Feministinnen und der "Rechtsruck"

Beiträge betreffend SW im Hinblick auf Gesellschaft bzw. politische Reaktionen
xtabay
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Re: Feministinnen und der "Rechtsruck"

Beitrag von xtabay »

"Südländer" Was soll denn das sein???
Für Schweden sind wir die Südländer. lol


Ist doch egal, aus welcher Himmelsrichtung ein depperter Kunde kommt...also echt...

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Ursa Minor
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Re: Feministinnen und der "Rechtsruck"

Beitrag von Ursa Minor »

Klar, da hast du Recht, xtabay
Es gibt aus allen Himmelsrichtungen depperte Kunden und man kann nicht alle in einen Topf schmeissen.

Ich kann aber auch die Aussagen von deernhh nachvollziehen. Zumindest von daher was mir SW geschildert haben.

Solche Anmerkungen kommen ja nicht von ungefähr, es wird mit Erfahrungen verknüpft sein. Auch wenn es verallgemeinert und nicht "schön" tönt.

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deernhh
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Re: Feministinnen und der "Rechtsruck"

Beitrag von deernhh »

taz
GesellschaftKolumnen
18. 3. 2019
KOLUMNE VON
MITHU SANYALMithu Sanyal
Kolumne Mithulogie
Schwierige Bettgenoss*innen
Man muss nicht kuscheln wollen, mit wem man demonstrieren geht. Trotzdem ist Solidarität nötig. Aber ist sie möglich?
114812034.jpeg
Eine Menschenmenge trägt ein Transparent mit der Aufschrift "#unteilbar"
Nach der Demo ist vor der Demo Foto: dpa
Erinnert ihr euch noch an #unteilbar? Natürlich, schließlich waren wir alle unteilbar. Zumindest in Gedanken. Und weil so viele auf die Straße und den Datenhighway gegangen sind, unkten sofort neunmalkluge Kollegen, ob sich wirklich alle in allem einig wären (hö, hö).
Ich habe das damals abgetan. Schließlich sind einige meiner besten Freund*innen manchmal nicht einer Meinung mit mir – auch wenn sie mir das nicht ins Gesicht sagen würden. Und ich habe ihnen trotzdem nicht den Feminismus-Ausweis aberkannt!
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Nun muss ich nicht mit allen kuscheln wollen, mit denen ich demonstriere. Doch sind das trotzdem ernst zu nehmende Fragen: Wie können wir miteinander Politik machen, wenn wir uns gar nicht 100-prozentig sicher sind, ob das, was die anderen wollen, nicht … ja, ja, schreib es hin! … schädlich ist?
Feminist*innen, die sich für Sexarbeiter*in­nenrechte einsetzen, und Feminist*innen, die Sex­arbeit verbieten wollen; Linke, die sich für Rechte von Pa­läs­tinenser*innen einsetzen, und Linke gegen Antisemitismus: spontan fallen mir so viele schwierige Bettgenoss*innen ein, dass ich die gesamte Kolumne locker damit füllen könnte und noch immer keine Lösung hätte.
Zum Glück muss ich die Antwort auf die Frage „Solidarität – ja, nein, vielleicht – und vor allem: wie?“ gar nicht finden oder zumindest nicht allein. Dafür gibt es ab dem 19. 3. eine Reihe von Thinktanks, die nach dem Motto „The medium is the message“ nicht hinter verschlossenen Türen stattfinden, sondern öffentlich im Berliner Theater Hebbel am Ufer.
Das sind die Gespräche, die wir brauchen
Und für alle, die nicht nach Kreuzberg kommen können, via Livestream. Nach der Demo ist vor der Demo. #unteilbar geht weiter, und zwar am Runden Tisch. Daran diskutieren Max Czollek, Sabine Hark, Sharon Dodua Otoo, Uwe Meinhardt, Anna Stiede, Koray Yılmaz-Günay und eben wir alle darüber, wie sich soziale Fragen und Identitätspolitiken und und und zusammen denken lassen. Organisiert und imaginiert von Margarita Tsomou, die die beste Jobbeschreibung der Welt hat, nämlich Theorie- und Diskurskuratorin des HAU.
Und damit ihr nicht denkt, dass das lediglich eine glorifizierende Terminankündigung ist, gebe ich es hiermit schriftlich: Das sind die Gespräche, die wir brauchen, und zwar gesamtgesellschaftlich. Bevor wir lernen, die AfD zu lieben, sollten wir erst einmal herausfinden, wie wir unterschiedliche Positionen in den eigenen Reihen aushandeln können. Nebenbei ist das auch deutlich interessanter, als sich ständig daran abzuarbeiten, was uns die Rechten vor die Füße werfen.
Auch wenn das einfacher ist, denn da weiß ich, wo ich stehe, und ich kann mir sicher sein, dass mir meine Peergroup applaudiert. Doch hier geht es nicht um Zustimmung, sondern um gesellschaftlichen Wandel! Wir sind ja nicht die besseren Menschen, wir sind nur die furchtloseren Menschen. See you im Livestream!

http://www.taz.de/!5578480;moby/

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deernhh
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Re: Feministinnen und der "Rechtsruck"

Beitrag von deernhh »

Schwarzer trifft Stokowski
„Kramp-Karrenbauer ist eindeutig feministischer als Merkel“


Alice Schwarzer ist Pionierin der deutschen Frauenbewegung, Margarete Stokowski eine der bekanntesten jungen feministischen Autorinnen. Ein Streitgespräch. CORDULA EUBEL ANNA SAUERBREY
Streitgespräch zwischen Feministinnen: Alice Schwarzer und Margarete Stokowski in der Emma-Redaktion in Köln
FOTO: HORST GALUSCHKA

Frau Stokowski, Frau Schwarzer, treffen Sie sich heute zum ersten Mal?
Stokowski: Ja, zum ersten Mal in echt. Neulich waren wir gleichzeitig beim Festakt zu 100 Jahre Frauenwahlrecht.

Schwarzer: Ach, da warst Du auch? Ich darf doch das feministische Du verwenden?

Frau Stokowski, was ist Alice Schwarzer für Sie – Inspiration, Vorbild – oder der große historische Schatten, aus dem es für eine jüngere Feministin schwierig ist, hinauszutreten?


Stokowski: Ich habe sehr unterschiedliche Gefühle. Das eine ist sehr viel Respekt, Dankbarkeit, Mitgefühl. Das andere ist Unverständnis.

Unverständnis wofür?

Stokowski: Ich frage mich, wann es bei Alice Schwarzer diese Wende gab, hin zu einer Konzentration auf islamkritische oder -feindliche Positionen. Unsere größten Differenzen haben wir bei diesem Thema. Aber ich bin auch mit vielen Angriffen gegen Dich nicht einverstanden. Viel von dem Hass und der Häme, die Du abbekommst, sind Frauenhass oder Hass auf alles, wofür wir uns gemeinsam einsetzen.

Drehen wir die Frage um: Was ist Margarete Stokowski für Sie – Inspiration, Erbin oder Teil einer jungen Feministinnen-Generation, mit der Sie wenig anfangen können?

Schwarzer: Ich lebe ja, ich brauche noch keine Erbin. Und ich habe auch nicht die Frauenbewegung zu vererben. Die ist vielfältig. Margarete ist einfach eine andere Feministin. Wir haben in der Tat an zwei entscheidenden Punkten eine unterschiedliche Meinung – im Verhältnis zur Prostitution und zum politischen Islam. Aber wir müssen zuvor über eines reden, Margarete.

Stokowski: Ja?

Schwarzer: Ihr Buch, Untenrum frei, fand ich intelligent und habe darüber positiv in Emma geschrieben, sonst habe ich Sie noch nie erwähnt. Vor unserem Gespräch habe ich aber nochmal recherchiert und entdeckt, dass Sie Dinge über mich geschrieben haben, dass selbst ich staune, obwohl ich einiges gewohnt bin. Nicht nur, dass Sie mich permanent als „Rassistin“ beschimpfen. Sie haben auch in der taz 2013 über mich geschrieben: „Und Oma erzählt von der heiligen Alice und wie sie ihre letzten Jahre im Krankenhaus verbringen musste, weil sie sich den Hintern auf Günther Jauchs Sesseln wundgesessen hatte. Vom fusseligen Mund ganz zu schweigen.“

Stokowski: Finden Sie das arg beleidigend?

Schwarzer: Ich nenne das den nackten Frauenhass und Menschenverachtung.

Stokowski: Der Text war eine Satire darauf, wie man später auf die heutige Zeit zurückschauen könnte. Es ging auch darum, dass man in der Zukunft Eiscreme ausdrucken kann.

Schwarzer: Und Ihre Phantasie ist, dass ich dann mit wundgescheuertem Hintern und fusseligem Mund im Krankenhaus bin?

Stokowski: Vielleicht war das nicht so nett. Allerdings habe ich über Ihre Rolle in der Frauenbewegung der 70er Jahre auch schon Positives geschrieben. Natürlich wünsche ich Ihnen nicht, dass Sie ins Krankenhaus kommen.

Schwarzer: Wie liebenswürdig. Aber in diesem Satz steckt auch Generationenhass. Ich aber halte den auch von Ihnen so propagierten Bruch zwischen den Generationen von Feministinnen für eines der größten Probleme. Solange Feministinnen nicht lernen, sich auf die Schultern ihrer Vorgängerinnen zu stellen, werden sie immer wieder bei Null anfangen. Da machen Sie ganz nett mit. Sie tun so, als hätten Sie das Rad neu erfunden und alles vorher müsse verachtet werden.

Stokowski: Nee, nee, nee. Ich habe immer wieder kritisiert, wenn sich jemand auf die Suche nach der nächsten Alpha-Feministin machte. Das soll Frauen isolieren und die Bewegung auseinanderbringen. Dann heißt es, die Alten sind fertig, jetzt kommt was Neues. Und es gibt nur einen Platz, der besetzt werden kann. Das sehe ich extrem kritisch, daran sollten wir uns nicht beteiligen.

Alice Schwarzer; geboren 1942, ist die Pionierin der deutschen FrauenbewegungMehr Artikel
Alice Schwarzer; geboren 1942, ist die Pionierin der deutschen FrauenbewegungFOTO: HORST GALUSCHKA
Schwarzer: Dann tun Sie es doch einfach nicht! Mich hat eines sehr geprägt: Als wir Anfang der 70er aufbrachen, hielten auch wir uns für die ersten. Wir dachten, jetzt kommen wir, die schicken kühnen Feministinnen, und räumen auf. 1974 machte ich dann mit Freundinnen den Frauenkalender, wir recherchierten im Archiv des Akademikerinnenbundes. Eine Freundin zeigte mir ein Buch und sagte: Alice, hast Du die Frau schon einmal gesehen? Auf dem Titel war eine spektakulär schöne Frau, die ich nicht kannte. Hedwig Dohm, die berühmteste feministische Autorin um die Jahrhundertwende. Was ich sagen will: Eine deutsche Feministin kannte 1974 noch nicht einmal Hedwig Dohms Namen. In diesen Jahren haben wir langsam unsere eigene Vergangenheit entdeckt, die auch wegen der Nazis verschüttet war. Wir haben entdeckt, dass vieles von dem, was wir neu dachten und taten, schon einmal gedacht und getan worden war.

