Sexsucht - Hypersexual Disorder
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Sexsucht - Hypersexual Disorder
Geplante Neuformulierung der Krankheitenbeschreibungen im
Diagnostischen und Statistischen Handbuch Psychischer Störungen
Publication of the fifth edition of Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders (DSM-5) in May 2013
http://www.dsm5.org
http://de.wikipedia.org/wiki/Diagnostic ... _Disorders
Hypersexual Disorder
[DSM-5 14]
A. Over a period of at least six months, recurrent and intense sexual fantasies, sexual urges, and sexual behavior in association with four or more of the following five criteria:
(1) A great deal of time is consumed by sexual fantasies and urges, and by planning for and engaging in sexual behavior. [15]
(2) Repetitively engaging in these sexual fantasies, urges, and behavior in response to dysphoric mood states (e.g., anxiety, depression, boredom, irritability). [16]
(3) Repetitively engaging in sexual fantasies, urges, and behavior in response to stressful life events. [17]
(4) Repetitive but unsuccessful efforts to control or significantly reduce these sexual fantasies, urges, and behavior. [18]
(5) Repetitively engaging in sexual behavior while disregarding the risk for physical or emotional harm to self or others. [19]
B. There is clinically significant personal distress or impairment in social, occupational or other important areas of functioning associated with the frequency and intensity of these sexual fantasies, urges, and behavior. [20]
C. These sexual fantasies, urges, and behavior are not due to the direct physiological effect of an exogenous substance (e.g., a drug of abuse or a medication). [21]
Specify if: [22]
Masturbation
Pornography
Sexual Behavior With Consenting Adults
Cybersex
Telephone Sex
Strip Clubs
Other:
Quelle:
http://www.dsm5.org/ProposedRevisions/P ... px?rid=415
Bisher gilt die
Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme (ICD - International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems) der WHO
http://de.wikipedia.org/wiki/ICD-10
http://www.icd-code.de
http://www.who.int/classifications/icd/
Störungen der Sexualpräferenz
ICD-10 F65 ff.
Inkl.: Paraphilie
F65.0 Fetischismus
F65.1 Fetischistischer Transvestitismus
Inkl.: Transvestitischer Fetischismus
F65.2 Exhibitionismus
F65.3 Voyeurismus
F65.4 Pädophilie
F65.5 Sadomasochismus
Inkl.: Masochismus, Sadismus
F65.6 Multiple Störungen der Sexualpräferenz
F65.8 Sonstige Störungen der Sexualpräferenz
Inkl.: Frotteurismus, Nekrophilie
F65.9 Störung der Sexualpräferenz, nicht näher bezeichnet
Inkl.: Sexuelle Deviation o.n.A.
genauer:
http://www.icd-code.de/icd/code/F65.-.html
.
Diagnostischen und Statistischen Handbuch Psychischer Störungen
Publication of the fifth edition of Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders (DSM-5) in May 2013
http://www.dsm5.org
http://de.wikipedia.org/wiki/Diagnostic ... _Disorders
Hypersexual Disorder
[DSM-5 14]
A. Over a period of at least six months, recurrent and intense sexual fantasies, sexual urges, and sexual behavior in association with four or more of the following five criteria:
(1) A great deal of time is consumed by sexual fantasies and urges, and by planning for and engaging in sexual behavior. [15]
(2) Repetitively engaging in these sexual fantasies, urges, and behavior in response to dysphoric mood states (e.g., anxiety, depression, boredom, irritability). [16]
(3) Repetitively engaging in sexual fantasies, urges, and behavior in response to stressful life events. [17]
(4) Repetitive but unsuccessful efforts to control or significantly reduce these sexual fantasies, urges, and behavior. [18]
(5) Repetitively engaging in sexual behavior while disregarding the risk for physical or emotional harm to self or others. [19]
B. There is clinically significant personal distress or impairment in social, occupational or other important areas of functioning associated with the frequency and intensity of these sexual fantasies, urges, and behavior. [20]
C. These sexual fantasies, urges, and behavior are not due to the direct physiological effect of an exogenous substance (e.g., a drug of abuse or a medication). [21]
Specify if: [22]
Masturbation
Pornography
Sexual Behavior With Consenting Adults
Cybersex
Telephone Sex
Strip Clubs
Other:
Quelle:
http://www.dsm5.org/ProposedRevisions/P ... px?rid=415
Bisher gilt die
Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme (ICD - International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems) der WHO
http://de.wikipedia.org/wiki/ICD-10
http://www.icd-code.de
http://www.who.int/classifications/icd/
Störungen der Sexualpräferenz
ICD-10 F65 ff.
