@"Größte Razzia Aller Zeiten"
Richtig mag sein, dass dies die größte Razzia war, die die Bundespolizei (vor 2005: BGS), allein durchgeführt hat.
Es gab schon deutlich größere Razzien! z.B.
https://www.welt.de/politik/article2200 ... dlern.html
https://www.welt.de/regionales/berlin/a ... hoben.html
Bei 600 Objekten kommen wir auf 3000 Polizisten, falls nur 5 pro Objekt als Schnitt angesetzt werden. Es könnten weit mehr gewesen sein:
Der Einsatz in Berlin/Wollankstraße, dessen Sinngehalt ich damals näher untersucht habe, beschäftigte über 200 Einsatzkräfte mindestens drei Stunden.
Gefunden wurden, nachdem sich das Erfolgsgetöse gelegt hatte:
- EIN krimineller Händler, der sich denken konnte, dass er Drogenlabore beliefert hat;
- hier und da Cannabis, Extasy, etc. im Besitz der Durchsuchten (überwiegend junge Hobbychemiker)
- 2 oder 3 Fälle, in denen die Durchsuchten wirklich Drogen synthetisiert und gehandelt haben, nicht nur besessen.
In ca. 595 Objekten trafen die Durchsuchungen, Beschlagnahmungen, juristischen Verfahren oder Strafbefehle Unschuldige(!).
Die Quote Durchsuchung / weitere Konsequenzen war etwa 5:1 (also ca. 100 Unschuldige wurden kriminalisiert)
Prominentes Beispiel:
https://www.swr.de/blog/terrorismus/200 ... d-handler/
Aus sicherer Quelle weiß ich: Der Mann war kein Krimineller. Die Anfrage der Sauerland-Heinis ignorierte er als seriöser Händler, zunächst.
Er bekam aber wenige Stunden später einen Anruf vom BKA, das die Mail kannte und ihn bat, doch zu liefern: "Sie können uns bei den Ermittlungen helfen".
Die Quelle vermutete 2008, dass die Kriminalisierung bewirken solle, das massive pampering der Sauerland-Heinis durch drei Geheimdienste + BKA im Prozess
gegen die Möchtegern-Terroristen unter dem Deckel zu halten. Dies gelang ganz gut:
http://www.sueddeutsche.de/politik/saue ... e-1.463797
allerdings nicht komplett:
http://www.deutschlandfunk.de/ein-kaefi ... _id=190154
H2O2 und GBL sind übrigens kein Hinweis auf garnichts, sondern Grundchemikalien mit hunderten Verwendungsmöglichkeiten jenseits von Sprengstoff und Drogen.
Beschlagnahmt wurde alles, egal wie harmlos. Polizisten sind keine Chemiker, kann man nicht erwarten! Der Verdachtsgrund
(entweder "Drogen" oder "Sprengstoff", beides zugleich ist Quatsch) wurde teilweise während einer Durchsuchung gewechselt (!).
Der Großeinsatz in Berlin betraf einen 16-jährigen Schüler, Typ "Jugend forscht", dessen Vater Polizist war und das Hobby seines Sohnes unterstützt hat.
Das einzig gefährliche an dem durch das Antiterrorkommando unterbrochenen Syntheseversuch des Jugendlichen war das verwendete, brennbare
organische Lösungsmittel (ca. 1 Liter "Benzin").
Folge war ein Strafbefehl in fünfstelliger Höhe - der Einsatz durfte ja im Nachhinein kein Irrtum sein . . .
Die neue "Größte Razzia Aller Zeiten"
-
- verifizierte UserIn
- Beiträge: 693
- Registriert: 20.12.2014, 13:53
- Wohnort: Berlin
- Ich bin: Keine Angabe
-
- verifizierte UserIn
- Beiträge: 693
- Registriert: 20.12.2014, 13:53
- Wohnort: Berlin
- Ich bin: Keine Angabe
RE: Die neue "Größte Razzia Aller Zeiten"
"In einem sind sich alle Regierungspolitiker einig: über den großen Erfolg der Sicherheitsbehörden." - - meldete die Tagesschau nach
der Verhaftung. Aus der Nähe betrachtet, hat man eher den Eindruck, Woody Allen sei in den Krieg gegen die Panzerknacker gezogen. Beim
Betrachten des ARD-Films begibt sich der Zuschauer 45 Minuten lang in eine aberwitzige Double-Bind-Situation: Es wurde ein Königsdrama
angekündigt und dann betreten hochdekorierte Darsteller in teuren Kostümen die Bühne und führen eine Hanswurstiade auf. Mit Sicherheit darf man
den Dokumentaristen keine kritischen Absichten unterstellen. Ihr Film hält sich strikt an die perspektivischen Vorgaben der Sicherheitsbehörden
und ignoriert systematisch alle Fakten und Zusammenhänge, die nicht in diese Sicht der Dinge passen. Ganz so wie es der überwältigende Teil
der berichterstattenden und kommentierenden Medien tut.
Aus: Ein Käfig voller Enten? (Deutschlandfunk 2009)
Anhören lohnt sich! wenn man über das Strickmuster solcher "Schläge gegen das Verbrechen" mehr erfahren möchte:
der Verhaftung. Aus der Nähe betrachtet, hat man eher den Eindruck, Woody Allen sei in den Krieg gegen die Panzerknacker gezogen. Beim
Betrachten des ARD-Films begibt sich der Zuschauer 45 Minuten lang in eine aberwitzige Double-Bind-Situation: Es wurde ein Königsdrama
angekündigt und dann betreten hochdekorierte Darsteller in teuren Kostümen die Bühne und führen eine Hanswurstiade auf. Mit Sicherheit darf man
den Dokumentaristen keine kritischen Absichten unterstellen. Ihr Film hält sich strikt an die perspektivischen Vorgaben der Sicherheitsbehörden
und ignoriert systematisch alle Fakten und Zusammenhänge, die nicht in diese Sicht der Dinge passen. Ganz so wie es der überwältigende Teil
der berichterstattenden und kommentierenden Medien tut.
Aus: Ein Käfig voller Enten? (Deutschlandfunk 2009)
Anhören lohnt sich! wenn man über das Strickmuster solcher "Schläge gegen das Verbrechen" mehr erfahren möchte:
Zuletzt geändert von Boris Büche am 20.04.2018, 11:54, insgesamt 2-mal geändert.
-
- verifizierte UserIn
- Beiträge: 693
- Registriert: 20.12.2014, 13:53
- Wohnort: Berlin
- Ich bin: Keine Angabe
-
- ModeratorIn
- Beiträge: 4103
- Registriert: 08.07.2012, 23:16
- Wohnort: Berlin
- Ich bin: engagierter Außenstehende(r)