Stokowski: Bei mir war es genau anders herum. Ich hatte während meines Studiums das Gefühl, es gibt wahnsinnig viel an feministischer Literatur und ich habe keine Ahnung, ob ich das jemals überblicke. Ich wusste auch nicht, ob ich mich Feministin nennen soll. Ich hielt das für so etwas wie einen Parteieintritt, das wollte ich nicht. Aber dann habe ich gemerkt, dass die Inhalte genau das waren, was ich dachte, also habe ich mich Feministin genannt. Ich kenne dieses Phänomen übrigens von vielen in meinem Alter. Die sagen, irgendwie bin ich schon für Gleichberechtigung und Feminismus, aber ich kann mich nicht so nennen. Offenbar ist das immer noch ein großer Schritt. Manchmal sind es Vorurteile, manchmal aber auch Ehrfurcht.

Schwarzer: Das finde ich interessant. Natürlich hatten wir damals auch alle unsere Simone de Beauvoir gelesen, ‚Das andere Geschlecht’, ein Schlüsselwerk. Aber ansonsten haben wir uns ins Leben geworfen, auf der Straße getanzt statt zu marschieren. Wir haben uns am Anfang auch nicht Frauenbewegung genannt. Unsere Bewegung war eine Reaktion auf das alte Patriarchat und die machohafte Linke. Damals haben wir begriffen, dass die Kerle noch den letzten bolivianischen Bauern befreien wollten, aber die eigene Freundin sollte weiter Kaffee kochen und die Beine breit machen.

Sie beide bezeichnen sich als Feministinnen. Was bedeutet das für Sie?

Stokowski: Für mich bedeutet es, Teil einer Bewegung zu sein, die sich dafür einsetzt, dass alle Menschen gleiche Rechte und Freiheiten haben, unabhängig von Geschlecht, sexueller Orientierung, Aussehen und Körper.

Schwarzer: Ich sehe das ähnlich. Gleiche Chancen und Rechte und Pflichten unabhängig vom Geschlecht. Natürlich spielen da auch andere Machtverhältnisse hinein: Wir sind nie nur Frau, sondern auch Deutsche oder Nicht-Deutsche, privilegiert oder nicht privilegiert, weiß oder schwarz. Aber das Fundament, auf dem alle anderen Machtverhältnisse aufbauen, ist das zwischen den Geschlechtern.

Frau Schwarzer, Sie haben noch gegen den Abtreibungsparagraphen 218 gekämpft und für das Recht von Frauen zu arbeiten. In ‚Untenrum frei' stellt Margarete Stokowski fest, dass die Unterschiede zwischen Frauen und Männern kleiner geworden sind, damit weniger sichtbar und vielleicht auch schwieriger zu bekämpfen. Welche Ziele hat der Feminismus in Deutschland heute, wenn es keine rechtlichen Ungleichheiten mehr gibt?

Schwarzer: In den ersten Jahren der Revolte hätte meine Generation sich nicht erträumen lassen, dass wir da ankommen, wo wir jetzt sind. Wir haben unvorstellbar viel erreicht. Das ist ein Fortschritt. Gleichzeitig ist aber die brachiale Unterdrückung sichtbarer. Bis 1976 konnte zum Beispiel der Ehemann zum Chef seiner Frau gehen und sagen, hiermit kündige ich ihre Stelle, die macht ihren Haushalt nicht ordentlich. Heute gibt es innere Fesseln, die schwerer zu erkennen sind als die äußeren.

Früher durften Männer ihren Ehefrauen verbieten zu arbeiten. Heute gehen Frauen freiwillig in Teilzeit oder ziehen sich aus der Arbeitswelt zurück, wenn sie Kinder bekommen.

Stokowski: Wenn wir von Freiwilligkeit reden, lenken wir davon ab, dass es nach wie vor Machtstrukturen gibt. Wir alle möchten weiter an das Bild der selbstbewussten emanzipierten Frau glauben. Und dann merken wir, die Gesellschaft ist darauf ausgerichtet, Ungleichheit zu erhalten – Frauen treffen immer wieder dieselben Entscheidungen und stehen immer wieder vor denselben Hürden. Wenn wir diese Entscheidungen einfach nur als freiwillig ansehen, ist es schwieriger, über die politische Dimension zu reden. Stattdessen heißt es, das ist doch der freie Wille, und wir können Frauen nicht zwingen, sich die Hälfte der Macht zu nehmen.

Schwarzer: Das mindestens 4000 Jahre währende Patriarchat lässt sich nicht in 40 Jahren aus den Angeln heben. Was man Frauen früher aufgezwungen hat, machen sie heute scheinbar freiwillig. Der gesellschaftliche Druck ist immer noch groß, ein bestimmtes Ideal zu erfüllen. Das läuft subtil ab, der Zwang ist weniger sichtbar. Die Schlacht spielt sich dabei wieder auf unserem Körper ab. Ich habe eine ähnliche Rückwärtsbewegung schon einmal Mitte der 70er Jahre erlebt. Da hat man auch innerhalb der Frauenbewegung von einer sogenannten „neuen Weiblichkeit“ oder der „neuen Mütterlichkeit“ geredet. Das war aber in Wahrheit die alte.

Gesellschaftliche Bilder von Weiblichkeit oder Männlichkeit prägen schon von Kindheit an. Heute gibt es unterschiedliches Lego für Mädchen und für Jungs, es gibt pinke und „normale“ Überraschungseier. Drängt unsere Konsumwelt Kinder stärker als früher in bestimmte Rollen?

Schwarzer: Das ist längst eine eigene Millionen-Industrie, die es vor ein paar Jahrzehnten noch gar nicht gab.

Stokowski: Bei Kinderspielzeug und Kinderkleidung ist es extrem. Aber das gibt es auch für Erwachsene. Der Drogeriemarkt DM hat jetzt ein Männerregal, damit Männer nicht aus Versehen Waschmittel kaufen, sondern nur Männercreme. Das macht im Kapitalismus natürlich Sinn, weil man Produkte in zwei Varianten herstellen kann.

Schwarzer: Und die für Frauen sind oft teurer, oder?

Stokowski: Häufig. Natürlich kann man sagen, dass Frauen freiwillig rosa Rasierklingen kaufen und selbst entscheiden, in Teilzeit zu gehen. Aber die Frage ist, was mit denen passiert, die von der aufgestellten Norm abweichen. Was ist, wenn eine Frau sofort nach der Geburt des Kindes wieder anfängt zu arbeiten? Sie wird beleidigt oder muss sich anhören, dass sie eine schlechte Mutter ist. Man kann schon von freiwilligen Entscheidungen sprechen, aber solange abweichendes Verhalten bestraft wird, ist es mit der Freiheit nicht weit her.

Wie kann Feminismus gegen solche Marketing- und Erziehungsmechanismen ankommen?

Schwarzer: Aufklären und ermutigen abzuweichen. Meine Großmutter war Schneiderin, ich habe mich mein Leben lang für Mode interessiert. Aber ich habe mich nie einzwängen lassen. Ich muss mich nicht jeden Morgen schminken und auf Schuhen gehen, in denen ich nicht laufen kann.

Stokowski: Wir müssen die Leute ermutigen, nicht jeden Scheiß mitzumachen. Gleichzeitig ist es gerade bei den Kindersachen eine extreme Klassen- und Geldfrage. Die billigen Sachen sind häufig viel stärker gegendert als die teuren. In einem Bio-Öko-Fairtrade-Kinderladen ist alles bunt, bei Kik oder anderen Textil-Discountern sind Sachen für Mädchen und Jungen klar unterteilt. Manche Leute haben gar nicht die Wahl, genderneutrale, nicht rollenkonforme Sachen zu kaufen. Die, die es sich leisten können, das zu vermeiden, sagen dann auch noch, naja, die Leute, die das kaufen, sind ein bisschen dumm und unemanzipiert und stecken ihre Mädchen in rosa Sachen.

Die AfD agitiert gegen „Gender-Wahn“, eine Gruppe von Schriftstellern und Prominenten hat gerade in einem offenen Brief das „Gender-Sprech“, also geschlechtergerechte Sprache, kritisiert. Ist das das letzte Aufbäumen des Patriarchats? Oder hat sich der moderne Feminismus verrannt und zur Sprachpolizei gemacht?

Stokowski: Ich fürchte, es ist nicht das letzte Aufbäumen. Ich kenne aber keine Feministin, die sagt, wir müssen uns auf eine Variante festlegen. Es gibt Binnen-I, Sternchen, Unterstrich, manche wechseln sich ab und sprechen mal von Lehrerinnen und mal von Lehrern, andere erfinden neue Formen wie die Sprachwissenschaftlerin Luise Pusch.

Margarete Stokowski; geboren 1986, ist eine der bekanntesten jungen feministischen Autorinnen.Mehr Artikel
Margarete Stokowski; geboren 1986, ist eine der bekanntesten jungen feministischen Autorinnen.FOTO: HORST GALUSCHKA
Schwarzer: Die Gegner stürzen sich natürlich auf Dinge, wo der Mann und die Frau von nebenan sagen: ‚Sind die denn verrückt geworden? Man kann es aber auch übertreiben.' In Wahrheit gibt es auch in feministischen Kreisen sehr unterschiedliche Weisen, mit Sprache umzugehen. Wir sollten uns davor hüten, eine bestimmte Sprache vorzuschreiben. Es stimmt zwar: Sprache ist der Stoff, in dem wir fühlen und denken. In den 70er Jahren mussten wir Feministinnen erstmal dafür sensibilisieren, dass es oft nur die männliche Form gibt und die Frau in der Sprache gar nicht vorkommt. Als Journalistin weiß ich aber auch, dass Sprache lebendig ist und man sie sprechen können muss. Einen Unterstrich oder ein Sternchen im Wort kann ich nicht sprechen. Das verhunzt die Sprache.

Frau Stokowski, Sie verwenden das Sternchen in Ihren Texten.

Stokowski: Ich verwende unterschiedliche Varianten. In meinen Büchern gibt es ein Sternchen, das mitten im Wort steht, um es von den Fußnotenzeichen abzugrenzen. Meine Erfahrung ist, dass viele das überlesen. Es wäre mir aber auch egal, wenn ein Sternchen die Leute zunächst aus dem Text rauswirft. Wir haben uns schon an viele Sachen gewöhnt. Und es gibt auch die Möglichkeit, Sternchen oder Unterstrich als Pause auszusprechen.

Kommen wir zu dem Thema, das Sie beide am meisten trennt: Frau Schwarzer, Sie haben den politischen Islam neulich als „Faschismus des 21. Jahrhunderts“ bezeichnet. Was meinen Sie damit?