Inkl.: Paraphilie
F65.0 Fetischismus
F65.1 Fetischistischer Transvestitismus
Inkl.: Transvestitischer Fetischismus
F65.2 Exhibitionismus
F65.3 Voyeurismus
F65.4 Pädophilie
F65.5 Sadomasochismus
Inkl.: Masochismus, Sadismus
F65.6 Multiple Störungen der Sexualpräferenz
F65.8 Sonstige Störungen der Sexualpräferenz
Inkl.: Frotteurismus, Nekrophilie
F65.9 Störung der Sexualpräferenz, nicht näher bezeichnet
Inkl.: Sexuelle Deviation o.n.A.
genauer:
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.
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Re: Sexsucht - Hypersexual Disorder

Die gilt auch weiterhin wie bisher außerhalb der USA zur statistischen Datenerhebung der WHO.Marc of Frankfurt hat geschrieben:Bisher gilt die
Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme (ICD - International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems) der WHO
DSM-IV, welches in 3 Jahren von dem hier diskutierten DSM-V ersetzt werden soll, ist zunächst einmal nur
eine interne Geld- und Arbeitsbeschaffungsmaßnahme des Berufsverbandes der US-amerikanischen Psychiater.
Stellenweise allerdings so praxisnah formuliert, dass man auch außerhalb der USA im Klinikjargon darauf zurückgreift,
weil einfach deutlicher wird, was gemeint ist. Ich glaube wir alle können uns unter "borderline" (DSM-IV) weit mehr
vorstellen als unter "schizotype Störung" (die gleiche Besonderheit nach ICD-10 Nomenklatur).
Und inoffiziell gilt ohnehin in Deutschland der OPS, wohl keine Kasse würde eine Kostenübernahme bewilligen,
wenn der Antrag sich rein auf die ICD-10 beruft ohne nach OPS differenziert zu sein.
Es handelt sich also der Sache nach bei dem vorgeschlagenen "neuen Krankheitbild" rein um die Erschließung neuer Märkte
für die US-amerikanischen Psychiater. Was bei der dort vorherrschenden prüden Geisteshaltung wohl auch gelingen wird.
Diejenigen, die English lesen können, möchte ich auf diesen blog von Veronica Monet aufmerksam machen:
http://www.theshamefreezone.com/blog/blog6.php
Und ganz allgemein denke ich kann unsere Zielrichtung nur sein, unsere Besonderheiten (gegebenenfalls auch) agressiv zu
vertreten, wir haben viel zu viele herausragende Stärken, als dass wir uns wegen einigen begleitenden Schwächen
pathologisieren lassen dürften.
Wie ich ja in dieser Diskussion schon angedeutet habe:
viewtopic.php?t=5886
dürfen unsere Besonderheiten keinesfalls als "Störungen" betrachtet werden.
Liebe Grüße, Aoife
It's not those who inflict the most, but those who endure the most, who will conquer. MP.Vol.Bobby Sands
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Hallo,
Ja, Aoife, da gebe ich dir zweifelsohne Recht!
Es geht m.E. auch nicht darum jedes Verhalten als krankhaft abzustempeln! Um dem entgegen zu wirken wurden diagnostische Leitlinien entwickelt, die ich quasi als 'Oberüberschrift' sehe. Bei der Gruppe F60 sind es sechs. Zwei davon finde ich persönlich so wichtig, um sie hier zu posten:
5. Die Störung führt zu deutlichem subjektiven Leiden, manchmal jedoch erst im späteren Verlauf.
6. Die Störung ist meistens mit deutlichen Einschränkungen der beruflichen und sozialen Leistungsfähigkeit verbunden.
LG
Elisabeth
Und ganz allgemein denke ich kann unsere Zielrichtung nur sein, unsere Besonderheiten (gegebenenfalls auch) agressiv zu
vertreten, wir haben viel zu viele herausragende Stärken, als dass wir uns wegen einigen begleitenden Schwächen
pathologisieren lassen dürften.
