Genitaltraktinfektionen/sexuell übertragbare Krankheiten V

Hier soll eine kleine Datenbank entstehen, die sich vornehmlich mit über den Geschlechtsverkehr übertragbaren Krankheiten und dem Schutz vor ihnen beschäftigt
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Tommy
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Genitaltraktinfektionen/sexuell übertragbare Krankheiten V

Beitrag von Tommy »

Beschreibung der Geschlechtskrankheiten und anderer sexuell übertragbarer Erkrankungen

Ulcus molle (weicher Schanker)

Der weiche Schanker wird von Haemophilus ducreyi, einem kleinen unbeweglichen Stäbchenbakterium hervorgerufen. Es handelt sich um eine vor allem in den Tropen vorkommende, in Mitteleuropa sehr seltene Erkrankung. In Äquatorialafrika, Südostasien und Südamerika ist sie allerdings häufiger als Syphilis und Gonorrhoe. Die Infektion zeigt sich als schmerzhaftes, leicht blutendes Geschwür, das hauptsächlich im Genitalbereich auftritt. Das vom Erreger produzierte Gift (Endotoxin) verursacht eine Entzündung :
Nach einer Inkubationszeit von 3 bis 5 Tagen bildet sich an der Eintrittsstelle eine entzündliche Papel aus, die nach einigen Tagen geschwürig zerfällt. Das Geschwür ist ziemlich schmerzhaft. Häufig sind auch mehrere Geschwüre vorhanden. Die regionalen Lymphknoten sind stark geschwollen und können eitrig eingeschmolzen sein, weshalb differentialdiagnostisch in diesen Fällen auch an eine Syphilis und an Tuberkulose gedacht werden muss.

Diagnose

Die Labordiagnose erfolgt mikroskopisch und durch kulturellen Nachweis. Die Anzucht gelingt ausschliesslich auf angereicherten Spezialnährböden, ist aufwendig und erfolgt i.d.R. nur in bakteriologischen Schwerpunktlabors.
Stets muss eine Begleitkultur zum sicheren Ausschluss einer Syphilis angelegt werden.

Therapie

Mittel der Wahl sind Makrolide (z.B. Erythromycin oral für 7 Tage).
Die früher eingesetzten Tetracycline sind wegen der hohen Resistenzraten (in Thailand 99 % !) heute nicht mehr geeignet.
Nur bei Therapieversagen sollte nahezu 100 % wirksames Ciprofloxacin (z.B. Ciproxin über 1-3 Tage) zum Einsatz kommen.

Epidemiologie und Prophylaxe

Die Durchseuchung mit Ulcus molle ist in tropischen Ländern mit hoher Promiskuität (sexuelle Aktivität) ausserordentlich hoch.
90 % der Befallenen sind Männer. Unter den Prostituierten in Ostafrika und Südostasien beträgt die Inzidenz bis zu 60 %, wobei ca. 40 % davon symptomlose Trägerinnen sind, d.h. die Diagnose wird zufällig im Rahmen von Untersuchungen gestellt. Häufig liegen Mischinfektionen vor (gleichzeitiges Vorliegen von AIDS und Syphilis). Bei uns ist das Ulcus molle praktisch ausschliesslich als Urlaubssouvenir von Sextouristen anzutreffen, bei diesen allerdings in den letzten Jahren mit sprunghaftem Anstieg.
Die hohe Zahl symptomloser Trägerinnen könnte dazu führen, dass die Erkrankung durch illegale Migrantinnen aus afrikanischen Ländern auch in Mitteleuropa Fuß fassen wird können. Bisher jedoch fehlt dafür jeder Anhaltspunkt. Das Kondom bietet keinen Schutz vor Ansteckung mit dieser Krankheit, da die Geschwüre selbst infektiös und in deren Vorkommen nicht unbedingt auf das Genitale beschränkt sind (Damm, Perineum, Schamhügel, Analbereich, Innenseite der Oberschenkel..).

Lymphogranuloma venereum

Das Lymphogranuloma venereum ist ebenfalls eine Erkrankung der Bevölkerung wärmerer Länder, vornehmlich der sozial schlechter gestellten Schichten und wird durch bestimmte Serotypen von Chlamydien verursacht.

Die Inkubation beträgt mehrere Tage bis Wochen. An der Infektionsstelle entsteht eine herpesartige Primärläsion, die oft unbemerkt bleibt. Im weiteren Verlauf bildet sich lokal ein kleines Geschwür und die lokalen Lymphknoten schwellen schmerzhaft an.
Beim Mann sind zumeist die Lymphknoten der Leistenregion, bei der Frau jene der Analregion betroffen. Die Lymphknoten schmelzen schliesslich eitrig ein (vgl. Ulcus molle, Syphilis).
Falls in diesem Stadium keine Therapie erfolgt, kann die Erkrankung einen chronischen Verlauf nehmen, in dessen Folge es zu einem entzündlichen Verschluss der Lymphbahnen kommt. Massive Ödeme (Schwellungen) der Beine sind die typische Folge.

Diagnose

Der Nachweis von Chlamydien ist schwierig und nur mit aufwendigen Kulturmethoden möglich, weshalb die Diagnose, nach Ausschluss anderer Krankheiten, meist anhand der klinischen Symptome erfolgt. Die Labordiagnose erfolgt durch Isolierung des Erregers im Dottersack embryonierter Hühnereier oder in Zellkulturen. Der Chlamydiennachweis kann auch mittels Nachweis von Antikörpern im Blutserum erfolgen, aber die Ak sind leider unspezifisch für die unterschiedlichen Serotypen von Chlamydien,
weswegen deren Vorliegen keine direkte Beweiskraft hat.

Therapie

Antibiotika der Wahl sind Makrolide (z.B. Erythromycin über 7 Tage), Sulfonamide oder Tetracycline. Aufgrund der noch geringen Resistenzen und der relativ hohen Empfindlichkeit des verantwortlichen Chlamydienstammes gegen die meisten Antibiotika, ist die Therapie in nahezu 100 % erfolgreich.

Epidemiologie und Prophylaxe

Der Durchseuchungsgrad ist relativ gering, da die Schmerzhaftigkeit der Lymphknotenschwellungen die Betroffenen i.d.R. rasch zum Arzt führt. Das Vollbild der Erkrankung wird heute nur mehr in Nord- und Zentralafrika, sowie in Ländern des vorderen Orients gesehen. Aufgrund der verbesserten medizinischen Versorgung ist die Erkrankung in Südeuropa zunehmend seltener zu beobachten.
Bei uns praktisch nicht anzutreffen (in Ausnahmefällen bei MigrantInnen und Sextouristen) und daher prophylaktisch gesehen irrelevant.