Schwarzer: Eines möchte ich zum hundertsten Mal klarstellen: Es geht mir nicht um den Islam, den Glauben, ich rede ausschließlich über den politisierten Islam, den Islamismus, der 1979 mit Khomeini im Iran begonnen hat. Das ist keine Religion, sondern eine Ideologie, die von Anfang an die Trennung der Geschlechter im Fokus hatte. Im Iran wurde gerade eine Anwältin zu 148 Peitschenhieben und 38 Jahren Gefängnis verurteilt, weil sie es gewagt hat, Frauen zu verteidigen, die gegen den Kopftuchzwang protestieren und für Rechte der Frauen. Es ist das offene Grauen.

Frau Stokowski, nicht nur Alice Schwarzer, auch Politikerinnen wie Julia Klöckner und Malu Dreyer haben die Einwanderung von Männern aus patriarchal geprägten Gesellschaften problematisiert. Ist der politische Islam eine Gefahr für die Emanzipation in Deutschland?

Stokowski: Wir sollten uns nicht nur darauf konzentrieren, patriarchale Strukturen bei denen zu sehen, die nicht urdeutsch und christlich sind. Natürlich sehe ich als Feministin vieles kritisch, Zwangsverschleierung, Zwangsverheiratung, fehlende Hilfe für Frauen, die häuslicher Gewalt ausgesetzt sind. Ich glaube nur, dass der Feminismus nicht auch noch bei der Stimmungsmache gegen Musliminnen und Muslime mitmachen sollte. Die gibt es ohnehin schon genug. Wir sollten nicht so tun, als sei es das eigentliche Problem, dass durch geflüchtete Menschen frauenfeindliche Ideologien nach Deutschland kommen. Damit tut man den Nazis leider einen sehr großen Gefallen.

Frau Schwarzer, stellen Sie Flüchtlinge unter Pauschalverdacht?

Schwarzer: Ich? Das ist einfach lachhaft! Im Gegenteil: Ich schaue genau hin. So hatten wir in der Emma im Herbst 2015 einen Vater auf dem Titel, die fünfjährige Tochter auf den Schultern, zwei Menschen auf der Flucht. Im Blatt finden Sie einen Forderungskatalog, was für die Frauen und Kinder in den Flüchtlingsunterkünften getan werden muss. Um die hat sich zu dem Zeitpunkt noch kein Schwein gekümmert. Aber mit den Flüchtlingen hat das Problem ja auch gar nicht angefangen.

Womit denn?

Schwarzer: In Westeuropa gibt es seit mindestens 25 Jahren eine Agitation des politischen Islam, der Islamisten. Manche Imame geben den Eltern Geld, wenn sie ihre Töchter verschleiern. Den jungen Männern sagen sie, ihr braucht nichts zu lernen, weil ihr mehr wert seid als eure Frauen und die Ungläubigen und mal heilige Krieger werdet. Dieser Verhetzung haben wir im Westen nichts entgegengestellt. Wir haben die Mehrheit der Muslime in Europa, die aufgeklärt sind und Demokratie wollen, im Stich gelassen und dem Druck der radikalen Minderheit ausgeliefert. Und wir haben uns nicht nur in Deutschland den ungeheuren Luxus erlaubt, nicht genau zu unterscheiden: zwischen normalen Muslimen und islamistischen Ideologen und Hetzern. Und jetzt wundern wir uns, wenn die Rechte da aufsattelt. Für diese neue Art von Rassismus sind die Kräfte verantwortlich, die immerzu diesen Kulturrelativismus gepredigt haben, die gesagt haben: Das ist eine andere Religion, das sind andere Sitten, die sind eben so. Du gehörst dazu, Margarete. Es gäbe keine AfD, wenn Liberale und Linke nicht so versagt hätten.

Frau Stokowski, sind Sie mitschuldig am Aufstieg der AfD?

Stokowski: Nee. Die Liste aus der Emma mit den Forderungen für geflüchtete Frauen ist doch ein gutes Beispiel. Es gibt sexualisierte Gewalt in Flüchtlingsunterkünften, aber in der Debatte hört man eben nicht die Forderung nach mehr Plätzen in Frauenhäusern oder speziellen Beratungsangebote für muslimische Mädchen und Frauen. Viele konzentrieren sich darauf, gegen die Männer zu sprechen und nicht für die Frauen. Man hört dann nur: Die haben eine komische Kultur, die wollen wir hier nicht haben. Für mich heißt das: Das Thema wird rassistisch instrumentalisiert.

Schwarzer: Liebe Margarete, da wird leider überdeutlich, dass Du Emma nicht liest. Du weißt aber trotzdem genau, was drin steht. Realität ist, dass all die Forderungen, die du jetzt erhebst, bei uns schon sehr lange Thema sind. Du gehörst ja auch zu den Frauen, die Emma Anfang 2016 dafür angegriffen haben, dass wir nach der Silvesternacht in Köln die Wahrheit über die Übergriffe am Hauptbahnhof geschrieben haben. Von den 2000 Männern waren die meisten Algerier und Marokkaner, viele Illegale, 690 Frauen haben Anzeige erstattet wegen sexueller Gewalt. Das haben wir geschrieben – und es schallte uns der Ruf „Rassismus“ entgegen. Und da antworte ich Ihnen, nein Dir – siehst Du, kaum sind wir so kontrovers, falle ich ins Sie, wir sind eben zwischen Du und Sie – ich antworte: Ich finde es rassistisch, zweierlei Maß einzuführen und zu sagen, das sind Algerier, aber wir dürfen das nicht sagen, sonst wird es missbraucht. Damit nehmen wir diese jungen Männer nicht ernst. Denn die müssen die Tausende von Kilometern, die sie zu Fuß zurückgelegt haben, auch noch mal im Kopf zurücklegen, wie Kamel Daoud gesagt hat. Sie kommen schließlich aus Ländern, in denen Gewalt gegen Frauen und Kinder eine Selbstverständlichkeit ist und Frauen rechtlose Unmündige sind.

Stokowski: An diesen Ausführungen kann man sehr gut sehen, wie Rassismus funktioniert: Man nimmt die Taten von einigen und sagt, die ganze Gruppe sei potenziell kriminell. Linken Feministinnen wird sehr häufig vorgeworfen, sie würden muslimischen Männern alles durchgehen lassen und andere schon für ein Anlächeln verurteilen. Das ist der Versuch so zu tun, als gäbe es in Deutschland keine Probleme von weißen deutschen Männern, die übergriffig wären.

Schwarzer: Es geht nicht um Einzelne, es geht um Strukturen. Du hörst einfach nicht zu! Die Realität interessiert dich nicht.

Wir würden gerne noch einmal das Thema wechseln. Auf die erste Kanzlerin der Bundesrepublik folgt wahrscheinlich die zweite Kanzlerin. Angela Merkel hat sich immer geweigert, sich als Feministin zu bezeichnen. Annegret Kramp-Karrenbauer hält das anders – ein Fortschritt?

Stokowski: Ich glaube, Annegret Kramp-Karrenbauer ist kein Fortschritt für den Feminismus. Also wirklich nicht. Ich habe im Moment das eigenartige Gefühl, dass ich traurig sein werde, wenn Angela Merkel weg ist. Frau Kramp-Karrenbauer ist homofeindlich und sehr polemisch gegen alles, was Zweigeschlechtlichkeit in Frage stellt. Es bringt dem Feminismus nichts, wenn eine Frau an eine obere Position kommt und dann weiter frauen- oder minderheitenfeindliche Positionen vertritt.

Schwarzer: In Relation zu Frau Merkel ist Frau Kramp-Karrenbauer allgemeinpolitisch eindeutig konservativer. Aber aus feministischer Perspektive gesehen ist sie eindeutig feministischer. Das hat was mit ihrem West-Lebenslauf zu tun.

Stokowski: Woran machen Sie das fest?

Schwarzer: An konkreten Aussagen in meinem Interview in der aktuellen Emma. Aber auch daran, wie sie selber lebt, zum Beispiel, dass ihr Mann Hausmann war. Aber ich finde grundsätzlich interessant, in welchem Maße der Begriff Feminismus in Deutschland im Verschiss ist. Deutschland, das Land der sogenannten Rabenmütter, ist innerhalb der westlichen Welt ja auch in Sachen Pay Gap Schlusslicht.

Ist es nicht ein bisschen cool geworden, sich zum Feminismus zu bekennen? Es gibt sogar entsprechende T-Shirts.

Schwarzer: Ja, das ist zurzeit Modetrend. Aber was steckt hinter dem Label? Ehrlich gesagt interessiert mich schon lange nicht mehr, ob eine Frau sich als Feministin bezeichnet. Entscheidend ist nicht, was sie sagt, sondern was sie tut. Und da sind eben manchmal Nicht-Feministinnen in Wahrheit feministischer als vorgebliche Feministinnen, die krass antifeministisch sind.

Dann kommen wir zu den Taten. Wenn Sie am Koalitionsvertrag der nächsten Bundesregierung mitschrieben könnten – was würden Sie reinschreiben?

Stokowski: Abtreibung raus aus dem Strafgesetzbuch, eine bessere Schulung von Menschen, die in Beratungsstellen, Gerichten oder bei der Polizei mit Opfern sexualisierter Gewalt arbeiten. Die Position von Alleinerziehenden stärken, die Möglichkeit zur Rückkehr von Teilzeit in Vollzeit verbessern, das Ehegattensplitting abschaffen. Und ich würde einen besseren Umgang mit Hate Speech und anderen Formen von Gewalt im Internet durchsetzen. Die trifft häufig Frauen und die Strafverfolgungsbehörden tun sich immer noch sehr schwer damit.

Schwarzer: Das ist doch schön, Margarete. Zu guter Letzt haben wir ein Happy End zu vermelden. Ich schließe mich uneingeschränkt diesen Forderungen an. Ich möchte nur eines hinzufügen: Wir brauchen dringend gesetzliche Maßnahmen zum Schutz vor Altersarmut. Auf die rasen gerade die Töchter der Frauenbewegung mit 180 Sachen zu, weil sie die Lüge geglaubt haben, sie hätten die Wahl und könnten alles: auch Teilzeit arbeiten oder aus dem Beruf aussteigen. Da kommt ein Drama auf Millionen Frauen zu.

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Anja Kühne

Die Publizistin Alice Schwarzer ist Herausgeberin von „Emma“. Zuletzt erschienen von ihr „Meine algerische Familie“ und „Der Schock – Die Silvesternacht von Köln“. Die Autorin und Kolumnistin Margarete Stokowski schreibt für die „taz" und „Spiegel Online“. 2016 erschien ihr Buch „Untenrum frei“, 2018 „Die letzten Tage des Patriarchats“.

https://www.tagesspiegel.de/politik/sch ... 85604.html

*Augenroll* 🙄 😲 😴
Zuletzt geändert von deernhh am 07.04.2019, 23:47, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Feministinnen und der "Rechtsruck"

Beitrag von Kasharius »

@deernhh


die Katze läßt das mausern nicht....zwinker. Danke fürs Einstellen.