Ja, Aoife, da gebe ich dir zweifelsohne Recht!
Es geht m.E. auch nicht darum jedes Verhalten als krankhaft abzustempeln! Um dem entgegen zu wirken wurden diagnostische Leitlinien entwickelt, die ich quasi als 'Oberüberschrift' sehe. Bei der Gruppe F60 sind es sechs. Zwei davon finde ich persönlich so wichtig, um sie hier zu posten:
5. Die Störung führt zu deutlichem subjektiven Leiden, manchmal jedoch erst im späteren Verlauf.
6. Die Störung ist meistens mit deutlichen Einschränkungen der beruflichen und sozialen Leistungsfähigkeit verbunden.
LG
Elisabeth
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Ja Lissi, das sehe ich genauso
Jedoch nur bei wörtlicher Auslegung der Definitionen, die ich bei dir als gegeben annehme, bei vielen Therapeuten hingegen vermisse ...
Bei den Formulierungen:

ihrer eigenen Vorstellungen, was denn berufliche und soziale Leistungsfähigkeit ist.
Nimm einfach mich als Beispiel: Hier, in diesem beruflichen und sozialen Umfeld bin ich höchst leistungsfähig,
im soliden Job hingegen eine mittlere Katastrophe. Nicht etwa aufgrund fehlender fachlicher Fähigkeiten, eher im
Gegenteil, sondern weil in der sozialen Interaktion zu wenig Übereinstimmung herrscht.
Hieraus könnte jemand, der nur *solide* als akzeptabel empfindet, leicht eine "deutliche Einschränkung der beruflichen
und sozialen Leistungsfähigkeit" ableiten ... und was derjenige an späterem Leiden voraussieht können wir uns ja denken
Ich stimme deiner Argumentation zu, Lissi, weil die jetzt erwähnten Dinge IMHO keine Folge von meiner Besonderheit sind,
sondern rein aus der gesellschaftlichen Unfähigkeit damit umzugehen kommen.
Liebe Grüße, Aoife

Jedoch nur bei wörtlicher Auslegung der Definitionen, die ich bei dir als gegeben annehme, bei vielen Therapeuten hingegen vermisse ...
Bei den Formulierungen:

bezieht sich alles eindeutig auf die Störung als Ursache, viele Diagnostiker werden aber Opfer ihrer eigenen Gegenübertragung,lissi456 hat geschrieben:Zwei davon finde ich persönlich so wichtig, um sie hier zu posten:
5. Die Störung führt zu deutlichem subjektiven Leiden, manchmal jedoch erst im späteren Verlauf.
6. Die Störung ist meistens mit deutlichen Einschränkungen der beruflichen und sozialen Leistungsfähigkeit verbunden.
ihrer eigenen Vorstellungen, was denn berufliche und soziale Leistungsfähigkeit ist.
Nimm einfach mich als Beispiel: Hier, in diesem beruflichen und sozialen Umfeld bin ich höchst leistungsfähig,
im soliden Job hingegen eine mittlere Katastrophe. Nicht etwa aufgrund fehlender fachlicher Fähigkeiten, eher im
Gegenteil, sondern weil in der sozialen Interaktion zu wenig Übereinstimmung herrscht.
Hieraus könnte jemand, der nur *solide* als akzeptabel empfindet, leicht eine "deutliche Einschränkung der beruflichen
und sozialen Leistungsfähigkeit" ableiten ... und was derjenige an späterem Leiden voraussieht können wir uns ja denken

Ich stimme deiner Argumentation zu, Lissi, weil die jetzt erwähnten Dinge IMHO keine Folge von meiner Besonderheit sind,
sondern rein aus der gesellschaftlichen Unfähigkeit damit umzugehen kommen.
