarbeit. Aber da ein Festhalten an den eigenen Prinzipien in einzelnen Fällen falsch sein kann, spielt es hier sicher nicht nur für mich unwichtige Einzelperson, sondern auch für viele andere, die sich bisher noch nicht eindeutig zum Thema positioniert haben, schon eine große Rolle, ob die Aussagen dieser Frau wahr sind und wie gut es gelingt, die Aussagen zu widerlegen, falls sie nicht wahr sind.
Nicht falsch verstehen, prinzipiell bin ich ganz allgemein dagegen, etwas zu verbieten, was alle beteiligten Personen im gegenseitigen Einverständnis miteinander tun, so auch beim Thema Sexarbeit. Aber da ein Festhalten an den eigenen Prinzipien in einzelnen Fällen falsch sein kann, spielt es hier sicher nicht nur für mich unwichtige Einzelperson, sondern auch für viele andere, die sich bisher noch nicht eindeutig zum Thema positioniert haben, schon eine große Rolle, ob die Aussagen dieser Frau wahr sind und wie gut es gelingt, die Aussagen zu widerlegen, falls sie nicht wahr sind.
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Re: Stellungnahme von Doña Carmen e.V. zum Mainzer „Weltkongress gegen sexuelle Ausbeutung von Frauen und Mädchen“
@Fragender,
hier erliegst Du einem Missverständnis. Die sogenannte "Freierbestrafung" unterscheidet nicht zwischen "freiwilliger und unfreiwilliger sexueller Dienstleistung". Es soll generell unter Strafe gestellt werden, für "sexuelle Dienstleistung" zu bezahlen. Nicht bestraft werden soll es, sexuelle Dienstleistungen gegen Geld zu erbringen.
Das Argument, dass die "kleine Minderheit" zugunsten der "großen Mehrheit" zurückstehen sollte, ist nicht vertretbar. Zunächst einmal ist über Kleinheit und Minderheit zu diskutieren, wo die Behauptung, die große Mehrheit der Prostituierten machten die Zwangsprostituierten aus, vollkommen unbelegt ist. Zum zweiten ist über die Schwere des Eingriffs durch ein faktisches Berufsverbot für die Frauen und durch eine Bestrafung für die Freier zu reden, deren Kriminalisierung nicht durch den Schutz von Frauen gegen Zwangsprostitution begründet werden kann, weil ein kausaler Zusammenhang nicht hergestellt werden kann, wie er für eine Behandlung als Straftat notwendig wäre.
Die Forderung dieser Frau Merklinger nach "Solidarität" der Sexarbeiterinnen mit den "Ausgebeuteten" ist eine Unverschämtheit. Wir sind durchaus solidarisch, und ich weiß von keinen Konflikten der Sexarbeiterinnen untereinander. Aber einen solchen schweren Eingriff in die persönliche Freiheit hinzunehmen geht über "Solidarität" weit hinaus.
Man müsste wirklich über Möglichkeiten nachdenken, die Öffentlichkeit vor solchen verwirrten Figuren wie Frau Merklinger zu schützen. Vielleicht die forensische Psychiatrie?
hier erliegst Du einem Missverständnis. Die sogenannte "Freierbestrafung" unterscheidet nicht zwischen "freiwilliger und unfreiwilliger sexueller Dienstleistung". Es soll generell unter Strafe gestellt werden, für "sexuelle Dienstleistung" zu bezahlen. Nicht bestraft werden soll es, sexuelle Dienstleistungen gegen Geld zu erbringen.
Das Argument, dass die "kleine Minderheit" zugunsten der "großen Mehrheit" zurückstehen sollte, ist nicht vertretbar. Zunächst einmal ist über Kleinheit und Minderheit zu diskutieren, wo die Behauptung, die große Mehrheit der Prostituierten machten die Zwangsprostituierten aus, vollkommen unbelegt ist. Zum zweiten ist über die Schwere des Eingriffs durch ein faktisches Berufsverbot für die Frauen und durch eine Bestrafung für die Freier zu reden, deren Kriminalisierung nicht durch den Schutz von Frauen gegen Zwangsprostitution begründet werden kann, weil ein kausaler Zusammenhang nicht hergestellt werden kann, wie er für eine Behandlung als Straftat notwendig wäre.
Die Forderung dieser Frau Merklinger nach "Solidarität" der Sexarbeiterinnen mit den "Ausgebeuteten" ist eine Unverschämtheit. Wir sind durchaus solidarisch, und ich weiß von keinen Konflikten der Sexarbeiterinnen untereinander. Aber einen solchen schweren Eingriff in die persönliche Freiheit hinzunehmen geht über "Solidarität" weit hinaus.
