Beschreibung der einzelnen Geschlechtskrankheiten und anderer sexuell übertragbarer Erkrankungen (STD)
Syphilis / Lues
Die Infektion mit Treponema pallidum, einem spiralig gewundenen, beweglichen Bakterium, erfolgt immer durch direkten Kontakt mit erregerhaltigen Läsionen (Geschwüren, Papeln) über feine Verletzungen der Haut oder Schleimhaut. Die Erreger vermehren sich sehr langsam im Unterhaut-Bindegewebe. Nach einer Inkubationszeit (Zeit vom Eindringen von Erregern bis zum Auftreten erster Krankheitssymptome) von 2 bis 4 Wochen entwickelt sich eine harte und schmerzlose, später geschwürig zerfallende Läsion an der Eintrittsstelle. Dieser sog. harte Schanker (Ulcus durum) wird auch als Primäraffekt bezeichnet. Zusätzlich zeigen die regionalen Lymphknoten (Leistenregion) relativ schmerzlose Anschwellungen und Verhärtungen. Dieses als Primärstadium (Lues I) bezeichnete Bild verschwindet nach 4 bis 6 Wochen auch ohne Behandlung. Nach weiteren 2 bis 4 Wochen beginnt das Sekundärstadium (Lues II) mit den klassischen Symptomen generalisierter Lymphknotenschwellungen, großflächig aufbrechender, nässender Hautgeschwüre, warzenähnlicher breitbasiger derber Knoten, sowie unter dem Hautniveau liegender weicher Knoten. Besonders in den nässenden Geschwüren ist die Keimzahl besonders hoch, weshalb von diesen die höchste Übertragungsgefahr ausgeht. Dieses Stadium kann sich über Monate bis Jahre erstrecken, teils mit symptomfreien Intervallen.
Auch die Erscheinungen der Lues II verschwinden mit der Zeit ohne Behandlung. Das Tertiärstadium (Lues III) beginnt plötzlich nach Monaten oder Jahren scheinbarer Gesundheit und zeigt sich an Haut und Schleimhaut, darüber hinaus in fast allen Organen. Die Läsionen neigen zu starkem Gewebszerfall und können ein Lepra-ähnliches Bild zeigen. Die Geschwüre enthalten nur mehr wenige Bakterien und sind praktisch nicht infektiös. Charakteristisch sind sogenannte Gummen, große prall-elastische Knoten am ganzen Körper, unter der Haut und in den Innenorganen, bei deren Zerfall massive Gewebsdefekte auftreten (Verlust von Gliedmaßen möglich).
Gefährliche Komplikationen sind ein Befall des Herzens und der Hauptschlagader, sowie des Gehirns und Rückenmarks (die Neurosyphilis geht mit sukzessivem Verfall geistiger Kapazitäten und schweren neurologischen Ausfallserscheinungen einher und führt in jedem Fall zu völliger geistiger Umnachtung).
Als Lues connata wird die von der Mutter auf das ungeborene Kind übertragene Syphilis bezeichnet, die in den meisten Fällen zum Absterben des Feten führt, oder die Geburt eines schwerkranken, mißgebildeten Säuglings zur Folge hat.
Immunität
Im Laufe der Infektion stellt sich eine Immunitätslage ein, die jedoch nicht ausreicht, um die Treponemen vollständig zu eliminieren. Die Antikörper tragen somit nur wenig zur Immunität bei, spielen aber in der Labordiagnose der Syphilis eine große Rolle.
Sie sind ab der 2. Woche nach der Infektion nachweisbar.
Diagnose
Eine sichere Syphilisdiagnose kann nur durch Nachweis von Treponemen oder durch Bestimmen von Antikörpern gestellt werden, wobei im Stadium der Lues I die Erreger aus Geschwüren mikroskopisch nachgewiesen werden, während in den Stadien Lues II und III der Antikörpernachweis die Methode der Wahl ist.
Zur Beantwortung der Frage, ob eine Person zu einem früheren Zeitpunkt Kontakt mit Treponemen gehabt hat oder nicht (z.B. bei Blutspendern oder in der Schwangerschaftsüberwachung), genügt ein einfacher Labortest.
Therapie
Penicillin G ist das Antbiotkum der Wahl. Dosis und Dauer der Therapie richten sich nach dem Stadium der Erkrankung. Dauer der Therapie : 10 Tage bis 3 Wochen. Alternativ Tetracycline oder Erythromycin.
Epidemiologie und Prophlaxe (Vorbeugung)
Die Syphilis ist weltweit verbreitet. Der Durchseuchungsgrad ist in verschiedenen Ländern sehr unterschiedlich. In Europa erkranken 10-30 von 100.000 Menschen jährlich. Die wesentlichste Schutzmaßnahme gegen Ansteckung liegt in der Vermeidung des Kontaktes mit syphilitischen Geschwüren. Solche werden oft nicht erkannt und vor allem von der Frau gar nicht wahrgenommen.
Deshalb ist eine möglichst frühzeitige Diagnose durch den Arzt von großer Bedeutung. Die Personen des näheren sozialen Umfeldes, vor allem aber Sexualpartner müssen in jedem Fall mit untersucht und beim geringsten Verdacht auf Ansteckung prophylaktisch behandelt werden.
Genitaltraktinfektionen/sexuell übertragbare Krankheiten III
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