Liebe Grüße, Aoife
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Hallo Lissi,lissi456 hat geschrieben:Trotzdem ist mir bei deinen Zeilen schnell 'Projektion' eingefallen (soll keine Unterstellung sein; dennoch sehr überlegenswert).
danke für den Hinweis. Und ich sehe das keineswegs als Unterstellung an

Im Gegenteil, das ist bestimmt so. Nur laufen die Projektionsphänomene eben in beide Richtungen ab.
Und ein Therapeut/Diagnostiker, der diese Metaposition nicht einnehmen kann, weil er seine persönliche Meinung nicht
zurückstellt und sich mit einer Seite solidarisiert, wird das durch schlechtes Zusammenspiel beider Seiten verursachte Leiden
benutzen, um die Besonderheiten der anderen Seite als "Störung" zu klassifizieren.
Liebe Grüße, Aoife
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Sexsucht:Nur noch Lust auf die Lust
Sexsucht: Nur noch Lust auf die Lust
Manchmal ist Sexsucht nur eine Ausrede für Seitensprünge. Wirklich kranke Menschen setzen für sie alle Sozialkontakte und den Job aufs Spiel. Die Sucht verursacht bei den Betroffenen einen großen Leidensdruck.
Thomas ist trocken. Er hat nun schon seit mehreren Monaten keinen Sex mehr gehabt. Weder mit Partnern noch allein. „Es ist möglich, ganz ohne Sexualität zu leben“, sagt er heute. Das sah der 27-Jährige nicht immer so. Schon als Teenager hatte er angefangen, sich regelmäßig selbst zu befriedigen. Immer öfter, mehrmals am Tag. Schaute laufend Pornos. War an Wochenenden ständig unterwegs, um neue sexuelle Abenteuer zu erleben. „Ich habe mein ganzes Selbstwertgefühl darauf aufgebaut.“
Als er einmal versuchte, zwei Wochen ohne Pornografie und Selbstbefriedigung auszukommen, merkte er erstmals, dass etwas mit ihm nicht stimmte. „Mit 24 Jahren habe ich schließlich erkannt, dass ich sexsüchtig bin.“ Sexuelle Handlungen waren nur noch eine Droge. Völlig benebelt sei er gewesen, er konnte nicht mehr klar denken. Konnte sich in der Arbeit nicht mehr konzentrieren und motivieren, weil er mit dem Kopf ständig dabei war, sich mit der Befriedigung seiner sexuellen Lüste zu beschäftigten.
Sucht enthebt der Verantwortung. Sexsucht – ein Begriff, der bei prominenten Seitenspringern in Mode war. Zuletzt etwa, als die außerehelichen Affären von Golfer Tiger Woods aufflogen. Da zeigte er sich reumütig, sprach von einer Sexsucht, die ihn zu den Affären getrieben hätte – und zog sich in eine Luxusklinik zurück, um sich dort therapieren zu lassen. Das System, das Experten dahinter vermuten: Ein auffälliges Sexualverhalten wird als Sucht deklariert, die dann als Entschuldigung vorgeschoben wird. Schließlich ist man dann kein Charakterschwein, sondern einfach nur ein kranker Mensch. Und für die Seitensprünge ist man somit auch nicht mehr selbst verantwortlich, so die Logik.
Doch abseits der sexuellen Eskapaden von Schauspielern, Sportlern oder Politikern, die sich hinter dem Begriff der Sucht verstecken, gibt es tatsächlich Menschen, die ein Problem mit Hypersexualität – aus wissenschaftlicher Sicht der korrektere Terminus – haben. Darunter versteht man ein behandlungsbedürftiges Störungsbild, das bei den Betroffenen einen großen Leidensdruck verursacht.