Kasharius grüßt Dich

Boris Büche
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Re: Feministinnen und der "Rechtsruck"

Beitrag von Boris Büche »

@Stokowski / Schwarzer:

"Aber aus feministischer Perspektive gesehen ist sie [A. Kramp-Karrenbauer] eindeutig feministischer. Das hat was mit ihrem West-Lebenslauf zu tun.
[ . . .]
Deutschland, das Land der sogenannten Rabenmütter, ist innerhalb der westlichen Welt ja auch in Sachen Pay Gap Schlusslicht.
"

Aha! Im Osten gibt es keinen echten Feminismus.
Daran muss es wohl liegen, dass es dort auch keinen nennenswerten pay-gap gibt - früher nicht, und sogar heute noch nicht.

Doris67
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Re: Feministinnen und der "Rechtsruck"

Beitrag von Doris67 »

Alice Schwarzer ist seit Jahren der Rechtsruck in Person. Und sollte nach 30 Jahren Stillstand endlich mal Nachfolgerinnen ranlassen.
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deernhh
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Re: Feministinnen und der "Rechtsruck"

Beitrag von deernhh »

Es geht jetzt hier nicht um Prostitution, aber der Artikel zeigt, wie übergriffig Alice Schwarzer wird bzw. werden kann ....


UNI-DEBATTE
Dieses Video zeigt, wie überholt Alice Schwarzers Feminismus ist
Eine muslimische Demonstrantin bittet Schwarzer, sie nicht anzufassen. Aber die setzt noch einen drauf.

Von Rebecca Baden | 09 May 2019, 3:47pm

Fotos: Screenshot Alice Schwarzer | Instagram: @xanax_attax || Regenbogen | Freepik || Collage: VICE


Mit Alice Schwarzer ist es ein bisschen wie mit dem Fliegen: Man kann nicht abstreiten, dass das irgendwann mal innovativ war. Aber wir haben inzwischen erkannt, dass es auch eine Kehrseite hat. Beim Fliegen sind das die Umweltverschmutzung und die Touris in Friedrichshain, bei der 76-jährigen Feministin Alice Schwarzer, die Anfang der 70er noch Protestaktionen für Abtreibungsrechte organisierte, ist es eine Haltung, die viele als rassistisch und anti-muslimisch einstufen. Am Mittwoch tauchte bei Instagram ein Video auf, das diese Einschätzung verstärkt.

Dort lud ein User namens Zuher auf seinem Account @xanax_attax mehrere Kurzclips in seiner Story hoch, die Schwarzer und mehrere andere Personen am Rande einer Demo zeigen. Man sieht, wie Alice Schwarzer ihre Hand vom Arm einer offenbar demonstrierender Frau mit Kopftuch wegzieht. Diese bittet Schwarzer dann, sie nicht anzufassen. Daraufhin wirft Schwarzer in gespielter Empörung die Hand hoch, reißt den Mund auf und sagt: "Ich dachte, nur ein Mann darf sie nicht anfassen." Schwarzer streift den Arm der Demonstrantin bei ihrer theatralischen Geste erneut. Im nächsten Clip wiederholt sie die Aussage.


In sozialen Netzwerken wird der Übergriff als Höhepunkt von Schwarzers anti-muslimischer und zuletzt auch anti-feministischer Haltung gehandelt. Dabei hatte die Uni-Initiative "#Wirbleibenlaut" den Protest vom Mittwoch organisiert, um genau dagegen anzukämpfen: Schwarzer war an dem Tag bei der umstrittenen Konferenz "Das islamische Kopftuch – Symbol der Würde oder der Unterdrückung?" an der Goethe Universität in Frankfurt eingeladen und hielt dort einen Vortrag.

Es hatte um die Veranstaltung im Vorfeld einigen Wirbel gegeben. Die Organisatorin Susanne Schröter, Ethnologie-Professorin an der Uni, war für ihre Veranstaltung als anti-muslimisch kritisiert worden. Kritik gab es aber auch an der Uni-Initiative. Die Gruppe greife aus der Anonymität heraus an, beklagte Uni-Präsidentin Birgitta Wolff. Schröter selbst vermutete hinter den Protesten sogar eine radikale islamistische Gruppierung. Wer genau an den Protesten teilnahm, ist schwer zu sagen. Zuher, der das Video postete, bezeichnet sich auf seinem Account allerdings offen als Mitglied der Initiative. Er postet zudem Regenbogen-Flaggen und Fotos, auf denen er ein T-Shirt mit dem Aufdruck "Some people of colour are LGBTQ" trägt. Das ist weder anonym noch radikal islamistisch.

Schwarzer soll an dem Tag nochmal übergriffig geworden sein

Ob Alice Schwarzer nun problematische Positionen vertritt oder nicht, sollte nicht von den Personen ausgemacht werden, die die Kritik aussprechen. Der Übergriff markiert nicht nur einen, wenn nicht sogar: den bisherigen ideologischen Tiefpunkt der Emma-Herausgeberin, sondern auch den Höhepunkt ihrer fragwürdigen Aktionen an diesem Tag: Die Journalistin Khola Maryam Hübsch, ebenfalls zur Konferenz eingeladen, berichtete auf Twitter von einer weiteren ungewöhnlichen Begegnung mit Schwarzer. So habe Schwarzer sie mit "Hübschchen" begrüßt, was die Journalistin kritisierte. Daraufhin habe sie aber geantwortet: "Aber du bist so süß." Hübsch ist 38 Jahre alt und trägt ebenfalls ein Kopftuch. "Mehr alter weißer Mann geht nicht", kommentiert sie Schwarzers Spruch auf Twitter.


Es gibt immer noch Frauen, Journalisten und Journalistinnen oder einfach Fans, die Alice Schwarzer für die feministische Ikone halten, die sie mal war. Für sie mögen Schwarzers Kämpfe aus vergangenen Jahrzehnten einen höheren Stellenwert haben als ihre heutigen Ausfälle. Unumstritten ist aber, dass Alice Schwarzer ihre Macht auf eine so herablassende Art und Weise demonstriert, die mit feministischen Grundsätzen nichts mehr gemein hat. Und das nicht erst, seit sie ihre Kämpfe gegen muslimische Frauen mit Kopftuch austrägt.

Bereits 1998 veröffentlichte die Journalistin Bascha Mika ein Buch, in dem sie Schwarzer als herrische Person portraitiert und einige ihrer Positionen als "frauenverachtend" beschreibt. Schwarzer ist zudem Sexarbeits-Gegnerin, ihr zufolge erleben 90 Prozent aller Prostituierten in ihrer Kindheit Missbrauch. Belege dafür konnte sie 2013 in einem Interview mit der Welt nicht anführen – genauso wenig wie für ihre Behauptung, die meisten Musliminnen hätten nicht die Wahl, sich für oder gegen das Kopftuch zu entscheiden.

Die Emma existiert noch. Das zeigt, dass nicht unerheblich viele Menschen Schwarzer trotz allem weiterhin für eine Feministin halten. Feministinnen of Colour haben dafür den Begriff "White Feminism" eingeführt: ein Feminismus, in dem weiße Frauen dafür kämpfen, sich so verhalten zu dürfen wie machtverwöhnte, weiße Männer. Und in dieser Kategorie dürfte Schwarzer mit ihren Aktionen tatsächlich ganz gut aufgehoben sein.

https://www.vice.com/de/article/gy4yjy/ ... uebergriff

Zuletzt geändert von deernhh am 12.05.2019, 14:17, insgesamt 1-mal geändert.

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Kasharius
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Re: Feministinnen und der "Rechtsruck"

Beitrag von Kasharius »

Die Weltgeschichte zeigt: Es ist nicht gut wenn alte Menschen zuviel Zeit haben - klingt lustig, ist aber auch schon wieder diskriminierend...sorry!

Das feministische Denkmal Alice Schwarzer bröckelt nicht, es fällt in sich zusammen...

Kasharius grüßt

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Tilopa
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Re: Feministinnen und der "Rechtsruck"

Beitrag von Tilopa »

Eine sehr gute Besprechung der Sprache und Methoden der "Vordenkerinnen" des modernen der Feminismus und ihrer sexualitäts- und menschenverachtenden Hetze:

Last Days at Hot Slit—A Review
by Jerry Barnett
https://quillette.com/2019/05/15/last-d ... -a-review/
In my 2016 book Porn Panic!, I traced today’s anti-free speech, identity-preoccupied Left back to its roots in the pro-censorship, anti-sex feminism of the 1970s/80s [...]. Dworkin and Mackinnon created the language and the methodology of pro-censorship feminism. In their hands, feminism was subtly twisted from a declaration of female agency and power into an insistence on feminine weakness — a view now established as a salient aspect of mainstream feminist thinking.

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Re: Feministinnen und der "Rechtsruck"

Beitrag von deernhh »

Danke @Tilopa für den obigen Link!

Hier die Übersetzung des ganzen Artikels.


FEMINISMUS , REDEFREIHEIT , RÜCKBLICK , SEX , TOP STORIES

Veröffentlicht am 15. Mai 2019 Kommentare 94

Letzte Tage bei Hot Slit - Ein Rückblick
geschrieben von Jerry Barnett

Ein Rückblick auf Last Days at Hot Slit - Der radikale Feminismus von Andrea Dworkin, herausgegeben von Johanna Fateman und Amy Scholder . (Semiotext (e), März 2019) 408 Seiten.

In meinem 2016er Buch Porn Panic! Ich verfolgte die heutige anti-freie Rede, die sich mit Identitäten beschäftigt, zurück zu ihren Wurzeln in der Pro-Zensur, dem Anti-Sex-Feminismus der 1970er / 80er Jahre und insbesondere dem Schreiben von Dworkin und ihrer Waffenschwester Catharine Mackinnon. Obwohl ich mich neben Dworkins Schriften auch mit Werken der zeitgenössischen liberalen Feministinnen befasste, die sich ihr widersetzten, konzentrierte ich mich mehr auf ihre Nachfolger, insbesondere auf Gail Dines, eine Professorin für Frauenforschung, die sich als eine der herausragenden Kämpferinnen von heute etabliert hat die Zensur des sexuellen Ausdrucks. Zu einer Zeit, in der sich der Feminismus in eine zunehmend kritischere Richtung zu bewegen scheint, eine neue Anthologie von Dworkins Schrift Last Days at Hot SlitDer Anfang dieses Jahres veröffentlichte Band bietet nützliche Einblicke in das Schreiben und Denken eines der einflussreichsten, radikalsten und kontroversesten Schriftsteller der Bewegung.

Last Days at Hot Slit war der frühe Arbeitstitel für Dworkins 1974 erschienene Polemik Woman Hating , das erste von einem Dutzend Büchern, die Dworkin veröffentlichte (von denen drei fiktiv waren). Diese neue Kollektion-kuratiert von Johanna Fateman und Amy Scholder-enthält Auszüge ausmeisten von ihnen, sowie eine Auswahl von anderen Quelleneinschließlich einer Postkarte an Mama und Papa datiert ausJahr 1973, und einen Brief an den gleichen Empfänger in 1978. BeiVersuchUm Dworkin zu verstehen, habe ich herausgefunden, dass diese persönlichen Einsichten genauso wichtig sind wie die scharfen politischen Schriften, die sie berüchtigt machten.

