Impotenz ernst nehmen
Bei Erektionsproblemen sollte Mann nicht einfach abwarten, sondern sich aktiv um sein Sexualleben bemühen. Ansonsten leiden Psyche, Partnerin und Partnerschaft. Die Therapie ist sehr effektiv - aber sie muss auch umfassend sein.
Kaum ein Penis, der sich nicht schon einmal geweigert hätte, sich zum gewünschten Zeitpunkt aufzurichten. Vielleicht weil es am Abend zu viel Rotwein gab, oder weil Stress im Beruf die Lust hat schwinden lassen. Nicht so schlimm, denkt Mann, und das zu Recht. Wenn die Probleme aber immer häufiger auftreten und "das Unvermögen, eine zum Geschlechtsverkehr ausreichende Erektion zu bekommen oder zu halten" schon eher die Regel als die Ausnahme ist, sollte die Sache nicht mehr auf die leichte Schulter genommen werden. Denn unter Potenzstörungen leidet nicht nur der Penis - sondern auch Psyche und Partnerschaft. Und manchmal steckt auch eine andere, ernste Erkrankung hinter der Erektilen Dysfunktion (ED), die dringend behandelt werden sollte. Ein Arztbesuch bringt hier Gewissheit - und meist auch Hilfe.
Weit verbreitet, oft bestritten
Wie häufig Impotenz in Österreich ist, hat eine vor wenigen Jahren durchgeführte Studie vor Augen geführt, bei der die Erektionsfähigkeit von 2.869 Männern im Rahmen der Gesunden-Untersuchung mit speziellen Fragebögen überprüft wurde: 32,2 Prozent der einbezogenen Männern kämpften demnach mit Erektionsstörungen. Hochgerechnet auf die Bevölkerung wäre somit rund eine Million Österreicher betroffen - 700.000 von einer milden, 300.000 von einer mittelschweren bis ausgeprägten Form der ED.
Mit dem Alter werden Potenzprobleme immer häufiger. Zwischen 51 und 60 Jahren klagen zehn Prozent über mäßige bis schwere Probleme beim Sex; im Alter zwischen 71 und 80 sind es bereits 50 Prozent. Alle Formen der Erektilen Dysfunktion zusammengenommen, sind 37 Prozent der Männer in den 50ern und 71,2 Prozent der Männer in den 70ern betroffen. In den Jahren davor sind Erektionsschwierigkeiten in den Jahrgängen etwa gleich verteilt: Rund 20 Prozent der Twens geben zu Protokoll, schon einige Male "versagt" zu haben, ebenso die Männer zwischen 40 und 50. "Bei diesen jungen Männern war die Erektile Dysfunktion zwar meist nur milde ausgeprägt - aber der Leidensdruck wegen des hohen Erwartungsdruckes um so stärker", so Studienleiter Univ. Doz. Dr. Stefan Madersbacher vom Donauspital in Wien.
Kein Mann leidet allein
"Natürlich sind nicht alle diese Männer behandlungsbedürftig", gibt Madersbacher zu bedenken. "Das hängt stark vom persönlichen Empfinden ab." Impotenz bedroht nicht nur die sexuelle Funktionsfähigkeit, sondern wird oft generell als Statusverlust und als Schwächung der männlichen Identität erlebt. Können Männer über einen längeren Zeitraum keine Erektion bekommen, fühlen sie sich sexuell nicht mehr als Männer. Depressionen können die Folge sein.
"Die Partnerinnen der Betroffenen und die Partnerschaft leiden oft ebenfalls massiv darunter", weiß Univ. Prof. Siegfried Meryn, Vorsitzender der Gesellschaft für Men`s Health and Gender. "Das offene Gespräch mit der Frau ist der erste Schritt in Richtung Problemlösung. Sonst dreht sich die Spirale aus Schweigen und Rückzug immer weiter." Der nächste Weg sollte zum Arzt führen. Denn gerade bei älteren Männern kann die Erektile Dysfunktion ein sensibles Anzeichen für Funktionsstörungen der Gefäß-Innenwand sein, dem ersten Stadium von Atherosklerose. Auch bei einer Diabetes-Erkrankung wird früh die Erektionsfähigkeit in Mitleidenschaft gezogen. "Niemand sollte sich scheuen sexuelle Probleme offen anzusprechen", rät Prof. Meryn. "Denn sexuelle Gesundheit ist ein hohes Gut und der Arzt ist der Fachmann, mit dem man sich darüber unterhalten kann - und der helfen kann."
Die Potenzpille wirkt
Seit der Einführung der Wirkstoffklasse der PDE-5-Hemmer wird in Arztpraxen wieder häufiger über Impotenz gesprochen. Denn zuvor gab es kaum Mittel, die so zuverlässig bei der Erektion helfen konnten. Solange nur Spritzen in den Penis oder Vakuumpumpen Besserung versprachen, nahmen viele Männer lieber die Probleme in Kauf. Durch die modernen Medikamente kann jetzt einfach mittels Einnahme einer Tablette bei etwa acht von zehn Männern eine ausreichende Erektion erreicht werden. Der Therapie-Erfolg ist natürlich von der zugrunde liegenden Erkrankung abhängig, doch selbst bei Nervenschäden infolge einer Prostata-Operation, Rückenmarksverletzungen oder schweren Gefäßveränderungen ist mit PDE-5-Hemmern noch Besserung zu erreichen.
Paarberatung oft entscheidend
Bei einem Teil der Männer - die Größe des Anteils ist umstritten - sind psychische Probleme die Ursache der Impotenz. Missstimmung, Nervosität oder Versagensängste verderben dabei die Lust. Auch die Reaktionen der Frau haben natürlich ihre Wirkung. Welche Rolle spielen die Probleme in der Partnerschaft? In manchen Fällen kann die ehrliche Antwort auf diese Frage - gemeinsam erarbeitet - das Problem bereits lösen. "Der Partner sollte möglichst früh schon in die Behandlung einbezogen werden", rät Prof. Meryn. Bei einer Paartherapie oder Sexualtherapie werden Schwierigkeiten angegangen, gegen die auch die härteste Erektion nichts ausrichten kann. Denn letztlich geht es ja um "sexuelle Gesundheit" und nicht allein um Penisdurchblutung. Keine Angst: Paarberatungen sind heute eine zeitlich begrenzte, zielorientierte Maßnahme, die nichts mehr mit einer jahrelangen Analyse nach Freud'schem Vorbild gemein hat. In zehn bis 15 Sitzungen sollten alle relevanten Dinge besprochen sein.
Fit im Schritt
Bei milden Erektionsproblemen ist oft schon eine Umstellung der Lebensweise für eine deutliche Besserung ausreichend. Erwiesenermaßen mit Impotenz verbunden sind die üblichen Verdächtigen: Rauchen, Übergewicht und Bewegungsmangel. Besonders effektiv scheint das Abspecken einiger Kilos zu sein: In einer Studie der Universität Neapel an 110 übergewichtigen Männern mit Potenzproblemen im Alter zwischen 30 und 35 Jahren konnte ein Drittel der Teilnehmer allein durch Diät und Sport geheilt werden (Gewichtsreduktion um rund zehn Prozent).
Für eine als befriedigend erlebte Sexualität müssen mehrere Faktoren zusammenkommen: Körperliche Gesundheit und ausreichende Fitness, die Fähigkeit zur Erektion, eine funktionierende Partnerschaft, emotionale Bereitschaft sowohl beim Mann als auch bei der Frau. Entsprechend ist mit einer eindimensionalen Behandlung in Form einer Pille manchmal nicht genug getan, um sexuell zu gesunden. Ebenso wie ein Paarberater körperliche Probleme nicht ignorieren kann. Werden die verschiedenen Bereiche der Sexualität jedoch gemeinsam betrachtet, und wenn nötig korrigiert, ist sexuelle Zufriedenheit für die allermeisten Menschen erreichbar.
Autor: Jochen Niehaus (Arzt)
Impotenz
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Impotenz
(Erektile Dysfunktion)
Unter Impotenz versteht man die Unfähigkeit, die für eine zufriedenstellende sexuelle Aktivität ausreichende Erektion zu erlangen bzw. halten zu können.