Man müsste wirklich über Möglichkeiten nachdenken, die Öffentlichkeit vor solchen verwirrten Figuren wie Frau Merklinger zu schützen. Vielleicht die forensische Psychiatrie?
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Re: Stellungnahme von Doña Carmen e.V. zum Mainzer „Weltkongress gegen sexuelle Ausbeutung von Frauen und Mädchen“
@Friederike
zu Deinem letzten Satz: Zwangseinweisung ist jetzt auch nicht sehr inklusiv...zwinker
@Fragender
mal abgesehen von @Friederikes völlig zutreffenden Ausführungen ändert ein Verbot zw. die Kriminalisierung ja nichts an der Situation der SW; übrigens die Regristierung nebst staatlicher Zwangsberatung wohl eher auch nicht. Und: DEmokratie bedeutet Schutz der Würde und des Selbstbestimmungsrecht jedes EINZELNEN und Schutz (vermeintlicher) Minderheiten ! Sonst könnten wir uns Artikel 1 Abs. 1 in Verbindung mit Art. 2 Abs. 1 GG und Art. 3 Abs. 3 GG auch sparen. In einer DEmokratie bestimmt gerade nicht (immer) die Mehrheit...
Diese genannten Prinzipien dürfen die tatsächlich zwangsausgebeuteten SW genauso für sich beanspruchen, wie jene, die es aus freien Stücken ohne Zwang tun - egal wie viele es sind.
Kasharius grüßt Euch beide
zu Deinem letzten Satz: Zwangseinweisung ist jetzt auch nicht sehr inklusiv...zwinker
@Fragender
mal abgesehen von @Friederikes völlig zutreffenden Ausführungen ändert ein Verbot zw. die Kriminalisierung ja nichts an der Situation der SW; übrigens die Regristierung nebst staatlicher Zwangsberatung wohl eher auch nicht. Und: DEmokratie bedeutet Schutz der Würde und des Selbstbestimmungsrecht jedes EINZELNEN und Schutz (vermeintlicher) Minderheiten ! Sonst könnten wir uns Artikel 1 Abs. 1 in Verbindung mit Art. 2 Abs. 1 GG und Art. 3 Abs. 3 GG auch sparen. In einer DEmokratie bestimmt gerade nicht (immer) die Mehrheit...
Diese genannten Prinzipien dürfen die tatsächlich zwangsausgebeuteten SW genauso für sich beanspruchen, wie jene, die es aus freien Stücken ohne Zwang tun - egal wie viele es sind.
Kasharius grüßt Euch beide
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Re: Stellungnahme von Doña Carmen e.V. zum Mainzer „Weltkongress gegen sexuelle Ausbeutung von Frauen und Mädchen“
Ich habe ein wenig versucht, in das Gedankengebäude der Frau Merklinger einzudringen, dabei zwar an einigen Stellen voraus gesetzt, dass die Säule des Gebäudes tragfähig ist, daher meine Bemerkung über die Vertretbarkeit ihrer Meinung, aber auch anderswo betont, dass ich nicht weiß, ob sie tragfähig ist.
Vom Prinzip her stimme ich euren Ausführungen zu, dass eine direkte Kausalität hier nicht gegeben ist und dass MInderheiten auch gegenüber Mehrheiten geschützt werden müssen. Dennoch lässt sich nicht ganz von der Hand weisen, dass - falls die Behauptungen stimmen und außerdem ein Schutz der Mehrheit nicht anders möglich ist - hier evtl. zwei Rechtsgüter - Schutz der von Frau Merklinger behaupteten großen Mehrheit gegenüber dem Selbstbestimmungsrecht der behaupteten Minderheit - gegeneinander abgewogen werden müssen und dann ggf. der Schutz der Mehrheit wichtiger ist als der Schutz der Minderheit und dass es aus diesem Zusammenhang evtl. legitim sein kann, bereits den indirekten kausalen Zusammenhang zwischen dem Besuch bei einer freiwilligen Sexarbeiterin und dem Leid einer nicht freiwilligen Sexarbeiterin als ausreichenden Grund anzusehen, den Sexkauf insgesamt zu einem Straftatbestand zu machen.