Dworkin ist am bekanntesten als wilde Aktivistin gegen Pornografie, die sie der Mitschuld an der Unterdrückung von Frauen beschuldigt. Zusammen mit der Rechtsanwältin Catharine Mackinnon arbeitete sie unermüdlich daran, Pornografie zu diskreditieren und zu verbieten - womit jede sexuelle Darstellung von Frauen gemeint war, die in einem beliebigen Medium dargestellt wurde. Dworkin, Mackinnon und ihre Anhänger (die "Macdworkinites") zerrissen die Federn der Linken, indem sie Allianzen gegen Pornographie mit der christlichen Rechten und der Reagan-Regierung schlossen. In diesem Moment schlossen sich Feministinnen zusammen, um Roe v Wade vor denselben Mächten zu verteidigen. Diese politische Neuausrichtung katalysierte eine schädliche Spaltung der feministischen Bewegung in "anti-sex" und "sex-positive" Tendenzen.

Dworkin und Mackinnon schufen die Sprache und die Methodik des Pro-Zensur-Feminismus. In ihren Händen verdrehte sich der Feminismus subtil von einer Behauptung weiblicher Entscheidungsfreiheit und Macht zu einem Beharren auf weiblicher Schwäche - eine Ansicht, die sich inzwischen als herausragender Aspekt des feministischen Mainstream-Denkens etabliert hat. In ihrer Formulierung waren Frauen so schwach und niedergeschlagen, dass das Establishment eingreifen muss, um sie vor Pornografie zu schützen. Diese Entwicklung bestürzte liberale Feministinnen. In einem 1994 eingereichten Schriftsatz gegen eine Feuerwehrrichtlinie von LA, die sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz verbietet , schrieb die Kampagnengruppe Feministinnen für freie Meinungsäußerung:

Es ist eine Ironie, dass wir erfahren, dass Frauen endlich in ausschließlich Männern vorbehaltene Bereiche vordringen, wie den Umgang mit einem Wolkenkratzerkran, einen feindlichen Unternehmensübernahmeversuch und ein Kampfflugzeug der Luftwaffe dass wir sie nie genießen würden.

Die Macdworkinites lehnten Obszönitätsgesetze ab, die auf einem Gemeinschaftsstandard beruhten, den sie für zu tolerant hielten. Sie entschieden sich stattdessen für einen bürgerlichen Zensuransatz und argumentierten, dass sexuelle Ausdrucksformen für Frauen selbst schädlich seien. Sie entwarfen ein Pro-forma-Gesetz , die Antipornografie-Bürgerrechtsverordnung, die sie Stadt- und Landesgesetzgebern zu verabschieden ermutigten. Dies war weitaus drakonischer als das Obszönitätsgesetz, weil es Pornografie so umfassend und subjektiv definierte, dass sie potenziell sexuelle Äußerungen einbezog, und weil es jedem „betroffenen Bürger“ die Macht der Zensur übertrug, die das Gesetz anwendete verletzt wurden und dann rechtliche Schritte einleiten: gegen einen Produzenten von Pornografie, eine Fernsehgesellschaft oder eine Buchhandlung. Ihr Gesetz wurde in Teilen der Vereinigten Staaten verabschiedet, aber später im Rahmen der Ersten Änderung abgeschafft. Ihre Initiative hatte jedoch größeren Erfolg in Kanada, wo sie als Teil der kanadischen Charta der Rechte und Freiheiten angenommen wurdeUm die unbeabsichtigten Gefahren zu demonstrieren, zu denen die Zensur führen kann, wurden 1994 in Kanada zwei von Dworkins eigenen Büchern verboten, genau nach dem Gesetz, an dessen Gestaltung sie mitgewirkt hatte.

Während Mackinnon normalerweise als der hartnäckige Rechtsmensch des Duos dargestellt wurde, war Dworkin der Ideologe, der Rebell, der brillante, aber fehlerhafte Propagandist. Die feministische Aktivistin Gloria Steinem im Interview mit Democracy Now! 2005, nachdem Dworkin gestorben war, nannte sie sie "... unseren alttestamentlichen Propheten, der in den Bergen wütet und die Wahrheit sagt". Dworkin tobte zweifellos, und ihr deklamatorischer rhetorischer Stil ist dem des religiösen Predigers sehr ähnlich. "Es ist schwer vorstellbar", fuhr Steinem fort, "dass jeder andere gleichzeitig klarer und missverstandener war als Andrea, heftiger und verletzlicher."



Vielleicht ist das Wort, auf das ich in den Beschreibungen von Dworkins Schriften am häufigsten gestoßen bin, "verstörend", und beim Lesen von " Last Days at Hot Slit" würde ich dem zustimmen. Aber zu diesem Adjektiv würde ich "hypnotisch", "traumartig" und manchmal sogar "psychedelisch" hinzufügen. Ihr Schreiben erinnert häufig an die Beat-Generation von Schriftstellern, die in ihrer Jugend in den 1960er und 1970er Jahren Einfluss hatte. Sie konnte wild und poetisch und gut lesbar sein (fast unabhängig vom Inhalt), und ihre aggressiv perkussive Prosa ähnelt manchmal einem Tribal Drumbeat. Ich wurde mehr als einmal an Hunter S. Thompson und noch mehr an Hubert Selby Jr.s Last Exit to Brooklyn erinnert, der die Konventionen der Grammatik mit Füßen trat, um die Umgangssprache der Arbeiterklasse Brooklyn einzufangen. Dworkin bedient sich Aldous Huxleys in dieser charakteristischen brutalen Passage:

Und inmitten dieser schönen neuen Welt, wie beruhigend und vertraut es ist, leidenschaftslose Grausamkeit gegenüber Frauen zu üben. Die altmodischen Werte bleiben erhalten. Die Welt mag morgen untergehen, aber heute Abend gibt es Vergewaltigung - einen Kuss, einen Fick, einen Klaps auf den Arsch, eine Faust ins Gesicht.

Die Gewalt dieser Art des Schreibens zeigt zweifellos ihre Wildheit, aber es zeigt auch die paradoxe Verwundbarkeit, die Steinem identifiziert hat. Ich begann die Sammlung mit der Erwartung, gereizt zu sein, aber ich beendete sie mit einem Gefühl der Traurigkeit.

Dworkins bekannteste Werke sind wahrscheinlich Pornografie: Männer, die Frauen besitzen (1981) und Geschlechtsverkehr (1987), die beide stark in dieser Sammlung vertreten sind. Ich hatte erwartet, dass Pornografie Gail Dines 'Arbeit Pornland von 2011 ähnelt (Dines versucht eindeutig, sich an Dworkin zu orientieren), und als ich Dines' Buch in Porn Panic durchgesehen habe , habe ich eine Liste seiner zahlreichen sachlichen Fehler, falschen Darstellungen und logischen Irrtümer erstellt. PornographieEine solche Möglichkeit bietet sich jedoch nicht. Dworkin beschäftigt sich nicht mit Fakten; als alttestamentliche prophetin von steinems beschreibung verachtet sie tatsachen ohne entschuldigung. Welcher Prediger, der ihr Salz wert ist, würde sich die Mühe machen, die Existenz eines wütenden, rachsüchtigen Gottes zu beweisen, nur um zu sehen, wie ihre Argumente von Skeptikern auseinander genommen werden?

Im Auszug aus der Pornografie fand ich nur zwei nennenswerte Tatsachenbehauptungen. Der erste ist ein vertrauter Mythos, der unter Anti-Pornografie-Aktivisten zum Standard geworden ist: Die Branche sei "größer als die Film- und Schallplattenbranche zusammen". Sie hat dafür keine Zahlen oder Referenzen angegeben, und warum sollte sie? Diese Behauptung ist eindeutig lächerlich: Die jährlichen Einnahmen an den Abendkassen betrugen in den 1980er Jahren mehrere Milliarden . Genaue Zahlen der Pornoindustrie sind schwer zu bekommen, aber selbst 1998 schätzte Forrester sie nochdas Geschäft soll weniger als 1 Milliarde Dollar wert sein. Dies hat jedoch die unkritische Wiederholung durch ihre Schüler, einschließlich Dines, nicht verhindert, die freudig behauptete, Pornografie sei jetzt „größer als Hollywood“. Dines ist nicht so propagandakompetent wie Dworkin und versucht, diese Behauptung zu quantifizieren mit der Aussage, dass die Branche einen Wert von 100 Milliarden US-Dollar hat (eine verdächtig runde Zahl). Sie lieferte sogar eine Quelle, die sich als Website eines Anti-Pornografie-Aktivisten herausstellte.

Die andere Behauptung in der Pornografie ist, dass die Etymologie des Wortes (aus dem Altgriechischen) enthüllt, dass es ursprünglich "Schreiben über abscheuliche Huren" bedeutete. Dies ist im Großen und Ganzen richtig (obwohl "abscheulich" ihre eigene bunte Interpolation ist). Sie wies darauf hin, dass die Porneia im antiken Griechenland die niedrigste Klasse von Prostituierten waren, und nachdem Dworkin diesen interessanten Punkt festgestellt hatte, freute sie sich darüber und stellte sie in ihrem unnachahmlichen Stil in den Mittelpunkt ihres Falls gegen Pornografie - eine Wiederholung, gemächlicher Gesang, der Seiten verbraucht:

Das Wort Pornografie hat keine andere Bedeutung als die hier zitierte, die grafische Darstellung der untersten Huren. Huren existieren, um Männern sexuell zu dienen. Huren existieren nur im Rahmen der männlichen sexuellen Dominanz. In der Tat wäre außerhalb dieses Rahmens die Vorstellung von Huren absurd und der Gebrauch von Frauen als Huren unmöglich. Das Wort Hure ist unverständlich, wenn man nicht in das Lexikon der männlichen Herrschaft eintaucht. Männer haben die Gruppe, den Typ, das Konzept, den Beinamen, die Beleidigung, die Industrie, den Handel, die Ware, die Realität der Frau als Hure geschaffen. Frau als Hure existiert innerhalb des objektiven und realen Systems der männlichen sexuellen Herrschaft. Die Pornografie selbst ist objektiv und real, weil Frauen so angesehen und geschätzt werden. Die in der Pornografie dargestellte Gewalt ist objektiv und real, weil Gewalt gegen Frauen so eingesetzt wird. Die Abwertung von Frauen, die in der Pornografie dargestellt sind und der Pornografie eigen sind, ist objektiv und real, da Frauen so abwertend sind. Der Gebrauch von Frauen in der Pornografie ist objektiv und real, weil Frauen so gebraucht werden. Die in der Pornografie verwendeten Frauen werden in der Pornografie verwendet. Die Definition von Frauen, die systematisch und konsequent in der Pornografie artikuliert wird, ist objektiv und real, da echte Frauen innerhalb dieser Definition existieren und unter ständiger Bezugnahme auf diese Definition leben müssen. Die Tatsache, dass Pornografie allgemein als „sexuelle Repräsentation“ oder „Darstellung des Geschlechts“ angesehen wird, unterstreicht nur, dass die Bewertung von Frauen als niedrige Huren weit verbreitet ist und dass die Sexualität von Frauen als gering und hurenhaft an sich wahrgenommen wird. Der Gebrauch von Frauen in der Pornografie ist objektiv und real, weil Frauen so gebraucht werden. Die in der Pornografie verwendeten Frauen werden in der Pornografie verwendet. Die Definition von Frauen, die systematisch und konsequent in der Pornografie artikuliert wird, ist objektiv und real, da echte Frauen innerhalb dieser Definition existieren und unter ständiger Bezugnahme auf diese Definition leben müssen. Die Tatsache, dass Pornografie allgemein als „sexuelle Repräsentation“ oder „Darstellung des Geschlechts“ angesehen wird, unterstreicht nur, dass die Bewertung von Frauen als niedrige Huren weit verbreitet ist und dass die Sexualität von Frauen als gering und hurenhaft an sich wahrgenommen wird. Der Gebrauch von Frauen in der Pornografie ist objektiv und real, weil Frauen so gebraucht werden. Die in der Pornografie verwendeten Frauen werden in der Pornografie verwendet. Die Definition von Frauen, die systematisch und konsequent in der Pornografie artikuliert wird, ist objektiv und real, da echte Frauen innerhalb dieser Definition existieren und unter ständiger Bezugnahme auf diese Definition leben müssen. Die Tatsache, dass Pornografie allgemein als „sexuelle Repräsentation“ oder „Darstellung des Geschlechts“ angesehen wird, unterstreicht nur, dass die Bewertung von Frauen als niedrige Huren weit verbreitet ist und dass die Sexualität von Frauen als gering und hurenhaft an und für sich wahrgenommen wird. Die Definition von Frauen, die systematisch und konsequent in der Pornografie artikuliert wird, ist objektiv und real, da echte Frauen innerhalb dieser Definition existieren und unter ständiger Bezugnahme auf diese Definition leben müssen. Die Tatsache, dass Pornografie allgemein als „sexuelle Repräsentation“ oder „Darstellung des Geschlechts“ angesehen wird, unterstreicht nur, dass die Bewertung von Frauen als niedrige Huren weit verbreitet ist und dass die Sexualität von Frauen als gering und hurenhaft an sich wahrgenommen wird. Die Definition von Frauen, die systematisch und konsequent in der Pornografie artikuliert wird, ist objektiv und real, da echte Frauen innerhalb dieser Definition existieren und unter ständiger Bezugnahme auf diese Definition leben müssen. Die Tatsache, dass Pornografie allgemein als „sexuelle Repräsentation“ oder „Darstellung des Geschlechts“ angesehen wird, unterstreicht nur, dass die Bewertung von Frauen als niedrige Huren weit verbreitet ist und dass die Sexualität von Frauen als gering und hurenhaft an und für sich wahrgenommen wird.

Im männlichen System sind Frauen Sex; Sex ist die Hure. Die Hure ist porne , die unterste Hure, die Hure, die allen männlichen Bürgern gehört: die Schlampe, die Fotze. Wenn du sie kaufst, kaufst du Pornografie. Sie zu sehen ist Pornografie. Wenn man ihr Geschlecht sieht, besonders ihre Genitalien, sieht man Pornografie. Sie beim Sex zu sehen, bedeutet, die Hure beim Sex zu sehen. Wenn man sie benutzt, benutzt man Pornografie. Sie zu wollen bedeutet, Pornografie zu wollen. Sie zu sein bedeutet Pornografie zu sein.

Diese Passage steht stellvertretend für Dworkins Schrift. So geht es Seite für Seite weiter, poetisch, rhythmisch wiederholend, steigend und fallend. Aber aufschlussreich? Selten, wenn überhaupt. Dworkins Schreiben drückte keinen Zweifel aus und versuchte nie, sich selbst zu rechtfertigen. Es war eine Erklärung der absoluten, unwiderlegbaren, unbestreitbaren Wahrheit, wie sie von Andrea Dworkin gesehen wurde.


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In der Einführung in den Geschlechtsverkehr von 1995 stellte sie dies ausdrücklich fest:

Und speziell sage ich, dass ich mehr als Männer über Ficken weiß? Ja, ich bin. Nicht nur anders: Mehr und besser, tiefer und weiter, die Art und Weise, wie jeder den Benutzer kennt ... die Autorität hinter dem Buch - hinter jeder Wahl - liegt bei mir.

Objektivität, Beweise oder Zweifel sind nicht erforderlich. Die Wahrheit wurde enthüllt, nicht entdeckt, und sie war entschlossen, es anzukündigen. Es war nicht offen, sie zu befragen, weil sie keinen Raum für Fragen ließ. Wie der alttestamentliche Prophet, der ihre Gesellschaft und alle Angehörigen wegen ihrer moralischen Ungewissheit beschimpfte, war sie äußerst zuversichtlich, denn die Wahrheit kam aus ihrem Inneren, und die Wahrheit war das Wort von Dworkin. Immer wieder beruhten ihre Argumente auf riesigen, ungeprüften Verallgemeinerungen. Ihr Standpunkt war ihre Erfahrung, und ihre Erfahrung war die endgültige Erfahrung jeder Frau. Beim Geschlechtsverkehr beschrieb sie Männer als Besatzer und Frauen als Besetzte. Ihre Argumentation war nichts anderes als die Tatsache, dass Penisse in die Vagina eindringen; dass Vaginas Löcher sind und dass Sex deshalb ipso facto isteine Handlung der Verletzung:

… Zwischen den Beinen ist ein Schlitz, in den er hineindrücken muss. Es gibt niemals eine wirkliche Privatsphäre des Körpers, die mit dem Geschlechtsverkehr koexistieren kann: mit dem Betreten.

Das Stoßen ist eine andauernde Invasion. Sie wird geöffnet, die Mitte aufgeteilt. Sie ist beschäftigt - physisch, innerlich, in ihrer Privatsphäre.

Geschlechtsverkehr ist sowohl der normale Gebrauch einer Frau als auch ein gewalttätiger Missbrauch. Und es wird anerkannt, dass der Gebrauch und der Missbrauch keine unterschiedlichen Phänomene sind, sondern irgendwie eine synthetische Realität. Geschlechtsverkehr in der Realität ist ein gleichzeitiger Gebrauch und ein Missbrauch.

Sie, ein menschliches Wesen, soll eine absolute Privatsphäre haben; außer dass sie, eine Frau, ein Loch zwischen ihren Beinen hat, das Männer betreten können, müssen.

In dieser trostlosen Analyse scheint kein Raum für Liebe, Zärtlichkeit oder Intimität zu sein. Und während Dworkin nicht ausdrücklich erklärte (wie allgemein gemunkelt), dass alles Geschlecht Vergewaltigung ist, beschrieb sie den Geschlechtsverkehr wiederholt als bloßes Instrument oder Ausdruck männlicher Macht. Sie sah Sex, Herrschaft und die (universelle) Verachtung, die Männer für Frauen haben, als ein und dasselbe: "Geschlechtsverkehr", versicherte sie unverblümt, "ist der reine, sterile, formale Ausdruck der Verachtung von Männern für Frauen."

Eine der unangenehmen Tatsachen, die Dworkins Position berücksichtigen muss, ist, dass viele Frauen gerne eingedrungen sind. Natürlich müssen diejenigen, die den Besatzer unterhalten, Mitarbeiter sein und wurden daher mit einer Mischung aus Verachtung und Mitleid behandelt.

Was bedeutet es, die Person zu sein, der dies angetan werden muss: die als Objekt gebraucht werden muss; wer muss eingegeben werden; wer muss besetzt sein; Wer muss mehr gewollt sein als Integrität, Freiheit oder Gleichheit? Wenn Objektivierung notwendig ist, damit Geschlechtsverkehr möglich ist, was bedeutet das für die Person, die gefickt werden muss, damit sie sich als Frau erleben kann, und die ein Objekt sein muss, damit sie gefickt werden kann?

Dworkin brachte ihre Punkte ausführlich, eindringlich und wiederholt, mit großer rhetorischer Begeisterung und Kunstfertigkeit und ohne Hinweis auf eine Spur von stichhaltigen Beweisen vor. Ihr grundlegender Punkt - dass Frauen keine andere soziale Rolle gespielt haben als Opfer eines totalitären männlichen Systems - war in ihrer Arbeit selbstverständlich und bedurfte keiner Begründung. Alle ihre Überlegungen (und es gibt wenig Argumentationsmöglichkeiten, die in ihrem Schreiben zu finden sind) sind darauf zurückzuführen. Pornografie ist schlecht, weil Männer Frauen unterdrücken, ebenso wie Prostitution und Geschlechtsverkehr. Dworkin schien die Blaupause für das spätere feministische Denken geschaffen zu haben, in der die zentrale Annahme männlicher Dominanz in Frage gestellt wird, die mit Blasphemie vergleichbar ist. Sie erkannte nicht an oder versuchte zu erklären, warum ein System, das von Männern entwickelt wurde, um Frauen zu unterwerfen, so viele für Männer ungünstige Folgen haben sollte (zum Beispiel haben Männer eine signifikant niedrigere Lebenserwartung und sind weitaus wahrscheinlicher inhaftiert, und keines davon wird normalerweise als Hinweis auf ein Privileg angesehen). Sie war auch nicht der Ansicht, dass die Macht, die Frauen haben, um Sex zu verkaufen, eher als Recht oder Privileg denn als Unterdrückungsmethode angesehen werden könnte, weil sie eine Welt nicht erkannte, in der Frauen überhaupt Handlungsspielraum haben.

Ihre Verachtung der wissenschaftlichen Argumentation wird am deutlichsten durch ihre Abwesenheit während ihrer gesamten Arbeit. Gelegentlich ging sie weiter und wies ausdrücklich auf Verachtung der Rationalität hin. An einem Punkt schlägt sie vor, dass "[m] ale Macht, die in Pornografie ausgedrückt wird, autistisch ist", und weist darauf hin, dass die meisten autistischen Kinder männlich sind. Ich habe in den letzten Jahren festgestellt, dass Gruppen, die von feministischen Kampagnen wie Gamern und „Tricksern“ angegriffen wurden, in der Regel einen hohen Anteil autistischer Mitglieder aufweisen. Zunehmend wird Autismus als „ extreme Männlichkeit “ anerkannt , und es ist vielleicht nicht verwunderlich , dass Menschen mit einer Abneigung gegen Männer im Allgemeinen eine besondere Abneigung gegen autistische Männer haben.