Erektionsstörungen sind ein häufiges Problem: Man geht davon aus, dass jeder dritte Mann im Laufe seines Lebens zumindest vorübergehend eine Beeinträchtigung der Erektionsfähigkeit erfährt. Diese Störungen können in allen Altersgruppen auftreten, also auch beim jungen Mann. Aufgrund steigender Risikofaktoren werden Probleme in Hinblick auf die Gliedversteifung mit dem Alterungsprozess aber häufiger.
Grundsätzlich belasten diese Probleme den Mann in allen Altersabschnitten und führen zu einer Verschlechterung der Lebensqualität, weshalb die frühzeitige Begutachtung durch den Urologen oder die Urologin von großer Wichtigkeit ist. Darüber hinaus ist bekannt, dass Erektionsstörungen oft das erste Symptom eines bis dahin unerkannten Diabetes mellitus oder einer koronaren Herzerkrankung darstellen, weshalb eine fachärztliche Begutachtung unbedingt erfolgen sollte.
Zudem lassen sich Erektionsstörungen umso besser behandeln, je früher sie diagnostiziert und abgeklärt werden. Die Erfolgschancen moderner therapeutischer Möglichkeiten sind zwar sehr gut; bei Männern, die lange unbehandelt bleiben, sind sie allerdings deutlich geringer als bei solchen, die frühzeitig ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen
Des Weiteren gilt für den Erhalt der Erektionsfähigkeit ein wichtiges Motto: "Use it or loose it!" Diese englische Formel besagt, dass regelmäßige Erektionen und sexuelle Aktivität für die Funktion des Penis und seiner Schwellkörper wichtig sind, und dass - vergleichbar dem körperlichen Ausdauertraining - auch die Schwellkörper zum Erhalt der Vitalität "im Training" bleiben sollten.
Warum kommt es zu Problemen mit der Potenz?
Eine Erektion entsteht durch ein komplexes Zusammenspiel von Nerven, Blutgefäßen, Hormonen und Psyche. Dementsprechend vielfältig sind auch die Faktoren, die sich negativ auf die Erektionsfähigkeit auswirken können.
Risikofaktoren sind unter anderem:
* Alter
* Atherosklerose
* Herz-Kreislauf-Erkrankungen
* Bluthochdruck
* Zuckerkrankheit
* Fettstoffwechselstörungen
* Adipositas (Fettsucht)
* Metabolisches Syndrom
* Begleitmedikationen (z.B. Beta-Blocker)
* Störungen des Hormonhaushalts
* Operationen im kleinen Becken (z.B. Prostata- oder Enddarm-Operationen)
* Psychische Probleme (z.B. Depressionen):
Seelische Ursachen sind ein wichtiger Faktor: Dazu zählen Partnerkonflikte, Selbstunsicherheit, Versagensangst, verdrängte Homosexualität, beruflicher Stress und andere Erkrankungen.
* Alkohol- bzw. Medikamenten-Missbrauch, Nikotinabusus (Rauchen):
Bei Medikamenten handelt es sich vor allem um Mittel gegen Bluthochdruck, Blutfettsenker, Produktionshemmer der Magensäure und Entzündungshemmer.
Weshalb ist es wichtig, die Ursachen herauszufinden?
Erektionsstörungen können mehrere Ursachen haben. Es gilt jedoch nach Risikofaktoren zu suchen, um etwaige, bisher nicht diagnostizierte Erkrankungen (Diabetes mellitus, Bluthochdruck, Koronare Herzerkrankung) zu erkennen und frühzeitig behandeln zu können.
Je früher Erektionsstörungen behandelt werden, desto besser sind die Erfolgschancen. Durch die erfolgreiche Behandlung wird die Lebensqualität des Mannes verbessert. In vielen Fällen trifft dies auch auf die Lebensqualität des Partners sowie die Qualität der Beziehung im Allgemeinen zu.
Können psychologische Behandlungen alleine ausreichen?
Um die Entscheidung zu vereinfachen, welche/r Spezialist/in am besten aufgesucht werden sollte, gilt prinzipiell, dass am Beginn der Besuch in einer urologischen Praxis/Ambulanz stehen sollte. Die dort tätigen Fachärzte werden in weiterer Folge die Überlegung anstellen, ob für den jeweiligen Patienten eine sexualtherapeutische Beratung sinnvoll ist. Diese kann zusätzlich durchgeführt werden; zumeist suchen Patienten neben der Ursachenforschung einen raschen therapeutischen Erfolg, der mit der alleinigen Sexualtherapie in der Mehrzahl der Fälle nicht umgehend gewährleistet werden kann.
Welche Fragen wird Ihr Arzt stellen?
Der Facharzt oder die Fachärztin wird Ihnen sehr persönliche Fragen stellen, insbesondere was Ihr Sexualleben anbelangt. Diese Informationen benötigen die betreuenden Mediziner, um sich ein möglichst umfassendes Bild über das vorliegende Problem machen zu können.
Darüber hinaus wird der Arzt nach allgemeinen Erkrankungen fragen und eruieren, ob bzw. welche Medikamente Sie einnehmen. Im Allgemeinen ist es erforderlich, dass der Arzt sowohl mit Ihnen, als auch mit Ihrem Partner spricht.
Der nächste Schritt ist die urologische Basisuntersuchung. Darüber hinaus können Blutdruckmessungen, eine Blutuntersuchung sowie ein Belastungs-EKG (Ergometrie) und in manchen Fällen auch eine Ultraschall-Untersuchung der Halsgefäße durchgeführt werden. Im Zuge der Blutuntersuchung kommt es neben der Bestimmung der Sexualhormone auch zu einer Kontrolle der Nieren- und Leberfunktion, des Blutbildes und der Blutzucker-Werte.
Welche Arten der Behandlung gibt es?
Zuerst sollten nach eingehender Sexual- und allgemeiner Anamnese sowie körperlicher Untersuchung etwaige Gegenanzeigen für die Therapie der Erektionsstörung überlegt werden. Bestehen keine Gegenanzeigen gilt es, wie angeführt, Laboruntersuchungen anzuschließen, um Ursachen für Erektionsstörungen zu finden.
Lassen sich durch die Basisuntersuchungen pathologische, also krankhafte Befunde erheben, sollte versucht werden, durch Änderung von Medikamenten oder z.B. Maßnahmen in Hinblick auf die Ernährung, die Ursachen zu behandeln und dadurch bereits eine Verbesserung der Erektion zu erlangen.
Ihr Arzt wird Ihnen verschiedene Möglichkeiten zur Behandlung der erektilen Dysfunktion (ED) nennen und dabei auch auf die Vor- und Nachteile der jeweiligen Therapie zu sprechen kommen. Im Allgemeinen wird versucht, die Erektionsfähigkeit mit möglichst einfachen Mitteln wiederherzustellen:
* Am häufigsten werden hierzu die sogenannten PDE-5-Hemmer wie Viagra® (Sildenafil), Cialis® (Tadalafil) oder Levitra® (Vardenafil) eingesetzt. Diese Präparate werden geschluckt und sollten mindestens 45 bis 60 Minuten vor der sexuellen Aktivität eingenommen werden. Die Nebenwirkungen der Präparate sind vergleichbar. Insgesamt handelt es sich um sichere und nebenwirkungsarme Medikamente, die Ihnen Ihr Urologe nach eingehender Aufklärung verordnen kann. Wichtig ist bei diesen Medikamenten die Beachtung von Gegenanzeigen, insbesondere die Unverträglichkeit mit anderen Medikamenten. Aus diesem Grund ist es unbedingt erforderlich, dass Sie dem Arzt oder der Ärztin alle Medikamente nennen, die Sie einnehmen.
* Bei unzureichender Wirksamkeit oder Gegenanzeigen für die Einnahme der PDE-5-Hemmer können Medikamente eingesetzt werden, die mit einer sehr dünnen Nadel direkt in den Schwellkörper des Penis verabreicht werden (Schwellkörper-Autoinjektionstherapie). Derzeit gibt es in Österreich zwei verschiedene Präparate: Caverject Dual® oder Androskat®. Diese Medikamente werden unmittelbar vor der sexuellen Aktivität vom Patienten selbst in den Schwellkörper injiziert. Dies erfolgt meist mit einer Fertigspritze. Aufgrund der Beschaffenheit der Nadel ist der Einstich praktisch schmerzfrei.