Jetzt liest sich das alles vielleicht so, als ob ich hier jemanden von den Ansichten der Abolitionisten überzeugen wolle. Das will ich aber ganz sicher nicht, sondern eigentlich eher das Gegenteil, nämlich überzeugt werden, dass diese Gedankengänge falsch sind, nicht nur für mich selbst, sondern weil ich meine, dass diese Gedanken zum Thema auch bestimmend für die Wahrnehmung in der Öffentlichkeit sind und daher auch die Zukunft der Prostitutionspolitik bestimmen werden. Denn wenn man sich einmal in diesem Gedankengebäude befindet, wirkt das schon alles einigermaßen nachvollziehbar. Deswegen muss nach meiner Meinung dringend die Tragfähigkeit der Säule - also der Behauptung, dass sich die große Mehrheit so schlecht mit dem Job fühlt - klar widerlegt werden.
Vom Prinzip her stimme ich euren Ausführungen zu, dass eine direkte Kausalität hier nicht gegeben ist und dass MInderheiten auch gegenüber Mehrheiten geschützt werden müssen. Dennoch lässt sich nicht ganz von der Hand weisen, dass - falls die Behauptungen stimmen und außerdem ein Schutz der Mehrheit nicht anders möglich ist - hier evtl. zwei Rechtsgüter - Schutz der von Frau Merklinger behaupteten großen Mehrheit gegenüber dem Selbstbestimmungsrecht der behaupteten Minderheit - gegeneinander abgewogen werden müssen und dann ggf. der Schutz der Mehrheit wichtiger ist als der Schutz der Minderheit und dass es aus diesem Zusammenhang evtl. legitim sein kann, bereits den indirekten kausalen Zusammenhang zwischen dem Besuch bei einer freiwilligen Sexarbeiterin und dem Leid einer nicht freiwilligen Sexarbeiterin als ausreichenden Grund anzusehen, den Sexkauf insgesamt zu einem Straftatbestand zu machen.
Jetzt liest sich das alles vielleicht so, als ob ich hier jemanden von den Ansichten der Abolitionisten überzeugen wolle. Das will ich aber ganz sicher nicht, sondern eigentlich eher das Gegenteil, nämlich überzeugt werden, dass diese Gedankengänge falsch sind, nicht nur für mich selbst, sondern weil ich meine, dass diese Gedanken zum Thema auch bestimmend für die Wahrnehmung in der Öffentlichkeit sind und daher auch die Zukunft der Prostitutionspolitik bestimmen werden. Denn wenn man sich einmal in diesem Gedankengebäude befindet, wirkt das schon alles einigermaßen nachvollziehbar. Deswegen muss nach meiner Meinung dringend die Tragfähigkeit der Säule - also der Behauptung, dass sich die große Mehrheit so schlecht mit dem Job fühlt - klar widerlegt werden.
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Re: Stellungnahme von Doña Carmen e.V. zum Mainzer „Weltkongress gegen sexuelle Ausbeutung von Frauen und Mädchen“
@Fragender
mich ganz persönlich freut Dein argumentatives Engagement. In der Sache geht es nicht um Mehrheits- oder Minderheitenrechte sondern, wie so oft darum, wer die Deutungshoheit hat darüber zu bestimmen, wer zur Mehrheit und wer zur Minderheit gehört. Nochmal: Den Abolis geht es hier wohl weniger um die konkreten Interessen der vermeimtlich tausendfach ausgebeuteten Zwangsprostituierten sondern darum, eigene politische Interesse zu propagieren. Und da vertreten Sie sehr bigotte, und illiberale freiheitsfeidliche und in Teilen auch sexistische Positionen. Das liegt im Trend, macht die Sache nicht besser.
Und das vermag ich bei den Vertretern der SW-Bewegung nicht erknnen, dass sie um der eigenen Interessen Willen, derart inhumane Ansichten vertreten. Keiner von denen redet der Zwangsprostitution das Wort. Dieser Nachweis müsste noch erbract werden. Umgekehrt wurden sie aber von Abolitionisten persönlich angegriffen und zwangsgeoutet. Unser geschätzter User @Boris weis um diese feinen Methoden...
Kasharius grüßt
mich ganz persönlich freut Dein argumentatives Engagement. In der Sache geht es nicht um Mehrheits- oder Minderheitenrechte sondern, wie so oft darum, wer die Deutungshoheit hat darüber zu bestimmen, wer zur Mehrheit und wer zur Minderheit gehört. Nochmal: Den Abolis geht es hier wohl weniger um die konkreten Interessen der vermeimtlich tausendfach ausgebeuteten Zwangsprostituierten sondern darum, eigene politische Interesse zu propagieren. Und da vertreten Sie sehr bigotte, und illiberale freiheitsfeidliche und in Teilen auch sexistische Positionen. Das liegt im Trend, macht die Sache nicht besser.