„Im Tun wird keinerlei Befriedigung erfahren“, sagt der Wiener Sexualpädagoge Dieter Schmutzer. Dadurch, dass man diese Befriedigung nicht erfahre, erliege man aber dem Trugschluss, dass man die Dosis erhöhen müsse. Im Fall der Hypersexualität bedeutet das nächtelanges Betrachten von Pornografie im Internet, ständig neue und flüchtige Sexualkontakte, bis hin zur Nutzung von Prostitution. „Man begibt sich in eine psychische Abhängigkeit“, sagt Schmutzer. „Und man verliert die Kontrolle.“
Wer ein ausschweifendes Sexualleben hat, muss demnach also noch lange nicht sexsüchtig sein. Erst wenn sich dahinter nur mehr emotionale Leere verbirgt und der Sex zum Selbstzweck wird, der nicht mehr genussvoll erlebt wird, dann kann man zu Recht von einem Suchtverhalten sprechen. Ähnlich wie bei der Drogensucht gibt es dabei unterschiedliche Intensitäten. Die einen bleiben bei Internetpornos, die anderen steigern ihre Dosis immer weiter, bis hin zu homosexuellen Kontakten – auch als heterosexuell empfindender Mensch –, nur um die Lüsternheit zu befriedigen. Dazu kommen, wie beim Drogenkonsum, noch weitere Folgen: Man isoliert sich sozial, vernachlässigt Freunde, oft scheitert daran eine Beziehung. Auch der Arbeitsplatz kann gefährdet sein, wenn die Sucht zu Unpünktlichkeit oder Fehlern führt.
Wenn der Betroffene einen so großen Leidensdruck verspürt, dass er sich seine Sucht eingesteht, kann ihm geholfen werden. Das kann etwa in Form einer Psychotherapie passieren. Hier geht es vor allem darum, sein Suchtverhalten zu kontrollieren. Was nicht so leicht ist, denn während es bei Alkohol, Nikotin oder Spielsucht zumutbar ist, abstinent zu sein, ist eine völlige Libido-Enthaltsamkeit für viele unvorstellbar. „Der Fokus muss weg vom Orgasmus“, sagt Schmutzer. „Dafür mehr in Richtung, wieder begehrend zu spüren.“ Etwas, was Sexsüchtige oft verlernt haben.
Sex nur mehr in der Ehe. Doch nicht alle Betroffenen fühlen sich von Therapeuten verstanden. Und suchen Halt in Selbsthilfegruppen. Thomas etwa entdeckte die „Anonymen Sexaholiker“ für sich. Die Gruppe arbeitet ähnlich wie die Anonymen Alkoholiker. In regelmäßigen Meetings berichten die Betroffenen – vor allem Männer – über ihre Erfahrungen. Dadurch lernt man, ehrlich über sein Problem zu sprechen. Denn nur über Ehrlichkeit lässt sich der Weg aus der Sucht finden.
Im Fall der „Anonymen Sexaholiker“ kommt auch noch ein weiterer Aspekt dazu – der Glaube an eine höhere Macht. „Früher war ich Atheist“, sagt Thomas. „Aber durch das Programm habe ich zum Glauben gefunden.“ Angst vor einem Rückfall hat Thomas nicht. Wird er in Versuchung geführt, etwa durch ein Plakat, spricht er ein Gebet. Oder er ruft einfach einen anderen Betroffenen an oder schreibt ein SMS. „Wichtig ist: Man darf nicht allein sein mit den Gedanken.“
Mittlerweile hat er aber noch eine weitere Stütze: Seit einigen Wochen ist Thomas standesamtlich verheiratet. Und seine Frau, die seine Vorgeschichte kennt, steht hinter ihm. Sex mit ihr hatte er bisher noch nicht. Damit will er noch warten, bis sie kirchlich getraut sind. Denn bei den Anonymen Sexaholikern muss man im Gegensatz zu den Anonymen Alkoholikern nicht völlig abstinent bleiben. Im Gegenteil, auch Sexsüchtige dürfen, ja sollen ihre Sexualität ausleben. Aber eben nur innerhalb der Ehe. Dann gilt man wirklich als trocken.
http://diepresse.com/home/gesundheit/67 ... t/index.do
Manchmal ist Sexsucht nur eine Ausrede für Seitensprünge. Wirklich kranke Menschen setzen für sie alle Sozialkontakte und den Job aufs Spiel. Die Sucht verursacht bei den Betroffenen einen großen Leidensdruck.