* Alternativ zu dieser Schwellkörper-Injektion kann auch eine Vakuumpumpe verwendet werden: Dabei wird ein Kunststoffzylinder über den schlaffen Penis gestülpt und mithilfe einer Handpumpe ein Vakuum erzeugt. Dadurch kommt es zum Bluteinstrom in die Schwellkörper und zur Gliedversteifung. Haben sich die Schwellkörper (Corpora cavernosa) mit Blut gefüllt, wird vom aufgestülpten Zylinder ein Gummiring an die Peniswurzel abgestreift. Durch diesen Ring wird in weiterer Folge der Blutabfluss aus dem Penis verhindert. Nach dem Geschlechtsverkehr wird der Ring entfernt und die Erektion damit beendet. Jedem Produkt liegt eine Gebrauchsanleitung bei, die vor der Anwendung unbedingt gelesen werden muss. In manchen Fällen wird die richtige Handhabung der Vakuumpumpe auch mit Hilfe eines Videos veranschaulicht.
* Hat keine Therapieform den gewünschten Erfolg gezeigt, steht als letzte Möglichkeit der Einsatz einer Penisprothese zur Verfügung. Der Anlass für einen solchen Eingriff, der an spezialisierten Zentren durchgeführt werden sollte, ist allerdings nur in seltenen Fällen gegeben.
Welche Methode sich letztendlich am besten eignet, hängt von den Wünschen und Bedürfnissen des Patienten und von der Beratung durch den betreuenden Urologen ab.
Autor: Univ. Doz. Dr. Eugen Plas, Facharzt für Urologie und Andrologie
Fellow of the European Board of Urology (FEBU)
(Erektile Dysfunktion)
Unter Impotenz versteht man die Unfähigkeit, die für eine zufriedenstellende sexuelle Aktivität ausreichende Erektion zu erlangen bzw. halten zu können.
Erektionsstörungen sind ein häufiges Problem: Man geht davon aus, dass jeder dritte Mann im Laufe seines Lebens zumindest vorübergehend eine Beeinträchtigung der Erektionsfähigkeit erfährt. Diese Störungen können in allen Altersgruppen auftreten, also auch beim jungen Mann. Aufgrund steigender Risikofaktoren werden Probleme in Hinblick auf die Gliedversteifung mit dem Alterungsprozess aber häufiger.
Grundsätzlich belasten diese Probleme den Mann in allen Altersabschnitten und führen zu einer Verschlechterung der Lebensqualität, weshalb die frühzeitige Begutachtung durch den Urologen oder die Urologin von großer Wichtigkeit ist. Darüber hinaus ist bekannt, dass Erektionsstörungen oft das erste Symptom eines bis dahin unerkannten Diabetes mellitus oder einer koronaren Herzerkrankung darstellen, weshalb eine fachärztliche Begutachtung unbedingt erfolgen sollte.
Zudem lassen sich Erektionsstörungen umso besser behandeln, je früher sie diagnostiziert und abgeklärt werden. Die Erfolgschancen moderner therapeutischer Möglichkeiten sind zwar sehr gut; bei Männern, die lange unbehandelt bleiben, sind sie allerdings deutlich geringer als bei solchen, die frühzeitig ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen
Des Weiteren gilt für den Erhalt der Erektionsfähigkeit ein wichtiges Motto: "Use it or loose it!" Diese englische Formel besagt, dass regelmäßige Erektionen und sexuelle Aktivität für die Funktion des Penis und seiner Schwellkörper wichtig sind, und dass - vergleichbar dem körperlichen Ausdauertraining - auch die Schwellkörper zum Erhalt der Vitalität "im Training" bleiben sollten.
Warum kommt es zu Problemen mit der Potenz?
Eine Erektion entsteht durch ein komplexes Zusammenspiel von Nerven, Blutgefäßen, Hormonen und Psyche. Dementsprechend vielfältig sind auch die Faktoren, die sich negativ auf die Erektionsfähigkeit auswirken können.
Risikofaktoren sind unter anderem:
* Alter
* Atherosklerose
* Herz-Kreislauf-Erkrankungen
* Bluthochdruck
* Zuckerkrankheit
* Fettstoffwechselstörungen
* Adipositas (Fettsucht)
* Metabolisches Syndrom
* Begleitmedikationen (z.B. Beta-Blocker)
* Störungen des Hormonhaushalts
* Operationen im kleinen Becken (z.B. Prostata- oder Enddarm-Operationen)
* Psychische Probleme (z.B. Depressionen):
Seelische Ursachen sind ein wichtiger Faktor: Dazu zählen Partnerkonflikte, Selbstunsicherheit, Versagensangst, verdrängte Homosexualität, beruflicher Stress und andere Erkrankungen.
* Alkohol- bzw. Medikamenten-Missbrauch, Nikotinabusus (Rauchen):
Bei Medikamenten handelt es sich vor allem um Mittel gegen Bluthochdruck, Blutfettsenker, Produktionshemmer der Magensäure und Entzündungshemmer.
Weshalb ist es wichtig, die Ursachen herauszufinden?
Erektionsstörungen können mehrere Ursachen haben. Es gilt jedoch nach Risikofaktoren zu suchen, um etwaige, bisher nicht diagnostizierte Erkrankungen (Diabetes mellitus, Bluthochdruck, Koronare Herzerkrankung) zu erkennen und frühzeitig behandeln zu können.
Je früher Erektionsstörungen behandelt werden, desto besser sind die Erfolgschancen. Durch die erfolgreiche Behandlung wird die Lebensqualität des Mannes verbessert. In vielen Fällen trifft dies auch auf die Lebensqualität des Partners sowie die Qualität der Beziehung im Allgemeinen zu.
Können psychologische Behandlungen alleine ausreichen?
Um die Entscheidung zu vereinfachen, welche/r Spezialist/in am besten aufgesucht werden sollte, gilt prinzipiell, dass am Beginn der Besuch in einer urologischen Praxis/Ambulanz stehen sollte. Die dort tätigen Fachärzte werden in weiterer Folge die Überlegung anstellen, ob für den jeweiligen Patienten eine sexualtherapeutische Beratung sinnvoll ist. Diese kann zusätzlich durchgeführt werden; zumeist suchen Patienten neben der Ursachenforschung einen raschen therapeutischen Erfolg, der mit der alleinigen Sexualtherapie in der Mehrzahl der Fälle nicht umgehend gewährleistet werden kann.
Welche Fragen wird Ihr Arzt stellen?
Der Facharzt oder die Fachärztin wird Ihnen sehr persönliche Fragen stellen, insbesondere was Ihr Sexualleben anbelangt. Diese Informationen benötigen die betreuenden Mediziner, um sich ein möglichst umfassendes Bild über das vorliegende Problem machen zu können.
Darüber hinaus wird der Arzt nach allgemeinen Erkrankungen fragen und eruieren, ob bzw. welche Medikamente Sie einnehmen. Im Allgemeinen ist es erforderlich, dass der Arzt sowohl mit Ihnen, als auch mit Ihrem Partner spricht.
Der nächste Schritt ist die urologische Basisuntersuchung. Darüber hinaus können Blutdruckmessungen, eine Blutuntersuchung sowie ein Belastungs-EKG (Ergometrie) und in manchen Fällen auch eine Ultraschall-Untersuchung der Halsgefäße durchgeführt werden. Im Zuge der Blutuntersuchung kommt es neben der Bestimmung der Sexualhormone auch zu einer Kontrolle der Nieren- und Leberfunktion, des Blutbildes und der Blutzucker-Werte.
Welche Arten der Behandlung gibt es?
Zuerst sollten nach eingehender Sexual- und allgemeiner Anamnese sowie körperlicher Untersuchung etwaige Gegenanzeigen für die Therapie der Erektionsstörung überlegt werden. Bestehen keine Gegenanzeigen gilt es, wie angeführt, Laboruntersuchungen anzuschließen, um Ursachen für Erektionsstörungen zu finden.