Es gibt einen weit verbreiteten Verdacht auf einen Zusammenhang zwischen Autismus und Naturwissenschaften : Ein Freund eines Physikers schlägt vor, dass die meisten Menschen in der Physik (die abstraktesten der Naturwissenschaften) irgendwo im Spektrum liegen. Die Wissenschaft erfordert Liebe zum Detail, die Suche nach Erklärungen und die Fähigkeit, nach obsessiven Mustern zu suchen, bei denen Autismus eher ein Vorteil als ein Fluch sein kann. Diese dreifache Überschneidung von Männern, Autismus und Wissenschaft ist vielleicht die Konzentration der Faktoren, die Dworkin - wie viele der feministischen Denker, die ihr folgten - verabscheute.

In ihrem Buch Right-Wing Women grinste Dworkin über die wissenschaftliche Sprache und schrieb: „Während Klatsch unter Frauen allgemein als gering und trivial verspottet wird, wird Klatsch unter Männern als Theorie, Idee oder Tatsache bezeichnet.“ Sie ignorierte diese „Theorie“ absichtlich "Hat in der Wissenschaft eine weitaus präzisere Bedeutung als" Klatsch ". Eine wissenschaftliche Theorie muss durch Daten untermauert und sorgfältig begründet werden. Es ist bemerkenswert, dass in der modernen Sozialwissenschaft das Wort „Theorie“ erweitert wurde, um das Denken auf der Ebene von Vermutungen und Dogmen zu ermöglichen. Auf diese und andere Weise war Dworkin oft ungewollt vorausschauend.

Wie man Last Days bei Hot Slit durchliestDworkins Standpunkt, der offensichtlich ist, wird weniger interessant als die Frau selbst. Warum war sie so wütend und hasserfüllt? Warum verachtete sie Sex und Männer mit solch einer besonderen Intensität? Ihre Widersprüche sind Anlass für interessante, wenn auch nicht schlüssige Spekulationen: In einem langen, posthum veröffentlichten autobiografischen Aufsatz mit dem Titel „Mein Selbstmord“ schrieb sie über ihre Liebe zu ihrem Vater und wie sie „… aufgehört hat, meine Mutter zu lieben, eine der großen Leistungen von mir Leben. Wenn du aufhörst, deine Mutter zu lieben, entsteht ein kalter Ort in deinem Herzen, und du schreibst von dort aus. “In den späten Fünfzigern, kurz vor ihrem frühen Tod im Alter von 58 Jahren, wurden ihre Schmerzen und ihr Unglück offensichtlich. Ihre lebhafte Beschreibung, in Paris unter Drogen gesetzt und vergewaltigt worden zu sein, ist zutiefst verstörend zu lesenSelbst von ihren eigenen Anhängern weithin als Phantasie abgetan .

Letztendlich ist Dworkin ein Dilemma für zeitgenössische Feministinnen. Ihre Exzesse können diejenigen in Verlegenheit bringen, die bestrebt sind, die Bewegung von den Vorwürfen der Bitterkeit und Misandrie abzukoppeln, und dennoch machte sie ihre leidenschaftliche Wut und ihr unbestreitbarer Einfluss zu einer unscheinbaren Pionierin des radikalen feministischen Denkens. In der Einleitung zu Last Days at Hot Slit schlägt Johanna Fateman vor, dass der „Aufstieg der dritten Welle [des Feminismus in den 1990er Jahren] ihre endgültige Niederlage signalisierte“, doch dies scheint Dworkins illiberalen Stempel auf neueren, konservativeren Wellen zu ignorieren des Feminismus. In Porn Panic!Ich habe den steilen Anstieg des Pro-Zensur-Feminismus im laufenden Jahrzehnt dokumentiert. Dies zielte weit mehr als nur auf Pornografie ab und hat sexuellen (und angeblich frauenfeindlichen) Ausdruck in jeglicher Form angegriffen. Aktivistinnen wie Anita Sarkeesian haben darauf hingewiesen, dass das Vorhandensein von Online-Redefreiheit eine grundlegende Bedrohung für Frauen darstellt, und Feministinnen waren einige der schärfsten Befürworterinnen von Social Media-Netzwerken, die „mehr Verantwortung“ für Inhalte übernehmen, die sie für schädlich für Frauen halten.

Ich stimme Fateman nicht zu, dass Dworkin verloren hat. Ich denke sie hat gewonnen. Selbst der „sexuell positive“ Feminismus scheint das kulturelle Trauma der #MeToo-Bewegung nicht zu überleben - die meisten Feministinnen akzeptieren anscheinend Dworkins Behauptung, dass alle „problematischen“ sexuellen Verhaltensweisen, von einem ungeschickten Durchgang bis zu gewaltsamer Vergewaltigung, mit demselben ausgestrichen werden müssen kompromisslose Nulltoleranz. In der Zwischenzeit greift die Welle der "feministischen" und "ethischen" Pornografen, die Pornografie keineswegs legitimiert, stattdessen den Mainstream der "Unternehmens-Pornografie in Männerbesitz" an, der sich hauptsächlich an diese schreckliche Bevölkerungsgruppe richtet, den heterosexuellen, cis-männlichen. Diese neuen Pornografen verteidigen Pornografie nicht mehr prinzipiell (wie es früher liberale Feministinnen taten), stimmen jedoch mit Dworkin darin überein, dass das meiste von Natur aus verwerflich und schädlich ist. Anstatt die Freiheit der weiblichen Sexualität anzunehmen,

Es wird empfohlen, diese Sammlung zu lesen, denn während Feministinnen Dworkin im Allgemeinen auf Distanz halten, enthält die moderne Bewegung weit mehr von ihr, als sie zugeben möchten. Ihr Erbe mag illiberal und kompromisslos pessimistisch sein, aber es ist relevanter für die wütenden Debatten über Sex und Sexualität als je zuvor.



Jerry Barnett ist ein Technologe, Autor und Aktivist, der seit einigen Jahren über den Aufstieg der Zensur schreibt und ihn ablehnt. Sein Buch Porn Panic! dokumentiert die jüngste moralische Panik gegen die freie Meinungsäußerung, die bei der identitären Linken aufgetreten ist. Er betreibt die Sex and Censorship- Seite auf Facebook und Sie können ihm auf Twitter @PornPanic folgen

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Tilopa
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Re: Feministinnen und der "Rechtsruck"

Beitrag von Tilopa »

Ich habe gerade einen interessanten Fund gemacht:
In Meyers Großem Konversations-Lexikon aus dem Jahr 1905 heißt es über die Abolitionistinnen: »[Der] Reglementierung[...] gegenüber steht der Abolitionismus, der die besondern Zwangs- und Strafbestimmungen verwirft und der Prostitution volle Freiheit geben will, solange sie nicht gegen die allgemeinen Gesetze verstößt.«
https://www.marx21.de/prostitution-und-abolitionismus/

Das ist ja wirklich ein Knaller! Die heutigen sogenannten "Abolitionistinnen" (ich habe hier ja immer mal wieder argumentiert, dass ich diese übergriffige Selbstzuschreibung bürgerlicher Feministinnen, die fremde Kämpfe für ihre schlechte Sache missbrauchen, nicht akzeptiere) sind nicht nur einmal, sondern gleich doppelt auf den Hund gekommen!

Der verlinkte Artikel zeigt auch: Es gab von Anfang an eine klare Verbindung zwischen radikalem Christentum, adeligen Kapitalisten und bürgerlichem Feminismus (Josephine Butler).
Aber zumindest: Damals haben die sich den Abolitionismusbegriff geklaut, um gegen Reglementierung, Zwangsregistrierung, Zwangsuntersuchung und staatlich reglementierte Bordell-Monopole zu kämpfen. Eine "Freierbestrafung" oder sonstige repressive Maßnahmen hatten die ausdrücklich nicht im Programm (siehe oben!).

Heutige "Abolitionistinnen" haben also nicht nur die Anti-Sklaverei-Bewegung verraten, sondern sogar ihre eigenen Ursprünge. Wirklich üble, bösartige, geschichtsvergessene Gestalten sind das. Und als Krönung tun manche von denen auch noch so, als sei so ein Mist jetzt linke Politik, und werden in den entsprechenden Parteien (die sich gleichzeitig wundern, dass die Arbeiter sie nicht mehr wählen) auch noch geduldet und in Ämter gehievt. Es wäre mal interessant zu wissen, wer diese moderne "Sittlichkeitsbewegung" finanziert, die in Wirklichkeit aus den verkommensten, am meisten reaktionären Elementen der "feinen" Gesellschaft, dieses "Juste Milieu" besteht...
Zuletzt geändert von Tilopa am 17.12.2019, 20:53, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Feministinnen und der "Rechtsruck"

Beitrag von Kasharius »

@Tilopa

ein starker Fund. Sehr gut. Könnte man das irgendwo sinnvoll veröffentlichen ?

Kasharius grüßt

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Re: Feministinnen und der "Rechtsruck"

Beitrag von Tilopa »

Habe leider keine Kontakte zu "den Medien". Wenn jemand wen kennt, nur zu! Braucht mich nicht zu fragen. :-)

Ich bin ja "nur" der Tilopa - Ein Junge, der manchmal für Geld Schwänze lutscht und Männer glücklich macht, dafür stets viel Lob und Zuspruch erfährt, darin überhaupt kein Problem sieht und einfach nur frei leben will.

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Re: Feministinnen und der "Rechtsruck"

Beitrag von Kasharius »

Mein guter @Tilopa,

bitte stelle Dein Licht nicht unter den Schefel! Du bist hier unser aller Silberstern und ein starker Kämpfer für die Rechte der SW- Eurer Rechte (und ein toller, analytischer Rechercheur noch dazu)! Also jedenfalls meine Hochachtung genießt Du (als ob das bedeutsam wäre... :003 )

Kämpfe und Wirke hier weiter...!

Kasharius grüßt sehr solidarisch

Doris67
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Re: Feministinnen und der "Rechtsruck"

Beitrag von Doris67 »

Ja, das bedeutete Abolitionismus bekannterweise ursprünglich (z.B. hier in Frankreich noch während der Hurenbewegung von 1975), bevor er zur "Abschaffung der Prostitution" pervertiert wurde. Über dieses absichtliche "Gleiten" der Begriffe können wir hier in Frankreich ein sehr langes Lied singen.
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deernhh
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Re: Feministinnen und der "Rechtsruck"

Beitrag von deernhh »

Ist die Feministin Alice Schwarzer noch bei Trost?




Die FOCUS-Kolumne von Jan Fleischhauer
Ich habe Schwarzer bewundert - jetzt sehe ich bei jedem toten Soldaten ihr Lachen
Tuesday, 28.02.2023 | 06:51


Rolf Vennenbernd/dpa/ArchivbildSahra Wagenknecht (Die Linke, l), Politikerin, und Alice Schwarzer, Frauenrechtlerin.

FOCUS-Kolumnist Jan Fleischhauer

Worum geht es Alice Schwarzer und Sahra Wagenknecht eigentlich mit ihrem Friedensaufruf? Um ein Überleben der Ukraine? Nichts könnte die beiden weniger interessieren. Nein, es geht den beiden zunächst einmal um sich selbst.

