Ich weiß nicht, ob ihr das jetzt schon irgendwo anders in diesem Forum gecovert habt, aber der KURIER hat heute eine zweiseitige Reportage über den EP-Prostitutionsentwurf gebracht. In dem Fall ist es wahrscheinlich schlecht, wenn die Medien beginnen, auf dieses Thema abzufahren. Hier nochmal der Text, der wenigstens halbwegs neutral ist:
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Schwedische EU-Initiative
Richtungsstreit: Verbot oder grünes
Die Skandinavier machen auf EU-Ebene Druck auf ein Verbot der Prostitution. Österreichs Regierung hat anderes vor.
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von Clemens neuhold Brüssel
Der Umgang mit der Prostitution entzweit Europa. Während Freier in Schweden, Finnland oder Norwegen zunehmend als Kriminelle verfolgt werden, behandeln die Niederlande das Geschäft mit dem Sex als normales Gewerbe. In den meisten Ländern wie Österreich regiert die Doppelmoral: Das „älteste Gewerbe der Welt“ ist offiziell sittenwidrig, wird aber toleriert.
Macht krank
Die schwedische Europa-Abgeordnete Maria Carlshamre macht nun auf europäischer Ebene Stimmung für Verbote von Prostitution. Sie hat im EU-Parlament einen Bericht über die „Prostitution in den Mitgliedsstaaten und die gesundheitlichen Folgen für die Frauen“ eingebracht. Klare Stoßrichtung: Verbote in ganz Europa nach dem schwedischen Vorbild. Der Bericht muss erst eine Mehrheit unter den Abgeordneten bekommen und hat nur empfehlenden Charakter, denn jedes Land regelt die Prostitution selbst.
Doch die frühere Journalistin hat es geschafft, eine heftige Debatte loszutreten. Für Carlshamre ist die Gesundheit der Frauen das Schlüsselargument für ein Verbot, wie es in Schweden seit 1999 gilt: „Diejenigen, die in der Prostitution ein Gewerbe wie jedes andere sehen wollen, müssen sich die Frage gefallen lassen: Wie wollen Sie mit diesen katastrophalen Folgen für die Gesundheit umgehen?“
Sie verweist darauf, dass Sexarbeiterinnen sehr viel anfälliger für körperliche und seelische Verletzungen seien, auch in Ländern, in denen sie sozial abgesichert sind. In Schweden sei der Menschenhandel mit Prostituierten seit dem Verbot deutlich zurückgegangen.
In Schweden riskiert jeder, der Sex-Dienste in Anspruch nimmt, 6 Monate Gefängnis. Die österreichische EU-Abgeordnete Christa Prets (SPÖ) findet Carlshamres Haltung „absurd“. „Man muss Sexarbeit als Sexarbeit anerkennen und die Betroffenen sozial so gut wie möglich absichern. Je mehr man die Prostituierten aus der Illegalität und der sozialen Diskriminierung herausholt, desto weniger Macht haben Zuhälter.“ Tatsächlich zeigen Untersuchungen, dass auch in Schweden der Trieb stärker ist als das Gesetz. Die Prostitution ist in den Untergrund abgetaucht.
Mittelweg
Auch Frauenministerin Doris Bures ist strikt gegen Verbote, sieht aber Handlungsbedarf in Österreich. Im Juni wird die Regierung einen Bericht über „Prostitution in Österreich“ präsentieren. Kernstück ist ein Maßnahmenkatalog mit konkreten Empfehlungen, wie Prostituierte über das Arbeits- und Sozialrecht abgesichert werden können. Eine volle Legalisierung wie in den Niederlanden ist in Österreich weiterhin nicht geplant. Für Bures ist das größte Problem in Österreich die Doppelmoral: „Der männliche Kunde wird als Weiberheld bewundert, während die Sexarbeiterin als Hure abgewertet wird.“
Angestellte?
Derzeit kann eine Prostituierte ihren Lohn nicht einklagen, auch ein Anstellungsverhältnis bleibt ihr verwährt. Ob eine Anstellung die Lösung wäre, diskutieren gerade Sozialarbeiter, Beamte und Experten der Wirtschafts- und der Arbeiterkammer.
Eine angestellte Sexarbeiterin wäre umfassend versichert, bis hin zur Pension. Im Krankheitsfall bekäme sie das Gehalt weiter, sie hätte Anspruch auf Urlaub sowie Mutterschutz.
Carlshamre kann diesem Mittelweg nichts abgewinnen: „Die Sexindustrie, ob legalisiert oder reguliert, ist an sich eine Form systematischer Gewalt gegen Frauen. Die Gewalt ist integraler Bestandteil der Dienstleistungen, die von Prostituierten im alltäglichen Geschäft erwartet werden.“
http://www.kurier.at/nachrichten/161857.php
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Ich würde dringend empfehlen, dass eine Sexworkerin einen Leserbrief dazu schreibt oder gar versucht, einen Kommentar unterzubringen. @Oberelfe, deine hervorragende Argumetation dazu weiter oben müsste nur ein wenig adaptiert werden, wie wäre es?