Lassen sich durch die Basisuntersuchungen pathologische, also krankhafte Befunde erheben, sollte versucht werden, durch Änderung von Medikamenten oder z.B. Maßnahmen in Hinblick auf die Ernährung, die Ursachen zu behandeln und dadurch bereits eine Verbesserung der Erektion zu erlangen.
Ihr Arzt wird Ihnen verschiedene Möglichkeiten zur Behandlung der erektilen Dysfunktion (ED) nennen und dabei auch auf die Vor- und Nachteile der jeweiligen Therapie zu sprechen kommen. Im Allgemeinen wird versucht, die Erektionsfähigkeit mit möglichst einfachen Mitteln wiederherzustellen:
* Am häufigsten werden hierzu die sogenannten PDE-5-Hemmer wie Viagra® (Sildenafil), Cialis® (Tadalafil) oder Levitra® (Vardenafil) eingesetzt. Diese Präparate werden geschluckt und sollten mindestens 45 bis 60 Minuten vor der sexuellen Aktivität eingenommen werden. Die Nebenwirkungen der Präparate sind vergleichbar. Insgesamt handelt es sich um sichere und nebenwirkungsarme Medikamente, die Ihnen Ihr Urologe nach eingehender Aufklärung verordnen kann. Wichtig ist bei diesen Medikamenten die Beachtung von Gegenanzeigen, insbesondere die Unverträglichkeit mit anderen Medikamenten. Aus diesem Grund ist es unbedingt erforderlich, dass Sie dem Arzt oder der Ärztin alle Medikamente nennen, die Sie einnehmen.
* Bei unzureichender Wirksamkeit oder Gegenanzeigen für die Einnahme der PDE-5-Hemmer können Medikamente eingesetzt werden, die mit einer sehr dünnen Nadel direkt in den Schwellkörper des Penis verabreicht werden (Schwellkörper-Autoinjektionstherapie). Derzeit gibt es in Österreich zwei verschiedene Präparate: Caverject Dual® oder Androskat®. Diese Medikamente werden unmittelbar vor der sexuellen Aktivität vom Patienten selbst in den Schwellkörper injiziert. Dies erfolgt meist mit einer Fertigspritze. Aufgrund der Beschaffenheit der Nadel ist der Einstich praktisch schmerzfrei.
* Alternativ zu dieser Schwellkörper-Injektion kann auch eine Vakuumpumpe verwendet werden: Dabei wird ein Kunststoffzylinder über den schlaffen Penis gestülpt und mithilfe einer Handpumpe ein Vakuum erzeugt. Dadurch kommt es zum Bluteinstrom in die Schwellkörper und zur Gliedversteifung. Haben sich die Schwellkörper (Corpora cavernosa) mit Blut gefüllt, wird vom aufgestülpten Zylinder ein Gummiring an die Peniswurzel abgestreift. Durch diesen Ring wird in weiterer Folge der Blutabfluss aus dem Penis verhindert. Nach dem Geschlechtsverkehr wird der Ring entfernt und die Erektion damit beendet. Jedem Produkt liegt eine Gebrauchsanleitung bei, die vor der Anwendung unbedingt gelesen werden muss. In manchen Fällen wird die richtige Handhabung der Vakuumpumpe auch mit Hilfe eines Videos veranschaulicht.
* Hat keine Therapieform den gewünschten Erfolg gezeigt, steht als letzte Möglichkeit der Einsatz einer Penisprothese zur Verfügung. Der Anlass für einen solchen Eingriff, der an spezialisierten Zentren durchgeführt werden sollte, ist allerdings nur in seltenen Fällen gegeben.
Welche Methode sich letztendlich am besten eignet, hängt von den Wünschen und Bedürfnissen des Patienten und von der Beratung durch den betreuenden Urologen ab.
Autor: Univ. Doz. Dr. Eugen Plas, Facharzt für Urologie und Andrologie
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Behandlung der Erektilen Dysfunktion
Behandlung der Erektilen Dysfunktion
PDE-5-Hemmer
Der Begriff Phosphodiesterase-5-Hemmer beschreibt eine Gruppe von Wirkstoffen, die zur Behandlung der Erektilen Dysfunktion (ED) entwickelt wurden. Seit Markteinführung des ersten PDE-5-Hemmers Sildenafil im Jahr 1998 ist diese Medikamentenklasse zur wichtigsten Therapie-Option bei Erektionsstörungen geworden. Im Jahr 2003 kamen mit Vardenafil und Tadalafil zwei weitere Vertreter dieser Medikamentenklasse auf den Markt. Phosphodiesterase-5-Hemmer werden in Tablettenform verabreicht.
Wie wirken Phosphodiesterase-5-Hemmer?
Im schlaffen Zustand enthalten die Schwellkörper des Penis nur wenig Blut. Dafür sorgt die dauerhaft angespannte Muskulatur rund um die Blutgefäße, welche die Blutzufuhr drosselt. Sendet das Gehirn ein entsprechendes Signal, wird das so genannte zyklische Guanin-Monophospat (cGMP) in den Muskelzellen ausgeschüttet, woraufhin sich die Gefäßmuskulatur entspannt. Jetzt strömt Blut in die Schwellkörper und der Penis verhärtet sich. Das Enzym Phosphodiesterase-5 (PDE-5) sorgt normalerweise dafür, dass cGMP wieder abgebaut wird.
Genau an diesem Punkt setzen nun die PDE-5-Hemmer an, indem sie den Gegenspieler von cGMP, die Phosphodiesterase-5, ausschalten. Auf diese Weise erhöht sich die Konzentration des chemischen "Steifmachers" und die Erektion wird dauerhafter und härter. PDE-5-Hemmer sorgen also nicht "automatisch" für eine Erektion, sondern ermöglichen, dass der Körper auf einen erotischen Reiz reagieren kann. Allein aufgrund der Medikamentenwirkung kommt es also nicht zu einer Erektion - eine entsprechende Stimulation muss ebenfalls gegeben sein. Aus diesem Grund besteht auch nicht die Gefahr einer schmerzhaften Dauererektion (Priapismus), da die Erektion nach Ende des Geschlechtsverkehrs mit nachlassender Lust ebenfalls wieder verschwindet.
Für wen sind PDE-5-Hemmer geeignet?
Je nach Krankheitsursache sprechen bis zu 86 Prozent der Patienten mit Erektiler Dysfunktion auf diese Medikamente an. Die gute Wirksamkeit und die einfache Gabe als Tablette haben die PDE-5-Hemmer zur Therapie der ersten Wahl bei Erektionsstörungen werden lassen. Zudem gelten sie als besonders gut untersuchte Medikamente.
PDE-5-Hemmer sind zur Behandlung jeder Art von Erektiler Dysfunktion geeignet. Auch wenn die Gründe für die Erektionsschwäche eher psychischer Natur sind, kann ein Therapieversuch lohnend sein, um den Teufelskreis aus Angst vor dem Versagen und tatsächlichem Misserfolg im Bett zu durchbrechen.
Wer darf diese Präparate nicht verwenden?
Keinesfalls dürfen PDE-5-Hemmer von Männern eingenommen werden, die
* Nitrate bzw. Stickstoffmonoxid(NO)-Donatoren einnehmen (Medikamente gegen hohen Blutdruck oder Herzenge - Fragen Sie unbedingt Ihren Arzt!)
* unter schweren Herz-Kreislauf-Erkrankungen leiden. Hier ist vor allem wegen der erhöhten körperlichen Anstrengung beim wieder möglich gewordenen Geschlechtsverkehr Vorsicht geboten.
PDE-5-Hemmer und ihre Merkmale im Überblick
Die folgende Übersicht wurde nach Angaben der Hersteller aus den Fachinformationen zusammengestellt. Diese Angaben sind nur bedingt vergleichbar, da die Wirkstoffe an unterschiedlichen Patientengruppen getestet wurden. Bei den angeführten Zahlen handelt es sich um Durchschnittswerte. So kann die Wirkung auch früher einsetzen oder länger anhalten als angegeben.