Thomas ist trocken. Er hat nun schon seit mehreren Monaten keinen Sex mehr gehabt. Weder mit Partnern noch allein. „Es ist möglich, ganz ohne Sexualität zu leben“, sagt er heute. Das sah der 27-Jährige nicht immer so. Schon als Teenager hatte er angefangen, sich regelmäßig selbst zu befriedigen. Immer öfter, mehrmals am Tag. Schaute laufend Pornos. War an Wochenenden ständig unterwegs, um neue sexuelle Abenteuer zu erleben. „Ich habe mein ganzes Selbstwertgefühl darauf aufgebaut.“
Als er einmal versuchte, zwei Wochen ohne Pornografie und Selbstbefriedigung auszukommen, merkte er erstmals, dass etwas mit ihm nicht stimmte. „Mit 24 Jahren habe ich schließlich erkannt, dass ich sexsüchtig bin.“ Sexuelle Handlungen waren nur noch eine Droge. Völlig benebelt sei er gewesen, er konnte nicht mehr klar denken. Konnte sich in der Arbeit nicht mehr konzentrieren und motivieren, weil er mit dem Kopf ständig dabei war, sich mit der Befriedigung seiner sexuellen Lüste zu beschäftigten.
Sucht enthebt der Verantwortung. Sexsucht – ein Begriff, der bei prominenten Seitenspringern in Mode war. Zuletzt etwa, als die außerehelichen Affären von Golfer Tiger Woods aufflogen. Da zeigte er sich reumütig, sprach von einer Sexsucht, die ihn zu den Affären getrieben hätte – und zog sich in eine Luxusklinik zurück, um sich dort therapieren zu lassen. Das System, das Experten dahinter vermuten: Ein auffälliges Sexualverhalten wird als Sucht deklariert, die dann als Entschuldigung vorgeschoben wird. Schließlich ist man dann kein Charakterschwein, sondern einfach nur ein kranker Mensch. Und für die Seitensprünge ist man somit auch nicht mehr selbst verantwortlich, so die Logik.
Doch abseits der sexuellen Eskapaden von Schauspielern, Sportlern oder Politikern, die sich hinter dem Begriff der Sucht verstecken, gibt es tatsächlich Menschen, die ein Problem mit Hypersexualität – aus wissenschaftlicher Sicht der korrektere Terminus – haben. Darunter versteht man ein behandlungsbedürftiges Störungsbild, das bei den Betroffenen einen großen Leidensdruck verursacht.
„Im Tun wird keinerlei Befriedigung erfahren“, sagt der Wiener Sexualpädagoge Dieter Schmutzer. Dadurch, dass man diese Befriedigung nicht erfahre, erliege man aber dem Trugschluss, dass man die Dosis erhöhen müsse. Im Fall der Hypersexualität bedeutet das nächtelanges Betrachten von Pornografie im Internet, ständig neue und flüchtige Sexualkontakte, bis hin zur Nutzung von Prostitution. „Man begibt sich in eine psychische Abhängigkeit“, sagt Schmutzer. „Und man verliert die Kontrolle.“
Wer ein ausschweifendes Sexualleben hat, muss demnach also noch lange nicht sexsüchtig sein. Erst wenn sich dahinter nur mehr emotionale Leere verbirgt und der Sex zum Selbstzweck wird, der nicht mehr genussvoll erlebt wird, dann kann man zu Recht von einem Suchtverhalten sprechen. Ähnlich wie bei der Drogensucht gibt es dabei unterschiedliche Intensitäten. Die einen bleiben bei Internetpornos, die anderen steigern ihre Dosis immer weiter, bis hin zu homosexuellen Kontakten – auch als heterosexuell empfindender Mensch –, nur um die Lüsternheit zu befriedigen. Dazu kommen, wie beim Drogenkonsum, noch weitere Folgen: Man isoliert sich sozial, vernachlässigt Freunde, oft scheitert daran eine Beziehung. Auch der Arbeitsplatz kann gefährdet sein, wenn die Sucht zu Unpünktlichkeit oder Fehlern führt.