Und das vermag ich bei den Vertretern der SW-Bewegung nicht erknnen, dass sie um der eigenen Interessen Willen, derart inhumane Ansichten vertreten. Keiner von denen redet der Zwangsprostitution das Wort. Dieser Nachweis müsste noch erbract werden. Umgekehrt wurden sie aber von Abolitionisten persönlich angegriffen und zwangsgeoutet. Unser geschätzter User @Boris weis um diese feinen Methoden...
Kasharius grüßt
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Re: Stellungnahme von Doña Carmen e.V. zum Mainzer „Weltkongress gegen sexuelle Ausbeutung von Frauen und Mädchen“
Komisch, dass es nach dem ersten Kongresstag gar nichts mehr zu dieser "Gipfelerklärung" in den Medien gab. Ein zweites Mal wollte die Tagesschau sich dann wohl doch nicht für deren Kriminalisierungspropaganda einspannen lassen, nachdem sie gemerkt haben, wie krass die da drauf sind? 

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Re: Stellungnahme von Doña Carmen e.V. zum Mainzer „Weltkongress gegen sexuelle Ausbeutung von Frauen und Mädchen“
Meine Meinung zu diesem unsäglichen Artikel im Nischenportal watson.de:
Das zeigt halt, wie breit aufgestellt und gut finanziert die Verbotslobby ist. Da wird für jedes Medium maßgeschneidert geliefert, was in der Zielgruppe funktioniert. Der Ex-Polizist für die Tagesschau, und die "Ex-Prostituierte" mit der Hardcore-Pornosprache für das Jugendportal. Um Wahrheit und Aufrichtigkeit und Anstand geht es denen schon lange nicht mehr, sondern darum, mit allen Mitteln die Aufmerksamkeit für ihre Vision einer Kontrollgesellschaft zu generieren. Insofern ist es auch vergebene Mühe, die Lügen jedes Mal minutiös aufzuarbeiten. So viel Zeit haben wir nicht, wir müssen im Gegensatz zu denen einer Erwerbsarbeit nachgehen.
Zumal @Fragender hier schon seit Jahren mitliest und die Fragen sich erkennbar wiederholen. Ich empfehle die beiden in diesem Thread verlinkten Dokumente von Dona Carmen. Da wird die Methode der Verzerrung gut erkenntlich. Oder im Falle allergrößter Zweifel die Eigenrecherche im Laufhaus. Die beschriebenen Zustände gibt es nicht.
Der Schlüssel zur Kernfrage von @Fragender: Warum sind SexarbeiterInnen nicht vergleichbar gut organisiert, wie dieses faschistoid-heuchlerische Moralbürgertum der internationalen Verbotslobby? Weil wir verdammt nochmal in einer Klassengesellschaft leben!
Das zeigt halt, wie breit aufgestellt und gut finanziert die Verbotslobby ist. Da wird für jedes Medium maßgeschneidert geliefert, was in der Zielgruppe funktioniert. Der Ex-Polizist für die Tagesschau, und die "Ex-Prostituierte" mit der Hardcore-Pornosprache für das Jugendportal. Um Wahrheit und Aufrichtigkeit und Anstand geht es denen schon lange nicht mehr, sondern darum, mit allen Mitteln die Aufmerksamkeit für ihre Vision einer Kontrollgesellschaft zu generieren. Insofern ist es auch vergebene Mühe, die Lügen jedes Mal minutiös aufzuarbeiten. So viel Zeit haben wir nicht, wir müssen im Gegensatz zu denen einer Erwerbsarbeit nachgehen.
Zumal @Fragender hier schon seit Jahren mitliest und die Fragen sich erkennbar wiederholen. Ich empfehle die beiden in diesem Thread verlinkten Dokumente von Dona Carmen. Da wird die Methode der Verzerrung gut erkenntlich. Oder im Falle allergrößter Zweifel die Eigenrecherche im Laufhaus. Die beschriebenen Zustände gibt es nicht.
Der Schlüssel zur Kernfrage von @Fragender: Warum sind SexarbeiterInnen nicht vergleichbar gut organisiert, wie dieses faschistoid-heuchlerische Moralbürgertum der internationalen Verbotslobby? Weil wir verdammt nochmal in einer Klassengesellschaft leben!