PDE-5-Hemmer
Der Begriff Phosphodiesterase-5-Hemmer beschreibt eine Gruppe von Wirkstoffen, die zur Behandlung der Erektilen Dysfunktion (ED) entwickelt wurden. Seit Markteinführung des ersten PDE-5-Hemmers Sildenafil im Jahr 1998 ist diese Medikamentenklasse zur wichtigsten Therapie-Option bei Erektionsstörungen geworden. Im Jahr 2003 kamen mit Vardenafil und Tadalafil zwei weitere Vertreter dieser Medikamentenklasse auf den Markt. Phosphodiesterase-5-Hemmer werden in Tablettenform verabreicht.
Wie wirken Phosphodiesterase-5-Hemmer?
Im schlaffen Zustand enthalten die Schwellkörper des Penis nur wenig Blut. Dafür sorgt die dauerhaft angespannte Muskulatur rund um die Blutgefäße, welche die Blutzufuhr drosselt. Sendet das Gehirn ein entsprechendes Signal, wird das so genannte zyklische Guanin-Monophospat (cGMP) in den Muskelzellen ausgeschüttet, woraufhin sich die Gefäßmuskulatur entspannt. Jetzt strömt Blut in die Schwellkörper und der Penis verhärtet sich. Das Enzym Phosphodiesterase-5 (PDE-5) sorgt normalerweise dafür, dass cGMP wieder abgebaut wird.
Genau an diesem Punkt setzen nun die PDE-5-Hemmer an, indem sie den Gegenspieler von cGMP, die Phosphodiesterase-5, ausschalten. Auf diese Weise erhöht sich die Konzentration des chemischen "Steifmachers" und die Erektion wird dauerhafter und härter. PDE-5-Hemmer sorgen also nicht "automatisch" für eine Erektion, sondern ermöglichen, dass der Körper auf einen erotischen Reiz reagieren kann. Allein aufgrund der Medikamentenwirkung kommt es also nicht zu einer Erektion - eine entsprechende Stimulation muss ebenfalls gegeben sein. Aus diesem Grund besteht auch nicht die Gefahr einer schmerzhaften Dauererektion (Priapismus), da die Erektion nach Ende des Geschlechtsverkehrs mit nachlassender Lust ebenfalls wieder verschwindet.
Für wen sind PDE-5-Hemmer geeignet?
Je nach Krankheitsursache sprechen bis zu 86 Prozent der Patienten mit Erektiler Dysfunktion auf diese Medikamente an. Die gute Wirksamkeit und die einfache Gabe als Tablette haben die PDE-5-Hemmer zur Therapie der ersten Wahl bei Erektionsstörungen werden lassen. Zudem gelten sie als besonders gut untersuchte Medikamente.
PDE-5-Hemmer sind zur Behandlung jeder Art von Erektiler Dysfunktion geeignet. Auch wenn die Gründe für die Erektionsschwäche eher psychischer Natur sind, kann ein Therapieversuch lohnend sein, um den Teufelskreis aus Angst vor dem Versagen und tatsächlichem Misserfolg im Bett zu durchbrechen.
Wer darf diese Präparate nicht verwenden?
Keinesfalls dürfen PDE-5-Hemmer von Männern eingenommen werden, die
* Nitrate bzw. Stickstoffmonoxid(NO)-Donatoren einnehmen (Medikamente gegen hohen Blutdruck oder Herzenge - Fragen Sie unbedingt Ihren Arzt!)
* unter schweren Herz-Kreislauf-Erkrankungen leiden. Hier ist vor allem wegen der erhöhten körperlichen Anstrengung beim wieder möglich gewordenen Geschlechtsverkehr Vorsicht geboten.
PDE-5-Hemmer und ihre Merkmale im Überblick
Die folgende Übersicht wurde nach Angaben der Hersteller aus den Fachinformationen zusammengestellt. Diese Angaben sind nur bedingt vergleichbar, da die Wirkstoffe an unterschiedlichen Patientengruppen getestet wurden. Bei den angeführten Zahlen handelt es sich um Durchschnittswerte. So kann die Wirkung auch früher einsetzen oder länger anhalten als angegeben.
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Ursachen ED
Ursachen der Erektilen Dysfunktion
Hormonmangel
Wenn Mann Probleme mit seiner Erektion hat, kann dies seinen Grund in einer Störung des Hormonhaushalts haben. In erster Linie betrifft dies das Sexualhormon Testosteron. Wird davon nicht genug gebildet oder freigesetzt, leiden nicht nur Fruchtbarkeit und Libido - auch die Erektionsfähigkeit wird geschwächt. Testosteron fungiert bei den biochemischen Abläufen während der Erektion als Katalysator. Ist zu wenig von diesem Geschlechtshormon im Blut vorhanden, kann dieser Prozess nicht reibungslos ablaufen. Die Ursachen für Hormonmangel sind vielfältig.
Der Fachausdruck lautet "partielles Androgendefizit des alternden Mannes", abgekürzt PADAM. Darunter versteht man den teilweisen Mangel an "männlichen" Hormonen, deren Hauptvertreter eben das Testosteron (T) ist. PADAM ist charakterisiert durch typische Symptome in Kombination mit einem Testosteron-Mangel, der sowohl die Lebensqualität als auch die Funktion verschiedener Organe beeinträchtigen kann.
Alternative Bezeichnungen wie "Andropause" oder "männliches Klimakterium" sind vom biologischen Gesichtspunkt her falsch, da beim Mann - anders als bei der Frau - die Produktion der Sexualhormone nicht völlig endet. Diese Begriffe sollen daher nicht verwendet werden. Wer der Ansicht ist, die Bezeichnung "alternd" trifft auf ihn nicht zu, sei darauf hingewiesen, dass der Mann aus Sicht der Wissenschaft ab 40 zu altern beginnt.
Was ist Testosteron und welche Aufgaben hat es?
Testosteron ist das wichtigste Sexualhormon im männlichen Körper, es ist aber auch im weiblichen Organismus von (geringerer) Bedeutung. Im männlichen Körper ist es dafür verantwortlich, dass sich der Bub im Lauf der Pubertät zum Mann entwickelt, und wird zur Erhaltung von Wohlbefinden und Gesundheit des Mannes benötigt.
Neben der tiefen, männlichen Stimme ist Testosteron auch verantwortlich für die männliche Behaarung (z.B. Bartwuchs) und den männlichen Körperbau. Es ist sehr wichtig für eine gesunde Knochenstruktur und die Ausbildung einer kräftigen Muskulatur. Es fördert die Bildung der roten Blutkörperchen (Sauerstofftransport). Es ist notwendig für psychische Ausgeglichenheit und hält negative Stimmungen hintan. Testosteron ist weiters von Bedeutung für die Gedächtnisleistung, die Orientierung, die Koordination und Konzentration. Es regelt die Lust auf Sex (Libido) und ist für eine Vielzahl von Sexualfunktionen wichtig.
Testosteron wird während des Schlafes im Hoden produziert. Die Steuerung der T-Produktion erfolgt durch Hypophyse und Hypothalamus. Die Hirnanhangsdrüse (Hypophyse) gibt ein spezielles Steuerungshormon (LH) in den Blutkreislauf ab, das in den Hoden die Produktion von Testosteron bewirkt. Ab einer bestimmten Testosteron-Konzentration im Blut wird die Bildung von LH gestoppt, so dass normalerweise weder zu viel noch zu wenig Testosteron im Körper vorhanden ist. Der T-Wert im Blut ist in den Morgenstunden am höchsten, wird tagsüber verbraucht und nimmt daher zum Abend hin ab. Aus diesem Grund wird die Blutabnahme zur Bestimmung dieses Wertes zwischen 08.00 und 10.00 Uhr morgens durchgeführt.
Wann liegt ein Testosteron-Mangel vor?
Der Testosteron-Spiegel liegt bei einem unter 40-Jährigem zwischen 3,0 und 8,3 ng/ml Blut. Bei einem T-Wert unter 3,0 ng/ml spricht man von einem Testosteron-Mangel. Der Fachausdruck lautet Hypogonadismus.
Ab dem 40. Lebensjahr kommt es zu einem unterschiedlich schnellen Rückgang der Testosteron-Produktion. Bei Männern zwischen dem 40. und 60. Lebensjahr beträgt die Abnahme ungefähr 20 Prozent des Ausgangswertes. Nur mehr 15 Prozent der 80-Jährigen haben einen T-Spiegel, der über 3,0 ng/ml Blut liegt. Studien wie beispielsweise die Massachusetts Male Aging Study, die Veränderungen des Alterns über die Jahre hinweg beobachtet haben, konnten zeigen, dass der T-Spiegel im Blut ab dem 40. Lebensjahr um 1,6 Prozent pro Jahr sinkt.