Ich habe länger überlegt, ob ich diese Kolumne schreiben soll. Ich schreibe normalerweise nicht schlecht über Leute, über die bereits halb Twitter-Deutschland hergefallen ist. Außerdem war Alice Schwarzer, um die es hier gehen wird, eine Heldin meiner Kindheit.

Ich war dreizehn Jahre alt, als sie in mein Leben trat. Als ich meiner Mutter wie jede Woche die Wäsche reichte, sah sie mich kurz an, gab mir dann das Wäschebündel zurück und sagte: „Ab jetzt bist du alt genug, für dich selbst zu sorgen.“ Damit hatte die Lektüre der „Emma“ (meine Mutter war Abonnentin der ersten Stunde) auch in meinem Elternhaus die Verhältnisse umgekrempelt.

Anders als viele meiner Altersgenossen habe ich Alice Schwarzer immer bewundert
Ich verdanke Alice Schwarzer nicht nur eine ordentliche feministische Erziehung. Ich gehöre darüber hinaus zu einer Generation von Männern, die umstandslos mitemanzipiert wurden. Was Hausarbeit angeht, kann ich bis heute sehr pingelig sein. Expertentum und Pedanterie liegen nah beieinander.

Anders als viele meiner Altersgenossen habe ich Schwarzer immer bewundert – für ihren Mut, ihre Frechheit, auch ihren Starrsinn. Ohne Schwarzer hätte es den Feminismus so in Deutschland nicht gegeben, jedenfalls nicht so schnell. Sie hatte ja außerdem meist recht. Sie sehen, mich verbindet ein starkes sentimentales Band mit dieser Frau.

Aber dann stieß ich vor zwei Wochen beim Surfen im Netz auf ein Video, in dem sie neben Sahra Wagenknecht stand und ein „Manifest für den Frieden“ vorstellte. Beide Frauen lachen in die Kamera. Sie knuffen und herzen sich. Vor allem Schwarzer scheint bester Stimmung. „Manche von euch sind vermutlich überrascht, mich hier mit Sahra Wagenknecht Schulter an Schulter zu sehen“, sagt sie strahlend in die Kamera.

Zwei Supernovas des Ich-Geschäfts gegen die Waffendeppen der Bundesregierung
Mir geht das Bild der lachenden Alice seitdem nicht mehr aus dem Kopf. Immer wenn ich Meldungen aus der Ukraine lese, sehe ich diesen Ausbund an guter Laune. Es ist wie ein Fluch. Ich lese über gefallene Soldaten oder verschleppte Kinder – und zack ploppt das Bild der fröhlichen Alice vor meinem geistigen Auge auf.

Worüber lacht Frau Schwarzer? Was verschafft ihr so gute Laune? Sie selbst sagt, dass es einen sehr ernsten Grund für ihre Intervention gebe, nämlich das Sterben und die Zerstörung in der Ukraine. Das sind ihre Worte. Aber sie stehen in eigenartigem Kontrast zu ihrem sonnigen Auftritt.

Ich glaube, was sie in dem Moment mit einer Freude erfüllt, die den ganzen Raum erhellt, ist die Aussicht, endlich wieder im Zentrum des medialen Interesses zu stehen. Alice Schwarzer ist lange genug im Geschäft, um zu wissen, welchen Wert es hat, wenn sie sich mit Sahra Wagenknecht zusammentut.
Zwei Supernovas des Ich-Geschäfts gegen die Waffendeppen der Bundesregierung – da kann selbst das Talkshowduo Welzer / Precht einpacken!
Der Punkt, an dem die Meinungen auseinandergehen, ist die Frage, wie man das Töten beendet
Wir sind alle gegen den Krieg. Ich kenne niemanden, der sich darüber freut, dass in der Ukraine das Sterben weitergeht. Selbst die sogenannten Kriegstreiber wünschen sich ein Ende des Leids. Ich will sogar doppelt so viel Frieden wie Wagenknecht und Schwarzer. Ich war schon Teil der deutschen Friedensbewegung, da ist Frau Wagenknecht noch mit dem FDJ-Holzgewehr um den Sandkasten gelaufen.

Ich verstehe auch, dass Leute Angst haben. Putin ist alles zuzutrauen. Wird er als Nächstes Dresden überfallen, falls sich Deutschland nicht raushält, wie seine Propagandisten verkünden? Niemand weiß es.

Der Punkt, an dem die Meinungen auseinandergehen, ist die Frage, wie man das Töten beendet. Leute wie ich sind der Meinung, dass es erst Aussicht auf Frieden gibt, wenn man die Einsatzfähigkeit der russischen Armee so weit dezimiert hat, dass sie für die nächsten fünf, sechs Jahre keinen weiteren Angriffskrieg führen kann. Das deckt sich zufällig mit der amerikanischen Strategie in der Ukraine.

Die Friedensfreunde, die gegen mehr Waffen für die Ukraine sind, wollen es lieber nicht auf einen Showdown ankommen lassen. Sie glauben, dass man zu einem Waffenstillstand finden kann, wenn man die Hand nach Moskau ausstreckt. Was in fünf Jahren ist, sieht man dann, sagen sie. Ich halte beide Standpunkt für legitim, auch wenn ich nicht erkennen kann, dass der Mann im Kreml Interesse an Verhandlungen zeigt.

Ist von den Kinder-Verschleppungen an irgendeiner Stelle im „Manifest für den Frieden“ die Rede? Nein!
Alice Schwarzer und Sahra Wagenknecht geht es aber gar nicht um den Krieg, das ist der Witz dabei.
Sie sagen zwar, wie sehr ihnen die Ukraine am Herzen liege. Aber das ist Gerede. Ein paar Beileidsbekundungen, die man sich abquetscht, damit der Friedensappell nicht ganz so trostlos wirkt. Ihnen geht es darum, eine neue politische Bewegung zu formen. Endlich wieder ganz vorne in der ersten Reihe mitspielen: Das ist es, was ihr Herz höherschlagen lässt.

Ich habe vor ein paar Tagen einen Kurzfilm über die vielleicht größte Tragödie dieses Krieges, die massenhafte Deportation von Kindern, gesehen. Die Verschleppung ukrainischer Kinder in das russische Hinterland hat biblische Ausmaße genommen. Zehntausende wurden ihren Eltern entrissen und Adoptiveltern in Russland übergeben. Sie bekamen neue Namen und Pässe, und wie es aussieht, wird es für sie nie mehr einen Weg zurück zu ihren Familien geben.

In dem Film sieht man, wie vermummte Soldaten Kindergärten und Krankenhäuser durchkämmen. Sie gucken unter jedes Bett und in jeden Schrank, ob sich da jemand versteckt hält. Ist davon an irgendeiner Stelle im „Manifest für den Frieden“ die Rede? Nein, natürlich nicht. Dann müsste man sich ja auf eine Diskussion über die Natur des Feindes einlassen, mit dem man es zu tun hat.

Ich kann sogar verstehen, wenn Leute sagen, wir sollten uns raushalten, weil wir nichts mit der Ukraine zu schaffen haben. Ich bin dezidiert anderer Meinung. Ich glaube im Gegensatz zu denjenigen, die die Ukraine am liebsten sich selbst überlassen würden, dass Putin nicht haltmacht, wenn er Kiew gefressen hat. Aber es gibt keinen Beistandspakt, nach dem wir zur Hilfe verpflichtet wären. Die Ukraine ist nicht Teil der Nato, sie ist nicht einmal in der EU.

Ich sehe in Wagenknechts Augen und ich sehe das schwarze Herz der Leninistin
Aber so reden Schwarzer und Wagenknecht nicht. So kalt und herzlos wollen sie dann doch nicht erscheinen. Sie verweisen im Gegenteil auf die Solidarität mit dem ukrainischen Volk. Gerade aus „Solidarität“ mit der Ukraine müsse man weiteren Waffenlieferungen entgegentreten und die „Eskalation“ der Waffen stoppen. So steht es in ihrem Aufruf. Das ist allerdings eine Form des sprachlichen Sadismus, da ist mir jede Krämerseele lieber.

Wie soll ich meine Gefühle beschreiben? Ich bin selten wütend, schon gar nicht über Politiker. Ich bin auch so gut wie nie empört. Wenn ich lese, dass jemand als Journalist über eine Äußerung schockiert oder entsetzt sei, denke ich insgeheim: Job verfehlt. Aber in dem Fall spüre ich in mir so etwas wie Wut aufsteigen, ich kann es nicht leugnen.

Wagenknecht ist für mich eine Machtpolitikerin, die bei allem, was sie tut, vorher kalkuliert, was es ihr bringt. Ich sehe in ihre Augen und ich sehe das schwarze Herz der Leninistin. Aber Schwarzer? Narzissmus und Idealismus gingen bei ihr stets Hand in Hand. Ihr politischer Kampf war immer eng mit dem Interesse an der eigenen Person verknüpft. Jetzt ist nur noch Narzissmus übrig.

Dass man die ukrainischen Frauen vergewaltigen müsse, wird in Russland als kleiner TV-Happen zum Nachmittagstee gereicht
Ein Freund sagte, er wünsche sich, Schwarzer und Wagenknecht wären dazu verurteilt, einen Tag russisches Propagandafernsehen zu schauen, diesen Mahlstrom an Lüge, Verleumdung und Vernichtungsfantasien. Aus ihren genozidalen Wünschen machen sie in Moskau gar kein Hehl. Dass man die ukrainischen Frauen vergewaltigen, ihre Kinder versklaven und die Männer alle umbringen müsse, wird dort als kleiner TV-Happen zum Nachmittagstee gereicht.

Aber vermutlich hätte es überhaupt keinen Effekt. Vermutlich würden die zwei Damen aufstehen und sagen, dass sie jetzt erst recht von ihrem Appell überzeugt seien. Das Fehlen jeder Empathie hat einen Vorzug: Es erlaubt einem, völlig unbeeinträchtigt von Mitleid durchs Leben zu schreiten.

https://www.focus.de/politik/deutschlan ... 08225.html

Boris Büche
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Re: Feministinnen und der "Rechtsruck"

Beitrag von Boris Büche »

Da geht mir der Zusammenhang nicht auf, liebe @deernhh . . .

Inwieweit kommt im mit reichlich Suggestivmaterial, und anekdotischen Einzelheiten gespickten Text
des Herrn Fleischhauer, der (seine Sicht) den Fall einer persönlichen Heldin zum Thema hat,
der Bezug auf "Rechts" vor? Gilt nicht der Autor selbst als "Rechts"?

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Lucille
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Re: Feministinnen und der "Rechtsruck"

Beitrag von Lucille »

Wenn Feminismus nur ein anderes Wort für Narzismus mit Herzlosigkeit ist, möge mich Niemand so nennen.

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friederike
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Re: Feministinnen und der "Rechtsruck"

Beitrag von friederike »

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