Wenn der Betroffene einen so großen Leidensdruck verspürt, dass er sich seine Sucht eingesteht, kann ihm geholfen werden. Das kann etwa in Form einer Psychotherapie passieren. Hier geht es vor allem darum, sein Suchtverhalten zu kontrollieren. Was nicht so leicht ist, denn während es bei Alkohol, Nikotin oder Spielsucht zumutbar ist, abstinent zu sein, ist eine völlige Libido-Enthaltsamkeit für viele unvorstellbar. „Der Fokus muss weg vom Orgasmus“, sagt Schmutzer. „Dafür mehr in Richtung, wieder begehrend zu spüren.“ Etwas, was Sexsüchtige oft verlernt haben.
Sex nur mehr in der Ehe. Doch nicht alle Betroffenen fühlen sich von Therapeuten verstanden. Und suchen Halt in Selbsthilfegruppen. Thomas etwa entdeckte die „Anonymen Sexaholiker“ für sich. Die Gruppe arbeitet ähnlich wie die Anonymen Alkoholiker. In regelmäßigen Meetings berichten die Betroffenen – vor allem Männer – über ihre Erfahrungen. Dadurch lernt man, ehrlich über sein Problem zu sprechen. Denn nur über Ehrlichkeit lässt sich der Weg aus der Sucht finden.
Im Fall der „Anonymen Sexaholiker“ kommt auch noch ein weiterer Aspekt dazu – der Glaube an eine höhere Macht. „Früher war ich Atheist“, sagt Thomas. „Aber durch das Programm habe ich zum Glauben gefunden.“ Angst vor einem Rückfall hat Thomas nicht. Wird er in Versuchung geführt, etwa durch ein Plakat, spricht er ein Gebet. Oder er ruft einfach einen anderen Betroffenen an oder schreibt ein SMS. „Wichtig ist: Man darf nicht allein sein mit den Gedanken.“
Mittlerweile hat er aber noch eine weitere Stütze: Seit einigen Wochen ist Thomas standesamtlich verheiratet. Und seine Frau, die seine Vorgeschichte kennt, steht hinter ihm. Sex mit ihr hatte er bisher noch nicht. Damit will er noch warten, bis sie kirchlich getraut sind. Denn bei den Anonymen Sexaholikern muss man im Gegensatz zu den Anonymen Alkoholikern nicht völlig abstinent bleiben. Im Gegenteil, auch Sexsüchtige dürfen, ja sollen ihre Sexualität ausleben. Aber eben nur innerhalb der Ehe. Dann gilt man wirklich als trocken.
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Wer glaubt ein Christ zu sein, weil er die Kirche besucht, irrt sich.Man wird ja auch kein Auto, wenn man in eine Garage geht. (Albert Schweitzer)
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Re: Sexsucht:Nur noch Lust auf die Lust

Liebe Fraences, wo hast Du denn das gefunden? "Nutzung von Prostitution" (sic!) als ultimatives Symptom krankhafter Hypersexualität .....fraences hat geschrieben: Im Fall der Hypersexualität bedeutet das nächtelanges Betrachten von Pornografie im Internet, ständig neue und flüchtige Sexualkontakte, bis hin zur Nutzung von Prostitution.
Ein echtes Fundstück! Danke für den Tip auf diese Kuriosität!
Lieben Gruss ':007',
Friederike
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Re: Sexsucht:Nur noch Lust auf die Lust

Ja, das ist sicherlich ein Extrembeispiel - weniger selten sind leider moralisierende "Therapeuten", eine echte Gefahr für die psychische Gesundheit der Hilfesuchenden.friederike hat geschrieben:Ein echtes Fundstück! Danke für den Tip auf diese Kuriosität!
Natürlich stimmt es, dass nur wer Leidensdruck verspürt und daraus folgend motiviert ist überhaupt therapierbar ist.
Falsch (oder zumindest unwissenschaftlich) ist jedoch die dieser Binsenwahrheit aufgepropfte Huckepacksuggestion, dass das vorgestellte Therapiekonzept zum Erfolg führen könnte. Ganz abgesehen davon dass es theoretisch eher kontraproduktiv erscheint fehlen auch Langzeitstudien, und da die Ergebnisse religiös motivierter Triebunterdrückung mittels Sozialkontrolle in ähnlichem Zusammenhang hinreichend bekannt sind, sind schlimme Folgen zu befürchten.
Liebe Grüße, Aoife
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