Nimmt man 3,5 ng/ml als unteren T-Grenzwert, dann beträgt die Prävalenz (Häufigkeit einer Krankheit oder eines Symptoms in einer Bevölkerung) des PADAM bei Männern zwischen dem 40. und 60. Lebensjahr sieben Prozent. Bei den 60- und 80-Jährigen sind es 21 Prozent und bei den über 80-Jährigen 35 Prozent.
Welche Ursachen hat ein Testosteron-Mangel?
Störungen im Bereich des Hypothalamus-Hypophysen-Systems oder im Hodengewebe können für einen Mangel an Testosteron verantwortlich sein. Dabei werden angeborene oder erworbene Ursachen unterschieden.
* Hypothalamus-Hypophysen-System: Die Hormone aus Hypothalamus und Hypophyse regeln die Testosteron-Produktion im Hoden. Ein Mangel an diesen Hormonen führt zu einer Unterfunktion des Hodens. Die Beeinträchtigung der Hypophysen-Funktion kann angeboren sein (Kallmann-Syndrom) oder durch Untergewicht (bedingt durch Krankheit, übermäßigen Sport, psychische Störung, z.B. Essstörung) verursacht sein. Ein hormonaktiver Tumor in der Hypophyse, d.h. dieser produziert vermehrt das Hormon Prolaktin, führt zu einer Unterdrückung der T-Produktion.
* Hoden: Unfälle, Operationen oder Lage-Anomalien (Hoden befindet sich außerhalb des Hodensacks) können die Hodenfunktion beeinflussen. Beim so genannten Klinefelter-Syndrom ist der Testosteron Mangel angeboren.
Das Regelsystem von Hoden und Hypothalamus/Hypophyse kann in seiner Funktion zudem gestört werden durch:
* eine ungesunde Lebensweise: Bewegungsmangel, Übergewicht, übertriebene Diäten, Vitamin- und Mineralstoffmangel, Stress, Alkohol- und Drogenmissbrauch
* eine Reihe von Allgemein-Erkrankungen: z.B. Nierenerkrankungen, Diabetes mellitus, Schilddrüsen-Erkrankungen, Leberzirrhose, Krebs
* Medikamente: z.B. Schlaf- und Beruhigungsmittel, Krebsbehandlung
* Strahlenbelastung und Umweltgifte: z.B. Pestizide, Schwermetalle
Was sind die Symptome eines PADAM?
Sexualorgane
Die Lust auf Geschlechtsverkehr (Libido) ist geringer. Die Festigkeit der Erektionen lässt nach und die nächtlichen Tumeszenzen nehmen ab, es kommt also seltener zum Anschwellen des Gliedes während des Schlafes. Diese Tumeszenzen, die bei Männern jeden Alters bis zu fünfmal in den Nachtstunden auftreten, helfen allerdings dabei, die Muskelzellen der Schwellkörper zu trainieren, die Durchblutung zu fördern und auf diese Weise die Erektionsfähigkeit zu erhalten. Auch die Fruchtbarkeit ist beeinträchtigt.
Zentralnervensystem
Der Patient ist verstimmt, lustlos und antriebslos. Er tut sich schwer morgens aufzustehen und hat kein Interesse an der Teilnahme am gesellschaftlichen Leben. Er klagt über schlechten Schlaf, Müdigkeit und Abgeschlagenheit und kann sich schlecht konzentrieren. Das Kurzzeitgedächtnis wird schlechter. Der Betroffene schwitzt stark, mehr als es der körperlichen Anstrengung entspricht, vor allem nachts, und berichtet von Hitzewallungen (Hier zeigen sich gewisse Ähnlichkeiten mit den Beschwerden in der Menopause der Frau).
Körperkomposition
Die Muskelkraft lässt nach, was am Faust-Schluss gemessen werden kann. Durch die ständige Überbeanspruchung der Rückenmuskulatur, die auch durch den Testosteron-Mangel an Masse verliert, entstehen Rückenschmerzen. Die Erscheinung des männlichen Körpers verändert sich durch die Zunahme der Fettmasse ("Schwimmreifen"), während durch die Verringerung der Knochenmasse das Risiko einer Osteoporose (Knochenschwund) mit erhöhtem Frakturrisiko steigt.
Haut
Der typisch männliche Haarwuchs verändert sich (Bart, Schambehaarung). Die Haut wird trocken und faltig.
Diagnose und Therapie des PADAM
Das Ausmaß der Symptome wird mithilfe von Fragebögen (z.B. Aging Male Symptome Scale) festgestellt und bewertet. Findet sich bei einem Mann mit Hormonmangel-Beschwerden ein Testosteronwert unter 3.0 ng/ml, dann ist dies eine Indikation zur Durchführung einer Hormonersatztherapie (Hormone Replacement Therapy/HRT). Dieser pathologische Wert muss durch zweimalige Blutabnahme im Abstand von zwei bis vier Wochen verifiziert werden.
Ziel der Therapie ist ein Anheben des T-Spiegels in den physiologischen, also normalen Bereich, um Verbesserungen des Wohlbefindens, der Sexualität, der Lebensqualität, des Knochenschwundes (Osteopenie, Osteoporose) und der Hirnleistungen zur erreichen. Derzeit stehen den Urologen/Andrologen verschiedene Präparationen wie Kapseln, Gels, Implantate und ölige Lösungen zur Verabreichung intramuskulären Applikation als Therapie zur Verfügung. Die Anhebung des T-Blutspiegels allein verhilft noch nicht zu härteren oder länger anhaltenden Erektionen, dazu sind auch andere Maßnahmen, wie etwa Hilfe durch PDE 5-Hemmer oder gefäßaktive Substanzen (z.B. Alprostadil, Papaverin), die in den Schwellkörper gespritzt werden, notwendig. Es hat sich jedoch gezeigt, dass die PDE-5-Hemmer mit ausgeglichenem Hormonspiegel oftmals besser wirken.
Vor Beginn der HRT ist allerdings das Vorliegen eines Prostata-Karzinoms auszuschließen. Die HRT verursacht zwar keinen Prostatakrebs, sie kann diesen aber bei einem noch nicht entdeckten Krebsherd zum massiven Ausbruch bringen. Während der Therapie ist eine engmaschige urologisch-andrologische Überwachung notwendig. Der/die betreuende Urologe/Urologin wird also in zeitlich kurzen Abstanden Untersuchungen vornehmen.
Die Hormonersatztherapie ist als Teil eines generellen Gesundheitsmanagements des älteren Mannes zu sehen. Aufgrund ihrer massiven Auswirkungen auf den Testosteron-Haushalt sollten negative Lebensstilfaktoren wie falsche Ernährung und Bewegungsmangel zum Positiven verändert sowie Begleiterkrankungen und medikamentöse Behandlungen im Rahmen des Therapiekonzeptes unbedingt berücksichtig werden.
Als Kontraindikationen für eine Hormonersatztherapie gelten
* der Verdacht oder das Vorliegen eines Prostata-Karzinoms oder eines Brustkrebses (gibt es auch beim Mann)
* das Bestehen von gutartigen Prostata-Vergrößerungen mit hochgradigen Beschwerden beim Wasserlassen
* eine Polyglobulie (Zunahme der roten Blutkörperchen) oder
* eine Schlafapnoe (Atemstillstand beim Schlafen).
Wie kann ich dem Testosteron-Mangel vorbeugen?
Durch Stressmanagement, eine ausgewogene Ernährung und ausreichend Bewegung kann dem Hormonmangel effektiv vorgebeugt werden.
* Die Ernährung sollte reich an Vitaminen sowie Ballast- und Mineralstoffen sein. Tierische Fette gilt es zu reduzieren und pflanzlichen Fetten den Vorzug zu geben. Übermäßiger Alkoholgenuss sollte vermieden werden. Übergewichtige Männer haben nicht nur ein größeres Risiko, an Atherosklerose, Bluthochdruck, Diabetes und bestimmten Krebsarten zu erkranken. Sie haben auch einen niedrigeren Testosteronspiegel, denn im Fettgewebe wird Testosteron in das Hormon Östrogen umgewandelt.
* Regelmäßiger Ausdauersport verbessert körperliche Leistungsfähigkeit und Ausgeglichenheit. Richtig dosiert, verhindert Krafttraining den Abbau von Muskelmasse und baut Muskelkraft auf. Kampfsportarten (persönlicher Tipp des Autors: Goju Ryu-Karate = traditionelles Karate aus Okinawa, www.iogkf-austria.at) fördern neben Stressabbau und körperlicher Fitness auch Beweglichkeit, Gelenkigkeit und Koordinationsfähigkeit.
Vor jeder intensiven Betätigung, besonders wenn die Sportart schon länger nicht mehr ausgeübt wurde, sollte ein Arzt zur Überprüfung der Leistungsfähigkeit aufgesucht werden. Denn: Männer neigen oft zur Übertreibung. In Kombination mit einem untrainierten Körper kann dies fatale Folgen haben. Während des Sports sollte auf die Herzfrequenz geachtet werden (z.B. mithilfe einer Pulsuhr). Als Faustregel gelten 65 Prozent der maximalen Herzfrequenz, die grob aus der Formel 220 minus Lebensalter errechnet werden kann.
* Stress ist notwendig, um sich neuen Situationen anpassen zu können und Herausforderungen zu bewältigen. Wird Stress allerdings negativ empfunden oder dauern Stresssituationen länger an, dann kann daraus ein gesundheitliches Problem werden. Übermäßiger Stress beeinflusst die Hormonproduktion negativ, und die Gefahr eines Teufelskreises droht, denn Stress und Hormonmangel begünstigen depressive Verstimmungen, Erektionsstörungen und viele andere Erkrankungen.
Autor: Dr. Michael Eisenmenger, Präsident des Berufsverbandes der Österreichischen Urologen
Hormonmangel
Wenn Mann Probleme mit seiner Erektion hat, kann dies seinen Grund in einer Störung des Hormonhaushalts haben. In erster Linie betrifft dies das Sexualhormon Testosteron. Wird davon nicht genug gebildet oder freigesetzt, leiden nicht nur Fruchtbarkeit und Libido - auch die Erektionsfähigkeit wird geschwächt. Testosteron fungiert bei den biochemischen Abläufen während der Erektion als Katalysator. Ist zu wenig von diesem Geschlechtshormon im Blut vorhanden, kann dieser Prozess nicht reibungslos ablaufen. Die Ursachen für Hormonmangel sind vielfältig.
Der Fachausdruck lautet "partielles Androgendefizit des alternden Mannes", abgekürzt PADAM. Darunter versteht man den teilweisen Mangel an "männlichen" Hormonen, deren Hauptvertreter eben das Testosteron (T) ist. PADAM ist charakterisiert durch typische Symptome in Kombination mit einem Testosteron-Mangel, der sowohl die Lebensqualität als auch die Funktion verschiedener Organe beeinträchtigen kann.
Alternative Bezeichnungen wie "Andropause" oder "männliches Klimakterium" sind vom biologischen Gesichtspunkt her falsch, da beim Mann - anders als bei der Frau - die Produktion der Sexualhormone nicht völlig endet. Diese Begriffe sollen daher nicht verwendet werden. Wer der Ansicht ist, die Bezeichnung "alternd" trifft auf ihn nicht zu, sei darauf hingewiesen, dass der Mann aus Sicht der Wissenschaft ab 40 zu altern beginnt.
Was ist Testosteron und welche Aufgaben hat es?
Testosteron ist das wichtigste Sexualhormon im männlichen Körper, es ist aber auch im weiblichen Organismus von (geringerer) Bedeutung. Im männlichen Körper ist es dafür verantwortlich, dass sich der Bub im Lauf der Pubertät zum Mann entwickelt, und wird zur Erhaltung von Wohlbefinden und Gesundheit des Mannes benötigt.
Neben der tiefen, männlichen Stimme ist Testosteron auch verantwortlich für die männliche Behaarung (z.B. Bartwuchs) und den männlichen Körperbau. Es ist sehr wichtig für eine gesunde Knochenstruktur und die Ausbildung einer kräftigen Muskulatur. Es fördert die Bildung der roten Blutkörperchen (Sauerstofftransport). Es ist notwendig für psychische Ausgeglichenheit und hält negative Stimmungen hintan. Testosteron ist weiters von Bedeutung für die Gedächtnisleistung, die Orientierung, die Koordination und Konzentration. Es regelt die Lust auf Sex (Libido) und ist für eine Vielzahl von Sexualfunktionen wichtig.
Testosteron wird während des Schlafes im Hoden produziert. Die Steuerung der T-Produktion erfolgt durch Hypophyse und Hypothalamus. Die Hirnanhangsdrüse (Hypophyse) gibt ein spezielles Steuerungshormon (LH) in den Blutkreislauf ab, das in den Hoden die Produktion von Testosteron bewirkt. Ab einer bestimmten Testosteron-Konzentration im Blut wird die Bildung von LH gestoppt, so dass normalerweise weder zu viel noch zu wenig Testosteron im Körper vorhanden ist. Der T-Wert im Blut ist in den Morgenstunden am höchsten, wird tagsüber verbraucht und nimmt daher zum Abend hin ab. Aus diesem Grund wird die Blutabnahme zur Bestimmung dieses Wertes zwischen 08.00 und 10.00 Uhr morgens durchgeführt.
Wann liegt ein Testosteron-Mangel vor?
Der Testosteron-Spiegel liegt bei einem unter 40-Jährigem zwischen 3,0 und 8,3 ng/ml Blut. Bei einem T-Wert unter 3,0 ng/ml spricht man von einem Testosteron-Mangel. Der Fachausdruck lautet Hypogonadismus.
Ab dem 40. Lebensjahr kommt es zu einem unterschiedlich schnellen Rückgang der Testosteron-Produktion. Bei Männern zwischen dem 40. und 60. Lebensjahr beträgt die Abnahme ungefähr 20 Prozent des Ausgangswertes. Nur mehr 15 Prozent der 80-Jährigen haben einen T-Spiegel, der über 3,0 ng/ml Blut liegt. Studien wie beispielsweise die Massachusetts Male Aging Study, die Veränderungen des Alterns über die Jahre hinweg beobachtet haben, konnten zeigen, dass der T-Spiegel im Blut ab dem 40. Lebensjahr um 1,6 Prozent pro Jahr sinkt.
Nimmt man 3,5 ng/ml als unteren T-Grenzwert, dann beträgt die Prävalenz (Häufigkeit einer Krankheit oder eines Symptoms in einer Bevölkerung) des PADAM bei Männern zwischen dem 40. und 60. Lebensjahr sieben Prozent. Bei den 60- und 80-Jährigen sind es 21 Prozent und bei den über 80-Jährigen 35 Prozent.
Welche Ursachen hat ein Testosteron-Mangel?
Störungen im Bereich des Hypothalamus-Hypophysen-Systems oder im Hodengewebe können für einen Mangel an Testosteron verantwortlich sein. Dabei werden angeborene oder erworbene Ursachen unterschieden.
* Hypothalamus-Hypophysen-System: Die Hormone aus Hypothalamus und Hypophyse regeln die Testosteron-Produktion im Hoden. Ein Mangel an diesen Hormonen führt zu einer Unterfunktion des Hodens. Die Beeinträchtigung der Hypophysen-Funktion kann angeboren sein (Kallmann-Syndrom) oder durch Untergewicht (bedingt durch Krankheit, übermäßigen Sport, psychische Störung, z.B. Essstörung) verursacht sein. Ein hormonaktiver Tumor in der Hypophyse, d.h. dieser produziert vermehrt das Hormon Prolaktin, führt zu einer Unterdrückung der T-Produktion.
* Hoden: Unfälle, Operationen oder Lage-Anomalien (Hoden befindet sich außerhalb des Hodensacks) können die Hodenfunktion beeinflussen. Beim so genannten Klinefelter-Syndrom ist der Testosteron Mangel angeboren.
Das Regelsystem von Hoden und Hypothalamus/Hypophyse kann in seiner Funktion zudem gestört werden durch:
* eine ungesunde Lebensweise: Bewegungsmangel, Übergewicht, übertriebene Diäten, Vitamin- und Mineralstoffmangel, Stress, Alkohol- und Drogenmissbrauch
* eine Reihe von Allgemein-Erkrankungen: z.B. Nierenerkrankungen, Diabetes mellitus, Schilddrüsen-Erkrankungen, Leberzirrhose, Krebs
* Medikamente: z.B. Schlaf- und Beruhigungsmittel, Krebsbehandlung
* Strahlenbelastung und Umweltgifte: z.B. Pestizide, Schwermetalle
Was sind die Symptome eines PADAM?
Sexualorgane
Die Lust auf Geschlechtsverkehr (Libido) ist geringer. Die Festigkeit der Erektionen lässt nach und die nächtlichen Tumeszenzen nehmen ab, es kommt also seltener zum Anschwellen des Gliedes während des Schlafes. Diese Tumeszenzen, die bei Männern jeden Alters bis zu fünfmal in den Nachtstunden auftreten, helfen allerdings dabei, die Muskelzellen der Schwellkörper zu trainieren, die Durchblutung zu fördern und auf diese Weise die Erektionsfähigkeit zu erhalten. Auch die Fruchtbarkeit ist beeinträchtigt.
Zentralnervensystem
Der Patient ist verstimmt, lustlos und antriebslos. Er tut sich schwer morgens aufzustehen und hat kein Interesse an der Teilnahme am gesellschaftlichen Leben. Er klagt über schlechten Schlaf, Müdigkeit und Abgeschlagenheit und kann sich schlecht konzentrieren. Das Kurzzeitgedächtnis wird schlechter. Der Betroffene schwitzt stark, mehr als es der körperlichen Anstrengung entspricht, vor allem nachts, und berichtet von Hitzewallungen (Hier zeigen sich gewisse Ähnlichkeiten mit den Beschwerden in der Menopause der Frau).
Körperkomposition
Die Muskelkraft lässt nach, was am Faust-Schluss gemessen werden kann. Durch die ständige Überbeanspruchung der Rückenmuskulatur, die auch durch den Testosteron-Mangel an Masse verliert, entstehen Rückenschmerzen. Die Erscheinung des männlichen Körpers verändert sich durch die Zunahme der Fettmasse ("Schwimmreifen"), während durch die Verringerung der Knochenmasse das Risiko einer Osteoporose (Knochenschwund) mit erhöhtem Frakturrisiko steigt.
Haut
Der typisch männliche Haarwuchs verändert sich (Bart, Schambehaarung). Die Haut wird trocken und faltig.
Diagnose und Therapie des PADAM
Das Ausmaß der Symptome wird mithilfe von Fragebögen (z.B. Aging Male Symptome Scale) festgestellt und bewertet. Findet sich bei einem Mann mit Hormonmangel-Beschwerden ein Testosteronwert unter 3.0 ng/ml, dann ist dies eine Indikation zur Durchführung einer Hormonersatztherapie (Hormone Replacement Therapy/HRT). Dieser pathologische Wert muss durch zweimalige Blutabnahme im Abstand von zwei bis vier Wochen verifiziert werden.
Ziel der Therapie ist ein Anheben des T-Spiegels in den physiologischen, also normalen Bereich, um Verbesserungen des Wohlbefindens, der Sexualität, der Lebensqualität, des Knochenschwundes (Osteopenie, Osteoporose) und der Hirnleistungen zur erreichen. Derzeit stehen den Urologen/Andrologen verschiedene Präparationen wie Kapseln, Gels, Implantate und ölige Lösungen zur Verabreichung intramuskulären Applikation als Therapie zur Verfügung. Die Anhebung des T-Blutspiegels allein verhilft noch nicht zu härteren oder länger anhaltenden Erektionen, dazu sind auch andere Maßnahmen, wie etwa Hilfe durch PDE 5-Hemmer oder gefäßaktive Substanzen (z.B. Alprostadil, Papaverin), die in den Schwellkörper gespritzt werden, notwendig. Es hat sich jedoch gezeigt, dass die PDE-5-Hemmer mit ausgeglichenem Hormonspiegel oftmals besser wirken.
Vor Beginn der HRT ist allerdings das Vorliegen eines Prostata-Karzinoms auszuschließen. Die HRT verursacht zwar keinen Prostatakrebs, sie kann diesen aber bei einem noch nicht entdeckten Krebsherd zum massiven Ausbruch bringen. Während der Therapie ist eine engmaschige urologisch-andrologische Überwachung notwendig. Der/die betreuende Urologe/Urologin wird also in zeitlich kurzen Abstanden Untersuchungen vornehmen.
Die Hormonersatztherapie ist als Teil eines generellen Gesundheitsmanagements des älteren Mannes zu sehen. Aufgrund ihrer massiven Auswirkungen auf den Testosteron-Haushalt sollten negative Lebensstilfaktoren wie falsche Ernährung und Bewegungsmangel zum Positiven verändert sowie Begleiterkrankungen und medikamentöse Behandlungen im Rahmen des Therapiekonzeptes unbedingt berücksichtig werden.
Als Kontraindikationen für eine Hormonersatztherapie gelten
* der Verdacht oder das Vorliegen eines Prostata-Karzinoms oder eines Brustkrebses (gibt es auch beim Mann)
* das Bestehen von gutartigen Prostata-Vergrößerungen mit hochgradigen Beschwerden beim Wasserlassen
* eine Polyglobulie (Zunahme der roten Blutkörperchen) oder
* eine Schlafapnoe (Atemstillstand beim Schlafen).
Wie kann ich dem Testosteron-Mangel vorbeugen?
Durch Stressmanagement, eine ausgewogene Ernährung und ausreichend Bewegung kann dem Hormonmangel effektiv vorgebeugt werden.
* Die Ernährung sollte reich an Vitaminen sowie Ballast- und Mineralstoffen sein. Tierische Fette gilt es zu reduzieren und pflanzlichen Fetten den Vorzug zu geben. Übermäßiger Alkoholgenuss sollte vermieden werden. Übergewichtige Männer haben nicht nur ein größeres Risiko, an Atherosklerose, Bluthochdruck, Diabetes und bestimmten Krebsarten zu erkranken. Sie haben auch einen niedrigeren Testosteronspiegel, denn im Fettgewebe wird Testosteron in das Hormon Östrogen umgewandelt.
* Regelmäßiger Ausdauersport verbessert körperliche Leistungsfähigkeit und Ausgeglichenheit. Richtig dosiert, verhindert Krafttraining den Abbau von Muskelmasse und baut Muskelkraft auf. Kampfsportarten (persönlicher Tipp des Autors: Goju Ryu-Karate = traditionelles Karate aus Okinawa, www.iogkf-austria.at) fördern neben Stressabbau und körperlicher Fitness auch Beweglichkeit, Gelenkigkeit und Koordinationsfähigkeit.
Vor jeder intensiven Betätigung, besonders wenn die Sportart schon länger nicht mehr ausgeübt wurde, sollte ein Arzt zur Überprüfung der Leistungsfähigkeit aufgesucht werden. Denn: Männer neigen oft zur Übertreibung. In Kombination mit einem untrainierten Körper kann dies fatale Folgen haben. Während des Sports sollte auf die Herzfrequenz geachtet werden (z.B. mithilfe einer Pulsuhr). Als Faustregel gelten 65 Prozent der maximalen Herzfrequenz, die grob aus der Formel 220 minus Lebensalter errechnet werden kann.
* Stress ist notwendig, um sich neuen Situationen anpassen zu können und Herausforderungen zu bewältigen. Wird Stress allerdings negativ empfunden oder dauern Stresssituationen länger an, dann kann daraus ein gesundheitliches Problem werden. Übermäßiger Stress beeinflusst die Hormonproduktion negativ, und die Gefahr eines Teufelskreises droht, denn Stress und Hormonmangel begünstigen depressive Verstimmungen, Erektionsstörungen und viele andere Erkrankungen.
Autor: Dr. Michael Eisenmenger, Präsident des Berufsverbandes der Österreichischen Urologen